×

Wir verwenden Cookies, um LingQ zu verbessern. Mit dem Besuch der Seite erklärst du dich einverstanden mit unseren Cookie-Richtlinien.


image

Sherlock Holmes - Das Zeichen der Vier, Dreizehntes Kapitel.

Dreizehntes Kapitel.

»›Hört mir zu, Sahib,‹ sagte Abdullah Khan, der größere und wildere von beiden; ›entweder Ihr thut jetzt ruhig mit, oder wir müssen Euch für immer still machen. Die Sache ist viel zu wichtig, als daß wir uns lange besinnen könnten. Ihr müßt Euch uns mit Leib und Seele ergeben bei Euerm Eid auf das Christen-Kreuz, oder wir werfen Euern Leichnam diese Nacht in den Festungsgraben, und gehen über zu unsern Brüdern in der Rebellenarmee. Einen Mittelweg giebt's nicht. Was wählt Ihr – Tod oder Leben? Ihr habt nur drei Minuten Bedenkzeit; denn alles muß geschehen sein, ehe die Runde wieder kommt.‹

»›Wie kann ich mich entscheiden,‹ versetzte ich, ›bevor ich weiß, was ihr von mir verlangt? – Das eine sage ich euch: wenn es die Sicherheit des Platzes gefährdet, will ich nichts damit zu thun haben; dann mögt ihr mich mit euerm Messer abfertigen – nur zu.‹

»›Mit der Festung hat's nichts zu schaffen,‹ sagte er. ›Wir fordern nur von Euch, daß Ihr reich werden sollt. Das ist's ja, wozu alle Eure Landsleute hier herüber kommen. Wenn Ihr mit uns gemeinsame Sache macht, so schwören wir Euch auf dies blanke Messer und bei dem dreifachen Eid, den kein Sikh jemals gebrochen hat, daß Ihr Euern gerechten Anteil von der Beute haben sollt. Ein Viertel des Schatzes soll Euer sein. Damit seid Ihr gewiß einverstanden.‹

»›Aber was ist denn das für ein Schatz?‹ fragte ich; ›ich habe ganz und gar nichts dawider, reich zu werden, sagt mir nur, wie's geschehen kann?‹ »›So wollt Ihr schwören bei den Gebeinen Eures Vaters, bei der Ehre Eurer Mutter, bei dem Kreuz Eures Glaubens, gegen uns keine Hand zu erheben und kein Wort zu verraten, weder jetzt noch später?‹

»›Das will ich schwören,‹ versetzte ich, ›wenn ihr nichts gegen die Festung vorhabt.‹

»›Dann schwören wir, ich und mein Kamerad, daß Ihr den vierten Teil des Schatzes haben sollt, der gleichmäßig unter uns Vier verteilt werden wird.‹

»›Wir sind ja nur drei,‹ warf ich ein.

»›Dost Akbar muß auch seinen Anteil haben. Wir können Euch die Geschichte erzählen, während wir hier warten. – Stell' du dich ans Thor, Mahomet Singh, und gieb uns ein Zeichen, wenn sie kommen! – Ich weiß, daß ein Schwur den Fremden bindet und wir uns auf Euch verlassen können, Sahib. Währet Ihr ein verlogener Hindu, so hättet Ihr bei allen Göttern in ihren falschen Tempeln schwören können, Euer Blut wäre doch auf dem Messer und Euer Leib im Graben gewesen. Aber der Sikh kennt den Engländer und der Engländer kennt den Sikh. So hört denn, was ich Euch zu sagen habe: In den nördlichen Provinzen lebt ein Rajah, der große Reichtümer besitzt, obgleich sein Land nur klein ist. Viel ist von seinem Vater auf ihn gekommen, und mehr noch hat er selbst zusammengebracht; denn er ist von gemeiner Natur, und häuft sein Gold auf, statt es zu gebrauchen. Als die Unruhen ausbrachen, wollte er mit dem Löwen Freund sein und mit dem Tiger – mit dem Sepoy und mit dem Engländer. Bald schien es ihm jedoch, daß es mit dem weißen Manne zu Ende gehe, denn man hörte im ganzen Land nur von der Niederlage und dem Tode der Europäer. Der Nasah aber war vorsichtig; er machte seine Pläne so, daß ihm, was auch immer kommen mochte, wenigstens die Hälfte von seinen Reichtümern bleiben mußte. Alles Gold und Silber behielt er in den Gewölben seines Palastes; aber die kostbarsten Steine und seltensten Perlen, die er hatte, that er in einen eisernen Kasten, den er einem vertrauten Diener übergab. Dieser soll nun, als Kaufmann verkleidet, den Schatz nach der Festung von Agra bringen, um ihn dort zu verwahren, bis wieder Ruhe im Lande ist. Siegen dann die Rebellen, so behält er sein Gold; bekommen die Engländer die Oberhand, so hat er seine Juwelen gerettet. Nachdem er so seine Schätze geteilt hatte, trat er der Sache der Sepoys bei, weil sie an seinen Grenzen stark waren. Dadurch aber, das seht Ihr wohl ein, Sahib, wurde seine Habe das rechtmäßige Eigentum derjenigen, die ihrer Fahne treu geblieben sind.

»›Jener angebliche Kaufmann, der unter dem Namen Achmet reist, befindet sich nun in der Stadt Agra und wünscht in die Festung zu gelangen. Er hat meinen Stiefbruder Dost Akbar, der sein Geheimnis kennt, als Reisegefährten bei sich. Dost Akbar hat versprochen, ihn diese Nacht nach einem Seitenthor der Festung zu führen und hat das unsrige für seinen Zweck ausgewählt. Hier werden Mahomet Singh und ich ihn erwarten. Der Platz ist einsam und niemand weiß von seinem Kommen. Die Welt wird nichts mehr von dem Kaufmann Achmet hören, aber der große Schatz des Rajah wird unter uns geteilt. Was sagt Ihr dazu, Sahib?‹

»In Worcestershire gilt das Leben eines Menschen für heilig und unantastbar; aber man sieht die Sachen ganz anders an, wenn ringsum Feuer und Mord wütet und man's gewohnt worden ist, dem Tode an allen Ecken zu begegnen. Ob Achmet, der Kaufmann, lebte oder starb, fiel für mich gar nicht ins Gewicht; während Abdullah sprach, hatte sich mein Herz dem Schatz zugewandt und ich dachte, was ich wohl in der alten Heimat damit thun könnte, und wie meine Leute staunen würden, wenn ihr Thunichtgut mit den Taschen voll Goldstücken wiederkäme.

»Ich war daher schon mit mir eins; der Sikh aber, dem es scheinen mochte, als könnte ich nicht zum Entschluß kommen, drang immer mehr in mich.

»›Bedenkt, Sahib,‹ sagte er, ›wenn dieser Mann dem Kommandanten in die Hände fällt, wird er gehängt oder erschossen und die Regierung steckt seine Juwelen ein, so daß kein Mensch dadurch nur um eine Rupie reicher wird. Nun, wenn wir ihn greifen, warum sollten wir nicht das Weitere besorgen? Die Juwelen sind bei uns ebensogut aufgehoben, als in den Koffern der Regierung. Der Schatz ist groß genug, um uns alle zu reichen Herren und Häuptlingen zu machen. Niemand kann etwas von der Sache erfahren, denn wir sind hier von der ganzen Welt abgeschlossen; alles steht so günstig wie möglich für unsern Zweck. – Darum heraus mit der Sprache, Sahib, wollt Ihr mitthun, oder müssen wir Euch als unsern Feind ansehen?‹

»›Ich bin euer, mit Leib und Seele,‹ sagte ich.

»›Das ist gut,‹ rief er, und gab mir mein Gewehr zurück. ›Ihr seht, daß wir Euch trauen; Ihr werdet Euer Wort halten, und wir brechen das unsrige nicht. Jetzt brauchen wir nur noch auf meinen Bruder und den Kaufmann zu warten.‹

»›Weiß denn Euer Bruder, was Ihr thun wollt?‹ fragte ich.

»›Der ganze Plan stammt von ihm; er hat ihn ausgedacht. Jetzt wollen wir ans Thor gehen und mit Mahomet Singh die Wache teilen.‹

»Der Regen strömte herab, denn wir waren gerade im Anfang der nassen Jahreszeit. Schwarze, schwere Wolken bedeckten den Himmel, und es war nicht leicht, auch nur einen Steinwurf weit zu sehen. Dicht vor unserem Thor befand sich ein tiefer Graben, dessen Wasser jedoch an verschiedenen Stellen fast eingetrocknet war, so daß man leicht hinüberkommen konnte. Mir war recht sonderbar zu Mute, während ich mit den beiden wilden Sikhs dastand und auf den Mann wartete, der seinem Tode entgegen ging.

»Plötzlich sah ich jenseits des Festungsgrabens eine Blendlaterne. Sie verschwand zwischen den Erdhügeln und erschien dann wieder, sich langsam auf uns zu bewegend.

»›Da sind sie,‹ rief ich.

»›Ruft ihn an, Sahib, wie gewöhnlich,‹ flüsterte Abdullah; ›gebt ihm keine Ursache zur Furcht. Schickt uns mit ihm hinein; wir thun das übrige, während ihr hier Wache steht. Haltet die Laterne bereit, damit wir sicher sein können, daß es der rechte Mann ist.‹

»Das Licht drüben hatte sich flimmernd genähert, bald anhaltend, bald vorwärts schreitend, bis ich zwei dunkle Gestalten am andern Ufer erkennen konnte. Ich ließ sie den abschüssigen Rand des Grabens herunterklettern, durch den Schlamm waten und halb nach dem Thor aufklimmen, ehe ich sie anrief.

»›Wer da,‹ rief ich mit gedämpfter Stimme.

»›Gut Freund!‹ kam die Antwort. Ich deckte meine Laterne auf; ein greller Lichtstrahl ergoß sich über sie. Der erste war ein riesengroßer Sikh, mit einem schwarzen Bart, der ihm beinahe bis zur Leibbinde hinunterhing. Der andere, ein kleiner, fetter, runder Kerl, der einen gelben Turban trug und ein Bündel im Arm, das in ein Tuch gewickelt war. Er schien vor Angst am ganzen Körper zu zittern; seine Hände zuckten, als hätte er das Fieber, und er drehte den Kopf mit den zwei kleinen, glitzernden Augen bald rechts, bald links, wie eine Maus, wenn sie sich aus ihrem Loch wagt. Es überlief mich kalt bei dem Gedanken, daß er getötet werden sollte, aber ich erinnerte mich an den Schatz und mein Herz wurde hart wie ein Fels. Als er mein weißes Gesicht sah, stieß er einen Freudenschrei aus und rannte auf mich zu.

»›Beschützt mich, Sahib,‹ keuchte er. ›Gewährt dem unglücklichen Kaufmann Achmet Euren Schutz. Ich bin durch viele Provinzen gereist, um in der Festung Agra Sicherheit zu suchen. Man hat mich beraubt, geschlagen und beschimpft, weil ich ein Freund der Ostindischen Kompagnie gewesen bin. Gesegnet sei diese Nacht, die mir Schutz und Rettung bringt – mir und meinem armen Besitztum.‹

»›Was tragt Ihr in dem Bündel?‹ fragte ich.

»›Einen eisernen Kasten,‹ antwortete er, ›der ein paar kleine Familienstücke enthält; für andere haben sie keinen Wert, aber mir würde es leid sein, sie zu verlieren. Uebrigens bin ich kein Bettler; ich kann Euch belohnen, junger Sahib, und auch Euern Gouverneur, wenn er mir ein Obdach gewährt, wie ich wünsche.‹

»Ich wagte nicht, länger mit dem Mann zu sprechen. Je mehr ich sein geängstigtes Gesicht ansah, um so schwerer schien mir's, ihn mit kaltem Blut umzubringen. Es war am besten, schnell ein Ende zu machen.

»›Bringt ihn auf die Hauptwache,‹ befahl ich. Die beiden Sikhs traten rechts und links neben ihn, der Riese schritt hinter ihm drein, so marschierten sie durch den dunkeln Thorweg. Es war wohl nie ein Mensch so dicht vom Tode umgeben. Ich blieb mit der Laterne am Thor und lauschte dem gleichmäßigen Hallen ihrer Schritte durch die einsamen Gange. Plötzlich hörte ich dies Geräusch nicht mehr, statt dessen vernahm ich Stimmen, ein Handgemenge und den Schall schwerer Schläge. Im nächsten Augenblick kamen zu meinem Entsetzen eilige Fußtritte nach meiner Richtung zu, und ich hörte ein lautes Aechzen und Keuchen. Rasch drehte ich die Laterne nach dem langen Durchgang hin, und da kam auch schon der dicke Mann gerannt wie der Wind, eine blutige Schmarre quer über das Gesicht. Dicht hinter ihm aber, mit dem Sprung eines Tigers, folgte der große, schwarzbärtige Sikh, ein blitzendes Messer in der Hand. Nie habe ich einen Menschen laufen sehen, wie den kleinen Kaufmann. Er that's dem Sikh zuvor, und ich sah wohl, daß wenn er an mir vorüber war und ins Freie kam, er sich noch retten könnte. Mir wurde das Herz weich, aber der Gedanke an den Schatz machte mich wieder hart wie Stein. Als er an mir vorbeirasen wollte, warf ich ihm mein Gewehr zwischen die Beine, und er überschlug sich zweimal wie ein geschossenes Kaninchen. Ehe er sich aufrappeln konnte, war der Sikh über ihm und grub ihm das Messer in die Seite. Keinen Seufzer stieß der Mann mehr aus, er zuckte mit keiner Muskel, so lag er da, wie er gefallen war. »Sie sehen, meine Herren, daß ich mein Versprechen halte. Ich erzähle ihnen die Geschichte, genau wie sie sich zugetragen, und beschönige nichts zu meinen Gunsten.«

Small hielt inne und langte mit den gefesselten Händen nach dem Glase Whisky und Wasser, das Holmes für ihn gemischt hatte.

Ich muß gestehen, daß mir der Mann den tiefsten Abscheu einflößte. Er hatte so kaltblütig teilgenommen an dem Mordgeschäft und sprach jetzt davon in so ruhigem, fast leichtfertigem Ton. Keine Strafe schien mir zu hart für ihn; auf Mitgefühl meinerseits durfte er wenigstens nicht rechnen.

Sherlock Holmes und Jones saßen mit den Händen auf den Knieen, ganz vertieft in ihr Interesse für den Bericht, doch drückten ihre Mienen denselben Widerwillen aus. Er mochte das wohl bemerkt haben, denn mit einem Anflug von Trotz in Stimme und Wesen fuhr er fort:

»Das war natürlich alles sehr schlecht. Doch möchte ich wohl wissen, ob viele an meiner Stelle den Beuteanteil ausgeschlagen hätten, um sich dafür die Kehle abschneiden zu lassen. Außerdem galt es mein Leben oder seines. Wenn ihm die Rettung gelang, so kam die ganze Geschichte ans Licht, und ich wurde wahrscheinlich standrechtlich erschossen. Man machte in solcher Zeit nicht allzuviel Federlesens.«

»Fahrt fort mit Eurem Bericht,« sagte Holmes kurz.

»Nun also, wir trugen ihn durch das Thor, Abdullah, Akbar und ich. Der kleine Mann war merkwürdig schwer von Gewicht. Mahomet Singh blieb als Wache zurück. Wir brachten ihn an einen Ort, den die Sikhs schon vorbereitet hatten; durch einen langen, gewundenen Korridor ging es in eine große Halle, wo Stücke des verfallenen Mauerwerks zerbröckelt umherlagen. Der Erdboden war an einer Stelle eingesunken und bildete ein natürliches Grab. Da hinein legten wir den Kaufmann Achmet und überdeckten ihn mit losen Backsteinen. Dann kehrten wir zu dem Schatz zurück.

»Er lag noch, wo er ihn hatte fallen lassen, als er zuerst angegriffen wurde. Der Kasten war derselbe, der jetzt da offen auf Ihrem Tisch steht. Ein Schlüssel hing an dem Metallgriff oben, mit einer seidenen Schnur befestigt. Wir öffneten ihn, und das Licht der Laterne glänzte auf einer Sammlung von Edelsteinen, wie ich sie vielleicht aus Beschreibungen kannte und im Traum gesehen hatte, aber nie in Wirklichkeit. Ihr Glanz blendete unsere Augen. Als wir uns an dem Anblick gesättigt hatten, nahmen wir sie alle heraus und machten eine Liste. Da waren zuerst hundert und dreiundvierzig Diamanten vom reinsten Wasser, darunter einer, der ›Groß-Mogul‹ genannt, von dem man sagte, daß er der zweitgrößte Stein der Welt sei. Dann kamen sieben und neunzig sehr schöne Smaragde, hundert und siebenzig Rubine, auch die kleinen mitgezählt. Nun folgten vierzig Karfunkel, zweihundert und zehn Saphire, einundsechzig Achatsteine, ferner Berylle, Onyxe, Türkise in Menge, und andere Edelsteine, deren Namen ich zur Zeit nicht einmal wußte; erst später bin ich besser damit vertraut geworden. Auch etwa dreihundert schöne Perlen waren in dem Kasten, zwölf davon in einen goldenen Kranz gefaßt. Letztere müssen übrigens herausgenommen worden sein; ich fand sie nicht mehr vor, als ich wieder in den Besitz des Kastens gelangte. »Nachdem wir die Schätze gezählt hatten, wiederholten wir unsern Schwur, zusammen zu halten und das Geheimnis treu zu bewahren. Wir kamen überein, die Beute an einem sichern Platz zu verstecken, bis das Land wieder in Ruhe sein würde, und sie erst dann unter uns zu teilen. Edelsteine von solchem Wert bei sich zu tragen, wäre damals gefährlich gewesen und hätte gewiß Verdacht erregt. Einen besondern Raum, um sie sicher unterzubringen, gab's in der Festung nicht; wir mußten daher den Kasten nach derselben Halle schaffen, wo wir die Leiche begraben hatten. In der am besten erhaltenen Mauer machten wir ein Loch, verbargen unsern Schatz und fügten dann die herausgenommenen Steine wieder ein. Wir bezeichneten die Stelle genau, und am nächsten Tage machte ich vier Pläne, einen für jeden von uns, und setzte das Zeichen der Vier darunter; denn wir hatten geschworen, für einander einzustehen wie ein Mann; keiner sollte einen Vorteil vor dem andern voraus haben. Den Eid – das schwöre ich und lege die Hand aufs Herz – habe ich niemals gebrochen.

»Sie kennen den Verlauf der indischen Meuterei, meine Herren. Nachdem Wilson Delhi genommen und Sir Colin Lucknow entsetzt hatte, war der Widerstand gebrochen. Frische Truppen strömten herzu und Rana Sahib entkam über die Grenze. Ein Detachement unter Hauptmann Greathed nahm Agra ein und vertrieb die Sepoys. Der Friede kehrte ins Land zurück und wir vier fingen an zu hoffen, daß die Zeit nicht fern wäre, da wir uns sicher mit der geteilten Beute aus dem Staube machen könnten. Ein Augenblick aber vernichtete alle unsere Pläne: Wir wurden als die Mörder des Kaufmanns Achmet festgenommen.

»Das kam so: als der Rajah dem Achmet seine Juwelen übergab, that er es, weil er wußte, daß es ein zuverlässiger Mann sei. Aber im Osten sind die Leute mißtrauisch. Was thut der Rajah also? Er stellte einen zweiten, noch zuverlässigeren Diener an, um bei dem ersten den Spion zu spielen. Der zweite Mann ließ den Achmet nicht aus den Augen und folgte ihm wie sein Schatten. In jener Nacht ging er ihm nach, und sah ihn in dem Thorweg verschwinden. Natürlich glaubte er, Achmet habe Zuflucht in der Festung gefunden. Als er sich aber am nächsten Tage selbst dort Einlaß verschaffte, konnte er keine Spur von Achmet finden. Das schien ihm so merkwürdig, daß er mit einem Feldwebel davon sprach und bald kam es dem Kommandanten zu Ohren. Er befahl, sogleich eine gründliche Nachsuchung zu halten, und der Leichnam wurde entdeckt. Gerade als wir uns ganz sicher glaubten, wurden wir alle vier ergriffen, des Mords angeklagt und vor Gericht gebracht – drei von uns hatten in jener Nacht die Thorwache gehabt, der vierte war in Gesellschaft des Ermordeten gesehen worden. Von den Juwelen kam bei dem Verhör nicht ein Wort heraus, denn der Rajah war abgesetzt und aus Indien vertrieben worden; es hatte daher niemand ein Interesse daran. Der Mord wurde jedoch klar erwiesen und es bestand kein Zweifel, daß wir alle vier daran beteiligt sein mußten. Die drei Sikhs wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit und ich zum Tode verurteilt. Doch ward mein Urteilsspruch später umgeändert; ich erhielt die gleiche Strafe wie die andern.


Dreizehntes Kapitel. Thirteenth Chapter. Capítulo treze.

»›Hört mir zu, Sahib,‹ sagte Abdullah Khan, der größere und wildere von beiden; ›entweder Ihr thut jetzt ruhig mit, oder wir müssen Euch für immer still machen. Die Sache ist viel zu wichtig, als daß wir uns lange besinnen könnten. Ihr müßt Euch uns mit Leib und Seele ergeben bei Euerm Eid auf das Christen-Kreuz, oder wir werfen Euern Leichnam diese Nacht in den Festungsgraben, und gehen über zu unsern Brüdern in der Rebellenarmee. Você deve se render a nós de corpo e alma em seu juramento na cruz cristã, ou jogaremos seu cadáver no fosso esta noite e passaremos para nossos irmãos no exército rebelde. Einen Mittelweg giebt's nicht. Was wählt Ihr – Tod oder Leben? Ihr habt nur drei Minuten Bedenkzeit; denn alles muß geschehen sein, ehe die Runde wieder kommt.‹ Você só tem três minutos para pensar sobre isso; porque tudo deve ter acontecido antes de a rodada voltar.

»›Wie kann ich mich entscheiden,‹ versetzte ich, ›bevor ich weiß, was ihr von mir verlangt? – Das eine sage ich euch: wenn es die Sicherheit des Platzes gefährdet, will ich nichts damit zu thun haben; dann mögt ihr mich mit euerm Messer abfertigen – nur zu.‹ - Digo-te uma coisa: se põe em perigo a segurança do lugar, nada terei a ver com isso; então você pode me tratar com sua faca - vá em frente.

»›Mit der Festung hat's nichts zu schaffen,‹ sagte er. "'Não tem nada a ver com a fortaleza", disse ele. ›Wir fordern nur von Euch, daß Ihr reich werden sollt. Sólo te pedimos que te hagas rico. Das ist's ja, wozu alle Eure Landsleute hier herüber kommen. Para eso vienen todos sus compatriotas. É para isso que todos os seus compatriotas vêm fazer. Wenn Ihr mit uns gemeinsame Sache macht, so schwören wir Euch auf dies blanke Messer und bei dem dreifachen Eid, den kein Sikh jemals gebrochen hat, daß Ihr Euern gerechten Anteil von der Beute haben sollt. Si haces causa común con nosotros, te juramos por este cuchillo desenvainado y por el triple juramento que ningún sij ha quebrantado jamás, que tendrás tu parte justa del botín. Se você fizer causa comum conosco, juramos por esta faca nua e pelo juramento triplo, que nenhum sikh jamais quebrou, que você deve receber sua parte justa do saque. Ein Viertel des Schatzes soll Euer sein. Damit seid Ihr gewiß einverstanden.‹ Tenho certeza de que você está bem com isso. '

»›Aber was ist denn das für ein Schatz?‹ fragte ich; ›ich habe ganz und gar nichts dawider, reich zu werden, sagt mir nur, wie's geschehen kann?‹ “'Mas que tesouro é esse?', Perguntei; ›Não tenho absolutamente nada contra ficar rico, apenas me diga como isso pode ser feito? »›So wollt Ihr schwören bei den Gebeinen Eures Vaters, bei der Ehre Eurer Mutter, bei dem Kreuz Eures Glaubens, gegen uns keine Hand zu erheben und kein Wort zu verraten, weder jetzt noch später?‹ "'Então você jurará pelos ossos de seu pai, pela honra de sua mãe, pela cruz de sua fé, não levantar a mão contra nós e não trair uma palavra, nem agora nem depois?"

»›Das will ich schwören,‹ versetzte ich, ›wenn ihr nichts gegen die Festung vorhabt.‹ “'Juro', respondi, 'se você não tem nada contra a fortaleza.'

»›Dann schwören wir, ich und mein Kamerad, daß Ihr den vierten Teil des Schatzes haben sollt, der gleichmäßig unter uns Vier verteilt werden wird.‹

»›Wir sind ja nur drei,‹ warf ich ein.

»›Dost Akbar muß auch seinen Anteil haben. Wir können Euch die Geschichte erzählen, während wir hier warten. – Stell' du dich ans Thor, Mahomet Singh, und gieb uns ein Zeichen, wenn sie kommen! – Ich weiß, daß ein Schwur den Fremden bindet und wir uns auf Euch verlassen können, Sahib. Währet Ihr ein verlogener Hindu, so hättet Ihr bei allen Göttern in ihren falschen Tempeln schwören können, Euer Blut wäre doch auf dem Messer und Euer Leib im Graben gewesen. Se você fosse um hindu mentiroso, poderia jurar por todos os deuses em seus templos falsos que seu sangue estaria na faca e seu corpo na vala. Aber der Sikh kennt den Engländer und der Engländer kennt den Sikh. So hört denn, was ich Euch zu sagen habe: In den nördlichen Provinzen lebt ein Rajah, der große Reichtümer besitzt, obgleich sein Land nur klein ist. Viel ist von seinem Vater auf ihn gekommen, und mehr noch hat er selbst zusammengebracht; denn er ist von gemeiner Natur, und häuft sein Gold auf, statt es zu gebrauchen. Muito lhe veio de seu pai, e ele mesmo reuniu mais coisas; pois ele é de natureza mesquinha e amontoa seu ouro em vez de usá-lo. Als die Unruhen ausbrachen, wollte er mit dem Löwen Freund sein und mit dem Tiger – mit dem Sepoy und mit dem Engländer. Quando o motim estourou, ele queria ser amigo do leão e do tigre - do sipaio e do inglês. Bald schien es ihm jedoch, daß es mit dem weißen Manne zu Ende gehe, denn man hörte im ganzen Land nur von der Niederlage und dem Tode der Europäer. Logo lhe pareceu, porém, que o homem branco estava para acabar, pois em todo o país só se ouvia falar da derrota e da morte dos europeus. Der Nasah aber war vorsichtig; er machte seine Pläne so, daß ihm, was auch immer kommen mochte, wenigstens die Hälfte von seinen Reichtümern bleiben mußte. Mas a nasah foi cuidadosa; ele fez seus planos para que, ocorresse o que acontecesse, ele teria de ficar com pelo menos metade de sua fortuna. Alles Gold und Silber behielt er in den Gewölben seines Palastes; aber die kostbarsten Steine und seltensten Perlen, die er hatte, that er in einen eisernen Kasten, den er einem vertrauten Diener übergab. Ele guardava todo o ouro e prata nos cofres de seu palácio; mas as pedras mais preciosas e as pérolas mais raras que possuía, ele as colocou em uma caixa de ferro, que deu a um servo de confiança. Dieser soll nun, als Kaufmann verkleidet, den Schatz nach der Festung von Agra bringen, um ihn dort zu verwahren, bis wieder Ruhe im Lande ist. Ele deve agora, disfarçado de comerciante, trazer o tesouro para a fortaleza de Agra para mantê-lo lá até que o país esteja novamente em paz. Siegen dann die Rebellen, so behält er sein Gold; bekommen die Engländer die Oberhand, so hat er seine Juwelen gerettet. Nachdem er so seine Schätze geteilt hatte, trat er der Sache der Sepoys bei, weil sie an seinen Grenzen stark waren. Depois de compartilhar seus tesouros, ele se juntou à causa dos sipaios porque eles eram fortes em seus limites. Dadurch aber, das seht Ihr wohl ein, Sahib, wurde seine Habe das rechtmäßige Eigentum derjenigen, die ihrer Fahne treu geblieben sind. Como ve, Sahib, sus pertenencias se convirtieron en propiedad legítima de aquellos que permanecieron leales a su bandera. Como resultado, você pode ver que, sahib, seus bens se tornaram propriedade legítima daqueles que permaneceram fiéis à sua bandeira.

»›Jener angebliche Kaufmann, der unter dem Namen Achmet reist, befindet sich nun in der Stadt Agra und wünscht in die Festung zu gelangen. Er hat meinen Stiefbruder Dost Akbar, der sein Geheimnis kennt, als Reisegefährten bei sich. Ele tem meu meio-irmão Dost Akbar, que conhece seu segredo, com ele como companheiro de viagem. Dost Akbar hat versprochen, ihn diese Nacht nach einem Seitenthor der Festung zu führen und hat das unsrige für seinen Zweck ausgewählt. Dost Akbar prometeu levá-lo a um portão lateral da fortaleza naquela noite e escolheu o nosso para seu propósito. Hier werden Mahomet Singh und ich ihn erwarten. Der Platz ist einsam und niemand weiß von seinem Kommen. Die Welt wird nichts mehr von dem Kaufmann Achmet hören, aber der große Schatz des Rajah wird unter uns geteilt. Was sagt Ihr dazu, Sahib?‹

»In Worcestershire gilt das Leben eines Menschen für heilig und unantastbar; aber man sieht die Sachen ganz anders an, wenn ringsum Feuer und Mord wütet und man's gewohnt worden ist, dem Tode an allen Ecken zu begegnen. Ob Achmet, der Kaufmann, lebte oder starb, fiel für mich gar nicht ins Gewicht; während Abdullah sprach, hatte sich mein Herz dem Schatz zugewandt und ich dachte, was ich wohl in der alten Heimat damit thun könnte, und wie meine Leute staunen würden, wenn ihr Thunichtgut mit den Taschen voll Goldstücken wiederkäme. Se Achmet, o comerciante, viveu ou morreu, não importava para mim; Enquanto Abdullah falava, meu coração se voltou para o tesouro e pensei no que poderia fazer com ele em minha antiga terra natal, e como meu povo ficaria surpreso se seus donuts voltassem com os bolsos cheios de moedas de ouro.

»Ich war daher schon mit mir eins; der Sikh aber, dem es scheinen mochte, als könnte ich nicht zum Entschluß kommen, drang immer mehr in mich. “Por lo tanto, ya era uno conmigo mismo; pero el sij, a quien le parecía que no podía tomar una decisión, me presionaba cada vez más. “Então eu já era um comigo mesmo; mas o sikh, a quem poderia parecer que eu não poderia tomar uma decisão, penetrava cada vez mais em mim.

»›Bedenkt, Sahib,‹ sagte er, ›wenn dieser Mann dem Kommandanten in die Hände fällt, wird er gehängt oder erschossen und die Regierung steckt seine Juwelen ein, so daß kein Mensch dadurch nur um eine Rupie reicher wird. Nun, wenn wir ihn greifen, warum sollten wir nicht das Weitere besorgen? Die Juwelen sind bei uns ebensogut aufgehoben, als in den Koffern der Regierung. As joias estão tão seguras conosco quanto nas malas do governo. Der Schatz ist groß genug, um uns alle zu reichen Herren und Häuptlingen zu machen. O tesouro é grande o suficiente para tornar todos nós, senhores e chefes ricos. Niemand kann etwas von der Sache erfahren, denn wir sind hier von der ganzen Welt abgeschlossen; alles steht so günstig wie möglich für unsern Zweck. – Darum heraus mit der Sprache, Sahib, wollt Ihr mitthun, oder müssen wir Euch als unsern Feind ansehen?‹ - Então fale, sahib, quer se juntar a nós ou temos que considerá-lo nosso inimigo?

»›Ich bin euer, mit Leib und Seele,‹ sagte ich.

»›Das ist gut,‹ rief er, und gab mir mein Gewehr zurück. “'Isso é bom', gritou ele, e me devolveu meu rifle. ›Ihr seht, daß wir Euch trauen; Ihr werdet Euer Wort halten, und wir brechen das unsrige nicht. Jetzt brauchen wir nur noch auf meinen Bruder und den Kaufmann zu warten.‹

»›Weiß denn Euer Bruder, was Ihr thun wollt?‹ fragte ich.

»›Der ganze Plan stammt von ihm; er hat ihn ausgedacht. Jetzt wollen wir ans Thor gehen und mit Mahomet Singh die Wache teilen.‹

»Der Regen strömte herab, denn wir waren gerade im Anfang der nassen Jahreszeit. “Choveu forte porque estávamos apenas começando a estação das chuvas. Schwarze, schwere Wolken bedeckten den Himmel, und es war nicht leicht, auch nur einen Steinwurf weit zu sehen. Nuvens negras e pesadas cobriam o céu, e não era fácil ver, mesmo a um tiro de pedra. Dicht vor unserem Thor befand sich ein tiefer Graben, dessen Wasser jedoch an verschiedenen Stellen fast eingetrocknet war, so daß man leicht hinüberkommen konnte. Havia uma vala profunda bem em frente ao nosso portão, cuja água, entretanto, quase secou em vários lugares, de modo que era fácil atravessá-la. Mir war recht sonderbar zu Mute, während ich mit den beiden wilden Sikhs dastand und auf den Mann wartete, der seinem Tode entgegen ging. Eu me senti muito estranho enquanto estava lá com os dois sikhs selvagens e esperei pelo homem que estava se aproximando da morte.

»Plötzlich sah ich jenseits des Festungsgrabens eine Blendlaterne. “De repente, vi uma lanterna deslumbrante atravessando o fosso. Sie verschwand zwischen den Erdhügeln und erschien dann wieder, sich langsam auf uns zu bewegend. Ele desapareceu entre os montes de terra e então reapareceu, movendo-se lentamente em nossa direção.

»›Da sind sie,‹ rief ich.

»›Ruft ihn an, Sahib, wie gewöhnlich,‹ flüsterte Abdullah; ›gebt ihm keine Ursache zur Furcht. Schickt uns mit ihm hinein; wir thun das übrige, während ihr hier Wache steht. Envie-nos com ele; nós faremos o resto enquanto você fica de guarda aqui. Haltet die Laterne bereit, damit wir sicher sein können, daß es der rechte Mann ist.‹

»Das Licht drüben hatte sich flimmernd genähert, bald anhaltend, bald vorwärts schreitend, bis ich zwei dunkle Gestalten am andern Ufer erkennen konnte. Ich ließ sie den abschüssigen Rand des Grabens herunterklettern, durch den Schlamm waten und halb nach dem Thor aufklimmen, ehe ich sie anrief. Eu a fiz descer a borda inclinada da vala, atravessar a lama e escalar até a metade do portão antes de chamá-la.

»›Wer da,‹ rief ich mit gedämpfter Stimme.

»›Gut Freund!‹ kam die Antwort. Ich deckte meine Laterne auf; ein greller Lichtstrahl ergoß sich über sie. Der erste war ein riesengroßer Sikh, mit einem schwarzen Bart, der ihm beinahe bis zur Leibbinde hinunterhing. O primeiro era um enorme Sikh com uma barba preta que caía quase até a cintura. Der andere, ein kleiner, fetter, runder Kerl, der einen gelben Turban trug und ein Bündel im Arm, das in ein Tuch gewickelt war. Er schien vor Angst am ganzen Körper zu zittern; seine Hände zuckten, als hätte er das Fieber, und er drehte den Kopf mit den zwei kleinen, glitzernden Augen bald rechts, bald links, wie eine Maus, wenn sie sich aus ihrem Loch wagt. Es überlief mich kalt bei dem Gedanken, daß er getötet werden sollte, aber ich erinnerte mich an den Schatz und mein Herz wurde hart wie ein Fels. Senti frio ao pensar que ele deveria ser morto, mas me lembrei do tesouro e meu coração ficou duro como uma rocha. Als er mein weißes Gesicht sah, stieß er einen Freudenschrei aus und rannte auf mich zu.

»›Beschützt mich, Sahib,‹ keuchte er. ›Gewährt dem unglücklichen Kaufmann Achmet Euren Schutz. ›Conceda ao infeliz comerciante sua proteção. Ich bin durch viele Provinzen gereist, um in der Festung Agra Sicherheit zu suchen. Man hat mich beraubt, geschlagen und beschimpft, weil ich ein Freund der Ostindischen Kompagnie gewesen bin. Gesegnet sei diese Nacht, die mir Schutz und Rettung bringt – mir und meinem armen Besitztum.‹ Abençoada seja esta noite que me traz proteção e salvação - eu e meus pobres bens.

»›Was tragt Ihr in dem Bündel?‹ fragte ich.

»›Einen eisernen Kasten,‹ antwortete er, ›der ein paar kleine Familienstücke enthält; für andere haben sie keinen Wert, aber mir würde es leid sein, sie zu verlieren. Uebrigens bin ich kein Bettler; ich kann Euch belohnen, junger Sahib, und auch Euern Gouverneur, wenn er mir ein Obdach gewährt, wie ich wünsche.‹ Além disso, não sou um mendigo; Posso recompensá-lo, jovem sahib, e também ao seu governador, se ele me der abrigo como desejo.

»Ich wagte nicht, länger mit dem Mann zu sprechen. Je mehr ich sein geängstigtes Gesicht ansah, um so schwerer schien mir's, ihn mit kaltem Blut umzubringen. Es war am besten, schnell ein Ende zu machen.

»›Bringt ihn auf die Hauptwache,‹ befahl ich. Die beiden Sikhs traten rechts und links neben ihn, der Riese schritt hinter ihm drein, so marschierten sie durch den dunkeln Thorweg. Os dois Sikhs deram um passo para a direita e para a esquerda, o gigante deu um passo atrás dele, então eles marcharam pelo portal escuro. Es war wohl nie ein Mensch so dicht vom Tode umgeben. Ich blieb mit der Laterne am Thor und lauschte dem gleichmäßigen Hallen ihrer Schritte durch die einsamen Gange. Fiquei no portão com a lanterna e ouvi o ressoar constante de seus passos pelos corredores solitários. Plötzlich hörte ich dies Geräusch nicht mehr, statt dessen vernahm ich Stimmen, ein Handgemenge und den Schall schwerer Schläge. Im nächsten Augenblick kamen zu meinem Entsetzen eilige Fußtritte nach meiner Richtung zu, und ich hörte ein lautes Aechzen und Keuchen. Rasch drehte ich die Laterne nach dem langen Durchgang hin, und da kam auch schon der dicke Mann gerannt wie der Wind, eine blutige Schmarre quer über das Gesicht. Eu rapidamente virei a lanterna na direção da longa passagem, e então o homem gordo veio correndo como o vento, um entulho ensanguentado em seu rosto. Dicht hinter ihm aber, mit dem Sprung eines Tigers, folgte der große, schwarzbärtige Sikh, ein blitzendes Messer in der Hand. Mas logo atrás dele, com o salto de um tigre, seguiu o sique alto de barba negra, uma faca reluzente na mão. Nie habe ich einen Menschen laufen sehen, wie den kleinen Kaufmann. Er that's dem Sikh zuvor, und ich sah wohl, daß wenn er an mir vorüber war und ins Freie kam, er sich noch retten könnte. Ele está antes do Sikh, e eu vi que se ele passasse por mim e saísse do campo, ele ainda poderia se salvar. Mir wurde das Herz weich, aber der Gedanke an den Schatz machte mich wieder hart wie Stein. Als er an mir vorbeirasen wollte, warf ich ihm mein Gewehr zwischen die Beine, und er überschlug sich zweimal wie ein geschossenes Kaninchen. Quando ele estava prestes a passar por mim, joguei meu rifle entre suas pernas e ele rolou como um coelho baleado duas vezes. Ehe er sich aufrappeln konnte, war der Sikh über ihm und grub ihm das Messer in die Seite. Antes que ele pudesse se levantar, o Sikh o alcançou e cravou a faca em seu lado. Keinen Seufzer stieß der Mann mehr aus, er zuckte mit keiner Muskel, so lag er da, wie er gefallen war. »Sie sehen, meine Herren, daß ich mein Versprechen halte. Ich erzähle ihnen die Geschichte, genau wie sie sich zugetragen, und beschönige nichts zu meinen Gunsten.« Eu conto a eles a história exatamente como aconteceu e eu não adoço nada a meu favor. "

Small hielt inne und langte mit den gefesselten Händen nach dem Glase Whisky und Wasser, das Holmes für ihn gemischt hatte. Small fez uma pausa e com as mãos amarradas alcançou o copo de uísque com água que Holmes preparara para ele.

Ich muß gestehen, daß mir der Mann den tiefsten Abscheu einflößte. Er hatte so kaltblütig teilgenommen an dem Mordgeschäft und sprach jetzt davon in so ruhigem, fast leichtfertigem Ton. Keine Strafe schien mir zu hart für ihn; auf Mitgefühl meinerseits durfte er wenigstens nicht rechnen. Nenhuma punição parecia severa demais para ele; Pelo menos ele não podia contar com simpatia da minha parte.

Sherlock Holmes und Jones saßen mit den Händen auf den Knieen, ganz vertieft in ihr Interesse für den Bericht, doch drückten ihre Mienen denselben Widerwillen aus. Er mochte das wohl bemerkt haben, denn mit einem Anflug von Trotz in Stimme und Wesen fuhr er fort: Ele deve ter notado, pois com um toque de desafio na voz e comportamento, ele continuou:

»Das war natürlich alles sehr schlecht. Doch möchte ich wohl wissen, ob viele an meiner Stelle den Beuteanteil ausgeschlagen hätten, um sich dafür die Kehle abschneiden zu lassen. Pero me gustaría saber si muchos en mi lugar habrían rechazado la parte del botín para que les cortaran la garganta. Mas gostaria de saber se muitos teriam arrancado o butim em meu lugar para ter a garganta cortada. Außerdem galt es mein Leben oder seines. Wenn ihm die Rettung gelang, so kam die ganze Geschichte ans Licht, und ich wurde wahrscheinlich standrechtlich erschossen. Se ele conseguisse salvar a história toda viria à tona e provavelmente eu seria morto a tiros. Man machte in solcher Zeit nicht allzuviel Federlesens.« Você não leu muito a caneta em tal tempo. "

»Fahrt fort mit Eurem Bericht,« sagte Holmes kurz.

»Nun also, wir trugen ihn durch das Thor, Abdullah, Akbar und ich. Der kleine Mann war merkwürdig schwer von Gewicht. O homenzinho era estranhamente pesado. Mahomet Singh blieb als Wache zurück. Wir brachten ihn an einen Ort, den die Sikhs schon vorbereitet hatten; durch einen langen, gewundenen Korridor ging es in eine große Halle, wo Stücke des verfallenen Mauerwerks zerbröckelt umherlagen. Der Erdboden war an einer Stelle eingesunken und bildete ein natürliches Grab. Da hinein legten wir den Kaufmann Achmet und überdeckten ihn mit losen Backsteinen. Dann kehrten wir zu dem Schatz zurück.

»Er lag noch, wo er ihn hatte fallen lassen, als er zuerst angegriffen wurde. Der Kasten war derselbe, der jetzt da offen auf Ihrem Tisch steht. Ein Schlüssel hing an dem Metallgriff oben, mit einer seidenen Schnur befestigt. Wir öffneten ihn, und das Licht der Laterne glänzte auf einer Sammlung von Edelsteinen, wie ich sie vielleicht aus Beschreibungen kannte und im Traum gesehen hatte, aber nie in Wirklichkeit. Ihr Glanz blendete unsere Augen. Als wir uns an dem Anblick gesättigt hatten, nahmen wir sie alle heraus und machten eine Liste. Quando estávamos fartos da visão, tiramos todos e fizemos uma lista. Da waren zuerst hundert und dreiundvierzig Diamanten vom reinsten Wasser, darunter einer, der ›Groß-Mogul‹ genannt, von dem man sagte, daß er der zweitgrößte Stein der Welt sei. Dann kamen sieben und neunzig sehr schöne Smaragde, hundert und siebenzig Rubine, auch die kleinen mitgezählt. Nun folgten vierzig Karfunkel, zweihundert und zehn Saphire, einundsechzig Achatsteine, ferner Berylle, Onyxe, Türkise in Menge, und andere Edelsteine, deren Namen ich zur Zeit nicht einmal wußte; erst später bin ich besser damit vertraut geworden. Quarenta carbúnculos, duzentas e dez safiras, sessenta e uma pedras de ágata, berilos abundantes, ônix, turquesas e outras pedras preciosas cujos nomes eu nem sabia na época acompanhavam; só mais tarde me tornei mais familiarizado com ele. Auch etwa dreihundert schöne Perlen waren in dem Kasten, zwölf davon in einen goldenen Kranz gefaßt. Havia também cerca de trezentas lindas pérolas na caixa, doze delas colocadas em uma coroa de ouro. Letztere müssen übrigens herausgenommen worden sein; ich fand sie nicht mehr vor, als ich wieder in den Besitz des Kastens gelangte. Aliás, o último deve ter sido removido; Não a encontrei mais quando recuperei a posse da caixa. »Nachdem wir die Schätze gezählt hatten, wiederholten wir unsern Schwur, zusammen zu halten und das Geheimnis treu zu bewahren. Wir kamen überein, die Beute an einem sichern Platz zu verstecken, bis das Land wieder in Ruhe sein würde, und sie erst dann unter uns zu teilen. Concordamos em esconder o despojo em um lugar seguro até que a terra ficasse quieta novamente e só então compartilhá-lo entre nós. Edelsteine von solchem Wert bei sich zu tragen, wäre damals gefährlich gewesen und hätte gewiß Verdacht erregt. Einen besondern Raum, um sie sicher unterzubringen, gab's in der Festung nicht; wir mußten daher den Kasten nach derselben Halle schaffen, wo wir die Leiche begraben hatten. Não havia uma sala especial na fortaleza para mantê-los seguros; portanto, tivemos que mover a caixa para a mesma sala onde havíamos enterrado o corpo. In der am besten erhaltenen Mauer machten wir ein Loch, verbargen unsern Schatz und fügten dann die herausgenommenen Steine wieder ein. Wir bezeichneten die Stelle genau, und am nächsten Tage machte ich vier Pläne, einen für jeden von uns, und setzte das Zeichen der Vier darunter; denn wir hatten geschworen, für einander einzustehen wie ein Mann; keiner sollte einen Vorteil vor dem andern voraus haben. Marcamos o local com precisão e no dia seguinte fiz quatro planos, um para cada um de nós, e coloquei o sinal dos quatro embaixo deles; pois juramos defender um ao outro como um homem; nenhum deve ter vantagem sobre o outro. Den Eid – das schwöre ich und lege die Hand aufs Herz – habe ich niemals gebrochen.

»Sie kennen den Verlauf der indischen Meuterei, meine Herren. Nachdem Wilson Delhi genommen und Sir Colin Lucknow entsetzt hatte, war der Widerstand gebrochen. Depois que Wilson tomou Delhi e horrorizou Sir Colin Lucknow, a resistência foi quebrada. Frische Truppen strömten herzu und Rana Sahib entkam über die Grenze. Ein Detachement unter Hauptmann Greathed nahm Agra ein und vertrieb die Sepoys. Um destacamento sob o capitão Greathed levou Agra e expulsou os Sepoys. Der Friede kehrte ins Land zurück und wir vier fingen an zu hoffen, daß die Zeit nicht fern wäre, da wir uns sicher mit der geteilten Beute aus dem Staube machen könnten. A paz voltou ao país e nós quatro começamos a esperar que não estivesse longe o tempo em que poderíamos sair em segurança com o butim compartilhado. Ein Augenblick aber vernichtete alle unsere Pläne: Wir wurden als die Mörder des Kaufmanns Achmet festgenommen.

»Das kam so: als der Rajah dem Achmet seine Juwelen übergab, that er es, weil er wußte, daß es ein zuverlässiger Mann sei. “Aconteceu assim: quando o Rajah deu suas joias a Achmet, ele o fez porque sabia que era um homem confiável. Aber im Osten sind die Leute mißtrauisch. Was thut der Rajah also? Er stellte einen zweiten, noch zuverlässigeren Diener an, um bei dem ersten den Spion zu spielen. Ele contratou um segundo criado, ainda mais confiável, para espionar o primeiro. Der zweite Mann ließ den Achmet nicht aus den Augen und folgte ihm wie sein Schatten. In jener Nacht ging er ihm nach, und sah ihn in dem Thorweg verschwinden. Naquela noite, ele o seguiu e o viu desaparecer no portal. Natürlich glaubte er, Achmet habe Zuflucht in der Festung gefunden. É claro que ele acreditava que Akhmet havia encontrado refúgio na fortaleza. Als er sich aber am nächsten Tage selbst dort Einlaß verschaffte, konnte er keine Spur von Achmet finden. Mas quando ele entrou lá no dia seguinte, não conseguiu encontrar nenhum vestígio de Achmet. Das schien ihm so merkwürdig, daß er mit einem Feldwebel davon sprach und bald kam es dem Kommandanten zu Ohren. Pareceu-lhe muito estranho ter falado sobre isso com um sargento e logo o comandante ficou sabendo. Er befahl, sogleich eine gründliche Nachsuchung zu halten, und der Leichnam wurde entdeckt. Ele ordenou que uma busca completa fosse realizada imediatamente, e o corpo foi descoberto. Gerade als wir uns ganz sicher glaubten, wurden wir alle vier ergriffen, des Mords angeklagt und vor Gericht gebracht – drei von uns hatten in jener Nacht die Thorwache gehabt, der vierte war in Gesellschaft des Ermordeten gesehen worden. Quando tínhamos certeza de que éramos todos os quatro fomos presos, acusados de homicídio e levados à justiça - três de nós estávamos no portão naquela noite, o quarto foi visto na companhia do homem assassinado. Von den Juwelen kam bei dem Verhör nicht ein Wort heraus, denn der Rajah war abgesetzt und aus Indien vertrieben worden; es hatte daher niemand ein Interesse daran. Nenhuma palavra saiu das joias durante o interrogatório, pois o Rajah havia sido deposto e expulso da Índia; portanto, ninguém estava interessado nisso. Der Mord wurde jedoch klar erwiesen und es bestand kein Zweifel, daß wir alle vier daran beteiligt sein mußten. Die drei Sikhs wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit und ich zum Tode verurteilt. Doch ward mein Urteilsspruch später umgeändert; ich erhielt die gleiche Strafe wie die andern. Mas meu veredicto foi mudado mais tarde; Recebi a mesma punição que os outros.