Karrieretipps, Arabisch
Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, heute ist der 9. November,herzlich willkommen zur Sendung Typisch Helene. Ja, es ist eine weitere Sendung mit mir, Helene Aecherli, und ich freue mich wie immer sehr, hier für Sie im Studio zu sein. Heute geht es erst einmal um Tipps für die Karriere. Ich habe vor kurzem eine Frau interviewt, die in der Geschäftsleitung [1] eines internationalen Unternehmens tätig ist. Sie hat mir erzählt, was ihr in ihrer Karriere geholfen hat. Das gebe ich gerne an Sie weiter. Danach verrate ich Ihnen, warum ich es niemals, aber auch wirklich niemals aufgeben [2] werde, Arabisch zu lernen.
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Vor etwa drei Wochen habe ich eine Frau kennengelernt,die mich tief beeindruckt [3] hat. Sie ist Amerikanerin, lebt seit vielen Jahren in der Schweiz und ist eine der wenigen Frauen in der Geschäftsleitung eines grossen, internationalen Konzerns. Wie Sie sicher wissen, sind weibliche CEOs überall in der Minderheit [4], auch hier in der Schweiz. Deshalb ist es immer sehr interessant, zu erfahren,wie es diese Frauen an die Spitze geschafft haben. Meine Gesprächspartnerin lud mich in ihr Büro ein. Wir stellten uns einander vor, tranken Kaffee und Mineralwasser, dann fragte ich sie: “Sagen Sie mal, welche Eigenschaften [5] oder welche Strategien waren nötig, um ganz nach oben zu kommen?” Sie lächelte, überlegte einige Sekunden und sagte: “Nun, als erstes geht es darum, die eigenen Talente [6] zu entdecken. Ich wusste zum Beispiel immer ganz genau, was ich nicht wollte. Es war für mich sehr viel schwieriger herauszufinden, was ich eigentlich wollte.” Hat man das einmal herausgefunden, kann man darauf aufbauen. Dann ist es wichtig, zu lernen, sich selbst treu zu bleiben. Das heisst, man muss authentisch sein. Das ist die Basis für jeglichen [7] Erfolg und bedeutet vor allem auch, einzusehen [8], was man nicht kann. Ein Beispiel: Man träumt davon, Sängerin zu werden, hat aber nicht die Stimme dazu. In diesem Fall muss man den Mut haben, sich zu sagen: “Okay, ich liebe es zwar zu singen. Aber ich werde es bloss unter der Dusche tun, nicht in der Öffentlichkeit.” Und sich danneinen anderen Weg zu suchen. Ein weiterer Schritt zum Erfolg ist die Bereitschaft [9], Risiken einzugehen [10]. Das braucht Überwindung [11]. Lust auf Risiko hat man ja noch schnell, aber es dann auch einzugehen, ist eine andere Sache.“Als ich vor einem Jahr diese Stelle in der Geschäftsleitung übernahm”,erzählte meine Interviewpartnerin, “wusste ich nicht genau, was sie beinhalten [12] würde. Aber ich sagte mir: ‘Wenn du immer tust, was du schon immer getan hast, wirst du das bekommen, was du schon immer gehabt hast. ' Man muss Schritte ins Unbekannte wagen [13], um weiterzukommen.” Und bei diesen Schritten, betonte sie, darf man natürlich keine Angst davor haben, Fehler zu machen. “Selbst wenn man scheitert [14], wenn man seinen Job oder sein Start-up an die Wand fährt [15] und von vorne beginnen muss – was ist so schlecht daran? Man kann schliesslich auch daraus lernen. Man sollte nur versuchen, denselben Fehler nicht zweimal zu machen.” Zudem rät sie davon ab [16], allzu sehr auf Eltern, Kollegen oder auf Freundinnen und Freunde zu hören. Die meinen es zwar oft gut, aber wissen nicht immer, was das Richtige für einen ist. “Ich habe sogar Jobs angenommen, von denen mir Leute abgeraten haben – solang ich überzeugt davon war, dass ich es schaffe. Ich habe nie auf Stimmen gehört, die mir sagten: ‘Du schaffst das nicht. '” Und schon gar nicht hat sie auf Männer gehört, die nicht daran glaubten, dass sie es schaffen würde. Die ihr sogar ins Gesicht sagten: “Dafür bist du nicht gut genug.”Für sie ist klar: “Wenn Männer so etwas sagen, ist das Ausdruck ihrer eigenen Unsicherheit und ihrer Unfähigkeit, auf Augenhöhe [17] mit Frauen zusammen zu arbeiten. Ich antwortete solchen Männern immer:‘Das ist dein Problem, nicht meins'.” Zum Schluss sagte sie: “Aber das Allerwichtigste ist, nie aufzugeben. Wenn Sie spüren, dass das, was Sie tun, das Richtige für Sie ist, bleiben Sie dran!”
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Ja, liebe Zuhörer, “Wenn Sie spüren, dass das, was Sie tun, das Richtige für Sie ist,bleiben Sie dran!” Diese Worte werde ich mir auf ein Blatt Papier schreiben und an den Kühlschrank hängen.Denn sie ermutigen mich für Vieles, vor allem dafür,niemals aufzugeben, Arabisch zu lernen, obwohl ich oft nahe daran bin. Denn ich habe den Ehrgeiz [18], diese Sprache so zu lernen,dass ich mich mühelos darin unterhalten kann. Und das ist wohl ein lebenslanges Projekt. Ich habe vor vielen Jahren damit angefangen, als ich immer öfter in arabische Länder zu reisen begann. Ich wollte unbedingt mit den Menschen, denen ich begegne, reden können, sie verstehen, erfahren, was sie beschäftigt, und ihnen natürlich auch von mir und meinem Leben erzählen. Also machte ich mich auf [19], das Abenteuer Arabisch anzugehen [20] und meldete mich für einen Kurs an. Eine Stunde pro Woche, immer Montag abends. Das ziehe ich bis heute eisern durch[21]. Arabisch ist eine unglaublich schöne aber auch komplexe Sprache.Schreiben lernte ich zwar schnell, auch wenn meine Buchstaben immer noch aussehen, wie zerdrückte [22] Fliegen. Auch gewöhnte ich mich rasch daran, von rechts nach links zu lesen. Und ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich arabische Wörter im Deutschen erkenne. “Kaffee”, zum Beispiel, oder “Safari”. Das kommt vom arabischen Verb “reisen”.Oder “Tarif” [23], das kommt vom arabischen Verb “wissen”. Aber ach,die ganz grosse Herausforderung ist, dass wir Hocharabisch lernen. Eine Sprache, die vielleicht auf akademischem Niveau gesprochen wird, nicht aber in der Bevölkerung. Zudem hat jedes Land einen anderen Dialekt.Das heisst, im Prinzip, dass ich eine Sprache lerne, die eigentlich niemand versteht - ausser er hat sie in der Schule gelernt. So habe ich zum Beispiel in Kairo mit einer jungen Frau gesprochen, die sich dafür entschuldigte, dass sie so schlecht Arabisch kann. Sie habe es zwar am Gymnasium gelernt, erklärte sie, jedoch vieles wieder vergessen. Wir haben beide gelacht und uns auf Englisch unterhalten. Trotzdem:Hocharabisch ist die Basis für alle Dialekte, ähnlich wie klassisches Ballett die Basis ist für Tanz. Nur schon zu begreifen, wie ägyptisches Arabisch oder jenes in den Golfstaaten funktioniert, entzückt mich. Und wenn ich auf meinen Reisen merke, dass ich tatsächlich verstanden werde, ja, wenn mir sogar ein omanischer Schafhirte antwortet, wenn ich ihn nach dem Weg frage, dann werde ich geradezu euphorisch.Inzwischen weiss ich: Arabisch braucht vor allem Raum im Kopf. Da hat nichts anderes daneben Platz. Deshalb kriege ich oft kaum einen Satz heraus [24], wenn mein Kopf voll ist von der täglichen Arbeit. Erst, wenn ich mich so in die Sprache vertiefen kann, dass mir arabische Wörter im Traum erscheinen [25], funktioniert es. Und das bedeutet:Lernen, lernen und nochmals lernen.
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Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, das wars für heute. Wir hören uns wieder am 23. November, hier auf podclub.ch oder via App. Und schauen Sie sich unsere Website unbedingt genau an. Sie hat ein neues Design und sieht super aus! In der nächsten Sendung erzähle ich Ihnen unter anderem von “Salz für Nähmaschinen“, meinem Handarbeitsprojekt für Frauen im Jemen. Üben Sie bis dahin mit dem Vokabeltrainer in unserer App. Fotos zur Sendung finden Sie wie immer auf Instagram unter #zukkerimleben und #podclubnora. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit.Auf Wiederhören! Glossar: Zukker im Leben (D) [1] die Geschäftsleitung: die Gruppe, die eine Firma führt
[2] aufgeben: aufhören
[3] beeindrucken: eine grosse Wirkung hinterlassen
[4] die Minderheit: die kleinere Gruppe
[5] die Eigenschaft: Charakteristikum
[6] das Talent: Begabung
[7] jeglichen: allen
[8] einsehen: begreifen, verstehen
[9] die Bereitschaft: der Wille
[10] eingehen: sich einlassen auf etwas
[11] die Überwindung: Mut, etwas zu tun
[12] beinhalten: der Inhalt sein
[13] wagen: den Mut haben, etwas zu tun
[14] scheitern: versagen, misslingen
[15] an die Wand fahren: ruinieren, kaputt machen
[16] abraten: von einer Idee wegbringen, etwas ausreden
[17] auf Augenhöhe: auf demselben Niveau
[18] der Ehrgeiz: Ambition
[19] sich aufmachen: beginnen
[20] angehen: mit etwas anfangen
[21] durchziehen: daran bleiben
[22] zerdrückt: kaputt
[23] der Tarif: festgesetzter Preis, Gebühr
[24] herauskriegen: herausbekommen
[25] im Traum erscheinen: von etwas träumen