Der Erzieher: Immer noch ein Exot
Kinderbetreuung ist in Deutschland meist Frauensache. Zwar ist der Männeranteil in Kindergärten und Tagesstätten seit 2006 gestiegen, aber Erzieher ist für junge Männer nach wie vor kein Traumberuf.
Als Mehran Aghadavoodi vor 15 Jahren einen Kurs für Tagesmütter besuchte, war er der einzige Mann in der Klasse. Seine Arbeit als Tagesvater macht ihm auch heute noch Spaß. Berufstätige Eltern bringen ihm morgens ihre Kinder vorbei und holen sie nachmittags wieder ab. Mit seinem Beruf ist Mehran Aghadavoodi in Deutschland nach wie vor ein Exot, denn ein großer Teil der Gesellschaft meint immer noch, dass Kinderbetreuung Frauensache ist.
Zwar ist der Anteil der Männer, die in Kindergärten und Kindertagesstätten arbeiten, seit 2006 von 3,1 Prozent auf 5,4 Prozent gestiegen, doch viel ist das nicht. Trotzdem sieht Miguel Diaz, Experte in einem Netzwerk für Chancengleichheit, eine positive Entwicklung. Er weiß aber auch: Je kleiner die Kinder, desto geringer der Anteil an Männern, die sich um sie kümmern.
Das hat mit alten Rollenbildern zu tun. So ist für viele Jungen Kfz-Mechatroniker ein Traumberuf, Mädchen wollen lieber Erzieherin werden. „Die Berufswahl ist viel mehr als nur eine Entscheidung darüber, was ich als junger Mensch später beruflich einmal machen will“, so Diaz. Meist wollen junge Menschen die eigene Geschlechterrolle
betonen, eben männlich oder auch weiblich wirken.
Um Mädchen und Jungen zu ermutigen, für ihr Geschlecht ungewöhnliche Berufe kennenzulernen, gibt es den Girls‘Day und den Boys‘Day. Längst hat sich gezeigt, dass Geschlechtervielfalt im Berufsleben positive Auswirkungen hat. Auch die Kinder, die Tagesvater Mehran Aghadavoodi betreut, haben Vorteile davon. Mit ihm können sie rennen und springen, sagt er, während seine Frau den Kleinen lieber etwas vorliest.
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