500 Jahre Reformation - wer war eigentlich Luther? I musstewissen Geschichte
Hi, herzlich willkommen zu einem neuen Video.
Passend zum Reformationstag geht es um Martin Luther.
Ich hab mir jemanden eingeladen für dieses Video,
Lisa vom Kanal "musstewissen Deutsch".
Findet ihr, wenn ihr auf das i klickt. Abonniert sie.
Hallo, Lisa. Schön, dass du da bist.
Hi, Mirko. Danke für die Einladung.
Ja, sehr gerne. Und du kannst uns bestimmt einiges erzählen
zu Martin Luther und der deutschen Sprache.
Man sagt ja, Martin Luther hat die moderne deutsche Sprache erfunden.
Aber Deutsch haben die Menschen schon davor gesprochen, oder?
Stimmt. Es gab vorher schon den Trend, das zu vereinheitlichen.
Das lag zum Beispiel am Fernhandel oder an der kaiserlichen Verwaltung.
Da mussten sich die Leute verstehen.
Und so richtig los ging es dann mit der Erfindung des Buchdrucks.
Dann hat Luther gar keine Rolle gespielt?
Oh doch. Luther war für die Entwicklung unserer Sprache sehr wichtig.
Seine Sprache ist zum Vorbild geworden.
Das lag auch daran, dass seine deutsche Bibel
und andere Schriften hunderttausendfach gedruckt worden sind
und überall gelesen wurden.
So hat er geholfen, die vielen Dialekte zu vereinheitlichen.
Wenn du zum Beispiel heute noch mal rumhörst,
wie alte Leute zu einer Plastiktüte sagen, dann findest du so allerhand Wörter.
Die verstehen dann aber nur die, die den Dialekt kennen.
Wenn zum Beispiel jemand aus Bayern kommt,
der weiß, was ich meine: "Gib mir mal ein Rogl."
Verstehen viele andere vielleicht dann nicht.
"Tüte" versteht jeder. So hat Luther die Sprache vereinheitlicht.
Er hat Wörter eingeführt oder verbreitet, die plötzlich alle kannten und benutzten.
Und warum war das so erfolgreich?
Ja, es gab ungefähr 20 Dialekte,
die sich aber auf zwei große Gebiete aufgeteilt haben.
Es gab einmal das Niederdeutsche im Norden
und das Oberdeutsche im Süden.
"Oberdeutsch", weil dort die Berge waren und "Nieder-" weil dort die Ebene ist.
So, und Luther lebte genau in der Mitte.
Also hat er beide Sprachgebiete zusammengebracht.
Das war wahrscheinlich ein Kauderwelsch, oder?
Wenn ich mir vorstelle, dass man Niederländisch und Deutsch mischt.
Stimmt, am Anfang war das nicht so klar.
Da gab es dann Übersetzungen der Lutherbibel.
Die deutsche Bibel wurde also übersetzt ins Deutsche?
Na ja, nicht so ganz.
Man hat tatsächlich kleine Wörterbücher zur Bibel rausgegeben.
Wenn Luther zum Beispiel "Träne" geschrieben hat,
haben die Leute im Süden das nicht sofort verstanden,
denn dort sagte man "Zähre".
Deswegen die Wörterbücher.
Damit man genau das nachschlagen konnte.
Luther hat viel Wert darauf gelegt, dass sein Deutsch verständlich war.
Deswegen hat er dem Volk quasi "aufs Maul geschaut",
also genau darauf geachtet, wie die Menschen etwas ausdrücken.
Und seine Bibelübersetzung ist keine wortwörtliche Übertragung.
Nur da, wo es nicht anders ging, hat Luther dann wörtlich übersetzt.
Ansonsten hat er den Sinn, die Idee und das Feeling ins Deutsche übertragen.
Auch mit vielen Worterfindungen: "Morgenland" zum Beispiel.
Oder: "Der Mensch lebt nicht von Brot allein."
Das heißt, er hat einfach so Wörter erfunden?
Manchmal schon, wenn es bisher kein deutsches Wort dafür gab
oder keins, das so genau passte.
Er hat einige Wörter auch anders verwendet als die Leute auf der Straße.
Zum Beispiel bedeutete "Götze" früher einfach Heiligenbildchen.
Nach Luther ist das dann ein negativer Begriff geworden.
"Fromm" bedeutete früher einfach "tüchtig".
Und jetzt heißt "fromm" eben "fromm".
Hat Luther dann auch selbst so gesprochen?
Ja, er war ja an der Uni und deswegen hat er Deutsch und Latein
sehr stark miteinander gemischt.
Oder gleich lateinisch debattiert.
Wenn man in die alten Bibliotheken geht, dann findet man ein Dutzend Bibeln,
die schon vor Luther entstanden sind.
Warum kennt man gerade heute Luthers Bibel und die anderen nicht?
Na ja, Luther hat sich mit dem Papst angelegt, könnte man sagen.
Seine Schriften fanden eine ganz andere Verbreitung als die Drucke vorher.
Luther war eben ein Megabestseller.
Die paar deutschen Bibeln vorher, die hat ja kaum jemand wahrgenommen.
Aber Luther, dessen Bibel fand man überall.
Also: Die Menge macht's, kann man sagen.
Und natürlich: die Werbung.
Außerdem liegt es an der Sprache, diesem "dem Volk aufs Maul schauen".
Die früheren Übersetzungen waren alle sehr altbacken
und schon damals veraltet.
So hat ja kein Mensch geredet.
So wie wenn ihr einen Film schaut,
in dem Leute mittelhochdeutsch sprechen. Man würde nur die Hälfte verstehen.
Irgendwann wird der Film dann einfach langweilig.
Luther hat also schon ein bisschen auf Show gemacht?
Na ja, er hat sich schon was dabei gedacht.
Damals konnten viele noch nicht lesen.
Das heißt, die meisten Leute bekamen die Bibel in Deutsch vorgelesen.
Deswegen musste das so geschrieben sein,
dass man es auch gut verstehen konnte.
Und so, dass man es sich merken konnte.
Deswegen hat Luther auch immer wieder
Alliterationen, also Gleichklänge, eingeführt:
"Stecken und Stab", "sein Licht leuchten lassen",
"die Zunge im Zaum halten".
Oder er schrieb "Rat und Tat".
Das reimt sich. Und was sich reimt, das kann man sich leichter merken.
Und was sich reimt, ist immer gut. Wusste auch Pumuckl.
Wenn ihr Fragen habt zu diesem Thema
oder auch zu anderen Themen rund um Geschichte
oder um die deutsche Sprache,
dann postet sie einfach unten in die Kommentare.
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Vielen Dank euch fürs Zuschauen.
Vielen Dank dir natürlich, Lisa.
Bis zum nächsten Mal. - Tschüss.
Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017