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Märchen der Völker — Don Quixote, Märchen der Völker — Don Quixote: XII. Der Ritter rächt die Prinzessin Mico-Micona

Märchen der Völker — Don Quixote: XII. Der Ritter rächt die Prinzessin Mico-Micona

Alles, was den Anschein des Wunderbaren hatte,

war für Don Quixote das Glaubwürdigste von der Welt.

Deswegen zeigte er auch kein Erstaunen, als ihm der Schneider,

in seiner Verkleidung als Prinzessin und Erbin des Königreiches Mico-Micona,

so schauerlichste Geschichten von einem gehässigen Riesen erzählte,

daß selbst dem Sancho Pansa, der mit dem Schneider im Bunde stand, grauste. —

„Ich werde mit dem Riesen umspringen, wie mit einem lächerlichen Zwerge!“,

unterbrach Don Quixote mit gering- schätziger Gebärde die Prinzessin.

Mit solchen Lügen einerseits und Beteuerungen andererseits

waren sie an eine Herberge gekommen, in der sie ihr Nachtlager nahmen.

Don Quixote versprach nochmals der Prinzessin, fürchterliche Rache zu nehmen,

und zog sich mit Sancho Pansa in seine Kammer zurück.

Als sich der ‚Ritter von der traurigen Gestalt'

mit seinem Schildknappen allein befand, erkundigte er sich sofort,

wie es um seine Gebieterin ‚Dulcinea von Toboso' stände,

und wie sie sich zu dem Liebeskummer eines so gewaltigen Helden geäußert hätte.

Der ‚Liebespostillon' Sancho Pansa erwiderte ihm,

daß er sie mit nackten Beinen auf der Tenne

habe einen Scheffel Weizen schlagen sehen

und daß sie ihm auf seinen Bericht nur geantwortet habe,

sie wolle mit einem so albernen Menschen, wie Don Quixote einer sei,

der wie ein Narr in der Wildnis herumirre, nichts gemein haben.

„Laßt die Bauerndirne laufen und kümmert Euch lieber um die schöne Prinzessin,

die Euch in des Teufels Namen ein Königreich einbringen wird!“

wagte Sancho Pansa noch hinzuzusetzen. —

„Schweig, gemeine Bauernseele!“ befahl Don Quixote mit finsterem Ernste.

„Du willst meine holde Herrin Dulcinea schmähen?!

Du Lumpenhund, Du Taugenichts, Du elender Schurke!“ —

Sancho Pansa verließ schleunigst die Kammer seines Herrn

und lief in die Schankstube, allwo er den verkleideten Schneider

mit dem Wirt im besten Einvernehmen antraf.

Nun lachten alle drei zusammen und warteten der Dinge, die noch kommen sollten.

Nach etwa einer Stunde hörten sie aus der Schlafkammer des ruhelosen Helden

laute Rufe, Schreien und Spektakel.

Alle drei stürzten eilig herbei, rissen die Tür der Kammer auf

und erblickten Don Quixote in ein fürchterliches Gefecht verwickelt. —

„Bei Gott, er hat dem Riesen,

dem schändlichen Feinde der Prinzessin Mico-Micona,

den Kopf glatt vom Rumpfe weg gesäbelt, als ob er eine Rübe wäre!“

rief der Schneider.

„Was schwatzt da Deine lose Zunge, Weibsbild?“ brüllte der Wirt.

„Der unsinnige Ritter hier ist toll und verrückt;

er sieht meine vollen Weinschläuche für Riesen an

und läßt meinen guten roten Wein als Blut fließen!“

Don Quixote heulte wie der Teufel selbst,

schlug mit gewaltigen Hieben um sich und zerschlug alles,

was ihm in die Nähe kam, daß es krachte und zitterte.

Vermutlich hatte ein neckischer Traum ihm vorgespiegelt,

daß er sich bereits im König- reiche Mico-Micona befände,

um mit dem Riesen, der sich wider- rechtlich des Landes bemächtigt hatte,

den Kampf auf Leben und Tod zu beginnen.

In dieser Meinung hatte er den Schläuchen, die mit Wein angefüllt waren,

so viele mörderische Hiebe versetzt, daß die ganze Kammer im Weine schwamm. -

„Schändlicher Spitzbube!“ schrie der Wirt

und fiel mit beiden Fäusten grimmig über den Ritter her.

Er würde ihn tot- geschlagen haben,

wenn sich der Schneider und Sancho Pansa nicht ins Mittel gelegt

und ein hochheiliges Versprechen gegeben hätten,

den vergeudeten Wein bei Heller und Pfennig zu bezahlen.


Märchen der Völker — Don Quixote: XII. Der Ritter rächt die Prinzessin Mico-Micona حكايات الأمم الخيالية - دون كيشوت: الثاني عشر. الفارس ينتقم للأميرة ميكو ميكونا Peoples' Tales - Don Quixote: XII. The knight avenges the princess Mico-Micona Cuentos Populares - Don Quijote: XII. El caballero venga a la princesa Mico-Micona Contes des peuples - Don Quichotte : XII. Le chevalier venge la princesse Mico-Micona Racconti dei popoli - Don Chisciotte: XII. Il cavaliere vendica la principessa Mico-Micona 민담 - 돈키호테: XII. 미코-미코나 공주의 복수를 하는 기사 Tautų pasakos - Don Kichotas: XII. Riteris atkeršija princesei Mico-Miconai Сказки народов - Дон Кихот: XII. Рыцарь мстит за принцессу Мико-Микону Halk Masalları - Don Kişot: XII. Şövalye Prenses Mico-Micona'nın İntikamını Alır Народні казки - Дон Кіхот: XII. Лицар мстить за принцесу Міко-Мікону 國家童話 - 堂吉訶德:十二。騎士為米科米科娜公主報仇

Alles, was den Anschein des Wunderbaren hatte, أي شيء يبدو معجزة To Don Quixote everything that had an air of the miraculous was utterly credible,

war für Don Quixote das Glaubwürdigste von der Welt. كان الشيء الأكثر مصداقية في العالم بالنسبة لدون كيشوت.

Deswegen zeigte er auch kein Erstaunen, als ihm der Schneider,

in seiner Verkleidung als Prinzessin und Erbin des Königreiches Mico-Micona,

so schauerlichste Geschichten von einem gehässigen Riesen erzählte,

daß selbst dem Sancho Pansa, der mit dem Schneider im Bunde stand, grauste. —

„Ich werde mit dem Riesen umspringen, wie mit einem lächerlichen Zwerge!“,

unterbrach Don Quixote mit gering- schätziger Gebärde die Prinzessin.

Mit solchen Lügen einerseits und Beteuerungen andererseits

waren sie an eine Herberge gekommen, in der sie ihr Nachtlager nahmen.

Don Quixote versprach nochmals der Prinzessin, fürchterliche Rache zu nehmen,

und zog sich mit Sancho Pansa in seine Kammer zurück.

Als sich der ‚Ritter von der traurigen Gestalt'

mit seinem Schildknappen allein befand, erkundigte er sich sofort,

wie es um seine Gebieterin ‚Dulcinea von Toboso' stände,

und wie sie sich zu dem Liebeskummer eines so gewaltigen Helden geäußert hätte.

Der ‚Liebespostillon' Sancho Pansa erwiderte ihm,

daß er sie mit nackten Beinen auf der Tenne

habe einen Scheffel Weizen schlagen sehen

und daß sie ihm auf seinen Bericht nur geantwortet habe,

sie wolle mit einem so albernen Menschen, wie Don Quixote einer sei,

der wie ein Narr in der Wildnis herumirre, nichts gemein haben.

„Laßt die Bauerndirne laufen und kümmert Euch lieber um die schöne Prinzessin,

die Euch in des Teufels Namen ein Königreich einbringen wird!“

wagte Sancho Pansa noch hinzuzusetzen. —

„Schweig, gemeine Bauernseele!“ befahl Don Quixote mit finsterem Ernste.

„Du willst meine holde Herrin Dulcinea schmähen?!

Du Lumpenhund, Du Taugenichts, Du elender Schurke!“ —

Sancho Pansa verließ schleunigst die Kammer seines Herrn

und lief in die Schankstube, allwo er den verkleideten Schneider

mit dem Wirt im besten Einvernehmen antraf.

Nun lachten alle drei zusammen und warteten der Dinge, die noch kommen sollten.

Nach etwa einer Stunde hörten sie aus der Schlafkammer des ruhelosen Helden

laute Rufe, Schreien und Spektakel.

Alle drei stürzten eilig herbei, rissen die Tür der Kammer auf

und erblickten Don Quixote in ein fürchterliches Gefecht verwickelt. —

„Bei Gott, er hat dem Riesen,

dem schändlichen Feinde der Prinzessin Mico-Micona,

den Kopf glatt vom Rumpfe weg gesäbelt, als ob er eine Rübe wäre!“

rief der Schneider.

„Was schwatzt da Deine lose Zunge, Weibsbild?“ brüllte der Wirt.

„Der unsinnige Ritter hier ist toll und verrückt;

er sieht meine vollen Weinschläuche für Riesen an

und läßt meinen guten roten Wein als Blut fließen!“

Don Quixote heulte wie der Teufel selbst,

schlug mit gewaltigen Hieben um sich und zerschlug alles,

was ihm in die Nähe kam, daß es krachte und zitterte.

Vermutlich hatte ein neckischer Traum ihm vorgespiegelt,

daß er sich bereits im König- reiche Mico-Micona befände,

um mit dem Riesen, der sich wider- rechtlich des Landes bemächtigt hatte,

den Kampf auf Leben und Tod zu beginnen.

In dieser Meinung hatte er den Schläuchen, die mit Wein angefüllt waren,

so viele mörderische Hiebe versetzt, daß die ganze Kammer im Weine schwamm. -

„Schändlicher Spitzbube!“ schrie der Wirt

und fiel mit beiden Fäusten grimmig über den Ritter her.

Er würde ihn tot- geschlagen haben,

wenn sich der Schneider und Sancho Pansa nicht ins Mittel gelegt

und ein hochheiliges Versprechen gegeben hätten,

den vergeudeten Wein bei Heller und Pfennig zu bezahlen. that the spilt wine would be paid for to the last penny.