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Der Schatten über Innsmouth - H P Lovecraft, Der Schatten über Innsmouth - Kapitel 3 – 05

Der Schatten über Innsmouth - Kapitel 3 – 05

Die abscheuliche Plötzlichkeit und das unmenschliche Grauen des alten Mannes' Schreies ließ mich fast ohnmächtig werden. Seine Augen, an mir vorbei auf die übelriechende See starrend, schienen förmlich aus seinem Kopf zu springen während sein Gesicht sich zu einer Maske der Furcht, einer griechischen Tragödie werd verzog. Seine knochige Klaue grub sich in meine Schulter und er bewegte sich nicht als ich meinen Kopf drehte um zu sehen, was er erblickt hatte.

Da war für mich nichts zu sehen. Nur die herankommende Flut, die vielleicht ein Kräuseln näher kam als die entlegenen Brecher. Doch Zadok schüttelte mich und ich drehte mich zurück und sah das vor Furcht erstarrte Gesicht in ein Chaos aus zuckenden Augenbrauen und murmelnden, zahnlosen Kiefern zerschmelzen. Bald kehrte seine Stimme zurück --- jedoch als ein wimmerndes Flüstern.

„Verschwinde von hier! Verschwinde von hier! Sie hab'n uns geseh'n --- Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist! Warte auf nix und niemanden --- sie wissen jetzt Bescheid --- Lauf was Du kannst --- schnell raus aus dieser Stadt ---“

Eine weitere schwere Welle brach sich am losen Mauerwerk der ehemaligen Werft und wandelte das Flüstern des wahnsinnigen Alten in einen weiteren unmenschlichen und markerschütternden Schrei.

„EYAAAHHHH! … YAAAAAAAHH! …“

Bevor ich meinen zerstreuten Verstand wieder zusammen bekam, hatte er seinen Griff an meiner Schulter gelöst und rannte wild landeinwärts zur Straße, um die zerstörte Lagerhauswand.

Ich blickte zurück auf's Meer. Dort war nichts. Und als ich die Water Street erreichte und an dort entlang nach Norden schaute, war dort keine Spur von Zadok Allen.

Ich kann die Stimmung in der mich diese entsetzliche Begebenheit hinterließ kaum beschreiben --- eine Begebenheit, zugleich wahnsinnig und Mitleid erregend, grotesk und furchterregend. Der Junge vom Lebensmittelgeschäft hatte mich darauf vorbereitet, doch hinterließ mich die Realität dadurch nicht weniger fassungslos und verstört. So infantil die Geschichte auch war, die irrsinnige Ernsthaftigkeit und der Schrecken des alten Zadok hatten mir eine sich steigernde Unruhe vermittelt die sich zu meinem bereits vorhandenen Gefühl der Abscheu für diese Stadt und ihren Pesthauch von ungreifbaren Schatten gesellte.

Später würde ich die Geschichte überprüfen und einen Kern geschichtlicher Allegorie daraus gewinnen können, doch nun wollte ich sie nur aus meinem Kopf haben. Es war gefährlich spät geworden --- meine Uhr zeigte Viertel nach Sieben und der Bus nach Arkham verließ den Markplatz um Acht --- also versuchte ich, meine Gedanken so gut wie möglich in neutrale und zweckmäßige Bahnen zu lenken während ich zügig durch die verlassenen Straßen voller klaffender Dächer und schiefer Häuser in Richtung des Hotels, wo ich meine Reisetasche abgegeben hatte, ging und meinen Bus finden wollte.

Obwohl das goldene Licht des Spätnachmittags den uralten Dächern und baufälligen Kaminen einen Hauch von mystischer Schönheit und Frieden verlieh, konnte ich nicht anders als dann und wann über meine Schulter zu schauen. Ich würde sicherlich froh sein, aus dem übelriechenden und von Angst überschatteten Innsmouth zu verschwinden und wünschte, es gäbe ein anderes Transportmittel als den Bus, den jener finster aussehende Kerl Sargent fuhr. Doch hastete ich nicht zu eilig, denn es gab sehenswerte architektonische Details an jeder stillen Ecke und ich konnte, so rechnete ich mir aus, die benötigte Distanz leicht in einer halben Stunde durchmessen.

Die Karte des Jungen aus dem Lebensmittelgeschäft studierend um eine Route zu finden, die ich noch nicht durchlaufen hatte, wählte ich die Marsh Street anstatt der State für meinen Weg zum Marktplatz. Nahe der Ecke Fall Street begann ich versprengte Gruppen von verstohlenen tuschelnden Gestalten zu bemerken und als ich schließlich den Platz erreichte, sah ich, dass fast alle dort bummelnden sich um die Tür des Gilman House versammelt hatten. Es schien als ob zahlreiche hervorgetretene, triefäugige, unverwandte Blicke mich sonderbar anstarrten als ich meine Reisetasche in der Lobby einforderte und ich hoffte, dass keine dieser unangenehmen Kreaturen mir im Bus Gesellschaft leisten würden.

Der Bus rasselte ziemlich früh, um kurz vor 8 mit drei Passagieren heran und ein finster schauender Kerl auf dem Bürgersteig murmelte ein paar undeutliche Worte zum Fahrer. Sargent warf einen Postsack und einen Stapel Zeitungen heraus und betrat das Hotel und die Passagiere --- die selben Männer, die ich diesen Morgen in Newburyport hatte ankommen sehen --- schlurften zum Gehsteig und wechselten einige leise, gutturale Worte mit einem Penner in einer Sprache von der ich hätte schwören können, dass es kein Englisch war. Ich bestieg den leeren Bus und nahm den selben Platz ein, auf dem ich zuvor gesessen hatte, doch ich hatte mich kaum niedergelassen als Sargent wieder erschien und mit kehliger Stimme von besonderer Widerwärtigkeit etwas zu grummeln begann.

Ich hatte, so schien es, sehr großes Pech. Es gab ein Problem mit dem Motor, trotz der gutgemachten Zeit von Newburyport aus und der Bus könne die Reise nach Arkham nicht vollenden. Nein, er könne weder bis Einbruch der Nacht repariert werden, noch gab es irgendeinen anderes Transportmittel aus Innsmouth heraus, weder nach Arkham, noch sonst wohin. Sargent entschuldigte sich, doch ich würde im Gilman einkehren müssen. Der Empfangschef dort würde mir wahrscheinlich einen guten Preis machen aber es gab keine andere Möglichkeit. Fast verwirrt durch dieses plötzliche Hindernis und den Einbruch der Dunkelheit in dieser verrottenden und halb unbeleuchteten Stadt fürwahr fürchtend, verließ ich den Bus und betrat wieder die Hotellobby, wo der mürrische, sonderbar aussehende Angestellte der Nachtschicht mir sagte, ich könne Zimmer 428 unter dem Dachgeschoss haben --- groß, doch ohne fließend Wasser --- für einen Dollar.

Trotz allem, was ich in Newburyport über dieses Hotel gehört hatte, trug ich mich ins Gästebuch ein, zahlte meinen Dollar, ließ den Angestellten meine Tasche nehmen und folgte dem mürrischen Bediensteten über drei knarrende Treppen an staubigen Korridoren vorbei, die jeglichen Lebens entbehrten. Mein Zimmer, ein trostloses hinteres mit zwei Fenstern und nackten, einfachen Möbeln überblickte einen schmutzigen, ansonsten mit niedrigen, öden Ziegelmauern umgebenen Hof und und gewährte einen Ausblick auf baufällige, sich nach Westen erstreckende Dächer mit sumpfiger Landschaft jenseits davon. Am Ende des Korridors gab es ein Bad --- ein entmutigendes Relikt mit einer uralten Marmorschüssel, Zinnbadewanne, einer schwachen elektrischen Leuchte und modriger Holzverkleidung um alle Armaturen.

Im verbleibenden Tageslicht stieg ich herab zum Platz und schaute mich nach irgendeiner Form von Abendessen um, dabei die befremdlichen Blicke bemerkend, die ich von den unheilsamen Gammlern erhielt. Da der Lebensmittelladen geschlossen hatte, war ich gezwungen das Restaurant aufzusuchen, welches ich vorher gemieden hatte. Ein gebeugter, schmalköpfiger Herr mit glotzenden, starren Augen und einem plattnasigen Weib mit unglaublich ungeschickten, plumpen Händen taten dort ihren Dienst. Die Bedienung lief über einen Schalter und es erleichterte mich, dass das meiste aus Dosen und Päckchen serviert wurde. Eine Schale Gemüsesuppe mit ein paar Crackern genügte mir und ich begab mich bald zurück in mein trostloses Zimmer im Gilman und nahm unterwegs eine Abendzeitung und ein abgegriffenes Magazin von einem klapprigen Zeitungsstand bei dem grimmig blickenden Mann am Schalter mit.

Als die Dämmerung hereinbrach, schaltete ich die schwache Glühbirne über dem billigen eisernen Bettgestell ein und versuchte, meine begonnene Lektüre fortzusetzen so gut ich konnte. Ich hielt es für ratsam, meinen Verstand vollständig beschäftigt zu halten, da ich nicht über die Abnormitäten dieses uralten, von Zerstörung überschatteten Städtchens nachdenken wollte, solang ich mich noch innerhalb seiner Grenzen befand. Die irrsinnigen Geschichten, die ich von dem alten Trunkenbold gehört hatte, versprachen keine sonderlich sanften Träume und ich fühlte, dass ich das Bild seiner wilden Triefaugen soweit wie möglich aus meiner Fantasie halten sollte.

Ich durfte auch nicht daran denken, was der Fabrikinspektor dem Fahrkartenverkäufer in Newburyport über das Gilman House und die Stimmen seiner nächtlichen Bewohner erzählt hatte --- nicht daran und auch nicht an das Gesicht unter der Tiara in dem dunklen Kircheneingang. Ein Gesicht, dessen Schrecken mein Bewusstsein nicht erfassen konnte. Es wäre wohl leichter gewesen, meine Gedanken von diesen verstörenden Themen abzulenken, wenn der Raum nicht so schauerlich modrig gewesen wäre. Unter den gegebenen Umständen verschmolz der todbringende Muff auf abscheuliche Weise mit dem allgemeinen Fischgestank der Stadt und lenkte die Fantasie beharrlich auf Tod und Verderbnis.


Der Schatten über Innsmouth - Kapitel 3 – 05 The Shadow Over Innsmouth - Chapter 3 - 05 Skuggan över Innsmouth - Kapitel 3 - 05

Die abscheuliche Plötzlichkeit und das unmenschliche Grauen des alten Mannes' Schreies ließ mich fast ohnmächtig werden. Seine Augen, an mir vorbei auf die übelriechende See starrend, schienen förmlich aus seinem Kopf zu springen während sein Gesicht sich zu einer Maske der Furcht, einer griechischen Tragödie werd verzog. Seine knochige Klaue grub sich in meine Schulter und er bewegte sich nicht als ich meinen Kopf drehte um zu sehen, was er erblickt hatte.

Da war für mich nichts zu sehen. Nur die herankommende Flut, die vielleicht ein Kräuseln näher kam als die entlegenen Brecher. Doch Zadok schüttelte mich und ich drehte mich zurück und sah das vor Furcht erstarrte Gesicht in ein Chaos aus zuckenden Augenbrauen und murmelnden, zahnlosen Kiefern zerschmelzen. Bald kehrte seine Stimme zurück --- jedoch als ein wimmerndes Flüstern.

„Verschwinde von hier! Verschwinde von hier! Sie hab'n uns geseh'n --- Verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist! Warte auf nix und niemanden --- sie wissen jetzt Bescheid --- Lauf was Du kannst --- schnell raus aus dieser Stadt ---“

Eine weitere schwere Welle brach sich am losen Mauerwerk der ehemaligen Werft und wandelte das Flüstern des wahnsinnigen Alten in einen weiteren unmenschlichen und markerschütternden Schrei.

„EYAAAHHHH! … YAAAAAAAHH! …“

Bevor ich meinen zerstreuten Verstand wieder zusammen bekam, hatte er seinen Griff an meiner Schulter gelöst und rannte wild landeinwärts zur Straße, um die zerstörte Lagerhauswand.

Ich blickte zurück auf's Meer. Dort war nichts. Und als ich die Water Street erreichte und an dort entlang nach Norden schaute, war dort keine Spur von Zadok Allen.

Ich kann die Stimmung in der mich diese entsetzliche Begebenheit hinterließ kaum beschreiben --- eine Begebenheit, zugleich wahnsinnig und Mitleid erregend, grotesk und furchterregend. Der Junge vom Lebensmittelgeschäft hatte mich darauf vorbereitet, doch hinterließ mich die Realität dadurch nicht weniger fassungslos und verstört. So infantil die Geschichte auch war, die irrsinnige Ernsthaftigkeit und der Schrecken des alten Zadok hatten mir eine sich steigernde Unruhe vermittelt die sich zu meinem bereits vorhandenen Gefühl der Abscheu für diese Stadt und ihren Pesthauch von ungreifbaren Schatten gesellte.

Später würde ich die Geschichte überprüfen und einen Kern geschichtlicher Allegorie daraus gewinnen können, doch nun wollte ich sie nur aus meinem Kopf haben. Es war gefährlich spät geworden --- meine Uhr zeigte Viertel nach Sieben und der Bus nach Arkham verließ den Markplatz um Acht --- also versuchte ich, meine Gedanken so gut wie möglich in neutrale und zweckmäßige Bahnen zu lenken während ich zügig durch die verlassenen Straßen voller klaffender Dächer und schiefer Häuser in Richtung des Hotels, wo ich meine Reisetasche abgegeben hatte, ging und meinen Bus finden wollte.

Obwohl das goldene Licht des Spätnachmittags den uralten Dächern und baufälligen Kaminen einen Hauch von mystischer Schönheit und Frieden verlieh, konnte ich nicht anders als dann und wann über meine Schulter zu schauen. Ich würde sicherlich froh sein, aus dem übelriechenden und von Angst überschatteten Innsmouth zu verschwinden und wünschte, es gäbe ein anderes Transportmittel als den Bus, den jener finster aussehende Kerl Sargent fuhr. Doch hastete ich nicht zu eilig, denn es gab sehenswerte architektonische Details an jeder stillen Ecke und ich konnte, so rechnete ich mir aus, die benötigte Distanz leicht in einer halben Stunde durchmessen.

Die Karte des Jungen aus dem Lebensmittelgeschäft studierend um eine Route zu finden, die ich noch nicht durchlaufen hatte, wählte ich die Marsh Street anstatt der State für meinen Weg zum Marktplatz. Nahe der Ecke Fall Street begann ich versprengte Gruppen von verstohlenen tuschelnden Gestalten zu bemerken und als ich schließlich den Platz erreichte, sah ich, dass fast alle dort bummelnden sich um die Tür des Gilman House versammelt hatten. Es schien als ob zahlreiche hervorgetretene, triefäugige, unverwandte Blicke mich sonderbar anstarrten als ich meine Reisetasche in der Lobby einforderte und ich hoffte, dass keine dieser unangenehmen Kreaturen mir im Bus Gesellschaft leisten würden.

Der Bus rasselte ziemlich früh, um kurz vor 8 mit drei Passagieren heran und ein finster schauender Kerl auf dem Bürgersteig murmelte ein paar undeutliche Worte zum Fahrer. Sargent warf einen Postsack und einen Stapel Zeitungen heraus und betrat das Hotel und die Passagiere --- die selben Männer, die ich diesen Morgen in Newburyport hatte ankommen sehen --- schlurften zum Gehsteig und wechselten einige leise, gutturale Worte mit einem Penner in einer Sprache von der ich hätte schwören können, dass es kein Englisch war. Ich bestieg den leeren Bus und nahm den selben Platz ein, auf dem ich zuvor gesessen hatte, doch ich hatte mich kaum niedergelassen als Sargent wieder erschien und mit kehliger Stimme von besonderer Widerwärtigkeit etwas zu grummeln begann.

Ich hatte, so schien es, sehr großes Pech. Es gab ein Problem mit dem Motor, trotz der gutgemachten Zeit von Newburyport aus und der Bus könne die Reise nach Arkham nicht vollenden. Nein, er könne weder bis Einbruch der Nacht repariert werden, noch gab es irgendeinen anderes Transportmittel aus Innsmouth heraus, weder nach Arkham, noch sonst wohin. Sargent entschuldigte sich, doch ich würde im Gilman einkehren müssen. Der Empfangschef dort würde mir wahrscheinlich einen guten Preis machen aber es gab keine andere Möglichkeit. Fast verwirrt durch dieses plötzliche Hindernis und den Einbruch der Dunkelheit in dieser verrottenden und halb unbeleuchteten Stadt fürwahr fürchtend, verließ ich den Bus und betrat wieder die Hotellobby, wo der mürrische, sonderbar aussehende Angestellte der Nachtschicht mir sagte, ich könne Zimmer 428 unter dem Dachgeschoss haben --- groß, doch ohne fließend Wasser --- für einen Dollar.

Trotz allem, was ich in Newburyport über dieses Hotel gehört hatte, trug ich mich ins Gästebuch ein, zahlte meinen Dollar, ließ den Angestellten meine Tasche nehmen und folgte dem mürrischen Bediensteten über drei knarrende Treppen an staubigen Korridoren vorbei, die jeglichen Lebens entbehrten. Mein Zimmer, ein trostloses hinteres mit zwei Fenstern und nackten, einfachen Möbeln überblickte einen schmutzigen, ansonsten mit niedrigen, öden Ziegelmauern umgebenen Hof und und gewährte einen Ausblick auf baufällige, sich nach Westen erstreckende Dächer mit sumpfiger Landschaft jenseits davon. Am Ende des Korridors gab es ein Bad --- ein entmutigendes Relikt mit einer uralten Marmorschüssel, Zinnbadewanne, einer schwachen elektrischen Leuchte und modriger Holzverkleidung um alle Armaturen.

Im verbleibenden Tageslicht stieg ich herab zum Platz und schaute mich nach irgendeiner Form von Abendessen um, dabei die befremdlichen Blicke bemerkend, die ich von den unheilsamen Gammlern erhielt. Da der Lebensmittelladen geschlossen hatte, war ich gezwungen das Restaurant aufzusuchen, welches ich vorher gemieden hatte. Ein gebeugter, schmalköpfiger Herr mit glotzenden, starren Augen und einem plattnasigen Weib mit unglaublich ungeschickten, plumpen Händen taten dort ihren Dienst. Die Bedienung lief über einen Schalter und es erleichterte mich, dass das meiste aus Dosen und Päckchen serviert wurde. Eine Schale Gemüsesuppe mit ein paar Crackern genügte mir und ich begab mich bald zurück in mein trostloses Zimmer im Gilman und nahm unterwegs eine Abendzeitung und ein abgegriffenes Magazin von einem klapprigen Zeitungsstand bei dem grimmig blickenden Mann am Schalter mit.

Als die Dämmerung hereinbrach, schaltete ich die schwache Glühbirne über dem billigen eisernen Bettgestell ein und versuchte, meine begonnene Lektüre fortzusetzen so gut ich konnte. Ich hielt es für ratsam, meinen Verstand vollständig beschäftigt zu halten, da ich nicht über die Abnormitäten dieses uralten, von Zerstörung überschatteten Städtchens nachdenken wollte, solang ich mich noch innerhalb seiner Grenzen befand. Die irrsinnigen Geschichten, die ich von dem alten Trunkenbold gehört hatte, versprachen keine sonderlich sanften Träume und ich fühlte, dass ich das Bild seiner wilden Triefaugen soweit wie möglich aus meiner Fantasie halten sollte.

Ich durfte auch nicht daran denken, was der Fabrikinspektor dem Fahrkartenverkäufer in Newburyport über das Gilman House und die Stimmen seiner nächtlichen Bewohner erzählt hatte --- nicht daran und auch nicht an das Gesicht unter der Tiara in dem dunklen Kircheneingang. Ein Gesicht, dessen Schrecken mein Bewusstsein nicht erfassen konnte. Es wäre wohl leichter gewesen, meine Gedanken von diesen verstörenden Themen abzulenken, wenn der Raum nicht so schauerlich modrig gewesen wäre. Unter den gegebenen Umständen verschmolz der todbringende Muff auf abscheuliche Weise mit dem allgemeinen Fischgestank der Stadt und lenkte die Fantasie beharrlich auf Tod und Verderbnis.