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Sprachabar, Endlich frei!

Endlich frei!

Die Gedanken sind frei. Lebensmittel sind frei von Zusatzstoffen. Und das Schönste im Leben ist die Freiheit. Sind wir also heute mal so frei und lassen unseren Gedanken über Freiheit freien Lauf.

„Ist hier noch frei?“, frage ich an einem Tisch meines Lieblingscafés. „Ja“, sagt der Mann, der schon dort sitzt. „Fühlen Sie sich frei!“ Also gut, ich setze mich auf einen der freien Plätze und beginne damit, meinen freien Tag zu genießen. Dass das auch noch ein Freitag ist, ist zumindest vom Wort her Zufall, denn der Freitag ist nach einer germanischen Göttin benannt. Das Wort „frei“ bedeutete ursprünglich so etwas wie „alles, was zu mir gehört“.

„Freie“ Lebensmittel und unfreiwillige Freizeit

Dann also erst mal frühstücken. Was haben die denn hier? Cappuccino mit laktosefreier Milch, glutenfreie Vollkornbrötchen und eine Marmelade völlig frei von Konservierungsstoffen. Ich hab's ja gewusst: Die Cafés von heute sind halt so. Alles ist frei von irgendetwas. Zum Glück schmeckt's trotzdem. Der Mann mir gegenüber surft im Internet. „Stimmt“, denke ich, „die haben hier im Café ja freies WLAN.“ Ich spreche meinen Tischnachbarn höflich an: „Darf ich Sie fragen, ob Sie auch frei haben?“ „Das wäre schön“, kommt als Antwort zurück. „Ich arbeite. Ich bin freier Autor für ein Online-Magazin. Da hat man viele Freiheiten, manchmal aber auch zu viel unfreiwillige Freizeit.“

In der Gefahr leben, freigesetzt zu werden

„Ja“, sage ich, „die Freiheit, einfach tun und lassen zu können, was man will, keinen Chef zu haben, der einen rumkommandiert. Wahrhaft ein sorgenfreies Leben, oder? !“

„Hmmm“, meint er, „frei von Zwängen bin ich auch nicht. Ich muss schließlich Geld verdienen, auch wenn ich mir so manche Freiheit im Tagesablauf leisten kann. Ich hab zwar keinen Bürojob von neun bis fünf. Doch diese Freiheit hat auch ihren Preis. Wenn meine Beiträge nicht rechtzeitig fertig werden, nimmt sich auch mein Chef irgendwann die Freiheit, mich, wie man das so schön sagt, freizusetzen.“

Meinungs-, Religionsfreiheit und Unfreiheit

„Gar kein so großer Unterschied zum Dasein eines Angestellten“, sage ich. „Wenn man mal bedenkt, wie das früher war mit der Freiheit. Meinungsfreiheit: einfach nur zu sagen, was man denkt. Religionsfreiheit: an den Gott glauben, der einem am besten passt. Im Mittelalter gab es beides nicht! Die meisten Menschen waren unfrei, mussten für ihren Grundherrn arbeiten – ob sie wollten oder nicht.

Die Idee, dass jeder Mensch das Recht hat, zu tun, was er will, musste erst in Revolutionen erkämpft werden. ‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘ hieß es ja damals in der Französischen Revolution. Doch nur zwei Jahre später schon wurden die Feinde der Freiheit massenweise hingerichtet.“

Die Freiheit der Andersdenkenden

„Genau“, meint mein Gegenüber, „das ging wirklich regelmäßig schief. Oft war die große Befreiung nur der Beginn einer neuen Herrschaft. Und dass Freiheit immer auch die Freiheit des Andersdenkenden ist, war bestenfalls ein guter Vorsatz.“ „Freilich“, sage ich, „was das anging, waren die Verteidiger der Freiheit oft schmerzfrei. Von allen Zweifeln befreit riefen sie ‚Ring frei zur nächsten Runde‘ und forderten lautstark freie Bahn für ihre eigene Interpretation von Freiheit.“

„Na gut“, sagt mein Tischnachbar, „ganz verloren ist die Sache mit der Freiheit ja noch nicht. Sich von allen Zwängen zu befreien, frei zu sein wie ein Vogel oder immer frei entscheiden zu können: Davon haben die Menschen zu allen Zeiten geträumt – auch heute. Freiheit wird in Popsongs, Kampfliedern und Opernarien besungen. Die Freiheit des Einzelnen ist festgeschrieben in der UN-Charta und im deutschen Grundgesetz. Und es gibt jede Menge politische Parteien die, wie die FDP, die Freiheit sogar im Namen tragen.“

Frei schalten und walten, wie man will

„Klar“, sage ich, „aber die blutigsten Kriege werden im Namen der Freiheit geführt. Und es gibt zahlreiche Menschen, für die bedeutet jede Regel und jedes Gesetz eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit.“

„Wie man's auch dreht und wendet“, meint mein Gesprächspartner, „Freiheit ist allemal besser als Knechtschaft. Und dass einfach jeder frei schalten und walten kann, wie er will, finde ich natürlich auch nicht richtig.

Abkühlung beim alkoholfreien Freigetränk

Wissen Sie was? Bevor wir hier unseren Gedanken allzu freien Lauf lassen, schlage ich vor, dass ich Sie auf ein Freigetränk einlade.“ „Gerne“, meine ich, „wegen mir braucht es auch nicht alkoholfrei zu sein.“


Endlich frei!

Die Gedanken sind frei. Thoughts are free. Lebensmittel sind frei von Zusatzstoffen. Und das Schönste im Leben ist die Freiheit. And the best thing in life is freedom. Sind wir also heute mal so frei und lassen unseren Gedanken über Freiheit freien Lauf. So today are we so free and let our thoughts about freedom run free.

„Ist hier noch frei?“, frage ich an einem Tisch meines Lieblingscafés. “Is there still some free space here?” I ask at a table in my favorite café. „Ja“, sagt der Mann, der schon dort sitzt. “Yes,” says the man who is already sitting there. „Fühlen Sie sich frei!“ Also gut, ich setze mich auf einen der freien Plätze und beginne damit, meinen freien Tag zu genießen. "Feel free!" All right, I'll take one of the free seats and start enjoying my day off. Dass das auch noch ein Freitag ist, ist zumindest vom Wort her Zufall, denn der Freitag ist nach einer germanischen Göttin benannt. That this is also a Friday is at least word-wise coincidence, because Friday is named after a Germanic goddess. Das Wort „frei“ bedeutete ursprünglich so etwas wie „alles, was zu mir gehört“. The word "free" originally meant something like "everything that belongs to me".

„Freie“ Lebensmittel und unfreiwillige Freizeit “Free” food and involuntary free time

Dann also erst mal frühstücken. So first have breakfast. Was haben die denn hier? What do they have here? Cappuccino mit laktosefreier Milch, glutenfreie Vollkornbrötchen und eine Marmelade völlig frei von Konservierungsstoffen. Ich hab's ja gewusst: Die Cafés von heute sind halt so. I knew it: today's cafés are just like that. Alles ist frei von irgendetwas. Zum Glück schmeckt's trotzdem. Fortunately, it still tastes good. Der Mann mir gegenüber surft im Internet. The man across from me is surfing the internet. „Stimmt“, denke ich, „die haben hier im Café ja freies WLAN.“ Ich spreche meinen Tischnachbarn höflich an: „Darf ich Sie fragen, ob Sie auch frei haben?“ „Das wäre schön“, kommt als Antwort zurück. “That's right,” I think, “they have free WiFi here in the café.” I speak politely to the person sitting next to me: “May I ask you whether you are free too?” “That would be nice,” is the answer. „Ich arbeite. "I am working. Ich bin freier Autor für ein Online-Magazin. I am a freelance writer for an online magazine. Da hat man viele Freiheiten, manchmal aber auch zu viel unfreiwillige Freizeit.“ You have a lot of freedom, but sometimes you have too much involuntary free time. "

In der Gefahr leben, freigesetzt zu werden Live in danger of being set free

„Ja“, sage ich, „die Freiheit, einfach tun und lassen zu können, was man will, keinen Chef zu haben, der einen rumkommandiert. “Yes,” I say, “the freedom to just do whatever you want, not to have a boss to boss you around. Wahrhaft ein sorgenfreies Leben, oder? Truly a carefree life, right? !“

„Hmmm“, meint er, „frei von Zwängen bin ich auch nicht. “Hmmm”, he says, “I'm not free from constraints either. Ich muss schließlich Geld verdienen, auch wenn ich mir so manche Freiheit im Tagesablauf leisten kann. After all, I have to earn money, even if I can afford some freedom in my daily routine. Ich hab zwar keinen Bürojob von neun bis fünf. I don't have an office job from nine to five. Doch diese Freiheit hat auch ihren Preis. But this freedom also has its price. Wenn meine Beiträge nicht rechtzeitig fertig werden, nimmt sich auch mein Chef irgendwann die Freiheit, mich, wie man das so schön sagt, freizusetzen.“ If my contributions are not finished on time, my boss will at some point also take the liberty of setting me free, as the saying goes. "

Meinungs-, Religionsfreiheit und Unfreiheit

„Gar kein so großer Unterschied zum Dasein eines Angestellten“, sage ich. “Not that much of a difference to being an employee,” I say. „Wenn man mal bedenkt, wie das früher war mit der Freiheit. “When you consider how it used to be with freedom. Meinungsfreiheit: einfach nur zu sagen, was man denkt. Freedom of expression: just saying what you think. Religionsfreiheit: an den Gott glauben, der einem am besten passt. Religious freedom: believing in the God who suits you best. Im Mittelalter gab es beides nicht! Die meisten Menschen waren unfrei, mussten für ihren Grundherrn arbeiten – ob sie wollten oder nicht. Most people were unfree and had to work for their landlord - whether they wanted to or not.

Die Idee, dass jeder Mensch das Recht hat, zu tun, was er will, musste erst in Revolutionen erkämpft werden. The idea that everyone has the right to do what they want first had to be fought for in revolutions. ‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘ hieß es ja damals in der Französischen Revolution. Doch nur zwei Jahre später schon wurden die Feinde der Freiheit massenweise hingerichtet.“ But just two years later, the enemies of freedom were executed en masse. "

Die Freiheit der Andersdenkenden

„Genau“, meint mein Gegenüber, „das ging wirklich regelmäßig schief. “Exactly”, says my counterpart, “that regularly went wrong. Oft war die große Befreiung nur der Beginn einer neuen Herrschaft. Often the great liberation was just the beginning of a new rule. Und dass Freiheit immer auch die Freiheit des Andersdenkenden ist, war bestenfalls ein guter Vorsatz.“ „Freilich“, sage ich, „was das anging, waren die Verteidiger der Freiheit oft schmerzfrei. And the fact that freedom is always the freedom of those who think differently was at best a good resolution. ”“ Of course, ”I say,“ as far as that was concerned, the defenders of freedom were often painless. Von allen Zweifeln befreit riefen sie ‚Ring frei zur nächsten Runde‘ und forderten lautstark freie Bahn für ihre eigene Interpretation von Freiheit.“

„Na gut“, sagt mein Tischnachbar, „ganz verloren ist die Sache mit der Freiheit ja noch nicht. Sich von allen Zwängen zu befreien, frei zu sein wie ein Vogel oder immer frei entscheiden zu können: Davon haben die Menschen zu allen Zeiten geträumt – auch heute. Freiheit wird in Popsongs, Kampfliedern und Opernarien besungen. Die Freiheit des Einzelnen ist festgeschrieben in der UN-Charta und im deutschen Grundgesetz. Und es gibt jede Menge politische Parteien die, wie die FDP, die Freiheit sogar im Namen tragen.“

Frei schalten und walten, wie man will

„Klar“, sage ich, „aber die blutigsten Kriege werden im Namen der Freiheit geführt. Und es gibt zahlreiche Menschen, für die bedeutet jede Regel und jedes Gesetz eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit.“

„Wie man's auch dreht und wendet“, meint mein Gesprächspartner, „Freiheit ist allemal besser als Knechtschaft. Und dass einfach jeder frei schalten und walten kann, wie er will, finde ich natürlich auch nicht richtig.

Abkühlung beim alkoholfreien Freigetränk

Wissen Sie was? Bevor wir hier unseren Gedanken allzu freien Lauf lassen, schlage ich vor, dass ich Sie auf ein Freigetränk einlade.“ „Gerne“, meine ich, „wegen mir braucht es auch nicht alkoholfrei zu sein.“