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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 02

Die schwarze Spinne - 02

Neben den Käse stellte sie die mächtige Züpfe, das eigentümliche Berner Backwerk, geflochten wie die Zöpfe der Weiber, schön braun und gelb, aus dem feinsten Mehl, Eiern und Butter gebacken, groß wie ein jähriges und fast ebenso schwer; und oben und unten pflanzte sie noch zwei Teller. Hochaufgetürmt lagen auf denselben die appetitlichen Küchlein, Habküchlein auf dem einen, Eierküchlein auf dem andern. Heiße, dicke Nidel stund in schön geblümten Hafen zugedeckt auf dem Ofen, und in der dreibeinigen, glänzenden Kanne mit gelbem Deckel kochte der Kaffee. So harrte auf die erwarteten Gevatterleute ein Frühstück, wie es Fürsten selten haben und keine Bauren auf der Welt als die Berner. Tausende von Engländern rennen durch die Schweiz, aber weder einem der abgejagten Lords noch einer der steifbeinichten Ladies ist je ein solches Frühstück geworden.

»Wenn sie nur bald kämen, es wäre alles bereit!« seufzte die Hebamme. »Es geht jedenfalls eine gute Zeit, bis alles fertig ist und ein jedes seine Sache gehabt hat, und der Pfarrer ist grausam pünktlich und gibt scharfe Verweise, wenn man nicht da ist zu rechter Zeit.«

»Der Großvater erlaubt auch nie, das Wägeli zu nehmen«, sagte die junge Frau. »Er hat den Glauben, daß ein Kind, welches man nicht zur Taufe trage, sondern führe, träge werde und sein Lebtag seine Beine nie recht brauchen lerne. Wenn nur die Gotte (Patin) da wäre, die versäumt am längsten, die Göttene machen es kürzer und könnten immerhin nachlaufen.« Die Angst nach den Gevatterleuten verbreitete sich durchs ganze Haus. »Kommen sie noch nicht?« hörte man allenthalben; in allen Ecken des Hauses schauten Gesichter nach ihnen aus, und der Türk bellte aus Leibeskräften, als ob er sie herbeirufen wollte. Die Großmutter aber sagte: »Ehemals ist das doch nicht so gewesen, da wußte man, daß man an solchen Tagen zu rechter Zeit aufzustehen habe und der Herr niemanden warte.« Endlich stürzte der Bub in die Küche mit der Nachricht, die Gotte komme.

Sie kam, schweißbedeckt und beladen wie das Neujahrkindlein. In der einen Hand hatte sie die schwarzen Schnüre eines großen, blumenreichen Wartsäckleins, in welchem, in ein fein, weißes Handtuch gewickelt, eine große Züpfe stach, ein Geschenk für die Kindbetterin. In der andern Hand trug sie ein zweites Säcklein, und in demselben war eine Kleidung für das Kind nebst etwelchen Stücken zu eigenem Gebrauch, namentlich schöne weiße Strümpfe; und unter dem einen Arme hatte sie noch eine Drucke mit dem Kränzchen und der Spitzenkappe mit den prächtigen, schwarzseidenen Haarschnüren. Freudig tönten ihr die Gottwillchen (in Gott willkommen) entgegen von allen Seiten, und kaum hatte sie Zeit, von ihren Bürden eine abzustellen, um den entgegengestreckten Händen freundlich zu begegnen. Von allen Seiten streckten sich dienstbare Hände nach ihren Lasten, und unter der Türe stand die junge Frau, und da ging ein neues Grüßen an, bis die Hebamme in die Stube mahnte: sie könnten ja drinnen einander sagen, was der Brauch sei.

Und mit handlichen Manieren setzte die Hebamme die Gotte hinter den Tisch, und die junge Frau kam mit dem Kaffee, wie sehr auch die Gotte sich weigerte und vorgab, sie hätte schon gehabt. Des Vaters Schwester täte es nicht, daß sie ungegessen aus dem Hause ginge, das schade jungen Mädchen gar übel, sage sie. Aber sie sei schon alt, und die Jungfrauen (Mägde) möchten auch nicht zu rechter Zeit auf, deswegen sei sie so spät; wenn es an ihr allein gelegen hätte, sie wäre längstens da. In den Kaffee wurde die dicke Nidel gegossen, und wie sehr die Gotte sich wehrte und sagte, sie liebe es gar nicht, warf ihr doch die Frau ein Stück Zucker in denselben. Lange wollte es die Gotte nicht zulassen, daß ihretwegen die Züpfe angehauen würde, indessen mußte sie sich ein tüchtiges Stück vorlegen lassen und essen. Käse wollte sie lange nicht, es hätte dessen gar nicht nötig, sagte sie. Sie werde meinen, es sei nur halbmagern, und, deshalb schätze sie ihn nicht, sagte die Frau, und die Gotte mußte sich ergeben. Aber Küchli wollte sie durchaus nicht, die wüßte sie gar nicht wohin tun, sagte sie. Sie glaube nur, sie seien nicht sauber, und werde an bessere gewöhnt sein, erhielt sie endlich zur Antwort. Was sollte sie anders machen als Küchli essen? Während dem Nöten aller Art hatte sie abgemessen in kleinen Schlücken das erste Kacheli ausgetrunken, und nun erhob sich ein eigentlicher Streit. Die Gotte kehrte das Kacheli um, wollte gar keinen Platz mehr haben für fernere Guttaten und sagte: man solle sie doch in Ruhe lassen, sonst müßte sie sich noch verschwören. Da sagte die Frau, es sei ihr doch so leid, daß sie ihn so schlecht finde, sie hätte doch der Hebamme dringlichst befohlen, ihn so gut als möglich zu machen, sie vermochte sich dessen wahrhaftig nichts, daß er so schlecht sei, daß ihn niemand trinken möge, und an der Nidle sollte es doch auch nicht fehlen, sie hätte dieselbe abgenommen, wie sie es sonst nicht alle Tage im Brauch hätte. Was sollte die arme Gotte anders machen als noch ein Kacheli sich einschenken lassen?

Ungeduldig war schon lange die Hebamme herumgetrippelt, und endlich bändigte sie das Wort nicht länger, sondern sagte: »Wenn ich dir etwas helfen kann, so sage es nur, ich habe wohl Zeit dazu!« »He, pressiere doch nicht!« sagte die Frau. Die arme Gotte aber, die rauchte wie ein Dampfkessel, verstand den Wink, versorgete den heißen Kaffee so schnell als möglich und sagte zwischen den Absätzen, zu denen der glühende Trank sie zwang: »Ich wäre schon lange zweg, wenn ich nicht mehr hätte nehmen müssen, als ich hinunterbringen kann, aber ich komme jetzt.«

Sie stund auf, packte die Säcklein aus, übergab Züpfe, Kleidung, Einbund – ein blanker Neutaler, eingewickelt in den schön gemalten Taufspruch – und machte manche Entschuldigung, daß alles nicht besser sei. Darein aber redete die Hausmutter mit manchem Ausruf, wie das keine Art und Gattung hätte, sich so zu verköstigen, wie man es fast nicht nehmen dürfte; und wenn man das gewußt hätte, so hätte man sie gar nicht ansprechen dürfen.

Nun ging auch das Mädchen an sein Werk, verbeiständet von der Hebamme und der Hausfrau, und wendete das möglichste an, eine schöne Gotte zu sein von Schuh und Strümpfen an bis hinauf zum Kränzchen auf der kostbaren Spitzenkappe. Die Sache ging umständlich zu trotz der Ungeduld der Hebamme, und immer war der Gotte die Sache nicht gut genug und bald dies, bald das nicht am rechten Ort. Da kam die Großmutter herein und sagte: »Ich muß doch auch kommen und sehen, wie schön unsere Gotte sei.« Nebenbei ließ sie fallen, daß es schon das zweite Zeichen geläutet habe und beide Götten draußen in der äußern Stube seien.


Die schwarze Spinne - 02 The black spider - 02 L'araignée noire - 02 黑蜘蛛 - 02

Neben den Käse stellte sie die mächtige Züpfe, das eigentümliche Berner Backwerk, geflochten wie die Zöpfe der Weiber, schön braun und gelb, aus dem feinsten Mehl, Eiern und Butter gebacken, groß wie ein jähriges und fast ebenso schwer; und oben und unten pflanzte sie noch zwei Teller. Next to the cheese she placed a huge cake, that peculiar Bernese confection, coiled like the women’s plaits, beautifully brown and yellow, baked with best flour, eggs and butter, as large as a one-year-old child and weighing almost as much; and on either side she placed two more plates. チーズの隣に彼女が置いたのは、女性の三つ編みのように美しく茶色と黄色に編まれた独特のベルナのペストリーで、最高級の小麦粉、卵、バターから焼き上げられ、1 歳児と同じくらいの大きさで、ほぼ同じくらいの重さでした。その上と下に、彼女はさらに 2 つのプレートを植えました。 Hochaufgetürmt lagen auf denselben die appetitlichen Küchlein, Habküchlein auf dem einen, Eierküchlein auf dem andern. Piled up on them lay appetising fritters, yeast cakes on the one plate, pancakes on the other. Los apetitosos pastelitos estaban amontonados sobre ellos, pastelitos de un lado, pastelitos del otro. 食欲をそそる小さなケーキが高く積み上げられていました。小さなケーキが片側に、小さなケーキが反対側に。 Heiße, dicke Nidel stund in schön geblümten Hafen zugedeckt auf dem Ofen, und in der dreibeinigen, glänzenden Kanne mit gelbem Deckel kochte der Kaffee. Thick, warm cream was standing on the oven, covered up in a jug with lovely flowers patterned on it, and in the glistening three-legged can with its yellow lid the coffee was bubbling. La caliente y gorda Nidel estaba cubierta con un puerto bellamente florecido sobre la estufa, y el café estaba hirviendo en la reluciente tetera de tres patas con tapa amarilla. 熱くて太ったナイデルは、ストーブの上の美しい花の港に覆われて立っていました。コーヒーは、黄色のふたが付いた三脚の光沢のあるポットで沸騰していました。 So harrte auf die erwarteten Gevatterleute ein Frühstück, wie es Fürsten selten haben und keine Bauren auf der Welt als die Berner. In this way a breakfast was awaiting the godparents, when they should arrive, of a sort that princes seldom have and no peasant farmers in the world except the Bernese. Así que un desayuno esperaba a los esperados padrinos, como rara vez lo hacen los príncipes y no hay campesinos en el mundo más que los berneses. そのため、王子はめったに持っておらず、ベルン以外の農民は世界にいないなど、予想されるゴッドファーザーを待っていたのは朝食でした。 Tausende von Engländern rennen durch die Schweiz, aber weder einem der abgejagten Lords noch einer der steifbeinichten Ladies ist je ein solches Frühstück geworden. Thousands of English people go rushing through Switzerland, but never has one of the jaded lords or one of the stiff-legged ladies been presented with a breakfast like this. Miles de ingleses corren por Suiza, pero ni uno de los lores despedidos ni una de las damas de piernas rígidas han tenido nunca un desayuno así.

»Wenn sie nur bald kämen, es wäre alles bereit!« seufzte die Hebamme. “If only they’d come soon, it’s all waiting,” the midwife sighed. »Es geht jedenfalls eine gute Zeit, bis alles fertig ist und ein jedes seine Sache gehabt hat, und der Pfarrer ist grausam pünktlich und gibt scharfe Verweise, wenn man nicht da ist zu rechter Zeit.« it’ll be a good time before they’re all ready and everybody’s had what they want, and the pastor is awfully punctual and ticks you off sharply if you’re not there at the right time.”

»Der Großvater erlaubt auch nie, das Wägeli zu nehmen«, sagte die junge Frau. “Grandfather never allows the pram to be taken,” the young wife said. »Er hat den Glauben, daß ein Kind, welches man nicht zur Taufe trage, sondern führe, träge werde und sein Lebtag seine Beine nie recht brauchen lerne. “He believes that a child which is not carried to its christening, but is led on wheels, will grow up lazy and never learn to use its legs properly its whole life through. “Él tiene la creencia de que un niño que no es llevado al bautismo, sino que es conducido, se vuelve letárgico y nunca aprende realmente a usar sus piernas a lo largo de su vida. Wenn nur die Gotte (Patin) da wäre, die versäumt am längsten, die Göttene machen es kürzer und könnten immerhin nachlaufen.« Die Angst nach den Gevatterleuten verbreitete sich durchs ganze Haus. If only the grandmother were here, she’ll hold us up longest, the godfathers make shorter work of things, and if the worst came to the worst they could always hurry along behind.” Anxiety about the godparents spread through the whole house. Si solo la madrina (madrina) estuviera allí, ella se perdería más tiempo, las diosas lo harían más corto y al menos podrían alcanzarlo.' El miedo de las madrinas se extendió por toda la casa. »Kommen sie noch nicht?« hörte man allenthalben; in allen Ecken des Hauses schauten Gesichter nach ihnen aus, und der Türk bellte aus Leibeskräften, als ob er sie herbeirufen wollte. “Aren’t they coming yet?” could be heard everywhere; from all corners of the house faces peered out for them, and the dog barked for all it was worth, as if it was trying to summon them too. Die Großmutter aber sagte: »Ehemals ist das doch nicht so gewesen, da wußte man, daß man an solchen Tagen zu rechter Zeit aufzustehen habe und der Herr niemanden warte.« Endlich stürzte der Bub in die Küche mit der Nachricht, die Gotte komme. But the grandmother said, “It used not to be like this in the old days; then you knew that you had to get up at the right time on such a day and the pastor wouldn’t wait for anybody.” Finally, the farmer’s boy rushed into the kitchen with the news that the godmother was coming.

Sie kam, schweißbedeckt und beladen wie das Neujahrkindlein. She came bathed in sweat and loaded up as if she were the Christ child going to give the New Year presents. In der einen Hand hatte sie die schwarzen Schnüre eines großen, blumenreichen Wartsäckleins, in welchem, in ein fein, weißes Handtuch gewickelt, eine große Züpfe stach, ein Geschenk für die Kindbetterin. In one hand she had the black strings of a large, flower-patterned holdall in which was a big Bernese cake wrapped in a fine white cloth, a present for the young mother. In der andern Hand trug sie ein zweites Säcklein, und in demselben war eine Kleidung für das Kind nebst etwelchen Stücken zu eigenem Gebrauch, namentlich schöne weiße Strümpfe; und unter dem einen Arme hatte sie noch eine Drucke mit dem Kränzchen und der Spitzenkappe mit den prächtigen, schwarzseidenen Haarschnüren. In the other hand she was carrying a second bag, and in this there was a garment for the child as well as a few articles for her own use, in particular, fine white stockings; and under the one arm she had something else, a cardboard box which contained her wreath and her laced cap with its wonderful black silk hair trimmings. En la otra mano traía una segunda bolsita, y en ella había ropa para el niño, junto con algunas cosas para su propio uso, a saber, hermosas medias blancas; y debajo de un brazo tenía otro estampado con la corona y el gorro de encaje con los magníficos mechones de cabello de seda negra. Freudig tönten ihr die Gottwillchen (in Gott willkommen) entgegen von allen Seiten, und kaum hatte sie Zeit, von ihren Bürden eine abzustellen, um den entgegengestreckten Händen freundlich zu begegnen. Joyfully the greeting of “Welcome in God’s name” was given her from all sides, and she scarcely had time to put down one of her parcels so that she could free her own hand to meet the hands stretched towards her in friendly welcome. Von allen Seiten streckten sich dienstbare Hände nach ihren Lasten, und unter der Türe stand die junge Frau, und da ging ein neues Grüßen an, bis die Hebamme in die Stube mahnte: sie könnten ja drinnen einander sagen, was der Brauch sei. From all directions helpful hands reached for her burdens, and there was the young wife standing by the door, and so a new series of greetings began, until the midwife summoned them into the living room: they could surely say to each other inside there what custom demanded on such an occasion.

Und mit handlichen Manieren setzte die Hebamme die Gotte hinter den Tisch, und die junge Frau kam mit dem Kaffee, wie sehr auch die Gotte sich weigerte und vorgab, sie hätte schon gehabt. And with neat gestures the midwife placed the godmother at the table, and the young wife came with the coffee, even though the godmother refused and asserted that she had already had some. Des Vaters Schwester täte es nicht, daß sie ungegessen aus dem Hause ginge, das schade jungen Mädchen gar übel, sage sie. Her father’s sister wouldn’t let her leave the house without having something to eat, that was bad for young girls, she said. Aber sie sei schon alt, und die Jungfrauen (Mägde) möchten auch nicht zu rechter Zeit auf, deswegen sei sie so spät; wenn es an ihr allein gelegen hätte, sie wäre längstens da. But after all her aunt was getting old now, and the maids didn’t like getting up early either, that was why she was so late; if it had been left to her, she would have been here long ago. In den Kaffee wurde die dicke Nidel gegossen, und wie sehr die Gotte sich wehrte und sagte, sie liebe es gar nicht, warf ihr doch die Frau ein Stück Zucker in denselben. Thick cream was poured into the coffee, and although the godmother protested and said she did not like it, the wife threw a lump of sugar in all the same. Lange wollte es die Gotte nicht zulassen, daß ihretwegen die Züpfe angehauen würde, indessen mußte sie sich ein tüchtiges Stück vorlegen lassen und essen. For a long time the godmother would not have it that the Bernese cake should be cut for her, but then she had to let a good-sized piece be placed in front of her and to eat it. Käse wollte sie lange nicht, es hätte dessen gar nicht nötig, sagte sie. She didn’t want any cheese, she said; she didn’t need it a bit. Sie werde meinen, es sei nur halbmagern, und, deshalb schätze sie ihn nicht, sagte die Frau, und die Gotte mußte sich ergeben. The wife said she believed it was made from skimmed milk and did not think much to it on that account, and the godmother had to give in. Aber Küchli wollte sie durchaus nicht, die wüßte sie gar nicht wohin tun, sagte sie. But she didn’t want any fritters, she said; she just wouldn’t know where to find room for them. Sie glaube nur, sie seien nicht sauber, und werde an bessere gewöhnt sein, erhielt sie endlich zur Antwort. It was only that she believed they were not clean and she was used to better quality, was the answer she finally received. Was sollte sie anders machen als Küchli essen? What else could she do except eat fritters? Während dem Nöten aller Art hatte sie abgemessen in kleinen Schlücken das erste Kacheli ausgetrunken, und nun erhob sich ein eigentlicher Streit. While she was being pressed to eat in all kinds of ways, she had drunk her first cup of coffee in short measured sips, and now a real dispute started. Die Gotte kehrte das Kacheli um, wollte gar keinen Platz mehr haben für fernere Guttaten und sagte: man solle sie doch in Ruhe lassen, sonst müßte sie sich noch verschwören. The godmother turned the cup upside down and claimed that she had no more room for any further good things, saying people should leave her in peace, or else, what is more, she would have to refuse in even stronger language. Da sagte die Frau, es sei ihr doch so leid, daß sie ihn so schlecht finde, sie hätte doch der Hebamme dringlichst befohlen, ihn so gut als möglich zu machen, sie vermochte sich dessen wahrhaftig nichts, daß er so schlecht sei, daß ihn niemand trinken möge, und an der Nidle sollte es doch auch nicht fehlen, sie hätte dieselbe abgenommen, wie sie es sonst nicht alle Tage im Brauch hätte. Then the wife said she was really sorry that she didn’t like the coffee, she had ordered the midwife most emphatically to make it as good as possible, it really wasn’t her fault that it was so bad that nobody wanted to drink it, and there surely couldn’t be anything wrong with the cream either, she had taken it off the milk in a way she certainly didn’t every day. Was sollte die arme Gotte anders machen als noch ein Kacheli sich einschenken lassen? What was the poor godmother to do except to let them pour her another cup?

Ungeduldig war schon lange die Hebamme herumgetrippelt, und endlich bändigte sie das Wort nicht länger, sondern sagte: »Wenn ich dir etwas helfen kann, so sage es nur, ich habe wohl Zeit dazu!« »He, pressiere doch nicht!« sagte die Frau. For some time now the midwife had been hovering around impatiently, and at last she could restrain herself no longer, but said, “If there’s anything you’d like me to do for you, just tell me, I’ve got time for it!” “Oh, don’t be rushing us!” the wife said. Die arme Gotte aber, die rauchte wie ein Dampfkessel, verstand den Wink, versorgete den heißen Kaffee so schnell als möglich und sagte zwischen den Absätzen, zu denen der glühende Trank sie zwang: »Ich wäre schon lange zweg, wenn ich nicht mehr hätte nehmen müssen, als ich hinunterbringen kann, aber ich komme jetzt.« The poor godmother, however, who was steaming like a kettle, took the hint, dispatched the hot coffee as quickly as possible, and said, during the pauses forced on her by the burning drink, “I should have been ready long ago, if I hadn’t had to take more than I can get down me, but I’m coming now.”

Sie stund auf, packte die Säcklein aus, übergab Züpfe, Kleidung, Einbund – ein blanker Neutaler, eingewickelt in den schön gemalten Taufspruch – und machte manche Entschuldigung, daß alles nicht besser sei. She got up, unpacked her bags, handed over the Bernese cake, the infant’s garment and the godmother’s own present – a shining neuthaler coin, wrapped up in a beautifully painted piece of paper which had a christening text on it – and made many an apology because everything was not as good as it might be. Darein aber redete die Hausmutter mit manchem Ausruf, wie das keine Art und Gattung hätte, sich so zu verköstigen, wie man es fast nicht nehmen dürfte; und wenn man das gewußt hätte, so hätte man sie gar nicht ansprechen dürfen. But the mother interrupted with many an exclamation that that really wasn’t the way to go about it, putting yourself to so much expense that they almost felt they couldn’t accept it; and if they’d known it, they wouldn’t have thought of asking her to be godmother in the first place.

Nun ging auch das Mädchen an sein Werk, verbeiständet von der Hebamme und der Hausfrau, und wendete das möglichste an, eine schöne Gotte zu sein von Schuh und Strümpfen an bis hinauf zum Kränzchen auf der kostbaren Spitzenkappe. Now the girl too set to work, assisted by the midwife and the lady of the house, and did her utmost to be a beautiful godmother, from shoes and stockings up to the little wreath on top of the precious lace cap. Die Sache ging umständlich zu trotz der Ungeduld der Hebamme, und immer war der Gotte die Sache nicht gut genug und bald dies, bald das nicht am rechten Ort. The business took its time in spite of the midwife’s impatience, and the godmother kept on finding something that was not as it should be, now one thing, and now another was not in the right place. Da kam die Großmutter herein und sagte: »Ich muß doch auch kommen und sehen, wie schön unsere Gotte sei.« Nebenbei ließ sie fallen, daß es schon das zweite Zeichen geläutet habe und beide Götten draußen in der äußern Stube seien. Then the grandmother came in and said, “But I want to come in as well and see how lovely our godmother is.” At the same time she let out that the church bells were ringing for the second time, and that both godfathers were in the outer room.