Bevor Cäsar berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Ein grausamer Mord geschieht im römischen Senat,
44 vor Christus. Ehemalige Vertraute und Gegner erstechen gemeinsam den Mann,
der seit kurzem allein das Reich regiert: Gaius Julius Caesar. Der Herrscher scheint bei seinen
Kollegen also nicht besonders beliebt gewesen zu sein. Aber warum eigentlich?
Wer in Rom an die Macht will, muss dem Volk pompöse Gladiatorenkämpfe spendieren. Das
weiß auch Cäsar, ein junger Beamter, der unter anderem für die Spiele und
die Getreideversorgung Roms zuständig ist. Als erster stattet er die Gladiatoren mit
silbernen Rüstungen aus! Ein Highlight! Wie man gut ankommt, weiß der 35-Jährige also ganz genau,
gekonnt beeindruckt er das Volk. Denn er will Macht, so wie sie zum Beispiel ein Konsul hat.
Das ist nämlich die höchste politische Position in der Römischen Republik, die von den Bürgern
gewählt wird. Caesar braucht also jede Menge Gefolgsleute. Denn traditionell kommt man im
alten Rom eigentlich eher wegen seiner familiären Herkunft an die Macht, sagen Historiker. Die
Julier – Cäsars Familie – aber sind verarmt und wenig einflussreich, obwohl sie zum
alten Stadtadel gehören. Eine gute Bildung, zum Beispiel in Literatur- und Politikwissenschaften,
sind für Cäsar wohl trotzdem drin. Gleichzeitig erwartet man wegen seines adeligen Backgrounds
auch einfach, dass Cäsar in die Politik geht. Auch wenn es zunächst nur die untere Beamtenlaufbahn
ist. Historiker wissen außerdem, dass Cäsar politisch mehr Mitbestimmung für das Volk
fordert. Er erkennt wohl, wie veraltet der Senat ist und dass Reformen nötig sind. Viele der 600
Senatsmitglieder aber sehen das anders, sie wollen ihre Macht behalten. Insgesamt startet Cäsar also
eher als Außenseiter im politischen Rom. Wie aber gelingt es ihm dann, in den nächsten 16
Jahren zum Alleinherrscher der Römischen Republik zu werden? Nun, zum einen ist Cäsar wohl ziemlich
charmant und ein guter Redner. Geschickt knüpft er Connections in Gesellschaft und Politik. So
auch zu Pompeius, dem erfolgreichsten Feldherren Roms, den Cäsar für seine Skills bewundert. Und
zu Crassus, einem extrem reichen Politiker. Beide werden noch bedeutend sein für Cäsars
Weg. Außerdem wird er immer skrupelloser. Als Statthalter – also römischer Stellvertreter – geht
Cäsar im besetzten Spanien militärisch gegen einheimische Stämme vor, die sich eigentlich schon
längst ergeben hatten. Und das wohl auch nur, um seinen riesigen Schuldenberg mit ihren Reichtümern
abzuzahlen. Mit Geld kann er nämlich null umgehen. Beruflich aber läufts. Cäsar klettert die streng
vorgegebene Ämterlaufbahn hoch und ist – mit nun 39 Jahren – Teil des Senats. Nur noch ein
Karriere-Step trennt ihn vom Amt des Konsuls. Klar, dass er da nichts dem Zufall überlässt,
als er 59 vor Christus tatsächlich zur Wahl steht. Es ist die Chance auf die Cäsar so lange gewartet
hat. Noch nie war er absolutem Ruhm, Reichtum, und militärischer Macht so nah. Also bringt er
einen Move, der damals total normal ist: Er sucht sich Verbündete, um die Wahl zu beeinflussen. Vor
allem Crassus und Pompeius sind dafür am Start. Denn auch sie wollen einmal Konsul werden und
hoffen wohl, dass Cäsar später in ihrer Schuld steht. Ganze Heere machen die beiden dann als
Wähler für ihn klar. Mit Erfolg – Cäsar ist nun der wichtigste Mann der Republik! Doch der Job
des Konsuls ist nur auf ein Jahr begrenzt. Wenn er also dauerhaft die Pole Position haben will, muss
er sich was einfallen lassen. Wie praktisch, dass auch Crassus und Pompeius ähnlich ticken. Auch sie
haben hohe Machtansprüche, die noch ungestillt sind. Gemeinsam gründen sie einen geheimen
Dreierbund, der nur ihre ganz persönlichen Wünsche nach mehr Geld und militärischer Macht stärken
soll. Heute nennt man das übrigens Triumvirat. Geschickt setzen sie dafür in den kommenden Jahren
immer mehr Verbündete auf wichtige politische Posten. Ziemlich hinterhältig, hm? Überhaupt:
Cäsar scheint wohl nichts anbrennen zu lassen. Er ist bekannt für seinen großen Sex-Hunger – auf
Männer und Frauen. Dass der Vierzigjährige schon zum dritten Mal verheiratet ist,
stört dabei nicht. Seitensprünge scheinen für ihn ok zu sein. So wird ihm auch nachgesagt,
Kinder außerhalb seiner Ehen gezeugt zu haben. Nach seiner Amtszeit als Konsul nutzt Cäsar das
weniger mächtige Amt des Prokonsuls, um sich als Feldherr einen Namen zu machen. Eine Position,
die er vor allem den Machenschaften seines Dreier-Teams zu verdanken hat. Gleichzeitig macht
er damit aber auch Pompeius immer mehr Konkurrenz. Der ist nämlich schon extrem beliebt in Rom,
weil er viele neue Territorien erobert hatte. Das will Cäsar auch. Bei seinen siebenjährigen,
berüchtigten Feldzügen durch Gallien, Britannien oder auch das heutige Belgien werden ganze Völker
vernichtet. Teilweise lässt Cäsar die Menschen dabei wohl einfach verhungern. Ein unermesslicher
Preis für den Machthunger eines einzigen Mannes. Dennoch gilt Cäsar bei Historikern heute auch
als genialer Feldherr. Er kämpft an vorderster Front und seine Soldaten sind treu. Das gefällt
vor allem einem nicht: Pompeius. Der verschwört sich in Rom gegen seinen alten Freund und zieht im
Senat auch andere auf seine Seite. Sie fürchten den wachsenden Machtanspruch des Prokonsuls
und verpflichten Cäsar, das Kommando über sein Heer und sein Amt abzugeben. Dass der das nicht
hinnimmt, überrascht wenig. Schließlich sind seine Truppen die Basis seiner Macht. Cäsars Reaktion
ist ziemlich krass: Er entfacht einen Bürgerkrieg! Über Italien bis nach Griechenland verfolgt er
jetzt seinen ehemaligen Vertrauten Pompeius. Und obwohl dessen Armee doppelt so groß ist,
verliert der einst mächtigste Feldherr gegen den deutlich jüngeren Cäsar. Tragisch endet
auch Pompeius' Flucht nach Ägypten – direkt bei seiner Ankunft wird er von Cäsars Verbündeten
ermordet. Als ihm Pompeius‘ abgeschlagener Kopf auf einem Silbertablett präsentiert wird,
schaut Cäsar wohl angewidert weg. Gleichzeitig soll er aber auch Tränen in den Augen gehabt
haben. Vielleicht aber auch nur aus Erleichterung? Denn der 55-Jährige ist nun endlich am Ziel. Sein
Sieg gegen Pompeius macht ihn zum Alleinherrscher der Römischen Republik. Er fühlt sich unantastbar.
Viele Senatoren aber sehen das anders. Insgesamt 60 Mann verschwören sich gegen den machthungrigen
Politiker. Sie sehen sich absolut im Recht, als sie an einem Märztag, 44 vor Christus,
das Leben Cäsars mit 23 Dolchstichen auslöschen. Wenn du mehr zur Geschichte der Römischen Republik
erfahren willst, dann klick hier oben. Und eine weitere interessante Biographie
ist hier unten ebenfalls verlinkt. Bis zur nächsten Inspiration, der Biograph!