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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 22

Die schwarze Spinne - 22

Da faßten die Gäste Mut und setzten sich, aber ganz nahe zum Großvater rückte niemand. Jetzt endlich konnte der Kindbettimann vorlegen, legte ein mächtiges Stück Braten seiner Nachbarin auf den Teller, diese schnitt ein Stückchen ab und legte den Rest auf des Nachbars Teller, ihn mit dem Daumen von der Gabel streifend. So ging das Stück um, bis einer sagte, er denke, er behalte es, es sei noch mehr, wo das gewesen sei; ein neues Stück begann die Runde. Während der Kindbettimann einschenkte und vorlegte und die Gäste ihm sagten, er hätte heute einen strengen Tag, ging die Hebamme herum mit dem süßen Tee, stark gewürzt mit Safran und Zimmet, bot allen an und fragte: wer ihn liebe, solle es nur sagen, er sei für alle da. Und wer sagte, er sei Liebhaber, dem schenkte sie Tee in den Wein und sagte: sie liebe ihn auch, man möge den Wein viel besser ertragen, er mache einem nicht Kopfweh. Man aß und trank. Aber kaum war der Lärm vorbei, der allemal entsteht, wenn man hinter neue Gerichte geht, so ward man wieder stille, und ernst wurden die Gesichter, man merkte wohl, alle Gedanken waren bei der Spinne. Scheu und verstohlen blickten die Augen nach dem Zapfen hinter des Großvaters Rücken, und doch scheute jeder sich, wieder davon anzufangen.

Da schrie laut auf die Gotte und wäre fast vom Stuhle gefallen. Eine Fliege war über den Zapfen gelaufen, sie hatte geglaubt, der Spinne schwarze Beine gramselten zum Loche heraus, und zitterte vor Schreck am ganzen Leibe. Kaum ward sie ausgelacht; ihr Schreck war willkommener Anlaß, von neuem von der Spinne anzufangen, denn wenn einmal eine Sache unsere Seele recht berührt hat, so kommt dieselbe nicht so schnell davon los.

»Aber hör mal, Vetter«, sagte der ältere Götti, »ist die Spinne seither nie aus dem Loche gekommen, sondern immer darin geblieben seit so vielen hundert Jahren?« »E«, sagte die Großmutter, »es wäre besser, man schwiege von der ganzen Sache, man hätte ja den ganzen Nachmittag davon geredet.« »E, Mutter", sagte der Vetter, »laß deinen Alten reden, er hat uns recht kurze Zeit gemacht, und vorhalten wird euch das Ding niemand, stammet ihr ja nicht von Christine ab. Und du bringst unsere Gedanken doch nicht von der Sache ab; und wenn wir nicht von ihr reden dürfen, so reden wir auch von nichts anderem, dann gibt's keine kurze Zeit mehr. Nun, Großvater, rede, deine Alte wird es uns nicht vergönnen!« »He, wenn ihr es zwingen wollet, so zwinget es meinethalben, aber gescheuter wäre es gewesen, man hätte jetzt von etwas anderm angefangen und besonders jetzt auf die Nacht hin«, sagte die Großmutter.

Da begann der Großvater, und alle Gesichter spannten sich wieder: »Was ich weiß, ist nicht mehr viel, aber was ich weiß, will ich sagen; es kann sich vielleicht in der heutigen Zeit jemand ein Exempel daran nehmen, schaden würde es wahrhaftig vielen nichts.

Als die Leute die Spinne eingesperrt wußten, sie ihres Lebens wieder sicher, da soll es ihnen gewesen sein, als seien sie im Himmel und der liebe Gott mit seiner Seligkeit mitten unter ihnen, und lange ging es gut. Sie hielten sich zu Gott und flohen den Teufel, und auch die Ritter, die frisch eingezogen waren ins Schloß, hatten Respekt vor Gottes Hand und hielten milde die Menschen und halfen ihnen auf.

Dieses Haus aber betrachteten alle mit Ehrfurcht, fast wie eine Kirche. Anfangs schauderte es sie freilich, wenn sie es ansahen, den Kerker der schrecklichen Spinne sahen und dachten, wie leicht sie da losbrechen und das Elend von vornen anfangen könnte mit des Teufels Gewalt. Aber sie sahen bald, daß da Gottes Gewalt stärker sei als die des Teufels, und aus Dank gegen die Mutter, die für alle gestorben, halfen sie den Kindern und bauten ihnen unentgeltlich den Hof, bis sie ihn selbsten arbeiten konnten. Die Ritter wollten ihnen bewilligen, ein neues Haus zu bauen, damit sie vor der Spinne sich nicht zu fürchten hätten oder diese durch Zufall im bewohnten Hause loskomme, und viele Nachbaren wollten ihnen helfen, die der Scheu vor dem Untier, vor dem sie so schrecklich gezittert, nicht loswerden konnten. Aber die alte Großmutter wollte es nicht tun. Sie lehrte ihre Enkel: hier sei die Spinne gebannt durch Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist; solange diese drei heiligen Namen gelten in diesem Hause, solange in diesen drei heiligen Namen an diesem Tische gegessen und getrunken werde, so lange seien sie vor der Spinne sicher und diese fest im Loche, und kein Zufall mache etwas an der Sache. Hier an diesem Tische, hinter ihnen die Spinne, werden sie nie vergessen, wie nötig ihnen Gott und wie mächtig er sei; so mahne sie die Spinne an Gott und müsse dem Teufel zum Trotz ihnen zum Heil werden. Ließen sie aber von Gott, und wäre es hundert Stunden von da, so könnte die Spinne sie finden oder der Teufel selbst. Das faßten die Kinder, blieben im Hause, wuchsen gottesfürchtig auf, und über dem Hause war der Segen Gottes.

Das Bübchen, welches so treu an der Mutter gewesen, so treu die Mutter an ihm, wuchs auf zu einem stattlichen Manne, der lieb war Gott und Menschen und Gnade bei den Rittern fand. Darum ward er auch gesegnet mit zeitlichem Gut und vergaß Gott nie darob, ward nie geizig damit; er half andern in ihren Nöten, wie er wünschte, daß ihm geholfen werde in der letzten Not; und wo er zu schwach zu eigener Hülfe war, da ward er ein um so kräftigerer Fürsprecher bei Gott und Menschen. Er ward gesegnet mit einem weisen Weibe, und zwischen ihnen war ein unergründlicher Friede, darum blühten fromm ihre Kinder auf, und beide fanden spät einen sanften Tod. Seine Familie blühte fort in Gottesfurcht und Rechttun.

Ja, über dem ganzen Tale lag der Segen Gottes, und Glück war in Feld und Stall und Friede unter den Menschen. Die schreckliche Lehre war den Menschen zu Herzen gegangen, sie hielten fest an Gott; was sie taten, taten sie in seinem Namen, und wo einer dem andern helfen konnte, da säumte er nicht. Vom Schlosse her ward ihnen kein Übel, aber viel Gutes. Immer weniger Ritter wohnten dort, denn immer härter ward der Streit im Heidenlande und immer nöter jede Hand, die fechten konnte; die aber, welche im Schlosse waren, mahnte täglich die große Totenhalle, in der die Spinne an Rittern wie an den Bauren ihre Macht geübt, daß Gott mit gleicher Kraft über jedem sei, der von ihm abfalle, sei er Bauer oder Ritter.

So schwanden viele Jahre in Glück und Segen, und das Tal ward berühmt vor allen andern. Stattlich waren ihre Häuser, groß ihre Vorräte, manch Geldstück ruhte im Kasten, ihr Vieh war das schönste zu Berg und Tal, und ihre Töchter waren berühmt landauf, landab und ihre Söhne gerne gesehen überall. Und dieser Ruhm welkte nicht über Nacht wie dem Jonas seine Schattenstaude, sondern er dauerte von Geschlecht zu Geschlecht; denn in der gleichen Gottesfurcht und Ehrbarkeit wie die Väter lebten auch die Söhne von Geschlecht zu Geschlecht. Aber wie gerade in den Birnbaum, der am flüssigsten genähret wird, am stärksten treibt, der Wurm sich bohrt, ihn umfrißt, welken läßt und tötet, so geschieht es, daß, wo Gottes Segenstrom am reichsten über die Menschen fließt, der Wurm in den Segen kömmt, die Menschen bläht und blind macht, daß sie ob dem Segen Gott vergessen, ob dem Reichtum den, der ihn gegeben hat, daß sie werden wie die Israeliten, die, wenn Gott ihnen geholfen, ob goldenen Kälbern ihn vergaßen.


Die schwarze Spinne - 22 The black spider - 22

Da faßten die Gäste Mut und setzten sich, aber ganz nahe zum Großvater rückte niemand. Then the guests took heart and sat down, but nobody moved up really close to the grandfather. Jetzt endlich konnte der Kindbettimann vorlegen, legte ein mächtiges Stück Braten seiner Nachbarin auf den Teller, diese schnitt ein Stückchen ab und legte den Rest auf des Nachbars Teller, ihn mit dem Daumen von der Gabel streifend. Now at last the father could begin serving; he placed a mighty piece of roast meat on his neighbor’s, the godmother’s, plate and she cut a small piece off and placed what remained on her neighbor’s plate, removing it from her fork with her thumb. So ging das Stück um, bis einer sagte, er denke, er behalte es, es sei noch mehr, wo das gewesen sei; ein neues Stück begann die Runde. In this manner the piece of meat was passed on, until someone said he thought he would keep it now, for there would certainly be more where that piece came from; a new piece now began the rounds. Während der Kindbettimann einschenkte und vorlegte und die Gäste ihm sagten, er hätte heute einen strengen Tag, ging die Hebamme herum mit dem süßen Tee, stark gewürzt mit Safran und Zimmet, bot allen an und fragte: wer ihn liebe, solle es nur sagen, er sei für alle da. While the father was pouring out wine and serving, and the guests were telling him what a busy day he was having today, the midwife went round with the sweet tea, which was strongly spiced with saffron and cinnamon, and offered it to everybody, saying that if anybody was fond of it, all they had to do was to say so, it was there for everybody. Und wer sagte, er sei Liebhaber, dem schenkte sie Tee in den Wein und sagte: sie liebe ihn auch, man möge den Wein viel besser ertragen, er mache einem nicht Kopfweh. And if anyone said he did like it, she poured tea into his wine, saying she was fond of it too, it made it easier to stand up to the wine and didn’t give you a headache. Man aß und trank. They ate and drank. Aber kaum war der Lärm vorbei, der allemal entsteht, wenn man hinter neue Gerichte geht, so ward man wieder stille, und ernst wurden die Gesichter, man merkte wohl, alle Gedanken waren bei der Spinne. But scarcely was the noise over, which always occurs when people are sitting behind new dishes of food, when everyone became quiet again, and faces grew serious; it was clear that all thoughts were turned to the spider. Scheu und verstohlen blickten die Augen nach dem Zapfen hinter des Großvaters Rücken, und doch scheute jeder sich, wieder davon anzufangen. Eyes glanced shyly and furtively at the peg behind the grandfather’s back, and yet everyone was reluctant to take up the subject again.

Da schrie laut auf die Gotte und wäre fast vom Stuhle gefallen. Then the godmother cried out loud and almost fell off her chair. Eine Fliege war über den Zapfen gelaufen, sie hatte geglaubt, der Spinne schwarze Beine gramselten zum Loche heraus, und zitterte vor Schreck am ganzen Leibe. A fly had passed over the peg, she had believed that the spider’s black legs were creeping out of the hole, and her whole body trembled with terror. Kaum ward sie ausgelacht; ihr Schreck war willkommener Anlaß, von neuem von der Spinne anzufangen, denn wenn einmal eine Sache unsere Seele recht berührt hat, so kommt dieselbe nicht so schnell davon los. People hardly had time to make fun of her, for her fright was a welcome reason for beginning to talk afresh about the spider, and once a matter has really touched our mind, it does not easily let it go again.

»Aber hör mal, Vetter«, sagte der ältere Götti, »ist die Spinne seither nie aus dem Loche gekommen, sondern immer darin geblieben seit so vielen hundert Jahren?« »E«, sagte die Großmutter, »es wäre besser, man schwiege von der ganzen Sache, man hätte ja den ganzen Nachmittag davon geredet.« »E, Mutter", sagte der Vetter, »laß deinen Alten reden, er hat uns recht kurze Zeit gemacht, und vorhalten wird euch das Ding niemand, stammet ihr ja nicht von Christine ab. “But listen here, cousin,” the elder godfather said, “Hasn’t the spider ever got out of the hole since then? Has it always stayed inside all these hundreds of years?” “Oh,” the grandmother said, “It would be better to be quiet about the whole business”; after all they had been talking the whole afternoon about it. “Oh, Mother,” the cousin said, “you let your old man talk, he’s been entertaining us very well, and nobody will hold the business against you, after all you’re not descended from Christine. Und du bringst unsere Gedanken doch nicht von der Sache ab; und wenn wir nicht von ihr reden dürfen, so reden wir auch von nichts anderem, dann gibt's keine kurze Zeit mehr. And you won’t succeed in turning our thoughts away from the subject; and if we’re not allowed to talk about it, we shan’t talk about anything else, and then we shan’t be entertained anymore. Nun, Großvater, rede, deine Alte wird es uns nicht vergönnen!« »He, wenn ihr es zwingen wollet, so zwinget es meinethalben, aber gescheuter wäre es gewesen, man hätte jetzt von etwas anderm angefangen und besonders jetzt auf die Nacht hin«, sagte die Großmutter. Now, grandfather, come and talk, your old woman won’t begrudge us!” “Oh, if you want to insist, you can, as far as I am concerned, but it would have been more sensible to have started on something different now, and specially now that night is on the way,” the grandmother said.

Da begann der Großvater, und alle Gesichter spannten sich wieder: »Was ich weiß, ist nicht mehr viel, aber was ich weiß, will ich sagen; es kann sich vielleicht in der heutigen Zeit jemand ein Exempel daran nehmen, schaden würde es wahrhaftig vielen nichts. Then the grandfather began, and all the faces became tense once more. “What I know, isn’t much more now, but I will tell you what I do know; perhaps somebody can take a lesson from it in our own day; it really wouldn’t do any harm to quite a lot of folk.

Als die Leute die Spinne eingesperrt wußten, sie ihres Lebens wieder sicher, da soll es ihnen gewesen sein, als seien sie im Himmel und der liebe Gott mit seiner Seligkeit mitten unter ihnen, und lange ging es gut. When people knew that the spider had been shut in and that their lives were safe again, it is said that they felt as if they were in heaven and as if the dear God with His blessedness were in the midst of them, and for a long time things went well. Sie hielten sich zu Gott und flohen den Teufel, und auch die Ritter, die frisch eingezogen waren ins Schloß, hatten Respekt vor Gottes Hand und hielten milde die Menschen und halfen ihnen auf. They held fast to God and shunned the devil, and the knights who had arrived at the castle as newcomers also stood in awe of God’s hand and treated the people gently and helped them to recover.

Dieses Haus aber betrachteten alle mit Ehrfurcht, fast wie eine Kirche. But everybody regarded this house with reverence, almost as if it were a church. Anfangs schauderte es sie freilich, wenn sie es ansahen, den Kerker der schrecklichen Spinne sahen und dachten, wie leicht sie da losbrechen und das Elend von vornen anfangen könnte mit des Teufels Gewalt. Admittedly the sight of it made them shudder at first, when they saw the prison of the terrible spider and thought how easily it might break out from there and start the whole wretchedness afresh with the devil’s violence. Aber sie sahen bald, daß da Gottes Gewalt stärker sei als die des Teufels, und aus Dank gegen die Mutter, die für alle gestorben, halfen sie den Kindern und bauten ihnen unentgeltlich den Hof, bis sie ihn selbsten arbeiten konnten. But they soon saw that God’s strength was greater than the devil’s, and out or gratitude to the mother who had died for them all, they helped the children and worked the farm for them for nothing, until they were able to look after it themselves. Die Ritter wollten ihnen bewilligen, ein neues Haus zu bauen, damit sie vor der Spinne sich nicht zu fürchten hätten oder diese durch Zufall im bewohnten Hause loskomme, und viele Nachbaren wollten ihnen helfen, die der Scheu vor dem Untier, vor dem sie so schrecklich gezittert, nicht loswerden konnten. The knights were willing to allow them to build a new house so that they need have no fear of the spider, in case this latter might accidentally be set free in a house which was inhabited; and offers of help came from many neighbors who could not get rid of their fear of the monster which had made them tremble so much. Aber die alte Großmutter wollte es nicht tun. But the grandmother would not hear of it. Sie lehrte ihre Enkel: hier sei die Spinne gebannt durch Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist; solange diese drei heiligen Namen gelten in diesem Hause, solange in diesen drei heiligen Namen an diesem Tische gegessen und getrunken werde, so lange seien sie vor der Spinne sicher und diese fest im Loche, und kein Zufall mache etwas an der Sache. She taught her grandchildren that it was here that the spider had been imprisoned in the name of God the Father, Son and Holy Spirit; as long as the three holy names held sway in the house and as long as food and drink were blessed in the three holy names at this table, they would be safe from the spider and the spider would be secure in the hole and no accident could make its imprisonment less secure. Hier an diesem Tische, hinter ihnen die Spinne, werden sie nie vergessen, wie nötig ihnen Gott und wie mächtig er sei; so mahne sie die Spinne an Gott und müsse dem Teufel zum Trotz ihnen zum Heil werden. As they sat at the table with the spider behind them, they would never forget how necessary God was to them nor how mighty He was; in this way the spider would remind them of God, and in spite of the devil it would be a means to their salvation. Ließen sie aber von Gott, und wäre es hundert Stunden von da, so könnte die Spinne sie finden oder der Teufel selbst. But if they forsook God, even if this happened a hundred hours’ walk from there, the spider or the devil himself would be able to find them. Das faßten die Kinder, blieben im Hause, wuchsen gottesfürchtig auf, und über dem Hause war der Segen Gottes. The children understood this, remained living in the house, grew up to be god-fearing, and the blessing of God was over the house.

Das Bübchen, welches so treu an der Mutter gewesen, so treu die Mutter an ihm, wuchs auf zu einem stattlichen Manne, der lieb war Gott und Menschen und Gnade bei den Rittern fand. The little boy who had been so faithful to the mother, just as his mother had been faithful to him, grew up into a fine man who was beloved of God and men and found favor with the knights. Darum ward er auch gesegnet mit zeitlichem Gut und vergaß Gott nie darob, ward nie geizig damit; er half andern in ihren Nöten, wie er wünschte, daß ihm geholfen werde in der letzten Not; und wo er zu schwach zu eigener Hülfe war, da ward er ein um so kräftigerer Fürsprecher bei Gott und Menschen. Therefore he was also blessed with worldly goods and never forgot God because of this, he never became grasping in his prosperity; he helped others in their need, just as he wished that he might be helped in the last resort; and where he was too weak to give help himself, he became all the more forceful an intercessor with God and men. Er ward gesegnet mit einem weisen Weibe, und zwischen ihnen war ein unergründlicher Friede, darum blühten fromm ihre Kinder auf, und beide fanden spät einen sanften Tod. He was blessed with a good wife, and between them there was a deep and secure peace, and therefore their children flourished and became virtuous; and both found a quiet death after a long life. Seine Familie blühte fort in Gottesfurcht und Rechttun. His family continued to flourish in the fear of God and in right living.

Ja, über dem ganzen Tale lag der Segen Gottes, und Glück war in Feld und Stall und Friede unter den Menschen. Truly the blessing of God lay over the whole valley, and there was prosperity in the fields and the cattle-sheds and peace among men. Die schreckliche Lehre war den Menschen zu Herzen gegangen, sie hielten fest an Gott; was sie taten, taten sie in seinem Namen, und wo einer dem andern helfen konnte, da säumte er nicht. The terrible lesson had gone to people’s hearts, and they held fast to God; whatever they did, they did in His name, and where one man could help another, be did not hesitate to do so. Vom Schlosse her ward ihnen kein Übel, aber viel Gutes. No evil, but only good came to them from the castle. Immer weniger Ritter wohnten dort, denn immer härter ward der Streit im Heidenlande und immer nöter jede Hand, die fechten konnte; die aber, welche im Schlosse waren, mahnte täglich die große Totenhalle, in der die Spinne an Rittern wie an den Bauren ihre Macht geübt, daß Gott mit gleicher Kraft über jedem sei, der von ihm abfalle, sei er Bauer oder Ritter. Fewer and fewer knights lived there, for the fighting in heathen parts became ever harder, and every hand that could wield a sword became more and more essential; but those who were in the castle were reminded daily by the great hall of death, where the spider had asserted its power over knights just as elsewhere over peasants, that God rules with the same strength over all who fall away from Him, whether they are knights or peasants.

So schwanden viele Jahre in Glück und Segen, und das Tal ward berühmt vor allen andern. In this way many years passed in happiness and blessing, and this valley became celebrated above all others. Stattlich waren ihre Häuser, groß ihre Vorräte, manch Geldstück ruhte im Kasten, ihr Vieh war das schönste zu Berg und Tal, und ihre Töchter waren berühmt landauf, landab und ihre Söhne gerne gesehen überall. Its houses were impressive, its stocks were large, many a gold coin lay in the coffers, its cattle were the finest over hill and dale, its daughters were renowned up and down the country and its sons welcomed everywhere. Und dieser Ruhm welkte nicht über Nacht wie dem Jonas seine Schattenstaude, sondern er dauerte von Geschlecht zu Geschlecht; denn in der gleichen Gottesfurcht und Ehrbarkeit wie die Väter lebten auch die Söhne von Geschlecht zu Geschlecht. And this fame did not wither overnight like the shady bush of Jonas, but it endured from generation to generation; for the sons lived from generation to generation in the same godliness and honor as the fathers. Aber wie gerade in den Birnbaum, der am flüssigsten genähret wird, am stärksten treibt, der Wurm sich bohrt, ihn umfrißt, welken läßt und tötet, so geschieht es, daß, wo Gottes Segenstrom am reichsten über die Menschen fließt, der Wurm in den Segen kömmt, die Menschen bläht und blind macht, daß sie ob dem Segen Gott vergessen, ob dem Reichtum den, der ihn gegeben hat, daß sie werden wie die Israeliten, die, wenn Gott ihnen geholfen, ob goldenen Kälbern ihn vergaßen. But just as the pear-tree which is best nourished and has the strongest growth is the one into which the canker penetrates, consuming it until it withers and dies, so it happens that where God’s stream of blessing flows most richly over men, canker comes into the blessing, puffs the people up and makes them blind, until they forget God because of the blessing, forget Him Who has given the wealth on account of the wealth itself until they become like the Israelites who forgot God, after He had helped them, on account of the golden calf.