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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 13

Die schwarze Spinne - 13

Am folgenden Morgen lange vor der Sonne waren alt und jung auf den Beinen, in allen regte sich die gleiche neugierige Angst; aber lange wagte sich keiner auf den Platz, wo die Buchen lagen; man wußte nicht, lag dort eine Beize für die, welche den Grünen betrügen wollten.

Ein wilder Küherbub, der Zieger von der Alp gebracht, wagte es endlich, sprang voran und fand keine Buchen mehr, und keine Hinterlist tat auf dem Platze sich kund. Noch trauten sie dem Spiele nicht; ihnen vorauf mußte der Küherbub nach Bärhegen. Dort war alles in der Ordnung, hundert Buchen standen in Reih und Glied, keine war verdorret, keinem aus ihnen lief das Gesicht auf, keinem tat ein Glied weh. Da stieg der Jubel hoch in ihren Herzen, und viel Spott gegen den Grünen und gegen die Ritter floß. Zum drittenmal sandten sie aus den wilden Küherbub und ließen dem von Stoffeln sagen, es sei auf Bärhegen nun alles in der Ordnung, er möchte kommen und die Buchen zählen. Dem aber ward es graulicht, und er ließ ihnen sagen, sie sollten machen, daß sie heimkämen. Gerne hätte er ihnen sagen lassen, sie sollten den ganzen Schattengang wieder wegschaffen, aber er tat es nicht seiner Ritter wegen, es sollte nicht heißen, er fürchte sich; aber er wußte nicht um der Bauren Pacht und wer sich in den Handel mischen könnte.

Als der Kühersbub den Bescheid brachte, da schwollen die Herzen noch trotziger auf; die wilde Jugend tanzte im Schattengange, wildes Jodeln hallte von Kluft zu Kluft, von Berg zu Berg, hallte an den Mauren des Schlosses Sumiswald wider. Bedächtige Alte warnten und baten, aber trotzige Herzen achten bedächtiger Alten Warnung nicht; wenn dann das Unglück da ist, so sollen es die Alten mit ihrem Zagen und Warnen herbeigezogen haben. Die Zeit ist noch nicht da, wo man es erkennt, daß der Trotz das Unglück aus dem Boden stampft. Der Jubel zog sich über Berg und Tal in alle Häuser, und wo noch eines Fingers lang Fleisch im Rauche hing, da ward es gekocht, und wo noch eine Handgroß Butter im Hafen war, da wurde geküchelt.

Das Fleisch ward gegessen, die Küchli schwanden, der Tag war verronnen, und ein anderer Tag stieg am Himmel auf. Immer näher kam der Tag, an welchem ein Weib ein Kind gebären sollte; und, je näher der Tag kam, um so dringlicher kam die Angst wieder: der Grüne werde sich wieder künden, fordern, was ihm gehöre, oder ihnen eine Beize legen.

Den Jammer jenes jungen Weibes, welches das Kind gebären sollte, wer will ihn ermessen? Im ganzen Hause tönte er wider, ergriff nach und nach alle Glieder des Hauses, und Rat wußte niemand, wohl aber, daß dem, mit dem man sich eingelassen, nicht zu trauen sei. Je näher die verhängnisvolle Stunde kam, um so näher drängte das arme Weibchen sich zu Gott, umklammerte nicht mit den Armen allein, sondern mit dem Leibe und der Seele und aus ganzem Gemüte die heilige Mutter, bittend um Schutz um ihres gebenedeiten Sohnes willen. Und ihr ward immer klarer, daß im Leben und Sterben in jeder Not der größte Trost bei Gott sei, denn, wo der sei, da dürfe der Böse nicht sein und hätte keine Macht.

Immer deutlicher trat der Glaube vor dessen Seele, daß, wenn ein Priester des Herren mit dem Allerheiligsten, dem heiligen Leibe des Erlösers, bei der Geburt zugegen wäre und bewaffnet mit kräftigen Bannsprüchen, so dürfte kein böser Geist sich nahen, und alsobald könnte der Priester das neugeborne Kind mit dem Sakramente der Taufe versehen, was die damalige Sitte erlaubte; dann wäre das arme Kind der Gefahr für immer entrissen, welche die Vermessenheit der Väter über ihns gebracht. Dieser Glaube stieg auch bei den andern auf, und der Jammer des jungen Weibes ging ihnen zu Herzen, aber sie scheuten sich, dem Priester ihre Pacht mit dem Satan zu bekennen, und niemand war seither zur Beichte gegangen, und niemand hatte ihm Rede gestanden. Es war ein gar frommer Mann, selbst die Ritter des Schlosses trieben keinen Kurzweil mit ihm, er aber sagte ihnen die Wahrheit. Wenn einmal die Sache getan sei, so könne er sie nicht mehr hindern, hatten die Bauren gedacht; aber jetzt war doch niemand gerne der erste, der es ihm sagte, das Gewissen sagte ihnen wohl, warum.

Endlich drang einem Weibe der Jammer zu Herzen; es lief hin und offenbarte dem Priester den Handel und des armen Weibes Wunsch. Gewaltig entsetzte sich der fromme Mann, aber mit leeren Worten verlor er die Zeit nicht; kühn trat er für eine arme Seele in den Kampf mit dem gewaltigen Widersacher. Er war einer von denen, die den härtesten Kampf nicht scheuen, weil sie gekrönt werden wollen mit der Krone des ewigen Lebens und weil sie wohl wissen, es werde keiner gekrönet, er kämpfe dann recht.

Ums Haus, in welchem das Weib ihrer Stunde harrte, zog er den heiligen Bann mit geweihtem Wasser, den böse Geister nicht überschreiten dürfen, segnete die Schwelle ein, die ganze Stube, und ruhig gebar das Weib, und ungestört taufte der Priester das Kind. Ruhig blieb es auch draußen, am klaren Himmel flimmerten die hellen Sterne, leise Lüfte spielten in den Bäumen. Ein wiehernd Gelächter wollten die einen gehört haben von ferne her; die andern aber meinten, es seien nur die Käuzlein gewesen an des Waldes Saum.

Alle, die da waren, aber freuten sich höchlich, und alle Angst war verschwunden, auf immer, wie sie meinten; hatten sie den Grünen einmal angeführt, so konnten sie es immer tun mit dem gleichen Mittel.

Ein großes Mahl ward zugerichtet, weither wurden die Gäste entboten. Umsonst mahnte der Priester des Herrn von Schmaus und Jubel ab, mahnte, zu zagen und zu beten, denn noch sei der Feind nicht besiegt, Gott nicht gesühnt. Es sei ihm im Geiste, als dürfe er ihnen keine Buße zur Sühnung auferlegen, als nahe sich eine Buße gewaltig und schwer aus Gottes selbsteigener Hand. Aber sie hörten ihn nicht, wollten ihn befriedigen mit Speise und Trank. Er aber ging betrübt weg, bat für die, welche nicht wüßten, was sie täten, und rüstete sich, mit Beten und Fasten zu kämpfen als ein getreuer Hirt für die anvertraute Herde.

Mitten unter den Jubilierenden ist auch Christine gesessen, aber sonderbar stille mit glühenden Wangen, düstern Augen, seltsam sah man es zucken in ihrem Gesichte. Christine war bei der Geburt zugegen gewesen als erfahrne Wehmutter, war bei der plötzlichen Taufe zu Gevatter gestanden mit frechem Herzen ohne Furcht, aber wie der Priester das Wasser sprengte über das Kind und es taufte in den drei höchsten Namen, da war es ihr, als drücke man ihr plötzlich ein feurig Eisen auf die Stelle, wo sie des Grünen Kuß empfangen. In jähem Schrecken war sie zusammengezuckt, das Kind fast zur Erde gefallen, und seither hatte der Schmerz nicht abgenommen, sondern ward glühender von Stunde zu Stunde. Anfangs war sie stillegesessen, hatte den Schmerz erdrückt und heimlich die schweren Gedanken gewälzet in ihrer erwachten Seele, aber immer häufiger fuhr sie mit der Hand nach dem brennenden Fleck, auf dem ihr eine giftige Wespe zu sitzen schien, die ihr einen glühenden Stachel bohre bis ins Mark hinein. Als keine Wespe zu verjagen war, die Stiche immer heißer wurden, die Gedanken immer schrecklicher, da begann Christine ihre Wange zu zeigen, zu fragen, was darauf zu sehen sei, und immer von neuem frug Christine, aber niemand sah etwas, und bald mochte niemand mehr mit dem Spähen auf den Wangen die Lust sich verkürzen. Endlich konnte sie noch ein alt Weib erbitten; eben krähte der Hahn, der Morgen graute, da sah die Alte auf Christines Wange einen fast unsichtbaren Fleck. Es sei nichts, sagte die, das werde schon vergehn, und ging weiter.

Und Christine wollte sich trösten, es sei nichts und werde bald vergehn; aber die Pein nahm nicht ab, und unmerklich wuchs der kleine Punkt, und alle sahen ihn und frugen sie, was es da Schwarzes gebe in ihrem Gesichte? Sie dachten nichts Besonders, aber die Reden fuhren ihr wie Stiche ins Herz, weckten die schweren Gedanken wieder auf, und immer und immer mußte sie denken, daß auf den gleichen Fleck der Grüne sie geküßt und daß die gleiche Glut, die damals wie ein Blitz durch ihr Gebein gefahren, jetzt bleibend in demselben brenne und zehre. So wich der Schlaf von ihr, das Essen schmeckte ihr wie Feuerbrand, unstet lief sie hiehin, dorthin, suchte Trost und fand keinen, denn der Schmerz wuchs immer noch, und der schwarze Punkt ward größer und schwärzer, einzelne dunkle Streifen liefen von ihm aus, und nach dem Munde hin schien sich auf dem runden Flecke ein Höcker zu pflanzen.


Die schwarze Spinne - 13 The black spider - 13 A Aranha Negra - 13 Черный паук - 13

Am folgenden Morgen lange vor der Sonne waren alt und jung auf den Beinen, in allen regte sich die gleiche neugierige Angst; aber lange wagte sich keiner auf den Platz, wo die Buchen lagen; man wußte nicht, lag dort eine Beize für die, welche den Grünen betrügen wollten. The next morning old and young were up long before sunrise, for everybody was impelled by the same inquisitive anxiety; but it was a long time before anybody ventured to the place where the beech-trees had been put; perhaps there would be some trap there for those who wished to deceive the green huntsman.

Ein wilder Küherbub, der Zieger von der Alp gebracht, wagte es endlich, sprang voran und fand keine Buchen mehr, und keine Hinterlist tat auf dem Platze sich kund. A wild cowherd who had brought goats down from high mountain pasture finally dared to go forward; he found no beech-trees lying on the ground, nor could any trace of trickery be perceived at that spot. Noch trauten sie dem Spiele nicht; ihnen vorauf mußte der Küherbub nach Bärhegen. They still had no trust in the business; the cowherd had to go ahead of them to Bärhegen. Dort war alles in der Ordnung, hundert Buchen standen in Reih und Glied, keine war verdorret, keinem aus ihnen lief das Gesicht auf, keinem tat ein Glied weh. There everything was in order, a hundred beech-trees stood in full array, none was withered, nobody’s face swelled up, nobody had pains in any limb. Da stieg der Jubel hoch in ihren Herzen, und viel Spott gegen den Grünen und gegen die Ritter floß. Then their hearts became exultant, and much mockery could be heard at the expense of the green huntsman and the knights. Zum drittenmal sandten sie aus den wilden Küherbub und ließen dem von Stoffeln sagen, es sei auf Bärhegen nun alles in der Ordnung, er möchte kommen und die Buchen zählen. For the third time they sent out the wild cowherd and had him inform von Stoffeln that everything was now in order on Bärhegen, and that he might like to come and count the beech-trees. Dem aber ward es graulicht, und er ließ ihnen sagen, sie sollten machen, daß sie heimkämen. But von Stoffeln felt terrified, and he sent them the message that they should see to it that they went home. Gerne hätte er ihnen sagen lassen, sie sollten den ganzen Schattengang wieder wegschaffen, aber er tat es nicht seiner Ritter wegen, es sollte nicht heißen, er fürchte sich; aber er wußte nicht um der Bauren Pacht und wer sich in den Handel mischen könnte. He would have gladly told them to remove the whole avenue of trees, but he did not do this on account of his knights; he did not know about the peasants’ compact, and who it was who might intervene in the business.

Als der Kühersbub den Bescheid brachte, da schwollen die Herzen noch trotziger auf; die wilde Jugend tanzte im Schattengange, wildes Jodeln hallte von Kluft zu Kluft, von Berg zu Berg, hallte an den Mauren des Schlosses Sumiswald wider. When the cowherd brought the message, hearts swelled yet more with defiance; wild youths danced in the avenue, a wild yodelling resounded from ravine to ravine, from one mountain to another, and re-echoed from the walls of Sumiswald castle. Bedächtige Alte warnten und baten, aber trotzige Herzen achten bedächtiger Alten Warnung nicht; wenn dann das Unglück da ist, so sollen es die Alten mit ihrem Zagen und Warnen herbeigezogen haben. Thoughtful older people admonished and pleaded, but defiant hearts do not pay attention to the warnings of cautious old age; and then once the misfortune has come about, the old people are blamed for it on account of their hesitation and warnings. Die Zeit ist noch nicht da, wo man es erkennt, daß der Trotz das Unglück aus dem Boden stampft. The time has not yet come when it is recognised that when defiance stamps its foot, misfortune grows forth from the ground. Der Jubel zog sich über Berg und Tal in alle Häuser, und wo noch eines Fingers lang Fleisch im Rauche hing, da ward es gekocht, und wo noch eine Handgroß Butter im Hafen war, da wurde geküchelt. The rejoicing spread over hill and vale into all the houses; and wherever a finger’s length of smoked meat remained, it was taken down and prepared for eating, and wherever a lump of butter as big as a hand remained in a basin, it was used for baking.

Das Fleisch ward gegessen, die Küchli schwanden, der Tag war verronnen, und ein anderer Tag stieg am Himmel auf. The meat was eaten, the fritters disappeared, day had gone and a new day rose in the sky. Immer näher kam der Tag, an welchem ein Weib ein Kind gebären sollte; und, je näher der Tag kam, um so dringlicher kam die Angst wieder: der Grüne werde sich wieder künden, fordern, was ihm gehöre, oder ihnen eine Beize legen. Nearer and nearer came the day when a woman should bear a child; and the nearer the day, the more urgently did the fear become renewed that the green huntsman would announce himself again and demand what was his by right, or else prepare a trap for them.

Den Jammer jenes jungen Weibes, welches das Kind gebären sollte, wer will ihn ermessen? Who could measure the distress of that young woman who was to give birth to the child? Im ganzen Hause tönte er wider, ergriff nach und nach alle Glieder des Hauses, und Rat wußte niemand, wohl aber, daß dem, mit dem man sich eingelassen, nicht zu trauen sei. Her cries of despair resounded throughout the whole house, gradually affecting all who lived there, and no body could give any counsel, apart from saying that there was no trusting that huntsman whom they had had the dealings with. Je näher die verhängnisvolle Stunde kam, um so näher drängte das arme Weibchen sich zu Gott, umklammerte nicht mit den Armen allein, sondern mit dem Leibe und der Seele und aus ganzem Gemüte die heilige Mutter, bittend um Schutz um ihres gebenedeiten Sohnes willen. The nearer the fateful hour came, the more closely the poor woman pressed to God, embraced the Holy Mother not with her arms alone but with body and soul and whole mind, praying for protection for the sake of Her blessed Son. Und ihr ward immer klarer, daß im Leben und Sterben in jeder Not der größte Trost bei Gott sei, denn, wo der sei, da dürfe der Böse nicht sein und hätte keine Macht. And it became clearer and clearer to her that in life and death in every need the greatest comfort is in God, for where He is, the evil one may not be and has no power.

Immer deutlicher trat der Glaube vor dessen Seele, daß, wenn ein Priester des Herren mit dem Allerheiligsten, dem heiligen Leibe des Erlösers, bei der Geburt zugegen wäre und bewaffnet mit kräftigen Bannsprüchen, so dürfte kein böser Geist sich nahen, und alsobald könnte der Priester das neugeborne Kind mit dem Sakramente der Taufe versehen, was die damalige Sitte erlaubte; dann wäre das arme Kind der Gefahr für immer entrissen, welche die Vermessenheit der Väter über ihns gebracht. Her soul was convinced ever more clearly that if a priest of the Lord were present at the birth with that holiest of all things, the sacred body of the Redeemer, and if he were armed with strong sentences of anathema, no evil spirit would dare to draw near, and at once the priest would be able to provide the newborn child with the sacrament of baptism, as was allowed by custom at that time; then the poor child would be removed forever from the danger which the presumption of its fathers had brought upon it. Dieser Glaube stieg auch bei den andern auf, und der Jammer des jungen Weibes ging ihnen zu Herzen, aber sie scheuten sich, dem Priester ihre Pacht mit dem Satan zu bekennen, und niemand war seither zur Beichte gegangen, und niemand hatte ihm Rede gestanden. This belief came to be shared by others, and the young woman’s wretched plight went to their hearts, but they fought shy of confessing to the priest their pact with Satan, and since that time nobody had gone to confession nor had given an account of themselves to him. Es war ein gar frommer Mann, selbst die Ritter des Schlosses trieben keinen Kurzweil mit ihm, er aber sagte ihnen die Wahrheit. The priest was a very pious man, and even the knights of the castle did not make fun of him, thought he told them the truth straight. Wenn einmal die Sache getan sei, so könne er sie nicht mehr hindern, hatten die Bauren gedacht; aber jetzt war doch niemand gerne der erste, der es ihm sagte, das Gewissen sagte ihnen wohl, warum. What the peasants had thought was that once the business was over, he could do nothing to stop them, but all the same nobody now wanted to be the first to tell him, and their consciences told them why.

Endlich drang einem Weibe der Jammer zu Herzen; es lief hin und offenbarte dem Priester den Handel und des armen Weibes Wunsch. At last the wretchedness of the situation moved one woman to take action; she went off and disclosed to the priest the compact and what it was the poor woman wanted. Gewaltig entsetzte sich der fromme Mann, aber mit leeren Worten verlor er die Zeit nicht; kühn trat er für eine arme Seele in den Kampf mit dem gewaltigen Widersacher. The pious man was greatly shocked, but he did not waste time with empty words; he boldly took up the fight with the mighty enemy on behalf of a poor soul. Er war einer von denen, die den härtesten Kampf nicht scheuen, weil sie gekrönt werden wollen mit der Krone des ewigen Lebens und weil sie wohl wissen, es werde keiner gekrönet, er kämpfe dann recht. He was one of those men who do not fear the hardest fight, because they wish to be crowned with the crown of eternal life, and because indeed they know that no man will be crowned unless he fights well.

Ums Haus, in welchem das Weib ihrer Stunde harrte, zog er den heiligen Bann mit geweihtem Wasser, den böse Geister nicht überschreiten dürfen, segnete die Schwelle ein, die ganze Stube, und ruhig gebar das Weib, und ungestört taufte der Priester das Kind. He drew a consecrated circle with holy water about the house where the woman was awaiting her time, for no evil spirits might step into this circle; he blessed the threshold and the whole room, and the woman had a quiet labour and the priest baptized the child without any disturbance. Ruhig blieb es auch draußen, am klaren Himmel flimmerten die hellen Sterne, leise Lüfte spielten in den Bäumen. Outside all was quiet, bright stars sparkled in the clear sky and gentle breezes played in the trees. Ein wiehernd Gelächter wollten die einen gehört haben von ferne her; die andern aber meinten, es seien nur die Käuzlein gewesen an des Waldes Saum. Some people said they heard laughter like a horse’s neighing from afar; but others thought it was only the owls at the edge of the wood.

Alle, die da waren, aber freuten sich höchlich, und alle Angst war verschwunden, auf immer, wie sie meinten; hatten sie den Grünen einmal angeführt, so konnten sie es immer tun mit dem gleichen Mittel. Everyone present, however, was highly delighted, and all fear had disappeared, for ever, as they thought; for if they had fooled the green huntsman once, they could go on doing so by the same method.

Ein großes Mahl ward zugerichtet, weither wurden die Gäste entboten. A great feast was prepared, and guests were invited from far and wide. Umsonst mahnte der Priester des Herrn von Schmaus und Jubel ab, mahnte, zu zagen und zu beten, denn noch sei der Feind nicht besiegt, Gott nicht gesühnt. The priest of the Lord warned them in vain against feasting and rejoicing, told them to be fearful and to pray, for the enemy was not overcome nor God propitiated. Es sei ihm im Geiste, als dürfe er ihnen keine Buße zur Sühnung auferlegen, als nahe sich eine Buße gewaltig und schwer aus Gottes selbsteigener Hand. He felt in his mind that he was not in a position to lay any act of penance upon them, and that a mighty and heavy punishment was approaching from God’s own hand. Aber sie hörten ihn nicht, wollten ihn befriedigen mit Speise und Trank. But they did not listen to him and wanted to satisfy him with invitations to food and drink. Er aber ging betrübt weg, bat für die, welche nicht wüßten, was sie täten, und rüstete sich, mit Beten und Fasten zu kämpfen als ein getreuer Hirt für die anvertraute Herde. He, however, went sadly away, prayed for those who did not know what they were doing, and armed himself with prayer and fasting to fight like a true shepherd for the flock entrusted to his care.

Mitten unter den Jubilierenden ist auch Christine gesessen, aber sonderbar stille mit glühenden Wangen, düstern Augen, seltsam sah man es zucken in ihrem Gesichte. Christine too was sitting in the midst of the jubilant throng, but she sat strangely still with glowing cheeks, sombre eyes, and one could see a strange twitching in her face. Christine war bei der Geburt zugegen gewesen als erfahrne Wehmutter, war bei der plötzlichen Taufe zu Gevatter gestanden mit frechem Herzen ohne Furcht, aber wie der Priester das Wasser sprengte über das Kind und es taufte in den drei höchsten Namen, da war es ihr, als drücke man ihr plötzlich ein feurig Eisen auf die Stelle, wo sie des Grünen Kuß empfangen. Christine, as an experienced midwife, had been present at the birth, and had acted as godmother during the hasty christening ceremony with an insolent, fearless heart, but when the priest sprinkled the water over the child and baptized it in the three holy names, she felt as if someone were suddenly pressing a red-hot iron on the spot where she had received the green huntsman’s kiss. In jähem Schrecken war sie zusammengezuckt, das Kind fast zur Erde gefallen, und seither hatte der Schmerz nicht abgenommen, sondern ward glühender von Stunde zu Stunde. She had started in sudden terror, had almost dropped the child on to the ground, and since that time the pain had not decreased but became more glowing from hour to hour. Anfangs war sie stillegesessen, hatte den Schmerz erdrückt und heimlich die schweren Gedanken gewälzet in ihrer erwachten Seele, aber immer häufiger fuhr sie mit der Hand nach dem brennenden Fleck, auf dem ihr eine giftige Wespe zu sitzen schien, die ihr einen glühenden Stachel bohre bis ins Mark hinein. At first she had sat still, had forced back the pain and kept to herself the dark thoughts which were turning in her awakened mind, but she moved her hand ever more frequently to the burning spot, on which a poisonous wasp seemed to be placed, piercing with a burning sting right into her marrow. Als keine Wespe zu verjagen war, die Stiche immer heißer wurden, die Gedanken immer schrecklicher, da begann Christine ihre Wange zu zeigen, zu fragen, was darauf zu sehen sei, und immer von neuem frug Christine, aber niemand sah etwas, und bald mochte niemand mehr mit dem Spähen auf den Wangen die Lust sich verkürzen. But as there was no wasp to be chased away and as the stings became ever more burning and her thoughts ever more dreadful, Christine began to show people her cheek and ask them what could be seen on it, and she kept on asking, but nobody saw anything, and soon nobody had any wish to be diverted from the pleasures of the christening celebration by peering at her cheeks. Endlich konnte sie noch ein alt Weib erbitten; eben krähte der Hahn, der Morgen graute, da sah die Alte auf Christines Wange einen fast unsichtbaren Fleck. Finally she found an old woman who was willing to look carefully; just at that moment the cock crowed, the grey of dawn came, so that what the old woman saw on Christine’s cheek was an almost invisible spot Es sei nichts, sagte die, das werde schon vergehn, und ging weiter. It was nothing, she said, it would go away all right; and she moved off.

Und Christine wollte sich trösten, es sei nichts und werde bald vergehn; aber die Pein nahm nicht ab, und unmerklich wuchs der kleine Punkt, und alle sahen ihn und frugen sie, was es da Schwarzes gebe in ihrem Gesichte? And Christine tried to comfort herself that it was nothing and it would go away soon; but the pain did not lessen, and the little spot grew imperceptibly, and everybody saw it and asked her what that black thing was on her face. Sie dachten nichts Besonders, aber die Reden fuhren ihr wie Stiche ins Herz, weckten die schweren Gedanken wieder auf, und immer und immer mußte sie denken, daß auf den gleichen Fleck der Grüne sie geküßt und daß die gleiche Glut, die damals wie ein Blitz durch ihr Gebein gefahren, jetzt bleibend in demselben brenne und zehre. They did not mean anything special by it, but their remarks went to her heart like swordthrusts, rekindled her dark thoughts, and she could not avoid coming back to the thought, time and time again, that it was on this very spot that the green huntsman had kissed her, and that the same fire which on that occasion had shot through her limbs like lightning, now remained burning and consuming there. So wich der Schlaf von ihr, das Essen schmeckte ihr wie Feuerbrand, unstet lief sie hiehin, dorthin, suchte Trost und fand keinen, denn der Schmerz wuchs immer noch, und der schwarze Punkt ward größer und schwärzer, einzelne dunkle Streifen liefen von ihm aus, und nach dem Munde hin schien sich auf dem runden Flecke ein Höcker zu pflanzen. Thus she could not sleep, her food tasted like firebrand, she rushed aimlessly about, seeking consolation but finding none, for the pain increased still further, and the black spot became bigger and blacker, single dark streaks ran out from the spot, and down towards the mouth it seemed as if there was a lump planted on the round spot.