×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

Frankenstein - Mary W. Shelley, 24. Kapitel - 06

24. Kapitel - 06

Seine Stimme erstickte in Schluchzen, und meine anfängliche Absicht, den Wunsch meines sterbenden Freundes zu erfüllen, wich einem seltsamen Gefühl von Neugierde und Mitleid. Ich näherte mich dem Unglücklichen, aber ich wagte es nicht ihn anzusehen, so sehr hatte mich sein erster Anblick bestürzt und entsetzt. Ich versuchte zu sprechen, aber die Worte wollten mir nicht über die Lippen. Unterdessen erging sich der Dämon in schrecklichen, wilden Selbstvorwürfen. Schließlich aber zwang ich mich doch, ihn anzureden: »Eure Reue kommt zu spät! Hättet Ihr früher auf die Stimme des Gewissens gehört, statt in sinnloser, blutiger Rache zu schwelgen, dann wäre Frankenstein heute noch unter den Lebenden.«

»Bilden Sie sich ein, glauben Sie wirklich,« erwiderte das Ungeheuer, »daß ich nicht besseren Regungen zugänglich war? Er,« dabei deutete es auf den Toten, »er litt nicht so viel wie ich, nicht den zehntausendsten Teil davon. Aber es drängte mich unaufhaltsam vorwärts auf der eingeschlagenen Bahn, trotzdem mich die Gewissensbisse unsäglich peinigten. Glauben Sie, daß mir das Geröchel Clervals Musik war? Mein Herz war geschaffen für Liebe und Mitleid und es litt schwer darunter, daß ich von einem grausamen Schicksal dazu verdammt ward, meinen Weg durch Blut und Tränen zu gehen.«

»Nach dem Tode Clervals kehrte ich in die Schweiz zurück, gebrochen und elend. Ich bemitleidete Frankenstein, und dieses Mitleid wurde zum Entsetzen, zum Entsetzen über mich selbst. Aber als ich bemerkte, daß er, der Urheber meines Lebens und damit meiner unbeschreiblichen Leiden, es wagte, an Erdenglück zu denken; daß er, der Schmerz und Verzweiflung über mich gebracht hatte, nun daran ging, Liebe und Seligkeiten zu genießen, die mir auf ewig versagt waren, da ergriff mich von neuem grimmiger Haß und brennender Rachedurst. Ich erinnerte mich meiner Drohung und beschloß, sie auch wahr zu machen. Ich wußte, daß ich mir selbst wieder neue Qualen schuf; aber ich war der Sklave meiner Leidenschaft, die ich selbst verabscheute, der ich aber gehorchen mußte. Wie, wenn sie stürbe, dann wäre mein Durst gestillt! Ich hatte alles Mitleid vergessen, ich unterdrückte meine Angst, um ganz in der Grausamkeit meiner Verzweiflung schwelgen zu können. Und von da an machte mir das Grausame Freude. Nachdem ich einmal so weit war, gab ich mich willenlos der Leidenschaft hin. Die Erfüllung meiner teuflischen Bestimmung ward mir eine Genugtuung. Und nun ist es zu Ende; hier liegt mein letztes Opfer.«

Zuerst rührten mich diese Ausbrüche seiner Reue, diese Schilderungen seines Elends; aber dann erinnerte ich mich dessen, was Frankenstein von der Beredsamkeit und dem bestechenden Wesen des Dämons mir gesagt hatte. Und als meine Blicke auf die irdischen Reste meines Freundes fielen, ergriff mich Groll und Haß. »Verfluchter,« sagte ich, »nun kommt Ihr und klagt über das Unheil, das Ihr angerichtet. Ihr habt eine brennende Fackel in das Haus geworfen, und nun sitzt Ihr auf den Trümmern und weint über die Zerstörung. Heuchlerischer Teufel! Wenn dieser hier wieder aufstünde, so würde er von neuem das Ziel eurer grausamen Rachsucht sein. Es ist nicht Mitleid, was Ihr fühlt; Ihr jammert nur darüber, daß euch euer Opfer aus den Krallen geglitten ist.«

»Nein, nein – so ist es nicht, wenn auch der Augenschein gegen mich spricht. Ich erhoffe mir jetzt keine Genossin mehr in meinem Elend, und Liebe wird mir nimmermehr zuteil werden. Ja, als ich noch gut war, sehnte ich mich danach, dadurch glücklich zu werden, daß ich selber glücklich machte. Aber mit der Güte ist es vorbei und die Hoffnung auf Glück hat sich in bittere Verzweiflung gewandelt, in der ich keines Mitgefühls mehr bedarf. Ich bin zufrieden, wenn ich mein Leid allein tragen kann; lange wird es ja ohnehin nicht mehr dauern. Einst schwoll mein Herz in stolzen Hoffnungen von Ruhm, Ehre und Freude. Ich war so töricht zu glauben, daß ich Wesen finden könnte, die, über meine äußerliche Häßlichkeit hinwegsehend, das Gute lieben würden, das ohne Zweifel in mir wohnte. Aus den lichten Höhen ward ich herabgestützt und das Verbrechen hat mich zum Tier gemacht. Keine Schuld, keine Missetat, keine Bosheit, keine Schlechtigkeit, die ich mir nicht zu eigen gemacht hätte. Wenn ich das gräßliche Register meiner Verbrechen im Geiste aufrolle, kann ich mich selbst nicht mehr erkennen. Aber es ist eben so: gefallene Engel werden zu Teufeln. Nur hat der Erzfeind Gottes und der Menschen Genossen seiner Schmach – und ich bin allein.«

»Sie, der Sie Frankenstein Ihren Freund nannten, scheinen über sein Unglück und meine Übeltaten unterrichtet zu sein. Aber mochte er Ihnen alles noch so eingehend erzählen, über die qualerfüllten Stunden, Tage und Monate, die ich durchleben mußte, gab er Ihnen wahrscheinlich ebensowenig Rechenschaft, wie sich selbst. Denn während ich sein Glück, seine Hoffnungen eine nach der anderen vernichtete, blieben meine eigenen Wünsche unbefriedigt. Sie brannten noch lichterloh in mir; immer noch sehnte ich mich nach einer Genossin, nach Liebe und Freundschaft. Lag darin nicht eine grausame Ungerechtigkeit? Warum bin ich der einzige Schuldige, da doch alle sich an mir versündigten? Warum hassen Sie denn nicht Felix, der den Armen mit Schlägen von seiner Schwelle vertrieb? Warum suchen Sie nicht den Bauern, der den Retter seines Kindes mit der Mordwaffe schwer verwundete? Nein, das sind reine, edle, makellose Wesen, und ich, der Unglückliche, Verlassene, bin eine Mißgeburt, die man stoßen und schlagen und treten darf. Noch heute kocht mein Blut, wenn ich dieser Ungerechtigkeit, dieser Schmach gedenke.«

»Ich weiß, ich bin ein Verbrecher. Ich habe liebliches, unschuldiges Leben hingemordet; ich habe die harmlosen Menschen gewürgt, während sie schliefen, und ihnen die Kehle zugedrückt, daß sie starben; und sie hatten doch weder mir noch anderen ein Leid getan. Ich habe mir geschworen gehabt, meinen Schöpfer, eine Zier seines Geschlechtes, einen lieben, anbetungswürdigen Menschen, dem Verderben zu weihen; ich habe ihn verfolgt bis an die Pforten des Todes. Hier liegt er nun, bleich und kalt und starr. Sie hassen mich, aber Ihr Haß, Ihr Abscheu kann lange nicht mit dem verglichen werden, den ich selbst gegen mich empfinde. Ich sehe die Hände an, die das Verruchte getan; ich höre das Herz klopfen, in dessen Tiefen die grausamen Pläne reiften, und ich sehne mich nach der Zeit, da diese Augen nicht mehr die blutigen Hände sehen und die düstren Gedanken schlafen gegangen sein werden.«

»Seien Sie unbesorgt; ich werde nicht länger mehr ein Werkzeug des Bösen sein. Meine Aufgabe ist nahezu vollendet. Weder Ihr Leben noch das eines anderen Menschen brauche ich mehr, um den Ring meiner Verbrechen zu schließen. Mein eigens Leben ist es, das zum Opfer fallen muß. Glauben Sie auch nicht, daß ich noch lange damit warten werde. Ich werde Ihr Schiff verlassen und mich auf meinem Schlitten dahin begeben, wo der Pol ins eisige Weltall hinausragt. Dort will ich mir aus den Trümmern meines Schlittens und aus angespülten Schiffsplanken einen Scheiterhaufen bauen und diesen elenden Leib verbrennen zu Asche, so daß kein sterbliches Auge mich mehr sieht; daß kein Verwegener aus meinen Überresten erraten kann, wie man solche Wesen schafft, wie ich eines bin. Ich werde sterben und frei werden von den namenlosen Qualen, die mir auf Erden beschieden waren. Auch er ist tot, der mich ins Leben rief, und dann wird die Erinnerung an uns bald erloschen sein. Nicht länger mehr darf ich in die Sonne und in die funkelnden Sterne schauen, nicht länger mehr den Hauch des Windes um die Wangen säuseln lassen. Licht, Gefühl und Denken werden dahinschwinden, und dieser Zustand des Nichtmehrseins ist meine Hoffnung. Vor einigen Jahren noch, als sich mir die Augen öffneten für die Schönheiten dieser Welt, als ich den wärmenden Strahl der Sommersonne empfand, das Rauschen der Blätter und das Singen der Vöglein vernahm, da wäre ich nur mit Schmerzen geschieden. Heute ist der Tod mein einziger Trost. Befleckt mit verabscheuungswürdigen Verbrechen, gepeitscht von wahnsinnigen Gewissensbissen, finde ich nirgends anders Ruhe.«

»Leben Sie wohl! Ich gehe von Ihnen, und Sie sind das letzte Menschenwesen, auf dem meine Augen ruhten. Schlafe sanft, Frankenstein. Wärest du noch am Leben und möchtest mich in deiner Rachsucht am bittersten quälen, dann gingest du an mir vorüber, ohne mich zu töten. Aber du wußtest nicht, daß du mir damit eine Wohltat erwiesen hättest. Du warst verflucht, aber die größeren Leiden hatte ich zu tragen; denn die Reue nagt an meinem Herzen und wird nicht eher ruhen, als bis dieses zu schlagen aufgehört hat.«

»Aber bald,« rief er mit feierlichem, ernsten Tone, »werde ich tot sein und das, was ich empfand, nicht mehr länger empfinden müssen. Und dann ist es vorbei mit diesen entsetzlichen Qualen. Jubelnd werde ich meinen Scheiterhaufen besteigen und mich freuen an den lodernden Flammen, die mich umzüngeln. Und die Flamme wird in sich zusammenbrechen und der brausende, frische Wind wird meine Asche weithin über das endlose Meer tragen. Ich werde Frieden finden; und wenn mein Geist noch weiter lebt und denkt, dann werden es andere Gedanken sein als die, die mir das Erdenleben verbittert haben. Lebt wohl!«

Rasch sprang er aus dem Fenster der Kajüte in den Kahn, der längsseits am Schiffe befestigt war. Die Wogen trugen ihn davon, immer weiter und weiter, bis er in der Dämmerung verschwand.


24. Kapitel - 06 Chapter 24 - 06 Bölüm 24 - 06

Seine Stimme erstickte in Schluchzen, und meine anfängliche Absicht, den Wunsch meines sterbenden Freundes zu erfüllen, wich einem seltsamen Gefühl von Neugierde und Mitleid. His voice choked with sobs, and my initial intention to fulfill my dying friend's wish gave way to a strange feeling of curiosity and pity. Ich näherte mich dem Unglücklichen, aber ich wagte es nicht ihn anzusehen, so sehr hatte mich sein erster Anblick bestürzt und entsetzt. Ich versuchte zu sprechen, aber die Worte wollten mir nicht über die Lippen. Unterdessen erging sich der Dämon in schrecklichen, wilden Selbstvorwürfen. Schließlich aber zwang ich mich doch, ihn anzureden: »Eure Reue kommt zu spät! Hättet Ihr früher auf die Stimme des Gewissens gehört, statt in sinnloser, blutiger Rache zu schwelgen, dann wäre Frankenstein heute noch unter den Lebenden.«

»Bilden Sie sich ein, glauben Sie wirklich,« erwiderte das Ungeheuer, »daß ich nicht besseren Regungen zugänglich war? "Do you imagine, do you really believe," replied the monster, "that I was not susceptible to better emotions? Er,« dabei deutete es auf den Toten, »er litt nicht so viel wie ich, nicht den zehntausendsten Teil davon. He," pointing to the dead man, "he didn't suffer as much as I did, not the ten thousandth part of it. Aber es drängte mich unaufhaltsam vorwärts auf der eingeschlagenen Bahn, trotzdem mich die Gewissensbisse unsäglich peinigten. But it pushed me relentlessly forward on the path I had taken, although the pangs of conscience tormented me unspeakably. Glauben Sie, daß mir das Geröchel Clervals Musik war? Do you think that rattling was Clerval's music to me? Mein Herz war geschaffen für Liebe und Mitleid und es litt schwer darunter, daß ich von einem grausamen Schicksal dazu verdammt ward, meinen Weg durch Blut und Tränen zu gehen.«

»Nach dem Tode Clervals kehrte ich in die Schweiz zurück, gebrochen und elend. Ich bemitleidete Frankenstein, und dieses Mitleid wurde zum Entsetzen, zum Entsetzen über mich selbst. I felt sorry for Frankenstein, and that pity turned into horror, horror at myself. Aber als ich bemerkte, daß er, der Urheber meines Lebens und damit meiner unbeschreiblichen Leiden, es wagte, an Erdenglück zu denken; daß er, der Schmerz und Verzweiflung über mich gebracht hatte, nun daran ging, Liebe und Seligkeiten zu genießen, die mir auf ewig versagt waren, da ergriff mich von neuem grimmiger Haß und brennender Rachedurst. But when I noticed that he, the originator of my life and thus of my indescribable suffering, dared to think of happiness on earth; that he, who had brought pain and despair upon me, now proceeded to enjoy love and bliss which had been denied me forever, fierce hatred and a burning thirst for revenge seized me anew. Ich erinnerte mich meiner Drohung und beschloß, sie auch wahr zu machen. Ich wußte, daß ich mir selbst wieder neue Qualen schuf; aber ich war der Sklave meiner Leidenschaft, die ich selbst verabscheute, der ich aber gehorchen mußte. I knew that I was creating new torments for myself again; but I was the slave of my passion, which I myself detested but had to obey. Wie, wenn sie stürbe, dann wäre mein Durst gestillt! How, if she died, would my thirst be quenched! Ich hatte alles Mitleid vergessen, ich unterdrückte meine Angst, um ganz in der Grausamkeit meiner Verzweiflung schwelgen zu können. I had forgotten all pity, I suppressed my fear in order to be able to revel in the cruelty of my despair. Und von da an machte mir das Grausame Freude. And from then on, cruelty made me happy. Nachdem ich einmal so weit war, gab ich mich willenlos der Leidenschaft hin. Once I got that far, I gave in to passion without will. Die Erfüllung meiner teuflischen Bestimmung ward mir eine Genugtuung. The fulfillment of my devilish destiny gave me satisfaction. Und nun ist es zu Ende; hier liegt mein letztes Opfer.«

Zuerst rührten mich diese Ausbrüche seiner Reue, diese Schilderungen seines Elends; aber dann erinnerte ich mich dessen, was Frankenstein von der Beredsamkeit und dem bestechenden Wesen des Dämons mir gesagt hatte. At first I was moved by these outbursts of remorse, these descriptions of his misery; but then I remembered what Frankenstein had told me about the demon's eloquence and captivating nature. Und als meine Blicke auf die irdischen Reste meines Freundes fielen, ergriff mich Groll und Haß. »Verfluchter,« sagte ich, »nun kommt Ihr und klagt über das Unheil, das Ihr angerichtet. 'Cursed,' I said, 'now you come and lament the mischief you have done. Ihr habt eine brennende Fackel in das Haus geworfen, und nun sitzt Ihr auf den Trümmern und weint über die Zerstörung. Heuchlerischer Teufel! Wenn dieser hier wieder aufstünde, so würde er von neuem das Ziel eurer grausamen Rachsucht sein. If this one rose again, he would again be the target of your cruel vengeance. Es ist nicht Mitleid, was Ihr fühlt; Ihr jammert nur darüber, daß euch euer Opfer aus den Krallen geglitten ist.« It is not pity that you feel; You only whine that your prey slipped from your claws.”

»Nein, nein – so ist es nicht, wenn auch der Augenschein gegen mich spricht. 'No, no - it's not like that, even if the evidence speaks against me. "Hayır, hayır - görünüşte aleyhimde konuşulsa bile öyle değil. Ich erhoffe mir jetzt keine Genossin mehr in meinem Elend, und Liebe wird mir nimmermehr zuteil werden. I no longer hope for a comrade in my misery, and love will never be granted to me. Ja, als ich noch gut war, sehnte ich mich danach, dadurch glücklich zu werden, daß ich selber glücklich machte. Yes, when I was good, I longed to be happy by making myself happy. Aber mit der Güte ist es vorbei und die Hoffnung auf Glück hat sich in bittere Verzweiflung gewandelt, in der ich keines Mitgefühls mehr bedarf. But the goodness is gone and the hope of happiness has turned to bitter despair, in which I no longer need sympathy. Ich bin zufrieden, wenn ich mein Leid allein tragen kann; lange wird es ja ohnehin nicht mehr dauern. Einst schwoll mein Herz in stolzen Hoffnungen von Ruhm, Ehre und Freude. Once my heart swelled with proud hopes of glory, honor and joy. Ich war so töricht zu glauben, daß ich Wesen finden könnte, die, über meine äußerliche Häßlichkeit hinwegsehend, das Gute lieben würden, das ohne Zweifel in mir wohnte. I was so foolish as to think that I could find beings who, looking beyond my outward ugliness, would love the good that no doubt dwelt within me. Aus den lichten Höhen ward ich herabgestützt und das Verbrechen hat mich zum Tier gemacht. I was held down from the clear heights and crime turned me into an animal. Keine Schuld, keine Missetat, keine Bosheit, keine Schlechtigkeit, die ich mir nicht zu eigen gemacht hätte. No guilt, no wrongdoing, no malice, no wickedness that I have not embraced. Wenn ich das gräßliche Register meiner Verbrechen im Geiste aufrolle, kann ich mich selbst nicht mehr erkennen. When I mentally unroll the horrid register of my crimes, I can no longer recognize myself. Aber es ist eben so: gefallene Engel werden zu Teufeln. Nur hat der Erzfeind Gottes und der Menschen Genossen seiner Schmach – und ich bin allein.« Only the archenemy of God and man has comrades in his shame - and I am alone."

»Sie, der Sie Frankenstein Ihren Freund nannten, scheinen über sein Unglück und meine Übeltaten unterrichtet zu sein. “You, who called Frankenstein your friend, seem to know about his misfortune and my misdeeds. Aber mochte er Ihnen alles noch so eingehend erzählen, über die qualerfüllten Stunden, Tage und Monate, die ich durchleben mußte, gab er Ihnen wahrscheinlich ebensowenig Rechenschaft, wie sich selbst. But no matter how detailed he told you everything, he probably gave you just as little an account of the torturous hours, days and months I had to live through as he did himself. Denn während ich sein Glück, seine Hoffnungen eine nach der anderen vernichtete, blieben meine eigenen Wünsche unbefriedigt. Sie brannten noch lichterloh in mir; immer noch sehnte ich mich nach einer Genossin, nach Liebe und Freundschaft. They still burned brightly in me; I still longed for a comrade, for love and friendship. Lag darin nicht eine grausame Ungerechtigkeit? Wasn't there a cruel injustice in that? Warum bin ich der einzige Schuldige, da doch alle sich an mir versündigten? Why am I the only culprit when everyone sinned against me? Warum hassen Sie denn nicht Felix, der den Armen mit Schlägen von seiner Schwelle vertrieb? Why don't you hate Felix, who drove the poor man from his threshold with blows? Warum suchen Sie nicht den Bauern, der den Retter seines Kindes mit der Mordwaffe schwer verwundete? Why don't you look for the farmer who badly wounded his child's rescuer with the murder weapon? Nein, das sind reine, edle, makellose Wesen, und ich, der Unglückliche, Verlassene, bin eine Mißgeburt, die man stoßen und schlagen und treten darf. Noch heute kocht mein Blut, wenn ich dieser Ungerechtigkeit, dieser Schmach gedenke.« Even today my blood boils when I think of this injustice, this disgrace.«

»Ich weiß, ich bin ein Verbrecher. Ich habe liebliches, unschuldiges Leben hingemordet; ich habe die harmlosen Menschen gewürgt, während sie schliefen, und ihnen die Kehle zugedrückt, daß sie starben; und sie hatten doch weder mir noch anderen ein Leid getan. I have murdered lovely innocent life; I have choked harmless people while they slept and squeezed their throats until they died; and yet they had done no harm to me or anyone else. Ich habe mir geschworen gehabt, meinen Schöpfer, eine Zier seines Geschlechtes, einen lieben, anbetungswürdigen Menschen, dem Verderben zu weihen; ich habe ihn verfolgt bis an die Pforten des Todes. I had sworn to myself to dedicate my Maker, an ornament of his race, a dear, adorable man, to perdition; I have pursued him to the gates of death. Hier liegt er nun, bleich und kalt und starr. Sie hassen mich, aber Ihr Haß, Ihr Abscheu kann lange nicht mit dem verglichen werden, den ich selbst gegen mich empfinde. You hate me, but your hate, your disgust, is far from being compared to what I feel for myself. Ich sehe die Hände an, die das Verruchte getan; ich höre das Herz klopfen, in dessen Tiefen die grausamen Pläne reiften, und ich sehne mich nach der Zeit, da diese Augen nicht mehr die blutigen Hände sehen und die düstren Gedanken schlafen gegangen sein werden.« I look at the hands that have done the wicked; I hear the beating heart in whose depths the cruel plans matured, and I long for the time when these eyes will no longer see the bloody hands and the gloomy thoughts will have gone to sleep."

»Seien Sie unbesorgt; ich werde nicht länger mehr ein Werkzeug des Bösen sein. Meine Aufgabe ist nahezu vollendet. Weder Ihr Leben noch das eines anderen Menschen brauche ich mehr, um den Ring meiner Verbrechen zu schließen. I no longer need your life or anyone else's to close the ring of my crimes. Mein eigens Leben ist es, das zum Opfer fallen muß. It is my own life that must fall victim. Glauben Sie auch nicht, daß ich noch lange damit warten werde. Ich werde Ihr Schiff verlassen und mich auf meinem Schlitten dahin begeben, wo der Pol ins eisige Weltall hinausragt. I will leave your ship and go on my sled to where the pole juts out into the icy space. Dort will ich mir aus den Trümmern meines Schlittens und aus angespülten Schiffsplanken einen Scheiterhaufen bauen und diesen elenden Leib verbrennen zu Asche, so daß kein sterbliches Auge mich mehr sieht; daß kein Verwegener aus meinen Überresten erraten kann, wie man solche Wesen schafft, wie ich eines bin. There I will build myself a pyre from the ruins of my sleigh and from the planks of the ship washed ashore, and burn this miserable body to ashes, so that no mortal eye can see me any more; that no bold one can guess from my remains how to create such beings as I am. Ich werde sterben und frei werden von den namenlosen Qualen, die mir auf Erden beschieden waren. I will die and be free from the nameless torments that were destined for me on earth. Auch er ist tot, der mich ins Leben rief, und dann wird die Erinnerung an uns bald erloschen sein. Nicht länger mehr darf ich in die Sonne und in die funkelnden Sterne schauen, nicht länger mehr den Hauch des Windes um die Wangen säuseln lassen. I can no longer look at the sun and the twinkling stars, no longer let the breeze caress my cheeks. Licht, Gefühl und Denken werden dahinschwinden, und dieser Zustand des Nichtmehrseins ist meine Hoffnung. Vor einigen Jahren noch, als sich mir die Augen öffneten für die Schönheiten dieser Welt, als ich den wärmenden Strahl der Sommersonne empfand, das Rauschen der Blätter und das Singen der Vöglein vernahm, da wäre ich nur mit Schmerzen geschieden. A few years ago, when I opened my eyes to the beauties of this world, when I felt the warming rays of the summer sun, heard the rustling of the leaves and the singing of the little birds, I would only have been parted with pain. Heute ist der Tod mein einziger Trost. Befleckt mit verabscheuungswürdigen Verbrechen, gepeitscht von wahnsinnigen Gewissensbissen, finde ich nirgends anders Ruhe.«

»Leben Sie wohl! Ich gehe von Ihnen, und Sie sind das letzte Menschenwesen, auf dem meine Augen ruhten. Schlafe sanft, Frankenstein. Wärest du noch am Leben und möchtest mich in deiner Rachsucht am bittersten quälen, dann gingest du an mir vorüber, ohne mich zu töten. If you were still alive and would like to torment me most bitterly in your thirst for revenge, you would pass me by without killing me. Aber du wußtest nicht, daß du mir damit eine Wohltat erwiesen hättest. But you didn't know that you had done me a favor by doing so. Du warst verflucht, aber die größeren Leiden hatte ich zu tragen; denn die Reue nagt an meinem Herzen und wird nicht eher ruhen, als bis dieses zu schlagen aufgehört hat.« You were cursed, but the greater sufferings I had to bear; for remorse gnaws at my heart, and will not rest until it has stopped beating.”

»Aber bald,« rief er mit feierlichem, ernsten Tone, »werde ich tot sein und das, was ich empfand, nicht mehr länger empfinden müssen. Und dann ist es vorbei mit diesen entsetzlichen Qualen. Jubelnd werde ich meinen Scheiterhaufen besteigen und mich freuen an den lodernden Flammen, die mich umzüngeln. Rejoicing I will mount my pyre and rejoice in the blazing flames that lick around me. Und die Flamme wird in sich zusammenbrechen und der brausende, frische Wind wird meine Asche weithin über das endlose Meer tragen. Ich werde Frieden finden; und wenn mein Geist noch weiter lebt und denkt, dann werden es andere Gedanken sein als die, die mir das Erdenleben verbittert haben. Lebt wohl!«

Rasch sprang er aus dem Fenster der Kajüte in den Kahn, der längsseits am Schiffe befestigt war. Die Wogen trugen ihn davon, immer weiter und weiter, bis er in der Dämmerung verschwand.