Wenn hier jetzt noch EINER Disruption sagt, dann... 😡🤯 || rabbit mobile
Okay, ich weiß.
Ich habe selbst schon oft genug den Begriff benutzt, aber ehrlich gesagt kann ich das
Wort „Disruption“ kaum noch hören.
Hallo zusammen, ich bin Tim Wiengarten von rabbit mobile und ich helfe Ihnen gemeinsam
mit meinem Team, Ihr Unternehmen digital und mobil zu machen.
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Disruption!!!
Hilfeee!
Wir alle sind dem Untergang geweiht!
Ehrlich, ich glaube es gibt wenige Begriffe, die ich für derart überstrapaziert halte
wie Disruption.
Geht es Ihnen auch so?
Schreiben Sie mir doch gern in die Kommentare, was Sie daran nervt – oder, vielleicht sehen
Sie das ja auch ganz anders?
Aber ganz kurz noch mal: Worum geht's dabei eigentlich?
Die ursprüngliche Idee einer „Disruptiven Innovation“, wurde in einem Buch des Wirtschaftswissenschaftlers
Clayton Christensen beschrieben.
Das Buch heißt „The Innovator's Dilemma“, und kurz zusammengefasst funktioniert laut
Christensen die Disruption über zwei Wege, nämlich über Disruption „von unten“
und über neue Märkte.
Der erste Fall lässt sich so beschreiben, dass in etablierten Märkten die Unternehmen
normalerweise ihr Geld damit verdienen, dass sie vorhandene Technologien immer besser und
schneller machen, aber nicht grundsätzlich neu denken.
Im Ergebnis richtet sich das Angebot also immer stärker an anspruchsvolle Kunden, während
es gleichzeitig am unteren Ende ein paar eher anspruchslosere Kunden gibt, die diese ganze
Weiterentwicklung zwar mitmachen, aber auch schon mit weniger zufrieden wären, wenn sie
es zu einem günstigeren Preis bekämen.
In solchen Situationen besteht nun die Chance, genau an diesem unteren Ende mit neuen Ansätzen
Kunden zu gewinnen und dann nach und nach den Markt zu erobern, weil das Entwicklungspotenzial
des neuen Ansatzes viel größer ist als das des alten.
Zum Beispiel konnte man Filme auf DVD und Bluray in einer fantastischen Bildqualität
anschauen, während man bei Streamingvideos am Anfang fast noch die Pixel einzeln zählen
konnte.
Insofern fanden sich damals nur wenige Fans von Videostreaming.
Im Laufe der Zeit ist allerdings die Übertragungsgeschwindigkeit im Internet so viel schneller geworden, dass
diese frühere Schwäche im Prinzip gar nicht mehr ins Gewicht fällt, während neue Stärken
zum tragen kommen.
Zum Beispiel die, dass ein Streamingvideo sofort und ohne zusätzliche Produktions-
oder Versandkosten an jedem Ort der Welt angeschaut werden kann.
So viel zur „Disruption von unten“
Disruption über neue Märkte funktioniert wie der Name es schon erahnen lässt so, dass
neue Unternehmen ganze Märkte eröffnen, die es vorher gar nicht gab.
Wenn heute von Disruption die Rede ist, geht es meistens um die Disruption von unten.
Und dort entsteht auch das größte Problem für etablierte Unternehmen.
Denn laut Christensen stecken diese Unternehmen nun in einem Dilemma: Sie können eine Disruption
von unten nicht ignorieren, weil sie dann nach und nach ihren Markt aufgeben müssten,
sie können aber auch nicht den gleichen Ansatz verfolgen wie die Startups, weil der Markt
zu Beginn noch viel zu klein ist und es sich dafür nicht lohnen würde, das Unternehmen
radikal umzubauen.
Und obwohl an der Theorie ganz sicher etwas dran ist, nerven mich doch einige Punkte daran.
Denn erstens wird oft so getan, als sei das Phänomen etwas ganz Neues, was irgendwie
mit der Digitalisierung zusammenhängt.
Wenn man aber mal einen Blick in die Geschichte wirft, stellt man fest, dass das Prinzip eigentlich
schon immer so funktioniert hat, dass neue Ansätze mit größerem Potenzial nach und
nach die alten verdrängt haben.
Das nennt man ganz einfach Fortschritt.
Und zweitens glaube ich, dass so ein Fortschritt zwar natürlich gefährlich werden kann für
etablierte Unternehmen, aber oft auch nur für die, die entweder zu arrogant oder zu
kurzsichtig waren, mit neuen Entwicklungen zu experimentieren und sich selbst in Frage
zu stellen.
Ein großer Teil des Problems entsteht aus meiner Sicht nicht am unteren Ende, sondern
am oberen, wo eher auf kurzfristige Etappensiege geschielt wird, als auf langfristige Entwicklung.
Ich denke also, dass nicht alles, was heutzutage als Disruption verkauft wird, wirklich DIE
große Gefahr für alte Unternehmen ist.
Stattdessen sollte man sich meiner Meinung nach eher darum bemühen, eine Arbeits- und
Innovationskultur zu entwickeln, die nicht nur darin besteht, nach elf nun zwölf Klingen
an den Einwegrasierer zu kleben und das als große Neuheit zu verkaufen, sondern eine,
die zum echten Experimentieren einlädt und dazu, bei kontrolliertem Risiko auch Fehltritte
machen zu dürfen, damit wirklich neue Ideen und Ansätze entstehen können.
Eine Idee, mit der Sie ohne jede Betriebsblindheit mit Ihrem Team einmal überprüfen können,
wie sehr Sie von disruptiven Ansätzen bedroht sind, finden Sie übrigens in meinem „Endgegner-Video“,
das ich Ihnen hier oben und in der Videobeschreibung verlinke.
Und jetzt interessiert mich natürlich Ihre Meinung zu der ganzen Sache: Finden Sie den
Begriff der Disruption genauso überstrapaziert wie ich?
Und wie ist der Stand der Dinge in Ihrer Branche?
Schreiben Sie es mir in die Kommentare oder sagen Sie es mir über den Daumen.
Ich würde mich darüber freuen und natürlich darüber, Sie nächste Woche wieder hier auf
dem Kanal zu sehen.
Bis dahin, machen Sie es gut!
Tschüss.