heute journal vom 01.11.2020
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Ab morgen wird also wieder die Notbremse gezogen.
Keine Vollbremsung, vieles geht auch normal weiter,
soweit man in einer Pandemie von normal sprechen kann.
Im Freizeitbereich geht allerdings nicht mehr viel.
Essen gehen, Freunde treffen, Sportverein oder private Reisen
mit Hotelübernachtung,
damit ist jetzt für die nächsten vier Wochen erstmal wieder Schluss.
Und dann? Das ist eine der Fragen, die ich gleich Jens Spahn stelle.
Der Bundesgesundheitsminister hatte sich selbst ja auch infiziert
und war die letzten zwei Wochen in Isolation.
Morgen kann er wieder ins Büro, passend zum ersten Tag des Shutdowns,
zu dem es ja auch viele kritische Stimmen gibt.
Jana Becker berichtet.
Großmutter, du weißt gar nicht, wem ich begegnet bin.
Das wird vorerst die letzte Begegnung im Theater sein.
Kurz vor der Schließung morgen
konnte das Erfurter “Theater im Palais“
immerhin den 25 erlaubten Gästen
noch einmal eine Ablenkung von Corona bieten.
Vom letzten Shutdown haben sie sich noch nicht richtig erholt.
Nun heißt es erneut: Vorhang zu.
Jetzt der November als Lockdown, den schaffen wir noch,
den Dezember nicht mehr.
Das Restaurant Krömers in der Erfurter Altstadt:
zu normalen Zeiten ein beliebter Treffpunkt –
neben Stammkunden leben sie hier auch von Touristen.
Wir waren wirklich guter Dinge, aber so schnell, wie es nach oben ging,
ging es wieder nach unten.
Den Gastrobetrieben fehlt die Verhältnismäßigkeit.
Bei Rechtsanwälten in ganz Deutschland gehen aktuell
viele Eilanträge ein:
Wir sagen, dass wir nicht verstehen, dass in Berlin Veranstaltungen
von bis zu 50 Personen in geschlossen Räumen erlaubt sind,
aber das nur, solange da keine Gastronomie betrieben wird.
Das halten wir für einen eklatanten Gleichheitsverstoß.
Die Bund-Länder-Beschlüsse vom vergangenen Mittwoch
sollten vor allem mehr Einheitlichkeit bringen.
In manchem Detail erfolgt die Umsetzung unterschiedlich.
So dürfen touristische Gäste in Niedersachsen,
die heute noch ihren Urlaub antreten, diesen auch beenden.
Vom Umgang der Politik mit ihrem Gewerbe
ist Hotelbetreiberin Miriam Bartels vor allem enttäuscht.
In Bad Harzburg hätten sie die Hygienekonzepte
von Anfang an umgesetzt.
Für unsere Mitarbeiter ist das ganz schwer, den Tag zu verpacken.
Nahezu 90 % werden in die Kurzarbeit geschickt.
In einem ohnehin Niedriglohnsektor.
An Weihnachten ist es keine Frage mehr, ob man Geschenke kaufen kann,
sondern, wie man Miete bezahlt.
Für viele geht es um ihre Existenzen.
Die Akzeptanz für die Maßnahmen bleibt auf der Strecke.
Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft
könnten allein in diesem Jahr rund 591.000 Menschen
ihren Job verlieren, im nächsten Jahr noch einmal 15.000,
sollte der Lockdown wie angekündigt zu Ende gehen.
Dauere er noch länger,
sei mit 180.000 zusätzlichen Arbeitslosen zu rechnen.
Aktuell heißt es, zunächst den November abwarten.
Eine langfristige Strategie scheint nicht in Sicht.
Man hat das Gefühl, die Debatte wird im Keim erstickt,
weil man moralisiert, weil man mit Leben und Tod argumentiert.
Aber ich glaube, entscheidend ist,
das ist auch für die Menschen entscheidend,
wir haben einen Langfristplan.
Auf eine langfristige Lösung hoffen sie auch beim Theater in Erfurt.
Falls wir uns nicht wiedersehen, frohe Weihnachten und guten Rutsch.
Aber das sage ich nur ganz leise.
Bis zum nächsten Mal, tschüss.
Und von seinem heimischen Computer ist uns Jens Spahn zugeschaltet,
nach zwei Wochen Isolation.
Morgen dürfen Sie wieder ins Büro.
Herr Spahn, wenn der Gesundheits- minister selbst zum Patienten wird,
dann fragt man als erstes: Wie geht's Ihnen?
Guten Abend, Frau Slomka, gut, seit einigen Tagen symptomfrei,
insgesamt einen sehr milden Verlauf gehabt.
Gott sei Dank ging alles gut mit der Infektion.
Aber ich kann Ihnen sagen: Es macht einen Unterschied,
ob man zehn Monate drüber redet und politisch agiert in dieser Pandemie,
oder ob man es selber hat - das macht nochmal anders demütig.
Ich bin dankbar für ein Gesundheitssystem,
das in dieser Pandemie gut funktioniert.
Das Gesundheitsamt hier vor Ort hat das sehr professionell gemacht,
unaufgeregt, trotz all des Stresses.
Deswegen ein Dankeschön an all die, die da jeden Tag Großes leisten.
Nun denken sich manche: Mein Gott, selbst dem Bundesgesundheitsminister
ist das passiert - wissen Sie, wo Sie sich angesteckt haben?
Nein, das weiß ich nicht.
Viele Kontaktpersonen wurden getestet, ich habe überlegt,
aber ich kann es Ihnen nicht sagen.
Überall, wo eine Vermutung war, hat sie sich nachher als falsch,
weil negativ getestet, rausgestellt.
So wie mir geht es vielen anderen auch,
Hunderttausenden in Deutschland.
Aktuell, heute Abend, sind Hunderttausende in Deutschland
in Isolation, weil positiv getestet, oder in Quarantäne als Kontaktperson
Ich kann nun nachempfinden, wie es denen geht in diesen Tagen.
Und da auch Dankeschön sagen,
denn sie bleiben zu Hause, um andere zu schützen.
Sie sind da auch ein typischer Fall, weil man im Moment
nur bei einem Viertel der Infektionen herausfindet, wo die Quelle war.
Wie kann Politik, wenn man über das Infektionsgeschehen
so wenig weiß, die richtigen Instrumente ergreifen,
dort, wo die meisten Infektionen stattfinden?
Das ist auch das, was z.B. Restaurantbesitzer sagen:
Warum denn wir, warum bleiben Fleischfabriken offen,
warum bleiben die Shoppingmalls offen?
Und wir mit unseren schönen Hygienekonzepten müssen schließen?
Was wir definitiv sagen können, ist, dass dieses Virus,
wie viele andere Viren, sich v.a. über Kontakte überträgt.
Jetzt geht es darum, Kontakte zu reduzieren,
massiv zu reduzieren angesichts der großen Zahl an Infektionen.
Wir haben in den letzten Monaten gesagt:
Kita und Schule sollen aufbleiben, das wirtschaftliche Leben,
so weit es möglich ist, auch, um Arbeitsplätze zu sichern.
Wenn das so ist, dann heißt es gleichzeitig,
dass wir in anderen Bereichen umso mehr Kontakte reduzieren müssen,
also im privaten Bereich, beim Feiern, bei Veranstaltungen.
Ja, ich weiß, das ist echt hart für die Gastronomen, für die Künstler,
für viele, die an Konzepten gearbeitet haben.
Aber selbst das beste Konzept bringt das Infektionsrisiko nicht auf Null,
es reduziert es.
Es geht jetzt darum, gemeinsam Kontakte zu reduzieren.
Wir haben gesehen: Eigen- verantwortung allein reicht nicht.
Wir weisen seit dem Sommer darauf hin:
bitte weniger feiern, bitte aufeinander aufpassen.
Viele machen das, aber an zu vielen Stellen kam es doch zu Infektionen.
Die Haltung gibt's auch, zu sagen: Mit Verboten, v.a. so massiven,
kommt man der Sache nicht bei, man sollte es besser mit Vernunft
und Appellen an die Vernunft versuchen.
Davon halten Sie nichts mehr nach den Erfahrungen der letzten Wochen?
Doch, unbedingt - wir sind sehr darauf angewiesen,
dass die Bürger*innen von sich aus sagen,
sie wollen aufeinander aufpassen,
wollen gemeinsam die Dynamik wieder brechen.
Wir haben das zusammen schon geschafft im Frühjahr,
die Dynamik, die Welle zu brechen, die Zahlen runterzubringen,
aufeinander aufzupassen, und das macht mich zuversichtlich.
Wir wissen auch, wie es geht, ob es die AHA-Regeln sind -
Abstand, Hygiene, Alltagsmaske - Lüften, die Warn-App, Quarantäne.
All das alleine bringt es nicht ganz auf null Prozent,
aber reduziert es enorm.
Gleichzeitig sehen wir, dass es ohne staatliche Maßnahmen nicht geht.
Innerhalb von zwei Wochen hat sich die Zahl
der intensivmedizinisch betreuten Covid-19-Patienten verdreifacht.
Noch zweimal so eine Verdreifachung
hält das Gesundheitssystem nicht durch.
Die Klinikchefs sagen, dass sie v.a. ein Personalproblem haben.
Wenn es einmal anfängt, dass sich auch Pfleger infizieren -
das sieht man auch beim Blick ins Ausland -
dann wird es wirklich schwierig.
Sie fordern jetzt, dass es wieder eine Freihalte-Pauschale gibt
wie im April, weil die Kliniken im Moment noch Routinebetrieb machen
und es sich nicht leisten können, alle möglichen OPs zu verschieben.
Wird es da von Ihrer Seite etwas geben?
Es gibt aktuell eine gesetzliche Regelung, die sicherstellt,
dass es keine wirtschaftlichen Nach- teile für die Krankenhäuser gibt,
dass alle Defizite ausgeglichen werden,
auch im letzten Quartal des Jahres.
Aber es gibt Liquiditätsthemen, ganz konkrete im Alltag von Klinken.
Wir sind im steten Austausch,
und wo wir nachsteuern müssen, werden wir nachsteuern.
Jedes Krankenhaus soll sich in dieser Pandemie
darauf verlassen können,
dass es keine wirtschaftlichen Nachteile hat,
wenn es sich mit uns darum kümmert.
Wie sieht die Langzeit-Strategie aus?
Wir wissen, dass die nächsten vier Wochen mindestens
der Teil-Shutdown gemacht wird.
Was kommt danach, wird der verlängert oder spielt man eine Art Pingpong
oder Stop-and-go mit dem Virus und Weihnachten dürfen alle wieder raus
und im Januar machen wir wieder einen Lockdown?
Jetzt geht es erstmal um die nationale Kraftanstrengung
im November - ein November der Entschleunigung für uns alle -
um Kontakte zu reduzieren, um die Zahlen runterzubringen.
Dann geht es darum, dass wir anschließend in unser aller Alltag
weiterhin besonders aufpassen.
Und hoffentlich gemeinsam die Lehre ziehen,
dass manche Feierlichkeit wie im Sommer
jetzt im Winter nicht stattfinden sollte,
schon gar nicht in größerem Rahmen.
Niemand kann ausschließen,
dass es irgendwann in der Folge wieder dazu kommt,
aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das erstmal
zusammen im November wieder unter Kontrolle bringen.
Ich sage es nochmal: Wir haben es schonmal geschafft,
ich bin sicher, wir schaffen es nochmal.
Wir wissen jetzt im November mehr, als wir im März wussten.
Und wir werden im Januar mehr wissen, als wir heute wissen.
Wir können mit jedem Monat besser mit diesem Virus umgehen.
Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen im täglichen Umgang,
aber wir lernen jeden Tag dazu.
Zuversicht ist das eine, aber man braucht einen Plan B.
Wir ahnen doch, dass die Zahlen danach wieder nach oben gehen werden.
Das liegt ja dann an uns allen.
Es liegt daran, wie wir im Privaten umgehen,
mit Feiern, auf engem Raum sein miteinander, im engen Kontakt.
Ich will genau so wieder ins Restaurant, ins Theater,
zu Hause viele Gäste haben, das geht uns ja allen so.
Das nervt, aber das sind gemeinsam Monate der Einschränkung,
des Verzichts, einer Jahrhundert-Situation.
Eine Pandemie wie jetzt ist eine Jahrhundert-Situation.
Deswegen kann ich die Bürger*innen nur bitten:
Wenn die Regeln des Novembers auslaufen, heißt das nicht,
jetzt sofort alle wieder feiern,
sondern gemeinsam weiter AHA-Regeln einhalten
und Kontakte im Alltag, soweit es geht, v.a. die, wo gefeiert wird
und man gesellig miteinander ist, reduzieren.
Sagt Bundesgesundheitsminister Herr Spahn, vielen Dank.
Das Interview haben wir vor einer Stunde geführt.
Viele Informationen,
z.B. über die Situation in anderen europäischen Ländern,
finden Sie bei uns auf ZDFheute.de.
Jetzt erst mal die Nachrichten von Heinz Wolf.
Die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer begrüßt,
dass sich die drei Bewerber für ihre Nachfolge auf einen Termin
für den Wahlparteitag geeinigt haben.
“Ich finde es gut,
dass sie zu einem fairen Wettbewerb zurückgekommen sind,"
sagte sie in einem Interview für die ZDF-Sendung "Berlin direkt".
Die Kandidaten Laschet, Merz und Röttgen vereinbarten,
dass der neue CDU-Chef Mitte Januar gewählt werden soll.
Die Polizei in Lyon hat den Verdächtigen wieder freigelassen,
der gestern nach dem Angriff auf einen orthodoxen Priester
festgenommen worden war.
Es gebe keine Beweise für eine Beteiligung des Mannes.
Der Priester war von einem Unbekannten angeschossen
und schwer verletzt worden.
Die Hintergründe sind unklar.
In Frankreich sind die Sicherheitsvorkehrungen,
insbesondere an Kirchen und Schulen, verstärkt worden.
Nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag in Nizza vor drei Tagen
hat die Regierung die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen.
In Belarus gab es auch an diesem Sonntag wieder Demonstrationen
und ein Großaufgebot der Polizei.
In der Hauptstadt Minsk gaben Sicherheitskräfte Warnschüsse ab.
Es kam auch erneut zu Festnahmen.
Seit der umstrittenen Präsidentenwahl vor rund drei Monaten
gibt es regelmäßig Proteste gegen Lukaschenko.
Nach dem schweren Erdbeben im östlichen Mittelmeer
ist die Zahl der Todesopfer gestiegen.
Besonders schwer betroffen ist die türkische Provinz Izmir.
Dort kamen 69 Menschen ums Leben, mehr als 900 wurden verletzt.
Die Rettungsarbeiten gingen auch am dritten Tag nach dem Unglück weiter.
In der Nacht konnten Helfer einen Mann nach mehr als 30 Stunden lebend
aus den Trümmern befreien.
Auf den Philippinen hat der Taifun "Goni"
mindestens zehn Menschen das Leben gekostet.
Der Wirbelsturm zog mit Wind- geschwindigkeiten von bis zu 225 km/h
über das Land.
Fast eine Million Menschen musste sich
vor dem bislang stärksten Sturm des Jahres in Sicherheit bringen.
Auf den Philippinen waren erst vor wenigen Tagen 22 Menschen
durch einen anderen Taifun ums Leben gekommen.
Der Dienstag rückt näher.
Die ganze Welt fragt sich, wie die US-Wahlen ausgehen werden.
Nach den Erfahrungen vom letzten Mal
ist man lieber vorsichtig mit Prognosen.
Aber natürlich sind die amerikanischen Wahlforscher
auch in diesem Jahr aktiv und geben Zahlen bekannt.
Schauen wir uns an, wie das Bild im Moment aussieht.
Die roten Staaten wird wohl Donald Trump
mit seinen Republikanern gewinnen,
die blauen Joe Biden für die Demokraten.
Spannend wird es hingegen in Texas und Florida
und anderen Swing States im Westen und Norden,
auf dem alten industriellen Herzland.
Die Rennen hier sind noch relativ offen.
Allerdings haben die Staaten ein unterschiedliches politisches Gewicht
Je nach der Anzahl der Wahlmänner und -frauen, die sie entsenden.
So kann man erahnen, wie viel diese Staaten noch ausmachen.
Ohne sie liegt Biden mit mehr als 250 quasi sicheren Stimmen
schon deutlich in Front, für einen Sieg braucht er 270 Stimmen.
Ein Erfolg in Florida würde ihm dazu schon reichen.
Trump hingegen liegt bisher bei insgesamt nur 125 sicheren Stimmen.
Aber, wie gesagt: Bei der letzten Wahl
sahen die Umfragen Hillary Clinton auch eindeutig vorne,
und dann kam es bekanntlich anders.
Und noch etwas kam anders:
Viele hatten erwartet, dass sich Donald Trump,
wenn er erstmal im Weißen Haus angekommen ist, ändern würde.
Und am Ende das Amt mit all seinen Verantwortlichkeiten und Zwängen
dann doch relativ normal ausüben würde.
Das Gegenteil trat ein.
Claus Kleber, der derzeit für uns in Washington ist, erinnert daran,
wie sehr dieser Präsident die Republik und ihre Institutionen
attackiert und verändert hat.
Wer geglaubt hat, das Amt werde Donald Trump mäßigen,
hat sich geirrt.
Der Bauunternehmer untergräbt systematisch Grundpfeiler
der amerikanischen Demokratie.
Das Volk hat ihn ins Weiße Haus gewählt.
Er wird sich von keinem anderen Machtzentrum mehr
hineinregieren lassen.
Es gibt keinen Kongress mehr, nur noch zwei Parteien.
Trump hat die Rechte des Kongresses einfach ignoriert.
Der Kongress hat das Recht, dem Präsidenten Fragen zu stellen,
Akten einzufordern - verbriefte Rechte, jahrhundertealt.
Der Präsident hat das verweigert.
Den Republikanern war dann ihre Treue zur Partei wichtiger
als die gegenüber der Verfassung.
Einzug in den Kongress.
Durch die Reihen seiner inzwischen ergebenen Partei.
Er hat als Außenseiter begonnen und hat sich die Partei gefügig gemacht.
Gegner gefeuert, per Twitter gegen jeden gehetzt,
der sich ihm in den Weg stellte.
Spätestens im Impeachment-Verfahren hat sich das für ihn ausgezahlt.
Das Urteil: Freispruch.
David Frum arbeitete für George W. Bush.
Er erfand den Begriff "Achse des Bösen".
Heute stellt sich der Konservative
gegen den Präsidenten aus der eigenen Partei.
Er hat einen Deal gemacht
mit einigen Elementen der republikanischen Partei.
Er bringt sie an die Macht, dafür nimmt ihn die Partei in Schutz,
wenn er Verbrechen begeht wie ein autoritärer Herrscher.
Korruption und Machtmissbrauch, das hat dauerhaft Schaden angerichtet.
Die Verbindung eines raffinierten Demagogen mit einer Partei,
die ein paar Punkte durchsetzen wollte.
Und dafür bereit war, mit ihm Geschäfte zu machen,
die sie nie hätte machen dürfen.
Wo das Parlament die Macht nicht mehr einschränkt,
wird freie Presse zur letzten Rettung.
Trump erklärt ihr täglich neu den Krieg.
I am talking about the Fake News Media,
they are truly an enemy of the people.
The Fake News.
Hemmungslos hetzt er seine Anhänger gegen die Feinde des Volkes.
Trumps Worte zünden.
Er rede so, sagt Frum, weil er Demokratie verachte.
Er verstehe sie nicht und was er nicht verstehe, mache ihm Angst
und wütend.
Die Verfassung der USA bricht die Macht des Präsidenten
in 50 Bundesstaaten, denen er nichts vorschreiben kann.
Auch diese Stütze des Rechtsstaats untergräbt Trump.
Gestützt auf Kriegsrecht aus dem 19. Jh.
schickt er Bundestruppen in demokratisch regierte Staaten,
damit sie dort auf Trumps Weise aufräumen.
Auch in Washington brachte er Bundespolizei
gegen Demonstranten in Stellung.
Damit der Law-and-Order-Präsident vor einer Kirche,
die er nicht besucht, ein Buch hochhalten kann, das er nicht liest.
Der gefährlichste Angriff auf die Säulen der Demokratie
ist die Untergrabung des Wahlrechts.
Im Corona-Jahr, wenn Sieg und Niederlage
von Briefwählern abhängen können,
werden Ressourcen der Post verschrottet.
Trump glaubt, dass hohe Wahl- beteiligung für ihn ungünstig sei.
Wie in dunkelsten Zeiten wird wieder unterschieden
zwischen erwünschten und unerwünschten Wählern,
Stimmabgabe zu einer Zumutung gemacht,
wo falsche Mehrheiten drohen.
Diese Rechnung aber scheint nicht aufzugehen.
Wir erleben gerade die größte Demonstration für Demokratie
in der amerikanischen Geschichte.
In diesem Augenblick wurden schon zigmillionen Stimmen abgegeben,
per Brief oder persönlich.
Menschen haben lange Schlangen durchgestanden
und ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt,
weil sie daran glauben, dass es ihr Amerika noch gibt.
Amerika ist noch eine Demokratie.
Solange die Wahl nicht im Chaos endet, wird das Volk entscheiden,
ob ein neues Kapitel beginnt - oder nicht.
Schon sehr eindrücklich, sich das so geballt noch mal vor Augen zu führen.
Claus Kleber, man fragt sich dann schon: Wie kann es sein,
dass in dieser jahrhundertealten Demokratie anscheinend immer noch
so viele Bürger vorhaben, einen Mann wiederzuwählen,
der so offenkundig und systematisch Demokratie abbaut?
So wichtig die Säulen der Demokratie doch sind, es gibt Amerikaner,
die andere Sorgen haben.
Die erleben eine ganze Menge, was ihnen gefällt bei Donald Trump.
Zum Beispiel bei Steueränderungen oder im Umgang mit China.
Es gibt viele Amerikaner, die das richtig finden.
Dann gibt es noch die Religiösen, die grundsätzlicher drangehen.
Zum Beispiel was Abtreibung angeht, die gegen Gott geht.
Deswegen wollen sie Trump noch eine Weile behalten.
Wir haben uns vorhin die Vorhersagen der Wahlforscher angesehen,
aber auch gesagt: Vorsicht mit Prognosen.
Nun bist du seit einer Woche in Washington,
hast viele Gespräche geführt:
Was für ein Ausgang wird in der Hauptstadt erwartet?
Es wird mit Spannung gewartet.
Es ist sehr ruhig hier.
Die ganzen Geschäfte sind verriegelt,
weil die Ladenbesitzer Unruhen erwarten.
Es ist einiges, was man wiedererkennt von vor vier Jahren.
Man merkt bei den Joe Bidens Veranstaltungen eher Ruhe,
da fehlt die Energie.
Vielleicht ist es ausreichend, dass Joe Biden gewinnt.
Jetzt noch mal Heinz mit anderen Meldungen.
Der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft,
Mario Ohoven, ist tot.
Wie der Verband in Berlin mitteilte,
kam Ohoven am Wochenende bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Er wurde 74 Jahre alt.
Ohoven war seit 1998 Präsident des Mittelstandsverbandes.
Wirtschaftsminister Altmaier betonte,
Ohoven habe Großes für die mittel- ständische Wirtschaft geleistet.
Katholiken in aller Welt haben heute, an Allerheiligen,
ihrer Verstorbenen gedacht.
Viele besuchten die Gräber ihrer Angehörigen und zündeten Kerzen an.
In diesem Jahr galten dabei auf den Friedhöfen
die üblichen Corona-Schutzmaßnahmen.
Auch Gottesdienste fanden nur unter strengen Hygiene-Auflagen statt.
Das Gedenken an die Toten wird morgen,
am Allerseelentag, fortgesetzt.
Zum Sport an diesem Sonntag.
In der Bundesliga hat Freiburg 2:4 gegen Leverkusen verloren.
Im zweiten Sonntagsspiel trennten sich Hertha BSC und der VfL Wolfsburg
unentschieden 1:1.
In der Formel 1 gewann Mercedes-Pilot Hamilton
den Großen Preis der Emilia-Romagna, vor seinem Teamkollegen Bottas.
Gleichzeitig mit diesem Doppelsieg heute holt das Mercedes-Team
vorzeitig auch wieder die Konstrukteurs-WM.
Hamilton hat die Chance, sich schon beim nächsten Rennen in der Türkei
in zwei Wochen erneut den WM-Titel in der Fahrerwertung zu sichern.
Sportturniere ohne Zuschauer - das geht ja noch irgendwie.
Aber Theater oder Oper in leeren Häusern,
das funktioniert nicht wirklich
und finanziert sich auch nicht.
Den ganzen Kulturbetrieb trifft der Shutdown jetzt wieder brutal.
Die Semperoper in Dresden zum Beispiel wollte ab November
eigentlich wieder in eine Art Normalbetrieb gehen
mit täglichen Aufführungen in voller Länge.
Zwar mit eingeschränkter Zuschauerzahl, aber immerhin,
mit einem richtigen, gut gefüllten Spielplan,
einschließlich Neuproduktionen.
Daraus wird nun leider erstmal nichts.
Und so gibt es in Dresden heute Abend eine Premiere,
die zugleich ein Abschied ins Ungewisse ist.
Musik bis zur letzten Minute - Thomas Bärsch ist für uns dabei.
Es bleiben nur noch wenige Stunden bis morgen, bis zum neuen Shutdown,
trotzdem zieht die Semperoper Dresden
ihre Premiere der Zauberflöte durch –
und es stellt sich die Frage,
wie viel Trotz in diesem "Trotzdem" steckt.
Trotz in dem Sinne nicht, wir spielen, solange es geht.
Ich animiere die Kolleg*innen.
Wir sind ein aktives und pulsierendes Unternehmen.
Es ist eine Kampfansage an das Virus, ein Kampf,
den Kunst allein nicht führen kann, nicht ohne Technik.
35.000 Kubikmeter Luft kann die Oper pro Stunde austauschen,
genug, um exakt berechneten 331 Zuschauern Sicherheit zu bieten.
Die kühle Frischluft steigt aus den Sitzlehnen empor
und nimmt dabei die Atemluft der Zuschauer mit nach oben,
bevor die sich im Saal verteilen kann.
Da muss man aber auch die Anlagen mit Feingefühl steuern.
Es dürfen keine Zugerscheinungen entstehen.
Es dürfen keine Geräusche entstehen,
die das Musizieren stören.
Vieles ist anders heute Abend.
Das Stück auf zwei Stunden zusammengestrichen.
Die Künstler halten Abstand, manche tragen Masken
und singen auch bei Duetten aneinander vorbei
oder gleich Richtung Bühnenrand.
Wir kennen alle Papageno und so weiter.
Da gibt es zwei Takte, wo die sich sonst umarmen,
bei uns strecken sie jetzt die Hände aus
wie im Alt-Wiener Kasperletheater, woher das Stück ja auch kommt,
und laufen aneinander vorbei, sagen "Hoppla, verpasst"
und schon geht es weiter.
Man muss das mit Humor machen, das ist das,
was wir unter keinen Umständen verlieren sollten.
Soviel Kompromisse, trotzdem den Humor bewahrt,
technisch alles bedacht – und nun wieder Shutdown.
Verständnis dafür kostet Kraft, nicht nur den Regisseur.
Wir nehmen die Pandemie ernst.
Wir alle haben Hygiene-Konzepte,
deswegen ist das Unverständnis in der Branche so groß.
Es ist ganz wichtig zu sagen,
dass es nicht aus einem unreflektierten Zorn passiert.
Aber ich halte diese Schließung für eine Symbolpolitik,
die nicht gesund ist.
Auch auf das theatertypische Händchenhalten beim Applaus
verzichten die Sänger.
Auf ihre Botschaft verzichten sie nicht.
Sie erreichte ein begeistertes und dankbares Publikum.
Man ist gerührt, dass Kultur so stattfinden kann.
Erstmal wird es still morgen um die Semperoper.
Drinnen sind Proben weiter erlaubt,
für die Premieren der hoffentlich nahen Zukunft.
Zu guter Letzt noch unser sonntäglicher Ausblick
auf die nächste Woche.
Heute von Ulrike Rödle.
Am Dienstag wird das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig
ein Urteil sprechen:
Es geht um das derzeit größte Verkehrsprojekt Europas:
um den Fehmarnbelt-Tunnel.
18 km lang, 40 m tief im Meeresboden und Milliarden Euro schwer.
Geklagt hatten u.a. Umweltschützer,
die durch den Bau Natur und Tiere in Gefahr sehen.
Ebenfalls beim Bundesverwaltungsgericht
geht es am Donnerstag um Prä- implantationsdiagnostik, kurz PID.
Bei einer PID werden künstlich befruchtete Embryonen
auf Erbkrankheiten untersucht.
Geklagt hat eine Frau,
deren Partner an einer vererbbaren Muskelschwäche leidet.
Das Paar wollte eine PID - die bayerische Ethikkommission
hatte dies abgelehnt, weil die Krankheit nicht lebensbedrohend sei.
So wie hier im vergangenen Jahr wird die Synode der Evangelischen Kirche
dieses Jahr nicht stattfinden - sie wird ins Netz verlagert.
Thema ist die Zukunft der Kirche.
Massiver Mitgliederschwund und sinkende Einnahmen
zwingen zum Handeln.
So sollen z.B. Pfarrstellen eingespart werden.
Auch inhaltlich will sich die Kirche neu ausrichten,
mit mehr Bildungsangeboten.
Die Wetteraussichten:
Morgen am Vormittag nach Osten abziehende Schauer,
danach lockert es auf.
Südlich der Donau den Tag über länger sonnig.
Bei stürmischem Wind ab Nachmittag von Westen neuer Regen.
Die folgenden Tage werden deutlich kühler.
Dabei bleibt es bis auf den Süden meist trocken und freundlich.
Weiter geht es gleich im Berlin der Nachkriegszeit,
mit dem dritten Teil der Serie "Schatten der Mörder - Shadowplay".
Um 0.50 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.
Und uns morgen wieder.
Auf Wiedersehen.