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2022 Tagesschau, tagesthemen 10.01.2022, 22:15 Uhr - USA-Russland-Gespräch: Wie kann der Konflikt entschärft werden?, Wirtschafts

tagesthemen 10.01.2022, 22:15 Uhr - USA-Russland-Gespräch: Wie kann der Konflikt entschärft werden?, Wirtschafts

Themen der Sendung:

USA-Russland-Gespräch: Wie kann der Konflikt entschärft werden?,

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck will Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien vorstellen,

Sechs Monate nach der Flut im Ahrtal: Der Kampf mit den Versicherungen,

Tennisprofi Djokovic darf einreisen: Teilnahme an den Australian Open ist aber ungewiss,

Die Meinung, #mittendrin: Zu Besuch im Gesundheitsamt Bremen,

Weitere Meldungen im Überblick, "Spencer": Wie Kristen Stewart Lady Di im Kino Leben einhaucht,

Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (10.01.2022)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Es ist vielleicht die entscheidende Woche für die Ukraine,

und nicht nur für sie.

Auch das Verhältnis Russlands zum Westen

ist so eisig wie lange nicht mehr.

Spätestens, seit Russlands Präsident Tausende Soldaten

an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren ließ,

sorgt sich die Welt, ein neuer Krieg könnte ausbrechen.

Hier, wo doch in Teilen des Landes ohnehin lange kein Frieden herrscht.

Im Donbass um die Stadt Donezk,

den russische Separatisten 2014 besetzten.

Seit heute verhandeln Russen und Amerikaner,

am Mittwoch der NATO-Russland-Rat.

Um die neue Kriegsgefahr zu bannen, die sie vielerorts spüren -

im Donbass genauso wie in der Hauptstadt Kiew.

Sie treffen sich jeden Samstag zu einem Training.

Freiwillige Ex-Soldaten,

die ukrainische Städte im Ernstfall verteidigen wollen.

Wenn es zu einem russischen Angriff käme.

"Ruhm den Helden", rufen sie.

Heute steht Theorie auf dem Programm.

Wie lässt sich die Infrastruktur in Kiew schützen?

Sie sind wie eine große Zahl der Ukrainer bereit,

ihr Land zu verteidigen.

Seit 2014 haben wir eine Invasion.

Die Bedrohung eines Angriffs ist sehr wahrscheinlich.

Wir haben die ganze Zeit Krieg.

Seit der Eroberung der Krim

und der Belagerung von Teilen der Donezker und Lugansker Gebiete.

Donezk war bis 2014 unter Kontrolle der Ukraine.

Heute hängt hier die russische Flagge.

Es gibt eine russische Bank.

An einem Haus steht "der russische Donbass".

Rund 1 Mio. Einwohner hier haben russische Pässe.

Die Menschen wiederholen einem örtlichen Kameramann gegenüber,

was Russlands Staatsfernsehen verbreitet:

Dass die Ukraine von den USA abhängig sei.

Was bringt es, mit der Ukraine zu sprechen?

Sie treffen keine eigenen Entscheidungen.

Ich hoffe auf Frieden.

Es wird ohne die Ukraine verhandelt, weil es kein unabhängiges Land ist.

Solche Aussagen sind für die Macher des ukrainischen Freien Radios

Folgen russischer Propaganda.

Dagegen kämpfen Anton Sikas und seine Kollegen.

Er zeichnet gerade einen Beitrag auf.

Vom Städtchen Bachmut aus senden sie Informationen -

auch in Rebellengebiete.

Die Menschen dort wissen nicht, wie die Dinge bei uns stehen,

welche Möglichkeiten unser Land bietet.

Sie hören nur Lügen über die Ukraine.

Unser Radio arbeitet daran, dass es weniger solcher Lügen gibt.

Die ukrainische Flagge prangt über dem Büro.

Das Radio sendet weitgehend auf Ukrainisch.

Obwohl die Gegend russischsprachig ist.

Die ukrainische Sprache zu fördern und Russisch zurückzudrängen,

ist offizielle Politik der Regierung in Kiew.

Hier, fast an der Frontlinie, bekommen sie täglich mit,

dass der Krieg weitergeht - acht Jahre nach seinem Beginn.

Jeden Morgen haben wir eine Rubrik: Nachrichten von der Frontlinie.

Alle zwei Tage müssen wir da

über getötete oder verwundete Soldaten berichten.

Dennoch scheinen sich die Menschen in Frontnähe

an die Bedrohung gewöhnt zu haben.

Sie glauben nicht an eine russische Invasion.

Bei uns ist alles in Ordnung. Wir leben, wir arbeiten.

Das ist auch die Ukraine.

Ich spüre keine Bedrohung.

Das entscheidet sich am Verhandlungstisch.

Im Krieg leiden nur die Menschen.

Doch die Freiwilligen in Kiew

wollen sich auf einen Erfolg bei den Verhandlungen nicht verlassen.

In den nächsten Wochen trainieren sie die Verteidigung ihrer Stadt.

Es steht viel auf dem Spiel für die Ukraine und für Europa,

wenn die Großmächte USA und Russland über Spannungen im Osten sprechen.

Einer, der dies seit Jahrzehnten beobachtet und schon mit dabei war,

als sich das Verhältnis des Westens zu Russland neu gestaltete

nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion:

Wolfgang Ischinger, früherer Staatssekretär im Auswärtigen Amt,

Botschafter und zuletzt Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz.

Guten Abend.

Wenn zwei an einem Tisch sitzen,

die sich in zentralen Punkten nicht entgegenkommen ...

Dann heißt es immer: Hauptsache, sie reden miteinander.

Ist das nicht viel zu wenig, um diesen Konflikt zu entschärfen?

Es ist viel mehr als nichts.

Es ist der Anfang

eines diplomatischen Prozesses durchgeführt worden.

Die ersten Töne, die wir gehört haben,

von Vizeaußenminister Rjabkow klingen gar nicht schlecht.

Man konzediert der amerikanischen Seite

eine ernsthafte Herangehensweise.

Ich entnehme alldem,

dass man am Weiterreden interessiert ist.

Das ist besser, als militärische Drohgebärden zu eskalieren.

Russland fordert die Zusicherung,

dass die Ukraine niemals NATO-Mitglied werde.

Da aber wird der Westen keinen Millimeter auf Putin zugehen.

Putin weiß das.

Was also will und kann er überhaupt erreichen?

Das sind Maximalforderungen.

Das macht man nicht nur in der Diplomatie,

auch in anderen Verhandlungen.

Man legt es auf den Tisch und schaut,

was der andere konzediert.

Das Problem bei der russischen Strategie ist,

er will eigentlich die Geschichte der letzten 25 Jahre zurückdrehen.

Aber die Geschichte bewegt sich nach vorne.

Nicht nach hinten.

Es ist nicht mehr möglich, den Prozess rückgängig zu machen,

an dem Putin selbst schuld ist.

Er hat vor sieben Jahren die Krim besetzt

und im Donbass Unruhen angezettelt.

Es ist ein Patriotismus entstanden,

die Ukrainer definieren sich viel mehr als Land.

Geschichte geht nicht rückwärts.

Deswegen müssen die NATO und die EU

mit Russland über Zukunftsgestaltung reden.

Und nicht darüber,

wie man die letzten 25 Jahre rückgängig machen kann.

Das ist ein Holzweg.

Putin wirft dem Westen schon lange vor,

dass die NATO das Versprechen gebrochen hat,

sich nicht immer weiter nach Osten auszudehnen.

Was ist dran an dieser Erzählung?

Das ist schlicht falsch.

Ich hatte das Privileg selbst, als deutscher Vertreter

am Aushandeln der NATO-Russland- Grundakte beteiligt zu sein.

In diesem Dokument

wurde die Möglichkeit, die NATO nach Osten auszuweiten,

genau beschrieben.

Das wurde so von Russland akzeptiert.

Es ist falsch, wenn Russland sich darauf beruft,

dass ihm anderes versprochen worden sei.

Russland hat die NATO-Erweiterung 1997 akzeptiert.

Wie groß ist die Gefahr,

dass Putin ernst macht und einmarschiert?

Ich kann mir Präsident Putin,

den ich bei verschiedenen Gelegenheiten kennenlernen konnte...

Ich kann mir nicht vorstellen,

dass er sich zu einem Hasardeur entwickelt.

Das Überschreiten der Grenze mit Panzern und Flugzeugen

kann ich mir nicht vorstellen.

Das russische Militär ist enorm,

Russland verfügt über genauso viele Nuklearwaffen wie die USA,

aber die russische Wirtschaftskraft ist kleiner als die von Italien.

Russland weiß,

dass es niemals einen längeren Konflikt mit irgendjemandem

aushalten könnte.

Das übersteigt die russischen Fähigkeiten.

Das weiß Putin auch genau.

Es handelt sich um ein Pokerspiel.

Er will diplomatisch möglichst viel herausholen.

Wir müssen darauf setzen,

dass aus dem heutigen Gespräch viele weitere Gespräche werden.

Über komplizierte Rüstungskontrollfragen.

Dabei kann für beide Seiten etwas Akzeptables herauskommen.

Ich bin weniger pessimistisch als vor eine Woche.

Danke für diese Einschätzung.

Kommen wir zu einer anderen Gefahr, die nicht immer sichtbar ist.

Und doch bedroht sie die Welt.

Um die Erderwärmung zu stoppen, will die Bundesregierung Tempo machen.

Sie will in den nächsten neun Jahren

den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 80 % erhöhen.

Im Moment stehen wir erst bei gut 42 %.

Wie das so rasant gehen soll, verbarg sich größtenteils

in wolkigen Formulierungen des Koalitionsvertrags.

Doch nun verspricht der Wirtschafts- und Klimaschutzminister

eine klare Sicht auf das, was er vorhat.

Morgen stellt Robert Habeck seine Pläne vor.

Das Ministerium an der Invalidenstraße.

Einen schlafenden Drachen

nennt der neue Wirtschaftsminister das Gebäude im vertrauten Kreis.

An der Fassade merkt man noch nicht viel von neuen, aufgeweckten Zeiten.

Der Zusatz Klimaschutz fehlt noch.

Aber hinter den Kulissen soll es brodeln.

Habeck soll viel Personal austauschen.

Und er hat Inventur gemacht.

Morgen will er sich dazu öffentlich äußern.

Vorab gerät ein Papier an die Presse.

Man fange mit einem drastischen Rückstand an.

Und man werde die Klimaschutzziele 2022 wahrscheinlich verfehlen.

Die Reaktion von Fridays for Future lässt nicht auf sich warten:

Es ist 'ne kluge Strategie, erst die Erwartungen so abzusenken,

dass man sich dann nicht so leicht beschweren kann.

Aber so funktioniert Klimaschutz nicht -

schon gar nicht international.

Da muss sich jedes Land dran halten, was es versprochen hat.

Und im Zweifel auch unbequeme Maßnahmen eingehen.

Um schnelle Erfolge zu erzielen,

will Habeck ein Sofortprogramm auf den Weg bringen.

Im April soll es ins Kabinett.

V.a. die stockende Windkraft soll angekurbelt werden.

Es soll mehr Ausschreibungen geben.

Künftig sollen 2 % der Landfläche

für Windkraftanlagen zur Verfügung stehen.

Auch eine Solarpflicht soll gesetzlich verankert werden.

Das alles sei wenig überraschend, meint der Chef vom Thinktank Agora,

stehe es doch so im Koalitionsvertrag.

Doch reicht das, um Klimaschutzziele künftig zu erreichen?

Es kommt auf den Bereich an.

Beim Strom haben wir ein ambitioniertes Ziel

und bereits umfassende Maßnahmen.

Aber im Gebäudesektor haben wir ein sehr ambitioniertes Ziel.

Die konkreten Maßnahmen sind aber nicht im Detail benannt.

Das eine die Frage der konkrete Umsetzung.

Das andere die Frage: Wer zahlt am Ende für Kilmaschutz?

Die Linke mahnt an,

dass Klimaschutz sozial verträglich gestaltet sein müsse.

Dass die Kosten nicht bei den Bürgern anlanden.

Es ist wichtig, dass es einen Ausgleich gibt.

Die CDU steht einer Solarpflicht skeptisch gegenüber.

Sie setzt auf Anreize.

Die beste Ermunterung ist Steuerfreiheit.

Bisher haben wir die Förderung erneuerbarer Energien.

Wenn's dann aber einer macht,

muss er Steuern, Abgaben und EEG-Umlage bezahlen.

Morgen will der Minister seine Pläne erklären.

Er wird wohl vom Turbo beim Klimaschutz sprechen.

Aber die große Frage wird wohl erst die Zeit beantworten:

Kann er den Drachen wirklich wecken?

Dass der Klimawandel näher rückt,

mussten wir in Deutschland vergangenen Sommer erleben.

Tagelang regnete es.

Ganze Dörfer und Landstriche wurden überflutet,

in NRW und in Rheinland-Pfalz.

Über 180 Menschen starben, Tausende verloren ihr Zuhause,

manche gar alles, was sie hatten.

Sie leben fast sechs Monate danach noch in einem Provisorium.

Auch, weil viele noch immer auf das Geld ihrer Versicherung warten.

Und hier geht's um viel Geld.

Mit einem Gesamtschaden von 46 Mrd. Euro - laut Munich Re -

war die Flut 2021 die zweitteuerste Naturkatastrophe der Welt.

Wo jetzt Autos fahren,

stand Mitte Juli das Wasser fast 2 m hoch.

Auch in diesem Wohnhaus.

Eigentümerin Marion Wenzel ist gegen Flutschäden versichert.

Ortstermin mit ihrem Anwalt.

Obwohl sie die Versicherung anrief, eine Gutachterin bekam,

die Bilanz nach einen halben Jahr - ernüchternd.

Im Erdgeschoss fehlt alles.

Ich hab noch keine Heizung, die Heizkörper sind ja noch weg.

Strom fehlt im Erdgeschoss.

Und dann eben der Weiterbau:

Mir fehlen Genehmigungen für die ganzen Geschichten.

Das Problem:

Ab einer gewissen Schadenshöhe können Sachbearbeiter

bei Versicherungen Zahlungen nicht selbst freigeben.

Bis es zu einer Entscheidung kommt,

haben die Handwerker längst andere Aufträge.

Anfang August reichte Marion Wenzel mehrere Angebote ein.

Die wurden abgelehnt - ohne Begründung.

Darum hat sie sich einen Anwalt genommen.

Markus Krämer vertritt etwa 60 Betroffene aus dem Ahrtal.

Wir stellen fest, dass die Sachbearbeiter überfordert sind.

Dass alte Schadenroutinen weiter fortgeführt werden,

die nicht mehr in die Wirklichkeit passen.

Wir haben seit dem 14.07. mit Tausenden betroffenen Objekten

einfach 'ne andere Welt als vorher.

Im siebten Monat nach dem Schaden

wird bei den Versicherungen immer noch so gearbeitet wie vorher.

Es kann auch anders laufen.

2 km flussabwärts im Hotel Central.

Besitzer Michael Lentz

hat in den letzten Monaten das Gebäude fast komplett rückgebaut.

Wir sind elementarversichert - fürs Gebäude und fürs Inventar.

Da haben wir Vorauszahlungen erhalten.

Mit dem Gutachter werden Angebote eingeholt

für Aufzug, Fenster, Estrich, Putz, alles, was dazugehört.

Das muss man mit dem Gutachter abklären.

Mit den Vorauszahlungen können wir schon arbeiten.

Von solchen Bedingungen kann Marion Wenzel nur träumen.

Vor Weihnachten

hat sie im Obergeschoss eine Heizung einbauen lassen.

Auf eigene Kosten, ohne Zusage der Versicherung.

Da bin ich schon geduldig.

Da habe ich auch den Verstand, wo ich sage: Das braucht Zeit.

Aber grundsätzliche Sachen wie Strom, Wasser und Heizung,

die eben möglich waren.

Weil ich diese Angebote schon am 1.8. weitergereicht hab.

Da versteh ich nicht,

dass man das bis Dezember nicht durchziehen kann.

Ob und wieviel die Versicherungen am Ende zahlen,

wie es mit dem Wiederaufbau weitergeht -

es wird für alle Betroffenen noch lange dauern.

Er ist es gewohnt zu gewinnen.

So mag Novak Djokovic auch diesen Sieg

wie einen Triumph empfunden haben.

Heute im Gerichtssaal, nicht auf dem Tenniscourt.

Seine Fans feierten ihn,

als habe er die Australian Open schon gewonnen.

Doch einen wirklichen Gewinner, so viel kann man wohl sagen,

gibt es nicht im Spiel um die Einreisegenehmigung des Superstars.

Einem Spiel, das auch nach dem Gerichtsurteil von Melbourne

jede Menge Fragezeichen hinterlässt.

Ein Mann mit Schlagkraft.

Djokovics Fans in Melbourne, unter ihnen viele Serben.

Sie wollen ihren Landsmann und Weltranglisten-Ersten

bei den Australian Open sehen.

Feiern, dass er vorerst im Land bleiben darf.

Das Hin und Her um den Tennisstar – viele Australier sind genervt.

Es ist lächerlich.

Alle sorgen sich nur um einen Tennisspieler.

Das ist dämlich.

Wenn man aus dem Ausland herkommt, muss man geimpft sein.

Es geht nicht, dass man eine Sonderbehandlung bekommt

wegen eines Promi-Status.

Der Fall Djokovic: voller Ungereimtheiten.

Eigentlich lassen Australiens Behörden nur Geimpfte einreisen.

Der Tennisspieler bekommt dennoch ein Visum –

ungeimpft und angeblich frisch genesen.

Nach einer Corona-Infektion Mitte Dezember.

Doch dann erscheinen diese Bilder:

Djokovic mit seiner Ehefrau auf einem PR-Event in Belgrad.

Ohne Maske, am Tag seines vermeintlich positiven Corona-Tests.

Wie kann das sein?

Das fragt ein Reporter heute Djokovics Familie.

Die bricht daraufhin die Pressekonferenz ab.

Michael Stich ist ehemaliger Wimbledon-Sieger.

Die Ereignisse in Melbourne verfolgt er mit Unverständnis.

Es ergibt alles keinen Sinn, es passt nicht zusammen.

Er ist der Einzige, der es auflösen könnte,

indem er Stellung beziehen würde.

Es gibt Regeln, die er zu befolgen hat.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Veranstalter gesagt hätten:

Einreisen und spielen darf nur, wer geimpft ist.

Wer nicht geimpft ist,

kann leider nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Stich kritisiert zudem, dass so wenig über den Sport

und so viel über Djokovic als Person diskutiert wird.

Schließlich gehe es bei den Australian Open auch um andere.

Wir reden über 128 Herren, 128 Damen, über Jugendspieler,

über Doppel-Spieler.

Die haben das Recht, für ihre Leistung gefeiert zu werden,

wertgeschätzt zu werden.

Und nicht nur gefragt zu werden, was sie von dieser Thematik halten.

Das Turnier in Melbourne:

Schon vor den Matches

für den Weltranglisten-Ersten eine Zitterpartie.

Denn Australiens Einwanderungsminister

könnte sein Visum noch aufheben.

Bis zur endgültigen Entscheidung trainiert Djokovic.

Den Platz räumen will er nicht.

Zum Sieg des Novak Djokovic vor Gericht

hat Julia Büchler (BR) diese Meinung.

Diesmal hat sich der "Djoker" verzockt.

Dieser Sieg vor Gericht macht ihn noch lange nicht zum Gewinner.

Es wird ein Nachspiel geben.

Nicht auf dem Tennisplatz,

aber für ihn persönlich und für viele Australier.

Neunmal hat Djokovic die Australian Open gewonnen.

Er will den Titel verteidigen.

Diesmal kämpft er aber gegen ein ganzes Land.

Monatelang durften selbst Australier

wegen Corona nicht in ihre Heimat einreisen.

Die Regelungen sind noch immer strikt.

Sollte der ungeimpfte Djokovic versucht haben,

sich trickreich darüber hinwegzusetzen,

dann sollte die Regierung das nicht hinnehmen.

Tennisspieler sind Einzelkämpfer.

Aber deswegen müssen sie keine Egoisten sein.

Das Verhalten Djokovics in der Pandemie

ist aber egoistisch - nicht zum ersten Mal.

Mitten in der Pandemie feierte er in Belgrad ein Turnier mit Fans.

Dabei steckte er sich und viele andere mit Corona an.

Schon öfter outete sich Djokovic als Skeptiker der Wissenschaft -

nahe dem Verschwörungsmythos.

Er glaubt etwa, einige Menschen könnten mit Gebeten

verschmutztes in heilendes Wasser verwandeln.

Sein Vater verglich ihn kürzlich mit Jesus.

Djokovic hat Strahlkraft, für viele Jugendliche ist er Vorbild.

Diese Funktion nimmt er mit seinem Verhalten in der Corona-Krise

meiner Meinung nach nicht ein.

Die Nr. 1 der Tenniswelt beansprucht eine Sonderrolle.

Ich finde, damit hat Djokovic auf ganzer Linie versagt.

Nicht als Tennisspieler, aber als verantwortungsvoller Mensch.

Vom speziellen Problem eines Tennismillionärs zu jenen,

die wir alle haben mit Corona.

Auch dort, wo sie ganz oben waren bei der Bekämpfung der Pandemie

und deshalb dachten, sie seien fein raus.

Bremen hatte früh die höchste Impfquote in Deutschland

und somit die Hoffnung, dass es sie nicht mehr so heftig treffen könne.

Doch das wäre nur ein schönes Märchen gewesen.

Tatsächlich sind nun in Bremen die Fallzahlen hoch.

Was damit zu tun hat, dass viele Impfungen schon länger zurückliegen,

aber auch damit, dass hier so viel getestet und nachverfolgt wird.

So zumindest sagen es die, die genau das schultern müssen.

Für seine mittendrin-Reportage war Alexander Noodt

in einem der größten Gesundheitsämter der Republik.

Turbulente Zeiten im Gesundheitsamt Bremen.

Eigentlich der falsche Zeitpunkt,

um einem Reporter Rede und Antwort zu stehen.

Aber das möchte Jörn Moock.

Seit zwei Monaten ist er Leiter

in einem der größten Gesundheitsämter Deutschlands.

Es hat den Charme ... ... einer Behörde. Ja, schon.

Hier geh'n wir rein.

Morgen!

Guten Morgen!

Im Raum 1.203 managen sie die Bremer Pandemie.

Fahren auf Sicht.

Krise ist hier jeden Tag aus Neue.

Gerade liegt die Inzidenz in Bremen bei über 1200.

Neues Personal soll eingestellt werden.

Vor einigen Tagen ist auch noch der Server zeitweise ausgefallen.

Alles Themen der Leitungsrunde.

Das ist Ihr magisches Buch? Das ist mein Pandemie-Buch.

Da ich erst zwei Monate hier bin, ist es noch nicht voll.

Frau Offenhäuser hat 20 davon.

Ich habe auch schöne Momente:

Mein Sohn ist vorne eingeklebt, damit ich ihn morgens sehe.

Weil ich ihn aktuell nicht so oft sehe.

Lange Tage: eher Regel als Ausnahme.

Aus 22 Menschen in der Abteilung sind 200 geworden.

V.a. auf ihren Schultern liegt die Last,

die 500.000 Menschen in Bremen durch die Pandemie zu manövrieren.

Woher kommt die Kraft nach fast zwei Jahren Pandemie?

Wir versuchen, das Ding gemeinsam zu schaukeln,

und fallen nicht auseinander.

Das trägt jetzt viele durch die Krise.

Krise heißt aber auch: Arbeiten bis zur Erschöpfung.

Haben Sie mal Kollegen nach Hause geschickt?

Das haben wir.

Wenn man in so einem Strudel ist, geht der Überblick verloren.

Dann kann man nicht mehr einschätzen,

was wichtig ist, und macht alles.

Wenn die Leute an diesem Punkt sind, muss man sie nach Hause schicken.

Ortswechsel zu den "Containment Scouts".

Die Pandemie wird hier greifbar.

Wurden Sie schon informiert, dass ihr Corona-Test positiv ist?

Über 1000 positive Test jeden Tag - jetzt schon.

Auch zwischen den Jahren arbeiteten Containment Scouts.

Daher seien sie hier mit den Meldungen weniger im Rückstand

als in anderen Gesundheitsämtern.

So die Einschätzung vom Timo Bollhorst.

Auch das erkläre die hohe Inzidenz in Bremen.

Was passiert hier,

wenn es 2000 oder 3000 Fälle täglich werden, oder noch mehr?

Der limitierende Faktor werden nicht wir sein,

das wird die Laborleistung sein.

Wir gehen davon aus,

dass die Labore uns maximal 3000 Meldungen schicken können.

Wenn wir also bei 4000 sind, wird das nicht mehr funktionieren.

Dann werden wir gar nicht mehr ...

Wird das kommen? Ja.

Im Buch von Jörn Moock

werden sich die Seiten schneller füllen als ihm lieb ist.

Womit? Er weiß es nicht.

Aber an die Überraschung in der Pandemie

haben sie sich gewöhnt.

Unter verschärften Corona-Bedingungen läuft seit heute

in allen Bundesländern wieder der Schulunterricht.

Damit beginnen weitere Nachrichten:

In den letzten acht Bundesländern gingen die Weihnachtsferien zu Ende.

Trotz steigender Infektionszahlen

soll so lange wie möglich in Präsenz unterrichtet werden.

Wie schon zuvor begleitet von regelmäßigen Testungen.

Bildungsministerin Stark-Watzinger forderte die Schulen aber auf,

sich auf Quarantäne-Fälle vorzubereiten.

Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern

und die Bremerhavener Lloyd-Werft haben Insolvenz beantragt.

Knapp 2300 Arbeitsplätze sind an den Standorten

Wismar, Rostock, Stralsund und Bremerhaven betroffen.

Den MV Werften war es nicht gelungen, die Finanzierung

des größten je hier gebauten Kreuzfahrtschiffes zu sichern.

1,5 Mrd. Euro soll die "Global Dream" kosten.

Laut Landes- und Bundespolitikern war der Hongkonger Genting-Konzern

nicht bereit, 60 Mio. Euro am Rettungspaket zu tragen.

Die Baupreise in Deutschland

sind im November so stark gestiegen wie zuletzt 1970.

Im Schnitt aller Gewerke und Materialien

ergab sich ein Anstieg um 14,4 % gegenüber dem Vorjahr.

Näheres von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Harte Zeiten für Häuslebauer.

Holz, Stahl, Dämmstoffe:

Fast alle Materialien sind deutlich teurer geworden,

weil der Nachschub fehlt.

Weltweite Lieferengpässe und Knappheiten halten an.

Überall auf der Welt ist die Nachfrage nach Baumaterial hoch.

Mit den Kosten für Materialien steigen die Handwerker-Rechnungen.

Auch beim Metallbau und für Gas- und Wasseranlagen

mussten Bauende mehr berappen.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

Man spricht bereits von einer Bau-Inflation.

Die 79. Vergabe der Golden Globes fand ohne Stars und Zuschauer statt.

Grund war nicht nur die Corona-Pandemie.

Nach Rassismus-Vorwürfen gegen den Verband der Auslandspresse,

der die Auszeichnungen verleiht, gab es Boykott-Ankündigungen.

Die Gewinner wurden nur über soziale Medien bekanntgegeben.

Beste Hauptdarstellerin wurde Nicole Kidman,

Will Smith bester Hauptdarsteller.

Als bestes Filmdrama wurde "The Power of the Dog" ausgezeichnet.

Schauspielerin Kristen Stewart hat ihn heute nicht bekommen,

den Golden Globe, obwohl ihr etwas meisterhaft gelang:

Eine Frau zu spielen,

deren ganzes Unglück in einem Blick lag.

Diana Spencer konnte nie verbergen, wie sehr sie litt.

Das war auch so schmerzhaft, weil alle Augen auf sie gerichtet waren.

Die ganze Welt konnte mitansehen, wie ein junges Mädchen

den Traum, Prinzessin zu werden, bitter bezahlte.

Der falsche Mann, die falsche Familie,

das falsche Spiel der Reporter.

Das langsame Zerbrechen zeigt nun ein Kinofilm,

den Klaus Lesche schon gesehen hat.

Ein durchchoreographiertes Ankunftsballett.

Zu Weihnachten

trifft sich die königliche Familie auf Schloss Sandringham.

Nur Diana kommt zu spät.

Sie reist allein im Porsche an –

ohne Chauffeur, ohne Security und ohne Navi.

Das gab's 1991 nicht mal für Royals.

In einer Raststätte muss sie nach dem Weg fragen.

Ich habe völlig die Orientierung verloren.

Stimmt in jeder Hinsicht – und setzt den Ton für das, was folgt.

Fast jede Szene in "Spencer" hat eine zweite Bedeutungsebene.

Das Weihnachtsritual erlebt Diana als Folter.

Längst hat sie sich von Charles entfremdet.

Der schenkt seiner Ehefrau auch noch die gleiche Perlenkette

wie seiner Geliebten Camilla.

Das müssen zunächst die Perlen ausbaden.

Regisseur Pablo Larrain

inszeniert einen Nervenzusammenbruch in Zeitlupe.

Er übernimmt Dianas Perspektive.

Er zeigt sie als Opfer einer öffentlichen Rolle,

die ihr die Freiheit raubt.

Als Opfer einer verknöcherten Familie und eines eiskalten Gatten.

Charles wirkt hier wie jemand,

der im Keller heimlich Hamster seziert.

Er spielt Psychospiele.

Bist du sicher, dass du nicht zu spät warst,

weil du von jemandem aufgehalten wurdest?

Von jemandem? Ich dachte nur ...

Nein, aber du wirst manchmal aufgehalten von jemandem.

Und keiner sagt etwas.

Ein Alptraum a la Kafka:

Unter Dauerüberwachung im Schloss, unter dem Druck der Familie

droht Diana den Verstand zu verlieren.

Sie wird von bulimischen Attacken heimgesucht.

Noch hungrig, Ma'am?

Entspannen kann sie nur mit ihren Söhnen.

Da darf Diana die gewöhnliche Mutter sein,

die Popmusik hört und Geschichten vorliest.

Unter den Erwachsenen vertraut sie nur ihrer Zofe Maggie.

Du musst gegen sie kämpfen.

Sei wunderschön, du bist deine eigene Waffe.

"Spencer" ist eine Fantasie mit geringer Faktenbasis.

Und doch das stimmige Psychogramm eine Prinzessin,

die der Prinz verraten hat.

Vielleicht die dunkle Variante der Serie "The Crown".

Wenige Monate nach diesem Weihnachtsfest

trennt sich Diana von Charles.

Fünf Jahre bleiben ihr da noch - in relativer Freiheit.

"Spencer" ab Donnerstag im Kino.

Uns bleibt das Wetter mit Karsten Schwanke.

Das Wetter beginnt in dieser Nacht mit zum Teil klarem Himmel.

Ein Bild vom Ostseestrand auf der Halbinsel Darß.

Das Sternefunkeln kann zum Problem werden.

Schauen wir aufs Regenradar.

Es hat immer wieder genieselt oder geregnet.

Jetzt reißt die Wolkendecke auf, es droht Glättegefahr.

Im Westen ist keine Glättegefahr gegeben.

Morgen früh fällt am Alpenrand noch etwas Schnee.

Sonst ist es trocken.

Es gibt einen Mix aus Nebel, Hochnebel und Bewölkung.

Aus dem Nordwesten kommt ein neues Wolkenband heran.

Das bringt nur im Nordseeumfeld Regen.

Es ändert sich nur wenig.

Das Hoch bleibt bei uns.

Am Mittwoch mehr Wolken, am Donnerstag mehr Sonnenschein.

Hier folgt eine Reportage über die Wissenschaftler, Unternehmer

und Politiker, die Lösungen finden im Kampf gegen den Klimawandel:

"Die Klimaretter - haben wir noch eine Chance?"

Die tagesthemen gibt's morgen wieder,

dann mit Aline Abboud.

Schönen Abend, tschüss!

Copyright Untertitel: NDR 2022


tagesthemen 10.01.2022, 22:15 Uhr - USA-Russland-Gespräch: Wie kann der Konflikt entschärft werden?, Wirtschafts tagesthemen 10.01.2022, 22:15 Uhr - USA-Russia Talk: How can the conflict be defused?, Economy tagesthemen 01/10/2022، 22:15 - مذاکرات ایالات متحده و روسیه: چگونه می توان درگیری را خنثی کرد؟، اقتصادی tagesthemen 10.01.2022, 22:15 - Entretien entre les États-Unis et la Russie : Comment désamorcer le conflit ?, Économie tagesthemen 10.01.2022, 22:15 - Colloqui USA-Russia: Come disinnescare il conflitto?, Economia tagesthemen 10.01.2022, 22:15 - Gesprek VS-Rusland: Hoe kan het conflict onschadelijk worden gemaakt?, Economie tagesthemen 10.01.2022, 22:15 - Rozmowy USA-Rosja: Jak można załagodzić konflikt?, Gospodarka tagesthemen 10.01.2022, 22:15 - Разговор США и России: Как можно разрядить конфликт?, Экономика

Themen der Sendung: Topics of the program:

USA-Russland-Gespräch: Wie kann der Konflikt entschärft werden?, USA-Russia talks: How can the conflict be defused?

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck will Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien vorstellen, Economics and Climate Protection Minister Habeck wants to present plans for the expansion of renewable energies,

Sechs Monate nach der Flut im Ahrtal: Der Kampf mit den Versicherungen,

Tennisprofi Djokovic darf einreisen: Teilnahme an den Australian Open ist aber ungewiss,

Die Meinung, #mittendrin: Zu Besuch im Gesundheitsamt Bremen,

Weitere Meldungen im Überblick, "Spencer": Wie Kristen Stewart Lady Di im Kino Leben einhaucht,

Das Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (10.01.2022)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Es ist vielleicht die entscheidende Woche für die Ukraine,

und nicht nur für sie.

Auch das Verhältnis Russlands zum Westen

ist so eisig wie lange nicht mehr.

Spätestens, seit Russlands Präsident Tausende Soldaten

an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren ließ,

sorgt sich die Welt, ein neuer Krieg könnte ausbrechen.

Hier, wo doch in Teilen des Landes ohnehin lange kein Frieden herrscht.

Im Donbass um die Stadt Donezk,

den russische Separatisten 2014 besetzten.

Seit heute verhandeln Russen und Amerikaner,

am Mittwoch der NATO-Russland-Rat.

Um die neue Kriegsgefahr zu bannen, die sie vielerorts spüren -

im Donbass genauso wie in der Hauptstadt Kiew.

Sie treffen sich jeden Samstag zu einem Training.

Freiwillige Ex-Soldaten,

die ukrainische Städte im Ernstfall verteidigen wollen.

Wenn es zu einem russischen Angriff käme.

"Ruhm den Helden", rufen sie.

Heute steht Theorie auf dem Programm.

Wie lässt sich die Infrastruktur in Kiew schützen?

Sie sind wie eine große Zahl der Ukrainer bereit,

ihr Land zu verteidigen.

Seit 2014 haben wir eine Invasion.

Die Bedrohung eines Angriffs ist sehr wahrscheinlich.

Wir haben die ganze Zeit Krieg.

Seit der Eroberung der Krim

und der Belagerung von Teilen der Donezker und Lugansker Gebiete.

Donezk war bis 2014 unter Kontrolle der Ukraine.

Heute hängt hier die russische Flagge.

Es gibt eine russische Bank.

An einem Haus steht "der russische Donbass".

Rund 1 Mio. Einwohner hier haben russische Pässe.

Die Menschen wiederholen einem örtlichen Kameramann gegenüber,

was Russlands Staatsfernsehen verbreitet:

Dass die Ukraine von den USA abhängig sei.

Was bringt es, mit der Ukraine zu sprechen?

Sie treffen keine eigenen Entscheidungen.

Ich hoffe auf Frieden.

Es wird ohne die Ukraine verhandelt, weil es kein unabhängiges Land ist.

Solche Aussagen sind für die Macher des ukrainischen Freien Radios

Folgen russischer Propaganda.

Dagegen kämpfen Anton Sikas und seine Kollegen.

Er zeichnet gerade einen Beitrag auf.

Vom Städtchen Bachmut aus senden sie Informationen -

auch in Rebellengebiete.

Die Menschen dort wissen nicht, wie die Dinge bei uns stehen,

welche Möglichkeiten unser Land bietet.

Sie hören nur Lügen über die Ukraine.

Unser Radio arbeitet daran, dass es weniger solcher Lügen gibt.

Die ukrainische Flagge prangt über dem Büro.

Das Radio sendet weitgehend auf Ukrainisch.

Obwohl die Gegend russischsprachig ist.

Die ukrainische Sprache zu fördern und Russisch zurückzudrängen,

ist offizielle Politik der Regierung in Kiew.

Hier, fast an der Frontlinie, bekommen sie täglich mit,

dass der Krieg weitergeht - acht Jahre nach seinem Beginn.

Jeden Morgen haben wir eine Rubrik: Nachrichten von der Frontlinie.

Alle zwei Tage müssen wir da

über getötete oder verwundete Soldaten berichten.

Dennoch scheinen sich die Menschen in Frontnähe

an die Bedrohung gewöhnt zu haben.

Sie glauben nicht an eine russische Invasion.

Bei uns ist alles in Ordnung. Wir leben, wir arbeiten.

Das ist auch die Ukraine.

Ich spüre keine Bedrohung.

Das entscheidet sich am Verhandlungstisch.

Im Krieg leiden nur die Menschen.

Doch die Freiwilligen in Kiew

wollen sich auf einen Erfolg bei den Verhandlungen nicht verlassen.

In den nächsten Wochen trainieren sie die Verteidigung ihrer Stadt.

Es steht viel auf dem Spiel für die Ukraine und für Europa,

wenn die Großmächte USA und Russland über Spannungen im Osten sprechen.

Einer, der dies seit Jahrzehnten beobachtet und schon mit dabei war,

als sich das Verhältnis des Westens zu Russland neu gestaltete

nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion:

Wolfgang Ischinger, früherer Staatssekretär im Auswärtigen Amt,

Botschafter und zuletzt Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz.

Guten Abend.

Wenn zwei an einem Tisch sitzen,

die sich in zentralen Punkten nicht entgegenkommen ...

Dann heißt es immer: Hauptsache, sie reden miteinander.

Ist das nicht viel zu wenig, um diesen Konflikt zu entschärfen?

Es ist viel mehr als nichts.

Es ist der Anfang

eines diplomatischen Prozesses durchgeführt worden.

Die ersten Töne, die wir gehört haben,

von Vizeaußenminister Rjabkow klingen gar nicht schlecht.

Man konzediert der amerikanischen Seite

eine ernsthafte Herangehensweise.

Ich entnehme alldem,

dass man am Weiterreden interessiert ist.

Das ist besser, als militärische Drohgebärden zu eskalieren.

Russland fordert die Zusicherung,

dass die Ukraine niemals NATO-Mitglied werde.

Da aber wird der Westen keinen Millimeter auf Putin zugehen.

Putin weiß das.

Was also will und kann er überhaupt erreichen?

Das sind Maximalforderungen.

Das macht man nicht nur in der Diplomatie,

auch in anderen Verhandlungen.

Man legt es auf den Tisch und schaut,

was der andere konzediert.

Das Problem bei der russischen Strategie ist,

er will eigentlich die Geschichte der letzten 25 Jahre zurückdrehen.

Aber die Geschichte bewegt sich nach vorne.

Nicht nach hinten.

Es ist nicht mehr möglich, den Prozess rückgängig zu machen,

an dem Putin selbst schuld ist.

Er hat vor sieben Jahren die Krim besetzt

und im Donbass Unruhen angezettelt.

Es ist ein Patriotismus entstanden,

die Ukrainer definieren sich viel mehr als Land.

Geschichte geht nicht rückwärts.

Deswegen müssen die NATO und die EU

mit Russland über Zukunftsgestaltung reden.

Und nicht darüber,

wie man die letzten 25 Jahre rückgängig machen kann.

Das ist ein Holzweg.

Putin wirft dem Westen schon lange vor,

dass die NATO das Versprechen gebrochen hat,

sich nicht immer weiter nach Osten auszudehnen.

Was ist dran an dieser Erzählung?

Das ist schlicht falsch.

Ich hatte das Privileg selbst, als deutscher Vertreter

am Aushandeln der NATO-Russland- Grundakte beteiligt zu sein.

In diesem Dokument

wurde die Möglichkeit, die NATO nach Osten auszuweiten,

genau beschrieben.

Das wurde so von Russland akzeptiert.

Es ist falsch, wenn Russland sich darauf beruft,

dass ihm anderes versprochen worden sei.

Russland hat die NATO-Erweiterung 1997 akzeptiert.

Wie groß ist die Gefahr,

dass Putin ernst macht und einmarschiert?

Ich kann mir Präsident Putin,

den ich bei verschiedenen Gelegenheiten kennenlernen konnte...

Ich kann mir nicht vorstellen, I can't imagine

dass er sich zu einem Hasardeur entwickelt.

Das Überschreiten der Grenze mit Panzern und Flugzeugen

kann ich mir nicht vorstellen.

Das russische Militär ist enorm,

Russland verfügt über genauso viele Nuklearwaffen wie die USA,

aber die russische Wirtschaftskraft ist kleiner als die von Italien.

Russland weiß,

dass es niemals einen längeren Konflikt mit irgendjemandem

aushalten könnte.

Das übersteigt die russischen Fähigkeiten.

Das weiß Putin auch genau.

Es handelt sich um ein Pokerspiel.

Er will diplomatisch möglichst viel herausholen.

Wir müssen darauf setzen,

dass aus dem heutigen Gespräch viele weitere Gespräche werden.

Über komplizierte Rüstungskontrollfragen.

Dabei kann für beide Seiten etwas Akzeptables herauskommen.

Ich bin weniger pessimistisch als vor eine Woche.

Danke für diese Einschätzung.

Kommen wir zu einer anderen Gefahr, die nicht immer sichtbar ist.

Und doch bedroht sie die Welt.

Um die Erderwärmung zu stoppen, will die Bundesregierung Tempo machen.

Sie will in den nächsten neun Jahren

den Anteil der Erneuerbaren Energien auf 80 % erhöhen.

Im Moment stehen wir erst bei gut 42 %.

Wie das so rasant gehen soll, verbarg sich größtenteils

in wolkigen Formulierungen des Koalitionsvertrags.

Doch nun verspricht der Wirtschafts- und Klimaschutzminister

eine klare Sicht auf das, was er vorhat.

Morgen stellt Robert Habeck seine Pläne vor.

Das Ministerium an der Invalidenstraße.

Einen schlafenden Drachen

nennt der neue Wirtschaftsminister das Gebäude im vertrauten Kreis.

An der Fassade merkt man noch nicht viel von neuen, aufgeweckten Zeiten.

Der Zusatz Klimaschutz fehlt noch.

Aber hinter den Kulissen soll es brodeln.

Habeck soll viel Personal austauschen.

Und er hat Inventur gemacht.

Morgen will er sich dazu öffentlich äußern.

Vorab gerät ein Papier an die Presse.

Man fange mit einem drastischen Rückstand an.

Und man werde die Klimaschutzziele 2022 wahrscheinlich verfehlen.

Die Reaktion von Fridays for Future lässt nicht auf sich warten:

Es ist 'ne kluge Strategie, erst die Erwartungen so abzusenken,

dass man sich dann nicht so leicht beschweren kann.

Aber so funktioniert Klimaschutz nicht -

schon gar nicht international.

Da muss sich jedes Land dran halten, was es versprochen hat.

Und im Zweifel auch unbequeme Maßnahmen eingehen.

Um schnelle Erfolge zu erzielen,

will Habeck ein Sofortprogramm auf den Weg bringen.

Im April soll es ins Kabinett.

V.a. die stockende Windkraft soll angekurbelt werden.

Es soll mehr Ausschreibungen geben.

Künftig sollen 2 % der Landfläche

für Windkraftanlagen zur Verfügung stehen.

Auch eine Solarpflicht soll gesetzlich verankert werden.

Das alles sei wenig überraschend, meint der Chef vom Thinktank Agora,

stehe es doch so im Koalitionsvertrag.

Doch reicht das, um Klimaschutzziele künftig zu erreichen?

Es kommt auf den Bereich an.

Beim Strom haben wir ein ambitioniertes Ziel

und bereits umfassende Maßnahmen.

Aber im Gebäudesektor haben wir ein sehr ambitioniertes Ziel.

Die konkreten Maßnahmen sind aber nicht im Detail benannt.

Das eine die Frage der konkrete Umsetzung.

Das andere die Frage: Wer zahlt am Ende für Kilmaschutz?

Die Linke mahnt an,

dass Klimaschutz sozial verträglich gestaltet sein müsse.

Dass die Kosten nicht bei den Bürgern anlanden.

Es ist wichtig, dass es einen Ausgleich gibt.

Die CDU steht einer Solarpflicht skeptisch gegenüber.

Sie setzt auf Anreize.

Die beste Ermunterung ist Steuerfreiheit.

Bisher haben wir die Förderung erneuerbarer Energien.

Wenn's dann aber einer macht,

muss er Steuern, Abgaben und EEG-Umlage bezahlen.

Morgen will der Minister seine Pläne erklären.

Er wird wohl vom Turbo beim Klimaschutz sprechen.

Aber die große Frage wird wohl erst die Zeit beantworten:

Kann er den Drachen wirklich wecken?

Dass der Klimawandel näher rückt,

mussten wir in Deutschland vergangenen Sommer erleben.

Tagelang regnete es.

Ganze Dörfer und Landstriche wurden überflutet,

in NRW und in Rheinland-Pfalz.

Über 180 Menschen starben, Tausende verloren ihr Zuhause,

manche gar alles, was sie hatten.

Sie leben fast sechs Monate danach noch in einem Provisorium.

Auch, weil viele noch immer auf das Geld ihrer Versicherung warten.

Und hier geht's um viel Geld.

Mit einem Gesamtschaden von 46 Mrd. Euro - laut Munich Re -

war die Flut 2021 die zweitteuerste Naturkatastrophe der Welt.

Wo jetzt Autos fahren,

stand Mitte Juli das Wasser fast 2 m hoch.

Auch in diesem Wohnhaus.

Eigentümerin Marion Wenzel ist gegen Flutschäden versichert.

Ortstermin mit ihrem Anwalt.

Obwohl sie die Versicherung anrief, eine Gutachterin bekam,

die Bilanz nach einen halben Jahr - ernüchternd.

Im Erdgeschoss fehlt alles.

Ich hab noch keine Heizung, die Heizkörper sind ja noch weg.

Strom fehlt im Erdgeschoss.

Und dann eben der Weiterbau:

Mir fehlen Genehmigungen für die ganzen Geschichten.

Das Problem:

Ab einer gewissen Schadenshöhe können Sachbearbeiter

bei Versicherungen Zahlungen nicht selbst freigeben.

Bis es zu einer Entscheidung kommt,

haben die Handwerker längst andere Aufträge.

Anfang August reichte Marion Wenzel mehrere Angebote ein.

Die wurden abgelehnt - ohne Begründung.

Darum hat sie sich einen Anwalt genommen.

Markus Krämer vertritt etwa 60 Betroffene aus dem Ahrtal.

Wir stellen fest, dass die Sachbearbeiter überfordert sind.

Dass alte Schadenroutinen weiter fortgeführt werden,

die nicht mehr in die Wirklichkeit passen.

Wir haben seit dem 14.07. mit Tausenden betroffenen Objekten

einfach 'ne andere Welt als vorher.

Im siebten Monat nach dem Schaden

wird bei den Versicherungen immer noch so gearbeitet wie vorher.

Es kann auch anders laufen.

2 km flussabwärts im Hotel Central.

Besitzer Michael Lentz

hat in den letzten Monaten das Gebäude fast komplett rückgebaut.

Wir sind elementarversichert - fürs Gebäude und fürs Inventar.

Da haben wir Vorauszahlungen erhalten.

Mit dem Gutachter werden Angebote eingeholt

für Aufzug, Fenster, Estrich, Putz, alles, was dazugehört.

Das muss man mit dem Gutachter abklären.

Mit den Vorauszahlungen können wir schon arbeiten.

Von solchen Bedingungen kann Marion Wenzel nur träumen.

Vor Weihnachten

hat sie im Obergeschoss eine Heizung einbauen lassen.

Auf eigene Kosten, ohne Zusage der Versicherung.

Da bin ich schon geduldig.

Da habe ich auch den Verstand, wo ich sage: Das braucht Zeit.

Aber grundsätzliche Sachen wie Strom, Wasser und Heizung,

die eben möglich waren.

Weil ich diese Angebote schon am 1.8. weitergereicht hab.

Da versteh ich nicht,

dass man das bis Dezember nicht durchziehen kann.

Ob und wieviel die Versicherungen am Ende zahlen,

wie es mit dem Wiederaufbau weitergeht -

es wird für alle Betroffenen noch lange dauern.

Er ist es gewohnt zu gewinnen.

So mag Novak Djokovic auch diesen Sieg

wie einen Triumph empfunden haben.

Heute im Gerichtssaal, nicht auf dem Tenniscourt.

Seine Fans feierten ihn,

als habe er die Australian Open schon gewonnen.

Doch einen wirklichen Gewinner, so viel kann man wohl sagen,

gibt es nicht im Spiel um die Einreisegenehmigung des Superstars.

Einem Spiel, das auch nach dem Gerichtsurteil von Melbourne

jede Menge Fragezeichen hinterlässt.

Ein Mann mit Schlagkraft.

Djokovics Fans in Melbourne, unter ihnen viele Serben.

Sie wollen ihren Landsmann und Weltranglisten-Ersten

bei den Australian Open sehen.

Feiern, dass er vorerst im Land bleiben darf.

Das Hin und Her um den Tennisstar – viele Australier sind genervt.

Es ist lächerlich.

Alle sorgen sich nur um einen Tennisspieler.

Das ist dämlich.

Wenn man aus dem Ausland herkommt, muss man geimpft sein.

Es geht nicht, dass man eine Sonderbehandlung bekommt

wegen eines Promi-Status.

Der Fall Djokovic: voller Ungereimtheiten.

Eigentlich lassen Australiens Behörden nur Geimpfte einreisen.

Der Tennisspieler bekommt dennoch ein Visum –

ungeimpft und angeblich frisch genesen.

Nach einer Corona-Infektion Mitte Dezember.

Doch dann erscheinen diese Bilder:

Djokovic mit seiner Ehefrau auf einem PR-Event in Belgrad.

Ohne Maske, am Tag seines vermeintlich positiven Corona-Tests.

Wie kann das sein?

Das fragt ein Reporter heute Djokovics Familie.

Die bricht daraufhin die Pressekonferenz ab.

Michael Stich ist ehemaliger Wimbledon-Sieger.

Die Ereignisse in Melbourne verfolgt er mit Unverständnis.

Es ergibt alles keinen Sinn, es passt nicht zusammen.

Er ist der Einzige, der es auflösen könnte,

indem er Stellung beziehen würde.

Es gibt Regeln, die er zu befolgen hat.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Veranstalter gesagt hätten:

Einreisen und spielen darf nur, wer geimpft ist.

Wer nicht geimpft ist,

kann leider nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Stich kritisiert zudem, dass so wenig über den Sport

und so viel über Djokovic als Person diskutiert wird.

Schließlich gehe es bei den Australian Open auch um andere.

Wir reden über 128 Herren, 128 Damen, über Jugendspieler,

über Doppel-Spieler.

Die haben das Recht, für ihre Leistung gefeiert zu werden,

wertgeschätzt zu werden.

Und nicht nur gefragt zu werden, was sie von dieser Thematik halten.

Das Turnier in Melbourne:

Schon vor den Matches

für den Weltranglisten-Ersten eine Zitterpartie.

Denn Australiens Einwanderungsminister

könnte sein Visum noch aufheben.

Bis zur endgültigen Entscheidung trainiert Djokovic.

Den Platz räumen will er nicht.

Zum Sieg des Novak Djokovic vor Gericht

hat Julia Büchler (BR) diese Meinung.

Diesmal hat sich der "Djoker" verzockt.

Dieser Sieg vor Gericht macht ihn noch lange nicht zum Gewinner.

Es wird ein Nachspiel geben.

Nicht auf dem Tennisplatz,

aber für ihn persönlich und für viele Australier.

Neunmal hat Djokovic die Australian Open gewonnen.

Er will den Titel verteidigen.

Diesmal kämpft er aber gegen ein ganzes Land.

Monatelang durften selbst Australier

wegen Corona nicht in ihre Heimat einreisen.

Die Regelungen sind noch immer strikt.

Sollte der ungeimpfte Djokovic versucht haben,

sich trickreich darüber hinwegzusetzen,

dann sollte die Regierung das nicht hinnehmen.

Tennisspieler sind Einzelkämpfer.

Aber deswegen müssen sie keine Egoisten sein.

Das Verhalten Djokovics in der Pandemie

ist aber egoistisch - nicht zum ersten Mal.

Mitten in der Pandemie feierte er in Belgrad ein Turnier mit Fans.

Dabei steckte er sich und viele andere mit Corona an.

Schon öfter outete sich Djokovic als Skeptiker der Wissenschaft -

nahe dem Verschwörungsmythos.

Er glaubt etwa, einige Menschen könnten mit Gebeten

verschmutztes in heilendes Wasser verwandeln.

Sein Vater verglich ihn kürzlich mit Jesus.

Djokovic hat Strahlkraft, für viele Jugendliche ist er Vorbild.

Diese Funktion nimmt er mit seinem Verhalten in der Corona-Krise

meiner Meinung nach nicht ein.

Die Nr. 1 der Tenniswelt beansprucht eine Sonderrolle.

Ich finde, damit hat Djokovic auf ganzer Linie versagt.

Nicht als Tennisspieler, aber als verantwortungsvoller Mensch.

Vom speziellen Problem eines Tennismillionärs zu jenen,

die wir alle haben mit Corona.

Auch dort, wo sie ganz oben waren bei der Bekämpfung der Pandemie

und deshalb dachten, sie seien fein raus.

Bremen hatte früh die höchste Impfquote in Deutschland

und somit die Hoffnung, dass es sie nicht mehr so heftig treffen könne.

Doch das wäre nur ein schönes Märchen gewesen.

Tatsächlich sind nun in Bremen die Fallzahlen hoch.

Was damit zu tun hat, dass viele Impfungen schon länger zurückliegen,

aber auch damit, dass hier so viel getestet und nachverfolgt wird.

So zumindest sagen es die, die genau das schultern müssen.

Für seine mittendrin-Reportage war Alexander Noodt

in einem der größten Gesundheitsämter der Republik.

Turbulente Zeiten im Gesundheitsamt Bremen.

Eigentlich der falsche Zeitpunkt,

um einem Reporter Rede und Antwort zu stehen.

Aber das möchte Jörn Moock.

Seit zwei Monaten ist er Leiter

in einem der größten Gesundheitsämter Deutschlands.

Es hat den Charme ... ... einer Behörde. Ja, schon.

Hier geh'n wir rein.

Morgen!

Guten Morgen!

Im Raum 1.203 managen sie die Bremer Pandemie.

Fahren auf Sicht.

Krise ist hier jeden Tag aus Neue.

Gerade liegt die Inzidenz in Bremen bei über 1200.

Neues Personal soll eingestellt werden.

Vor einigen Tagen ist auch noch der Server zeitweise ausgefallen.

Alles Themen der Leitungsrunde.

Das ist Ihr magisches Buch? Das ist mein Pandemie-Buch.

Da ich erst zwei Monate hier bin, ist es noch nicht voll.

Frau Offenhäuser hat 20 davon.

Ich habe auch schöne Momente:

Mein Sohn ist vorne eingeklebt, damit ich ihn morgens sehe.

Weil ich ihn aktuell nicht so oft sehe.

Lange Tage: eher Regel als Ausnahme.

Aus 22 Menschen in der Abteilung sind 200 geworden.

V.a. auf ihren Schultern liegt die Last,

die 500.000 Menschen in Bremen durch die Pandemie zu manövrieren.

Woher kommt die Kraft nach fast zwei Jahren Pandemie?

Wir versuchen, das Ding gemeinsam zu schaukeln,

und fallen nicht auseinander.

Das trägt jetzt viele durch die Krise.

Krise heißt aber auch: Arbeiten bis zur Erschöpfung.

Haben Sie mal Kollegen nach Hause geschickt?

Das haben wir.

Wenn man in so einem Strudel ist, geht der Überblick verloren.

Dann kann man nicht mehr einschätzen,

was wichtig ist, und macht alles.

Wenn die Leute an diesem Punkt sind, muss man sie nach Hause schicken.

Ortswechsel zu den "Containment Scouts".

Die Pandemie wird hier greifbar.

Wurden Sie schon informiert, dass ihr Corona-Test positiv ist?

Über 1000 positive Test jeden Tag - jetzt schon.

Auch zwischen den Jahren arbeiteten Containment Scouts.

Daher seien sie hier mit den Meldungen weniger im Rückstand

als in anderen Gesundheitsämtern.

So die Einschätzung vom Timo Bollhorst.

Auch das erkläre die hohe Inzidenz in Bremen.

Was passiert hier,

wenn es 2000 oder 3000 Fälle täglich werden, oder noch mehr?

Der limitierende Faktor werden nicht wir sein,

das wird die Laborleistung sein.

Wir gehen davon aus,

dass die Labore uns maximal 3000 Meldungen schicken können.

Wenn wir also bei 4000 sind, wird das nicht mehr funktionieren.

Dann werden wir gar nicht mehr ...

Wird das kommen? Ja.

Im Buch von Jörn Moock

werden sich die Seiten schneller füllen als ihm lieb ist.

Womit? Er weiß es nicht.

Aber an die Überraschung in der Pandemie

haben sie sich gewöhnt.

Unter verschärften Corona-Bedingungen läuft seit heute

in allen Bundesländern wieder der Schulunterricht.

Damit beginnen weitere Nachrichten:

In den letzten acht Bundesländern gingen die Weihnachtsferien zu Ende.

Trotz steigender Infektionszahlen

soll so lange wie möglich in Präsenz unterrichtet werden.

Wie schon zuvor begleitet von regelmäßigen Testungen.

Bildungsministerin Stark-Watzinger forderte die Schulen aber auf,

sich auf Quarantäne-Fälle vorzubereiten.

Die MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern

und die Bremerhavener Lloyd-Werft haben Insolvenz beantragt.

Knapp 2300 Arbeitsplätze sind an den Standorten

Wismar, Rostock, Stralsund und Bremerhaven betroffen.

Den MV Werften war es nicht gelungen, die Finanzierung

des größten je hier gebauten Kreuzfahrtschiffes zu sichern.

1,5 Mrd. Euro soll die "Global Dream" kosten.

Laut Landes- und Bundespolitikern war der Hongkonger Genting-Konzern

nicht bereit, 60 Mio. Euro am Rettungspaket zu tragen.

Die Baupreise in Deutschland

sind im November so stark gestiegen wie zuletzt 1970.

Im Schnitt aller Gewerke und Materialien

ergab sich ein Anstieg um 14,4 % gegenüber dem Vorjahr.

Näheres von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Harte Zeiten für Häuslebauer.

Holz, Stahl, Dämmstoffe:

Fast alle Materialien sind deutlich teurer geworden,

weil der Nachschub fehlt.

Weltweite Lieferengpässe und Knappheiten halten an.

Überall auf der Welt ist die Nachfrage nach Baumaterial hoch.

Mit den Kosten für Materialien steigen die Handwerker-Rechnungen.

Auch beim Metallbau und für Gas- und Wasseranlagen

mussten Bauende mehr berappen.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

Man spricht bereits von einer Bau-Inflation.

Die 79. Vergabe der Golden Globes fand ohne Stars und Zuschauer statt.

Grund war nicht nur die Corona-Pandemie.

Nach Rassismus-Vorwürfen gegen den Verband der Auslandspresse,

der die Auszeichnungen verleiht, gab es Boykott-Ankündigungen.

Die Gewinner wurden nur über soziale Medien bekanntgegeben.

Beste Hauptdarstellerin wurde Nicole Kidman,

Will Smith bester Hauptdarsteller.

Als bestes Filmdrama wurde "The Power of the Dog" ausgezeichnet.

Schauspielerin Kristen Stewart hat ihn heute nicht bekommen,

den Golden Globe, obwohl ihr etwas meisterhaft gelang:

Eine Frau zu spielen,

deren ganzes Unglück in einem Blick lag.

Diana Spencer konnte nie verbergen, wie sehr sie litt.

Das war auch so schmerzhaft, weil alle Augen auf sie gerichtet waren.

Die ganze Welt konnte mitansehen, wie ein junges Mädchen

den Traum, Prinzessin zu werden, bitter bezahlte.

Der falsche Mann, die falsche Familie,

das falsche Spiel der Reporter.

Das langsame Zerbrechen zeigt nun ein Kinofilm,

den Klaus Lesche schon gesehen hat.

Ein durchchoreographiertes Ankunftsballett.

Zu Weihnachten

trifft sich die königliche Familie auf Schloss Sandringham.

Nur Diana kommt zu spät.

Sie reist allein im Porsche an –

ohne Chauffeur, ohne Security und ohne Navi.

Das gab's 1991 nicht mal für Royals.

In einer Raststätte muss sie nach dem Weg fragen.

Ich habe völlig die Orientierung verloren.

Stimmt in jeder Hinsicht – und setzt den Ton für das, was folgt.

Fast jede Szene in "Spencer" hat eine zweite Bedeutungsebene.

Das Weihnachtsritual erlebt Diana als Folter.

Längst hat sie sich von Charles entfremdet.

Der schenkt seiner Ehefrau auch noch die gleiche Perlenkette

wie seiner Geliebten Camilla.

Das müssen zunächst die Perlen ausbaden.

Regisseur Pablo Larrain

inszeniert einen Nervenzusammenbruch in Zeitlupe.

Er übernimmt Dianas Perspektive.

Er zeigt sie als Opfer einer öffentlichen Rolle,

die ihr die Freiheit raubt.

Als Opfer einer verknöcherten Familie und eines eiskalten Gatten.

Charles wirkt hier wie jemand,

der im Keller heimlich Hamster seziert.

Er spielt Psychospiele.

Bist du sicher, dass du nicht zu spät warst,

weil du von jemandem aufgehalten wurdest?

Von jemandem? Ich dachte nur ...

Nein, aber du wirst manchmal aufgehalten von jemandem.

Und keiner sagt etwas.

Ein Alptraum a la Kafka:

Unter Dauerüberwachung im Schloss, unter dem Druck der Familie

droht Diana den Verstand zu verlieren.

Sie wird von bulimischen Attacken heimgesucht.

Noch hungrig, Ma'am?

Entspannen kann sie nur mit ihren Söhnen.

Da darf Diana die gewöhnliche Mutter sein,

die Popmusik hört und Geschichten vorliest.

Unter den Erwachsenen vertraut sie nur ihrer Zofe Maggie.

Du musst gegen sie kämpfen.

Sei wunderschön, du bist deine eigene Waffe.

"Spencer" ist eine Fantasie mit geringer Faktenbasis.

Und doch das stimmige Psychogramm eine Prinzessin,

die der Prinz verraten hat.

Vielleicht die dunkle Variante der Serie "The Crown".

Wenige Monate nach diesem Weihnachtsfest

trennt sich Diana von Charles.

Fünf Jahre bleiben ihr da noch - in relativer Freiheit.

"Spencer" ab Donnerstag im Kino.

Uns bleibt das Wetter mit Karsten Schwanke.

Das Wetter beginnt in dieser Nacht mit zum Teil klarem Himmel.

Ein Bild vom Ostseestrand auf der Halbinsel Darß.

Das Sternefunkeln kann zum Problem werden.

Schauen wir aufs Regenradar.

Es hat immer wieder genieselt oder geregnet.

Jetzt reißt die Wolkendecke auf, es droht Glättegefahr.

Im Westen ist keine Glättegefahr gegeben.

Morgen früh fällt am Alpenrand noch etwas Schnee.

Sonst ist es trocken.

Es gibt einen Mix aus Nebel, Hochnebel und Bewölkung.

Aus dem Nordwesten kommt ein neues Wolkenband heran.

Das bringt nur im Nordseeumfeld Regen.

Es ändert sich nur wenig.

Das Hoch bleibt bei uns.

Am Mittwoch mehr Wolken, am Donnerstag mehr Sonnenschein.

Hier folgt eine Reportage über die Wissenschaftler, Unternehmer

und Politiker, die Lösungen finden im Kampf gegen den Klimawandel:

"Die Klimaretter - haben wir noch eine Chance?"

Die tagesthemen gibt's morgen wieder,

dann mit Aline Abboud.

Schönen Abend, tschüss!

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