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2021 Tagesschau, nachtmagazin 31.08.2021, 00:40 Uhr - Militäreinsatz der USA in Afghanistan beendet, Gewerkschaft der Lokführer streikt

nachtmagazin 31.08.2021, 00:40 Uhr - Militäreinsatz der USA in Afghanistan beendet, Gewerkschaft der Lokführer streikt

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (31.08.2021)

Guten Abend, ich begrüße Sie zum nachtmagazin.

"Es bleibt nach wie vor Zeit", so ein Pentagon-Sprecher.

Gerichtet waren die Worte an US-Amerikaner,

die aus Afghanistan noch raus wollten.

Das war heute Morgen.

Heute Abend ist die Zeit abgelaufen.

Die letzte Maschine der US-Truppen hat den Flughafen Kabul verlassen

und damit den Militäreinsatz der USA nach 20 Jahren beendet.

Ein historischer Moment.

Jonas Wixforth.

Sind mit dem letzten Flug alle Personen rausgekommen,

die noch evakuiert werden sollten?

Nein, alle sind nicht rausgekommen.

Das hat der zuständige General bestätigt.

Man geht davon aus, dass 250 Amerikaner noch in Afghanistan sind,

die gerne noch raus würden.

Dazu kommen noch viel mehr Afghanen, die als Ortskräfte

für die Amerikaner gearbeitet haben.

Gibt es noch viele, die noch rauskommen möchten.

Sie sind nicht zum Flughafen durchgekommen.

Alle Angestellten der US-Regierung sind aus Afghanistan raus.

Der amerikanische Botschafter und der ranghöchste Militär

sind mit dem letzten Flugzeug ausgeflogen.

Damit ist der Abzug beendet.

Kam dieser letzte Flug jetzt früher als gedacht?

Der Abzug kam früher als gedacht.

Die letzte Maschine ist sogar noch am 30. August abgehoben.

Zuletzt habe man immer von einer laufenden Aktion gesprochen.

Man wollte sich nicht genau äußern, wann die letzte Maschine abhebt.

Man hat immer gesagt,

aus Sicherheitsgründen kann man dazu nicht sagen.

Dass es so früh passiert ist, hat viele überrascht.

Wie geht's weiter - können Menschen, die das Land noch verlassen wollen,

in absehbarer Zeit ausreisen?

Ja, davon reden die amerikanischen Behörden.

Die militärische Operation ist beendet.

Die diplomatische Operation beginnt erst.

Man will weiterhin versuchen,

Menschen die eine Berechtigung haben, dort raus zu holen.

Viele fragen sich, wie soll das funktionieren?

Vor Ort hat man die Kontrolle abgegeben.

Man weiß nicht, wie sich die Taliban verhalten werden.

Wie wird es überhaupt mit dem Flughafen Kabul weitergehen?

Die Taliban sind jetzt Verhandlungspartner.

Das ist ein Wendepunkt.

Die UN haben den Druck erhöht.

Die Taliban sind dazu aufgefordert worden,

die Menschenrechte einzuhalten.

Das ist in der UNO einhellig gesagt worden.

Nur Russland und China haben sich enthalten.

Ob sich die Taliban daran halten, ist fraglich.

Das ist der Abschluss eines 20-jährigen Militäreinsatzes -

was für ein Krieg geht für die USA heute zu Ende?

Das ist der längste Krieg in der Geschichte der USA.

Vier Präsidentenwahlen waren mit diesem Krieg betraut.

2400 Soldat*innen sind gestorben.

Fast eine Billionen Dollar hat der Krieg die USA gekostet.

George W. Busch hat den Krieg begonnen.

Er wollte die Drahtzieher

des Anschlages vom 11. September bestrafen.

Mit dem Tod von Osama bin Laden

sei die Operation eigentlich zu Ende gewesen.

Das Nation Building hat nicht mehr als Erklärung gereicht.

Der Krieg ist unbeliebt geworden.

Deshalb wollte Biden den Krieg beenden.

Die Exit-Strategie ist nicht gut gelaufen,

wird das dem neuen Präsidenten angelastet werden?

Das ist politisch die spannendste Frage.

Biden wollte der Präsident sein, der den Abzug vollendet.

Der Abzug ist in einem Chaos geendet.

Die Bilder werden an Joe Biden hängen bleiben.

Bilder von Särgen,

die aus Afghanistan ankommen, schaden ihm massiv.

Langfristig ist er der Präsident, der den Abzug vollbracht hat.

Das ist sein Kalkül.

Ab Donnerstag 2 Uhr nachts heißt es: Stillstand bei der Deutschen Bahn.

Der Grund, ein neuer Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer.

Es ist der dritte Ausstand, weil, so die GDL,

die Bahn kein neues Angebot vorgelegt hat.

Deshalb soll es dieses Mal richtig weh tun.

Anders als in Runde eins und zwei soll dieser Ausstand länger werden,

bis zum 7. September.

Das bedeutet, es trifft auch alle, die am Wochenende fahren wollen.

Ein entschlossener GDL-Chef Weselsky in der Gewerkschaftszentrale.

Weil es keine Bewegung im Tarifkonflikt gebe,

zeige die Gewerkschaft mit dem dritten Streik klare Kante.

Und sende eine deutliche Botschaft.

Was wir jetzt ankündigen, ist mit Abstand eine der längsten

Arbeitskampf-Maßnahmen, die wir durchführen, und zwar absichtlich.

Wir sehen uns angesichts der Blockadehaltung der DB-Manager

nicht bereit und gewillt, kürzere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen.

Die Bahn hatte zuletzt eine Corona-Prämie in Aussicht gestellt,

ohne diese genau zu beziffern.

Die GDL fordert 600 Euro und bessere Arbeitsbedingungen.

Der Streik sei überzogen

und werde auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen.

So der Bahn-Vorstand in Berlin.

Wir haben immerhin 3,2 Prozent angeboten,

was die GDL wollte, wir haben eine Corona-Prämie in Aussicht gestellt.

Wir sind lediglich in der Laufzeit auseinander.

Wir sehen, dass nun unsere Kunden zu Opfern gemacht werden.

Die Bahn rief die GDL erneut auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Sie arbeitet an Ersatzfahrplänen.

Reisende müssen aber dennoch ab Donnerstag mit Zugausfällen rechnen.

In vielen Bundesländern hat die Schule

unter den Vorzeichen von Corona wieder begonnen.

Einheitliche Regeln gibt es dabei nicht.

Zu unterschiedlich sind die Ideen,

wie man mit der Gefahr von Infektionen umgehen soll.

Der Verband Bildung und Erziehung, der fordert heute mit Nachdruck:

Infektionen nicht hinnehmen oder verharmlosen.

Es müssen

unter Jugendlichen auch mehr Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Mehr Schutzmaßnahmen, sind umstritten, könnten gerade

in den Städten helfen, in denen die Infektionszahlen nach oben schießen.

Wuppertal ist keine reiche Stadt - viele Menschen leben auf engem Raum,

die Familien sind groß, verdienen nicht viel.

Die Impfquote hinkt hinterher.

Und dann noch die Reisezeit.

Das hat die Inzidenzen nach oben schnellen lassen -

mehr als in anderen Städten.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind macht sich Sorgen

und fordert gemeinsam mit dem NRW-Städtetag die 2G-Regel:

2G heißt, im Freizeitbereich Angebote nur wahrnehmen zu können,

wenn man geimpft oder genesen ist und das setzt einen hohen Anreiz.

In Städten wie Wuppertal, sind keine klassischen Impfgegner,

sondern, wo es Bequemlichkeit ist.

Oder man hat sich noch nicht durchringen können.

Wir können feststellen, wenn es einen starken Anreiz gibt,

erhöht sich die Bereitschaft.

Sein Ziel: Mehr Impfungen bei Erwachsenen,

damit die Kinder besser geschützt werden.

Aber der Vorschlag ist unpopulär, denn es ist Wahlkampf.

Die wollen die Leute in die Ecke drängen und dazu zwingen,

sich impfen lassen.

Das sollte jeder selbst entscheiden.

So einen richtigen Druck aufzubauen, find ich nicht so schön.

Nur was wäre die Alternative - die Kinder sich anstecken lassen?

Bei vielen Kindern verlaufen die Infektionen milde,

oft bleiben sie unbemerkt.

Aber für manche wären sie lebensbedrohlich -

wie für Xaver:

Seit dem Wochenende ist er in der Uniklinik in Bochum.

Der 12-Jährige hatte einen Krampfanfall -

Folge einer Immunschwäche.

Seit 1,5 Jahren hat er Distanzunterricht -

Ende nicht absehbar.

Denn selbst die Impfung gibt ihm wegen seiner Krankheit

nur teilweise Schutz.

Dann ist das nicht so gut, weil die Impfung nur 50 % Schutz ist

und da bleibe ich lieber zu Hause anstatt in die Schule zu gehen.

Seine drei Schwestern gehen in den Unterricht - mit viel Vorsicht.

Doch die Mutter schaut mit Sorge auf den Anstieg der Infektionen:

Meine Tochter hat gerade in die Oberstufe gewechselt,

da war sie die Einzige, die den Impfausweis vorzeigen konnte.

Schutzlos bei explodierenden Inzidenzen.

Prof. Folke Brinkmann verfolgt seit Beginn der Pandemie

die Infektionszahlen in Kinderarztpraxen.

Derzeit entpuppt sich dort ein Drittel aller Infekte als Covid-19.

Bisher sind das sehr wenig Kinder,

die man im Krankenhaus behandeln musste.

Noch weniger, die man auf der Intensivstation behandeln musste.

Das wird sich ändern, wenn es große Infektionszahlen sind.

Weil dann anteilig mehr Kinder schwerer krank werden.

Und die sind nicht einmal Risikopatienten wie Xaver.

Könnte aber die 2G-Regel etwas gegen die Durchseuchung ausrichten?

Aufhalten können man sie nicht mehr, glaubt die Wissenschaftlerin.

Aber abbremsen:

Wir können das Tempo beeinflussen durch Dinge wie Impfungen.

Da sind die Impfungen der Jugendlichen und Kinder,

wenn das zugelassen ist, ein gutes Mittel.

Ganz wichtig aber auch die Impfung der Erwachsenen,

denn viele Übertragungen laufen über die Erwachsenen.

So unpopulär der Weg ist, die Zeit drängt und der Druck steigt,

die Impfquote zu erhöhen.

Ein halbes Jahrhundert rütteln sie unser Gewissen auf.

Szenen wie diese:

Spektakuläre Inszenierungen des gewaltlosen Kampfes

von Gut gegen Böse.

Umweltkrieger, die alles zu riskieren scheinen,

um die Zerstörung unseres Planeten zu verhindern.

Ihre stärkste Waffe ist das Bild.

Den Anfang machte eine Aktion mit einem umgebauten Fischkutter,

das war im September 1971.

Und damit herzlichen Glückwunsch:

Greenpeace - wir gratulieren zum 50.

Ungewohnt festlich geht es im Stralsunder Ozeaneum zu

bei den sonst so rebellischen Greenpeace-Aktivisten.

Sie feiern ihren 50. Geburtstag.

Unter den Gratulanten auch die Kanzlerin.

Die Liste der Aktionen von Greenpeace ist lang.

Sie sollten die Welt aufmerksam machen

auf ökologische und humanitäre Missstände.

Greenpeace hat sich damit nicht nur Freunde,

wie die Behinderung und Verfolgung von Aktivisten vielerorts zeigte.

Seit der Gründung 1971

weiß Greenpeace die Macht der Bilder für sich zu nutzen.

So wie beim Kampf gegen den Walfang.

Für Aufsehen sorgt Greenpeace 1995.

Die Aktivisten kapern die Shell-Ölplattform Brent Spar.

Sie verhindern,

dass sie inklusive giftigem Ölschlamm im Atlantik versenkt wird.

Das war ein Erfolg.

Aber er war erkauft mit unwahren Behauptungen

über die Giftmenge an Bord dieser Plattform.

Und das ist Greenpeace schwer auf die Füße gefallen.

Das hat auch am Image gekratzt.

Ein Misserfolg ist für Greenpeace nicht wirklich gravierend.

Wie zuletzt während der EM in München.

Ein Gleitschirmflieger versucht eine Protestaufschrift

über dem Stadion abzuwerfen, verfängt sich in einem Stahlseil, stürzt ab.

Zwei Menschen werden verletzt.

Trotzdem sind gerade diese Aktionen, diejenigen,

die gesellschaftliche Debatten anstoßen und zu Gesetzen bringen.

Deswegen ist und bleibt die Macht der Bilder für Greenpeace

ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Umweltzerstörung.

Wir alle kennen Momente im Leben, in denen wir glauben,

dass wir dem Schicksal ausgeliefert sind, hilflos und ohnmächtig.

Solche Situationen erleben Menschen mit Behinderung sicher häufiger,

als die Mehrheit der Gesellschaft.

Umso eindrücklicher ist es,

Sportlerinnen und Sportler bei den Parlaympics im Wettkampf zu sehen.

Ihr Wille ist pure Inspiration.

Er wurde heute im deutschen Team mit vier Medaillen belohnt.

Ein Rennen - zwei deutsche Medaillen.

Gold für Felix Streng, Bronze für Johannes Floors über die 100 Meter.

Beide nicht mit dem perfekten Start.

Johannes Floors, der obere in Gelb am Anfang ganz hinten,

legt auf den letzten Metern richtig zu.

Genauso wie Felix Streng, der untere in Gelb,

der nach 10,76 Sekunden als Erster durchs Ziel läuft.

Unglaublich!

Ich bin so happy, dass das geklappt hat.

Wahnsinnig schnelles Rennen.

Mich da an die Spitze zu setzen, war echt besonders.

Während Streng gleich über Gold jubeln kann,

ist es bei Floors so eng, dass er auf das Zielfoto warten muss.

Mit 10,79 Sekunden teilt er sich den dritten Platz

mit dem Briten Peacock.

Ich bin absolut zufrieden mit dem, was ich erreicht hab.

Das war genau das, was ich mir vorgenommen hab.

Es ist der perfekte Auftakt für die 400 Meter.

Da wird das dann eine andere Farbe.

Am Freitag kann Floors seinen Goldmedaillen-Traum

wahrwerden lassen.

Samstag tritt Streng über die 200 Meter an.

In seinem zweiten Wettkampf holt er seine zweite Medaille.

Nach Silber im Weitsprung vor zwei Tagen

heute Bronze für Leon Schäfer in seiner Klasse über die 100 Meter.

Der Start noch holprig, er findet zuerst nicht ins Rennen,

zieht dann in der zweiten Hälfte aber an vier Sprintern vorbei.

Mit seiner persönlichen Bestzeit

von 12,22 Sekunden läuft er als Dritter durchs Ziel.

Ich bin sehr selbstkritisch, ich habe mit anderen Farben gerechnet,

aber ist egal, ist erst mal nebensächlich.

Ich habe meine ersten Medaillen eingefahren.

Ich ziehe hier viel raus, viele Erfahrungen gesammelt.

Und mit denen wird es vielleicht

bei den nächsten Spielen in Paris die Goldmedaille.

An seine Bestleistung kam er heute zwar nicht heran,

am Ende ist es trotzdem Bronze für Kugelstoßer Niko Kappel.

Der Sieger der Paralympics 2016

stößt 13,30 Meter in seinem vierten und besten Versuch.

76 Zentimeter fehlten zu Gold.

Nach Verletzungsproblemen in dieser Saison ist Kappel

damit zwar nicht ganz zufrieden, aber gleichzeitig doch erleichtert.

Vier Medaillen heute in der Leichtathletik -

und eine im Dressurreiten.

Regine Mispelkamp gewinnt Bronze auf Highlander Delight's

bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme.

Im Kür-Finale schafft sie es auf 76,82 Punkte

und holt die einzige Podestplatzierung deutscher Reiter.

Die Wettbewerbe für sie sind heute zu Ende gegangen.

Mit Windgeschwindigkeiten bis 240 Kilometer pro Stunde

war es der fünftstärkste Hurrikan, der je das US-Festland erreicht hat.

Wirbelsturm Ida hat viele Gebäude zerstört, Regionen überschwemmt.

Mindestens zwei Menschen starben.

Besonders betroffen ist wieder die Metropole New Orleans.

Dieses Gebäude hatte Katrina noch standgehalten, aber nicht Ida:

Auf den Tag genau 16 Jahre nach dem verheerenden Hurrikan Katrina

traf mit Ida der fünftstärkste Sturm der US-Geschichte Louisiana.

Ein erster Härtetest für die teuren Deichanlagen,

die zwischenzeitlich errichtet wurden und standhielten.

Ein Hurrikan der Kategorie 4 traf auf unsere Küste

und verharrte für fast 12 Stunden über uns.

Der schlimmste Fall ist nicht eingetreten,

wir hatten keine Wiederholung von Katrina.

Ida kappte großflächig die Stromversorgung.

Eine Million Haushalte sind ohne Elektrizität. Besonders fatal:

Louisiana und Mississippi sind nicht nur vom Hurrikan,

sondern auch von Corona stark betroffen.

Dieses Krankenhaus verlor bei voller Belegung sein Dach.

Rund 40 medizinische Einrichtungen werden durch Notstrom versorgt.

Damit zu unserem Wetter, das weitaus harmloser ist,

trotz zuletzt unangenehmer Temperaturen und viel Regen.

Das soll etwas besser werden.

Im Osten und Süden fällt heute Nacht verbreitet Regen,

der zum Teil kräftig ist.

Im Norden und Westen klart es häufig auf.

Es bildet sich gebietsweise Nebel.

Am Tag von der Lausitz bis zu den Alpen wolkenverhangen und nass.

Sonst ist es weitgehend trocken.

Vom Nordwesten wird es zunehmend sonnig.

Das war's im nachtmagazin - danke fürs Zuschauen.

Mein Kollege Carl-Georg Salzwedel bringt Sie um 2.30 Uhr

auf den neuesten Stand.

Ich sage Tschüss und wünsche eine gute Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021


nachtmagazin 31.08.2021, 00:40 Uhr - Militäreinsatz der USA in Afghanistan beendet, Gewerkschaft der Lokführer streikt

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (31.08.2021)

Guten Abend, ich begrüße Sie zum nachtmagazin.

"Es bleibt nach wie vor Zeit", so ein Pentagon-Sprecher.

Gerichtet waren die Worte an US-Amerikaner,

die aus Afghanistan noch raus wollten.

Das war heute Morgen.

Heute Abend ist die Zeit abgelaufen.

Die letzte Maschine der US-Truppen hat den Flughafen Kabul verlassen

und damit den Militäreinsatz der USA nach 20 Jahren beendet.

Ein historischer Moment.

Jonas Wixforth.

Sind mit dem letzten Flug alle Personen rausgekommen,

die noch evakuiert werden sollten?

Nein, alle sind nicht rausgekommen.

Das hat der zuständige General bestätigt.

Man geht davon aus, dass 250 Amerikaner noch in Afghanistan sind,

die gerne noch raus würden.

Dazu kommen noch viel mehr Afghanen, die als Ortskräfte

für die Amerikaner gearbeitet haben.

Gibt es noch viele, die noch rauskommen möchten.

Sie sind nicht zum Flughafen durchgekommen.

Alle Angestellten der US-Regierung sind aus Afghanistan raus.

Der amerikanische Botschafter und der ranghöchste Militär

sind mit dem letzten Flugzeug ausgeflogen.

Damit ist der Abzug beendet.

Kam dieser letzte Flug jetzt früher als gedacht?

Der Abzug kam früher als gedacht.

Die letzte Maschine ist sogar noch am 30. August abgehoben.

Zuletzt habe man immer von einer laufenden Aktion gesprochen.

Man wollte sich nicht genau äußern, wann die letzte Maschine abhebt.

Man hat immer gesagt,

aus Sicherheitsgründen kann man dazu nicht sagen.

Dass es so früh passiert ist, hat viele überrascht.

Wie geht's weiter - können Menschen, die das Land noch verlassen wollen,

in absehbarer Zeit ausreisen?

Ja, davon reden die amerikanischen Behörden.

Die militärische Operation ist beendet.

Die diplomatische Operation beginnt erst.

Man will weiterhin versuchen,

Menschen die eine Berechtigung haben, dort raus zu holen.

Viele fragen sich, wie soll das funktionieren?

Vor Ort hat man die Kontrolle abgegeben.

Man weiß nicht, wie sich die Taliban verhalten werden.

Wie wird es überhaupt mit dem Flughafen Kabul weitergehen?

Die Taliban sind jetzt Verhandlungspartner.

Das ist ein Wendepunkt.

Die UN haben den Druck erhöht.

Die Taliban sind dazu aufgefordert worden,

die Menschenrechte einzuhalten.

Das ist in der UNO einhellig gesagt worden.

Nur Russland und China haben sich enthalten.

Ob sich die Taliban daran halten, ist fraglich.

Das ist der Abschluss eines 20-jährigen Militäreinsatzes -

was für ein Krieg geht für die USA heute zu Ende?

Das ist der längste Krieg in der Geschichte der USA.

Vier Präsidentenwahlen waren mit diesem Krieg betraut.

2400 Soldat*innen sind gestorben.

Fast eine Billionen Dollar hat der Krieg die USA gekostet.

George W. Busch hat den Krieg begonnen.

Er wollte die Drahtzieher

des Anschlages vom 11. September bestrafen.

Mit dem Tod von Osama bin Laden

sei die Operation eigentlich zu Ende gewesen.

Das Nation Building hat nicht mehr als Erklärung gereicht.

Der Krieg ist unbeliebt geworden.

Deshalb wollte Biden den Krieg beenden.

Die Exit-Strategie ist nicht gut gelaufen,

wird das dem neuen Präsidenten angelastet werden?

Das ist politisch die spannendste Frage.

Biden wollte der Präsident sein, der den Abzug vollendet.

Der Abzug ist in einem Chaos geendet.

Die Bilder werden an Joe Biden hängen bleiben.

Bilder von Särgen,

die aus Afghanistan ankommen, schaden ihm massiv.

Langfristig ist er der Präsident, der den Abzug vollbracht hat.

Das ist sein Kalkül.

Ab Donnerstag 2 Uhr nachts heißt es: Stillstand bei der Deutschen Bahn.

Der Grund, ein neuer Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer.

Es ist der dritte Ausstand, weil, so die GDL,

die Bahn kein neues Angebot vorgelegt hat.

Deshalb soll es dieses Mal richtig weh tun.

Anders als in Runde eins und zwei soll dieser Ausstand länger werden,

bis zum 7. September.

Das bedeutet, es trifft auch alle, die am Wochenende fahren wollen.

Ein entschlossener GDL-Chef Weselsky in der Gewerkschaftszentrale.

Weil es keine Bewegung im Tarifkonflikt gebe,

zeige die Gewerkschaft mit dem dritten Streik klare Kante.

Und sende eine deutliche Botschaft.

Was wir jetzt ankündigen, ist mit Abstand eine der längsten

Arbeitskampf-Maßnahmen, die wir durchführen, und zwar absichtlich.

Wir sehen uns angesichts der Blockadehaltung der DB-Manager

nicht bereit und gewillt, kürzere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen.

Die Bahn hatte zuletzt eine Corona-Prämie in Aussicht gestellt,

ohne diese genau zu beziffern.

Die GDL fordert 600 Euro und bessere Arbeitsbedingungen.

Der Streik sei überzogen

und werde auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen.

So der Bahn-Vorstand in Berlin.

Wir haben immerhin 3,2 Prozent angeboten,

was die GDL wollte, wir haben eine Corona-Prämie in Aussicht gestellt.

Wir sind lediglich in der Laufzeit auseinander.

Wir sehen, dass nun unsere Kunden zu Opfern gemacht werden.

Die Bahn rief die GDL erneut auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Sie arbeitet an Ersatzfahrplänen.

Reisende müssen aber dennoch ab Donnerstag mit Zugausfällen rechnen.

In vielen Bundesländern hat die Schule

unter den Vorzeichen von Corona wieder begonnen.

Einheitliche Regeln gibt es dabei nicht.

Zu unterschiedlich sind die Ideen,

wie man mit der Gefahr von Infektionen umgehen soll.

Der Verband Bildung und Erziehung, der fordert heute mit Nachdruck:

Infektionen nicht hinnehmen oder verharmlosen.

Es müssen

unter Jugendlichen auch mehr Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Mehr Schutzmaßnahmen, sind umstritten, könnten gerade

in den Städten helfen, in denen die Infektionszahlen nach oben schießen.

Wuppertal ist keine reiche Stadt - viele Menschen leben auf engem Raum,

die Familien sind groß, verdienen nicht viel.

Die Impfquote hinkt hinterher.

Und dann noch die Reisezeit.

Das hat die Inzidenzen nach oben schnellen lassen -

mehr als in anderen Städten.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind macht sich Sorgen

und fordert gemeinsam mit dem NRW-Städtetag die 2G-Regel:

2G heißt, im Freizeitbereich Angebote nur wahrnehmen zu können,

wenn man geimpft oder genesen ist und das setzt einen hohen Anreiz.

In Städten wie Wuppertal, sind keine klassischen Impfgegner,

sondern, wo es Bequemlichkeit ist.

Oder man hat sich noch nicht durchringen können.

Wir können feststellen, wenn es einen starken Anreiz gibt,

erhöht sich die Bereitschaft.

Sein Ziel: Mehr Impfungen bei Erwachsenen,

damit die Kinder besser geschützt werden.

Aber der Vorschlag ist unpopulär, denn es ist Wahlkampf.

Die wollen die Leute in die Ecke drängen und dazu zwingen,

sich impfen lassen.

Das sollte jeder selbst entscheiden.

So einen richtigen Druck aufzubauen, find ich nicht so schön.

Nur was wäre die Alternative - die Kinder sich anstecken lassen?

Bei vielen Kindern verlaufen die Infektionen milde,

oft bleiben sie unbemerkt.

Aber für manche wären sie lebensbedrohlich -

wie für Xaver:

Seit dem Wochenende ist er in der Uniklinik in Bochum.

Der 12-Jährige hatte einen Krampfanfall -

Folge einer Immunschwäche.

Seit 1,5 Jahren hat er Distanzunterricht -

Ende nicht absehbar.

Denn selbst die Impfung gibt ihm wegen seiner Krankheit

nur teilweise Schutz.

Dann ist das nicht so gut, weil die Impfung nur 50 % Schutz ist

und da bleibe ich lieber zu Hause anstatt in die Schule zu gehen.

Seine drei Schwestern gehen in den Unterricht - mit viel Vorsicht.

Doch die Mutter schaut mit Sorge auf den Anstieg der Infektionen:

Meine Tochter hat gerade in die Oberstufe gewechselt,

da war sie die Einzige, die den Impfausweis vorzeigen konnte.

Schutzlos bei explodierenden Inzidenzen.

Prof. Folke Brinkmann verfolgt seit Beginn der Pandemie

die Infektionszahlen in Kinderarztpraxen.

Derzeit entpuppt sich dort ein Drittel aller Infekte als Covid-19.

Bisher sind das sehr wenig Kinder,

die man im Krankenhaus behandeln musste.

Noch weniger, die man auf der Intensivstation behandeln musste.

Das wird sich ändern, wenn es große Infektionszahlen sind.

Weil dann anteilig mehr Kinder schwerer krank werden.

Und die sind nicht einmal Risikopatienten wie Xaver.

Könnte aber die 2G-Regel etwas gegen die Durchseuchung ausrichten?

Aufhalten können man sie nicht mehr, glaubt die Wissenschaftlerin.

Aber abbremsen:

Wir können das Tempo beeinflussen durch Dinge wie Impfungen.

Da sind die Impfungen der Jugendlichen und Kinder,

wenn das zugelassen ist, ein gutes Mittel.

Ganz wichtig aber auch die Impfung der Erwachsenen,

denn viele Übertragungen laufen über die Erwachsenen.

So unpopulär der Weg ist, die Zeit drängt und der Druck steigt,

die Impfquote zu erhöhen.

Ein halbes Jahrhundert rütteln sie unser Gewissen auf.

Szenen wie diese:

Spektakuläre Inszenierungen des gewaltlosen Kampfes

von Gut gegen Böse.

Umweltkrieger, die alles zu riskieren scheinen,

um die Zerstörung unseres Planeten zu verhindern.

Ihre stärkste Waffe ist das Bild.

Den Anfang machte eine Aktion mit einem umgebauten Fischkutter,

das war im September 1971.

Und damit herzlichen Glückwunsch:

Greenpeace - wir gratulieren zum 50.

Ungewohnt festlich geht es im Stralsunder Ozeaneum zu

bei den sonst so rebellischen Greenpeace-Aktivisten.

Sie feiern ihren 50. Geburtstag.

Unter den Gratulanten auch die Kanzlerin.

Die Liste der Aktionen von Greenpeace ist lang.

Sie sollten die Welt aufmerksam machen

auf ökologische und humanitäre Missstände.

Greenpeace hat sich damit nicht nur Freunde,

wie die Behinderung und Verfolgung von Aktivisten vielerorts zeigte.

Seit der Gründung 1971

weiß Greenpeace die Macht der Bilder für sich zu nutzen.

So wie beim Kampf gegen den Walfang.

Für Aufsehen sorgt Greenpeace 1995.

Die Aktivisten kapern die Shell-Ölplattform Brent Spar.

Sie verhindern,

dass sie inklusive giftigem Ölschlamm im Atlantik versenkt wird.

Das war ein Erfolg.

Aber er war erkauft mit unwahren Behauptungen

über die Giftmenge an Bord dieser Plattform.

Und das ist Greenpeace schwer auf die Füße gefallen.

Das hat auch am Image gekratzt.

Ein Misserfolg ist für Greenpeace nicht wirklich gravierend.

Wie zuletzt während der EM in München.

Ein Gleitschirmflieger versucht eine Protestaufschrift

über dem Stadion abzuwerfen, verfängt sich in einem Stahlseil, stürzt ab.

Zwei Menschen werden verletzt.

Trotzdem sind gerade diese Aktionen, diejenigen,

die gesellschaftliche Debatten anstoßen und zu Gesetzen bringen.

Deswegen ist und bleibt die Macht der Bilder für Greenpeace

ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Umweltzerstörung.

Wir alle kennen Momente im Leben, in denen wir glauben,

dass wir dem Schicksal ausgeliefert sind, hilflos und ohnmächtig.

Solche Situationen erleben Menschen mit Behinderung sicher häufiger,

als die Mehrheit der Gesellschaft.

Umso eindrücklicher ist es,

Sportlerinnen und Sportler bei den Parlaympics im Wettkampf zu sehen.

Ihr Wille ist pure Inspiration.

Er wurde heute im deutschen Team mit vier Medaillen belohnt.

Ein Rennen - zwei deutsche Medaillen.

Gold für Felix Streng, Bronze für Johannes Floors über die 100 Meter.

Beide nicht mit dem perfekten Start.

Johannes Floors, der obere in Gelb am Anfang ganz hinten,

legt auf den letzten Metern richtig zu.

Genauso wie Felix Streng, der untere in Gelb,

der nach 10,76 Sekunden als Erster durchs Ziel läuft.

Unglaublich!

Ich bin so happy, dass das geklappt hat.

Wahnsinnig schnelles Rennen.

Mich da an die Spitze zu setzen, war echt besonders.

Während Streng gleich über Gold jubeln kann,

ist es bei Floors so eng, dass er auf das Zielfoto warten muss.

Mit 10,79 Sekunden teilt er sich den dritten Platz

mit dem Briten Peacock.

Ich bin absolut zufrieden mit dem, was ich erreicht hab.

Das war genau das, was ich mir vorgenommen hab.

Es ist der perfekte Auftakt für die 400 Meter.

Da wird das dann eine andere Farbe.

Am Freitag kann Floors seinen Goldmedaillen-Traum

wahrwerden lassen.

Samstag tritt Streng über die 200 Meter an.

In seinem zweiten Wettkampf holt er seine zweite Medaille.

Nach Silber im Weitsprung vor zwei Tagen

heute Bronze für Leon Schäfer in seiner Klasse über die 100 Meter.

Der Start noch holprig, er findet zuerst nicht ins Rennen,

zieht dann in der zweiten Hälfte aber an vier Sprintern vorbei.

Mit seiner persönlichen Bestzeit

von 12,22 Sekunden läuft er als Dritter durchs Ziel.

Ich bin sehr selbstkritisch, ich habe mit anderen Farben gerechnet,

aber ist egal, ist erst mal nebensächlich.

Ich habe meine ersten Medaillen eingefahren.

Ich ziehe hier viel raus, viele Erfahrungen gesammelt.

Und mit denen wird es vielleicht

bei den nächsten Spielen in Paris die Goldmedaille.

An seine Bestleistung kam er heute zwar nicht heran,

am Ende ist es trotzdem Bronze für Kugelstoßer Niko Kappel.

Der Sieger der Paralympics 2016

stößt 13,30 Meter in seinem vierten und besten Versuch.

76 Zentimeter fehlten zu Gold.

Nach Verletzungsproblemen in dieser Saison ist Kappel

damit zwar nicht ganz zufrieden, aber gleichzeitig doch erleichtert.

Vier Medaillen heute in der Leichtathletik -

und eine im Dressurreiten.

Regine Mispelkamp gewinnt Bronze auf Highlander Delight's

bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme.

Im Kür-Finale schafft sie es auf 76,82 Punkte

und holt die einzige Podestplatzierung deutscher Reiter.

Die Wettbewerbe für sie sind heute zu Ende gegangen.

Mit Windgeschwindigkeiten bis 240 Kilometer pro Stunde

war es der fünftstärkste Hurrikan, der je das US-Festland erreicht hat.

Wirbelsturm Ida hat viele Gebäude zerstört, Regionen überschwemmt.

Mindestens zwei Menschen starben.

Besonders betroffen ist wieder die Metropole New Orleans.

Dieses Gebäude hatte Katrina noch standgehalten, aber nicht Ida:

Auf den Tag genau 16 Jahre nach dem verheerenden Hurrikan Katrina

traf mit Ida der fünftstärkste Sturm der US-Geschichte Louisiana.

Ein erster Härtetest für die teuren Deichanlagen,

die zwischenzeitlich errichtet wurden und standhielten.

Ein Hurrikan der Kategorie 4 traf auf unsere Küste

und verharrte für fast 12 Stunden über uns.

Der schlimmste Fall ist nicht eingetreten,

wir hatten keine Wiederholung von Katrina.

Ida kappte großflächig die Stromversorgung.

Eine Million Haushalte sind ohne Elektrizität. Besonders fatal:

Louisiana und Mississippi sind nicht nur vom Hurrikan,

sondern auch von Corona stark betroffen.

Dieses Krankenhaus verlor bei voller Belegung sein Dach.

Rund 40 medizinische Einrichtungen werden durch Notstrom versorgt.

Damit zu unserem Wetter, das weitaus harmloser ist,

trotz zuletzt unangenehmer Temperaturen und viel Regen.

Das soll etwas besser werden.

Im Osten und Süden fällt heute Nacht verbreitet Regen,

der zum Teil kräftig ist.

Im Norden und Westen klart es häufig auf.

Es bildet sich gebietsweise Nebel.

Am Tag von der Lausitz bis zu den Alpen wolkenverhangen und nass.

Sonst ist es weitgehend trocken.

Vom Nordwesten wird es zunehmend sonnig.

Das war's im nachtmagazin - danke fürs Zuschauen.

Mein Kollege Carl-Georg Salzwedel bringt Sie um 2.30 Uhr

auf den neuesten Stand.

Ich sage Tschüss und wünsche eine gute Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021