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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Single, Dating, Sehnsucht: Sind wir glücklich ohne Beziehungen? – RABIAT! (2/4)

Na, also ich hatte eine zweijährige Beziehung, gleich als ich 18 war, direkt nach meinem Outing als schwuler Mann.

Und seitdem, ehrlich gesagt, gibt es bei mir ein ziemliches Muster. Das ist dann eigentlich immer:

Ich bin ziemlich begeistert für jemanden, stürz mich da gern auch so ein bisschen dann rein und dann ist

irgendwie nach zwei Monaten die Luft so ein bisschen raus von meiner Seite.

Das hatte ich echt ein paar Mal. Und ich hab das Gefühl, dass das übelst scheiße klingt, wenn ich das so sage,

aber ich erlebe halt in meinem Leben mega mega viel die ganze Zeit,

weil dieser Beruf, Filmemacher, Journalist – du triffst ständig andere Leute.

Und ich habe dann manchmal das Gefühl, wenn bei der anderen Person nicht so viel passiert,

dass dann da manchmal ein Ungleichgewicht da ist. Oder ich das Gefühl habe, dass die Person mich

ein bisschen langweilt oder so. Das heißt, Sie haben den Wunsch, eigentlich

Faszination auch von Ihrem Partner zu erleben? Also eine Inspiration, gegenseitig, auf Wellenlänge.

Total, ja. Ich glaube, das ist tatsächlich gerade ein guter Punkt. Weil bei mir ist das so:

ich hatte glaube ich lange Zeit ein gewisses Beuteschema, so zwei, drei Jahre jünger oder so.

Je jünger, desto wahrscheinlicher ist ja einfach, dass jemand vielleicht auch noch

nicht ganz so viel von sich und der Welt gesehen hat.

Klar, so kann das nichts werden. Erste Frage: Willst Du wirklich ne Beziehung?

Zweite Frage: Welchen Menschen suchst Du? Wer nicht weiß, was er will, bleibt halt ewig Single.

Ganz automatisch. Wobei ich mir noch immer nicht sicher bin,

ob das denn so schlimm ist, Dauer-Single zu sein.

In Deutschland bezeichnen sich schließlich fast fünf Millionen Menschen als überzeugte Singles.

Ich treffe zwei, die es wissen müssen. Silvia Striebeck und Ursula Burkhardt sind über 60.

In Mannheim haben wir uns am Rhein verabredet. Silvia ist Dauer-Single, schon fast ihr ganzes Leben.

Und so die Vorstellung, dass jemand mit mir zusammenlebt, also dieses klassische Küche,

Wohnzimmer und gemeinsames Schlafzimmer, das kann ich mir definitiv nicht vorstellen.

Dazu habe ich auch zu lange alleine gelebt.

Es gibt auch so eine versteckte Sehnsucht: Wie wäre das, mit jemandem zusammenzuleben?

Man unterstellt ja auch schnell anderen Paaren, dass die wahrscheinlich auch gar nicht so glücklich sind, oder?

Weil man irgendwie die Vorzüge am Alleinsein auch so schätzen lernt. Geht euch das auch so, dass ihr denkt:

"Ach diese Paare, na ja, die gehen sich doch alle auf den Sack?"

Es gibt eigentlich kein Paar, was ich beneide. Muss ich ganz ehrlich sagen. Also wo ich denke: Oh, das ist ein Vorbild, so möchte ich es auch haben.

Weil ich finde es schwierig, einen Partner zu finden, der jetzt wirklich viele gemeinsame Interessen mit mir teilt.

Also dass da wirklich eine große Übereinstimmung ist. Ich kenne es eher, dass man da wirklich so gucken muss,

und eine gemeinsame Mitte irgendwie finden muss und da gibt ja jeder auch ein ganzes Stück was von sich auf.

Warum?

Gemeinsam schlafen kann ich nicht.

Und das hat jetzt natürlich noch mehr mit Alter zu tun. Ich schnarche. Nicht arg, aber ich schnarche.

Und die Männer, die schnarchen...

Südländische Urlaube, wo die eine große Decke für beide haben: Katastrophe!

Ursel hatte, anders als Silvia, mehrere lange Beziehungen. Auch gerade bahnt sich mit einem Mann etwas an.

Tarot-Karten sollen dabei helfen, den richtigen Weg einzuschlagen.

Wahrsagerei, allerdings sehr frei interpretiert.

Ich habe schon gemischt, ich habe schon verdeckt gezogen.

"Stay Optimistic. Your Dreams are coming true. Don't quit right before the miracle occurs."

So etwa: Wer immer abhaut, verpasst das Wunder!

Ich glaube, dass ich sehr schnell aufgebe, wenn eine Situation kommt, in der ich getriggert bin.

Die vielleicht nicht so toll ist wieder Anfang ist. Anfangs ist ja alles irgendwie schön.

Und das ist schön mit ihm, und das und jenes. Und irgendwann kommt ja der Punkt,

wo es auch mal nicht schön ist, und dann alles in Frage zu stellen, und ach ne, ist

sowieso nichts und aufhören damit. Ich glaube, dass ich das oft gemacht habe in der Vergangenheit.

Ich tät gern bei der Karte noch deutlicher fragen: Was begrenzt meinen inneren Raum für Beziehungen?

Passend, die Single-Gewohnheiten. Ja genau.

Experte. Okay, damit kann ich allerdings etwas anfangen.

Hat damit was zu tun, dass...

ich sehr leicht in die Rolle der Expertin für alles mögliche gehe, andere Leute sagen: Besserwisser.

Ist das generell so, wenn man lange Single ist, dass man irgendwie auch ein bisschen

stur wird vielleicht manchmal. Vielleicht ja... - Nein, gar nicht.

Man verlernt es dann vielleicht auch mal, zu sagen, vielleicht hast du ja recht oder so.

Ja und auch da kann ich wieder sagen: Ich werde mit dem Alter toleranter.

Ich glaube, früher hätte die Beziehung bei mir keinen Tag Chance gehabt.

Weil, aber das hat jetzt auch wieder mit dem Single-Sein zu tun: Single-Phasen sind Phasen, wo viel in die Welt reingreifen ist

und viel sich noch Erfahrung hier und Erfahrung dort und Austausch hier und da holen.

Und jetzt kommen wir zwei zusammen. Ja, es ist toll, ihm was von meiner Welt zeigen zu können.

Und ich frage mich aber auch immer wieder: Wo ist der Input für mich?

Als Frau allein selbstbewusst zu leben - das war lange ungewöhnlich. Ursel und Silvia

entstammen wohl der ersten Generation von Frauen, die sich diese Freiheit genommen hat.

Eine Freiheit, die heute fast schon normal ist.

Was würdet ihr jetzt jungen Mädels auf den Weg geben, die vielleicht gerade anfangen, sich das erste Mal zu verlieben?

Das Leben ist nicht abhängig von einer Beziehung.

Also es gibt so viel anderes im Leben als eine Beziehung. Also vielleicht wird einer ganz

verbindlichen, ganz engen, traditionellen Zweierbeziehung auch viel zu viel Gewicht

beigemessen. Weil sich die Zeiten auch irgendwie geändert haben. Ich meine, wenn man jemanden

findet und es passt, und man liebt sich, toll. Aber jetzt da so zwanghaft nach zu suchen? Nö.

Das nehme auch ich mir zu Herzen. Es ist befreiend, dass heutzutage deutlich weniger Druck

auf mir als Single lastet. Und dass ich als schwuler Mann mein Leben weitestgehend frei leben kann.

Alte Normen lösen sich auf, Single-Phasen nehmen zu. Doch diese neue Freiheit kann auch überfordern.

Ich fahre aufs Land. Johanna Finkenzeller ist 20 und wohnt nördlich von München so richtig auf dem Dorf.

Seit einem Jahr ist Johanna Single, und nicht immer weiß sie so genau, was sie mit ihrer Freiheit anfangen soll.

Also ich weiß nicht, eigentlich darf ich mir gar nicht das Recht rausnehmen, mich darüber

zu beschweren, weil es ja ganz toll ist, dass man so viele Möglichkeiten jetzt auch als Frau hat.

Aber auf der anderen Seite fehlt mir da schon so ein bisschen eine Orientierung.

Ich glaube, dass ich da schon so ein bisschen Zeit brauche, herauszufinden, was ich wirklich

machen will. Es steht einem ja alles offen. Es ist schon manchmal sehr schwer, dann da

seinen Weg zu finden, der einen dann auch glücklich macht... Genau.

Aber für den Moment geht es mir so eigentlich ganz gut.

Oh Gott, das sind meine besoffenen Selbstportraits.

Ich hab mit ner Freundin so ein Ding, dass wir uns treffen, dann ordentlich trinken und

dann malen wir halt nach irgendeinem bekannteren Bild unsere Gesichter da rein.

Das ist mich als Van Gogh.

Das ist mich als Queen Elizabeth die I.

Vor einem Jahr haben sich Johanna und ihr letzter Freund getrennt. Die neue Freiheit tut gut.

Wenn keiner da ist, dann hast du auch niemanden, an den du denkst und kannst halt dann nur

an dich denken und über dich mehr herausfinden und dir die komplette Selbstliebe schenken,

als wenn du dann jemanden da hast. Und das ist so ein Ding, wenn ich in einer Beziehung

bin, denke ich gerne an die andere Person. So ist es nicht. Es ist keine Folter für mich.

Aber ich merke, wie ich gerade wieder ein bisschen zu mir selbst komme und wieder

ein bisschen mehr an mich denken kann, wieder ein bisschen mehr für mich tue. Und das ist schon angenehm.

Da bin ich voll bei ihr. Doch auf dem Land ist der Weg zum nächsten Single weit

und für mich wäre die Auswahl an Typen für One-Night-Stands gering.

Da würde mir schon deutlich was fehlen. In Johannas Dorf wohnen gerade mal 20 Leute.

So auf dem Land, ist ja doch ein kleineres Kaff, in dem du so wohnst.

Wie einfach ist es da überhaupt, noch Leute kennenzulernen? - Also hier gar nicht. Hier kennt wirklich jeder jeden.

Allein schon, weil wir mit Kamerateam jetzt da durchgelaufen sind.

Ich glaube, da werden bald wieder die Gespräche anfangen. – Und die gibt es sowieso schon.

Denn Johanna hat häufiger mal Besuch. Landjugend trifft Landjugend.

Ja, die sehen schon öfter mal, dass da so ein Auto vielleicht mal wieder vorbeikommt.

Okay, der, der, dann wieder der. - Und da wird richtig getratscht, so nach dem Motto,

warum hat die keinen Freund, sondern schläft mal mit dem, mal mit dem? Oder wie genau kann

ich mir das vorstellen? - Ich gehe davon aus,dass getratscht wird.

Es kommt halt seltenst bei mir an, aber da wird schon immer geredet und gemunkelt.

Was sagen die Leute dann? Wie betiteln die dich dann?

Tatsächlich wurde ich und meine Freundin als Schlampe bezeichnet.

Weil wir Sex hatten, und wir waren nicht mit der Person in einer Beziehung.

Ich hatte mal die Wette mit einer Freundin, dass wir das ABC durchvögeln.

Ich glaube ich habe ein Viertel geschafft. - Anfangsbuchsstaben von Typen? Ja.

Klingt ganz schön sexistisch, ne? Aber war halt so.

Und als Schlampe bezeichnet werden, ist das etwas, was nur Mädels getroffen hat, oder

auch Jungs? - Ja, tatsächlich. Also Jungs gegenüber wurde sowas nicht benutzt?

Ne, die wurden dann meistens noch gefeiert dafür, dass die so und so viele Weiber schon am Start hatten.

Und wenn du halt eine davon warst, warst du die Schlampe. Und er halt, ja, er ist halt cool.

Ja das hast du jetzt davon, Willi. - Oh, jetzt kotzt er. - Jawoll, haben wir es wieder geschafft heute.

Und leider gehört auch das zur Realität, im Jahr 2020: Single-Frauen auf Partys, die wie Freiwild behandelt werden.

Also wenn du da irgendwie auf einer Tanzfläche in der Disco bist, da hab ich einmal erlebt,

dass da immer wieder ein Mann an mir vorbei ist und seine Hand halt immer wieder, an meinem Arsch halt hatte.

Und das hat der drei, vier Mal gemacht und irgendwann habe ich mich mal umgedreht

und gesagt: Entschuldigung, was soll das? Und dann sagt er einfach eiskalt:

Ich kann ja nichts dafür, wenn er so geil ist. Ich dachte mir so... Wow. Danke.

Ich fühle mich schon manchmal wie Frischfleisch, muss ich ehrlich sagen. Also momentan nicht,

weil du halt nicht unterwegs bist. Du bist nicht feiern und das Ganze. Aber ich finde,

wenn du einen Mann an deiner Seite hast, das muss nicht mal dein Freund, also dein fester

Freund sein, aber generell einfach nur einen Typen, dann bist du schneller so ein bisschen

abgeschirmt von den anderen, also von den anderen Männern. Die trauen sich dann eher

weniger zu dir, als wenn du allein bist, unter Mädels, und da halt feiern gehst oder was unternimmst.

Aber mei, sonst, ich habe auch Tage und Nächte und auch Wochen, wo ich dann

alleine fortgehen kann, dann passiert halt nichts, also das ist halt so...

Die sind zum Glück in der Unterzahl. Aber das prägt einen halt mehr als die schönen Abende dann.

Als Single-Mann passiert mir so etwas nicht. Ein Privileg, dessen sich Männer bewusst sein sollten.

Genauso wie es ein Privileg ist, Cis zu sein. Cis bedeutet, dass mein Körper und meine Geschlechtsidentität übereinstimmen.

Ich bin im männlichen Körper geboren und lebe als Mann.

Sanni Est in Berlin ist das Gegenteil: trans. Sie wurde mit einem männlichen Körper geboren,

fühlt sich aber als Frau. Hat sich operieren lassen. Lebt jetzt auch als Frau.

Was ihr Leben als Single deutlich prägt, auch auf Dating-Apps.

Weil es drinsteht, dass ich trans bin, ist es mir wichtig, dass ich in Machtpositionen


Na, also ich hatte eine zweijährige Beziehung, gleich als ich 18 war, direkt nach meinem Outing als schwuler Mann. Well, I was in a two-year relationship right when I was 18, right after I came out as a gay man.

Und seitdem, ehrlich gesagt, gibt es bei mir ein ziemliches Muster. Das ist dann eigentlich immer:

Ich bin ziemlich begeistert für jemanden, stürz mich da gern auch so ein bisschen dann rein und dann ist

irgendwie nach zwei Monaten die Luft so ein bisschen raus von meiner Seite.

Das hatte ich echt ein paar Mal. Und ich hab das Gefühl, dass das übelst scheiße klingt, wenn ich das so sage,

aber ich erlebe halt in meinem Leben mega mega viel die ganze Zeit,

weil dieser Beruf, Filmemacher, Journalist – du triffst ständig andere Leute.

Und ich habe dann manchmal das Gefühl, wenn bei der anderen Person nicht so viel passiert,

dass dann da manchmal ein Ungleichgewicht da ist. Oder ich das Gefühl habe, dass die Person mich

ein bisschen langweilt oder so. Das heißt, Sie haben den Wunsch, eigentlich

Faszination auch von Ihrem Partner zu erleben? Also eine Inspiration, gegenseitig, auf Wellenlänge.

Total, ja. Ich glaube, das ist tatsächlich gerade ein guter Punkt. Weil bei mir ist das so:

ich hatte glaube ich lange Zeit ein gewisses Beuteschema, so zwei, drei Jahre jünger oder so.

Je jünger, desto wahrscheinlicher ist ja einfach, dass jemand vielleicht auch noch

nicht ganz so viel von sich und der Welt gesehen hat.

Klar, so kann das nichts werden. Erste Frage: Willst Du wirklich ne Beziehung?

Zweite Frage: Welchen Menschen suchst Du? Wer nicht weiß, was er will, bleibt halt ewig Single.

Ganz automatisch. Wobei ich mir noch immer nicht sicher bin,

ob das denn so schlimm ist, Dauer-Single zu sein.

In Deutschland bezeichnen sich schließlich fast fünf Millionen Menschen als überzeugte Singles.

Ich treffe zwei, die es wissen müssen. Silvia Striebeck und Ursula Burkhardt sind über 60.

In Mannheim haben wir uns am Rhein verabredet. Silvia ist Dauer-Single, schon fast ihr ganzes Leben.

Und so die Vorstellung, dass jemand mit mir zusammenlebt, also dieses klassische Küche,

Wohnzimmer und gemeinsames Schlafzimmer, das kann ich mir definitiv nicht vorstellen.

Dazu habe ich auch zu lange alleine gelebt.

Es gibt auch so eine versteckte Sehnsucht: Wie wäre das, mit jemandem zusammenzuleben?

Man unterstellt ja auch schnell anderen Paaren, dass die wahrscheinlich auch gar nicht so glücklich sind, oder?

Weil man irgendwie die Vorzüge am Alleinsein auch so schätzen lernt. Geht euch das auch so, dass ihr denkt:

"Ach diese Paare, na ja, die gehen sich doch alle auf den Sack?"

Es gibt eigentlich kein Paar, was ich beneide. Muss ich ganz ehrlich sagen. Also wo ich denke: Oh, das ist ein Vorbild, so möchte ich es auch haben.

Weil ich finde es schwierig, einen Partner zu finden, der jetzt wirklich viele gemeinsame Interessen mit mir teilt.

Also dass da wirklich eine große Übereinstimmung ist. Ich kenne es eher, dass man da wirklich so gucken muss,

und eine gemeinsame Mitte irgendwie finden muss und da gibt ja jeder auch ein ganzes Stück was von sich auf.

Warum?

Gemeinsam schlafen kann ich nicht.

Und das hat jetzt natürlich noch mehr mit Alter zu tun. Ich schnarche. Nicht arg, aber ich schnarche.

Und die Männer, die schnarchen...

Südländische Urlaube, wo die eine große Decke für beide haben: Katastrophe!

Ursel hatte, anders als Silvia, mehrere lange Beziehungen. Auch gerade bahnt sich mit einem Mann etwas an.

Tarot-Karten sollen dabei helfen, den richtigen Weg einzuschlagen.

Wahrsagerei, allerdings sehr frei interpretiert.

Ich habe schon gemischt, ich habe schon verdeckt gezogen.

"Stay Optimistic. Your Dreams are coming true. Don't quit right before the miracle occurs."

So etwa: Wer immer abhaut, verpasst das Wunder!

Ich glaube, dass ich sehr schnell aufgebe, wenn eine Situation kommt, in der ich getriggert bin.

Die vielleicht nicht so toll ist wieder Anfang ist. Anfangs ist ja alles irgendwie schön.

Und das ist schön mit ihm, und das und jenes. Und irgendwann kommt ja der Punkt,

wo es auch mal nicht schön ist, und dann alles in Frage zu stellen, und ach ne, ist

sowieso nichts und aufhören damit. Ich glaube, dass ich das oft gemacht habe in der Vergangenheit.

Ich tät gern bei der Karte noch deutlicher fragen: Was begrenzt meinen inneren Raum für Beziehungen?

Passend, die Single-Gewohnheiten. Ja genau.

Experte. Okay, damit kann ich allerdings etwas anfangen.

Hat damit was zu tun, dass...

ich sehr leicht in die Rolle der Expertin für alles mögliche gehe, andere Leute sagen: Besserwisser.

Ist das generell so, wenn man lange Single ist, dass man irgendwie auch ein bisschen

stur wird vielleicht manchmal. Vielleicht ja... - Nein, gar nicht.

Man verlernt es dann vielleicht auch mal, zu sagen, vielleicht hast du ja recht oder so.

Ja und auch da kann ich wieder sagen: Ich werde mit dem Alter toleranter.

Ich glaube, früher hätte die Beziehung bei mir keinen Tag Chance gehabt.

Weil, aber das hat jetzt auch wieder mit dem Single-Sein zu tun: Single-Phasen sind Phasen, wo viel in die Welt reingreifen ist

und viel sich noch Erfahrung hier und Erfahrung dort und Austausch hier und da holen.

Und jetzt kommen wir zwei zusammen. Ja, es ist toll, ihm was von meiner Welt zeigen zu können.

Und ich frage mich aber auch immer wieder: Wo ist der Input für mich?

Als Frau allein selbstbewusst zu leben - das war lange ungewöhnlich. Ursel und Silvia

entstammen wohl der ersten Generation von Frauen, die sich diese Freiheit genommen hat.

Eine Freiheit, die heute fast schon normal ist.

Was würdet ihr jetzt jungen Mädels auf den Weg geben, die vielleicht gerade anfangen, sich das erste Mal zu verlieben?

Das Leben ist nicht abhängig von einer Beziehung.

Also es gibt so viel anderes im Leben als eine Beziehung. Also vielleicht wird einer ganz

verbindlichen, ganz engen, traditionellen Zweierbeziehung auch viel zu viel Gewicht

beigemessen. Weil sich die Zeiten auch irgendwie geändert haben. Ich meine, wenn man jemanden

findet und es passt, und man liebt sich, toll. Aber jetzt da so zwanghaft nach zu suchen? Nö.

Das nehme auch ich mir zu Herzen. Es ist befreiend, dass heutzutage deutlich weniger Druck

auf mir als Single lastet. Und dass ich als schwuler Mann mein Leben weitestgehend frei leben kann.

Alte Normen lösen sich auf, Single-Phasen nehmen zu. Doch diese neue Freiheit kann auch überfordern.

Ich fahre aufs Land. Johanna Finkenzeller ist 20 und wohnt nördlich von München so richtig auf dem Dorf.

Seit einem Jahr ist Johanna Single, und nicht immer weiß sie so genau, was sie mit ihrer Freiheit anfangen soll.

Also ich weiß nicht, eigentlich darf ich mir gar nicht das Recht rausnehmen, mich darüber

zu beschweren, weil es ja ganz toll ist, dass man so viele Möglichkeiten jetzt auch als Frau hat.

Aber auf der anderen Seite fehlt mir da schon so ein bisschen eine Orientierung.

Ich glaube, dass ich da schon so ein bisschen Zeit brauche, herauszufinden, was ich wirklich

machen will. Es steht einem ja alles offen. Es ist schon manchmal sehr schwer, dann da

seinen Weg zu finden, der einen dann auch glücklich macht... Genau.

Aber für den Moment geht es mir so eigentlich ganz gut.

Oh Gott, das sind meine besoffenen Selbstportraits.

Ich hab mit ner Freundin so ein Ding, dass wir uns treffen, dann ordentlich trinken und

dann malen wir halt nach irgendeinem bekannteren Bild unsere Gesichter da rein.

Das ist mich als Van Gogh.

Das ist mich als Queen Elizabeth die I.

Vor einem Jahr haben sich Johanna und ihr letzter Freund getrennt. Die neue Freiheit tut gut.

Wenn keiner da ist, dann hast du auch niemanden, an den du denkst und kannst halt dann nur

an dich denken und über dich mehr herausfinden und dir die komplette Selbstliebe schenken,

als wenn du dann jemanden da hast. Und das ist so ein Ding, wenn ich in einer Beziehung

bin, denke ich gerne an die andere Person. So ist es nicht. Es ist keine Folter für mich.

Aber ich merke, wie ich gerade wieder ein bisschen zu mir selbst komme und wieder

ein bisschen mehr an mich denken kann, wieder ein bisschen mehr für mich tue. Und das ist schon angenehm.

Da bin ich voll bei ihr. Doch auf dem Land ist der Weg zum nächsten Single weit

und für mich wäre die Auswahl an Typen für One-Night-Stands gering.

Da würde mir schon deutlich was fehlen. In Johannas Dorf wohnen gerade mal 20 Leute.

So auf dem Land, ist ja doch ein kleineres Kaff, in dem du so wohnst.

Wie einfach ist es da überhaupt, noch Leute kennenzulernen? - Also hier gar nicht. Hier kennt wirklich jeder jeden.

Allein schon, weil wir mit Kamerateam jetzt da durchgelaufen sind.

Ich glaube, da werden bald wieder die Gespräche anfangen. – Und die gibt es sowieso schon.

Denn Johanna hat häufiger mal Besuch. Landjugend trifft Landjugend.

Ja, die sehen schon öfter mal, dass da so ein Auto vielleicht mal wieder vorbeikommt.

Okay, der, der, dann wieder der. - Und da wird richtig getratscht, so nach dem Motto,

warum hat die keinen Freund, sondern schläft mal mit dem, mal mit dem? Oder wie genau kann

ich mir das vorstellen? - Ich gehe davon aus,dass getratscht wird.

Es kommt halt seltenst bei mir an, aber da wird schon immer geredet und gemunkelt.

Was sagen die Leute dann? Wie betiteln die dich dann?

Tatsächlich wurde ich und meine Freundin als Schlampe bezeichnet.

Weil wir Sex hatten, und wir waren nicht mit der Person in einer Beziehung.

Ich hatte mal die Wette mit einer Freundin, dass wir das ABC durchvögeln.

Ich glaube ich habe ein Viertel geschafft. - Anfangsbuchsstaben von Typen? Ja.

Klingt ganz schön sexistisch, ne? Aber war halt so.

Und als Schlampe bezeichnet werden, ist das etwas, was nur Mädels getroffen hat, oder

auch Jungs? - Ja, tatsächlich. Also Jungs gegenüber wurde sowas nicht benutzt?

Ne, die wurden dann meistens noch gefeiert dafür, dass die so und so viele Weiber schon am Start hatten.

Und wenn du halt eine davon warst, warst du die Schlampe. Und er halt, ja, er ist halt cool.

Ja das hast du jetzt davon, Willi. - Oh, jetzt kotzt er. - Jawoll, haben wir es wieder geschafft heute.

Und leider gehört auch das zur Realität, im Jahr 2020: Single-Frauen auf Partys, die wie Freiwild behandelt werden.

Also wenn du da irgendwie auf einer Tanzfläche in der Disco bist, da hab ich einmal erlebt,

dass da immer wieder ein Mann an mir vorbei ist und seine Hand halt immer wieder, an meinem Arsch halt hatte.

Und das hat der drei, vier Mal gemacht und irgendwann habe ich mich mal umgedreht

und gesagt: Entschuldigung, was soll das? Und dann sagt er einfach eiskalt:

Ich kann ja nichts dafür, wenn er so geil ist. Ich dachte mir so... Wow. Danke.

Ich fühle mich schon manchmal wie Frischfleisch, muss ich ehrlich sagen. Also momentan nicht,

weil du halt nicht unterwegs bist. Du bist nicht feiern und das Ganze. Aber ich finde,

wenn du einen Mann an deiner Seite hast, das muss nicht mal dein Freund, also dein fester

Freund sein, aber generell einfach nur einen Typen, dann bist du schneller so ein bisschen

abgeschirmt von den anderen, also von den anderen Männern. Die trauen sich dann eher

weniger zu dir, als wenn du allein bist, unter Mädels, und da halt feiern gehst oder was unternimmst.

Aber mei, sonst, ich habe auch Tage und Nächte und auch Wochen, wo ich dann

alleine fortgehen kann, dann passiert halt nichts, also das ist halt so...

Die sind zum Glück in der Unterzahl. Aber das prägt einen halt mehr als die schönen Abende dann.

Als Single-Mann passiert mir so etwas nicht. Ein Privileg, dessen sich Männer bewusst sein sollten.

Genauso wie es ein Privileg ist, Cis zu sein. Cis bedeutet, dass mein Körper und meine Geschlechtsidentität übereinstimmen.

Ich bin im männlichen Körper geboren und lebe als Mann.

Sanni Est in Berlin ist das Gegenteil: trans. Sie wurde mit einem männlichen Körper geboren,

fühlt sich aber als Frau. Hat sich operieren lassen. Lebt jetzt auch als Frau.

Was ihr Leben als Single deutlich prägt, auch auf Dating-Apps.

Weil es drinsteht, dass ich trans bin, ist es mir wichtig, dass ich in Machtpositionen