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Sindbad The Sailor, Märchen der Völker — Sindbad der Seefahrer, Prolog: Sindbad und Sindbad

Märchen der Völker — Sindbad der Seefahrer, Prolog: Sindbad und Sindbad

Sindbad der Seefahrer

Prolog

Sindbad und Sindbad

In der Zeit des Kalifen Harun-al-Raschid, des Beherrschers der Gläubigen,

lebten in der Stadt Bagdad zwei Leute, die den gleichen Namen trugen.

Beide hießen „Sindbad“.

Der eine war ein Lastträger,

der in seiner ärmlichen Lage Lasten für Lohn auf seinem Kopfe tragen mußte.

Der andere aber war ein reicher und angesehener Kaufmann,

der einen herrlichen Palast, wunderbare Güter und Gärten besaß.

Während der Arme oft nicht einmal das Wenige verdiente, das er zum

Lebensunterhalte nötig hatte, lebte der reiche in Saus und Braus

und warf das Geld mit vollen Händen hinaus.

Nun geschah es eines Tages, daß der arme Sindbad

mit seiner schweren Last am Hause seines Namensvetters,

den der Volksmund „Sindbad den Seefahrer“ nannte, vorüberkam.

Da er sehr müde und erschöpft war,

legte er seine Last ein wenig auf die schattigen Stufen des Palastes nieder,

trocknete sich den Schweiß von der Stirn

und atmete mit Entzücken die kühle Luft, die ihm aus der Halle entgegenwehte.

Da begann der Packträger, über die ungleiche Verteilung der menschlichen Güter nachzudenken

und sagte laut vor sich hin: „Oh, welch ein Unterschied ist doch

zwischen Sindbad und Sindbad!

Der eigene ruht auf weichem Pfühle, der andere auf hartem Stein.

Warum ist dies so?“

Der Packträger wollte, nachdem er so seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, weitergehen;

da trat ein Diener aus dem Hause

und lud bin ein, zu seinem Herrn zu kommen, der ihn zu sprechen wünsche.

Nicht wenig betroffen folgte der Träger dem Sklaven.

Er wurde in die Gesellschaft einiger vornehmer Herren geführt,

die inmitten unschätzbaren Reichtums versammelt waren.

Den Ehrenplatz nahm ein stattlicher Greis ein,

vor dem sich jetzt der Packträger ehrebietig verneigte.

Jener aber, welcher der reiche Sindbad in eigener Person war,

ließ ihm köstliche Speisen vorsetzen.

„Du beklagtest dich vorhin, lieber Freund,“ begann der Hausherr nach einiger Zeit,

„daß dich das Schicksal statt mit Gütern nur mit Arbeit gesegnet hat!

Deine Klage erinnert mich an viel Trübsal und Not, die ich selbst

erdulden mußte, ehe ich zu meinem jetzigen Wohlstand gelangte.

Viele Reisen habe ich machen müssen,

und wenn es Euch, meine edlen Herren, angenehm ist,

so will ich einiges davon erzählen;

auch Du, mein werter Namensvetter, sollst zuhören.“

Alle gaben ihrer Freude Ausdruck,

und Sindbad der Seefahrer begann mit den Abenteuern seiner ersten Reise.


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Sindbad der Seefahrer Sindbad the Sailor

Prolog Prologue

Sindbad und Sindbad Sindbad and Sindbad

In der Zeit des Kalifen Harun-al-Raschid, des Beherrschers der Gläubigen, During the time of the Caliph Harun- al-Raschid, the ruler of the faithful,

lebten in der Stadt Bagdad zwei Leute, die den gleichen Namen trugen. two people of the same name lived in the city of Baghdad.

Beide hießen „Sindbad“. Both were called "Sindbad".

Der eine war ein Lastträger, One was a carrier, a very poor man Uno era portador de carga,

der in seiner ärmlichen Lage Lasten für Lohn auf seinem Kopfe tragen mußte. který ve svém špatném stavu musel za mzdu nosit břemena na hlavě. who earned his daily wages by transporting goods, which he carried on his head. que, en su pobre situación, tenía que transportar cargas sobre su cabeza a cambio de un salario.

Der andere aber war ein reicher und angesehener Kaufmann, The other was a respected wealthy merchant, El otro, sin embargo, era un rico y respetado comerciante,

der einen herrlichen Palast, wunderbare Güter und Gärten besaß. who had a splendid palace, wonderful possessions and gardens. que poseía un magnífico palacio, maravillosas fincas y jardines.

Während der Arme oft nicht einmal das Wenige verdiente, das er zum Whereas the poor man often did not earn even the small amount Mientras que los pobres a menudo ni siquiera ganaban lo poco que necesitaban para vivir.

Lebensunterhalte nötig hatte, lebte der reiche in Saus und Braus he needed to feed himself, the rich man lived in the lap of luxury tenía para mantenerse, el rico vivía en el esplendor

und warf das Geld mit vollen Händen hinaus. spending money by the handful. y tiró el dinero con las manos llenas.

Nun geschah es eines Tages, daß der arme Sindbad Now one day it happened that when the poor man Sucedió un día que el pobre Simbad

mit seiner schweren Last am Hause seines Namensvetters, was carrying a heavy load, he passed the house of his namesake con su pesada carga en casa de su tocayo,

den der Volksmund „Sindbad den Seefahrer“ nannte, vorüberkam. who was popularly known as "Sindbad the Sailor". conocido popularmente como "Simbad el Marino", pasó por allí.

Da er sehr müde und erschöpft war, As he was very tired, indeed quite exhausted,

legte er seine Last ein wenig auf die schattigen Stufen des Palastes nieder, he put down his burden on the shady steps of the palace, posó un poco su carga en los umbríos escalones del palacio,

trocknete sich den Schweiß von der Stirn wiped the sweat from his forehead

und atmete mit Entzücken die kühle Luft, die ihm aus der Halle entgegenwehte. and breathed in with delight the cool air that wafted out towards him from the hall. y respiró con deleite el aire fresco del vestíbulo.

Da begann der Packträger, über die ungleiche Verteilung der menschlichen Güter nachzudenken There the carrier began to think about the unequal distribution of fortune El portero comenzó entonces a reflexionar sobre la desigual distribución de los bienes humanos

und sagte laut vor sich hin: „Oh, welch ein Unterschied ist doch and said aloud: "Oh, what a difference there is

zwischen Sindbad und Sindbad! between Sindbad and Sindbad!

Der eigene ruht auf weichem Pfühle, der andere auf hartem Stein. One rests on soft cushions, the other on hard stone. Uno descansa sobre pavimento blando, el otro sobre piedra dura.

Warum ist dies so?“ Why is it like that?“

Der Packträger wollte, nachdem er so seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, weitergehen; The carrier was about to move on, having thus given vent to his feelings, Después de dar rienda suelta a sus sentimientos, el portero quiso seguir adelante;

da trat ein Diener aus dem Hause when a servant came out of the house entonces un criado salió de la casa

und lud bin ein, zu seinem Herrn zu kommen, der ihn zu sprechen wünsche. and invited him to come in to see his master, who wanted to speak to him. y me invitó a acercarme a su amo, que deseaba hablar con él.

Nicht wenig betroffen folgte der Träger dem Sklaven. Not a little taken aback, the carrier followed the slave. El portero siguió al esclavo, no un poco preocupado.

Er wurde in die Gesellschaft einiger vornehmer Herren geführt, Byl veden do společnosti některých významných pánů, He was brought in to a small group of distinguished gentlemen, Fue conducido a la compañía de algunos distinguidos caballeros,

die inmitten unschätzbaren Reichtums versammelt waren. shromážděné uprostřed neocenitelného bohatství. who were gathered among treasures of incalculable value. que estaban reunidos en medio de una riqueza inestimable.

Den Ehrenplatz nahm ein stattlicher Greis ein, An imposing old man sat in the place of honour, El lugar de honor lo ocupó un anciano señorial,

vor dem sich jetzt der Packträger ehrebietig verneigte. before whom the carrier bowed low. ante quien el portero se inclinó con honor.

Jener aber, welcher der reiche Sindbad in eigener Person war, It was rich Sindbad himself, Pero el que era el rico Sinbad en su propia persona,

ließ ihm köstliche Speisen vorsetzen. nechal si naservírovat chutné jídlo. and he had delicious food brought to the carrier. le sirvieron comida deliciosa.

„Du beklagtest dich vorhin, lieber Freund,“ begann der Hausherr nach einiger Zeit, "Just now you were complaining, my dear friend," said the host after a while, "Antes te quejabas, querido amigo", empezó el casero al cabo de un rato,

„daß dich das Schicksal statt mit Gütern nur mit Arbeit gesegnet hat! „že ti osud požehnal jen prací místo zbožím! "that fate has blessed you with work instead of with property. "¡que el destino te ha bendecido con trabajo en lugar de bienes!

Deine Klage erinnert mich an viel Trübsal und Not, die ich selbst Tvůj nářek mi připomíná mnoho trápení a úzkosti, které jsem já sám Your lament reminds me of much sorrow and poverty I had to bear myself Tu lamento me recuerda muchas tribulaciones y penurias que yo mismo

erdulden mußte, ehe ich zu meinem jetzigen Wohlstand gelangte. before I reached my present wealth.

Viele Reisen habe ich machen müssen, I had to undertake many travels,

und wenn es Euch, meine edlen Herren, angenehm ist, and if it pleases you, noble gentlemen, y si les place, honorables caballeros,

so will ich einiges davon erzählen; I will tell you something about them,

auch Du, mein werter Namensvetter, sollst zuhören.“ and you, my esteemed namesake, shall hear them too.“ Tú también, mi querido tocayo, escucharás".

Alle gaben ihrer Freude Ausdruck, They all expressed their pleasure, Todos expresaron su alegría,

und Sindbad der Seefahrer begann mit den Abenteuern seiner ersten Reise. and Sindbad the Sailor began to recount the adventures of his first journey. y Simbad el Marino comenzó las aventuras de su primer viaje.