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Märchen der Völker — Don Quixote, Märchen der Völker — Don Quixote: X. Es lebe die Freiheit

Märchen der Völker — Don Quixote: X. Es lebe die Freiheit

Ungefähr eine Stunde waren unsere beiden Helden,

in vertrauliche Gespräche vertieft, ihre Straße gezogen,

als Don Quixote zufällig aufsah.

Da bemerkte er, daß ihm zwölf Menschen,

alle mit Ketten und Hand- schellen gefesselt, entgegenkamen.

Die Mienen dieser Männer waren finster,

wie bei wilden Tieren, die man gefangen gelegt hat.

An ihrer Seite ritten vier Männer mit Feuergewehren.

Don Quixote setzte sich in Positur,

stieß Sancho unsanft in die Seite und sagte:

„Es kommt was daher, das finster genug aussieht,

um uns kampfbereit zu halten!“ —

„Vorsicht, Herr! Es sind böse Jungen, eine Koppel Galeerensklaven,

die zum Zwangsdienst geführt werden.“

Sancho Pansa hatte kaum zu Ende gesprochen,

als der Ritter ihn beiseite schob und entrüstet ausrief:

„Was? - zum Zwangsdienste?

Man tut meinen Untertanen Zwang und Gewalt an! —

Wohlan, so werde ich meiner Pflicht nachkommen

und den Unglücklichen Hilfe leisten.“

Mit diesen Worten ritt Don Quixote an die Koppel heran,

drängte die Wächter zur Seite und schrie mit sich überschlagender Stimme,

welche der eines Hahnes ähnlich klang:

„Die ganze Kolonne, haaaalt!“ —

„Aber um des Himmels willen, bedenkt doch, gnädiger Herr, daß…!“ —

„Ruhe! ich will Gerechtigkeit!“ krähte Don Quixote.

Die Wächter standen mit offenem Munde

und glaubten, einen Wahnsinnigen zu sehen.

Don Quixote fragte nun einen nach dem andern,

was er gefehlt habe und wieso ihm solche harte Strafe ankäme.

Jeder der finsteren und schweren Verbrecher erzählte ihm von einer Bagatelle.

Der eine hatte einen Kreuzer entwendet, der andere ein Stück Federvieh,

die meisten aber behaupteten mit erheuchelter Miene,

vollständig unschuldig zu sein.

Der letzte aber, ein gefährlicher Bursche,

der als ärgster Gauner und Spitzbube in ganz Spanien berüchtigt war,

benutzte die Verwirrung der Wächter, pfiff grell durch die Zähne und schrie:

„Los Kameraden! Es lebe die Freiheit!“

Ehe es sich Don Quixote versah,

hatte die Rotte der Schwer- verbrecher die Wächter überwältigt

und ihnen die Waffen entrissen. — „Bravo, bravo!“ rief Don Quixote

und zitterte vor Begeisterung beim Anblick dieser gewalttätigen Männer. —

„Hierher, Sancho Pansa, ich habe diese tapfere Sippe befreit;

Deine Sache ist es nun, diese Helden aus den Fesseln zu heben!“

Der Knappe aber konnte wenig ausrichten;

die Verbrecher halfen sich gegenseitig aus ihren Sklavenketten.

Don Quixote rief die Galeerensträflinge in seine Nähe,

ließ sie sich im Kreise aufstellen, hielt ihnen eine lange Rede

und verlangte von ihnen, sie möchten sich nach Toboso begeben

und seiner schönen Dulcinea berichten, daß Er, der tapfere Held,

sie aus ungerechter Zwangsherrschaft befreit hätte.

Ein schallendes Gelächter folgte seiner Rede. —

„Was? — Ihr schändlichen Menschen,

ihr wollt euch der Pflicht der Dankbarkeit entziehen?!“

rief Don Quixote in höchster Erregung. —

„Es ist wohl nicht ganz richtig mit Eurem Verstande,

Ihr alter Ritter ‚Gockelhahn';

Ihr wollt wohl, daß man uns in Toboso erneut in Ketten legt?!“

johlte der ganze Chor der Spitzbuben,

die jetzt eine kleine Strecke zurückgingen

und auf den armen Don Quixote

und seinen Schildknappen einen solchen Steinhagel entsendeten,

daß beide fast unter einer Pyramide von Felsstücken begraben wurden.

Als die Verbrecher außer Sicht waren,

kamen Rosinante und der Esel, die sich beiseite geschlagen hatten,

und beschnüffelten Arme und Beine ihrer Herren,

soweit diese aus dem Steinhaufen herausschauten.


Märchen der Völker — Don Quixote: X. Es lebe die Freiheit Peoples' Tales - Don Quixote: X. Long live freedom Contes des peuples - Don Quichotte : X. Vive la liberté Racconti popolari — Don Chisciotte: X. Lunga vita alla libertà Contos Populares — Dom Quixote: X. Viva a liberdade Народные сказки — Дон Кихот: X. Да здравствует свобода Народні казки - Дон Кіхот: X. Хай живе свобода

Ungefähr eine Stunde waren unsere beiden Helden, Our two heroes had been riding along for about an hour, Circa un'ora erano i nostri due eroi,

in vertrauliche Gespräche vertieft, ihre Straße gezogen, engrossed in conversation,

als Don Quixote zufällig aufsah. when Don Quixote chanced to raise his eyes.

Da bemerkte er, daß ihm zwölf Menschen, He saw twelve men approaching,

alle mit Ketten und Hand- schellen gefesselt, entgegenkamen. all in chains and with their hands manacled.

Die Mienen dieser Männer waren finster, These men looked fierce,

wie bei wilden Tieren, die man gefangen gelegt hat. like wild animals that had been taken captive.

An ihrer Seite ritten vier Männer mit Feuergewehren. Four men were riding alongside them carrying firelocks.

Don Quixote setzte sich in Positur, Don Quixote prepared to take action,

stieß Sancho unsanft in die Seite und sagte: prodded Sancho none too gently in the side and said:

„Es kommt was daher, das finster genug aussieht, "Something is approaching which looks sufficiently sinister,

um uns kampfbereit zu halten!“ — to warrant our being ready to fight!" —

„Vorsicht, Herr! Es sind böse Jungen, eine Koppel Galeerensklaven, "Caution, Master! These are bad lads: men condemned to serve in the galleys,

die zum Zwangsdienst geführt werden.“ who are being taken to commence their sentences."

Sancho Pansa hatte kaum zu Ende gesprochen, Sancho Panza had scarcely finished,

als der Ritter ihn beiseite schob und entrüstet ausrief: when the knight shoved him aside and cried in indignation:

„Was? - zum Zwangsdienste? "What? — condemned to forced labour?

Man tut meinen Untertanen Zwang und Gewalt an! — My subjects are being oppressed and ill-treated! —

Wohlan, so werde ich meiner Pflicht nachkommen Very well then. I shall carry out my duty

und den Unglücklichen Hilfe leisten.“ and come to the aid of those wretched men."

Mit diesen Worten ritt Don Quixote an die Koppel heran, With these words Don Quixote rode up to the chained men,

drängte die Wächter zur Seite und schrie mit sich überschlagender Stimme, pushed the guards aside, shouting so loudly that his voice cracked,

welche der eines Hahnes ähnlich klang: resembling that of a cock:

„Die ganze Kolonne, haaaalt!“ — "The whole column, haaaaaaaalt!" —

„Aber um des Himmels willen, bedenkt doch, gnädiger Herr, daß…!“ — "But my good lord, for heavens' sake, don't you realise…!" —

„Ruhe! ich will Gerechtigkeit!“ krähte Don Quixote. "Silence! I shall have justice!" croaked Don Quixote.

Die Wächter standen mit offenem Munde The guards stood there, their mouths agape,

und glaubten, einen Wahnsinnigen zu sehen. convinced they were confronting a lunatic.

Don Quixote fragte nun einen nach dem andern, Don Quixote now inquired of one convict after the other,

was er gefehlt habe und wieso ihm solche harte Strafe ankäme. what he had done to deserve such harsh punishment.

Jeder der finsteren und schweren Verbrecher erzählte ihm von einer Bagatelle. Each of these sinister felons admitted to some trivial misdemeanour.

Der eine hatte einen Kreuzer entwendet, der andere ein Stück Federvieh, One said he had purloined a penny, another a chicken,

die meisten aber behaupteten mit erheuchelter Miene, but most of them brazenly declared, they were completely innocent.

vollständig unschuldig zu sein.

Der letzte aber, ein gefährlicher Bursche,

der als ärgster Gauner und Spitzbube in ganz Spanien berüchtigt war,

benutzte die Verwirrung der Wächter, pfiff grell durch die Zähne und schrie:

„Los Kameraden! Es lebe die Freiheit!“

Ehe es sich Don Quixote versah,

hatte die Rotte der Schwer- verbrecher die Wächter überwältigt

und ihnen die Waffen entrissen. — „Bravo, bravo!“ rief Don Quixote

und zitterte vor Begeisterung beim Anblick dieser gewalttätigen Männer. —

„Hierher, Sancho Pansa, ich habe diese tapfere Sippe befreit;

Deine Sache ist es nun, diese Helden aus den Fesseln zu heben!“

Der Knappe aber konnte wenig ausrichten;

die Verbrecher halfen sich gegenseitig aus ihren Sklavenketten.

Don Quixote rief die Galeerensträflinge in seine Nähe,

ließ sie sich im Kreise aufstellen, hielt ihnen eine lange Rede

und verlangte von ihnen, sie möchten sich nach Toboso begeben

und seiner schönen Dulcinea berichten, daß Er, der tapfere Held,

sie aus ungerechter Zwangsherrschaft befreit hätte.

Ein schallendes Gelächter folgte seiner Rede. —

„Was? — Ihr schändlichen Menschen,

ihr wollt euch der Pflicht der Dankbarkeit entziehen?!“

rief Don Quixote in höchster Erregung. —

„Es ist wohl nicht ganz richtig mit Eurem Verstande,

Ihr alter Ritter ‚Gockelhahn';

Ihr wollt wohl, daß man uns in Toboso erneut in Ketten legt?!“

johlte der ganze Chor der Spitzbuben,

die jetzt eine kleine Strecke zurückgingen

und auf den armen Don Quixote

und seinen Schildknappen einen solchen Steinhagel entsendeten,

daß beide fast unter einer Pyramide von Felsstücken begraben wurden.

Als die Verbrecher außer Sicht waren,

kamen Rosinante und der Esel, die sich beiseite geschlagen hatten,

und beschnüffelten Arme und Beine ihrer Herren,

soweit diese aus dem Steinhaufen herausschauten. inasmuch as these were visible among the heaps of stones.