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Der Biograph, Bevor Finch Asozial berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE

Bevor Finch Asozial berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE

(Jubel)

Mit seinen Battles bei "Rap am Mittwoch"

machte er sich erst in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen.

Mit der Single "Abfahrt"

gelang ihm später auch der kommerzielle Durchbruch.

Die Rede ist natürlich von Finch Asozial.

"Der Biograph" hat persönlich mit ihm über seine Zeit

vor dem Erfolg gesprochen

und geht in diesem Video der Frage nach:

Was hat ihn geprägt?

(Kratzender Stift)

Nils Wehowsky, so heißt Finch mit bürgerlichem Namen,

hatte eine schöne Kindheit, sagt er.

Doch eine Sache fehlte: Sein Vater.

Der soll ihn und seine Mutter nämlich im Osten zurückgelassen haben,

um kurz nach der Wende sein Glück im Westen zu suchen.

Eigentlich wollte der Papa Klein-Nils und seine Mama

ja später nachholen.

Doch dazu sei es nie gekommen, erinnert sich Finch.

Vielleicht ein Grund für seine ausgeprägte Heimatverbundenheit,

fragt er sich heute.

Als Vaterfigur muss stattdessen Finchs Opa herhalten.

Für ihn, damals wie heute, der absolute Held.

Nicht zuletzt geht der Junge deswegen nach der Schule

gerne zu seinen Großeltern, sagt er.

Aber auch, weil er weiß, dass er da so lange Fernsehen gucken

und Süßigkeiten essen darf, wie er möchte.

Praktisch, dass Oma und Opa direkt nebenan wohnen.

Das soll aber nicht heißen, dass Finch ein Stubenhocker war.

Im Gegenteil, seine Wochenenden verbrachte er größtenteils draußen

im ländlichen Umfeld von Fürstenwalde

beim damaligen Freund seiner Mutter.

Eine unbeschwerte Zeit,

vermutlich auch für seine musikalische Mama,

die hobbymäßig im Orchester spielte.

"Vielleicht hat sie mir die Liebe zur Musik mitgegeben?",

vermutet Finch.

Doch auch die Dorffeste, die er schon als kleiner Junge besuchte,

prägten seinen Musikgeschmack.

80er- und 90er-Mucke sowie Schlager liefen hier den ganzen Tag

rauf und runter.

Kein Wunder, dass Finch sagt:

"Wolfgang Petry war für mich der absolute Star."

Aber auch ganz normale Chartmusik fand er als Kind noch toll,

ebenso wie manch ein Erwachsenengetränk.

So richtig Stress gab's für ihn erst in der Schule.

"Unterricht? Brauch ich nicht! Bin eh schlauer als alle anderen.",

dachte er sich früher.

Rückblickend beschreibt sich Finch nämlich als Störenfried

und Klassenclown mit großer Klappe, der ständig aus dem Unterricht flog.

Doch anstatt den Ärger über sich ergehen zu lassen,

blieb er stur und konterte, was das Zeug hält.

Ein Charakterzug, der sich später noch

als sehr nützlich herausstellen sollte.

Wenn er das Klassenzimmer kurz darauf wieder betreten durfte,

ging's allerdings direkt weiter mit dem Scheißebauen.

Das hieß übrigens nicht, dass er andere verprügelte

oder Drogen genommen hat und so 'nen Mist.

Nein, es ging nur um harmlose Jugendstreiche, erinnert sich Finch.

Aber egal wie viel Mühe er sich gab, nicht aufzufliegen,

ihn haben sie immer erwischt, sagt er.

Eine Verwarnung nach der nächsten habe Finch erhalten.

Doch von der Schule sei er komischerweise nie geflogen.

Kaum zu glauben,

dass er auch nie geschwänzt haben soll.

Während seine Mitschüler von der Ganztagsschule

ihre Abende frei gestalten konnten, musste Finch oft als Einziger heim,

um seine Hausaufgaben nachzuholen.

Im Gegensatz zu den anderen

hatte er die dafür vorgesehene Schulstunde

nämlich lieber mit Herumalbern

und mit Schülerablenken verbracht, sagt er.

Um Nebenjobs musste er sich zum Glück nicht kümmern.

Er bekam ja schließlich 40 Euro Taschengeld im Monat.

Die Hälfte davon ging übrigens fürs Solarium drauf.

Doch noch einmal zurück zur Frage: Was hat ihn geprägt?

Nun ja, die Gymnasium-Rapper aus Fürstenwalde,

wie Finch sie rückblickend nennt, definitiv nicht.

Das sollen alles nur Opfer gewesen sein.

Vielleicht sei auch das bis heute so geblieben, sagt er.

Machen was nicht alle machen - seine Devise?

Trotzdem: Nach dem Realschulabschluss

ging's erst mal noch ganz gewöhnlich weiter.

Finch machte sein Fachabi mit dem Schwerpunkt Sozialwesen.

Denn gut mit Kindern umgehen konnte er schon immer, sagt er.

Das bedeutete, wieder ein Jahr Unterricht,

den er nach wie vor gerne störte,

und ein Jahr überwiegend Praktikum im Kindergarten.

Am Ende ist ihm klar: "Das ist nichts für mich."

Die Mahlzeiten der Kinder,

an denen er sich zu Pumper-Zeiten sattessen kann,

ändern daran auch nichts.

Durch einen Kumpel, der dasselbe getan hatte,

kam er dann auf die Idee,

sich beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt

für eine handwerkliche Ausbildung zu bewerben.

"Echt? Du hast doch zwei linke Pfoten!",

soll die typischen Reaktion seines Umfelds gewesen sein.

Aber Finch zog durch, auch wenn er sich zu Anfang

echt dämlich angestellt hat, gibt er heute zu.

Seine liebste Beschäftigung war natürlich auch hier:

Scheißebauen.

Die ganzen Materialien und Werkzeuge boten einfach zu gute Möglichkeiten

für allerhand Experimente.

Am Wochenende ging's dafür wieder auf die Dorffeste in der Umgebung,

um mit Kumpels zu Schlagermusik abzufeiern.

Illegale Drogen? Fehlanzeige.

"Bei uns gab's nur Alkohol, aber dann auch viel,

erinnert sich Finch.

Nach der Ausbildung wird er zwar übernommen,

doch an irgendeinen Außenstandort im Nirgendwo versetzt.

Schon bald reicht Finch die Kündigung ein

und schlittert damit in eine mehrjährige Phase,

in der er viele verschiedene Jobs ausprobiert.

So arbeitet er zum Beispiel eine Zeit lang auf dem Bau,

in einer Parfümfabrik und im Straßentiefbau.

Aber nichts davon erfüllt ihn.

Erneut meldet sich nach einiger Zeit sein großes Selbstvertrauen zu Wort:

Sagt er zu sich selbst.

Was nun passierte, beschreibt Finch rückblickend

als den besten Move, den er in seinem Leben je gemacht hat.

Für einen ordentlichen Job,

wie er seine Rückkehr in die Schifffahrtsbranche bezeichnet,

zog er ins nahegelegene Berlin.

Ursprünglich eigentlich nur, um tägliches Pendeln zu vermeiden.

Das ihm das die Türen zu einer komplett neuen Welt eröffnete,

ahnte er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Denn sein bester Freund schleppt ihn 2014

zunächst nur als Zuschauer mit zu einer Battlerapveranstaltung.

Selbst gerappt hatte Finch bis dahin eigentlich noch nie so wirklich,

doch hält ihn das nicht davon ab, sich dort schon bald

ebenfalls auf die Bühne zu stellen.

Mit Erfolg! (Jubel)

Gewohnt selbstbewusst präsentiert Finch hier,

was er bereits als Schüler im Klassenzimmer

auf ähnliche Weise getan hatte: Kontern.

Manchmal schlägt er dabei etwas über die Stränge,

sagen seine Kritiker.

Doch der Grundstein für seine bis heute andauernde Musikkarriere

war an diesem Tag gelegt.

# Abfahrt. (Treibende Musik)

Eine weitere coole Rappergeschichte kannst du dir hier ansehen.

Und ein lustiges Video mit Finch von "World Wide Wohnzimmer"

gibt es hier.

Bis zur nächsten Inspiration!

"Der Biograph".

(Treibende Musik)


Bevor Finch Asozial berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE

(Jubel)

Mit seinen Battles bei "Rap am Mittwoch"

machte er sich erst in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen.

Mit der Single "Abfahrt"

gelang ihm später auch der kommerzielle Durchbruch.

Die Rede ist natürlich von Finch Asozial.

"Der Biograph" hat persönlich mit ihm über seine Zeit

vor dem Erfolg gesprochen

und geht in diesem Video der Frage nach:

Was hat ihn geprägt?

(Kratzender Stift)

Nils Wehowsky, so heißt Finch mit bürgerlichem Namen,

hatte eine schöne Kindheit, sagt er.

Doch eine Sache fehlte: Sein Vater.

Der soll ihn und seine Mutter nämlich im Osten zurückgelassen haben,

um kurz nach der Wende sein Glück im Westen zu suchen.

Eigentlich wollte der Papa Klein-Nils und seine Mama

ja später nachholen.

Doch dazu sei es nie gekommen, erinnert sich Finch.

Vielleicht ein Grund für seine ausgeprägte Heimatverbundenheit,

fragt er sich heute.

Als Vaterfigur muss stattdessen Finchs Opa herhalten.

Für ihn, damals wie heute, der absolute Held.

Nicht zuletzt geht der Junge deswegen nach der Schule

gerne zu seinen Großeltern, sagt er.

Aber auch, weil er weiß, dass er da so lange Fernsehen gucken

und Süßigkeiten essen darf, wie er möchte.

Praktisch, dass Oma und Opa direkt nebenan wohnen.

Das soll aber nicht heißen, dass Finch ein Stubenhocker war.

Im Gegenteil, seine Wochenenden verbrachte er größtenteils draußen

im ländlichen Umfeld von Fürstenwalde

beim damaligen Freund seiner Mutter.

Eine unbeschwerte Zeit,

vermutlich auch für seine musikalische Mama,

die hobbymäßig im Orchester spielte.

"Vielleicht hat sie mir die Liebe zur Musik mitgegeben?",

vermutet Finch.

Doch auch die Dorffeste, die er schon als kleiner Junge besuchte,

prägten seinen Musikgeschmack.

80er- und 90er-Mucke sowie Schlager liefen hier den ganzen Tag

rauf und runter.

Kein Wunder, dass Finch sagt:

"Wolfgang Petry war für mich der absolute Star."

Aber auch ganz normale Chartmusik fand er als Kind noch toll,

ebenso wie manch ein Erwachsenengetränk.

So richtig Stress gab's für ihn erst in der Schule.

"Unterricht? Brauch ich nicht! Bin eh schlauer als alle anderen.",

dachte er sich früher.

Rückblickend beschreibt sich Finch nämlich als Störenfried

und Klassenclown mit großer Klappe, der ständig aus dem Unterricht flog.

Doch anstatt den Ärger über sich ergehen zu lassen,

blieb er stur und konterte, was das Zeug hält.

Ein Charakterzug, der sich später noch

als sehr nützlich herausstellen sollte.

Wenn er das Klassenzimmer kurz darauf wieder betreten durfte,

ging's allerdings direkt weiter mit dem Scheißebauen.

Das hieß übrigens nicht, dass er andere verprügelte

oder Drogen genommen hat und so 'nen Mist.

Nein, es ging nur um harmlose Jugendstreiche, erinnert sich Finch.

Aber egal wie viel Mühe er sich gab, nicht aufzufliegen,

ihn haben sie immer erwischt, sagt er.

Eine Verwarnung nach der nächsten habe Finch erhalten.

Doch von der Schule sei er komischerweise nie geflogen.

Kaum zu glauben,

dass er auch nie geschwänzt haben soll.

Während seine Mitschüler von der Ganztagsschule

ihre Abende frei gestalten konnten, musste Finch oft als Einziger heim,

um seine Hausaufgaben nachzuholen.

Im Gegensatz zu den anderen

hatte er die dafür vorgesehene Schulstunde

nämlich lieber mit Herumalbern

und mit Schülerablenken verbracht, sagt er.

Um Nebenjobs musste er sich zum Glück nicht kümmern.

Er bekam ja schließlich 40 Euro Taschengeld im Monat.

Die Hälfte davon ging übrigens fürs Solarium drauf.

Doch noch einmal zurück zur Frage: Was hat ihn geprägt?

Nun ja, die Gymnasium-Rapper aus Fürstenwalde,

wie Finch sie rückblickend nennt, definitiv nicht.

Das sollen alles nur Opfer gewesen sein.

Vielleicht sei auch das bis heute so geblieben, sagt er.

Machen was nicht alle machen - seine Devise?

Trotzdem: Nach dem Realschulabschluss

ging's erst mal noch ganz gewöhnlich weiter.

Finch machte sein Fachabi mit dem Schwerpunkt Sozialwesen.

Denn gut mit Kindern umgehen konnte er schon immer, sagt er.

Das bedeutete, wieder ein Jahr Unterricht,

den er nach wie vor gerne störte,

und ein Jahr überwiegend Praktikum im Kindergarten.

Am Ende ist ihm klar: "Das ist nichts für mich."

Die Mahlzeiten der Kinder,

an denen er sich zu Pumper-Zeiten sattessen kann,

ändern daran auch nichts.

Durch einen Kumpel, der dasselbe getan hatte,

kam er dann auf die Idee,

sich beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt

für eine handwerkliche Ausbildung zu bewerben.

"Echt? Du hast doch zwei linke Pfoten!",

soll die typischen Reaktion seines Umfelds gewesen sein.

Aber Finch zog durch, auch wenn er sich zu Anfang

echt dämlich angestellt hat, gibt er heute zu.

Seine liebste Beschäftigung war natürlich auch hier:

Scheißebauen.

Die ganzen Materialien und Werkzeuge boten einfach zu gute Möglichkeiten

für allerhand Experimente.

Am Wochenende ging's dafür wieder auf die Dorffeste in der Umgebung,

um mit Kumpels zu Schlagermusik abzufeiern.

Illegale Drogen? Fehlanzeige.

"Bei uns gab's nur Alkohol, aber dann auch viel,

erinnert sich Finch.

Nach der Ausbildung wird er zwar übernommen,

doch an irgendeinen Außenstandort im Nirgendwo versetzt.

Schon bald reicht Finch die Kündigung ein

und schlittert damit in eine mehrjährige Phase,

in der er viele verschiedene Jobs ausprobiert.

So arbeitet er zum Beispiel eine Zeit lang auf dem Bau,

in einer Parfümfabrik und im Straßentiefbau.

Aber nichts davon erfüllt ihn.

Erneut meldet sich nach einiger Zeit sein großes Selbstvertrauen zu Wort:

Sagt er zu sich selbst.

Was nun passierte, beschreibt Finch rückblickend

als den besten Move, den er in seinem Leben je gemacht hat.

Für einen ordentlichen Job,

wie er seine Rückkehr in die Schifffahrtsbranche bezeichnet,

zog er ins nahegelegene Berlin.

Ursprünglich eigentlich nur, um tägliches Pendeln zu vermeiden.

Das ihm das die Türen zu einer komplett neuen Welt eröffnete,

ahnte er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Denn sein bester Freund schleppt ihn 2014

zunächst nur als Zuschauer mit zu einer Battlerapveranstaltung.

Selbst gerappt hatte Finch bis dahin eigentlich noch nie so wirklich,

doch hält ihn das nicht davon ab, sich dort schon bald

ebenfalls auf die Bühne zu stellen.

Mit Erfolg! (Jubel)

Gewohnt selbstbewusst präsentiert Finch hier,

was er bereits als Schüler im Klassenzimmer

auf ähnliche Weise getan hatte: Kontern.

Manchmal schlägt er dabei etwas über die Stränge,

sagen seine Kritiker.

Doch der Grundstein für seine bis heute andauernde Musikkarriere

war an diesem Tag gelegt.

# Abfahrt. (Treibende Musik)

Eine weitere coole Rappergeschichte kannst du dir hier ansehen.

Und ein lustiges Video mit Finch von "World Wide Wohnzimmer"

gibt es hier.

Bis zur nächsten Inspiration!

"Der Biograph".

(Treibende Musik)