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Der Schatz von Franchard - Robert Louis Stevenson, Sechstes Kapitel - Eine Kriminaluntersuchung - 03

Sechstes Kapitel - Eine Kriminaluntersuchung - 03

Aber an Stelle einer Antwort oder dergleichen brach Jean-Marie in elendigliches Geheul aus und floh aus der Laube. Anastasie fand, ehe sie dem Opfer nachsetzte, um es einzufangen und zu trösten, noch Zeit, einen parthischen Pfeil zu entsenden – »Casimir, du bist ein brutaler Mensch!«

»Mein Bruder,« sagte Desprez mit unübertrefflicher Würde, »du nimmst dir da Freiheiten heraus ...«

»Desprez,« unterbrach ihn Casimir, »um Himmels willen, zeige dich mal als Weltmann. Du telegraphierst mir, mein Geschäft im Stich zu lassen und hierher zu kommen, um eins für dich zu erledigen. Ich komme, frage nach dem Geschäft und du sagst: ›Finde mir diesen Dieb!‹ Nun, ich finde ihn; ich sage ›Das ist er!‹ Es mag dir vielleicht nicht behagen, aber du hast kein Recht, darüber beleidigt zu sein.«

»Nun,« entgegnete der Doktor, »ich will dir das zugeben; ich will dir sogar für deinen unangebrachten Eifer danken. Aber deine Hypothese ist so ungeheuerlich...«

»Hör an,« unterbrach ihn Casimir von neuem. »Bist du oder Stasie es gewesen?«

»Ganz entschieden nicht,« war des Doktors Antwort.

»Nun gut, dann war es der Junge. Reden wir nicht weiter davon,« sagte der Schwager und holte seine Zigarrentasche hervor.

»Ich möchte nur noch das eine sagen,« versetzte Desprez; »wenn jener Junge käme und es selbst behauptete, würde ich ihm nicht glauben. Und wenn ich ihm glaubte, so grenzenlos ist mein Vertrauen, ich würde folgern, daß er es zum Guten getan hat.«

»Schön, schön,« meinte Casimir nachsichtig. »Hast du Feuer? Ich muß jetzt gehen. Übrigens wollte ich, ihr erlaubtet mir, eure Türkenrente für euch verkaufen. Ich habe dir ja schon lange gesagt, daß sie eines Tages zum Teufel gehen wird. Ich sage es dir heute noch einmal. Ja, zum Teil bin ich eigens deswegen zu euch gekommen. Du hast meinen Brief nie beantwortet, – eine ganz unverzeihliche Angewohnheit.«

»Mein guter Bruder,« entgegnete liebenswürdigst der Doktor, »ich habe deine Geschäftstüchtigkeit niemals geleugnet, aber ich sehe auch ihre Grenzen.«

»Zum Donnerwetter noch mal, mein Freund, ich gebe dir das Kompliment zurück,« versetzte der Mann der Geschäfte. »Deine Grenze besteht darin, total unvernünftig zu sein.«

»Bemerke bitte unsere relativ verschiedene Haltung,« erwiderte lächelnd der Doktor. »Du glaubst durch dick und dünn nur an eines einzigen Menschen Urteil – das deinige. Ich hege die gleiche Ansieht, aber kritisch, und mit offenen Augen. Welcher ist nun der Vernünftigere? – Die Entscheidung überlasse ich dir.«

»Mein lieber Desprez!« rief Casimir, »bleib bei deinen Türken, bleib bei deinem Stalljungen, geh in allen Dingen auf deine private Manier zum Teufel und bleibe dort. Aber komm mir nicht mit der Logik – ich halte das nicht aus. Und damit gehab dich wohl. Bei dem, was ich ausgerichtet habe, hätte ich genau so gut wegbleiben können. Sag in meinem Namen Stasie Adieu, sag meinetwegen auch dem mürrischen Stalljungen Adieu, wenn du drauf bestehen solltest. Ich mache mich aus dem Staube.«

Und Casimir ging. An jenem Abend analysierte der Doktor vor Anastasie seinen Charakter. »Das eine hat er wenigstens aus seiner langen Bekanntschaft mit deinem Gatten gelernt, meine Schönste,« sagte er, »das Wort Logik. Das glänzt in seinem Vokabularium wie ein Juwel in einem Müllhaufen. Und trotzdem gebraucht er es fortwährend falsch. Denn du wirst bemerkt haben, daß er es gleichsam im Spott anwendet, im Sinne von Zungendrescherei, womit er andeuten will, daß ich quasi zur Sophistik neige. Armer Kerl! Was nun sein Verhalten gegen Jean-Marie anbetrifft, so muß man ihm seine Grausamkeit verzeihen – sie liegt nicht in seiner Natur, sondern in der Natur seines Lebens. Ein Mensch, der mit Geld zu tun hat, ist ein verlorener Mensch, meine Liebe.«

Bei Jean-Marie ging der Versöhnungsprozeß etwas langsamer. Anfänglich war er untröstlich, wollte durchaus fort von der Familie, verfiel aus einem Weinkrampf in den anderen, und erst nachdem Anastasie sich über eine Stunde mit ihm eingeschlossen hatte, kam sie wieder zum Vorschein, suchte den Doktor auf und berichtete ihm mit Tränen in den Augen das Vorgefallene.

»Anfangs, lieber Mann, wollte er von nichts wissen,« sagte sie. »Stell dir nur vor, wenn er uns verlassen hätte! Was wäre daneben der Schatz gewesen! Der abscheuliche Schatz, er ist an allem schuld! Endlich, nachdem er sich das Herz aus dem Leibe geschluchzt hatte, willigte er ein, zu bleiben, unter einer Bedingung, – daß wir nie wieder die Sache vor ihm erwähnen, – diesen schändlichen Verdacht und auch nicht einmal den Diebstahl. Nur unter dieser Bedingung will der arme, grausame Junge einwilligen, bei seinen Freunden zu bleiben.«

»Aber dieses Verbot,« sagte der Doktor, »dieses Embargo – kann, kann sich doch nicht auch auf mich beziehen?«

»Auf uns alle,« versicherte Anastasie.

»Mein Liebling,« protestierte Desprez, »du mußt ihn mißverstanden haben. Es kann sich nicht auch auf mich beziehen. Er würde doch ganz natürlich zu mir kommen.«

»Henri,« sagte sie, »es tut es doch; ich schwöre es dir, daß das der Fall ist.«

»Das ist ein schmerzlicher, ein höchst schmerzlicher Umstand,« sagte der Doktor, ein wenig finster blickend. »Ich kann nicht verhehlen, Anastasie, daß ich mit Recht verletzt bin. Es geht mir nahe, liebe Frau, sehr nahe.«

»Ich wußte, daß es so kommen würde,« sagte sie. »Aber hättest du nur seinen Kummer gesehen! Wir müssen auf ihn Rücksicht nehmen, müssen ihm unsere Gefühle zum Opfer bringen.«

»Ich hoffe, meine Liebe, du hast mich noch niemals einem Opfer abgeneigt gefunden,« meinte der Doktor äußerst steif.

»Du erlaubst mir also, ihm zu sagen, daß du eingewilligt hast? Das sieht deinem edlen Charakter ähnlich,« rief sie.

In der Tat! So war es! Das sah er sofort ein. Gleich stieg seine Laune, sie triumphierte bei dem Gedanken.

»Geh, mein Liebling,« sagte er edelmütig. »Das Thema ist zwischen uns begraben; mehr noch – ich werde mir Mühe geben – meinen Willen habe ich an derartige Anstrengungen gewöhnt – und die Sache ist vergessen.«

Kurz daraus erschien Jean-Marie in tödlicher Verlegenheit und mit geschwollenen Augen, und machte sich ostentativ an seine Arbeit. Von denen, die sich an jenem Abend zu Tische setzten, war er der einzig Unglückliche. Der Doktor strahlte förmlich. Dem Schatze sang er, wie folgt, das Requiem:

»Im großen und ganzen,« sagte er, »ist diese ganze Episode höchst amüsant gewesen. Wir sind um keinen Pfennig ärmer geworden, im Gegenteil, wir haben enorm gewonnen. Unsere Philosophie wurde in Bewegung gesetzt; etwas von der Schildkröte ist auch noch übrig geblieben – von dieser bekömmlichsten aller Delikatessen; ich habe meinen Stock, Anastasie ihr neues Kleid, Jean-Marie ist der glückliche Besitzer eines schicken Käppi. Außerdem gab es gestern abend ein Gläschen Hermitage; sein Feuer durchglüht mich noch immer. Ich fing an, in bezug auf den Hermitage geradezu geizig zu werden, geizig, sage ich. Laßt mich den Wink beherzigen: eine Flasche tranken wir, um das Auftauchen unseres visionären Reichtums zu feiern; die zweite Flasche soll uns über sein Verschwinden trösten. Die dritte dediziere ich hiermit Jean-Marie zu seiner Hochzeit.«

Sechstes Kapitel - Eine Kriminaluntersuchung - 03 Sixth Chapter - A Criminal Investigation - 03 Capítulo Seis - Una investigación criminal - 03 Capítulo VI - Uma investigação criminal - 03 Kapitel sex - En brottsutredning - 03 第六章 - 刑事调查 - 03

Aber an Stelle einer Antwort oder dergleichen brach Jean-Marie in elendigliches Geheul aus und floh aus der Laube. But instead of a response or the like, Jean-Marie broke out into wailing misery and fled from the arbor. Anastasie fand, ehe sie dem Opfer nachsetzte, um es einzufangen und zu trösten, noch Zeit, einen parthischen Pfeil zu entsenden – »Casimir, du bist ein brutaler Mensch!« Before pursuing the victim to capture and console it, Anastasie found time to send a parting shot - "Casimir, you are a brutal person!"

»Mein Bruder,« sagte Desprez mit unübertrefflicher Würde, »du nimmst dir da Freiheiten heraus ...« "My brother," Desprez said with incomparable dignity, "you are taking liberties there…"

»Desprez,« unterbrach ihn Casimir, »um Himmels willen, zeige dich mal als Weltmann. "Desprez," Casimir interrupted, "for heaven's sake, show yourself as a man of the world for once." Du telegraphierst mir, mein Geschäft im Stich zu lassen und hierher zu kommen, um eins für dich zu erledigen. You telegraphed me to leave my business and come here to do something for you. Ich komme, frage nach dem Geschäft und du sagst: ›Finde mir diesen Dieb!‹ Nun, ich finde ihn; ich sage ›Das ist er!‹ Es mag dir vielleicht nicht behagen, aber du hast kein Recht, darüber beleidigt zu sein.« "Well," the doctor replied, "I will give you that; I will even thank you for your inappropriate zeal.

»Nun,« entgegnete der Doktor, »ich will dir das zugeben; ich will dir sogar für deinen unangebrachten Eifer danken. "Listen," Casimir interrupted again. Aber deine Hypothese ist so ungeheuerlich...«

»Hör an,« unterbrach ihn Casimir von neuem. »Bist du oder Stasie es gewesen?« "Was it you or Stasie?"

»Ganz entschieden nicht,« war des Doktors Antwort. "Definitely not," was the doctor's response.

»Nun gut, dann war es der Junge. "Well then, it was the boy. Reden wir nicht weiter davon,« sagte der Schwager und holte seine Zigarrentasche hervor.

»Ich möchte nur noch das eine sagen,« versetzte Desprez; »wenn jener Junge käme und es selbst behauptete, würde ich ihm nicht glauben. "I just want to say one more thing," Desprez retorted; "even if that boy came and claimed it himself, I wouldn't believe him. Und wenn ich ihm glaubte, so grenzenlos ist mein Vertrauen, ich würde folgern, daß er es zum Guten getan hat.«

»Schön, schön,« meinte Casimir nachsichtig. "Alright, alright," Casimir said indulgently. »Hast du Feuer? "Do you have a light? Ich muß jetzt gehen. Übrigens wollte ich, ihr erlaubtet mir, eure Türkenrente für euch verkaufen. By the way, I wanted to ask if you would allow me to sell your Turkish pension for you." Ich habe dir ja schon lange gesagt, daß sie eines Tages zum Teufel gehen wird. I have already told you a long time ago that she will go to hell one day. Ich sage es dir heute noch einmal. I will tell you again today. Ja, zum Teil bin ich eigens deswegen zu euch gekommen. Yes, partly I came to you for that reason. Du hast meinen Brief nie beantwortet, – eine ganz unverzeihliche Angewohnheit.« You never answered my letter - a completely unforgivable habit."

»Mein guter Bruder,« entgegnete liebenswürdigst der Doktor, »ich habe deine Geschäftstüchtigkeit niemals geleugnet, aber ich sehe auch ihre Grenzen.« "My dear brother," replied the doctor most amiably, "I have never denied your business acumen, but I also see its limits."

»Zum Donnerwetter noch mal, mein Freund, ich gebe dir das Kompliment zurück,« versetzte der Mann der Geschäfte. "By thunder, my friend, I return the compliment to you," replied the businessman. »Deine Grenze besteht darin, total unvernünftig zu sein.« "Your limit is being completely unreasonable."

»Bemerke bitte unsere relativ verschiedene Haltung,« erwiderte lächelnd der Doktor. "Please note our relatively different attitudes," replied the doctor with a smile. »Du glaubst durch dick und dünn nur an eines einzigen Menschen Urteil – das deinige. "You believe blindly in the judgment of only one person - yours. Ich hege die gleiche Ansieht, aber kritisch, und mit offenen Augen. I hold the same view, but critically, and with open eyes. Welcher ist nun der Vernünftigere? So, who is the more reasonable one? – Die Entscheidung überlasse ich dir.« - I leave the decision to you."

»Mein lieber Desprez!« rief Casimir, »bleib bei deinen Türken, bleib bei deinem Stalljungen, geh in allen Dingen auf deine private Manier zum Teufel und bleibe dort. "My dear Desprez!" Casimir exclaimed, "Stick to your Turks, stick to your stable boy, go to hell in your own way in everything and stay there. Aber komm mir nicht mit der Logik – ich halte das nicht aus. But don't come at me with logic - I can't handle it. Und damit gehab dich wohl. And with that, farewell. Bei dem, was ich ausgerichtet habe, hätte ich genau so gut wegbleiben können. With what I have accomplished, I might as well have stayed away. Sag in meinem Namen Stasie Adieu, sag meinetwegen auch dem mürrischen Stalljungen Adieu, wenn du drauf bestehen solltest. Say goodbye to Stasie for me, and if you must, say goodbye to the grumpy stable boy as well. Ich mache mich aus dem Staube.« I'm off."

Und Casimir ging. And Casimir left. An jenem Abend analysierte der Doktor vor Anastasie seinen Charakter. That evening, the doctor analyzed his character to Anastasie. »Das eine hat er wenigstens aus seiner langen Bekanntschaft mit deinem Gatten gelernt, meine Schönste,« sagte er, »das Wort Logik. "At least he has learned one thing from his long acquaintance with your husband, my dear," he said, "the word logic. LqS42acqNm It shines in his vocabulary like a jewel in a rubbish heap. LqS43VSijs And yet he continually uses it incorrectly. LqS44bszFM Because you may have noticed that he uses it almost mockingly, in the sense of sophistry, implying that I tend towards sophistry. LqS45hZqnj Poor guy! LqS46Bvhzp As for his behavior towards Jean-Marie, we must forgive his cruelty - it is not in his nature, but in the nature of his life. LqS47MgPqU A person who deals with money is a lost person, my dear." LqS48hKBnj The reconciliation process with Jean-Marie was a bit slower. LqS49WTTfd Initially, he was inconsolable, absolutely wanted to leave the family, fell from one crying fit to another, and only after Anastasie locked herself in with him for over an hour, she reappeared, went to the doctor, and tearfully reported what had happened. LqS50FVCtF "At first, dear man, he wouldn't hear of it," she said. LqS51mPJSZ "Just imagine if he had left us! What a loss it would have been! The despicable loss, he is to blame for everything! LqS54JPBAJ Finally, after crying his heart out, he agreed to stay, on one condition - that we never mention the matter to him again - this disgraceful suspicion and not even the theft. LqS55wMCUv Only under this condition will the poor, cruel boy agree to stay with his friends." LqS56cNhKC"But this prohibition," said the doctor, "this embargo - it can't, can't also refer to me, can it?" LqS57XkRDP "To all of us," Anastasie assured. LqS58hqvfq "My dear," protested Desprez, "you must have misunderstood him. It can't possibly refer to me as well. LqS59nhhvM He would naturally come to me." Das glänzt in seinem Vokabularium wie ein Juwel in einem Müllhaufen. Und trotzdem gebraucht er es fortwährend falsch. Denn du wirst bemerkt haben, daß er es gleichsam im Spott anwendet, im Sinne von Zungendrescherei, womit er andeuten will, daß ich quasi zur Sophistik neige. Armer Kerl! Was nun sein Verhalten gegen Jean-Marie anbetrifft, so muß man ihm seine Grausamkeit verzeihen – sie liegt nicht in seiner Natur, sondern in der Natur seines Lebens. Ein Mensch, der mit Geld zu tun hat, ist ein verlorener Mensch, meine Liebe.«

Bei Jean-Marie ging der Versöhnungsprozeß etwas langsamer. The reconciliation process with Jean-Marie was a bit slower. LqS49WTTfd Initially, he was inconsolable, wanted to leave the family by all means, fell from one crying fit to another, and only after Anastasie had locked herself in with him for over an hour, she reappeared, went to the doctor, and tearfully told him what had happened. LqS50FVCtF "At first, dear man, he didn't want to hear anything," she said. LqS51mPJSZ "Just imagine if he had left us! What would have become of him! That detestable treasure, it's to blame for everything! LqS54JPBAJ Finally, after he had cried his heart out, he agreed to stay, on one condition – that we never mention the matter to him again, neither the shameful suspicion nor the theft. LqS55wMCUv Only under this condition will the poor, cruel boy agree to stay with his friends." Anfänglich war er untröstlich, wollte durchaus fort von der Familie, verfiel aus einem Weinkrampf in den anderen, und erst nachdem Anastasie sich über eine Stunde mit ihm eingeschlossen hatte, kam sie wieder zum Vorschein, suchte den Doktor auf und berichtete ihm mit Tränen in den Augen das Vorgefallene.

»Anfangs, lieber Mann, wollte er von nichts wissen,« sagte sie. »Stell dir nur vor, wenn er uns verlassen hätte! Was wäre daneben der Schatz gewesen! Der abscheuliche Schatz, er ist an allem schuld! Endlich, nachdem er sich das Herz aus dem Leibe geschluchzt hatte, willigte er ein, zu bleiben, unter einer Bedingung, – daß wir nie wieder die Sache vor ihm erwähnen, – diesen schändlichen Verdacht und auch nicht einmal den Diebstahl. Nur unter dieser Bedingung will der arme, grausame Junge einwilligen, bei seinen Freunden zu bleiben.«

»Aber dieses Verbot,« sagte der Doktor, »dieses Embargo – kann, kann sich doch nicht auch auf mich beziehen?« "But this prohibition," said the doctor, "this embargo – it can't apply to me as well, can it?" LqS57XkRDP "To all of us," Anastasie assured. LqS58hqvfq "My darling," protested Desprez, "you must have misunderstood him. It can't apply to me as well. LqS60qFYvx He would naturally come to me."

»Auf uns alle,« versicherte Anastasie.

»Mein Liebling,« protestierte Desprez, »du mußt ihn mißverstanden haben. Es kann sich nicht auch auf mich beziehen. Er würde doch ganz natürlich zu mir kommen.«

»Henri,« sagte sie, »es tut es doch; ich schwöre es dir, daß das der Fall ist.«

»Das ist ein schmerzlicher, ein höchst schmerzlicher Umstand,« sagte der Doktor, ein wenig finster blickend. "This is a painful, a very painful circumstance," said the doctor, looking a little grim. »Ich kann nicht verhehlen, Anastasie, daß ich mit Recht verletzt bin. "I cannot conceal, Anastasie, that I am rightfully hurt. Es geht mir nahe, liebe Frau, sehr nahe.« It affects me deeply, dear woman, very deeply."

»Ich wußte, daß es so kommen würde,« sagte sie. "I knew it would come to this," she said. »Aber hättest du nur seinen Kummer gesehen! "But if only you had seen his distress! Wir müssen auf ihn Rücksicht nehmen, müssen ihm unsere Gefühle zum Opfer bringen.« We must consider his feelings, must sacrifice our own emotions for him."

»Ich hoffe, meine Liebe, du hast mich noch niemals einem Opfer abgeneigt gefunden,« meinte der Doktor äußerst steif. 'I hope, my dear, you have never found me inclined to refuse a sacrifice,' the doctor said very stiffly.

»Du erlaubst mir also, ihm zu sagen, daß du eingewilligt hast? "So you allow me to tell him that you have consented? Das sieht deinem edlen Charakter ähnlich,« rief sie. That is characteristic of your noble character," she exclaimed.

In der Tat! Indeed! So war es! That's how it was! Das sah er sofort ein. He immediately understood. Gleich stieg seine Laune, sie triumphierte bei dem Gedanken. His mood lifted immediately, and she triumphed in the thought.

»Geh, mein Liebling,« sagte er edelmütig. "Go, my darling," he said nobly. »Das Thema ist zwischen uns begraben; mehr noch – ich werde mir Mühe geben – meinen Willen habe ich an derartige Anstrengungen gewöhnt – und die Sache ist vergessen.« "The matter is buried between us; more so - I will make an effort - I am accustomed to such efforts - and the matter is forgotten."

Kurz daraus erschien Jean-Marie in tödlicher Verlegenheit und mit geschwollenen Augen, und machte sich ostentativ an seine Arbeit. Shortly thereafter, Jean-Marie appeared in a deadly embarrassment and with swollen eyes, ostentatiously starting his work. Von denen, die sich an jenem Abend zu Tische setzten, war er der einzig Unglückliche. Of those who sat down to dinner that evening, he was the only unhappy one. Der Doktor strahlte förmlich. The doctor practically beamed. Dem Schatze sang er, wie folgt, das Requiem: He sang the requiem to the treasure as follows:

»Im großen und ganzen,« sagte er, »ist diese ganze Episode höchst amüsant gewesen. "On the whole," he said, "this whole episode has been highly amusing. Wir sind um keinen Pfennig ärmer geworden, im Gegenteil, wir haben enorm gewonnen. We haven't become a penny poorer, on the contrary, we have gained enormously. Unsere Philosophie wurde in Bewegung gesetzt; etwas von der Schildkröte ist auch noch übrig geblieben – von dieser bekömmlichsten aller Delikatessen; ich habe meinen Stock, Anastasie ihr neues Kleid, Jean-Marie ist der glückliche Besitzer eines schicken Käppi. Our philosophy was set in motion; something of the turtle still remains - from this most digestible of delicacies; I have my cane, Anastasie has her new dress, Jean-Marie is the proud owner of a stylish cap. Außerdem gab es gestern abend ein Gläschen Hermitage; sein Feuer durchglüht mich noch immer. Furthermore, last night there was a glass of Hermitage; its fire still warms me. Ich fing an, in bezug auf den Hermitage geradezu geizig zu werden, geizig, sage ich. I started to become downright stingy when it came to the Hermitage, stingy, I say. Laßt mich den Wink beherzigen: eine Flasche tranken wir, um das Auftauchen unseres visionären Reichtums zu feiern; die zweite Flasche soll uns über sein Verschwinden trösten. Let me heed the hint: we drank one bottle to celebrate the emergence of our visionary wealth; the second bottle shall console us over its disappearance. Die dritte dediziere ich hiermit Jean-Marie zu seiner Hochzeit.« I hereby dedicate the third bottle to Jean-Marie for his wedding."