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Horror Kurzgeschichten, Der sterbliche Unsterbliche von Mary Shelley - 02

Der sterbliche Unsterbliche von Mary Shelley - 02

Cornelius hatte für drei Tage und Nächte alles bewacht und dabei kein Auge geschlossen. Seine Brennkolben entwickelten sich langsamer, als er erwartet hatte; und trotz seiner Aufregung machte die Müdigkeit seine Augenlider schwer. Immer wieder bekämpfte er die Schläfrigkeit mit mehr menschlicher Willenskraft. Immer wieder drifteten seine Sinne davon. Er betrachtete seine Tiegel wehmütig. »Noch nicht fertig«, murmelte er, »Noch eine weitere Nacht bis das Werk vollendet ist. Winzy, sie sind wachsam – sie sind treu – sie sind ausgeschlafen, mein Junge – sie haben die letzte Nacht geschlafen. Beobachten Sie das Glasgefäß. Die darin enthaltenen Flüssigkeit ist aus einer sanften Rosé-Farbe. Jeden Moment beginnt es seinen Farbton zu ändern – wecken Sie mich dann – bis dahin kann ich meine Augen schließen. Erst wird es weiß, und dann strahlend golden flackern, aber warten Sie nicht solang. Sobald die Rosé-Farbe verblasst, wecken Sie mich.« Ich hörte kaum die letzten Worte, schläfrig gemurmelt wie sie waren. Selbst jetzt ergab er sich noch immer nicht der Natur. »Winzy, mein Junge«, sagte er wieder, »Bitte berühren Sie das Gefäß nicht – tun Sie nichts davon auf die Lippen, es ist ein Liebeszauber – ein Trank, um die Liebe zu heilen – Sie möchten doch nicht aufhören, Ihre Bertha lieben! – Vorsicht vor dem Trinken!«

Und dann schlief er. Seine ehrwürdiger Kopf war auf die Brust gesunken, und ich lauschte seinen kurzen, regelmäßigen Atemzügen. Für ein paar Minuten beobachtete ich das Gefäß – die rosige Farbe der Flüssigkeit blieb unverändert. Dann wanderten meine Gedanken fort – sie suchten die Quelle im Wald auf, und erfreuten sich an tausend bezaubernden Szenen, die sich dort nie wieder zutragen würden – niemals wieder!

Schlangen und Nattern nagten an meinem Herzen als sich das Wort ›niemals!‹ zur Hälfte auf meinen Lippen gebildet hatte. Falsches Mädchen – falsch und grausam! Nie mehr würde sie mich anlächeln, wie sie an diesem Abend Albert angelächelt hatte. Wertlose, verabscheuungswürdige Frau! Aber ich würde mich rächen – sie sollte zuschauen, wie Albert zu ihren Füßen verging – sie sollte durch meine Rache sterben. Sie hatte in Verachtung und Triumph gelächelt – weil sie mein Unglück und ihre Macht über mich kannte. Doch welche Macht hatte sie wirklich? – die Macht meinen Hass aufs Äußerste zu steigern – meine völlige Verachtung – meine – oh, alles, aber nicht meine Gleichgültigkeit! Könnte ich das erreichen, dann könnte ich sie mit unbeteiligten Augen betrachten, meine abgewiesene Liebe auf eine gerechtere und wahrhaftigere Sache lenken – dass wäre in der Tat ein wahrer Sieg!

Ein heller Blitz traf meine Augen. Ich hatte die Arznei des Adepten vergessen. Mit Erstaunen blickte auf sie. Blitze von bewundernswerter Schönheit, heller als wie ein Diamant erglüht, wenn ihn die Strahlen der Sonne treffen, gingen von der Oberfläche der Flüssigkeit aus; und ein Geruch, so duftend und wunderbar, raubte mir die Sinne. Das Gefäß schien eine Kugel aus strahlendem Leben, schön für das Auge, aber noch einladender für den Geschmack. Mein erster Gedanke, von primitiven Instinkten getrieben, war, ich werde – ich muss dies trinken. Und so hob das Gefäß an meine Lippen. »Es wird mir dabei helfen, die Liebe zu heilen – diese Folter!« Ich hatte bereits die eine Hälfte des köstlichsten Gebräus, welches je ein menschlicher Gaumen gekostet hatte, getrunken, als sich der Philosoph rührte. Ich zuckte zusammen – und ließ das Glas fallen – die Flüssigkeit flammte auf, breitete sich über den Boden aus, und ich fühlte Cornelius Griff um meine Kehle, während er laut schrie: »Trottel! Sie haben mein Lebenswerk zerstört!«

Dem Philosophen war überhaupt nicht bewusst, dass ich einen Teil von seiner Droge getrunken hatte. Sein Eindruck war, und ich gab dazu meine stillschweigende Zustimmung, dass ich das Gefäß aus Neugier angehoben, und dann, von seiner Helligkeit und den Blitzen intensiven Lichts die es abgab erschreckt, es hatte fallen lassen. Ich habe ihn nie aufgeklärt. Das Feuer der Arznei wurde erstickt – der Duft erstarb – er beruhigte sich wieder, so wie es sich für einen Philosophen unter schwersten Prüfungen geziemte, und entließ mich endlich, um auszuruhen.

Ich werde nicht versuchen den Schlaf zu beschreiben, in dem ich meine Seele in einem Paradies voller Herrlichkeit und Seligkeit in den restlichen Stunden dieser denkwürdigen Nacht badete. Worte wären zu schwach und schal für diese besonderen Weisen meines Vergnügens. Ich werde auch nicht versuchen, das Glück, das meine Brust beseelte als ich aufwachte, zu beschreiben. Ich schritt durch Luft – und meine Gedanken waren im Himmel. Die Erde erschien mir wie das Himmelreich, und mein Anteil daran war ein einziger Zustand der Verzückung. »So ist es also, wenn man von der Liebe geheilt wird«, dachte ich, »Ich werde Bertha heute sehen, und sie wird ihren Geliebten kalt und ohne Reue finden; gar zu glücklich um verächtlich zu sein, und doch so völlig gleichgültig ihr gegenüber!«

Die Stunden tanzten nur so vorüber. Der Philosoph glaubte sicher, dass, was ihm einmal gelungen war, ihm vielleicht wieder gelänge, und fing an, die gleiche Medizin noch einmal zusammenzubrauen. Er würde sich mit seinen Büchern und Arzneien einschließen, und ich hatte frei.

Ich kleidete mich mit Sorgfalt, betrachtete mich in einem alten, polierten Schild, der mir als Spiegel diente … bei mir bemerkend, dass sich mein gutes Aussehen wundersam verbessert habe. Und so eilte ich über das Stadtgebiet, die reinste Freude in meiner Seele, die Schönheit des Himmels und der Erde um mich herum. Ich wendete meine Schritte in Richtung der Burg – konnte ich doch nun mit leichtem Herzen auf seine hohen Türme schauen, denn ich war von der Liebe geheilt. Meine Bertha sah mich schon von Ferne, als ich die Allee heraufkam.

Ich weiß nicht, welcher plötzlichen Impuls ihre Brust belebte, aber bei diesem Anblick sprang sie wie ein leichtes Kätzchen die Marmorstufen herunter und eilte auf mich zu. Aber ich wurde auch von einer anderen Person wahrgenommen. Die alte, hochwohlgeborene Hexe, die sich selbst Berthas Beschützerin nannte, aber eigentlich ihre Tyrannin war, hatte mich auch gesehen. Sie humpelte keuchend die Terrasse hoch – ein Page, so hässlich wie sie selbst, hielt sich dicht hinter ihr, fächelte ihr zu als sie sich so eilte – und hielt mein schönes Mädchen mit einem: »Nanu, wohin so schnell, meine freche Dame? Zurück in deinen Käfig. – Draußen lauern die Falken.« zurück.

Bertha schlug die Hände vors Gesicht – ihr Blick ruhte immer noch auf meiner sich nahenden Gestalt. Ich sah den Widerstreit in ihr. Oh wie verabscheute ich die Alte, die auf diese Weise ihren Einfluss auf Berthas weiches Herz erprobte. Bisher hatte mich der Respekt vor ihrem Rang veranlasst, die Dame des Schlosses zu meiden.

Jetzt verwarf ich aber solche Überlegungen als unerheblich. Ich war von der Liebe geheilt und allen menschlichen Ängsten enthoben. Ich eilte nach vorne und erreichte bald die Terrasse. Wie schön Bertha aussah! Ihre Augen blitzten wie Feuer, ihre Wangen glühten voll Ungeduld und Wut, und so schien sie tausendmal anmutiger und bezaubernder als je zuvor. Ich war nicht länger verliebt – oh nein! Ich liebte – verehrte – vergötterte sie!

Sie war an diesem Morgen mit stärkerer Vehemenz als sonst bedrängt worden, einer sofortigen Heirat mit meinem Rivalen zuzustimmen. Ihr wurde die Ermutigung, die sie ihm gezeigt hatte, vorgeworfen – und damit gedroht, sie mit Scham und Schade vor die Tür zu setzen.

Ihr stolzer Geist erhob sich angesichts einer solchen Bedrohung; wenn sie sich jedoch erinnerte, wie sie Spott auf mich gehäuft hatte, und wie sie dadurch vielleicht den einen verloren hatte, den sie als ihren einziger Freund betrachtete, da weinte sie voll Reue und Wut.

In diesem Moment erschien ich. »Oh, Winzy!«, rief sie aus, »nehmen Sie mich zur Hütte Ihrer Mutter mit; lassen Sie mich schnellstens diesen abscheulichen Luxus und das Leid dieser edlen Unterkunft verlassen – bringen Sie mich zur Armut und dem Glück!«

Ich schlang meine Arme um sie, und behielt sie so während des ganzen Rückweges. Die alte Dame war sprachlos vor Wut, und brach erst in Schmähungen aus, als wir uns schon weit auf dem Weg zu meinem Geburtshaus entfernt hatten.

Meine Mutter empfing den schönen Flüchtling mit Zärtlichkeit und Freude, als er dem goldenen Käfig endlich entflohen, endlich zur Natürlichkeit und Freiheit zurückfand. Mein Vater, der sie liebte, begrüßte sie herzlichst. Es war ein Tag der Freude, der nicht des himmlischen Trankes des Alchimisten bedurfte, um mich mit Entzücken zu erfüllen.

Bald nach diesem ereignisreichen Tag, wurde ich der Ehemann von Bertha. Zwar hatte ich aufgehört, der Lehrling von Cornelius sein, aber ich blieb weiter sein Freund.

Ich fühlte ihm gegenüber weiterhin Dankbarkeit dafür, dass er mich, ohne es zu wissen, mit diesem wohlschmeckenden Versuch eines göttlichen Elixiers versorgt hatte, welches, statt mich von der Liebe zu heilen (Traurig Heilung! Einsames und freudloses Mittel für jene Übel, die im Rückblick als Segen erscheinen), mich zu Mut und Entschlossenheit inspiriert hatte, und so einen unschätzbaren Schatz für mich gewann – meine Bertha.

Ich habe mir oft die Zeit des trance-ähnlichen Rausches mit Staunen ins Gedächtnis zurückgerufen. Das Getränk des Cornelius hatte die Aufgabe, für welche er es bestätigtermassen bereitet hatte, nicht erfüllt, aber seine Auswirkungen waren stärker und segenspendender, als Worte es ausdrücken könnten. Diese verblassten zwar nach und nach, doch sie hielten sich lange – und malten das Leben in den prächtigsten Farben. Bertha wunderte sich oft über die Leichtigkeit meines Herzens und meine ungewohnte Heiterkeit; denn, vorher war ich ziemlich ernst oder sogar traurig in meinem Gemüt gewesen. Sie liebte mich um so mehr für meine fröhliche Stimmung, und unsere Tage waren durch Freude beschwingt.


Der sterbliche Unsterbliche von Mary Shelley - 02 The Mortal Immortal by Mary Shelley - 02 Le mortel immortel de Mary Shelley - 02

Cornelius hatte für drei Tage und Nächte alles bewacht und dabei kein Auge geschlossen. Seine Brennkolben entwickelten sich langsamer, als er erwartet hatte; und trotz seiner Aufregung machte die Müdigkeit seine Augenlider schwer. His alembics developed more slowly than he had expected; and despite his excitement, fatigue weighed his eyelids down. Os seus frascos ardentes desenvolveram-se mais lentamente do que ele esperava; e apesar da sua excitação, a fadiga tornou as suas pálpebras pesadas. Immer wieder bekämpfte er die Schläfrigkeit mit mehr menschlicher Willenskraft. Immer wieder drifteten seine Sinne davon. Er betrachtete seine Tiegel wehmütig. »Noch nicht fertig«, murmelte er, »Noch eine weitere Nacht bis das Werk vollendet ist. Winzy, sie sind wachsam – sie sind treu – sie sind ausgeschlafen, mein Junge – sie haben die letzte Nacht geschlafen. Beobachten Sie das Glasgefäß. Die darin enthaltenen Flüssigkeit ist aus einer sanften Rosé-Farbe. Jeden Moment beginnt es seinen Farbton zu ändern – wecken Sie mich dann – bis dahin kann ich meine Augen schließen. Erst wird es weiß, und dann strahlend golden flackern, aber warten Sie nicht solang. Sobald die Rosé-Farbe verblasst, wecken Sie mich.« Ich hörte kaum die letzten Worte, schläfrig gemurmelt wie sie waren. Selbst jetzt ergab er sich noch immer nicht der Natur. »Winzy, mein Junge«, sagte er wieder, »Bitte berühren Sie das Gefäß nicht – tun Sie nichts davon auf die Lippen, es ist ein Liebeszauber – ein Trank, um die Liebe zu heilen – Sie möchten doch nicht aufhören, Ihre Bertha lieben! – Vorsicht vor dem Trinken!«

Und dann schlief er. Seine ehrwürdiger Kopf war auf die Brust gesunken, und ich lauschte seinen kurzen, regelmäßigen Atemzügen. Für ein paar Minuten beobachtete ich das Gefäß – die rosige Farbe der Flüssigkeit blieb unverändert. Dann wanderten meine Gedanken fort – sie suchten die Quelle im Wald auf, und erfreuten sich an tausend bezaubernden Szenen, die sich dort nie wieder zutragen würden – niemals wieder!

Schlangen und Nattern nagten an meinem Herzen als sich das Wort ›niemals!‹ zur Hälfte auf meinen Lippen gebildet hatte. Falsches Mädchen – falsch und grausam! Nie mehr würde sie mich anlächeln, wie sie an diesem Abend __Albert__ angelächelt hatte. Wertlose, verabscheuungswürdige Frau! Aber ich würde mich rächen – sie sollte zuschauen, wie Albert zu ihren Füßen verging – sie sollte durch meine Rache sterben. Sie hatte in Verachtung und Triumph gelächelt – weil sie mein Unglück und ihre Macht über mich kannte. Doch welche Macht hatte sie wirklich? – die Macht meinen Hass aufs Äußerste zu steigern – meine völlige Verachtung – meine – oh, alles, aber nicht meine Gleichgültigkeit! Könnte ich das erreichen, dann könnte ich sie mit unbeteiligten Augen betrachten, meine abgewiesene Liebe auf eine gerechtere und wahrhaftigere Sache lenken – dass wäre in der Tat ein wahrer Sieg!

Ein heller Blitz traf meine Augen. Ich hatte die Arznei des Adepten vergessen. Mit Erstaunen blickte auf sie. Blitze von bewundernswerter Schönheit, heller als wie ein Diamant erglüht, wenn ihn die Strahlen der Sonne treffen, gingen von der Oberfläche der Flüssigkeit aus; und ein Geruch, so duftend und wunderbar, raubte mir die Sinne. Das Gefäß schien eine Kugel aus strahlendem Leben, schön für das Auge, aber noch einladender für den Geschmack. Mein erster Gedanke, von primitiven Instinkten getrieben, war, ich werde – ich muss dies trinken. Und so hob das Gefäß an meine Lippen. »Es wird mir dabei helfen, die Liebe zu heilen – diese Folter!« Ich hatte bereits die eine Hälfte des köstlichsten Gebräus, welches je ein menschlicher Gaumen gekostet hatte, getrunken, als sich der Philosoph rührte. Ich zuckte zusammen – und ließ das Glas fallen – die Flüssigkeit flammte auf, breitete sich über den Boden aus, und ich fühlte Cornelius Griff um meine Kehle, während er laut schrie: »Trottel! Sie haben mein Lebenswerk zerstört!«

Dem Philosophen war überhaupt nicht bewusst, dass ich einen Teil von seiner Droge getrunken hatte. Sein Eindruck war, und ich gab dazu meine stillschweigende Zustimmung, dass ich das Gefäß aus Neugier angehoben, und dann, von seiner Helligkeit und den Blitzen intensiven Lichts die es abgab erschreckt, es hatte fallen lassen. Ich habe ihn nie aufgeklärt. Das Feuer der Arznei wurde erstickt – der Duft erstarb – er beruhigte sich wieder, so wie es sich für einen Philosophen unter schwersten Prüfungen geziemte, und entließ mich endlich, um auszuruhen.

Ich werde nicht versuchen den Schlaf zu beschreiben, in dem ich meine Seele in einem Paradies voller Herrlichkeit und Seligkeit in den restlichen Stunden dieser denkwürdigen Nacht badete. I will not attempt to describe the sleep in which I bathed my soul in a paradise of glory and bliss during the remaining hours of that memorable night. Worte wären zu schwach und schal für diese besonderen Weisen meines Vergnügens. Ich werde auch nicht versuchen, das Glück, das meine Brust beseelte als ich aufwachte, zu beschreiben. Ich schritt durch Luft – und meine Gedanken waren im Himmel. Die Erde erschien mir wie das Himmelreich, und mein Anteil daran war ein einziger Zustand der Verzückung. »So ist es also, wenn man von der Liebe geheilt wird«, dachte ich, »Ich werde Bertha heute sehen, und sie wird ihren Geliebten kalt und ohne Reue finden; gar zu glücklich um verächtlich zu sein, und doch so völlig gleichgültig ihr gegenüber!«

Die Stunden tanzten nur so vorüber. Der Philosoph glaubte sicher, dass, was ihm einmal gelungen war, ihm vielleicht wieder gelänge, und fing an, die gleiche Medizin noch einmal zusammenzubrauen. Er würde sich mit seinen Büchern und Arzneien einschließen, und ich hatte frei.

Ich kleidete mich mit Sorgfalt, betrachtete mich in einem alten, polierten Schild, der mir als Spiegel diente … bei mir bemerkend, dass sich mein gutes Aussehen wundersam verbessert habe. Und so eilte ich über das Stadtgebiet, die reinste Freude in meiner Seele, die Schönheit des Himmels und der Erde um mich herum. Ich wendete meine Schritte in Richtung der Burg – konnte ich doch nun mit leichtem Herzen auf seine hohen Türme schauen, denn ich war von der Liebe geheilt. Meine Bertha sah mich schon von Ferne, als ich die Allee heraufkam.

Ich weiß nicht, welcher plötzlichen Impuls ihre Brust belebte, aber bei diesem Anblick sprang sie wie ein leichtes Kätzchen die Marmorstufen herunter und eilte auf mich zu. Aber ich wurde auch von einer anderen Person wahrgenommen. Die alte, hochwohlgeborene Hexe, die sich selbst Berthas Beschützerin nannte, aber eigentlich ihre Tyrannin war, hatte mich auch gesehen. Sie humpelte keuchend die Terrasse hoch – ein Page, so hässlich wie sie selbst, hielt sich dicht hinter ihr, fächelte ihr zu als sie sich so eilte – und hielt mein schönes Mädchen mit einem: »Nanu, wohin so schnell, meine freche Dame? Zurück in deinen Käfig. – Draußen lauern die Falken.« zurück.

Bertha schlug die Hände vors Gesicht – ihr Blick ruhte immer noch auf meiner sich nahenden Gestalt. Ich sah den Widerstreit in ihr. Oh wie verabscheute ich die Alte, die auf diese Weise ihren Einfluss auf Berthas weiches Herz erprobte. Bisher hatte mich der Respekt vor ihrem Rang veranlasst, die Dame des Schlosses zu meiden.

Jetzt verwarf ich aber solche Überlegungen als unerheblich. Ich war von der Liebe geheilt und allen menschlichen Ängsten enthoben. Ich eilte nach vorne und erreichte bald die Terrasse. Wie schön Bertha aussah! Ihre Augen blitzten wie Feuer, ihre Wangen glühten voll Ungeduld und Wut, und so schien sie tausendmal anmutiger und bezaubernder als je zuvor. Ich war nicht länger verliebt – oh nein! Ich liebte – verehrte – vergötterte sie! Eu amava - adorava - idolatrava-a!

Sie war an diesem Morgen mit stärkerer Vehemenz als sonst bedrängt worden, einer sofortigen Heirat mit meinem Rivalen zuzustimmen. Ihr wurde die Ermutigung, die sie ihm gezeigt hatte, vorgeworfen – und damit gedroht, sie mit Scham und Schade vor die Tür zu setzen.

Ihr stolzer Geist erhob sich angesichts einer solchen Bedrohung; wenn sie sich jedoch erinnerte, wie sie Spott auf mich gehäuft hatte, und wie sie dadurch vielleicht den einen verloren hatte, den sie als ihren einziger Freund betrachtete, da weinte sie voll Reue und Wut. O seu espírito orgulhoso levantou-se perante tal ameaça; no entanto, quando se lembrou de como tinha amontoado o ridículo sobre mim, e de como talvez assim tivesse perdido aquele que considerava o seu único amigo, chorou de remorso e raiva.

In diesem Moment erschien ich. »Oh, Winzy!«, rief sie aus, »nehmen Sie mich zur Hütte Ihrer Mutter mit; lassen Sie mich schnellstens diesen abscheulichen Luxus und das Leid dieser edlen Unterkunft verlassen – bringen Sie mich zur Armut und dem Glück!«

Ich schlang meine Arme um sie, und behielt sie so während des ganzen Rückweges. Die alte Dame war sprachlos vor Wut, und brach erst in Schmähungen aus, als wir uns schon weit auf dem Weg zu meinem Geburtshaus entfernt hatten.

Meine Mutter empfing den schönen Flüchtling mit Zärtlichkeit und Freude, als er dem goldenen Käfig endlich entflohen, endlich zur Natürlichkeit und Freiheit zurückfand. Mein Vater, der sie liebte, begrüßte sie herzlichst. Es war ein Tag der Freude, der nicht des himmlischen Trankes des Alchimisten bedurfte, um mich mit Entzücken zu erfüllen. Era um dia de alegria que não precisava da poção celestial do alquimista para me encher de prazer.

Bald nach diesem ereignisreichen Tag, wurde ich der Ehemann von Bertha. Zwar hatte ich aufgehört, der Lehrling von Cornelius sein, aber ich blieb weiter sein Freund.

Ich fühlte ihm gegenüber weiterhin Dankbarkeit dafür, dass er mich, ohne es zu wissen, mit diesem wohlschmeckenden Versuch eines göttlichen Elixiers versorgt hatte, welches, statt mich von der Liebe zu heilen (Traurig Heilung! Einsames und freudloses Mittel für jene Übel, die im Rückblick als Segen erscheinen), mich zu Mut und Entschlossenheit inspiriert hatte, und so einen unschätzbaren Schatz für mich gewann – meine Bertha.

Ich habe mir oft die Zeit des trance-ähnlichen Rausches mit Staunen ins Gedächtnis zurückgerufen. Recordei frequentemente o tempo da intoxicação em forma de transe com admiração. Das Getränk des Cornelius hatte die Aufgabe, für welche er es bestätigtermassen bereitet hatte, nicht erfüllt, aber seine Auswirkungen waren stärker und segenspendender, als Worte es ausdrücken könnten. The drink of Cornelius had failed in the task for which he was confirmed to have prepared it, but its effects were stronger and more beneficent than words could express. Diese verblassten zwar nach und nach, doch sie hielten sich lange – und malten das Leben in den prächtigsten Farben. Bertha wunderte sich oft über die Leichtigkeit meines Herzens und meine ungewohnte Heiterkeit; denn, vorher war ich ziemlich ernst oder sogar traurig in meinem Gemüt gewesen. Sie liebte mich um so mehr für meine fröhliche Stimmung, und unsere Tage waren durch Freude beschwingt.