×

Wir verwenden Cookies, um LingQ zu verbessern. Mit dem Besuch der Seite erklärst du dich einverstanden mit unseren Cookie-Richtlinien.


image

2021 Tagesschau, tagesthemen 27.05.2021, 22:30 Uhr - Unregelmäßigkeiten bei Corona-Teststationen

tagesthemen 27.05.2021, 22:30 Uhr - Unregelmäßigkeiten bei Corona-Teststationen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (27.05.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Der Biontech-Impfstoff

ist für Kinder ab zwölf Jahren nicht zugelassen.

Die Ständige Impfkommission hat hierzu keine Empfehlung gemacht.

Aber Bund und Länder

wollten beim Impfgipfel schon mal Pflöcke einschlagen:

Wenn sich ab 7. Juni jeder einen Impftermin besorgen kann,

soll das auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gelten.

Vorausgesetzt, die europäische Gesundheitsbehörde

gibt das Vakzin morgen für die Jüngeren frei.

Also, keine Impfkampagne für ab Zwölfjährige,

keine Reservierung von Impfdosen für Schüler.

Dafür Termine für alle, solange der Vorrat reicht.

Aber dann wird es schwieriger, einen Impftermin zu bekommen,

wenn der Pool der Interessenten vergrößert wird.

Ehe wir genauer auf die Entscheidungen eingehen,

ein Blick in eine Schule die demnächst impfen will.

Johanna Wahl.

Sie wollen vorbereitet sein:

In der Turnhalle will der Schulleiter eine Impfstraße einrichten.

Wenn die Priorisierung am 7. Juni fällt,

wollen sie hier ihren Schülern ab 16 Jahren eine Impfung anbieten können.

Später auch Kindern ab zwölf.

Es geht um die Wahl.

Eltern sollen die Wahl haben, Kinder zu impfen.

Und die, die es wollen, möglichst schnell,

damit wir Sicherheit haben, die wir brauchen.

Die Idee kam aus der Elternschaft.

Eine Impfaktion,

ehrenamtlich organisiert von Ärzten, deren Kinder auf die Schule gehen.

Für die Altersgruppe ab 16 gibt es schon viele Anmeldungen.

Für die Jüngeren warten sie noch auf die Empfehlung der STIKO.

Wenn die STIKO für bestimmte Gruppen von unter 16-Jährigen

die Impfung empfiehlt uns es würden sich genug Kinder finden:

Dann würden wir die Infrastruktur nutzen und weiter impfen,

um Praxen und Impfzentren zu entlasten.

Schulkinder ab zwölf Jahren impfen oder nicht?

Eltern sind da unterschiedlicher Meinung.

Der Landeselternbeirat in Rheinland-Pfalz

führte eine Befragung durch.

Etwas mehr als die Hälfte der 9000 Eltern

wollen ihre Kinder nicht impfen lassen.

Auch wegen möglicher Gesundheitsrisiken.

Was noch schlimmer war, war die Angst,

dass man durch die Hintertür Eltern dazu zwingen will:

Dass die Kinder sich impfen lassen müssen,

um in die Schule zu gehen, das Recht auf Bildung zu bekommen.

Das war die größte Angst.

Die Impfskepsis mancher Eltern könnte auch damit zusammenhängen,

dass Politik und Wissenschaft unterschiedliche Signale aussenden.

Die STIKO wird wohl nur

eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen.

Für vorerkrankte Kinder.

Weil deren Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist höher.

Mit wachsender Kenntnis könnte man dann diese Empfehlung erweitern.

Schulleiter Stefan Caspari

will weiter seinen Kindern eine Impfung ermöglichen.

Eine Zweiklassengesellschaft in seinem Schulbetrieb schließt er aus.

Klar ist, dass wir keine Extrawürste für schon Geimpfte braten.

Wir arbeiten weiter mit Abstand, Hygiene und Maske.

Bis es wieder freigeben können.

Ob sie für alle Kinder ausreichend Impfstoff bekommen,

ist noch unklar.

Anders als bei vielen Runden von Kanzlerin und Länder-Regierungschefs

ging das Treffen zur Impfkampagne zügig und wohl einmütig vonstatten.

Stattdessen richtete sich der Unmut gegen einen,

der nicht zu der Runde gehört:

Gesundheitsminister Jens Spahn.

Kerstin Palzer.

Sie sollen also bald dran sein:

Wer über zwölf ist, für den gilt das Impfversprechen der Kanzlerin,

das sie beim Impfgipfel wiederholte:

Wir bekräftigen noch einmal unsere Aussage vom Impfgipfel am 11.02.:

Bis Ende des Sommers wird jedem Bürger ein Impfangebot gemacht.

Das schließt auch diejenigen ein, die jetzt zusätzlich wahrscheinlich

in dieses Impfangebot einbezogen werden können:

Die 12- bis 16-Jährigen.

Ab Anfang Juni wird die Priorisierung für die Corona-Impfung aufgehoben.

Wer älter als zwölf ist, kann sich um eine Impfung bemühen.

Problem: Es wird nicht mehr Impfdosen geben.

Das sorgt für Kritik:

Es wurde in den letzten Wochen der Eindruck erweckt,

als ob es eine Impfkampagne für Kinder und Jugendliche geben wird.

Das ist nicht der Fall.

Wir haben dafür keine zusätzlichen Impfstoffe.

Da gibt es kein Abzweigen von Impfstoff, kein Zurücklegen.

Es gibt auch leider keinen neuen und kein Umverteilen.

Das gibt die normale Impfstoffbasis.

Es wird also im Sommer

eine noch größere Nachfrage nach knappem Impfstoff geben.

Niedersachsens Ministerpräsident kritisiert:

Dies ist kein Höhepunkt

in der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern.

Das ist eine Enttäuschung auf Länderseite.

Der Bund hatte nämlich die Länder aufgefordert, Konzepte vorzulegen,

wie Kinder zwischen 12 und 16 geimpft werden können.

Dafür werde es auch zusätzliche Impflieferungen geben.

Diese Zusage wurde wieder zurückgenommen - bedauerlich.

Morgen wird die europäische Arzneimittelbehörde entscheiden,

ob Biontech auch für Jugendliche ab zwölf zugelassen wird.

Die STIKO will erst in 1,5 Wochen über eine Impfempfehlung entscheiden.

In jedem Fall bleibt es die Entscheidung der Eltern.

Eine Impfpflicht wird es nicht geben.

Das betont auch der sächsische Ministerpräsident.

In Sachsen wird die Schule auch ohne Impfung möglich sein.

Es werden auch Ferien und Urlaub ohne Impfung möglich sein.

Geimpft, genesen und getestet, das ist gleichgestellt.

Darauf müssen sich die Deutschen auch verlassen können.

Im Juni erwartet man 31 Mio. Corona-Impfdosen für Deutschland.

Ab Juli noch deutlich mehr.

Die wird man brauchen,

um die Versprechen des Impfgipfels umzusetzen.

Für Alt und Jung.

Sollten ältere Kinder und Jugendliche

möglichst schnell geimpft werden?

Dazu kann man unterschiedlicher Meinung sein.

Hier die von Jacqueline Dreyhaupt vom HR

und Lisa Weitemeier vom WDR.

Klar sollten Jugendliche ab zwölf Jahren ein Impfangebot erhalten.

Auch wenn wir wissen, dass Kinder nur selten schwer an Covid-19 erkranken:

Angesichts unerforschter Langzeitfolgen

können Kinder und Eltern aufatmen.

Bei ersten Studien erwies sich die Impfung als wirksam, unproblematisch.

Andere Länder sind vorgeprescht. Worauf also warten?

Die STIKO will erst klären, wie nötig die Impfung wirklich ist.

Wie bitte? Natürlich ist sie nötig!

Weil Gesundheit gerade in der Pubertät mehr ist

als nur körperliches Wohl.

Was ist mit psychischer, sozialer Gesundheit?

Jugendliche bezahlten in den letzten 15 Monaten einen hohen Preis.

Sie trugen die Maßnahmen klaglos mit, aus Solidarität mit den Großeltern.

Sie sind jetzt auch mal dran!

Deshalb ist schnelles Impfen für Jugendliche notwendig.

Natürlich sollen nur die geimpft werden, die es wollen.

Es ist eine persönliche Entscheidung.

Unsere Tochter ist 13 - sie will sich impfen lassen.

Weil sie sich nach Normalität sehnt,

aber auch, weil sie dann keine Gefahr mehr für andere darstellt.

Das nehme eine große Last von ihr, sagt sie.

Es gibt viele Argumente dafür, Kinder und Jugendliche schnell zu impfen.

Aber Kinder-Impfungen müssen vor allem eins haben:

Medizinischen Vorteil – für die Kinder.

Wie groß der ist, ist fraglich.

Gesunde Kinder sind durch Covid kaum gefährdet.

Ja, es gibt Komplikationen, aber die sind selten.

Gerade deshalb muss klar sein,

dass das Risiko für Kinder durch die Impfung sehr gering ist.

Nur ist die Datenlage dazu noch dünn.

Es hieß immer in der Pandemie: Kinder haben Priorität.

Danach gehandelt wurde selten.

Wenn die Politik jetzt auf Impfung von Kindern drängt, klingt das gut.

Es wäre aber auch nur die Lösung, die für Erwachsene angenehm ist.

Denn das Risiko für Kinder und Jugendliche ließe sich anders senken:

Wir nutzen die Impfdosen, um so viele Erwachsene wie möglich zu impfen.

Auch das schützt die Jüngeren: weniger Virus, weniger Infektionen.

Also Eltern beim Impfen vorziehen,

die Inzidenzen so gering wie möglich halten.

Kinder könnten verstärkt im Herbst geimpft werden,

wenn bessere Daten vorliegen.

So würden wir "Kinder haben Priorität"

erstmals in der Pandemie wirklich ernst nehmen.

Die Meinungen von Lisa Weitemeier und Jacqueline Dreyhaupt.

Wie die Politik die Corona-Krise managt:

Das wird sicher Einfluss nehmen auf die Wahlen,

die noch auf dem Programm stehen.

Der Höhepunkt des Superwahljahrs ist der 26. September,

wenn der Bundestag gewählt wird und dazu drei Länderparlamente.

Bis dahin aber gibt es noch einen Stimmungstest,

übernächsten Sonntag.

Ausgerechnet in Sachsen-Anhalt, wo vor fünf Jahren

die Parteienlandschaft ordentlich durchgerüttelt wurde.

Die AfD holte bei der Landtagswahl aus dem Stand fast 25 Prozent.

CDU, SPD und Grüne schmiedeten die bundesweit erste Kenia-Koalition.

Ein Zweckbündnis, aber es hielt.

Sven Knobloch.

Eigentlich ist das seine natürliche Umgebung:

Olaf Feuerborn ist Landwirt

und Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt.

Nun tritt er bei der Landtagswahl als CDU-Direktkandidat an.

Auch, weil er mit der Politik

der grünen Agrarministerin unzufrieden ist.

Der ländliche Raum hat damals konservativ gewählt,

hat sich für die CDU entschieden, aber eine grüne Ministerin bekommen.

Das war nicht in unserem Sinne.

Landwirtschaft prägt Sachsen-Anhalt.

Mehr als die Hälfte der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt.

Seit die Grünen im Ministerium sitzen,

haben sie Ökolandbau stark ausgebaut.

Zum Ärger vieler konventioneller Bauern.

Dorothea Frederking ist bei den Grünen

landwirtschaftspolitische Sprecherin.

Ziel ihrer Partei:

Den Anteil der Ökolandwirtschaft weiter zu steigern, von 10 auf 25 %.

Der Klimawandel wird so eine Wucht entfalten,

dass alle anderen Probleme verblassen werden.

Die Agrarwende wird dringlicher,

schon als Selbstschutz für Landwirtschaft.

Thema war das auch schon vor fünf Jahren.

Da schlossen CDU, SPD und Grüne in Sachsen-Anhalt

Deutschlands erste "Kenia-Koalition".

Ein Zweckbündnis gegen die starke AfD, das war klar.

V.a. zwischen CDU und Grünen krachte es immer wieder heftig.

Auch, weil einige CDU-Politiker sich statt den Grünen

lieber der AfD annähern wollten - für die Union ein Dilemma.

Mit den Grünen die Regierung zu stellen, aber sie anzugreifen -

das erzeugt ein gewisses Zerrbild.

Das kommt bei den Wählern der CDU auch nicht gut an.

Wähler wollen klare Positionen ihrer Partei:

Wofür steht die Partei?

Möchte sie mit den Grünen koalieren? Dann soll sie dazu auch stehen.

Oder möchte sie sich der AfD annähern?

Dann soll sie das sagen.

Sollte es nach der Wahl erneut eine Kenia-Koalition geben,

beanspruchen CDU und Grüne schon jetzt das Agrarministerium für sich.

Wir wollen mehr agrarökologische Maßnahmen auf der Fläche sehen.

Und wir wollen,

dass die EU-Fördermilliarden so eingesetzt werden:

Eben für solche ökologischen Maßnahmen,

damit die Landwirtschaft so auch Geld verdienen kann.

Wenn wir jetzt Geld rausnehmen aus der EU-Förderung,

nur für den Ökolandbau, verlieren wir viele konventionelle Betriebe.

Und wir werden es so schnell nicht schaffen, dass wir auf Öko umstellen

und damit die Bevölkerung ausreichend ernähren können.

In zehn Tagen wird in Sachsen-Anhalt gewählt.

Nicht nur beim Thema Landwirtschaft

wäre eine erneute Zusammenarbeit im Kenia-Bündnis kein Selbstläufer.

Die Koalition aus CDU, SPD und Grünen ist keine Liebesehe,

sondern eher Vernunftskoalition, geprägt von Kompromissen.

In zehn Tagen werden die Karten neu gemischt.

Ellen Ehni hat in Köln Zahlen für Sachsen-Anhalt.

Wie sieht die politische Lage im Land derzeit aus?

Wichtig ist, dass aus Sicht der Bürger

Ministerpräsident Reiner Haseloff einen guten Job macht.

Wir gucken auf die aktuellen Werte:

21 Prozent sagen, er sei kein guter Ministerpräsident.

So zieht sich das durch alle Partei-Anhänger, sogar bis zur AfD.

40 Prozent der AfD-Anhänger sagen, er sei kein guter Ministerpräsident.

Das ist ein guter Wert, auch im Bundesvergleich ein guter Mittelwert.

Vor allem sind die Spitzenkandidaten der anderen Parteien

längst nicht so bekannt und beliebt.

Aber diesen Personenbonus, den Haseloff hat,

kann er nicht eins zu eins in der "Sonntagsfrage" ummünzen.

Denn wenn schon Sonntag Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wäre ...

In dieser Sonntagsfrage wie immer:

Keine Prognose,

sondern das politische Stimmungsbild dieser Woche.

Damit wäre eine Fortsetzung der "Kenia-Koalition"

aus CDU, SPD, Grünen rechnerisch möglich.

Und wenn es politisch gewollt wäre, könnte man Grüne und FDP austauschen.

Es wäre mit diesen Zahlen auch die "Deutschland-Koalition" möglich,

CDU, SPD, FDP.

Aber wissen tun wir das erst, wenn alle ihr Kreuzchen gemacht haben.

Das führt zur nächsten Frage:

Wie sind die Aussichten, dass die CDU ihren Vorsprung halten kann?

Das Schöne an einer Wahl ist:

Man weiß es immer erst, wenn abgestimmt ist.

Konkret in Sachsen-Anhalt sagen knapp 60 Prozent der Bürger:

Ich weiß schon, wo ich mein Kreuzchen machen werde.

Aber gut 15 Prozent sagen: Ich könnte es mir noch anders überlegen.

Zwei, drei, vier Prozentpunkte können so viel ausmachen.

Dann können kleine Verschiebungen noch zu großen Veränderungen führen.

Es kann noch Bewegung drin sein. Genau wissen wir's am 6. Juni.

Ellen, vielen Dank nach Köln.

Danke nach Hamburg.

Lange hat es gedauert:

Doch als es im März endlich losging mit dem Testen gegen Corona,

schossen die Teststellen mancherorts wie Pilze aus dem Boden.

Nicht nur Arztpraxen und Apotheken bieten die Bürgertests an.

Auch Geschäfte,

damit ihre Kunden die Läden dann mit negativem Test betreten dürfen.

Oder Unternehmer,

die den Betrieb eines Testzentrums als Geschäftsmodell ausmachten.

Manche witterten sogar die Chance, mehr Geld damit zu machen,

als ihnen eigentlich zustünde.

Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung zeigen,

wie unkontrolliert das Ganze abläuft.

Wer im Möbelmarkt einkaufen will, braucht oft einen Schnelltest.

Entsprechend groß war am Samstag

der Andrang auf diesem Parkplatz in Essen:

550 Menschen nutzten die Möglichkeit zum kostenlosen Bürgertest.

Das belegen verdeckte Aufnahmen von WDR, NDR und SZ.

Doch dem NRW-Gesundheitsministerium meldet der Betreiber,

die Bochumer Firma MediCan, mehr als das Dreifache:

Kein Einzelfall.

Ein Parkplatz in Köln:

Weniger als 80 Tests finden hier an diesem Tag statt.

Doch MediCan meldet mehr als das Zehnfache:

54 solcher Testzentren bewirbt MediCan auf der Homepage,

dazu rund 40 mobile Testbusse.

Auch bei einer Stichprobe in Münster werden viel höhere Zahlen gemeldet,

als dort getestet wurden.

Auf Nachfrage erklärt der Inhaber die Diskrepanz so:

Die zuständigen Gesundheitsämter bestreiten solche Absprachen.

Gemeldet werden dürften nur die Tests, die auch ausgeführt wurden.

Alles andere wäre unzulässig, so die Stadt Köln.

In Münster beklagt man fehlende Kontrollmöglichkeiten.

Kontrolle ist notwendig.

Bei Bürgertestungen werden enorme Gelder umgesetzt.

Das kann nicht ohne Kontrolle funktionieren.

Es muss Stellen geben, die Abrechnungen überprüfen.

Denn der Bund erstattet für jeden Test rund 18 Euro aus Steuergeldern.

Neben Ärzten und Apotheken

sind viele Glücksritter auf dem Milliardenmarkt unterwegs.

Allein in NRW sind mehr als 8700 Testzentren zugelassen.

MediCan betont,

die gemeldeten Daten entsprächen nicht den abgerechneten Zahlen.

Überprüfen lässt sich das nicht.

Das System sei offen für Missbrauch, so Kassenärztliche Vereinigungen,

die das Geld auszahlen.

Man hat uns keine Kontrollrechte eingeräumt.

Wir haben weder Kontrollrecht noch Kontrollpflicht.

Eigentlich müssten die Länder darauf achten,

dass die Abrechnung korrekt erfolgt, gegebenenfalls mit Stichproben.

Im Bundestag sieht man v.a. den Gesundheitsminister in der Pflicht.

Jens Spahn und sein Ministerium sind dringend aufgefordert,

klar Schiff zu schaffen:

Wer kontrolliert die Vergabe dieser Tests und wer kontrolliert,

dass hier Steuermittel nicht fehlgeleitet ausgenutzt werden?

Als Reaktion auf die überhöhten Zahlen kündigte Münster an,

den dortigen MediCan-Testzentren die Beauftragung zu entziehen.

Monatelang hat die Koalition um das Lieferkettengesetz gerungen.

Nun gab es einen Durchbruch.

Weitere Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Union- und SPD-Spitzen

verständigten sich auf einen Kompromiss beim Lieferkettengesetz.

So kann es noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet werden.

Unternehmen sollen dabei auch bei Zulieferern in anderen Ländern

auf Menschenrechts- und Umweltstandards achten.

Das Gesetz soll ab 2023 schrittweise in Kraft treten.

Die EU will Belarus' Machthaber Lukaschenko

mit Sanktionen weiter unter Druck setzen.

Darauf einigten sich die EU-Außenminister heute

bei einem Treffen in Lissabon.

Erwogen werden demnach Beschränkungen von Staatsanleihen

und andere wirtschaftliche Sanktionen.

Außenminister Maas sprach von terroristischen Zügen Lukaschenkos.

Dieser hatte die Landung eines Passagierflugzeugs erzwungen

und einen regierungskritischen Blogger festnehmen lassen.

US-Präsident Biden stieß mit seiner Anordnung, den Pandemie-Ursprung

in China weiter untersuchen zu lassen, auf Widerstand.

Das chinesische Außenministerium warf den USA vor:

Sie wollten von eigenen Schwierigkeiten

bei der Pandemiebekämpfung ablenken.

Bidens Geheimdienste sollten der Frage nachgehen:

Wurde das Virus von Tier zu Mensch übertragen

oder war es aus einem Labor entwichen?

Deutschland und Norwegen

nahmen die gemeinsame Stromtrasse Nordlink in Betrieb.

Das Kabel verläuft von Tonstad durch die Nordsee

nach Wilster in Schleswig-Holstein.

Kanzlerin Merkel sprach von einem Meilenstein

für die moderne Energieversorgung in Europa.

Nordlink soll je nach Bedarf Windstrom nach Norwegen leiten

und Strom aus norwegischen Wasserwerken nach Deutschland.

Mehr als 3,6 Mio. Haushalte können so mit grünem Strom versorgt werden.

Das Konsumklima in Deutschland erholt sich allmählich etwas.

Eine Umfrage des Nürnberger GfK-Instituts ergab:

V.a. erste Corona-Lockerungen und die Aussicht auf eine bessere Konjunktur

stimmen die Verbraucher optimistischer.

Dazu Markus Gürne.

Die Stimmung der Verbraucher zeige "mehr Licht als Schatten",

so formulieren es Konsumforscher.

Bisher ist v.a. der Export nach China und in die USA

eine Stütze der deutschen Wirtschaft.

Nun kehrt auch die Kauflaune der Bürger zurück.

Seit Jahresbeginn zwar mit wechselnder Richtung,

nun verfestigt sich aber zunehmend dieser positive Trend.

Ob er nachhaltig ist, hängt vom Fortgang der Pandemie ab.

Je schneller Impfungen fortschreiten, Öffnungen möglich sind,

umso stärker wird die wirtschaftliche Erholung durch den Konsum sein.

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss.

Jedenfalls für diejenigen, die als Binnenschiffer ihr Geld verdienen,

die Güter über die Flüsse der Republik transportieren.

Nun hat dieses Leben nichts mehr mit Schifffahrtsromantik zu tun.

Und das Brüderpaar, das wir Ihnen gleich vorstellen werden,

beklagt sich darüber, an Land nicht mehr gern gesehen zu werden.

Glücklich sind sie aber doch mit Job und Leben auf dem Wasser.

Das vermittelten sie

unserem mittendrin-Team um Jenni Rieger eindrucksvoll.

Sie durften ab Bingen am Rhein einen Tag lang mitfahren.

Torsten Mnich macht sich bereit zum Ablegen.

Noch liegt die Gebr. Mnich in Bingen, am Abend soll sie in Frankfurt sein.

Dafür müssen sich 85 Meter Stahl in Bewegung setzen.

Immer irgendwo an Deck: Schäferhündin Nala.

Und meistens im Führerhaus: Bruder Stephen.

Leben auf dem Schiff - ein Leben aus Überzeugung.

Ich find's toll hier.

Man ist das ganze Jahr unterwegs, sieht so viel, andere Städte.

Andere müssen Urlaub nehmen, die im Büro sitzen,

oder haben nur ein Wochenende mal Zeit.

Eigentlich Traumjob.

Das Schiff trägt sie den Rhein hinauf.

Stephen und Torsten Mnich -

Brüder, immer zusammen, 365 Tage im Jahr.

Das sind sie gewohnt,

denn aufgewachsen sind sie als neun Geschwister auf einem Schiff.

Unsere Mutter hat uns alle gewollt, behauptet sie zumindest.

Für uns war das ganz toll gewesen.

Laderaum leer, Fußball rein,

dann hatten wir zwei Fußballmannschaften.

Für uns Kinder war das der Hammer,

da kam keiner auf die Idee, das infrage zu stellen.

Fünf der neun Mnich-Kinder

führen Schiffe über Deutschlands Flüsse und Kanäle.

Wie Stephen und Torsten.

Ihr Auftrag heute: Erde laden in Frankfurt.

Mit dem Auto nicht weit, mit dem Schiff jedoch eine Tagestour.

Nach 2,5 Stunden Fahrt kommt Mainz in Sicht.

Einst einer der Stammhäfen der Familie Mnich.

Heute für sie unerreichbar.

Das Arbeiten wird uns immer schwieriger gemacht.

Die Menschen drängen ans Wasser und wollen da ihre Freizeit verbringen.

Schiffe stören da ganz oft.

Gerade hier in Mainz

möchte uns niemand vor der Haustür liegen haben.

Wir gelten als dreckig.

Ein Neubaugebiet steht heute dort,

wo die Mnichs früher mit dem Schiff lagen.

Heute dürfen hier nur private Motorboote in den Hafen.

Denn eine Bürgerinitiative hat sich durchgesetzt:

Die Dieselabgase der Frachtschiffe

würden das Lebensgefühl der Anwohner am Wasser stören.

Natürlich verbraucht die Gebr. Mnich Kraftstoff:

50 Liter Diesel auf etwa 10 km.

Aber dafür passt in ihren Laderaum auch die Fracht von 44 Lkw.

Doch das, so sagen die Brüder, weiß eben kaum einer.

Doch zum Grübeln ist keine Zeit.

Mit der Einfahrt in den Main endet der idyllische Teil der Reise –

die Arbeit beginnt.

Drei Schleusen muss die Gebr. Mnich bis Frankfurt passieren.

* (Funk) Könnt ihr bitte langsam machen? Die Backbordseite ... *

Im Schleusengang wird es eng -

Millimeterarbeit für die Brüder, einer steuert, einer macht fest.

Teamwork, jahrelang einstudiert.

Bis der Wasserpegel in der Schleuse gestiegen ist, dauert es etwas.

Also Landgang, für Hündin Nala dringend nötig.

Für Stephen Mnich nicht wirklich.

Er liebt sein Leben auf dem Schiff und weiß doch,

dass das nicht viele verstehen.

Heute will niemand mehr draußen schmutzig werden

und körperlich arbeiten.

Es ist die Einstellung:

Man will Gleitzeit, ausschlafen, Homeoffice und so 'n Kram machen.

Aber Sie machen trotzdem weiter? Bis zum bitteren Ende.

Und so geht es weiter: Leinen los, den Main hinauf.

Noch vier Stunden bis Frankfurt.

Die Arme elegant hinter dem Rücken verschränkt und losgewatet:

Kein Trendsport, sondern seit dem 19. Jh. Labsal für Körper und Geist,

wenn man entspannt seines Weges durch kühles Nass tritt.

Das lehrte einst der "Wasserdoktor" Sebastian Kneipp.

Der war übrigens gar kein Doktor, sondern katholischer Priester.

Er litt an einer Lungenkrankheit.

Er konnte die Beschwerden mit seiner Kur lindern,

die fortan um die Welt ging.

Zum seinem 200. wurde dem Vordenker aller Gesundheitsbewussten

im hessischen Bad Nauheim ein besonderes Zeichen gesetzt.

Alex Jakubowski.

Jedi-Ritter?

Samurai?

Das neue Ampelmännchen in Bad Nauheim gibt Rätsel auf.

Ein Gärtner mit Gießkanne, aber wer ist das?

Das möchte ich auch wissen?

Könnte Luther sein. Könnte sein, ist er aber nicht.

Priester Sebastian Kneipp soll es sein.

Ach, des soll der Kneipp sein!

Ah ja!

Vor 200 Jahren geboren, Naturheilkundler,

v.a. für Wassertherapie bekannt:

Sebastian Kneipp.

Im Gesundheitsgarten

können Hartgesottene die Kneipp-Kur ausprobieren.

Im Storchengang natürlich.

Und, kalt? Nein. Wie immer, wie jeden Tag.

Eiskaltes Wasser soll gut sein für die Durchblutung.

Aber nicht nur das Wassertreten,

auch das Armbad soll eine positive Wirkung haben.

Eiskalt ja, aber im Sommer ist es viel besser,

es ist 'ne totale Erfrischung, wenn man so 'n Armbad macht.

Der Kneippianer sagt, das Armbad ist wie der zweite Kaffee am Morgen.

Das möbelt auf.

Alle Wasseranwendungen oberhalb des Nabels sind belebend, erfrischend.

Alle Wasseranwendungen unterhalb des Nabels sind beruhigend.

Deshalb die Empfehlung, das Wassertreten am Abend zu machen,

als Einschlafhilfe, und die Schlaftablette wegzulassen.

Die Seele im Gleichklang, der Körper gesund:

Auf fünf Säulen stellte Kneipp einst seine ganzheitliche Lehre.

Wasser und Bewegung gehören dazu,

Ernährung, Heilpflanzen, innere Balance.

Kneipp war Visionär und ist wohl deshalb so aktuell.

Er wollte den Menschen mit sich in Einklang bringen –

gerne mit einfachen Mitteln.

'n bewusstes Aufrichten, versuchen, alle Gedanken wegzuschieben,

auf die Atmung zu achten.

Das beruhigt, macht Freude, gibt Kraft, Energie.

Lange galt Kneipp als verstaubt.

Heute könnte man ihn Achtsamkeitstrainer nennen.

In der Sprechstunde sprechen wir über Bewegung,

Ernährung und auch über innere Ordnung.

Das sind die drei häufigsten Gründe,

weswegen Patienten erkranken oder krankgeschrieben werden müssen.

Weniger Stress – das wäre ganz im Sinne Kneipps:

Entschleunigen, runterkommen,

öfter mal stehen bleiben, anstatt weiterzuhetzen.

Sei es nur an der neuen Kneipp-Ampel in Bad Nauheim.

Und um wen es jetzt geht, das wissen sicherlich die allermeisten,

wenn sie dieses Menu hier sehen.

"Am Sonnabend, da fraß sie sich durch:

Ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke,

eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot,

ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone."

"Und ..." - wenig überraschend -

"... an diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen."

Aber das weiß dank Raupe Nimmersatt jedes Kind,

dass man eben nicht so viel auf einmal futtern sollte.

Diesen charmanten Hinweis

haben wir einem Amerikaner mit schwäbischen Wurzeln zu verdanken:

Eric Carle, der Schöpfer der kleinen hungrigen Raupe

begeisterte mit seinen Geschichten Generationen von Kindern weltweit.

Nun ist Eric Carle im Alter von 91 Jahren gestorben.

Aber seine Geschichte von der Raupe

werden wir auch künftig wohl nimmer satthaben.

Satt haben wir wohl dagegen das:

Kaltes Regenwetter.

Sven, kannst du Hoffnung machen?

Selbstverständlich.

Ich habe mich tagelang vorbereitet:

Gepustet und angeschoben.

Der 15-Tage-Trend:

Die Temperaturen steigen an.

Anfang Juni sind es frühsommerliche Werte.

Noch etwas anderes:

Gucken Sie sich das an!

Das war der Supermond.

Der Kollege fotografiert vom Mountainbike.

Das ist mit einem riesigen Tele aufgenommen.

Jetzt sind wir 1000 Kilometer weiter weg.

Im Mittel 384.000 Kilometer.

Wie ist das für uns Menschen als Eindruck?

Wir vergleichen mit den Geldmünzen.

Das ist der Größenunterschied zwischen dem Mond nah dran

und weit weg.

Das ist so,

als würde man diese Münzen drei Meter von sich weg entfernt sehen.

Die Schauer verziehen sich nach Osten.

Es reißt auf von Westen.

Morgen gibt es noch mal im Nordosten Höhenkaltluft.

Im Westen eher Sonne.

Die Aussichten sind noch ähnlich am Samstag.

Sonntag sonniger.

Auch in Hamburg!

Das sind doch schöne Aussichten.

Das war's von uns.

Hier geht's jetzt weiter mit der Carolin Kebekus Show.

Um 00.20 Uhr bringt Sie Constantin Schreiber im nachtmagazin

auf den neuesten Stand.

Und wir sind morgen Abend wieder für Sie da.

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich!

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 27.05.2021, 22:30 Uhr - Unregelmäßigkeiten bei Corona-Teststationen tagesthemen 27.05.2021, 22:30 Uhr - Irregularities at Corona test stations

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (27.05.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Der Biontech-Impfstoff

ist für Kinder ab zwölf Jahren nicht zugelassen.

Die Ständige Impfkommission hat hierzu keine Empfehlung gemacht.

Aber Bund und Länder

wollten beim Impfgipfel schon mal Pflöcke einschlagen:

Wenn sich ab 7. Juni jeder einen Impftermin besorgen kann,

soll das auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gelten.

Vorausgesetzt, die europäische Gesundheitsbehörde

gibt das Vakzin morgen für die Jüngeren frei.

Also, keine Impfkampagne für ab Zwölfjährige,

keine Reservierung von Impfdosen für Schüler.

Dafür Termine für alle, solange der Vorrat reicht.

Aber dann wird es schwieriger, einen Impftermin zu bekommen,

wenn der Pool der Interessenten vergrößert wird.

Ehe wir genauer auf die Entscheidungen eingehen,

ein Blick in eine Schule die demnächst impfen will.

Johanna Wahl.

Sie wollen vorbereitet sein:

In der Turnhalle will der Schulleiter eine Impfstraße einrichten.

Wenn die Priorisierung am 7. Juni fällt,

wollen sie hier ihren Schülern ab 16 Jahren eine Impfung anbieten können.

Später auch Kindern ab zwölf.

Es geht um die Wahl.

Eltern sollen die Wahl haben, Kinder zu impfen.

Und die, die es wollen, möglichst schnell,

damit wir Sicherheit haben, die wir brauchen.

Die Idee kam aus der Elternschaft.

Eine Impfaktion,

ehrenamtlich organisiert von Ärzten, deren Kinder auf die Schule gehen.

Für die Altersgruppe ab 16 gibt es schon viele Anmeldungen.

Für die Jüngeren warten sie noch auf die Empfehlung der STIKO.

Wenn die STIKO für bestimmte Gruppen von unter 16-Jährigen

die Impfung empfiehlt uns es würden sich genug Kinder finden:

Dann würden wir die Infrastruktur nutzen und weiter impfen,

um Praxen und Impfzentren zu entlasten.

Schulkinder ab zwölf Jahren impfen oder nicht?

Eltern sind da unterschiedlicher Meinung.

Der Landeselternbeirat in Rheinland-Pfalz

führte eine Befragung durch.

Etwas mehr als die Hälfte der 9000 Eltern

wollen ihre Kinder nicht impfen lassen.

Auch wegen möglicher Gesundheitsrisiken.

Was noch schlimmer war, war die Angst,

dass man durch die Hintertür Eltern dazu zwingen will:

Dass die Kinder sich impfen lassen müssen,

um in die Schule zu gehen, das Recht auf Bildung zu bekommen.

Das war die größte Angst.

Die Impfskepsis mancher Eltern könnte auch damit zusammenhängen,

dass Politik und Wissenschaft unterschiedliche Signale aussenden.

Die STIKO wird wohl nur

eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen.

Für vorerkrankte Kinder.

Weil deren Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist höher.

Mit wachsender Kenntnis könnte man dann diese Empfehlung erweitern.

Schulleiter Stefan Caspari

will weiter seinen Kindern eine Impfung ermöglichen.

Eine Zweiklassengesellschaft in seinem Schulbetrieb schließt er aus.

Klar ist, dass wir keine Extrawürste für schon Geimpfte braten.

Wir arbeiten weiter mit Abstand, Hygiene und Maske.

Bis es wieder freigeben können.

Ob sie für alle Kinder ausreichend Impfstoff bekommen,

ist noch unklar.

Anders als bei vielen Runden von Kanzlerin und Länder-Regierungschefs

ging das Treffen zur Impfkampagne zügig und wohl einmütig vonstatten.

Stattdessen richtete sich der Unmut gegen einen,

der nicht zu der Runde gehört:

Gesundheitsminister Jens Spahn.

Kerstin Palzer.

Sie sollen also bald dran sein:

Wer über zwölf ist, für den gilt das Impfversprechen der Kanzlerin,

das sie beim Impfgipfel wiederholte:

Wir bekräftigen noch einmal unsere Aussage vom Impfgipfel am 11.02.:

Bis Ende des Sommers wird jedem Bürger ein Impfangebot gemacht.

Das schließt auch diejenigen ein, die jetzt zusätzlich wahrscheinlich

in dieses Impfangebot einbezogen werden können:

Die 12- bis 16-Jährigen.

Ab Anfang Juni wird die Priorisierung für die Corona-Impfung aufgehoben.

Wer älter als zwölf ist, kann sich um eine Impfung bemühen.

Problem: Es wird nicht mehr Impfdosen geben.

Das sorgt für Kritik:

Es wurde in den letzten Wochen der Eindruck erweckt,

als ob es eine Impfkampagne für Kinder und Jugendliche geben wird.

Das ist nicht der Fall.

Wir haben dafür keine zusätzlichen Impfstoffe.

Da gibt es kein Abzweigen von Impfstoff, kein Zurücklegen.

Es gibt auch leider keinen neuen und kein Umverteilen.

Das gibt die normale Impfstoffbasis.

Es wird also im Sommer

eine noch größere Nachfrage nach knappem Impfstoff geben.

Niedersachsens Ministerpräsident kritisiert:

Dies ist kein Höhepunkt

in der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern.

Das ist eine Enttäuschung auf Länderseite.

Der Bund hatte nämlich die Länder aufgefordert, Konzepte vorzulegen,

wie Kinder zwischen 12 und 16 geimpft werden können.

Dafür werde es auch zusätzliche Impflieferungen geben.

Diese Zusage wurde wieder zurückgenommen - bedauerlich.

Morgen wird die europäische Arzneimittelbehörde entscheiden,

ob Biontech auch für Jugendliche ab zwölf zugelassen wird.

Die STIKO will erst in 1,5 Wochen über eine Impfempfehlung entscheiden.

In jedem Fall bleibt es die Entscheidung der Eltern.

Eine Impfpflicht wird es nicht geben.

Das betont auch der sächsische Ministerpräsident.

In Sachsen wird die Schule auch ohne Impfung möglich sein.

Es werden auch Ferien und Urlaub ohne Impfung möglich sein.

Geimpft, genesen und getestet, das ist gleichgestellt.

Darauf müssen sich die Deutschen auch verlassen können.

Im Juni erwartet man 31 Mio. Corona-Impfdosen für Deutschland.

Ab Juli noch deutlich mehr.

Die wird man brauchen,

um die Versprechen des Impfgipfels umzusetzen.

Für Alt und Jung.

Sollten ältere Kinder und Jugendliche

möglichst schnell geimpft werden?

Dazu kann man unterschiedlicher Meinung sein.

Hier die von Jacqueline Dreyhaupt vom HR

und Lisa Weitemeier vom WDR.

Klar sollten Jugendliche ab zwölf Jahren ein Impfangebot erhalten.

Auch wenn wir wissen, dass Kinder nur selten schwer an Covid-19 erkranken:

Angesichts unerforschter Langzeitfolgen

können Kinder und Eltern aufatmen.

Bei ersten Studien erwies sich die Impfung als wirksam, unproblematisch.

Andere Länder sind vorgeprescht. Worauf also warten?

Die STIKO will erst klären, wie nötig die Impfung wirklich ist.

Wie bitte? Natürlich ist sie nötig!

Weil Gesundheit gerade in der Pubertät mehr ist

als nur körperliches Wohl.

Was ist mit psychischer, sozialer Gesundheit?

Jugendliche bezahlten in den letzten 15 Monaten einen hohen Preis.

Sie trugen die Maßnahmen klaglos mit, aus Solidarität mit den Großeltern.

Sie sind jetzt auch mal dran!

Deshalb ist schnelles Impfen für Jugendliche notwendig.

Natürlich sollen nur die geimpft werden, die es wollen.

Es ist eine persönliche Entscheidung.

Unsere Tochter ist 13 - sie will sich impfen lassen.

Weil sie sich nach Normalität sehnt,

aber auch, weil sie dann keine Gefahr mehr für andere darstellt.

Das nehme eine große Last von ihr, sagt sie.

Es gibt viele Argumente dafür, Kinder und Jugendliche schnell zu impfen.

Aber Kinder-Impfungen müssen vor allem eins haben:

Medizinischen Vorteil – für die Kinder.

Wie groß der ist, ist fraglich.

Gesunde Kinder sind durch Covid kaum gefährdet.

Ja, es gibt Komplikationen, aber die sind selten.

Gerade deshalb muss klar sein,

dass das Risiko für Kinder durch die Impfung sehr gering ist.

Nur ist die Datenlage dazu noch dünn.

Es hieß immer in der Pandemie: Kinder haben Priorität.

Danach gehandelt wurde selten.

Wenn die Politik jetzt auf Impfung von Kindern drängt, klingt das gut.

Es wäre aber auch nur die Lösung, die für Erwachsene angenehm ist.

Denn das Risiko für Kinder und Jugendliche ließe sich anders senken:

Wir nutzen die Impfdosen, um so viele Erwachsene wie möglich zu impfen.

Auch das schützt die Jüngeren: weniger Virus, weniger Infektionen.

Also Eltern beim Impfen vorziehen,

die Inzidenzen so gering wie möglich halten.

Kinder könnten verstärkt im Herbst geimpft werden,

wenn bessere Daten vorliegen.

So würden wir "Kinder haben Priorität"

erstmals in der Pandemie wirklich ernst nehmen.

Die Meinungen von Lisa Weitemeier und Jacqueline Dreyhaupt.

Wie die Politik die Corona-Krise managt:

Das wird sicher Einfluss nehmen auf die Wahlen,

die noch auf dem Programm stehen.

Der Höhepunkt des Superwahljahrs ist der 26. September,

wenn der Bundestag gewählt wird und dazu drei Länderparlamente.

Bis dahin aber gibt es noch einen Stimmungstest,

übernächsten Sonntag.

Ausgerechnet in Sachsen-Anhalt, wo vor fünf Jahren

die Parteienlandschaft ordentlich durchgerüttelt wurde.

Die AfD holte bei der Landtagswahl aus dem Stand fast 25 Prozent.

CDU, SPD und Grüne schmiedeten die bundesweit erste Kenia-Koalition.

Ein Zweckbündnis, aber es hielt.

Sven Knobloch.

Eigentlich ist das seine natürliche Umgebung:

Olaf Feuerborn ist Landwirt

und Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt.

Nun tritt er bei der Landtagswahl als CDU-Direktkandidat an.

Auch, weil er mit der Politik

der grünen Agrarministerin unzufrieden ist.

Der ländliche Raum hat damals konservativ gewählt,

hat sich für die CDU entschieden, aber eine grüne Ministerin bekommen.

Das war nicht in unserem Sinne.

Landwirtschaft prägt Sachsen-Anhalt.

Mehr als die Hälfte der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt.

Seit die Grünen im Ministerium sitzen,

haben sie Ökolandbau stark ausgebaut.

Zum Ärger vieler konventioneller Bauern.

Dorothea Frederking ist bei den Grünen

landwirtschaftspolitische Sprecherin.

Ziel ihrer Partei:

Den Anteil der Ökolandwirtschaft weiter zu steigern, von 10 auf 25 %.

Der Klimawandel wird so eine Wucht entfalten,

dass alle anderen Probleme verblassen werden.

Die Agrarwende wird dringlicher,

schon als Selbstschutz für Landwirtschaft.

Thema war das auch schon vor fünf Jahren.

Da schlossen CDU, SPD und Grüne in Sachsen-Anhalt

Deutschlands erste "Kenia-Koalition".

Ein Zweckbündnis gegen die starke AfD, das war klar.

V.a. zwischen CDU und Grünen krachte es immer wieder heftig.

Auch, weil einige CDU-Politiker sich statt den Grünen

lieber der AfD annähern wollten - für die Union ein Dilemma.

Mit den Grünen die Regierung zu stellen, aber sie anzugreifen -

das erzeugt ein gewisses Zerrbild.

Das kommt bei den Wählern der CDU auch nicht gut an.

Wähler wollen klare Positionen ihrer Partei:

Wofür steht die Partei?

Möchte sie mit den Grünen koalieren? Dann soll sie dazu auch stehen.

Oder möchte sie sich der AfD annähern?

Dann soll sie das sagen.

Sollte es nach der Wahl erneut eine Kenia-Koalition geben,

beanspruchen CDU und Grüne schon jetzt das Agrarministerium für sich.

Wir wollen mehr agrarökologische Maßnahmen auf der Fläche sehen.

Und wir wollen,

dass die EU-Fördermilliarden so eingesetzt werden:

Eben für solche ökologischen Maßnahmen,

damit die Landwirtschaft so auch Geld verdienen kann.

Wenn wir jetzt Geld rausnehmen aus der EU-Förderung,

nur für den Ökolandbau, verlieren wir viele konventionelle Betriebe.

Und wir werden es so schnell nicht schaffen, dass wir auf Öko umstellen

und damit die Bevölkerung ausreichend ernähren können.

In zehn Tagen wird in Sachsen-Anhalt gewählt.

Nicht nur beim Thema Landwirtschaft

wäre eine erneute Zusammenarbeit im Kenia-Bündnis kein Selbstläufer.

Die Koalition aus CDU, SPD und Grünen ist keine Liebesehe,

sondern eher Vernunftskoalition, geprägt von Kompromissen.

In zehn Tagen werden die Karten neu gemischt.

Ellen Ehni hat in Köln Zahlen für Sachsen-Anhalt.

Wie sieht die politische Lage im Land derzeit aus?

Wichtig ist, dass aus Sicht der Bürger

Ministerpräsident Reiner Haseloff einen guten Job macht.

Wir gucken auf die aktuellen Werte:

21 Prozent sagen, er sei kein guter Ministerpräsident.

So zieht sich das durch alle Partei-Anhänger, sogar bis zur AfD.

40 Prozent der AfD-Anhänger sagen, er sei kein guter Ministerpräsident.

Das ist ein guter Wert, auch im Bundesvergleich ein guter Mittelwert.

Vor allem sind die Spitzenkandidaten der anderen Parteien

längst nicht so bekannt und beliebt.

Aber diesen Personenbonus, den Haseloff hat,

kann er nicht eins zu eins in der "Sonntagsfrage" ummünzen.

Denn wenn schon Sonntag Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wäre ...

In dieser Sonntagsfrage wie immer:

Keine Prognose,

sondern das politische Stimmungsbild dieser Woche.

Damit wäre eine Fortsetzung der "Kenia-Koalition"

aus CDU, SPD, Grünen rechnerisch möglich.

Und wenn es politisch gewollt wäre, könnte man Grüne und FDP austauschen.

Es wäre mit diesen Zahlen auch die "Deutschland-Koalition" möglich,

CDU, SPD, FDP.

Aber wissen tun wir das erst, wenn alle ihr Kreuzchen gemacht haben.

Das führt zur nächsten Frage:

Wie sind die Aussichten, dass die CDU ihren Vorsprung halten kann?

Das Schöne an einer Wahl ist:

Man weiß es immer erst, wenn abgestimmt ist.

Konkret in Sachsen-Anhalt sagen knapp 60 Prozent der Bürger:

Ich weiß schon, wo ich mein Kreuzchen machen werde.

Aber gut 15 Prozent sagen: Ich könnte es mir noch anders überlegen.

Zwei, drei, vier Prozentpunkte können so viel ausmachen.

Dann können kleine Verschiebungen noch zu großen Veränderungen führen.

Es kann noch Bewegung drin sein. Genau wissen wir's am 6. Juni.

Ellen, vielen Dank nach Köln.

Danke nach Hamburg.

Lange hat es gedauert:

Doch als es im März endlich losging mit dem Testen gegen Corona,

schossen die Teststellen mancherorts wie Pilze aus dem Boden.

Nicht nur Arztpraxen und Apotheken bieten die Bürgertests an.

Auch Geschäfte,

damit ihre Kunden die Läden dann mit negativem Test betreten dürfen.

Oder Unternehmer,

die den Betrieb eines Testzentrums als Geschäftsmodell ausmachten.

Manche witterten sogar die Chance, mehr Geld damit zu machen,

als ihnen eigentlich zustünde.

Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung zeigen,

wie unkontrolliert das Ganze abläuft.

Wer im Möbelmarkt einkaufen will, braucht oft einen Schnelltest.

Entsprechend groß war am Samstag

der Andrang auf diesem Parkplatz in Essen:

550 Menschen nutzten die Möglichkeit zum kostenlosen Bürgertest.

Das belegen verdeckte Aufnahmen von WDR, NDR und SZ.

Doch dem NRW-Gesundheitsministerium meldet der Betreiber,

die Bochumer Firma MediCan, mehr als das Dreifache:

Kein Einzelfall.

Ein Parkplatz in Köln:

Weniger als 80 Tests finden hier an diesem Tag statt.

Doch MediCan meldet mehr als das Zehnfache:

54 solcher Testzentren bewirbt MediCan auf der Homepage,

dazu rund 40 mobile Testbusse.

Auch bei einer Stichprobe in Münster werden viel höhere Zahlen gemeldet,

als dort getestet wurden.

Auf Nachfrage erklärt der Inhaber die Diskrepanz so:

Die zuständigen Gesundheitsämter bestreiten solche Absprachen.

Gemeldet werden dürften nur die Tests, die auch ausgeführt wurden.

Alles andere wäre unzulässig, so die Stadt Köln.

In Münster beklagt man fehlende Kontrollmöglichkeiten.

Kontrolle ist notwendig.

Bei Bürgertestungen werden enorme Gelder umgesetzt.

Das kann nicht ohne Kontrolle funktionieren.

Es muss Stellen geben, die Abrechnungen überprüfen.

Denn der Bund erstattet für jeden Test rund 18 Euro aus Steuergeldern.

Neben Ärzten und Apotheken

sind viele Glücksritter auf dem Milliardenmarkt unterwegs.

Allein in NRW sind mehr als 8700 Testzentren zugelassen.

MediCan betont,

die gemeldeten Daten entsprächen nicht den abgerechneten Zahlen.

Überprüfen lässt sich das nicht.

Das System sei offen für Missbrauch, so Kassenärztliche Vereinigungen,

die das Geld auszahlen.

Man hat uns keine Kontrollrechte eingeräumt.

Wir haben weder Kontrollrecht noch Kontrollpflicht.

Eigentlich müssten die Länder darauf achten,

dass die Abrechnung korrekt erfolgt, gegebenenfalls mit Stichproben.

Im Bundestag sieht man v.a. den Gesundheitsminister in der Pflicht.

Jens Spahn und sein Ministerium sind dringend aufgefordert,

klar Schiff zu schaffen:

Wer kontrolliert die Vergabe dieser Tests und wer kontrolliert,

dass hier Steuermittel nicht fehlgeleitet ausgenutzt werden?

Als Reaktion auf die überhöhten Zahlen kündigte Münster an,

den dortigen MediCan-Testzentren die Beauftragung zu entziehen.

Monatelang hat die Koalition um das Lieferkettengesetz gerungen.

Nun gab es einen Durchbruch.

Weitere Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Union- und SPD-Spitzen

verständigten sich auf einen Kompromiss beim Lieferkettengesetz.

So kann es noch vor der Sommerpause im Bundestag verabschiedet werden.

Unternehmen sollen dabei auch bei Zulieferern in anderen Ländern

auf Menschenrechts- und Umweltstandards achten.

Das Gesetz soll ab 2023 schrittweise in Kraft treten.

Die EU will Belarus' Machthaber Lukaschenko

mit Sanktionen weiter unter Druck setzen.

Darauf einigten sich die EU-Außenminister heute

bei einem Treffen in Lissabon.

Erwogen werden demnach Beschränkungen von Staatsanleihen

und andere wirtschaftliche Sanktionen.

Außenminister Maas sprach von terroristischen Zügen Lukaschenkos.

Dieser hatte die Landung eines Passagierflugzeugs erzwungen

und einen regierungskritischen Blogger festnehmen lassen.

US-Präsident Biden stieß mit seiner Anordnung, den Pandemie-Ursprung

in China weiter untersuchen zu lassen, auf Widerstand.

Das chinesische Außenministerium warf den USA vor:

Sie wollten von eigenen Schwierigkeiten

bei der Pandemiebekämpfung ablenken.

Bidens Geheimdienste sollten der Frage nachgehen:

Wurde das Virus von Tier zu Mensch übertragen

oder war es aus einem Labor entwichen?

Deutschland und Norwegen

nahmen die gemeinsame Stromtrasse Nordlink in Betrieb.

Das Kabel verläuft von Tonstad durch die Nordsee

nach Wilster in Schleswig-Holstein.

Kanzlerin Merkel sprach von einem Meilenstein

für die moderne Energieversorgung in Europa.

Nordlink soll je nach Bedarf Windstrom nach Norwegen leiten

und Strom aus norwegischen Wasserwerken nach Deutschland.

Mehr als 3,6 Mio. Haushalte können so mit grünem Strom versorgt werden.

Das Konsumklima in Deutschland erholt sich allmählich etwas.

Eine Umfrage des Nürnberger GfK-Instituts ergab:

V.a. erste Corona-Lockerungen und die Aussicht auf eine bessere Konjunktur

stimmen die Verbraucher optimistischer.

Dazu Markus Gürne.

Die Stimmung der Verbraucher zeige "mehr Licht als Schatten",

so formulieren es Konsumforscher.

Bisher ist v.a. der Export nach China und in die USA

eine Stütze der deutschen Wirtschaft.

Nun kehrt auch die Kauflaune der Bürger zurück.

Seit Jahresbeginn zwar mit wechselnder Richtung,

nun verfestigt sich aber zunehmend dieser positive Trend.

Ob er nachhaltig ist, hängt vom Fortgang der Pandemie ab.

Je schneller Impfungen fortschreiten, Öffnungen möglich sind,

umso stärker wird die wirtschaftliche Erholung durch den Konsum sein.

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss.

Jedenfalls für diejenigen, die als Binnenschiffer ihr Geld verdienen,

die Güter über die Flüsse der Republik transportieren.

Nun hat dieses Leben nichts mehr mit Schifffahrtsromantik zu tun.

Und das Brüderpaar, das wir Ihnen gleich vorstellen werden,

beklagt sich darüber, an Land nicht mehr gern gesehen zu werden.

Glücklich sind sie aber doch mit Job und Leben auf dem Wasser.

Das vermittelten sie

unserem mittendrin-Team um Jenni Rieger eindrucksvoll.

Sie durften ab Bingen am Rhein einen Tag lang mitfahren.

Torsten Mnich macht sich bereit zum Ablegen.

Noch liegt die Gebr. Mnich in Bingen, am Abend soll sie in Frankfurt sein.

Dafür müssen sich 85 Meter Stahl in Bewegung setzen.

Immer irgendwo an Deck: Schäferhündin Nala.

Und meistens im Führerhaus: Bruder Stephen.

Leben auf dem Schiff - ein Leben aus Überzeugung.

Ich find's toll hier.

Man ist das ganze Jahr unterwegs, sieht so viel, andere Städte.

Andere müssen Urlaub nehmen, die im Büro sitzen,

oder haben nur ein Wochenende mal Zeit.

Eigentlich Traumjob.

Das Schiff trägt sie den Rhein hinauf.

Stephen und Torsten Mnich -

Brüder, immer zusammen, 365 Tage im Jahr.

Das sind sie gewohnt,

denn aufgewachsen sind sie als neun Geschwister auf einem Schiff.

Unsere Mutter hat uns alle gewollt, behauptet sie zumindest.

Für uns war das ganz toll gewesen.

Laderaum leer, Fußball rein,

dann hatten wir zwei Fußballmannschaften.

Für uns Kinder war das der Hammer,

da kam keiner auf die Idee, das infrage zu stellen.

Fünf der neun Mnich-Kinder

führen Schiffe über Deutschlands Flüsse und Kanäle.

Wie Stephen und Torsten.

Ihr Auftrag heute: Erde laden in Frankfurt.

Mit dem Auto nicht weit, mit dem Schiff jedoch eine Tagestour.

Nach 2,5 Stunden Fahrt kommt Mainz in Sicht.

Einst einer der Stammhäfen der Familie Mnich.

Heute für sie unerreichbar.

Das Arbeiten wird uns immer schwieriger gemacht.

Die Menschen drängen ans Wasser und wollen da ihre Freizeit verbringen.

Schiffe stören da ganz oft.

Gerade hier in Mainz

möchte uns niemand vor der Haustür liegen haben.

Wir gelten als dreckig.

Ein Neubaugebiet steht heute dort,

wo die Mnichs früher mit dem Schiff lagen.

Heute dürfen hier nur private Motorboote in den Hafen.

Denn eine Bürgerinitiative hat sich durchgesetzt:

Die Dieselabgase der Frachtschiffe

würden das Lebensgefühl der Anwohner am Wasser stören.

Natürlich verbraucht die Gebr. Mnich Kraftstoff:

50 Liter Diesel auf etwa 10 km.

Aber dafür passt in ihren Laderaum auch die Fracht von 44 Lkw.

Doch das, so sagen die Brüder, weiß eben kaum einer.

Doch zum Grübeln ist keine Zeit.

Mit der Einfahrt in den Main endet der idyllische Teil der Reise –

die Arbeit beginnt.

Drei Schleusen muss die Gebr. Mnich bis Frankfurt passieren.

* (Funk) Könnt ihr bitte langsam machen? Die Backbordseite ... *

Im Schleusengang wird es eng -

Millimeterarbeit für die Brüder, einer steuert, einer macht fest.

Teamwork, jahrelang einstudiert.

Bis der Wasserpegel in der Schleuse gestiegen ist, dauert es etwas.

Also Landgang, für Hündin Nala dringend nötig.

Für Stephen Mnich nicht wirklich.

Er liebt sein Leben auf dem Schiff und weiß doch,

dass das nicht viele verstehen.

Heute will niemand mehr draußen schmutzig werden

und körperlich arbeiten.

Es ist die Einstellung:

Man will Gleitzeit, ausschlafen, Homeoffice und so 'n Kram machen.

Aber Sie machen trotzdem weiter? Bis zum bitteren Ende.

Und so geht es weiter: Leinen los, den Main hinauf.

Noch vier Stunden bis Frankfurt.

Die Arme elegant hinter dem Rücken verschränkt und losgewatet:

Kein Trendsport, sondern seit dem 19. Jh. Labsal für Körper und Geist,

wenn man entspannt seines Weges durch kühles Nass tritt.

Das lehrte einst der "Wasserdoktor" Sebastian Kneipp.

Der war übrigens gar kein Doktor, sondern katholischer Priester.

Er litt an einer Lungenkrankheit.

Er konnte die Beschwerden mit seiner Kur lindern,

die fortan um die Welt ging.

Zum seinem 200. wurde dem Vordenker aller Gesundheitsbewussten

im hessischen Bad Nauheim ein besonderes Zeichen gesetzt.

Alex Jakubowski.

Jedi-Ritter?

Samurai?

Das neue Ampelmännchen in Bad Nauheim gibt Rätsel auf.

Ein Gärtner mit Gießkanne, aber wer ist das?

Das möchte ich auch wissen?

Könnte Luther sein. Könnte sein, ist er aber nicht.

Priester Sebastian Kneipp soll es sein.

Ach, des soll der Kneipp sein!

Ah ja!

Vor 200 Jahren geboren, Naturheilkundler,

v.a. für Wassertherapie bekannt:

Sebastian Kneipp.

Im Gesundheitsgarten

können Hartgesottene die Kneipp-Kur ausprobieren.

Im Storchengang natürlich.

Und, kalt? Nein. Wie immer, wie jeden Tag.

Eiskaltes Wasser soll gut sein für die Durchblutung.

Aber nicht nur das Wassertreten,

auch das Armbad soll eine positive Wirkung haben.

Eiskalt ja, aber im Sommer ist es viel besser,

es ist 'ne totale Erfrischung, wenn man so 'n Armbad macht.

Der Kneippianer sagt, das Armbad ist wie der zweite Kaffee am Morgen.

Das möbelt auf.

Alle Wasseranwendungen oberhalb des Nabels sind belebend, erfrischend.

Alle Wasseranwendungen unterhalb des Nabels sind beruhigend.

Deshalb die Empfehlung, das Wassertreten am Abend zu machen,

als Einschlafhilfe, und die Schlaftablette wegzulassen.

Die Seele im Gleichklang, der Körper gesund:

Auf fünf Säulen stellte Kneipp einst seine ganzheitliche Lehre.

Wasser und Bewegung gehören dazu,

Ernährung, Heilpflanzen, innere Balance.

Kneipp war Visionär und ist wohl deshalb so aktuell.

Er wollte den Menschen mit sich in Einklang bringen –

gerne mit einfachen Mitteln.

'n bewusstes Aufrichten, versuchen, alle Gedanken wegzuschieben,

auf die Atmung zu achten.

Das beruhigt, macht Freude, gibt Kraft, Energie.

Lange galt Kneipp als verstaubt.

Heute könnte man ihn Achtsamkeitstrainer nennen.

In der Sprechstunde sprechen wir über Bewegung,

Ernährung und auch über innere Ordnung.

Das sind die drei häufigsten Gründe,

weswegen Patienten erkranken oder krankgeschrieben werden müssen.

Weniger Stress – das wäre ganz im Sinne Kneipps:

Entschleunigen, runterkommen,

öfter mal stehen bleiben, anstatt weiterzuhetzen.

Sei es nur an der neuen Kneipp-Ampel in Bad Nauheim.

Und um wen es jetzt geht, das wissen sicherlich die allermeisten,

wenn sie dieses Menu hier sehen.

"Am Sonnabend, da fraß sie sich durch:

Ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel, eine saure Gurke,

eine Scheibe Käse, ein Stück Wurst, einen Lolli, ein Stück Früchtebrot,

ein Würstchen, ein Törtchen und ein Stück Melone."

"Und ..." - wenig überraschend -

"... an diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen."

Aber das weiß dank Raupe Nimmersatt jedes Kind,

dass man eben nicht so viel auf einmal futtern sollte.

Diesen charmanten Hinweis

haben wir einem Amerikaner mit schwäbischen Wurzeln zu verdanken:

Eric Carle, der Schöpfer der kleinen hungrigen Raupe

begeisterte mit seinen Geschichten Generationen von Kindern weltweit.

Nun ist Eric Carle im Alter von 91 Jahren gestorben.

Aber seine Geschichte von der Raupe

werden wir auch künftig wohl nimmer satthaben.

Satt haben wir wohl dagegen das:

Kaltes Regenwetter.

Sven, kannst du Hoffnung machen?

Selbstverständlich.

Ich habe mich tagelang vorbereitet:

Gepustet und angeschoben.

Der 15-Tage-Trend:

Die Temperaturen steigen an.

Anfang Juni sind es frühsommerliche Werte.

Noch etwas anderes:

Gucken Sie sich das an!

Das war der Supermond.

Der Kollege fotografiert vom Mountainbike.

Das ist mit einem riesigen Tele aufgenommen.

Jetzt sind wir 1000 Kilometer weiter weg.

Im Mittel 384.000 Kilometer.

Wie ist das für uns Menschen als Eindruck?

Wir vergleichen mit den Geldmünzen.

Das ist der Größenunterschied zwischen dem Mond nah dran

und weit weg.

Das ist so,

als würde man diese Münzen drei Meter von sich weg entfernt sehen.

Die Schauer verziehen sich nach Osten.

Es reißt auf von Westen.

Morgen gibt es noch mal im Nordosten Höhenkaltluft.

Im Westen eher Sonne.

Die Aussichten sind noch ähnlich am Samstag.

Sonntag sonniger.

Auch in Hamburg!

Das sind doch schöne Aussichten.

Das war's von uns.

Hier geht's jetzt weiter mit der Carolin Kebekus Show.

Um 00.20 Uhr bringt Sie Constantin Schreiber im nachtmagazin

auf den neuesten Stand.

Und wir sind morgen Abend wieder für Sie da.

Tschüss und bleiben Sie zuversichtlich!

Copyright Untertitel: NDR 2021