×

Wir verwenden Cookies, um LingQ zu verbessern. Mit dem Besuch der Seite erklärst du dich einverstanden mit unseren Cookie-Richtlinien.


image

Der Biograph, Bevor RIN berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE

Bevor RIN berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE

(Dynamische Musik)

Das hätte man Rin vor zehn Jahren an den Kopf werfen können.

Und vielleicht hätte er sogar zugestimmt.

Doch heute ist er

einer der erfolgreichsten Rapper unseres Landes.

Wie hat er es also geschafft,

sich vom Gammler zum Machertyp zu entwickeln?

Das weiß Rin am besten selbst.

Deshalb hat "Der Biograf" im persönlichen Gespräch nachgefragt,

und konnte der Sache so exklusiv auf den Grund gehen.

(Plopp-Geräusche)

(Stiftkritzeln)

Wenn Rin, der mit bürgerlichem Namen Renato Simunovic heißt,

sich an früher erinnert,

dann denkt er an Cevapcici.

Das ist das Nationalgericht aus der Heimat seiner Eltern,

dem Balkanstaat Herzegowina.

Rins Vater kam als einer der letzten Gastarbeiter nach Deutschland,

seine Mutter kurz vor Ausbruch des Bosnienkriegs.

Ihre Ferien haben die Simunovic immer in der alten Heimat verbracht.

Erzählt Rin.

Mit der Großfamilie am Tisch sitzen,

Cevapcici essen und die gemeinsame Zeit genießen,

das hat ihm in seinem deutschen Zuhause gefehlt.

(Spannungsvolle Musik) Nicht nur, weil er Einzelkind ist,

sondern auch, weil seine Eltern als Gastronomen

wenig Zeit für ihren Sohn hatten.

"Die Gastronomie hat mir meine Kindheit und Jugend genommen",

sagte er einmal.

"Manche Restaurant gingen nämlich Pleite,

zweimal waren wir komplett am Arsch",

sagt Rin.

Aufgeben wollten seine Eltern aber nicht.

Auch wenn das für die Familie viele Einschnitte bedeutete.

Über 20 Mal sind die Simunovic in Rins Kindheit umgezogen.

In dem Alter so oft sozial entwurzelt zu werden,

und sich in einer neuen Umgebung zurecht finden zu müssen,

kann oft negative Folgen haben.

Belegt wurde das zum Beispiels schon

in einer Studie der University of Manchester.

Demnach erhöhe sich dadurch das Risiko,

als Erwachsener gewalttätig, psychisch krank

oder drogenabhängig zu werden.

(Dynamische Musik)

Sein Zuhause findet Rin im schwäbischen Bietigheim-Bissingen,

wo die Familie endlich sesshaft wird.

Auch hier führen die Eltern wieder ein Restaurant,

denn von ihrem Traum ließen sie,

trotz der vielen Rückschläge, nicht ab.

Ihr Durchhaltevermögen wird wenig später belohnt,

eine Lebenseinstellung, die auch in Rins Biografie Maßstäbe setzte.

(Lockere Musik)

Als Jugendlicher war er oft alleine zu Hause.

Rin musste sich selbst beschäftigen.

"Ich war einfach gestrickt, mit Freunden rausgehen und zocken,

das ist bis zu meinem 20. Lebensjahr so geblieben."

Und seine Kumpels waren ihm schon früh sehr wichtig

Als ein Test bescheinigte, dass Rin hochbegabt ist,

platzte seine Mama vor Stolz.

Doch eine andere Schule zu besuchen,

kam für den Jungen nicht infrage.

Er wollte bei seinen Freunden bleiben.

Sie gaben ihm Halt.

In Schwierigkeiten kam er in seiner Jugend trotzdem.

In der neunten Klasse flog Rin vom Gymnasium,

weil er fast nie in die Schule ging, leere Klassenarbeiten abgab

und sein Zeugnis dementsprechend aussah.

Rin kam dann auf die Realschule,

und musste dort eine Klasse tiefer einsteigen.

Er, der damals schon 1,92 Meter groß war,

saß jetzt zwischen all den kleinen Kids.

Schulisch besser werden sollte es hier aber auch nicht.

Erzählt er.

(Ruhige Musik)

Mit seinen Jungs hing Rin in seiner Jugend

also eigentlich jede Minute ab.

Und wenn er dann zu spät nach Hause kam,

schlich er sich erst einmal rein und putzte sich die Zähne,

bevor er auch nur ein Wort mit seiner Mutter wechselte.

Er wollte sie nämlich nicht enttäuschen.

(Rhythmische Musik)

Deswegen entschied sich Rin nach dem Realschulabschluss

auch fürs Berufskolleg.

"Das Abi hab ich einfach nur aus Liebe zu meinen Eltern gemacht."

Immerhin hatten sie Pläne für ihren einzigen Sohn.

"Mein Vater wollte immer, dass ich Ingenieur werde.

Meine Eltern waren schon bedacht darauf,

dass ich klassische Dinge tu."

(Bewegende Musik)

Am Ort seiner Jugend fing Rin mit 17 Jahren an zu freestylen.

Von diesem Moment an wurde das Rappen für ihn

wie eine Wissenschaft.

"Ich wollte darin der Beste sein",

sagt er heute.

Endlich hat er etwas gefunden, auf das er Bock hatte.

Denn in anderen Lebensbereichen war das ganz und gar nicht der Fall.

Nach dem Abi verfiel Rin in eine Art Schockstarre,

die Noten waren schlecht, die Motivation im Keller,

Zukunftspläne hatte er keine.

Beim einzigen Studiengang, der für Rin spannend klang,

hat er zuerst das Bewerbungsverfahren nicht verstanden,

und im nächsten Semester die Frist verpennt.

Also, war er erst mal arbeitslos.

Viel Zeit, um nachts um die Häuser zu ziehen,

am liebsten in Stuttgarter Clubs, in denen Hip-Hop gespielt wurde.

Rin war zu dieser Zeit schon voll im Trap-Game,

das hat damals noch keiner gefeiert.

Es gab vielleicht einen DJ am Abend, der die Eier hatte,

"Hard in Da Paint" zu spielen.

Sein Messias war Chief Keef.

"Das war alles, was ich zu diesem Zeitpunkt gebraucht habe,

dieses Ultrarohe,

Ultraverdrogte.

(Unstete Musik)

Drei Jahre lang ging diese Phase: tagsüber planlos,

nachts Party.

Dann kam endlich die Zusage der Hochschule,

und Rin begann Medienwirtschaft zu studieren.

Leider zu spät.

Denn kurze Zeit später brach er das Studium schon wieder ab.

Warum? Weil er sich statt im Hörsaal

lieber im Heimstudio seines Kumpels herumtrieb,

und sich in Auto-Tune und nicht in Medientheorien hineinfuchste.

Ein Dämpfer für die Eltern,

die so stolz auf ihren studierenden Jungen waren.

Sie mit seinem Vorhaben zu enttäuschen,

war seine große Sorge.

Aber Rin hielt an seinem Traum fest,

so wie Mama und Papa es ihm vorgelebt hatten.

(Dynamische Musik) Psychologisch betrachtet,

klingt das natürlich interessant.

Nach so vielen Umzügen, der frustrierenden Schulzeit

und der langen Arbeitslosigkeit,

wären viele in eine Abwärtsspirale geraten.

Man frag sich: Wie hat er es dennoch geschafft, nicht zu versumpfen,

und stets an sich zu glauben?

Die Psychologin Laura Mathes vermutet,

das ein wichtiger Faktor dabei das Thema Freundschaft war.

Denn schließlich waren es seine Jungs,

die ihm emotionale Stabilität gaben,

die ihm an anderer Stelle fehlte.

Studien betätigen,

tief verwurzelte Freundschaften

würden das Selbstbewusstsein Jugendlicher stärken

und ihnen mentale Kraft geben.

(Dynamische Musik)

Passt, denn so war es im Fall von Rin auch sein Freund Bausa,

der ihn schließlich bestärkte,

2015 seine Debütsingle zu veröffentlichen.

Und auch die Eltern haben den Traum ihres Jungen

schließlich doch noch unterstützt.

Sagt er heute.

Rin lebt noch immer in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinen Eltern

und den Kumpels von damals, in der schwäbischen Provinz.

Er weiß eben zu schätzen,

was er an den Leuten hat, die ihn geprägt und an ihn geglaubt haben.

Sein Kumpel Bausa wohnt übrigens auch um die Ecke,

wie Rin ist er der schwäbischen Kreisstadt treu geblieben.

Seine Biografie könnt ihr euch hier ansehen.

Und eine Textanalyse der beiden gibt es hier.

Bis zur nächsten Inspiration,

"Der Biograf".


Bevor RIN berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE Before RIN became famous... | BRIEF BIOGRAPHY RIN ünlü olmadan önce… | KISA ÖZGEÇMİŞ

(Dynamische Musik)

Das hätte man Rin vor zehn Jahren an den Kopf werfen können. Bunu on yıl önce Rin'e söyleyebilirdin.

Und vielleicht hätte er sogar zugestimmt. Ve hatta kabul etmiş bile olabilir.

Doch heute ist er Ama bugün o

einer der erfolgreichsten Rapper unseres Landes. ülkemizin en başarılı rapçilerinden biri.

Wie hat er es also geschafft,

sich vom Gammler zum Machertyp zu entwickeln? serseriden yapan tipine gelişmek için?

Das weiß Rin am besten selbst.

Deshalb hat "Der Biograf" im persönlichen Gespräch nachgefragt,

und konnte der Sache so exklusiv auf den Grund gehen. ve konunun özüne bu kadar münhasıran inmeyi başardı.

(Plopp-Geräusche)

(Stiftkritzeln)

Wenn Rin, der mit bürgerlichem Namen Renato Simunovic heißt, Gerçek adı Renato Simunovic olan Rin,

sich an früher erinnert,

dann denkt er an Cevapcici.

Das ist das Nationalgericht aus der Heimat seiner Eltern,

dem Balkanstaat Herzegowina.

Rins Vater kam als einer der letzten Gastarbeiter nach Deutschland,

seine Mutter kurz vor Ausbruch des Bosnienkriegs.

Ihre Ferien haben die Simunovic immer in der alten Heimat verbracht.

Erzählt Rin.

Mit der Großfamilie am Tisch sitzen,

Cevapcici essen und die gemeinsame Zeit genießen,

das hat ihm in seinem deutschen Zuhause gefehlt.

(Spannungsvolle Musik) Nicht nur, weil er Einzelkind ist,

sondern auch, weil seine Eltern als Gastronomen

wenig Zeit für ihren Sohn hatten.

"Die Gastronomie hat mir meine Kindheit und Jugend genommen",

sagte er einmal.

"Manche Restaurant gingen nämlich Pleite,

zweimal waren wir komplett am Arsch",

sagt Rin.

Aufgeben wollten seine Eltern aber nicht.

Auch wenn das für die Familie viele Einschnitte bedeutete.

Über 20 Mal sind die Simunovic in Rins Kindheit umgezogen.

In dem Alter so oft sozial entwurzelt zu werden,

und sich in einer neuen Umgebung zurecht finden zu müssen,

kann oft negative Folgen haben.

Belegt wurde das zum Beispiels schon

in einer Studie der University of Manchester.

Demnach erhöhe sich dadurch das Risiko,

als Erwachsener gewalttätig, psychisch krank

oder drogenabhängig zu werden.

(Dynamische Musik)

Sein Zuhause findet Rin im schwäbischen Bietigheim-Bissingen,

wo die Familie endlich sesshaft wird.

Auch hier führen die Eltern wieder ein Restaurant,

denn von ihrem Traum ließen sie,

trotz der vielen Rückschläge, nicht ab.

Ihr Durchhaltevermögen wird wenig später belohnt,

eine Lebenseinstellung, die auch in Rins Biografie Maßstäbe setzte.

(Lockere Musik)

Als Jugendlicher war er oft alleine zu Hause.

Rin musste sich selbst beschäftigen.

"Ich war einfach gestrickt, mit Freunden rausgehen und zocken,

das ist bis zu meinem 20. Lebensjahr so geblieben."

Und seine Kumpels waren ihm schon früh sehr wichtig

Als ein Test bescheinigte, dass Rin hochbegabt ist,

platzte seine Mama vor Stolz.

Doch eine andere Schule zu besuchen,

kam für den Jungen nicht infrage.

Er wollte bei seinen Freunden bleiben.

Sie gaben ihm Halt.

In Schwierigkeiten kam er in seiner Jugend trotzdem.

In der neunten Klasse flog Rin vom Gymnasium,

weil er fast nie in die Schule ging, leere Klassenarbeiten abgab

und sein Zeugnis dementsprechend aussah.

Rin kam dann auf die Realschule,

und musste dort eine Klasse tiefer einsteigen.

Er, der damals schon 1,92 Meter groß war,

saß jetzt zwischen all den kleinen Kids.

Schulisch besser werden sollte es hier aber auch nicht.

Erzählt er.

(Ruhige Musik)

Mit seinen Jungs hing Rin in seiner Jugend

also eigentlich jede Minute ab.

Und wenn er dann zu spät nach Hause kam,

schlich er sich erst einmal rein und putzte sich die Zähne,

bevor er auch nur ein Wort mit seiner Mutter wechselte.

Er wollte sie nämlich nicht enttäuschen.

(Rhythmische Musik)

Deswegen entschied sich Rin nach dem Realschulabschluss

auch fürs Berufskolleg.

"Das Abi hab ich einfach nur aus Liebe zu meinen Eltern gemacht."

Immerhin hatten sie Pläne für ihren einzigen Sohn.

"Mein Vater wollte immer, dass ich Ingenieur werde.

Meine Eltern waren schon bedacht darauf,

dass ich klassische Dinge tu."

(Bewegende Musik)

Am Ort seiner Jugend fing Rin mit 17 Jahren an zu freestylen.

Von diesem Moment an wurde das Rappen für ihn

wie eine Wissenschaft.

"Ich wollte darin der Beste sein",

sagt er heute.

Endlich hat er etwas gefunden, auf das er Bock hatte.

Denn in anderen Lebensbereichen war das ganz und gar nicht der Fall.

Nach dem Abi verfiel Rin in eine Art Schockstarre,

die Noten waren schlecht, die Motivation im Keller,

Zukunftspläne hatte er keine.

Beim einzigen Studiengang, der für Rin spannend klang,

hat er zuerst das Bewerbungsverfahren nicht verstanden,

und im nächsten Semester die Frist verpennt.

Also, war er erst mal arbeitslos.

Viel Zeit, um nachts um die Häuser zu ziehen,

am liebsten in Stuttgarter Clubs, in denen Hip-Hop gespielt wurde.

Rin war zu dieser Zeit schon voll im Trap-Game,

das hat damals noch keiner gefeiert.

Es gab vielleicht einen DJ am Abend, der die Eier hatte,

"Hard in Da Paint" zu spielen.

Sein Messias war Chief Keef.

"Das war alles, was ich zu diesem Zeitpunkt gebraucht habe,

dieses Ultrarohe,

Ultraverdrogte.

(Unstete Musik)

Drei Jahre lang ging diese Phase: tagsüber planlos,

nachts Party.

Dann kam endlich die Zusage der Hochschule,

und Rin begann Medienwirtschaft zu studieren.

Leider zu spät.

Denn kurze Zeit später brach er das Studium schon wieder ab.

Warum? Weil er sich statt im Hörsaal

lieber im Heimstudio seines Kumpels herumtrieb,

und sich in Auto-Tune und nicht in Medientheorien hineinfuchste.

Ein Dämpfer für die Eltern,

die so stolz auf ihren studierenden Jungen waren.

Sie mit seinem Vorhaben zu enttäuschen,

war seine große Sorge.

Aber Rin hielt an seinem Traum fest,

so wie Mama und Papa es ihm vorgelebt hatten.

(Dynamische Musik) Psychologisch betrachtet,

klingt das natürlich interessant.

Nach so vielen Umzügen, der frustrierenden Schulzeit

und der langen Arbeitslosigkeit,

wären viele in eine Abwärtsspirale geraten.

Man frag sich: Wie hat er es dennoch geschafft, nicht zu versumpfen,

und stets an sich zu glauben?

Die Psychologin Laura Mathes vermutet,

das ein wichtiger Faktor dabei das Thema Freundschaft war.

Denn schließlich waren es seine Jungs,

die ihm emotionale Stabilität gaben,

die ihm an anderer Stelle fehlte.

Studien betätigen,

tief verwurzelte Freundschaften

würden das Selbstbewusstsein Jugendlicher stärken

und ihnen mentale Kraft geben.

(Dynamische Musik)

Passt, denn so war es im Fall von Rin auch sein Freund Bausa,

der ihn schließlich bestärkte,

2015 seine Debütsingle zu veröffentlichen.

Und auch die Eltern haben den Traum ihres Jungen

schließlich doch noch unterstützt.

Sagt er heute.

Rin lebt noch immer in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinen Eltern

und den Kumpels von damals, in der schwäbischen Provinz.

Er weiß eben zu schätzen,

was er an den Leuten hat, die ihn geprägt und an ihn geglaubt haben.

Sein Kumpel Bausa wohnt übrigens auch um die Ecke,

wie Rin ist er der schwäbischen Kreisstadt treu geblieben.

Seine Biografie könnt ihr euch hier ansehen.

Und eine Textanalyse der beiden gibt es hier.

Bis zur nächsten Inspiration,

"Der Biograf".