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Der Schatz von Franchard - Robert Louis Stevenson, Zweites Kapitel - Eine Morgenunterhaltung - 02

Zweites Kapitel - Eine Morgenunterhaltung - 02

Doktor Desprez nahm auf dem gegenüberliegenden Pfosten Platz. Er fing an, der Unterhaltung Interesse abzugewinnen, denn es war klar, daß der Junge vor dem Reden nachdachte und daß er wahrheitsgemäß zu antworten suchte. »Es scheint also, daß du Geschmack am Gutsein findest«, sagte der Doktor. »Darin gibst du mir allerdings ein Rätsel auf; denn ich dachte, du sagtest, du seist ein Dieb; und beides ist unvereinbar.«

»Ist Stehlen denn so schlimm?« fragte Jean-Marie.

»Es gilt im allgemeinen dafür, mein Jungchen«, erwiderte der Doktor.

»Nein; ich meine, so wie ich gestohlen habe«, erklärte der andere. »Ich konnte ja gar nicht anders. Ich meine, es ist doch recht, Brot zu haben; es muß doch recht sein, weil man es so entbehrt, wenn man es nicht hat. Dann haben sie mich auch schrecklich geschlagen, wenn ich ohne etwas heimkam«, fügte er hinzu. »Ich wußte schon, was gut und böse ist; vordem hat mich ein Priester ganz genau unterrichtet, und er war sehr gut zu mir.« (Der Doktor schnitt bei dem Ausdruck »Priester« eine gräßliche Fratze.) »Es schien mir etwas ganz anderes zu sein, wenn man nichts zu essen hat und dafür geschlagen wird. Ich hätte ja, glaube ich, keinen Kuchen gestohlen; aber Bäckerbrot hätte doch jeder genommen.«

»Und dann,« sagte der Doktor mit immer höhnischerer Grimasse, »hast du vermutlich Gott um Verzeihung gebeten und ihm den Fall haarklein auseinandergesetzt.«

»Warum denn, Herr?« fragte Jean-Marie. »Ich verstehe Sie nicht.«

»Dein Priester würde mich schon verstehen«, entgegnete Desprez.

»Meinen Sie?« fragte, zum erstenmal beunruhigt, der Junge. »Ich glaubte immer, Gott wüßte Bescheid.«

»Was?« knurrte bissig der Doktor.

»Ich glaubte immer, Gott würde mich verstehen«, versetzte der andere. »Sie verstehen mich, wie ich sehe, nicht; aber Gott hat mir doch den Gedanken eingegeben, nicht wahr?«

»Jungchen, Jungchen,« sagte Doktor Desprez, »habe ich dir nicht gesagt, daß du die Laster der Philosophen besaßest; wenn du obendrein noch ihre Tugenden zeigst, so muß ich gehen. Ich bin Studierender der göttlichen Lehren der Gesundheit, ein Beobachter der schlichten und mäßigen Natur auf ihren täglichen Gängen, und ich bin außerstande, in Gegenwart eines Ungeheuers meinen Gleichmut zu bewahren. Hast du mich verstanden?«

»Nein, Herr«, sagte der Junge.

»Ich will dir klarmachen, was ich meine«, entgegnete der Doktor. »Betrachte einmal den Himmel – zuerst dort hinter dem Glockenturm, wo er so licht ist, dann höher und immer höher – beug nur den Kopf ganz zurück – bis an den Scheitelpunkt der Kuppel, –wo sie schon blau wie am Mittag ist. Ist das nicht eine schöne Farbe? Erfreut sie nicht das Herz? Wir haben sie unser Leben lang gesehen, bis sie uns zur Gewohnheit geworden ist. Jetzt«, in einen anderen Ton fallend, »nimm einmal an, der Himmel würde plötzlich glühend und grell bernsteinfarben, wie lebendige Kohlen, und am Scheitelpunkt scharlachrot – ich will nicht sagen, daß er weniger schön wäre; aber würde er dir so gut gefallen?«

»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Jean-Marie.

»Ebensowenig kann ich dich leiden«, entgegnete schroff der Doktor. »Ich hasse alle merkwürdigen Menschen, und du bist der seltsamste kleine Junge von der Welt.« Jean-Marie schien eine Weile tief nachzudenken, hob dann den Kopf und sah den Doktor mit einem Blick aufrichtiger Wißbegierde an. »Sind Sie denn aber nicht auch ein recht seltsamer Herr?« fragte er.

Der Doktor warf seinen Stock weg, sprang auf den Jungen zu, drückte ihn an die Brust und küßte ihn auf beide Wangen. »Göttlicher, göttlicher Schlingel!« schrie er. »Welch ein Morgen, welch eine Stunde für einen zweiundvierzigjährigen Theoretiker! Nein,« fuhr er zum Himmel gewendet fort, »ich wußte nicht, daß solche Jungen existieren; ich ahnte nicht, daß ihresgleichen erschaffen waren; ich zweifelte an meiner Rasse, – und jetzt! Es ist,« fügte er hinzu und hob den Stock auf, »es ist, als hätten sich zwei Liebende gefunden. Ich habe in einem Augenblick der Begeisterung meinen Lieblingsstock beschädigt. Der Schaden ist jedoch gering.« Er entdeckte, daß der Junge ihn offensichtlich erstaunt, verlegen und erschrocken anblickte. »Hallo!« sagte er, »warum siehst du mich so an? Donnerwetter, ich glaube gar, der Junge verachtet mich. Verachtest du mich. Junge?«

»Ach nein«, erwiderte ernsthaft Jean-Marie; »ich verstehe nur nicht.«

»Sie müssen mich entschuldigen, Herr«, entgegnete gesetzt der Doktor, »ich bin ja noch so jung. Hol' ihn der Teufel!« fügte er zu sich selbst hinzu, begab sich wieder aus seinen Platz und beobachtete den Jungen ironisch. »Er hat mir meine Morgenruhe gestört«, dachte er. »Ich werde den ganzen Tag über nervös sein und mir während der Verdauung ein Fieberchen holen. Fassen wir uns!« Damit wandte er sich mit einiger Willensanstrengung, in der er sich seit langem geübt hatte, von dem ab, was ihn beschäftigte, und ließ seine Seele in beschaulicher Betrachtung des Morgens in die Ferne schweifen. Kritisch sog er die Luft ein, wie ein Kenner den Wein, und atmete sie langsam mit hygienischem Behagen wieder aus. Er zählte die Wölkchen am Himmel und tat es den Vögeln nach, die um den Kirchturm kreisten. In weitem Bogen schossen die Gedanken zum Himmel, verharrten ein Weilchen in der Schwebe, schlugen in der Phantasie luftige Purzelbäume oder regten im Winde die imaginären Flügel. Und so gewann er den Frieden der Seele und seine animalische Ruhe zurück, ward sich seiner Glieder, seiner Augen bewußt, bewußt, daß die Luft sich kühl wie eine Frucht an seinen Gaumen legte, und begann schließlich vollkommen entzückt zu singen. Der Doktor kannte nur eine einzige Melodie: ›Marlborough s'en va-t-en guerre‹, und auch mit der stand er auf reinem Grußfuß. Seine musikalischen Exkursionen waren daher stets nur Momenten der Einsamkeit und vollkommenen Glücks vorbehalten.

Ein schmerzlicher Ausdruck auf dem Gesichte des Jungen rief ihn unvermittelt zur Erde zurück. »Was hältst du von meinem Singen?« fragte er, mitten in einer Zeile innehaltend, und wiederholte, nachdem er eine Weile vergeblich auf Antwort gewartet hatte, gebieterisch: »Was hältst du davon?«

»Es gefällt mir nicht«, stammelte Jean-Marie.

»Na, Na!« rief der Doktor. »Kannst du etwa selber singen?«

»Besser als das schon«, antwortete der Junge.

Der Doktor starrte ihn einen Augenblick versteinert an. Er fühlte, daß er sich ärgerte, mußte über sieh selbst erröten und wurde folglich noch ärgerlicher. »Wenn das die Art ist, in der du mit deinem Herrn redest!« meinte er schließlich achselzuckend und gestikulierend.

»Mit ihm rede ich überhaupt nicht«, erwiderte der Junge. »Ich mag ihn nicht leiden.«

»Mich magst du also leiden?« versetzte Doktor Desprez bissig und mit ungewöhnlichem Eifer.

»Ich weiß nicht«, antwortete Jean-Marie.

Der Doktor erhob sich. »Ich wünsche dir guten Morgen«, sagte er. »Du bist zuviel für mich. Vielleicht hast du Blut in den Adern, vielleicht himmlischen Chor, vielleicht kreist auch nichts Gröberes als respirable Luft in dir. Von einem bin ich jedenfalls unauslöschlich überzeugt: du bist kein menschliches Wesen. Nein, Junge,« – er drohte ihm mit dem Stock – »ein menschliches Wesen bist du nicht. Merke es dir, grab es in dein Gedächtnis ein. – Ich bin kein menschliches Wesen, habe keinen Anspruch darauf, ein menschliches Wesen zu sein – ich bin ein Traum, ein Engel, ein Akrostichon, ein Wahngebilde, kurz, was du willst, nur kein menschliches Wesen. Und hiermit genehmige meinen untertänigsten Gruß und gehab dich wohl!«

Mit diesen Worten machte sich der Doktor in nicht gelinder Aufregung die Straße hinab und davon, und ließ den Jungen innerlich starr vor Staunen zurück.


Zweites Kapitel - Eine Morgenunterhaltung - 02 Second chapter - A morning conversation - 02 Hoofdstuk Twee - Een Ochtendgesprek - 02 Capítulo Dois - Uma conversa matinal - 02 Kapitel två - Ett morgonsamtal - 02

Doktor Desprez nahm auf dem gegenüberliegenden Pfosten Platz. Er fing an, der Unterhaltung Interesse abzugewinnen, denn es war klar, daß der Junge vor dem Reden nachdachte und daß er wahrheitsgemäß zu antworten suchte. »Es scheint also, daß du Geschmack am Gutsein findest«, sagte der Doktor. »Darin gibst du mir allerdings ein Rätsel auf; denn ich dachte, du sagtest, du seist ein Dieb; und beides ist unvereinbar.«

»Ist Stehlen denn so schlimm?« fragte Jean-Marie.

»Es gilt im allgemeinen dafür, mein Jungchen«, erwiderte der Doktor.

»Nein; ich meine, so wie ich gestohlen habe«, erklärte der andere. »Ich konnte ja gar nicht anders. Ich meine, es ist doch recht, Brot zu haben; es muß doch recht sein, weil man es so entbehrt, wenn man es nicht hat. Dann haben sie mich auch schrecklich geschlagen, wenn ich ohne etwas heimkam«, fügte er hinzu. »Ich wußte schon, was gut und böse ist; vordem hat mich ein Priester ganz genau unterrichtet, und er war sehr gut zu mir.« (Der Doktor schnitt bei dem Ausdruck »Priester« eine gräßliche Fratze.) »Es schien mir etwas ganz anderes zu sein, wenn man nichts zu essen hat und dafür geschlagen wird. Ich hätte ja, glaube ich, keinen Kuchen gestohlen; aber Bäckerbrot hätte doch jeder genommen.«

»Und dann,« sagte der Doktor mit immer höhnischerer Grimasse, »hast du vermutlich Gott um Verzeihung gebeten und ihm den Fall haarklein auseinandergesetzt.«

»Warum denn, Herr?« fragte Jean-Marie. »Ich verstehe Sie nicht.«

»Dein Priester würde mich schon verstehen«, entgegnete Desprez.

»Meinen Sie?« fragte, zum erstenmal beunruhigt, der Junge. »Ich glaubte immer, Gott wüßte Bescheid.«

»Was?« knurrte bissig der Doktor.

»Ich glaubte immer, Gott würde mich verstehen«, versetzte der andere. »Sie verstehen mich, wie ich sehe, nicht; aber Gott hat mir doch den Gedanken eingegeben, nicht wahr?«

»Jungchen, Jungchen,« sagte Doktor Desprez, »habe ich dir nicht gesagt, daß du die Laster der Philosophen besaßest; wenn du obendrein noch ihre Tugenden zeigst, so muß ich gehen. Ich bin Studierender der göttlichen Lehren der Gesundheit, ein Beobachter der schlichten und mäßigen Natur auf ihren täglichen Gängen, und ich bin außerstande, in Gegenwart eines Ungeheuers meinen Gleichmut zu bewahren. Hast du mich verstanden?«

»Nein, Herr«, sagte der Junge.

»Ich will dir klarmachen, was ich meine«, entgegnete der Doktor. »Betrachte einmal den Himmel – zuerst dort hinter dem Glockenturm, wo er so licht ist, dann höher und immer höher – beug nur den Kopf ganz zurück – bis an den Scheitelpunkt der Kuppel, –wo sie schon blau wie am Mittag ist. Ist das nicht eine schöne Farbe? Erfreut sie nicht das Herz? Wir haben sie unser Leben lang gesehen, bis sie uns zur Gewohnheit geworden ist. Jetzt«, in einen anderen Ton fallend, »nimm einmal an, der Himmel würde plötzlich glühend und grell bernsteinfarben, wie lebendige Kohlen, und am Scheitelpunkt scharlachrot – ich will nicht sagen, daß er weniger schön wäre; aber würde er dir so gut gefallen?«

»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Jean-Marie.

»Ebensowenig kann ich dich leiden«, entgegnete schroff der Doktor. »Ich hasse alle merkwürdigen Menschen, und du bist der seltsamste kleine Junge von der Welt.« Jean-Marie schien eine Weile tief nachzudenken, hob dann den Kopf und sah den Doktor mit einem Blick aufrichtiger Wißbegierde an. »Sind Sie denn aber nicht auch ein recht seltsamer Herr?« fragte er.

Der Doktor warf seinen Stock weg, sprang auf den Jungen zu, drückte ihn an die Brust und küßte ihn auf beide Wangen. »Göttlicher, göttlicher Schlingel!« schrie er. »Welch ein Morgen, welch eine Stunde für einen zweiundvierzigjährigen Theoretiker! Nein,« fuhr er zum Himmel gewendet fort, »ich wußte nicht, daß solche Jungen existieren; ich ahnte nicht, daß ihresgleichen erschaffen waren; ich zweifelte an meiner Rasse, – und jetzt! Es ist,« fügte er hinzu und hob den Stock auf, »es ist, als hätten sich zwei Liebende gefunden. Ich habe in einem Augenblick der Begeisterung meinen Lieblingsstock beschädigt. Der Schaden ist jedoch gering.« Er entdeckte, daß der Junge ihn offensichtlich erstaunt, verlegen und erschrocken anblickte. »Hallo!« sagte er, »warum siehst du mich so an? Donnerwetter, ich glaube gar, der Junge verachtet mich. Verachtest du mich. Junge?«

»Ach nein«, erwiderte ernsthaft Jean-Marie; »ich verstehe nur nicht.«

»Sie müssen mich entschuldigen, Herr«, entgegnete gesetzt der Doktor, »ich bin ja noch so jung. Hol' ihn der Teufel!« fügte er zu sich selbst hinzu, begab sich wieder aus seinen Platz und beobachtete den Jungen ironisch. »Er hat mir meine Morgenruhe gestört«, dachte er. »Ich werde den ganzen Tag über nervös sein und mir während der Verdauung ein Fieberchen holen. Fassen wir uns!« Damit wandte er sich mit einiger Willensanstrengung, in der er sich seit langem geübt hatte, von dem ab, was ihn beschäftigte, und ließ seine Seele in beschaulicher Betrachtung des Morgens in die Ferne schweifen. Kritisch sog er die Luft ein, wie ein Kenner den Wein, und atmete sie langsam mit hygienischem Behagen wieder aus. Er zählte die Wölkchen am Himmel und tat es den Vögeln nach, die um den Kirchturm kreisten. In weitem Bogen schossen die Gedanken zum Himmel, verharrten ein Weilchen in der Schwebe, schlugen in der Phantasie luftige Purzelbäume oder regten im Winde die imaginären Flügel. Thoughts shot up to the sky in a wide arc, hovered for a while, turned airy somersaults in the imagination or flapped imaginary wings in the wind. Und so gewann er den Frieden der Seele und seine animalische Ruhe zurück, ward sich seiner Glieder, seiner Augen bewußt, bewußt, daß die Luft sich kühl wie eine Frucht an seinen Gaumen legte, und begann schließlich vollkommen entzückt zu singen. Y así recobró la paz de su alma y su calma animal, fue consciente de sus miembros, de sus ojos, consciente de que el aire era fresco como una fruta en su paladar, y finalmente empezó a cantar con total deleite. Der Doktor kannte nur eine einzige Melodie: ›Marlborough s'en va-t-en guerre‹, und auch mit der stand er auf reinem Grußfuß. El doctor sólo conocía una melodía: 'Marlborough s'en va-t-en guerre', e incluso con eso estaba en un puro pie de saludo. Seine musikalischen Exkursionen waren daher stets nur Momenten der Einsamkeit und vollkommenen Glücks vorbehalten. Por ello, sus excursiones musicales sólo se reservaban para momentos de soledad y perfecta felicidad.

Ein schmerzlicher Ausdruck auf dem Gesichte des Jungen rief ihn unvermittelt zur Erde zurück. »Was hältst du von meinem Singen?« fragte er, mitten in einer Zeile innehaltend, und wiederholte, nachdem er eine Weile vergeblich auf Antwort gewartet hatte, gebieterisch: »Was hältst du davon?« "¿Qué te parece mi forma de cantar?", preguntó haciendo una pausa en mitad de una línea, y tras esperar un rato en vano una respuesta, repitió imperiosamente: "¿Qué te parece?".

»Es gefällt mir nicht«, stammelte Jean-Marie.

»Na, Na!« rief der Doktor. »Kannst du etwa selber singen?«

»Besser als das schon«, antwortete der Junge.

Der Doktor starrte ihn einen Augenblick versteinert an. Er fühlte, daß er sich ärgerte, mußte über sieh selbst erröten und wurde folglich noch ärgerlicher. »Wenn das die Art ist, in der du mit deinem Herrn redest!« meinte er schließlich achselzuckend und gestikulierend.

»Mit ihm rede ich überhaupt nicht«, erwiderte der Junge. »Ich mag ihn nicht leiden.«

»Mich magst du also leiden?« versetzte Doktor Desprez bissig und mit ungewöhnlichem Eifer.

»Ich weiß nicht«, antwortete Jean-Marie.

Der Doktor erhob sich. »Ich wünsche dir guten Morgen«, sagte er. »Du bist zuviel für mich. Vielleicht hast du Blut in den Adern, vielleicht himmlischen Chor, vielleicht kreist auch nichts Gröberes als respirable Luft in dir. Von einem bin ich jedenfalls unauslöschlich überzeugt: du bist kein menschliches Wesen. Nein, Junge,« – er drohte ihm mit dem Stock – »ein menschliches Wesen bist du nicht. Merke es dir, grab es in dein Gedächtnis ein. – Ich bin kein menschliches Wesen, habe keinen Anspruch darauf, ein menschliches Wesen zu sein – ich bin ein Traum, ein Engel, ein Akrostichon, ein Wahngebilde, kurz, was du willst, nur kein menschliches Wesen. Und hiermit genehmige meinen untertänigsten Gruß und gehab dich wohl!«

Mit diesen Worten machte sich der Doktor in nicht gelinder Aufregung die Straße hinab und davon, und ließ den Jungen innerlich starr vor Staunen zurück.