Bevor Amazon berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Eine Großstadt im Nordwesten der USA Mitte der 90er-Jahre.
Einer deiner Freunde weiß,
dass du ordentlich Geld auf der hohen Kante hast,
möchte 50.000 Dollar von dir und bietet im Gegenzug
nicht mal ein Prozent der Anteile
an seinem frisch gegründeten Online-Buchhandel.
Puh, ganz schön viel Geld.
Vor allem, weil der Typ bis zu diesem Zeitpunkt
nur Verluste vorweisen kann.
Und komplett neu ist seine Idee auch nicht.
Also bleibst du vorsichtig und gibst ihm nur 100 Dollar.
Du Geizkragen!
Doch wie viel dein mickriger Einsatz heute wert wäre,
erfährst du am Ende des Videos.
Bleib dran!
(Kratzender Stift)
Laut dem Journalisten Brad Stone,
auf dessen Buch sich dieses Video größtenteils stützt,
beginnt die Geschichte von Amazon
allerdings schon ein Jahr vor deinem Investment.
Als man sich in einem Unternehmen an der Wall Street
nach neuen Geschäftsfeldern umsieht.
Der 30-jährige Jeff Bezos hatte im Auftrag seiner Chefs
das Potenzial des damals noch jungen Internets ausgewertet.
Und was soll man sagen:
Die Zahlen waren natürlich gigantisch.
Für alle Beteiligten ist sofort klar:
Wir brauchen auch ein Online-Business.
Also treffen sich Jeff und sein Boss fortan einige Stunden pro Woche,
um Ideen zu brainstormen, die der angestellte Bezos
im Anschluss auf ihre Machbarkeit hin überprüft.
Dabei entstanden viele Konzepte.
Doch besonders eins hatte es Jeff angetan:
Eine Internetfirma, die weltweit als Vermittler
zwischen Kunde und Hersteller dienen könnte.
Und das für so gut wie jede Art von Produkt.
Gut, ein Laden für alles
war fürs Erste vielleicht etwas übertrieben.
Aber genau deshalb machten sie sich auch Gedanken
über die eine Produktkategorie,
auf die man sich zunächst beschränken könnte.
Und die war tatsächlich schnell gefunden:
Bücher.
Nicht nur, weil jedes Exemplar eines jeden Buchs dem anderen glich,
sondern auch wegen der enormen Auswahl.
Im Netz könnte man so einen riesen Laden aufbauen,
der als physischer Store unmöglich wäre, so der Gedanke.
Jeff war, wie gesagt, begeistert von dieser Idee.
Bereits bestehende Konkurrenz,
die ihre Bücher nach einer Testbestellung
erst zwei Wochen später und beschädigt geliefert hatte,
machte ihm keine Angst.
Außerdem würden sie ihren Kunden ja schließlich die Möglichkeit geben,
die Produkte nach dem Kauf zu bewerten
und zudem eigene Rezensionen anbieten.
Klingt heute völlig normal,
war damals aber noch total unüblich.
Bei der ganzen Sache gab es allerdings ein großes Problem.
Jeff wollte früher oder später einmal sein eigenes Unternehmen führen.
Denn er war schon seit längerer Zeit frustriert
von der aus seiner Sicht unbeweglichen Geschäftswelt.
Doch wenn er die Idee vom Online-Buchhandel
für seinen Chef umsetzen würde,
wäre er weiterhin abhängig gewesen.
Bezos befand sich in einer Zwickmühle.
Zum einen, weil sein Leben zu dieser Zeit superangenehm war.
Er war frisch verheiratet, hatte eine schöne Wohnung
und einen bestbezahlten Job.
Wollte er diesen Komfort wirklich aufgeben für eine Sache,
von der er nicht mal wusste, ob sie funktionieren würde?
Zum anderen sehnte er sich aber wohl auch genau nach diesem Abenteuer.
Mm, schwierige Entscheidung.
Jeff ließ sich ein paar Wochen Zeit.
Was ihm schlussendlich bei seiner Entscheidung half,
war nicht etwa die Aussicht auf deine 100-Dollar-Investition,
sondern ein Gedankenspiel.
"Wie würde mein 80-jähriges Ich auf diese Zeit zurückblicken?",
fragte er sich.
Und so war ihm schnell klar,
über verlorenes Geld oder einen gekündigten Job
würde er sich später nicht ärgern.
Die Entscheidung war also gefallen.
Für Jeffs Boss war das übrigens okay.
Was nun folgte, war die Eintragung ins Handelsregister, bei der Jeff
einen ersten, vorläufigen Unternehmensnamen angeben musste.
"Cadabra.com" klang ihm nach einer Weile
allerdings zu sehr nach "Kadaver",
weswegen im Team über Alternativen nachgedacht wurde.
Es dauerte eine Weile, bis sie auf den Namen "Amazon" stießen.
Doch der passte.
Warum?
Adressen, die mit A beginnen,
standen in den damals noch wichtigen Verzeichnissen ganz oben.
Und der Name des mit Abstand größten Flusses der Welt machte klar,
wohin das Ganze umsatztechnisch einmal führen sollte.
Als erster Firmensitz
musste jedoch zunächst Jeffs kleine Garage in Seattle herhalten,
in der alles eher etwas provisorisch ablief.
Seine Frau kümmerte sich dort um Buchhaltung und Personal,
ein erster Angestellter um den ganzen IT-Kram.
Während sich Jeff darum bemühte,
dringend benötigtes Startkapital bei Familie und Freunden aufzutreiben.
Dabei soll er gewarnt haben:
Kurz darauf ging auch schon
die erste Beta-Version der Website an den Start.
Und manch einer wird sich wohl gefragt haben,
ob Jeff seine Warnung
vielleicht nicht deutlich genug ausgesprochen hatte.
Denn sogar einer der frühen Mitarbeiter
soll es für unwahrscheinlich gehalten haben,
dass je etwas in diesem textlastigen Crop gekauft würde.
Ganz zu schweigen von den Vertriebswegen.
Kam eine Bestellung rein,
musste Amazon das Buch nämlich selbst erst mal beim Großhändler bestellen,
um es später weiterverschicken zu können.
Große Lager und schnelle Lieferungen waren damals noch in weiter Ferne.
Auch von den auf der Website integrierten Rezensionen
rieten Verlagsmanager ab.
Über Bücher urteilen wäre schließlich nicht Amazons Aufgabe.
Sie sollten sie lieber einfach nur verkaufen.
Doch Jeff war sich sicher,
dass diese öffentlichen Produktbewertungen
schon bald einen wesentlichen Unterschied machen würden.
Als die finale Version der Website
dann im Juli 1995 online war, konnte man schon ahnen,
dass dieser Jeff mit seinen Prognosen gar nicht so falschlag.
Denn schon nach wenigen Wochen
kamen sie mit den Auslieferungen nicht mehr hinterher.
Sodass sogar der Chef persönlich mit anpacken musste.
Von seinen Mitarbeitern erwartete er derweil schon damals
die maximale Aufopferung.
Und ahnte dabei sicherlich noch nicht,
dass man sein Unternehmen in der Zukunft
nicht nur einmal für schlechte Arbeitsbedingungen kritisieren würde.
Doch das war alles Schnee von morgen.
Viel dringender war bei dem raschen Wachstum
die Beschaffung von neuem Kapital.
Nachdem bisher nur Privatvermögen
von Jeff und seinen Bekannten eingesetzt wurde,
wollte er jetzt versuchen,
eine Million Dollar bei Investoren aufzutreiben.
Einige von ihnen lehnten die Anfrage
wegen der damals noch hohen Verluste ab.
Doch zum Glück konnte sich Jeff ja
auf die von dir beigesteuerten 100 Dollar verlassen.
Wie viel die Anteile heute wert wären, wenn du damals,
noch vor dem Börsengang, tatsächlich 'nen Hunni investiert hättest?
Nu ja, vereinfacht gerechnet
mindestens 25 Millionen Dollar.
(Klimpernde Musik)
Eine ähnlich spannende Biografie kannst du dir hier ansehen.
Und einen weiteren coolen Beitrag über Amazon
gibt es hier.
Bis zur nächsten Inspiration! "Der Biograph".