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Intermediate German Reader II, Der Fasching

Der Fasching

Anfang Februar ist Faschingszeit. Fasching ist der in Süd-Deutschland übliche Name für einen Karneval zu Beginn des Jahres. Viele Menschen verkleiden sich mit Kostümen, es wird gelacht, getanzt, getrunken und gefeiert. Es ist eine uralte Tradition, die bereits vor fünftausend Jahren im alten Babylonien praktiziert wurde, genauso wie im alten Ägypten, bei den Römern und im Mittelalter.

Mit dem unsinnigen Donnerstag beginnt die heiße Phase des Faschings. Am Wochenende und am Rosenmontag finden Faschingsbälle statt und mit dem Faschingstreiben in der Innenstadt und dem Tanz der Marktfrauen am Faschingsdienstag findet der Fasching seinen traditionellen Höhepunkt.

Dicht gedrängt verfolgen die Besucher jedes Jahr den Tanz der Marktfrauen am Viktualienmarkt. Das Tanz-Spektakel ist der Höhepunkt des Münchner Faschings. Die Marktfrauen lassen immer am Faschingsdienstag ihre Arbeit an den Verkaufsständen liegen und tanzen in prächtigen Kostümen zu schwungvoller Musik.

Eine weitere Tradition ist, die Welt auf den Kopf zu stellen. Ein Faschingsprinzenpaar, das im November gewählt wurde, erhält vom Bürgermeister der Stadt München symbolisch den Schlüssel zum Rathaus. Das bedeutet, dass das Prinzenpaar über die Stadt herrscht und nicht mehr der Oberbürgermeister.

Eine Spezialität des Faschings ist der Krapfen, ein mit Marmelade gefülltes Schmalzgebäck. Traditionell wurde der nahrhafte Krapfen früher hauptsächlich in der Fastenzeit zubereitet und gegessen. Heute kann man diese weiche, duftende Spezialität bei manchen Bäckern das ganze Jahr über kaufen.

Als Marie mit ihrer Freundin Hanne von der Schule heimgeht, kommen sie an einem Laden vorbei, in dem Faschingskostüme verkauft werden. Im Schaufenster des Ladens sind einige Kostüme ausgestellt.

„Ui, Hanne, schau dir das tolle Kostüm an!“, sagt Marie und macht große Augen. „Das muss ich unbedingt haben!“

Marie und Hanne bleiben vor dem Schaufenster stehen und bestaunen das Kostüm. Es ist rosarot, mit Goldbrokat und Diamanten. Dazu kommt noch ein Diadem und reich verzierte Schuhe. Ideal für eine Märchenprinzessin.

Hanne nickt. Sie würde so ein schönes Kostüm auch gerne haben.

„Wieviel es wohl kostet?“, fragt Hanne.

Die beiden Mädchen sehen vorsichtig durch das Fenster, doch nirgendwo ist ein Preis zu sehen.

Hanne schüttelt den Kopf. „Meine Mutter sagt immer, wenn der Preis nirgendwo zu sehen ist, dann ist es bestimmt sehr teuer.“

„So ein Blödsinn!“, sagt Marie entrüstet. „Das Kleid ist genau das richtige für den Faschingsball. Das muss ich haben. So teuer kann es doch nicht sein. Du wirst schon sehen, meine Mutter wird es mir kaufen.“

Doch als Marie nach Hause kommt, ist ihre Mutter schlecht gelaunt. „Also das gibt's doch nicht!“, schimpft Lisa laut und wirft verärgert ein kleines Stück Papier in den Mülleimer.

Das kleine Papier war ein Lottoschein. Seit fünf Wochen spielt Lisa Lotto, ohne ein einziges Mal zu gewinnen. Sie kann es nicht glauben:

An Silvester hat sie beim Bleigießen ein Schwein bekommen. Das bedeutet, sie wird im Lotto gewinnen. Die abergläubische Lisa ist fest überzeugt davon, dass das Bleigießen ein zuverlässiges Orakel ist. Wie kann es also sein, dass sie bisher nichts gewonnen hat? Im festen Glauben an einen großen Lottogewinn hat Lisa bereits viel Geld verloren.

In nur fünf Wochen hat sie vierhundert Euro verloren. Jetzt hat sie kaum noch genug Geld zum Einkäufen. Leo weiß nichts davon, sonst wäre er böse auf seine Frau. Und Marie hat natürlich auch keine Ahnung davon.

Obwohl ihre Mutter sichtbar schlecht gelaunt ist, kann Marie nicht warten. Das wunderschöne Kleid ist viel zu wichtig für sie. Deshalb spricht sie sofort mit ihrer Mutter.

„Du, Mama", sagt sie mit leuchtenden Augen. „Auf dem Heimweg von der Schule habe ich ein echt super Kleid gesehen. Das ist genau das, was ich für den Faschingsball brauche. Und weißt du...“

„Ich habe kein Geld für neue Kleider“, sagt Lisa unwirsch. „Du hast noch ein Kostüm vom letzten Jahr. Nimm das.“

So hat Marie ihre Mutter noch nie erlebt. Sie ist erschrocken und entsetzt. Man kann auch sagen, sie ist total baff.

Doch so leicht gibt Marie nicht auf. Der Fasching ist ein wichtiges Ereignis für sie. Im gleichen Kostüm wie im vergangenen Jahr auf den Faschingsball zu gehen, steht für sie außer Frage. Um so mehr, als sie bereits vor Hanne damit geprahlt hat, wie einfach es für sie wäre, das Kleid zu kaufen. Was kann sie da tun? Sie überlegt einige Minuten.

„Eins nach dem anderen", murmelt sie. Kurz entschlossen zieht sie ihre Schuhe und den Anorak an und geht zu dem Laden zurück, in dessen Schaufenster das herrliche Kleid hängt. Denn erst will sie herausfinden, wie teuer das Kleid ist. Als sie bei dem Laden ankommt, bewundert sie das Kleid im Schaufenster noch einmal. Sie betritt den Laden und wird gleich von einer Verkäuferin begrüßt.

„Hallo, kann ich dir helfen?“

Marie nickt. „Können Sie mir sagen, wieviel das rosarote Kleid im Schaufenster kostet?“ „Na, schauen wir mal", sagt die Verkäuferin. Sie setzt ihre Brille auf und geht zum Schaufenster. Der Preis hängt hinten am Kleid. „Das Kleid kostet mit dem Diadem und den Schuhen zusammen vierundneunzig Euro neunzig.“

Das ist sehr teuer.

„Danke", sagt Marie und geht niedergeschlagen aus dem Geschäft. Sie weiß nicht, was sie machen kann, und bleibt einfach vor dem Laden stehen.

„Hallo, Marie!“, sagt plötzlich eine freundliche Stimme hinter ihr. „Was machst du denn hier?“

Marie dreht sich um. Es ist Tante Angelika. Marie erzählt ihrer Tante vom Kleid und von ihrer Mutter.

„Nun ja", sagt Angelika, „man kann im Leben nicht alles haben, Marie, und das Kleid ist wirklich teuer. Aber ich gehe mit dir und besuche deine Mutter. Schauen wir, wie es ihr geht.“

„Ja, Tante Angelika.“ Marie geht schweigsam neben ihrer Tante nach Hause.

„Mama“, ruft Marie laut, als sie die Haustür öffnet. „Tante Angelika ist hier!“

Eine Viertel Stunde später sitzen Lisa und Angelika mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer. Lisa erzählt ihr von ihren Lottoverlusten und warum sie so viel Geld eingesetzt hat.

„Aber ich bitte dich, Lisa. Das Bleigießen ist doch nur ein Spiel. Das ist ein Spaß an Silvester. Ich hätte nie gedacht, dass du es so ernst nimmst.“

Lisa blickt beschämt zum Boden. „Ich Depp“, sagt sie. „Wie konnte ich nur so dumm sein!“

„Na, also so schlimm kann es doch nicht sein. Vierhundert Euro sind doch nicht das Ende der Welt. Du solltest Leo reinen Wein einschenken. Das ist zwar unangenehm, aber dadurch wirst du das Problem los. Denk dran: „Ehrlich währt am längsten!“

„Das leuchtet mir ein“, sagt Lisa mit einem Seufzer, und als Leo am Abend aus dem Büro kommt, nimmt Lisa ihren Mut zusammen und macht, was Angelika vorgeschlagen hat: Sie schenkt Leo reinen Wein ein.

Zu ihrer großen Überraschung ist Leo jedoch kein bisschen böse. Er lacht nur und sagt: „Ach, mein liebes Dummerchen. Was machst du nur für Sachen! Mach dir um das Geld keine Sorgen. Ich habe in der Arbeit zweitausend Euro Sonderprovision verdient.“

Erleichtert umarmt Lisa ihren Mann und gibt ihm einen dicken Kuss.

Marie hat vom Zimmer nebenan alles gehört und beschließt, die gute Gelegenheit zu nützen. Rasch geht sie zu ihren Eltern und erzählt von dem wunderbaren Kleid.

„Na, also meinetwegen“, sagt ihr Vater und lacht.

Noch am nächsten Tag gehen Lisa und Marie in den Laden und kaufen das so begehrte Kleid. Auch Peter bekommt ein neues Kostüm geschenkt. Die beiden Kinder sind im siebten Himmel.

Vier Tage später ist der große Augenblick gekommen: Peter und Marie bereiten sich auf den Faschingsball vor. Peter verkleidet sich als Außerirdischer. Er zieht ein silbergraues Kostüm mit vielen bunten Lichtern an, die überall auf dem Kostüm blinken. Dazu trägt er auf dem Kopf einen Helm und eine Maske.

Marie verkleidet sich natürlich als Märchenprinzessin. Erst hilft Lisa ihr, die Haare aufzustecken. Darauf zieht Marie ihr fabelhaft schönes Kleid, die wunderbaren Schuhe und das Diadem an.

Anschließend fährt ihre Mutter sie im Auto zum Faschingsball. Sobald sie den Saal betreten, fliegt ihnen Konfetti entgegen und sie hören lustige Musik. Kinder lachen, springen und laufen herum. An einem langen Tisch gibt es verschiedene Säfte, Krapfen und andere Kleinigkeiten zum Essen. Es herrscht eine tolle Stimmung und alle haben eine Riesengaudi.

Lisa lächelt, als sie das alles sieht. „Na, dann wünsche ich euch viel Spaß. Jetzt ist es siebzehn Uhr. Ich hole euch wieder ab, wenn der Ball vorbei ist, also gegen neunzehn Uhr dreißig. Servus, ihr beiden!“

„Servus, Mama, und danke.“ Sofort flitzen die beiden los in unterschiedliche Richtungen.

Während Peter und Marie sich auf dem Faschingsball vergnügen, sind ihre Eltern nicht untätig. Sie haben an diesem Abend nämlich auch etwas vor: Sie werden zu einem Schwarz-weiß-Ball gehen. Dazu wird Leo sich einen eleganten Abendanzug anziehen und Lisa wird ihr bestes Abendkleid tragen.

Der Ball fängt um einundzwanzig Uhr an; wenn ihre Kinder schon schlafen, und er wird sehr spät enden, wahrscheinlich erst nach Mitternacht. Die Erwachsenen werden natürlich keinen Saft, sondern Buck's Fizz oder Sekt trinken. Und wenn sie dann spät nachts heimkommen, werden sie sich ins Bett fallen lassen und am folgenden Morgen lange schlafen. Aber das macht nichts. Der nächste Tag ist schließlich Sonntag und außerdem wird halb München lange schlafen. Denn allzu viele Münchner, die nicht auf einem Faschingsball oder einer Party waren, gibt es nicht.


Der Fasching The carnival

Anfang Februar ist Faschingszeit. The beginning of February is Carnival time. Fasching ist der in Süd-Deutschland übliche Name für einen Karneval zu Beginn des Jahres. Carnival is the usual name in South Germany for a carnival at the beginning of the year. Viele Menschen verkleiden sich mit Kostümen, es wird gelacht, getanzt, getrunken und gefeiert. Many people dress up with costumes, they laugh, dance, drink and celebrate. Es ist eine uralte Tradition, die bereits vor fünftausend Jahren im alten Babylonien praktiziert wurde, genauso wie im alten Ägypten, bei den Römern und im Mittelalter. It is an ancient tradition practiced in ancient Babylonia five thousand years ago, as it was in ancient Egypt, the Romans and the Middle Ages.

Mit dem unsinnigen Donnerstag beginnt die heiße Phase des Faschings. The nonsensical Thursday begins the hot phase of carnival. Am Wochenende und am Rosenmontag finden Faschingsbälle statt und mit dem Faschingstreiben in der Innenstadt und dem Tanz der Marktfrauen am Faschingsdienstag findet der Fasching seinen traditionellen Höhepunkt. Carnival balls take place on the weekend and on the Monday of Carnival and Carnival in the city center and the dance of the market women on Shrove Tuesday is the traditional highlight of carnival.

Dicht gedrängt verfolgen die Besucher jedes Jahr den Tanz der Marktfrauen am Viktualienmarkt. Each year, the visitors watch the dance of the market women at the Viktualienmarkt. Das Tanz-Spektakel ist der Höhepunkt des Münchner Faschings. The dance-spectacle is the highlight of the Munich carnival. Die Marktfrauen lassen immer am Faschingsdienstag ihre Arbeit an den Verkaufsständen liegen und tanzen in prächtigen Kostümen zu schwungvoller Musik. The market women always have their work on the stalls on Shrove Tuesday and dance in sumptuous costumes to lively music.

Eine weitere Tradition ist, die Welt auf den Kopf zu stellen. Another tradition is to turn the world upside down. Ein Faschingsprinzenpaar, das im November gewählt wurde, erhält vom Bürgermeister der Stadt München symbolisch den Schlüssel zum Rathaus. A carnival prince couple, who was elected in November, receives symbolically the key to the town hall from the mayor of the city of Munich. Das bedeutet, dass das Prinzenpaar über die Stadt herrscht und nicht mehr der Oberbürgermeister.

Eine Spezialität des Faschings ist der Krapfen, ein mit Marmelade gefülltes Schmalzgebäck. A specialty of the carnival is the donut, a jelly filled with jam. Traditionell wurde der nahrhafte Krapfen früher hauptsächlich in der Fastenzeit zubereitet und gegessen. Heute kann man diese weiche, duftende Spezialität bei manchen Bäckern das ganze Jahr über kaufen. Today, this soft, fragrant specialty can be bought by some bakers throughout the year.

Als Marie mit ihrer Freundin Hanne von der Schule heimgeht, kommen sie an einem Laden vorbei, in dem Faschingskostüme verkauft werden. When Marie returns home from school with her friend Hanne, they pass a shop selling carnival costumes. Im Schaufenster des Ladens sind einige Kostüme ausgestellt.

„Ui, Hanne, schau dir das tolle Kostüm an!“, sagt Marie und macht große Augen. „Das muss ich unbedingt haben!“

Marie und Hanne bleiben vor dem Schaufenster stehen und bestaunen das Kostüm. Es ist rosarot, mit Goldbrokat und Diamanten. Dazu kommt noch ein Diadem und reich verzierte Schuhe. There is also a tiara and richly decorated shoes. Ideal für eine Märchenprinzessin.

Hanne nickt. Sie würde so ein schönes Kostüm auch gerne haben.

„Wieviel es wohl kostet?“, fragt Hanne.

Die beiden Mädchen sehen vorsichtig durch das Fenster, doch nirgendwo ist ein Preis zu sehen. The two girls look carefully through the window, but nowhere is a prize to see.

Hanne schüttelt den Kopf. „Meine Mutter sagt immer, wenn der Preis nirgendwo zu sehen ist, dann ist es bestimmt sehr teuer.“

„So ein Blödsinn!“, sagt Marie entrüstet. „Das Kleid ist genau das richtige für den Faschingsball. Das muss ich haben. So teuer kann es doch nicht sein. It can not be that expensive. Du wirst schon sehen, meine Mutter wird es mir kaufen.“ You'll see, my mother will buy it for me. "

Doch als Marie nach Hause kommt, ist ihre Mutter schlecht gelaunt. But when Marie comes home, her mother is in a bad mood. „Also das gibt’s doch nicht!“, schimpft Lisa laut und wirft verärgert ein kleines Stück Papier in den Mülleimer. "So there's no such thing!", Lisa scolds loudly and throws an angry little piece of paper in the bin.

Das kleine Papier war ein Lottoschein. Seit fünf Wochen spielt Lisa Lotto, ohne ein einziges Mal zu gewinnen. Lisa Lotto has been playing for five weeks without winning once. Sie kann es nicht glauben:

An Silvester hat sie beim Bleigießen ein Schwein bekommen. Das bedeutet, sie wird im Lotto gewinnen. Die abergläubische Lisa ist fest überzeugt davon, dass das Bleigießen ein zuverlässiges Orakel ist. The superstitious Lisa is convinced that lead casting is a reliable oracle. Wie kann es also sein, dass sie bisher nichts gewonnen hat? So how can it be that she has not won anything yet? Im festen Glauben an einen großen Lottogewinn hat Lisa bereits viel Geld verloren.

In nur fünf Wochen hat sie vierhundert Euro verloren. Jetzt hat sie kaum noch genug Geld zum Einkäufen. Leo weiß nichts davon, sonst wäre er böse auf seine Frau. Leo knows nothing about it, otherwise he would be angry with his wife. Und Marie hat natürlich auch keine Ahnung davon. And of course Marie has no idea about it.

Obwohl ihre Mutter sichtbar schlecht gelaunt ist, kann Marie nicht warten. Although her mother is obviously in a bad mood, Marie can not wait. Das wunderschöne Kleid ist viel zu wichtig für sie. Deshalb spricht sie sofort mit ihrer Mutter. Therefore she speaks immediately with her mother.

„Du, Mama", sagt sie mit leuchtenden Augen. "You, Mom," she says, her eyes bright. „Auf dem Heimweg von der Schule habe ich ein echt super Kleid gesehen. "On the way home from school I saw a really great dress. Das ist genau das, was ich für den Faschingsball brauche. That's exactly what I need for the carnival ball. Und weißt du...“ And do you know..."

„Ich habe kein Geld für neue Kleider“, sagt Lisa unwirsch. „Du hast noch ein Kostüm vom letzten Jahr. Nimm das.“

So hat Marie ihre Mutter noch nie erlebt. Sie ist erschrocken und entsetzt. Man kann auch sagen, sie ist total baff.

Doch so leicht gibt Marie nicht auf. Der Fasching ist ein wichtiges Ereignis für sie. Im gleichen Kostüm wie im vergangenen Jahr auf den Faschingsball zu gehen, steht für sie außer Frage. Um so mehr, als sie bereits vor Hanne damit geprahlt hat, wie einfach es für sie wäre, das Kleid zu kaufen. Was kann sie da tun? Sie überlegt einige Minuten.

„Eins nach dem anderen", murmelt sie. Kurz entschlossen zieht sie ihre Schuhe und den Anorak an und geht zu dem Laden zurück, in dessen Schaufenster das herrliche Kleid hängt. Denn erst will sie herausfinden, wie teuer das Kleid ist. Als sie bei dem Laden ankommt, bewundert sie das Kleid im Schaufenster noch einmal. Sie betritt den Laden und wird gleich von einer Verkäuferin begrüßt.

„Hallo, kann ich dir helfen?“

Marie nickt. „Können Sie mir sagen, wieviel das rosarote Kleid im Schaufenster kostet?“ „Na, schauen wir mal", sagt die Verkäuferin. Sie setzt ihre Brille auf und geht zum Schaufenster. Der Preis hängt hinten am Kleid. „Das Kleid kostet mit dem Diadem und den Schuhen zusammen vierundneunzig Euro neunzig.“

Das ist sehr teuer.

„Danke", sagt Marie und geht niedergeschlagen aus dem Geschäft. Sie weiß nicht, was sie machen kann, und bleibt einfach vor dem Laden stehen.

„Hallo, Marie!“, sagt plötzlich eine freundliche Stimme hinter ihr. „Was machst du denn hier?“

Marie dreht sich um. Es ist Tante Angelika. Marie erzählt ihrer Tante vom Kleid und von ihrer Mutter.

„Nun ja", sagt Angelika, „man kann im Leben nicht alles haben, Marie, und das Kleid ist wirklich teuer. Aber ich gehe mit dir und besuche deine Mutter. Schauen wir, wie es ihr geht.“

„Ja, Tante Angelika.“ Marie geht schweigsam neben ihrer Tante nach Hause.

„Mama“, ruft Marie laut, als sie die Haustür öffnet. „Tante Angelika ist hier!“

Eine Viertel Stunde später sitzen Lisa und Angelika mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer. Lisa erzählt ihr von ihren Lottoverlusten und warum sie so viel Geld eingesetzt hat. Lisa tells her about her lottery losses and why she made so much money.

„Aber ich bitte dich, Lisa. Das Bleigießen ist doch nur ein Spiel. Das ist ein Spaß an Silvester. Ich hätte nie gedacht, dass du es so ernst nimmst.“

Lisa blickt beschämt zum Boden. „Ich Depp“, sagt sie. „Wie konnte ich nur so dumm sein!“

„Na, also so schlimm kann es doch nicht sein. Vierhundert Euro sind doch nicht das Ende der Welt. Du solltest Leo reinen Wein einschenken. You should give Leo pure wine. Das ist zwar unangenehm, aber dadurch wirst du das Problem los. Denk dran: „Ehrlich währt am längsten!“

„Das leuchtet mir ein“, sagt Lisa mit einem Seufzer, und als Leo am Abend aus dem Büro kommt, nimmt Lisa ihren Mut zusammen und macht, was Angelika vorgeschlagen hat: Sie schenkt Leo reinen Wein ein.

Zu ihrer großen Überraschung ist Leo jedoch kein bisschen böse. Er lacht nur und sagt: „Ach, mein liebes Dummerchen. Was machst du nur für Sachen! What are you doing! Mach dir um das Geld keine Sorgen. Ich habe in der Arbeit zweitausend Euro Sonderprovision verdient.“ I earned two thousand euros special commission in the work. "

Erleichtert umarmt Lisa ihren Mann und gibt ihm einen dicken Kuss.

Marie hat vom Zimmer nebenan alles gehört und beschließt, die gute Gelegenheit zu nützen. Rasch geht sie zu ihren Eltern und erzählt von dem wunderbaren Kleid.

„Na, also meinetwegen“, sagt ihr Vater und lacht.

Noch am nächsten Tag gehen Lisa und Marie in den Laden und kaufen das so begehrte Kleid. Auch Peter bekommt ein neues Kostüm geschenkt. Die beiden Kinder sind im siebten Himmel.

Vier Tage später ist der große Augenblick gekommen: Peter und Marie bereiten sich auf den Faschingsball vor. Peter verkleidet sich als Außerirdischer. Er zieht ein silbergraues Kostüm mit vielen bunten Lichtern an, die überall auf dem Kostüm blinken. Dazu trägt er auf dem Kopf einen Helm und eine Maske.

Marie verkleidet sich natürlich als Märchenprinzessin. Erst hilft Lisa ihr, die Haare aufzustecken. Darauf zieht Marie ihr fabelhaft schönes Kleid, die wunderbaren Schuhe und das Diadem an.

Anschließend fährt ihre Mutter sie im Auto zum Faschingsball. Sobald sie den Saal betreten, fliegt ihnen Konfetti entgegen und sie hören lustige Musik. Kinder lachen, springen und laufen herum. An einem langen Tisch gibt es verschiedene Säfte, Krapfen und andere Kleinigkeiten zum Essen. Es herrscht eine tolle Stimmung und alle haben eine Riesengaudi.

Lisa lächelt, als sie das alles sieht. „Na, dann wünsche ich euch viel Spaß. Jetzt ist es siebzehn Uhr. Ich hole euch wieder ab, wenn der Ball vorbei ist, also gegen neunzehn Uhr dreißig. Servus, ihr beiden!“

„Servus, Mama, und danke.“ Sofort flitzen die beiden los in unterschiedliche Richtungen.

Während Peter und Marie sich auf dem Faschingsball vergnügen, sind ihre Eltern nicht untätig. Sie haben an diesem Abend nämlich auch etwas vor: Sie werden zu einem Schwarz-weiß-Ball gehen. Dazu wird Leo sich einen eleganten Abendanzug anziehen und Lisa wird ihr bestes Abendkleid tragen.

Der Ball fängt um einundzwanzig Uhr an; wenn ihre Kinder schon schlafen, und er wird sehr spät enden, wahrscheinlich erst nach Mitternacht. Die Erwachsenen werden natürlich keinen Saft, sondern Buck’s Fizz oder Sekt trinken. Und wenn sie dann spät nachts heimkommen, werden sie sich ins Bett fallen lassen und am folgenden Morgen lange schlafen. Aber das macht nichts. Der nächste Tag ist schließlich Sonntag und außerdem wird halb München lange schlafen. Denn allzu viele Münchner, die nicht auf einem Faschingsball oder einer Party waren, gibt es nicht. Because too many Munich, who were not at a carnival ball or a party, there is not.