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Sprachabar, Eiskalt betrachtet

Eiskalt betrachtet

Eiseskälte herrscht nicht nur, wenn es friert. Denn auch in großer Hitze kann es einem eiskalt den Rücken herunterlaufen. Da ist es wichtig, cool zu bleiben – natürlich ohne kaltschnäuzig zu sein.

„Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen“, schrieb der Autor Ernst R. Hauschka. Anders: Wem es an einer speziellen Art Wärme fehlt – einer, die das Adjektiv „menschlich“ mit sich führt –, dem sagt man „Kälte“ nach. Diese Kälte bezieht sich nicht auf den Mangel an Temperatur, sondern den Mangel an Herzlichkeit.

Eine Dusche für den Kaltblütigen

Auch Architektur kann menschenfeindlich sein. Die kalte Pracht eines Palastes bezeichnet eine Schönheit, der jede Verbindung zum Menschen fehlt. Auch ein Gesprächspartner kann einem herzlich wenig zu sagen haben. Was er sagt, ist uninteressant, oberflächlich, längst bekannt – kurz: „kalter Kaffee“ – und wie dieser kein Genuss.

Hält man dem Langweiler das vor, wird er einen normalerweise schroff abweisen beziehungsweise „kalt ablaufen lassen“ und dabei sogar noch stolz sein auf seinen kühlen Verstand, seine Kaltblütigkeit, also seine Unbeirrbarkeit. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dass ihn die Kritik trifft, wie eine „kalte Dusche“: ein Schock, der aber einem plötzlichen Aufwachen gleicht, und somit ein heilsamer Schock sein kann. Ein solch unmittelbares und starkes Erlebnis hält sich sehr lange und unverfälscht im Kopf.

Kaltes Öl und kalte Ente

Olivenöl gilt als wertvoll, weil unverfälscht, wenn es „kalt gepresst“ hergestellt wurde. Das ist ein chemisches Verfahren, bei dem Inhaltsstoffe ohne Erhitzung direkt gewonnen beziehungsweise herausgepresst werden.

Vom kalten Büfett, das die Kaltmamsell zusammengestellt hat, müssen wir nicht sprechen. „Kalt“ ist hier kein Qualitätsmerkmal. Ob die „kalte Ente“ gut schmeckt, weiß ich nicht. Nur, dass dieses Mischgetränk aus Wein und Sekt aus der Mode gekommen ist, weiß ich. Wird wohl seinen Grund haben ...

Kühlschrank oder Wollstrumpf?

Skepsis herrscht gegenüber dem Neuen. Und neu war auch mal der Kühlschrank. Der Junggeselle oder die Junggesellin begnüge sich damit, das zu kühlende Getränk zum Beispiel mit dem nassen Wollstrumpf auf den gewünschten Kältegrad zu bringen.

Dennoch: Bald „zeigte“ keiner mehr dem Kühlschrank „die kalte Schulter“. Man kann sagen, „das Eis war gebrochen“ – auch wenn man solch einen Satz aus romantischen Begegnungen kennt. Zwei Fremde kommen sich allmählich näher und später haben sie einen gemeinsamen Kühlschrank. Fast jeder hat einen, und Junggesellen verderben heutzutage schneller als ihre Lebensmittel. Ewig haltbar sind aber auch die nicht.

Der Mensch als Kühlkonserve

Manchmal ist man gezwungen, Pläne „auf Eis“ zu „legen“. Dort bleiben sie zwar haltbar, aber sie altern dennoch. Vorsicht ist geboten. Man „bewegt“ sich „auf dünnem Eis“. Auch ein Vermögen, das man auf Eis gelegt hat, bleibt zwar zu 100 Prozent erhalten, der Wert aber ist äußeren Schwankungen unterworfen.

Das Eis der Berge hat die Gletschermumie „Ötzi“ zwar konserviert, aber tot ist er dennoch. Mancher wirkt frisch und lebendig, hat aber keinen Einfluss mehr, nicht mal mehr aufs eigene Leben: Er ist kaltgestellt.

Eiskalt kaltgemacht

Eine Leiche erkaltet. Wer jemanden gegen dessen Willen „zum Erkalten bringt“, der hat ihn kaltgemacht. Wer damit Geld verdient, ist ein Profi-Killer, im Film zuverlässig von Alain Delon verkörpert – eiskalt und treffsicher –, oder auch von Robert de Niro. Wehe, wenn der lächelt. Dann „bekommt“ man „das kalte Grausen“, es „läuft“ einem „eiskalt den Rücken herunter“, denn man ahnt: de Niros Lächeln ist Fassade, nur die Spitze des Eisbergs. Die Gefahr lauert tiefer, unsichtbar.

Als die „Titanic“ gegen den Eisberg fuhr, sahen Millionen zu: im Kino. Das Schicksal der Passagiere berührte; es ließ keinen Zuschauer kalt. Nun ja, einige schon. Das muss nicht heißen, dass sie „ein kaltes Herz haben“. Vielleicht haben sie einfach nur gute Nerven. Vielleicht sind sie „cool“.

Cool ist nicht kalt

Was ist cool? Aus „stupidedia“, einer humorigen Internet-Enzyklopädie, erfahren wir es: „Coole Leute erschüttert nichts. Man kann sie anpöbeln, ihnen in den Hintern treten oder ins Gesicht schreien. Man kann ihre Haustür anmalen, ihre Wohnung anzünden oder mit einem Panzer über ihren neuen Wagen fahren. Coole Leute verziehen dabei keine Miene.“

Wer cool ist, ist nicht eiskalt – jedenfalls nicht notwendigerweise. „Coolness“ ist Spiel und Stil. Der deutschen Übersetzung „Kühlheit“ mangelt es an beidem. Drum gibt es sie auch gar nicht. Ein „cooler“ Typ kann durchaus heißblütig sein, er verzichtet aber darauf, es zu zeigen. Er ist schwer aufzutauen. Schlimmstenfalls bleibt er „eiskalt wie eine Hundeschnauze“. Es gibt – siehe oben – Schlimmeres.


Eiskalt betrachtet Ice cold viewed Visto helado

Eiseskälte herrscht nicht nur, wenn es friert. Denn auch in großer Hitze kann es einem eiskalt den Rücken herunterlaufen. Because even in the heat, it can run down your spine. Da ist es wichtig, cool zu bleiben – natürlich ohne kaltschnäuzig zu sein.

„Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen“, schrieb der Autor Ernst R. Hauschka. Anders: Wem es an einer speziellen Art Wärme fehlt – einer, die das Adjektiv „menschlich“ mit sich führt –, dem sagt man „Kälte“ nach. Diese Kälte bezieht sich nicht auf den Mangel an Temperatur, sondern den Mangel an Herzlichkeit.

Eine Dusche für den Kaltblütigen

Auch Architektur kann menschenfeindlich sein. Die kalte Pracht eines Palastes bezeichnet eine Schönheit, der jede Verbindung zum Menschen fehlt. Auch ein Gesprächspartner kann einem herzlich wenig zu sagen haben. Was er sagt, ist uninteressant, oberflächlich, längst bekannt – kurz: „kalter Kaffee“ – und wie dieser kein Genuss.

Hält man dem Langweiler das vor, wird er einen normalerweise schroff abweisen beziehungsweise „kalt ablaufen lassen“ und dabei sogar noch stolz sein auf seinen kühlen Verstand, seine Kaltblütigkeit, also seine Unbeirrbarkeit. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dass ihn die Kritik trifft, wie eine „kalte Dusche“: ein Schock, der aber einem plötzlichen Aufwachen gleicht, und somit ein heilsamer Schock sein kann. Ein solch unmittelbares und starkes Erlebnis hält sich sehr lange und unverfälscht im Kopf.

Kaltes Öl und kalte Ente

Olivenöl gilt als wertvoll, weil unverfälscht, wenn es „kalt gepresst“ hergestellt wurde. Das ist ein chemisches Verfahren, bei dem Inhaltsstoffe ohne Erhitzung direkt gewonnen beziehungsweise herausgepresst werden.

Vom kalten Büfett, das die Kaltmamsell zusammengestellt hat, müssen wir nicht sprechen. „Kalt“ ist hier kein Qualitätsmerkmal. Ob die „kalte Ente“ gut schmeckt, weiß ich nicht. Nur, dass dieses Mischgetränk aus Wein und Sekt aus der Mode gekommen ist, weiß ich. Wird wohl seinen Grund haben ...

Kühlschrank oder Wollstrumpf?

Skepsis herrscht gegenüber dem Neuen. Und neu war auch mal der Kühlschrank. Der Junggeselle oder die Junggesellin begnüge sich damit, das zu kühlende Getränk zum Beispiel mit dem nassen Wollstrumpf auf den gewünschten Kältegrad zu bringen.

Dennoch: Bald „zeigte“ keiner mehr dem Kühlschrank „die kalte Schulter“. Man kann sagen, „das Eis war gebrochen“ – auch wenn man solch einen Satz aus romantischen Begegnungen kennt. Zwei Fremde kommen sich allmählich näher und später haben sie einen gemeinsamen Kühlschrank. Fast jeder hat einen, und Junggesellen verderben heutzutage schneller als ihre Lebensmittel. Ewig haltbar sind aber auch die nicht.

Der Mensch als Kühlkonserve

Manchmal ist man gezwungen, Pläne „auf Eis“ zu „legen“. Dort bleiben sie zwar haltbar, aber sie altern dennoch. Vorsicht ist geboten. Man „bewegt“ sich „auf dünnem Eis“. Auch ein Vermögen, das man auf Eis gelegt hat, bleibt zwar zu 100 Prozent erhalten, der Wert aber ist äußeren Schwankungen unterworfen.

Das Eis der Berge hat die Gletschermumie „Ötzi“ zwar konserviert, aber tot ist er dennoch. Mancher wirkt frisch und lebendig, hat aber keinen Einfluss mehr, nicht mal mehr aufs eigene Leben: Er ist kaltgestellt.

Eiskalt kaltgemacht

Eine Leiche erkaltet. Wer jemanden gegen dessen Willen „zum Erkalten bringt“, der hat ihn kaltgemacht. Wer damit Geld verdient, ist ein Profi-Killer, im Film zuverlässig von Alain Delon verkörpert – eiskalt und treffsicher –, oder auch von Robert de Niro. Wehe, wenn der lächelt. Dann „bekommt“ man „das kalte Grausen“, es „läuft“ einem „eiskalt den Rücken herunter“, denn man ahnt: de Niros Lächeln ist Fassade, nur die Spitze des Eisbergs. Die Gefahr lauert tiefer, unsichtbar.

Als die „Titanic“ gegen den Eisberg fuhr, sahen Millionen zu: im Kino. Das Schicksal der Passagiere berührte; es ließ keinen Zuschauer kalt. Nun ja, einige schon. Das muss nicht heißen, dass sie „ein kaltes Herz haben“. Vielleicht haben sie einfach nur gute Nerven. Vielleicht sind sie „cool“.

Cool ist nicht kalt

Was ist cool? Aus „stupidedia“, einer humorigen Internet-Enzyklopädie, erfahren wir es: „Coole Leute erschüttert nichts. Man kann sie anpöbeln, ihnen in den Hintern treten oder ins Gesicht schreien. Man kann ihre Haustür anmalen, ihre Wohnung anzünden oder mit einem Panzer über ihren neuen Wagen fahren. Coole Leute verziehen dabei keine Miene.“

Wer cool ist, ist nicht eiskalt – jedenfalls nicht notwendigerweise. „Coolness“ ist Spiel und Stil. Der deutschen Übersetzung „Kühlheit“ mangelt es an beidem. Drum gibt es sie auch gar nicht. Ein „cooler“ Typ kann durchaus heißblütig sein, er verzichtet aber darauf, es zu zeigen. Er ist schwer aufzutauen. Schlimmstenfalls bleibt er „eiskalt wie eine Hundeschnauze“. Es gibt – siehe oben – Schlimmeres.