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Theodor Fontane: Ein Sommer in London, 05 - Die Musikmacher

05 - Die Musikmacher

Die Musikmacher

Die Musik, wie jedermann weiß, ist die Achillesferse Englands. Wenn man sich vergegenwärtigt, welche musikalischen Unbilden das englische Ohr sich von früh bis spät gefallen läßt, so könnte man in der Tat geneigt werden, dem Engländer jeden Sinn für Wohlklang abzusprechen und auf die Seite Johanna Wagners oder besser ihres Vaters zu treten, der mit mehr Wahrheit als Klugheit die ihm nicht verziehenen Worte sprach, »daß hier viel Gold, aber wenig Ruhm zu holen sei«. Man wolle indes aus dem Umstand, daß England des musikalischen Gehörs entbehrt, nicht voreilig schließen, es entbehre auch der musikalischen Lust; gegenteils, die alte Wahrheit bewährt sich wieder, daß der Mensch am liebsten das treibt, was ihm die Götter am kärgsten gereicht. Die große Forte-piano-Krankheit hat längst auch diese friedliche Insel ergriffen, und da bekanntlich starke Organismen von jeder Krankheit doppelt heftig befallen werden, so herrscht denn auch das Klavierfieber hier in einem unerhörten Maße. Aber dies ist es nicht, was einen Veteranen, der viele Jahre lang die Nachbarschaften einer Berliner Chambre-garnie getragen und vom rasenden Lisztianer an bis zur Skala-spielenden Wirtstochter herunter alles durchgemacht hat, was bei ihm zu Lande einem menschlichen Ohre begegnen kann– dies ist es nicht, was einen bewährten Mut bricht; das eigentliche Schrecknis Londons sind die Straßenvirtuosen.

Man ist aufgestanden, sitzt beim Breakfast und liest, keines Überfalls gewärtig, die »Times«, vielleicht gerade die vaterländische und nie überschlagne Spalte: »Prussia; from our own correspondent«. Da schnarrt und klimpert es heran, immer näher und näher, faßt endlich Posto dicht am Gitter des Hauses und blickt, immer weiter drehend, mit dem braunen Gesicht so treuherzig ins Fenster, als hab' er die feste Oberzeugung, mit seiner Drehorgel alle Welt glücklich zu machen. Es ist »povero Italiano«, wie er leibt und lebt; auch die Orgel ist echt mit ihren dünnen Hackbrettönen, und nur die tanzenden Puppen fehlen und der Affe, der an den Dachrinnen hinaufklettert. Ich kenn' ihn wohl, er kommt heute nur eine Stunde früher– es ist eine treue Seele, so treu, so unveränderlich, wie seine Stücke. Ach, wie oft hab' ich sie schon gehört und je mehr ich sie hasse, je mehr verfolgen sie mich. Thackeray erzählt gelegentlich von einem 68jährigen Manne, der eines Morgens ganz ernst beim Frühstück sagte: »Mir träumte diese Nacht, Mr. Robb züchtige mich.« Seine Seele hatte die Schreckens-Eindrücke der Schule noch immer nicht ganz los werden können. Ich stehe nicht mehr in erster Jugend, aber ich halt' es nicht für unwahrscheinlich, daß mir noch nach dreißig Jahren »povero Italiano« im Traum erscheint und mich züchtigt – mit seiner Orgel. Musik war seit Rizzios Zeiten oft die Brücke zwischen Italien und Schottland; auch heute reichen sie sich auf ihr die Hand: der Savoyarde ist fort und der Hochländer tritt an seine Stelle. Er ist nicht allein; die Hauptsache, den Dudelsack nicht einmal mitgerechnet, sind es ihrer fünf: Vater, Mutter und drei Kinder. Walter Scott hatte bekanntlich einen Dudelsackpfeifer im Hause, der ihm die Stimmung geben mußte, wenn er zur Feder griff. Diese Tatsache beweist nur den alten Satz, daß jeder große Mann an einer bestimmten Geschmacksverirrung leidet. Aber lassen wir Sir Walter und wenden wir uns wieder zu der Familie vor uns, der trostlosen Karikatur alles dessen, was meiner entzückten Phantasie vorschwebte, wenn ich das »Herz von Midlothian« las, oder mit Robert Burns, am Bergwasser entlang, zu einer seiner vielen Marys oder Bessys schlich. Diese älteste Tochter, die jetzt heiser ein altes Stuart-Lied »Charles my darling« durch die Straßen schreit, ist alles in der Welt, nur nicht das »schöne Mädchen von Perth«, der Kilt des Vaters ist so schmutzig, daß er die Farben keines oder jedes Clans zur Schau trägt, und meinen mitgebrachten Vorstellungen entspricht nichts, als allenfalls – die nackten Knie.

Doch ich habe nicht Zeit, schlechten Tönen und trüben Gedanken nachzuhängen; um die Ecke herum lärmt es schon wieder von Pauken und Trompeten, und nach wenig Augenblicken hält der seltsamste Aufzug vor meinem Fenster, den ich all' mein Lebtag sah. Auf einem Handwagen steht ein sieben Fuß hohes Blatt- und Zweiggeflecht, halb unsern Weihnachts-Pyramiden und halb jenen Kronen ähnlich, die Maurer und Zimmerleute auf den First eines gerichteten Hauses setzen. Goldblech, Fahnen und bunte Bänder schmücken das Machwerk. Drum herum tummeln sich verkleidete Burschen, Clowns mit weißen Pumphosen und weißen Kitteln, über und über mit Mehl bestreut. Welche Wirtschaft das! Jetzt umtanzen sie den Baum, aber plötzlich stieben sie wie rasend auseinander, der eine schlägt auf die Pauke los, ein zweiter steht Kopf, der dritte überschlägt sich in der Luft, ein vierter sammelt Geld ein, und der Rest, der zu gar nichts anderem zu gebrauchen, muß – singen. Es geht über die Beschreibung, was solche Notsänger dem menschlichen Ohr zu bieten vermögen. Wie oft hab' ich solche Dinge in alten Robin-Hood-Balladen bewundert, aber meine Verehrung hat den Teufel an die Wand gemalt. Da hab' ich sie nun leibhaftig vor mir, die poetischen Schlagetots aus Nottinghamshire und dem Sherwood-Wald, und mein sehnlichster Wunsch ist – von ihnen wieder zu lesen. Doch ich bin ungerecht gegen mich selbst; die Äußerung wahrer, herzlicher Freude würd' ich im Leben so gut verstehn wie im Gedicht, aber das ist nicht das merry old England, was da vor mir Purzelbäume schlägt und in die Hanswurst-Trompete stößt, das ist das money-making Volk des neunzehnten Jahrhunderts, das, wie es jede Empfindung ausbeutet, gelegentlich auch von der Lust den Schein borgt um – eines Sixpence willen. Das Maß meiner Geduld ist voll, ich greife nach Hut und Stock, um mir in Hyde-Park oder Kensington-Gardens ein ruhiges Plätzchen auszusuchen. Aber es muß heut' der Namenstag der heiligen Cäcilie sein, denn Musik überall. Ich passiere Eaton-Square – ein Palast-umbautes Oblong von einer Ausdehnung und Schönheit, wie es unser Exerzierplatz zu werden verspricht– aber auch hier unter den Fenstern der Aristokratie baut der Vogel sein Nest. Gott sei Dank, es ist kein Singvogel darunter; indessen zwei Becken, ein Triangel, ein Tambourin und eine Geige tun das Ihre. Es sind fünf Neger, Weißes fast nur im Auge, mit wolligem Haar und karminroten Lippen. Der geeignete Schauplatz ihrer Tätigkeit wäre allerdings die Wüste, aber nichtsdestoweniger glaube der Leser an alles eher, als an die Echtheit dieser Mohren. Sie sind nichts als die Kehrseite jener albinohaften Clowns: dort alles weiß, hier alles schwarz, jene eine Schöpfung des Mehlkastens, diese des Schornsteins. Es sind Tagediebe; mit Ausnahme des Violine-spielenden Kapellmeisters, der einen schwarzen Frack, eine Brille und eine graue Perücke trägt und Kopfbewegungen macht, als wäre er Paganini selber, hat keiner auch nur eine Ahnung davon, daß es überhaupt Noten gibt: aber Tambourin und Triangel sind keine schwierigen Instrumente und – die Kapelle ist fertig. Und glauben Sie nicht, daß man vor diesem erbärmlichen Gelärm seine Ohren mit Wachs verschließt; keineswegs! Nicht nur Käth' und Jenny sind aus der Küche gekommen und lauschen am Gitter, auch Miß Constanze ist mit drei Busenfreundinnen auf den Balkon getreten und ergötzt sich an einer Musik, die, wenn sie wirklich afrikanisch wäre, mich die Reiseschicksale Barths und Overwegs mit doppelter Teilnahme würde verfolgen lassen. Der Abend bricht herein. Machen wir noch einen Besuch in »Evans-Keller«. Er befindet sich am Coventgarden-Markt unter einer sogenannten »Piazza«, die, wenn sie begierig nach einem fremden Namen war, mit »Stechbahn« vollauf honoriert gewesen wäre. In Evans-Keller ißt man zu Abend und erhält Musik als Zubrot. Die Spekulation muß gut sein, denn die Tische sind besetzt. Zehn ziemlich gewandte Finger spielen die Ouvertüre am Flügel und kaum ist der letzte Ton verklungen, so rückt eine »Abteilung Waisenhaus«, eine Nachbildung und Karikatur unseres wackeren Domchors (der hier bekanntlich Sensation machte) auf die Bühne. Blasse, skrofulöse Gesichter, täuschend ähnlich jenen Gestalten, wie sie die Feder Cruikshanks in seinen Nicolas-Nickleby-Ilustrationen uns überliefert hat. Sie singen Lieder, Sonette, Madrigals, Arien, wie's eben kommt, und singen das alles mit jener unzerstörbaren englischen Zähigkeit, fünf volle Stunden hindurch, nur unterbrochen durch Solos, die gerade um eine Stimme zu viel haben und durch teils patriotische, teils zweideutige Deklamationen, die jedesmal mit einer Beifallssalve begrüßt und beschlossen werden. Hierher gehört auch der Zigarrenhändler des Kellers, ein Liebling der Versammlung. Er ist nur Dilettant und, wie ein Quäker, die Begeisterung abwartend, stellt er von Zeit zu Zeit seinen Kram beiseite, ergreift den ersten besten Stock oder Regenschirm und, die improvisierte Flöte an den Mund führend, pfeift er die Barkarole aus der Stummen mit einer Meisterschaft, die eines besseren Gebietes würdig wäre. Bescheiden wie ein alter Römer, kehrt er von der »Jagd auf den Meertyrannen« zu seiner friedlichen Beschäftigung zurück, und sich rechts und links hin wendend, spricht er die historischen Worte: »Zigarre gefällig?«

Warum hab' ich den Leser noch zu Evans geführt? Lediglich um ihm den Beweis zu geben, daß der englische Geschmack mittelmäßige Musik nicht nur erträgt, sondern sie auch sucht. Der Piazza-Keller ist keine Taverne gewöhnlichen Schlages, sie ist der Versammlungsort Gebildeter, und die mäßige Musik, die dort gemacht wird, ist eben nicht besser, als sie ist, weil sie dem vorhandenen Bedürfnis durchaus entspricht. Da liegt's! Ein Tor nur kann sich durch solche Erfahrungen in der Bewunderung eines großen Volks, unter dem er lebt, irgendwie stören und beirren lassen, aber es bleibt nichtsdestoweniger wahr, daß wir in Sachen des Geschmacks um einen Siebenmeilenstiefel-Schritt den hiesigen Zuständen voraus sind und daß z. B. Evans-Keller, der wohlverstanden mehr sein will, nur allenfalls auf gleicher Höhe steht mit jenen Sebastiansstraßen-Lokalen, die vor Zeiten die Anzeige brachten: »Heut Abend, Gesang und Deklamation von Herrn Frey«.


05 - Die Musikmacher 05 - The music makers 05 - The Music Makers

Die Musikmacher Os criadores de música

Die Musik, wie jedermann weiß, ist die Achillesferse Englands. A música, como todos sabem, é o calcanhar de Aquiles da Inglaterra. Wenn man sich vergegenwärtigt, welche musikalischen Unbilden das englische Ohr sich von früh bis spät gefallen läßt, so könnte man in der Tat geneigt werden, dem Engländer jeden Sinn für Wohlklang abzusprechen und auf die Seite Johanna Wagners oder besser ihres Vaters zu treten, der mit mehr Wahrheit als Klugheit die ihm nicht verziehenen Worte sprach, »daß hier viel Gold, aber wenig Ruhm zu holen sei«. If one realizes what musical inconveniences the English ear can tolerate from beginning to end, one might in fact be inclined to deny the Englishman any sense of melodiousness and to step on the side of Johanna Wagner or rather her father, who joins more truth than wisdom, the words that were not forgiven him spoke, "that there is much gold here, but little fame to be had". Se alguém perceber as dificuldades musicais que o ouvido inglês pode suportar de manhã à noite, pode-se de fato estar inclinado a negar ao inglês qualquer senso de harmonia e tomar o lado de Johanna Wagner, ou melhor, de seu pai, que está com eles. mais verdade do que prudência proferiu as palavras pelas quais não foi perdoado, "que há muito ouro para se achar aqui, mas pouca fama" Man wolle indes aus dem Umstand, daß England des musikalischen Gehörs entbehrt, nicht voreilig schließen, es entbehre auch der musikalischen Lust; gegenteils, die alte Wahrheit bewährt sich wieder, daß der Mensch am liebsten das treibt, was ihm die Götter am kärgsten gereicht. Não se deve, entretanto, apressar-se em concluir do fato de que a Inglaterra carece de audição musical que também carece de prazer musical; pelo contrário, a velha verdade prova-se novamente que o homem prefere fazer o que os deuses mal lhe oferecem. Die große Forte-piano-Krankheit hat längst auch diese friedliche Insel ergriffen, und da bekanntlich starke Organismen von jeder Krankheit doppelt heftig befallen werden, so herrscht denn auch das Klavierfieber hier in einem unerhörten Maße. The great fortepiano disease has long since taken hold of this peaceful island, and since, as is well known, strong organisms are attacked twice as severely by every disease, piano fever reigns here to an unheard-of extent. A doença do grande forte do piano há muito se apoderou desta ilha pacífica e, como é bem sabido que organismos fortes são atacados com o dobro da violência por todas as doenças, a febre do piano também reina aqui em um grau sem precedentes. Aber dies ist es nicht, was einen Veteranen, der viele Jahre lang die Nachbarschaften einer Berliner Chambre-garnie getragen und vom rasenden Lisztianer an bis zur Skala-spielenden Wirtstochter herunter alles durchgemacht hat, was bei ihm zu Lande einem menschlichen Ohre begegnen kann–  dies ist es nicht, was einen bewährten Mut bricht; das eigentliche Schrecknis Londons sind die Straßenvirtuosen. But this is not what a veteran who has worn the neighborhoods of a Berlin chambre garnie for many years and has endured from the frenzied Lisztian down to the scale-playing innkeeper's daughter has gone through everything that a human ear can encounter in his country - this is not what breaks a tried courage; the real horror of London is the street virtuosos. Mas não é isso que um veterano, que por muitos anos carregou os bairros de um chambre garnie de Berlim e passou por tudo, desde a furiosa Lisztian até a filha do anfitrião que tocava escalas, que pode encontrar uma orelha humana em seu país - é isso não o que quebra uma coragem experimentada e testada; o verdadeiro horror de Londres são os virtuosos de rua.

Man ist aufgestanden, sitzt beim Breakfast und liest, keines Überfalls gewärtig, die »Times«, vielleicht gerade die vaterländische und nie überschlagne Spalte: »Prussia; from our own correspondent«. You have got up, are sitting at breakfast and, not expecting a robbery, are reading the Times, perhaps just the patriotic column that has never been skipped: Prussia; from our own correspondent". Levantou-se, sentou-se para tomar o café da manhã e leu, sem esperar um ataque, o Times, talvez precisamente a coluna patriótica e nunca pulada: "Prússia; do nosso próprio correspondente «. Da schnarrt und klimpert es heran, immer näher und näher, faßt endlich Posto dicht am Gitter des Hauses und blickt, immer weiter drehend, mit dem braunen Gesicht so treuherzig ins Fenster, als hab' er die feste Oberzeugung, mit seiner Drehorgel alle Welt glücklich zu machen. Then it growls and jingles, closer and closer, finally takes hold of Posto close to the bars of the house and, turning ever further, looks with his brown face innocently into the window, as if he had the firm conviction that everyone in the world would be happy with his barrel organ close. Em seguida, ronrona e tilinta cada vez mais perto, cada vez mais perto, finalmente agarra Posto perto das grades da casa e, virando-se e virando, olha para a janela com o rosto moreno tão fielmente, como se tivesse a firme convicção de que todos estavam felizes com seu órgão de barril Fechar. Es ist »povero Italiano«, wie er leibt und lebt; auch die Orgel ist echt mit ihren dünnen Hackbrettönen, und nur die tanzenden Puppen fehlen und der Affe, der an den Dachrinnen hinaufklettert. É "povero Italiano" como ele vive e respira; O órgão também é real, com seus tons finos de dulcimer, e só faltam as bonecas dançantes e o macaco subindo pela sarjeta. Ich kenn' ihn wohl, er kommt heute nur eine Stunde früher–  es ist eine treue Seele, so treu, so unveränderlich, wie seine Stücke. Eu o conheço bem, ele veio apenas uma hora antes hoje - é uma alma fiel, tão fiel, tão imutável, como suas peças. Ach, wie oft hab' ich sie schon gehört und je mehr ich sie hasse, je mehr verfolgen sie mich. Oh, quantas vezes os ouvi e quanto mais os odeio, mais eles me assombram. Thackeray erzählt gelegentlich von einem 68jährigen Manne, der eines Morgens ganz ernst beim Frühstück sagte: »Mir träumte diese Nacht, Mr. Robb züchtige mich.« Seine Seele hatte die Schreckens-Eindrücke der Schule noch immer nicht ganz los werden können. Thackeray conta ocasionalmente sobre um homem de 68 anos que certa manhã disse muito sério no café da manhã: "Eu sonhei naquela noite que o Sr. Robb me castigava." Ich stehe nicht mehr in erster Jugend, aber ich halt' es nicht für unwahrscheinlich, daß mir noch nach dreißig Jahren »povero Italiano« im Traum erscheint und mich züchtigt – mit seiner Orgel. Já não estou na minha juventude, mas não acho improvável que depois de trinta anos o "povero Italiano" apareça nos meus sonhos e me castigue - com o seu órgão. Musik war seit Rizzios Zeiten oft die Brücke zwischen Italien und Schottland; auch heute reichen sie sich auf ihr die Hand: der Savoyarde ist fort und der Hochländer tritt an seine Stelle. Desde a época de Rizzio, a música sempre foi a ponte entre a Itália e a Escócia; Ainda hoje eles se cumprimentam: o Savoyard se foi e o highlander está tomando seu lugar. Er ist nicht allein; die Hauptsache, den Dudelsack nicht einmal mitgerechnet, sind es ihrer fünf: Vater, Mutter und drei Kinder. Ele não está sozinho; o principal, sem contar as gaitas de fole, são os cinco: pai, mãe e três filhos. Walter Scott hatte bekanntlich einen Dudelsackpfeifer im Hause, der ihm die Stimmung geben mußte, wenn er zur Feder griff. Walter Scott was known to have a bagpiper in the house, which had to give him the mood when he reached for the pen. Como se sabe, Walter Scott tinha um gaiteiro em casa que teve de lhe dar um humor quando ele pegou a caneta. Diese Tatsache beweist nur den alten Satz, daß jeder große Mann an einer bestimmten Geschmacksverirrung leidet. Esse fato apenas prova a velha proposição de que todo grande homem sofre de uma certa aberração de gosto. Aber lassen wir Sir Walter und wenden wir uns wieder zu der Familie vor uns, der trostlosen Karikatur alles dessen, was meiner entzückten Phantasie vorschwebte, wenn ich das »Herz von Midlothian« las, oder mit Robert Burns, am Bergwasser entlang, zu einer seiner vielen Marys oder Bessys schlich. Mas vamos deixar Sir Walter e voltar para a família à nossa frente, a caricatura sombria de tudo que minha encantada imaginação tinha em mente quando li o Coração de Midlothian, ou com Robert Burns, ao longo das águas da montanha, para um de seus muitos Marys ou Bessys. Diese älteste Tochter, die jetzt heiser ein altes Stuart-Lied »Charles my darling« durch die Straßen schreit, ist alles in der Welt, nur nicht das »schöne Mädchen von Perth«, der Kilt des Vaters ist so schmutzig, daß er die Farben keines oder jedes Clans zur Schau trägt, und meinen mitgebrachten Vorstellungen entspricht nichts, als allenfalls – die nackten Knie. This eldest daughter, who is now hoarsely shouting an old Stuart song "Charles my darling" through the streets, is everything in the world but the "fair girl from Perth." none or every clan sports, and nothing corresponds to my ideas that I brought with me, but at most - the bare knees. Esta filha mais velha, que agora está gritando roucamente uma velha canção de Stuart "Charles, meu querido" pelas ruas, é tudo no mundo exceto a "linda garota de Perth", o saiote de seu pai é tão sujo que muda de cor nenhum ou todos os clãs são esportivos, e nada corresponde às minhas ideias que trouxe comigo, exceto no máximo - os joelhos nus.

Doch ich habe nicht Zeit, schlechten Tönen und trüben Gedanken nachzuhängen; um die Ecke herum lärmt es schon wieder von Pauken und Trompeten, und nach wenig Augenblicken hält der seltsamste Aufzug vor meinem Fenster, den ich all' mein Lebtag sah. But I have no time to indulge in bad tones and gloomy thoughts; around the corner there is another noise of drums and trumpets, and after a few moments the strangest elevator that I have seen in my entire life stops in front of my window. Mas não tenho tempo para me entregar a tons ruins e pensamentos sombrios; Ao virar da esquina, ouve-se novamente o barulho de tambores e trombetas, e depois de alguns momentos o elevador mais estranho que vi em toda a minha vida para do lado de fora da minha janela. Auf einem Handwagen steht ein sieben Fuß hohes Blatt- und Zweiggeflecht, halb unsern Weihnachts-Pyramiden und halb jenen Kronen ähnlich, die Maurer und Zimmerleute auf den First eines gerichteten Hauses setzen. On a handcart stands a latticework of leaves and branches, seven feet high, half like our Christmas pyramids and half like those crowns which masons and carpenters set on the ridge of a straightened house. Um vime de folhas e galhos de sete pés de altura está em um carrinho de mão, metade como nossas pirâmides de Natal e metade como as coroas que pedreiros e carpinteiros colocam no cume de uma casa bem ajustada. Goldblech, Fahnen und bunte Bänder schmücken das Machwerk. Sheet gold, flags and colorful ribbons decorate the work. Folha de ouro, bandeiras e fitas coloridas decoram a obra. Drum herum tummeln sich verkleidete Burschen, Clowns mit weißen Pumphosen und weißen Kitteln, über und über mit Mehl bestreut. Ao redor estão meninos vestidos a rigor, palhaços com calções e jalecos brancos, polvilhados com farinha. Welche Wirtschaft das! Jetzt umtanzen sie den Baum, aber plötzlich stieben sie wie rasend auseinander, der eine schlägt auf die Pauke los, ein zweiter steht Kopf, der dritte überschlägt sich in der Luft, ein vierter sammelt Geld ein, und der Rest, der zu gar nichts anderem zu gebrauchen, muß – singen. Now they dance around the tree, but suddenly they scatter like mad, one bangs on the drum, a second stands upside down, a third rolls over in the air, a fourth collects money, and the rest, the one for nothing else to use, must – sing. Agora eles dançam em volta da árvore, mas de repente eles se separam como se estivessem em um frenesi, um bate o túmulo, um segundo fica de cabeça para baixo, o terceiro vira no ar, um quarto coleta dinheiro e o resto, para nada mais para usar must - sing. Es geht über die Beschreibung, was solche Notsänger dem menschlichen Ohr zu bieten vermögen. It goes beyond the description of what such emergency singers are able to offer the human ear. Vai além da descrição do que esses cantores de emergência podem oferecer ao ouvido humano. Wie oft hab' ich solche Dinge in alten Robin-Hood-Balladen bewundert, aber meine Verehrung hat den Teufel an die Wand gemalt. How many times have I admired such things in old Robin Hood ballads, but my worship has painted the devil on the wall. Quantas vezes admirei essas coisas nas antigas baladas de Robin Hood, mas minha admiração pintou o diabo na parede. Da hab' ich sie nun leibhaftig vor mir, die poetischen Schlagetots aus Nottinghamshire und dem Sherwood-Wald, und mein sehnlichster Wunsch ist – von ihnen wieder zu lesen. There I have them before me in person, the poetic Schlagetots from Nottinghamshire and Sherwood Forest, and my dearest wish is – to read them again. Lá eu os tenho diante de mim pessoalmente, os poéticos Schlagetots de Nottinghamshire e da floresta de Sherwood, e meu maior desejo é - lê-los novamente. Doch ich bin ungerecht gegen mich selbst; die Äußerung wahrer, herzlicher Freude würd' ich im Leben so gut verstehn wie im Gedicht, aber das ist nicht das merry old England, was da vor mir Purzelbäume schlägt und in die Hanswurst-Trompete stößt, das ist das money-making Volk des neunzehnten Jahrhunderts, das, wie es jede Empfindung ausbeutet, gelegentlich auch von der Lust den Schein borgt um – eines Sixpence willen. Mas sou injusto comigo mesmo; Eu entenderia a expressão de alegria verdadeira e sincera na vida, bem como em um poema, mas essa não é a velha Inglaterra alegre, que dá cambalhotas diante de mim e toca a trombeta bufão, essas são as pessoas que ganham dinheiro no século XIX, que, ao explorar todas as sensações, ocasionalmente empresta a aparência de luxúria por - por uma questão de seis pence. Das Maß meiner Geduld ist voll, ich greife nach Hut und Stock, um mir in Hyde-Park oder Kensington-Gardens ein ruhiges Plätzchen auszusuchen. Minha paciência está cheia, pego meu chapéu e escolho um lugar tranquilo no Hyde Park ou Kensington Gardens. Aber es muß heut' der Namenstag der heiligen Cäcilie sein, denn Musik überall. Mas hoje deve ser o dia do nome de Santa Cecília, porque a música está em toda parte. Ich passiere Eaton-Square – ein Palast-umbautes Oblong von einer Ausdehnung und Schönheit, wie es unser Exerzierplatz zu werden verspricht–  aber auch hier unter den Fenstern der Aristokratie baut der Vogel sein Nest. Eu passo pela Eaton Square - um retângulo fechado de um palácio de uma extensão e beleza como nosso campo de desfile promete ser - mas aqui também o pássaro constrói seu ninho sob as janelas da aristocracia. Gott sei Dank, es ist kein Singvogel darunter; indessen zwei Becken, ein Triangel, ein Tambourin und eine Geige tun das Ihre. Graças a Deus não há um pássaro canoro entre eles; enquanto isso, dois címbalos, um triângulo, um pandeiro e um violino fazem seu trabalho. Es sind fünf Neger, Weißes fast nur im Auge, mit wolligem Haar und karminroten Lippen. There are five negroes, almost all white in the eye, with woolly hair and crimson lips. São cinco negros, quase brancos aos olhos, com cabelos lanosos e lábios vermelhos. Der geeignete Schauplatz ihrer Tätigkeit wäre allerdings die Wüste, aber nichtsdestoweniger glaube der Leser an alles eher, als an die Echtheit dieser Mohren. The suitable scene of their activity would certainly be the desert, but nevertheless the reader believes in everything rather than in the authenticity of these Moors. O cenário adequado para a sua atividade seria certamente o deserto, mas o leitor acredita em tudo mais do que na autenticidade destes mouros. Sie sind nichts als die Kehrseite jener albinohaften Clowns: dort alles weiß, hier alles schwarz, jene eine Schöpfung des Mehlkastens, diese des Schornsteins. Não passam do outro lado daqueles palhaços albinos: aí tudo é branco, aqui tudo é preto, aquela criação da fôrma, aquela da chaminé. Es sind Tagediebe; mit Ausnahme des Violine-spielenden Kapellmeisters, der einen schwarzen Frack, eine Brille und eine graue Perücke trägt und Kopfbewegungen macht, als wäre er Paganini selber, hat keiner auch nur eine Ahnung davon, daß es überhaupt Noten gibt: aber Tambourin und Triangel sind keine schwierigen Instrumente und  – die Kapelle ist fertig. Und glauben Sie nicht, daß man vor diesem erbärmlichen Gelärm seine Ohren mit Wachs verschließt; keineswegs! E você não acha que as pessoas fecham os ouvidos com cera diante desse barulho patético; de jeito nenhum! Nicht nur Käth' und Jenny sind aus der Küche gekommen und lauschen am Gitter, auch Miß Constanze ist mit drei Busenfreundinnen auf den Balkon getreten und ergötzt sich an einer Musik, die, wenn sie wirklich afrikanisch wäre, mich die Reiseschicksale Barths und Overwegs mit doppelter Teilnahme würde verfolgen lassen. Not only Käth and Jenny have come out of the kitchen and are listening at the bars, Miss Constanze has also stepped onto the balcony with three bosom friends and is enjoying a music that, if it were really African, would double the fate of Barth and Overweg's travels Participation would allow tracking. Não apenas Käth 'e Jenny saíram da cozinha e estão ouvindo nos bares, a Srta. Constanze também saiu para a varanda com três amigas do peito e está encantada com a música que, se fosse realmente africana, dobraria o destino de A participação de Barth e Overweg seria rastreada. Der Abend bricht herein. The evening breaks in. Machen wir noch einen Besuch in »Evans-Keller«. Er befindet sich am Coventgarden-Markt unter einer sogenannten »Piazza«, die, wenn sie begierig nach einem fremden Namen war, mit »Stechbahn« vollauf honoriert gewesen wäre. Ele está localizado no Mercado Coventgarden sob a chamada "Piazza" que, se ela estivesse ansiosa por um nome estranho, teria sido totalmente recompensada com "Stechbahn". In Evans-Keller ißt man zu Abend und erhält Musik als Zubrot. Die Spekulation muß gut sein, denn die Tische sind besetzt. A especulação deve ser boa porque as mesas estão ocupadas. Zehn ziemlich gewandte Finger spielen die Ouvertüre am Flügel und kaum ist der letzte Ton verklungen, so rückt eine »Abteilung Waisenhaus«, eine Nachbildung und Karikatur unseres wackeren Domchors (der hier bekanntlich Sensation machte) auf die Bühne. Dez dedos bastante hábeis tocam a abertura no piano de cauda e assim que a última nota desaparece, surge um "departamento de orfanato", uma réplica e caricatura de nosso corajoso coro de catedral (que, como é bem conhecido, causou sensação aqui) o palco. Blasse, skrofulöse Gesichter, täuschend ähnlich jenen Gestalten, wie sie die Feder Cruikshanks in seinen Nicolas-Nickleby-Ilustrationen uns überliefert hat. Pale, scrofulous faces, deceptively like those that the pen of Cruikshank has handed down to us in his Nicolas Nickleby illustrations. Rostos pálidos e desalinhados, enganosamente semelhantes àquelas figuras que a caneta Cruikshank nos transmitiu em suas ilustrações de Nicolas Nickleby. Sie singen Lieder, Sonette, Madrigals, Arien, wie's eben kommt, und singen das alles mit jener unzerstörbaren englischen Zähigkeit, fünf volle Stunden hindurch, nur unterbrochen durch Solos, die gerade um eine Stimme zu viel haben und durch teils patriotische, teils zweideutige Deklamationen, die jedesmal mit einer Beifallssalve begrüßt und beschlossen werden. Eles cantam canções, sonetos, madrigais, árias, aconteça o que acontecer, e cantam tudo com aquela tenacidade inglesa indestrutível por cinco horas inteiras, apenas interrompidos por solos que são apenas uma voz a mais e por declamações parcialmente patrióticas, parcialmente ambíguas que são saudadas e resolvido a cada vez com uma salva de aplausos. Hierher gehört auch der Zigarrenhändler des Kellers, ein Liebling der Versammlung. This is also where the basement cigar dealer belongs, a favorite of the gathering. O traficante de charutos da adega, um dos favoritos da multidão, também está aqui. Er ist nur Dilettant und, wie ein Quäker, die Begeisterung abwartend, stellt er von Zeit zu Zeit seinen Kram beiseite, ergreift den ersten besten Stock oder Regenschirm und, die improvisierte Flöte an den Mund führend, pfeift er die Barkarole aus der Stummen mit einer Meisterschaft, die eines besseren Gebietes würdig wäre. He is only an amateur and, like a Quaker, waiting for enthusiasm, he puts his stuff aside from time to time, grabs the first stick or umbrella that comes along and, bringing the improvised flute to his mouth, he whistles the barcarole out of the mute with one Championship worthy of a better territory. É apenas um diletante e, como um quacre, à espera do entusiasmo, de vez em quando guarda as suas coisas, pega no melhor pau ou guarda-chuva e, com a flauta improvisada à boca, assobia a barcarola da mestria muda digna um campo melhor. Bescheiden wie ein alter Römer, kehrt er von der »Jagd auf den Meertyrannen« zu seiner friedlichen Beschäftigung zurück, und sich rechts und links hin wendend, spricht er die historischen Worte: »Zigarre gefällig?« Modest as an old Roman, he returns to his peaceful occupation from "hunting the sea tyrants," and turning left and right he utters the historical words: "Cigar, would you like?" Modesto como um velho romano, ele retorna da "caça ao tirano do mar" para sua ocupação pacífica e, virando à direita e à esquerda, pronuncia as palavras históricas: "Quer um charuto?"

Warum hab' ich den Leser noch zu Evans geführt? Why did I bring the reader to Evans? Lediglich um ihm den Beweis zu geben, daß der englische Geschmack mittelmäßige Musik nicht nur erträgt, sondern sie auch sucht. Just to prove to him that English taste not only endures mediocre music, but seeks it too. Apenas para lhe dar uma prova de que o gosto inglês não apenas resiste à música medíocre, mas também a busca. Der Piazza-Keller ist keine Taverne gewöhnlichen Schlages, sie ist der Versammlungsort Gebildeter, und die mäßige Musik, die dort gemacht wird, ist eben nicht besser, als sie ist, weil sie dem vorhandenen Bedürfnis durchaus entspricht. The Piazza-Keller is not a tavern of the usual type, it is the meeting place for educated people, and the mediocre music that is made there is no better than it is, because it fully meets the need. O porão da piazza não é uma taverna comum, é o ponto de encontro dos educados, e a música moderada que lá é feita não é melhor do que é, porque corresponde às necessidades existentes. Da liegt's! That's it! Aí está! Ein Tor nur kann sich durch solche Erfahrungen in der Bewunderung eines großen Volks, unter dem er lebt, irgendwie stören und beirren lassen, aber es bleibt nichtsdestoweniger wahr, daß wir in Sachen des Geschmacks um einen Siebenmeilenstiefel-Schritt den hiesigen Zuständen voraus sind und daß z. B. Evans-Keller, der wohlverstanden mehr sein will, nur allenfalls auf gleicher Höhe steht mit jenen Sebastiansstraßen-Lokalen, die vor Zeiten die Anzeige brachten: »Heut Abend, Gesang und Deklamation von Herrn Frey«. Um tolo pode ficar de alguma forma perturbado e confuso por tais experiências na admiração das grandes pessoas entre as quais vive, mas, no entanto, permanece verdade que em questões de gosto estamos sete léguas à frente da situação local e que . B. Evans-Keller, que, claro, quer ser mais, só se equipara aos bares da Sebastiansstrasse que costumavam anunciar: "Esta noite, canto e declamação de Herr Frey".