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Märchen der Völker — Don Quixote, Märchen der Völker — Don Quixote: VII. Die Schlacht des Kaisers Alifanfaron

Märchen der Völker — Don Quixote: VII. Die Schlacht des Kaisers Alifanfaron

Matt und kraftlos mit schmerzenden Gliedern und von blauen Flecken übersät,

zog Don Quixote mit seinem Schildknappen,

nachdem er den Wirt der Schenke geprellt hatte, dahin. —

„Mein guter Sancho Pansa, Du wirst jetzt vollends glauben,

daß es Gespenster und Geister gewesen sind,

die uns in dem verzauberten Schlosse so schrecklich mißhandelten.“

Sancho antwortete bloß durch ein herzzerbrechendes Ächzen.

Während sie nun langsam weiter- zogen, bemerkte der Ritter,

daß ihnen eine ungeheuer große und dichte Staubwolke entgegenkam.

Er starrte mit funkelnden Augen darauf hin und wendete sich dann zu Sancho. —

„Höre, Sancho, dies ist der Tag,

den das Schicksal zu meinem Glücke aufgespart hat.

Die Kraft meines Armes wird sich erproben und Taten will ich verrichten,

die von Jahrhundert zu Jahrhundert

die Bewunderung der Menschen auf mich ziehen werden.

Schau jene Staubwolke! Ein großes Kriegsheer,

aus mancherlei Völkern zusammengesetzt, wirbelt auf!“ —

„Es müssen zwei Kriegsheere sein“, meinte Sancho und lugte in die Ebene.

„Da! auf der andern Seite erhebt sich eine zweite Staubwolke.“

Jetzt glaubte Don Quixote sicher, auf der Ebene würde eine große Schlacht geschlagen. —

„Wir müssen dem Schwachen helfen und dem Bedrängten Beistand leisten.

Wisse, Sancho, das eine dieser Heere befehligt der berühmte Kaiser Alifanforon,

Beherrscher der Insel Trapobano;

das andere lenkt Pentapolin, der König der Gramanten.“ —

„Edler Herr, jetzt sehe ich es deutlich, es sind zwei große Hammelherden!“ —

„Ha! schau hin, Sancho Pansa, sie bekämpfen sich,

weil der Kaiser Alifanforon ein Heide ist

und die christliche Tochter des Königs Pentapolin zur Gemahlin begehrt.“ —

„Wahrhaftig,“ murmelte Sancho Pansa,

„mein edler Herr spricht aus seinen gelesenen Ritterromanen und,

bei Gott, er hat ein beneidenswertes Gedächtnis.“

Don Quixote ritt in erhabener Haltung auf einen Hügel

und begrüßte mit tönender Stimme wohl einige Dutzend berühmter Helden,

die er in seiner unerhörten Einbildungskraft zu sehen glaubte,

und nannte einzeln die hochtrabenden Namen.

Sancho platzte dazwischen. „Ich sehe nichts als Hammel, Hammel, Hammel!“ —

„Wie kannst Du solchen Unsinn sprechen?“ erwiderte Don Quixote.

„Hörst Du nicht das Wiehern der Pferde,

das Schmettern der Drommeten und das dumpfe Rollen der Heerpauken?“ —

„Ich höre nichts als ein gewaltiges Blöken von Hammeln, Herr!“ —

„Hund, Dich blendet Deine Feigheit!“

Mit diesen Worten legte der edle Ritter von La Mancha seine Lanze ein,

stieß Rosinante die Sporen in die Rippen

und flog pfeilgeschwind den Hügel hinab, mitten in die Schafe hinein.

Sancho Pansa schrie ihm nach:

„Zurück! zurück, Herr! es sind bei Gott nichts als Hammel!“

Aber sein Herr hörte nichts; mit wildem Schlachtgeschrei

hieb und stach er kampfesmutig und grimmig auf die armen, furchtsamen Geschöpfe ein.

Die Hirten und Schafsknechte, die den Unsinn mit ansahen,

nahmen ihre Schleudern zur Hand

und bombardierten den Wahn- sinnigen mit faustgroßen Steinen.

Unter der Wucht der Steine brach Don Quixote zusammen.

Des Ritters Hand war gelähmt, vier Zähne waren ihm ausgeschlagen

und seine Backen jämmerlich zerquetscht.

Sancho Pansa raufte sich in heller Verzweiflung Haar und Bart

über die Tollheiten seines Herrn. —

„Sancho, Du bist ein Esel“, zischte Don Quixote zwischen den Zahnlücken hervor.

„Merkst Du denn nicht, daß ein toller Zauberer die Ritter alle in Hammel verwandelt hat?“ —

„Ach was“, erwiderte Sancho patzig. „Laßt mich mit Euren Rittern,

Zauberern und Hammeln in Ruhe! Mein Schnappsack fehlt mitsamt dem Speisevorrat.

Ich ahne Fürchterliches.

Der Wirt des verwunschenen Schlosses wird ihn uns heimlich für die Zeche abgeknöpft haben.

Zu all Eurem Unsinn werde ich noch hungern müssen.“

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Matt und kraftlos mit schmerzenden Gliedern und von blauen Flecken übersät, Faint and dispirited, all limbs aching and covered in bruises,

zog Don Quixote mit seinem Schildknappen, Don Quixote continued on his way with his squire,

nachdem er den Wirt der Schenke geprellt hatte, dahin. — having left the inn without paying their bill. — после того, как он набил синяк хозяину паба. -

„Mein guter Sancho Pansa, Du wirst jetzt vollends glauben, "My good Sancho Panza, now you will perhaps believe me "Мой добрый Санчо Панса, теперь ты полностью поверишь,

daß es Gespenster und Geister gewesen sind, that it was phantoms and spirits from the other world

die uns in dem verzauberten Schlosse so schrecklich mißhandelten.“ who ill-treated us so terribly in the enchanted castle." che ci ha maltrattato così terribilmente nel castello incantato".

Sancho antwortete bloß durch ein herzzerbrechendes Ächzen. Sancho's only reply was a heart-rending groan.

Während sie nun langsam weiter- zogen, bemerkte der Ritter, As they rode slowly on, the knight noticed a great thick cloud of dust approaching them. Когда они медленно пошли дальше, рыцарь заметил,

daß ihnen eine ungeheuer große und dichte Staubwolke entgegenkam.

Er starrte mit funkelnden Augen darauf hin und wendete sich dann zu Sancho. — He stared at it with sparkling eyes, then turned to Sancho. -

„Höre, Sancho, dies ist der Tag, "Listen, Sancho, this is the day,

den das Schicksal zu meinem Glücke aufgespart hat. that fate has saved for my happiness. che il destino ha conservato per la mia felicità. что судьба приберегла для моего счастья.

Die Kraft meines Armes wird sich erproben und Taten will ich verrichten, The power of my arm will be tested and deeds will be done, Сила моей руки будет испытана, и я совершу подвиг,

die von Jahrhundert zu Jahrhundert which from century to century

die Bewunderung der Menschen auf mich ziehen werden. will attract the admiration of people.

Schau jene Staubwolke! Ein großes Kriegsheer, Look at that cloud of dust! A great army of war,

aus mancherlei Völkern zusammengesetzt, wirbelt auf!“ — composed of various peoples, swirl up!" -

„Es müssen zwei Kriegsheere sein“, meinte Sancho und lugte in die Ebene. "Devono esserci due eserciti di guerra", disse Sancio, scrutando la pianura. "Должно быть, там две воюющие армии, - сказал Санчо, вглядываясь в равнину.

„Da! auf der andern Seite erhebt sich eine zweite Staubwolke.“ "There! On the other side, a second cloud of dust is rising."

Jetzt glaubte Don Quixote sicher, auf der Ebene würde eine große Schlacht geschlagen. — Now Don Quixote believed for sure that a great battle would be fought on the plain. -

„Wir müssen dem Schwachen helfen und dem Bedrängten Beistand leisten. "We must help the weak and give succor to the afflicted. "Мы должны помогать слабым и оказывать поддержку угнетенным.

Wisse, Sancho, das eine dieser Heere befehligt der berühmte Kaiser Alifanforon, Know, Sancho, that one of these armies is commanded by the famous Emperor Alifanforon,

Beherrscher der Insel Trapobano; lord of the island of Taprobana; Governatore dell'isola di Trapobano;

das andere lenkt Pentapolin, der König der Gramanten.“ — the other is led by Pentapolin, King of the Garamantas." — Пентаполин, король грамантов, руководит другим". -

„Edler Herr, jetzt sehe ich es deutlich, es sind zwei große Hammelherden!“ — "Noble Sir, I now clearly see two large flocks of sheep!" — "Nobile signore, ora lo vedo chiaramente, ci sono due grandi mandrie di montoni!". -

„Ha! schau hin, Sancho Pansa, sie bekämpfen sich, "Aha! Look closely, Sancho Panza, they are fighting

weil der Kaiser Alifanforon ein Heide ist because Emperor Alifanforon is a pagan потому что император Алифанфорон - язычник.

und die christliche Tochter des Königs Pentapolin zur Gemahlin begehrt.“ — and wants to have King Pentapolin's Christian daughter as his wife." —

„Wahrhaftig,“ murmelte Sancho Pansa, "Indeed," murmured Sancho Panza,

„mein edler Herr spricht aus seinen gelesenen Ritterromanen und, "my noble master is speaking of his books of chivalry, "Мой благородный господин говорит на основе рыцарских романов, которые он читал,

bei Gott, er hat ein beneidenswertes Gedächtnis.“ and what an enviable memory he has!"

Don Quixote ritt in erhabener Haltung auf einen Hügel Don Quixote rode with majestic bearing to the top of a hill Дон Кихот взобрался на холм в возвышенной позе.

und begrüßte mit tönender Stimme wohl einige Dutzend berühmter Helden, and in a resounding voice greeted a few dozen famous heroes, e ha salutato con voce squillante probabilmente diverse decine di eroi famosi,

die er in seiner unerhörten Einbildungskraft zu sehen glaubte, His extraordinary imagination led him to believe he saw them there before him,

und nannte einzeln die hochtrabenden Namen. and he called out their extravagant names. e ha nominato i nomi altisonanti uno per uno. и называл грандиозные имена одно за другим.

Sancho platzte dazwischen. „Ich sehe nichts als Hammel, Hammel, Hammel!“ — Sancho burst out: "I see nothing but sheep, sheep, sheep!" — Sancio irrompe nel mezzo. "Non vedo altro che montone, montone, montone!". -

„Wie kannst Du solchen Unsinn sprechen?“ erwiderte Don Quixote. "How can you talk such nonsense?" replied Don Quixote.

„Hörst Du nicht das Wiehern der Pferde, "Do you not hear the whinnying of the horses,

das Schmettern der Drommeten und das dumpfe Rollen der Heerpauken?“ — the pealing of the trumpets and the dull roll of the military percussion?" — lo squillo delle trombe e il rullo sordo dei timpani?". - под звуки труб и приглушенную дробь литавр?" -

„Ich höre nichts als ein gewaltiges Blöken von Hammeln, Herr!“ — "I hear nothing but a great bleating of sheep, Sir!" — "Я не слышу ничего, кроме громкого блеяния баранины, Господи!" -

„Hund, Dich blendet Deine Feigheit!“ "You dog! You are blinded by your cowardice!" "Cane, sei accecato dalla tua codardia!".

Mit diesen Worten legte der edle Ritter von La Mancha seine Lanze ein, With that the noble knight of La Mancha put his lance in its rest,

stieß Rosinante die Sporen in die Rippen spurred Rocinante

und flog pfeilgeschwind den Hügel hinab, mitten in die Schafe hinein. and charged down the slope like a thunder- bolt right into the middle of the sheep. и полетел вниз с холма, быстрый как стрела, прямо в середину овец.

Sancho Pansa schrie ihm nach: Sancho Panza cried out after him:

„Zurück! zurück, Herr! es sind bei Gott nichts als Hammel!“ "Turn back! Turn back, Sir! I swear to God they are only sheep!"

Aber sein Herr hörte nichts; mit wildem Schlachtgeschrei But his master did not hear him. In the heat of battle and with fierce battle cries Ma il suo padrone non sentì nulla; con selvagge grida di battaglia

hieb und stach er kampfesmutig und grimmig auf die armen, furchtsamen Geschöpfe ein. he lashed out and speared the poor frightened creatures. Он резал и колол несчастных, напуганных существ с яростью, закаленной в боях.

Die Hirten und Schafsknechte, die den Unsinn mit ansahen, The shepherds and herdsmen had seen this nonsensical performance; I pastori e le pastorelle che osservavano le sciocchezze,

nahmen ihre Schleudern zur Hand they took up their slings

und bombardierten den Wahn- sinnigen mit faustgroßen Steinen. and bombarded the madman with stones the size of their fists. и забросали бредового человека камнями величиной с кулак.

Unter der Wucht der Steine brach Don Quixote zusammen. Don Quixote collapsed under the hail of stones.

Des Ritters Hand war gelähmt, vier Zähne waren ihm ausgeschlagen The knight's hand was paralysed; four of his teeth had been knocked out; Рука рыцаря была парализована, четыре зуба выбиты.

und seine Backen jämmerlich zerquetscht. his face pitifully bruised.

Sancho Pansa raufte sich in heller Verzweiflung Haar und Bart Sancho Panza tore his hair and beard in despair at master's antics. — Sancho Panza si v zúfalstve prehadzoval vlasy a bradu

über die Tollheiten seines Herrn. — sulle follie del suo padrone. - o bláznovstvách svojho pána. -

„Sancho, Du bist ein Esel“, zischte Don Quixote zwischen den Zahnlücken hervor. "Sancho, you are an ass," Don Quixote hissed from between gaps in his teeth. "Санчо, ты осел", - шипел Дон Кихот сквозь щели между зубами. "Sancho, ty si osol," zasyčal Don Quijote pomedzi medzery v zuboch.

„Merkst Du denn nicht, daß ein toller Zauberer die Ritter alle in Hammel verwandelt hat?“ — "Don't you realize that a mad magician has turned the knights all into mutton?" - "Неужели вы не понимаете, что безумный волшебник превратил всех рыцарей в баранину?" - "Nechápete, že šialený čarodejník premenil všetkých rytierov na baraninu?" -

„Ach was“, erwiderte Sancho patzig. „Laßt mich mit Euren Rittern, "Oh, come on," Sancho replied snottily. "Leave me with your knights, "Nesmysel," odvetil Sancho chrapľavo. "Nechaj ma so svojimi rytiermi,

Zauberern und Hammeln in Ruhe! Mein Schnappsack fehlt mitsamt dem Speisevorrat. Wizards and mutts in peace! My grab bag is missing along with the food supply. Solo maghi e bastardi! La mia borsa è scomparsa, insieme alla scorta di cibo. Čarodejníci a mutti osamote! Moja taška na chrbát chýba spolu so zásobami jedla.

Ich ahne Fürchterliches. I suspect something terrible. Sospetto qualcosa di terribile. Mám podozrenie na niečo hrozné.

Der Wirt des verwunschenen Schlosses wird ihn uns heimlich für die Zeche abgeknöpft haben. The landlord of the enchanted castle will have secretly taken it from us for the bill. Il padrone di casa del castello incantato ce lo avrà preso di nascosto per il conto. Majiteľ zakliateho hradu si ho od nás tajne zobral na účet.

Zu all Eurem Unsinn werde ich noch hungern müssen.“ In addition to all your carry-on, I shall have to go hungry." Вдобавок ко всем вашим глупостям мне придется голодать". Okrem všetkých tých tvojich nezmyslov budem musieť hladovať."