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Die Höhlenkinder – Im Pfahlbau von Alois Theodor Sonnleitner, Opfergaben

Opfergaben

Wie früher im Sommer und Herbst, als Peter und Eva Blumen und Früchte auf das Grab der Ahnl gelegt hatten, so opferten sie zur Winterszeit in der oberen Grotte vor den Bildstöcken der Ahnen vom Besten, das sie besaßen. Und merkwürdig, was sie am Abend geopfert hatten, das war am nächsten Morgen verschwunden. Ein freudiges und zugleich unheimliches Gefühl – halb Andacht, halb Furcht bemächtigte sich der Höhlensiedler. Nun waren sie fest davon überzeugt, daß die Geister ganz nahe bei ihnen waren als Zeugen ihres Tuns und Lassens, als Helfer in Nöten und Beschützer in Gefahren.

Peter, den die Sorge um das Brennholz zu immer längeren Wanderungen zwang, überließ die Pflege des kleinen Heiligtums der stillen Eva. Halbe Tage lang kauerte sie vor dem Herdfeuer, entkernte Bucheckern oder versuchte, das noch immer nicht durchlochte Steinbeil mit einem Jaspissplitter zu durchbohren.

Der Kampf um das tägliche Brot und die Zeit, die vergangen war, hatte aus dem Knaben Peter einen jungen Mann gemacht. Auch Eva war kein Kind mehr, sondern ein nachdenkliches junges Mädchen, das oft vor sich hinsann. Aber das Heim vernachlässigte sie nie, nicht das Herdfeuer, nicht die Heiligtümer. Je mehr ihre Seele mit den Geistern der Ahnen sprach, um so selbständiger wurde sie, auch Peter gegenüber. Sie dachte nicht mehr daran, bei jedem Splitter, den sie sich eingezogen hatte, seine Hilfe zu suchen. Solches und andere kleine Leiden machte sie mit sich allein ab. Wenn sie sich nicht gesund fühlte, bereitete sie auf gut Glück eine Arznei aus gesammelten Heilkräutern, wie sie es oft von der Ahnl abgeguckt hatte, und betete zum Schöpfer, daß er ihr helfe.

Als im Laufe des Winters nicht nur die Opfergaben, sondern auch manche Mahlzeitreste über Nacht verschwanden, glaubten die Höhlenmenschen allen Ernstes, Berg- und Waldgeister seien die Diebe. In einer lauen Nacht aber entdeckte Peter zwei Mäuse, die an einem saftigen Knochen nagten. Von da an fing er sie in Fallen, das waren schräg aufgestellte Steinplatten, die er mit Holzstäbchen abstützte. Die Fettbrocken, die er daran band, dienten als Lockspeise.

Langsam gingen die Wochen des Nachwinters dahin; Schneestürme tobten, naßkaltes Tauwetter setzte ein, gefolgt von Frost und Eis – es war eine wechselvolle, unbehagliche Zeit. An Tagen, wo das vom Fels tropfende Wasser vor dem Höhlentor einen starren Vorhang aus Eiszapfen bildete, fühlten sich die jungen Menschen wie abgeschieden von der Außenwelt. Sie sehnten sich nach wärmeren Tagen. Ihre Blickte richteten sich zum Himmel, und sie lernten, auf seine Zeichen zu achten. Daß die Zeit fortschritt, merkten sie am auffälligsten daran, wie der Mond wuchs und abnahm, verschwand und wieder erschien, und wie die Sonne beim Untergehen täglich ein wenig von der Stelle wegrückte, wo sie am Vortag untergegangen war. Sie sank nicht mehr hinter dem Horn hinab, sie kam Tag für Tag näher an die Henne heran, den merkwürdigen Berggipfel über den Klammwänden, hinter dem sie im Herbst untergegangen war. Der Weg, den sie jetzt tagsüber am Himmel beschrieb, wurde länger und so auch die Dauer der Tageshelle. Vom Eisvorhang vor dem Höhlentor fiel Zapfen um Zapfen klirrend ab.

Die gelben Knospen des kleinen Winterlings hoben sich aus dem vermoderten Laub unter dem Gebüsch – ja, schon durchbrachen sie da und dort die dünn gewordene Schneedecke. Und bald darauf schoben sich die weißlichen Blüten des Frühlingskrokus aus moosigem Wiesengrund ans Licht.

In den lauen Nächten schallte aus dem Dunkel des Waldes das jammervolle Miauen der Wildkatzen und das unheimliche Paarungslied der großen Waldohreulen. Der dröhnende Donner stürzender Schneelawinen, das Prasseln und Knattern der Steinschläge steigerten die Einzugsmusik des Frühlings zu wildem Festgetön.

Immer häufiger wurden die föhnigen Tage, an denen es wegen der Lawinenstürze nicht ratsam war, auszugehen. Da arbeiteten die Höhlenbewohner in ihrem Heim. Peter, dessen Bärenfell von Tag zu Tag unangenehmer roch, entschloß sich endlich, es mit Aschenlauge zu reinigen, mit Salz und Lehm einzureiben, es zu räuchern und dann durch Klopfen und Dehnen geschmeidig zu machen. Den Schädel des Bären hatte er über dem Höhlentor neben dem Geierbalg befestigt. Nur die mächtigen Eckzähne hatte er ihm ausgebrochen und durchlöchert; nun trug er sie an einer Darmsaite um den Hals. Das Fleisch hängte er in die Räucherkammer; die meisten Knochen aber kamen ins Allerlei. Der Salzvorrat ging zur Neige. An einem frostklaren Morgen unternahm Peter den unaufschiebbaren Aufstieg zur Salzlecke des Steinwildes. In halber Bergeshöhe blieb er ausruhend stehen und sah in die Tiefe zurück. Ihm schien, als teilte das noch eisgesäumte Rinnsal des Klammbaches den Talgrund in zwei Reiche: links, soweit der blaue Schatten der Grableiten reichte, glanzlos überreifte Nadelholzbestände und das Steinfeld mit seinen reifüberhauchten fahlen Gräsern, Disteln und Karden – rechts die besonnte, im ersten Grün prangende Heide, der Urwald und die knospenden Laubbestände unter der Südwand. Die flimmernde Talsohle stieg drüben zur Hochfläche des Moores an, hinter dem sich das glänzende Grau des Glimmerschiefers scharf von aufgelagerten, rot und weiß leuchtenden Marmorschichten abhob. Und fern über den Klammwänden ragten eisgekrönte Berggipfel in den hellblauen Himmel hinein, jene Gipfel, an denen die Höhlenmenschen das Weiterrücken der Sonne abschätzten: gegen Mittag das Winterhorn, im Abendrot die Henne und gegen Mitternacht der Sommerspitz.

Ein sonderbares Knattern von der Salzlecke herüber ließ Peter zusammenzucken. Dort fochten zwei Steinböcke ungeachtet des schmalen Standplatzes einen Zweikampf aus, der damit endete, daß eines der Tiere kopfüber die steile Wand hinabstürzte. Beim ersten Geräusch, das Peter mit seinem Bergstock verursachte, verschwand der siegreiche Bock in der Wand. Nach einer lebensgefährlichen Kletterei über vereiste Stellen langte Peter mit zerschundenen Knien und blutenden Händen an der Salzwand an und füllte ein Rehfell zur Hälfte mit dem kostbaren Gewürz. Dann suchte er auf Umwegen die Stelle der Schutthalde auf, wo der gestürzte Bock mit gebrochenem Rückgrat tot zwischen Steinblöcken lag. Mühsam schleifte er erst den Bock, dann den zurückgelassenen Salzschlauch heim. Eva war nicht da.

Als er den neuen Salzvorrat in harzgedichteten Körben untergebracht hatte, kam sie. Flüchtig sah sie Peters Ausbeute an und hielt ihm einen Strauß Winterlinge entgegen, aus dem ein blühender Seidelbast ragte: »Da schau, der Frühling ist da.«

Peter mußte lächeln. »Weißt du auch, daß der Seidelbast giftig ist?«

»Wenn auch«, sagte Eva, »ich geb' die Blumen der Ahnl, die hat's gern heim'bracht von ihren ersten Ausgängen nach dem Winter.« Da füllte Peter drei kleine Bockshörner mit Wasser und bat sie: »Gib auch meiner Mutter und dem Ähnl von den Blumen.«

Und als die einfachen Gefäße, zwischen Steinen eingeklemmt, mit den ersten Frühlingsboten vor den Ahnenbildern standen, verharrten die Höhlensiedler eine Weile schweigend davor und gedachten ihrer Toten.


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Wie früher im Sommer und Herbst, als Peter und Eva Blumen und Früchte auf das Grab der Ahnl gelegt hatten, so opferten sie zur Winterszeit in der oberen Grotte vor den Bildstöcken der Ahnen vom Besten, das sie besaßen. As in summer and autumn, when Peter and Eve laid flowers and fruits on the grave of Ahnl, they sacrificed in winter in the upper grotto in front of the shrines of the ancestors of the best that they possessed. 昔、夏と秋にピーターとエヴァが先祖の墓に花や果物を供えたように、冬には先祖代々の祠の前にある上の洞窟で、自分たちが持っている最高のものから生贄を捧げた。 Tal como no passado, no Verão e no Outono, quando Pedro e Eva depositavam flores e frutos na sepultura dos seus antepassados, também no Inverno sacrificavam o melhor que tinham na gruta superior, em frente às ermidas dos antepassados. Yaz ve sonbaharda yaptıkları gibi, Petrus ve Havva atalarının mezarına çiçek ve meyve koyarken, kışın da atalarının türbelerinin önündeki üst mağarada ellerinden gelenin en iyisini feda ettiler. Und merkwürdig, was sie am Abend geopfert hatten, das war am nächsten Morgen verschwunden. And strange, what they had sacrificed in the evening, that had disappeared the next morning. そして不思議なことに、夜に犠牲にしたものは翌朝には消えていた。 Ve garip, akşam feda ettikleri şey ertesi sabah gitmişti. Ein freudiges und zugleich unheimliches Gefühl – halb Andacht, halb Furcht bemächtigte sich der Höhlensiedler. A joyful and at the same time uncanny feeling - half devotion, half fear took possession of the cave settler. Neşeli ve aynı zamanda ürkütücü bir duygu - yarı bağlılık, yarı korku mağara yerleşimcisini ele geçirdi. Nun waren sie fest davon überzeugt, daß die Geister ganz nahe bei ihnen waren als Zeugen ihres Tuns und Lassens, als Helfer in Nöten und Beschützer in Gefahren. Now they were firmly convinced that the spirits were very close to them as witnesses of their actions and passions, as helpers in distress and protectors in dangers. Artık ruhların, eylemlerinin ve ihmallerinin tanıkları olarak, sıkıntıda yardımcılar ve tehlikede koruyucular olarak kendilerine çok yakın olduklarına kesinlikle inanıyorlardı.

Peter, den die Sorge um das Brennholz zu immer längeren Wanderungen zwang, überließ die Pflege des kleinen Heiligtums der stillen Eva. Peter, whose concern for firewood forced him to take longer and longer walks, left the care of the little sanctuary to the silent Eve. Yakacak odun bulmak için daha uzun yürümek zorunda kalan Peter, küçük tapınağın bakımını sessiz Eva'ya bıraktı. Halbe Tage lang kauerte sie vor dem Herdfeuer, entkernte Bucheckern oder versuchte, das noch immer nicht durchlochte Steinbeil mit einem Jaspissplitter zu durchbohren. I en halv dag krøb hun foran ildstedet, udstenede bøgenødder eller forsøgte at gennembore den endnu uperforerede stenøkse med et stykke jaspis. For half a day she cowered in front of the hearth, peeled beechnuts, or tried to pierce the still-pierced stone ax with a piece of jasper. Yarım gün boyunca ocağın önünde çömeldi, kayın fındıkları çıkardı ya da henüz deliksiz taş baltayı bir yeşim parçasıyla delmeye çalıştı.

Der Kampf um das tägliche Brot und die Zeit, die vergangen war, hatte aus dem Knaben Peter einen jungen Mann gemacht. Kampen for det daglige brød og tiden, der var gået, havde gjort drengen Peter til en ung mand. The fight for the daily bread and the time that had passed had made the boy Peter a young man. Günlük ekmek için verilen mücadele ve geçen zaman, delikanlı Peter'ı genç bir adama çevirmişti. Auch Eva war kein Kind mehr, sondern ein nachdenkliches junges Mädchen, das oft vor sich hinsann. Selv var Eva ikke længere et barn, men en betænksom ung pige, der ofte tænkte ved sig selv. Even Eva was no longer a child, but a thoughtful young girl who often sneezes to herself. Eva bile artık bir çocuk değil, sık sık kendi kendine düşünen, düşünceli bir genç kızdı. Aber das Heim vernachlässigte sie nie, nicht das Herdfeuer, nicht die Heiligtümer. Men hun forsømte aldrig hjemmet, ikke ildstedet, ikke helligdommene. But the home never neglected her, not the hearth fire, not the sanctuaries. Ama evi, ocağı, kutsal yerleri asla ihmal etmezdi. Je mehr ihre Seele mit den Geistern der Ahnen sprach, um so selbständiger wurde sie, auch Peter gegenüber. Jo mere hendes sjæl talte til sine forfædres ånder, jo mere selvstændig blev hun, også over for Peter. The more her soul spoke to the spirits of the ancestors, the more independent she became, even towards Peter. Ruhu atalarının ruhlarıyla ne kadar çok konuşursa, Peter'a karşı da o kadar bağımsız hale geldi. Sie dachte nicht mehr daran, bei jedem Splitter, den sie sich eingezogen hatte, seine Hilfe zu suchen. Hun tænkte ikke længere på at søge hans hjælp med hver splint, hun havde samlet. She no longer thought of seeking his help with every splinter she had confiscated. Topladığı her kıymık için ondan yardım istemeyi artık düşünmüyordu. Solches und andere kleine Leiden machte sie mit sich allein ab. Hun klarede denne og andre små lidelser selv. Such and other little sufferings made her alone. Bununla ve diğer küçük ıstıraplarla tek başına uğraştı. Wenn sie sich nicht gesund fühlte, bereitete sie auf gut Glück eine Arznei aus gesammelten Heilkräutern, wie sie es oft von der Ahnl abgeguckt hatte, und betete zum Schöpfer, daß er ihr helfe. Hvis hun ikke havde det godt, forberedte hun tilfældigt en medicin fra indsamlede lægeurter, som hun ofte havde kopieret fra sine forfædre, og bad til Skaberen om at hjælpe hende. If she did not feel well, she was fortunate enough to prepare a remedy from collected medicinal herbs, as she had often gleaned from the Ahnl, and prayed to the Creator to help her. Kendini iyi hissetmiyorsa, atalarından sık sık kopyaladığı gibi, topladığı şifalı bitkilerden rastgele bir ilaç hazırlar ve Yaradan'dan kendisine yardım etmesi için dua ederdi.

Als im Laufe des Winters nicht nur die Opfergaben, sondern auch manche Mahlzeitreste über Nacht verschwanden, glaubten die Höhlenmenschen allen Ernstes, Berg- und Waldgeister seien die Diebe. During the winter, not only the offerings, but also some meal remnants disappeared overnight, the cavemen believed in all seriousness, mountain spirits and forest spirits were the thieves. Kış boyunca sadece adakların değil, kalan yemeklerin de bir kısmı bir gecede kaybolduğunda, mağara adamları tüm ciddiyetle hırsızların dağ ve orman ruhları olduğuna inandılar. In einer lauen Nacht aber entdeckte Peter zwei Mäuse, die an einem saftigen Knochen nagten. One lukewarm night, however, Peter spotted two mice gnawing at a juicy bone. Ama ılık bir gecede Peter, sulu bir kemiği kemiren iki fare keşfetti. Von da an fing er sie in Fallen, das waren schräg aufgestellte Steinplatten, die er mit Holzstäbchen abstützte. From then on he caught her in traps, these were slanted stone slabs, which he supported with wooden sticks. O andan itibaren onları, tahta çubuklarla desteklediği, açılı olarak yerleştirilmiş taş levhalar olan tuzaklara yakaladı. Die Fettbrocken, die er daran band, dienten als Lockspeise. The fat he tied to it served as a bait. Ona bağladığı yağ topakları yem görevi gördü.

Langsam gingen die Wochen des Nachwinters dahin; Schneestürme tobten, naßkaltes Tauwetter setzte ein, gefolgt von Frost und Eis – es war eine wechselvolle, unbehagliche Zeit. Slowly the weeks of the after-winter passed by; Blizzards raged, wet-cold thaw set in, followed by frost and ice - it was a changeable, uncomfortable time. Geç kış haftaları yavaş geçti; Kar fırtınaları şiddetlendi, ıslaklık ve soğuk çözülmeler başladı, ardından don ve buz geldi; inişli çıkışlı, rahatsız bir zamandı. An Tagen, wo das vom Fels tropfende Wasser vor dem Höhlentor einen starren Vorhang aus Eiszapfen bildete, fühlten sich die jungen Menschen wie abgeschieden von der Außenwelt. On days when the rock-dripping water in front of the cave gate formed a rigid curtain of icicles, the young people felt isolated from the outside world. Kayadan damlayan suların mağara girişinin önünde sert bir buz sarkıtı perdesi oluşturduğu günlerde gençler kendilerini dış dünyadan kopmuş hissediyorlardı. Sie sehnten sich nach wärmeren Tagen. They longed for warmer days. Daha sıcak günleri özlüyorlardı. Ihre Blickte richteten sich zum Himmel, und sie lernten, auf seine Zeichen zu achten. Their eyes turned to the sky, and they learned to pay attention to his signs. Gözleri cennete gitti ve onun işaretlerine kulak vermeyi öğrendiler. Daß die Zeit fortschritt, merkten sie am auffälligsten daran, wie der Mond wuchs und abnahm, verschwand und wieder erschien, und wie die Sonne beim Untergehen täglich ein wenig von der Stelle wegrückte, wo sie am Vortag untergegangen war. As time progressed, they noticed most strikingly how the moon grew and faded, disappeared and reappeared, and how the sun, as it descended, departed daily a little from where it had set the day before. Zamanın ilerleyişini en belirgin şekilde ayın nasıl büyüyüp küçüldüğü, kaybolduğu ve yeniden ortaya çıktığı ve güneşin batarken bir önceki gün battığı yerden her gün nasıl biraz değiştiği konusunda fark ettiler. Sie sank nicht mehr hinter dem Horn hinab, sie kam Tag für Tag näher an die Henne heran, den merkwürdigen Berggipfel über den Klammwänden, hinter dem sie im Herbst untergegangen war. She no longer sank behind the horn, approaching the hen day by day, the strange mountain peak over the gorge walls behind which she had sunk in the autumn. Artık boynuzun arkasına batmıyordu, gün geçtikçe tavuğa, sonbaharda battığı geçit duvarlarının üzerindeki garip dağ zirvesine yaklaşıyordu. Der Weg, den sie jetzt tagsüber am Himmel beschrieb, wurde länger und so auch die Dauer der Tageshelle. The way she now described in the sky during the day became longer, and so did the duration of daylight. Şimdi gündüzleri gökyüzünde tarif ettiği yol uzadı ve gün ışığının süresi de uzadı. Vom Eisvorhang vor dem Höhlentor fiel Zapfen um Zapfen klirrend ab. From the ice curtain in front of the cave gate, cones fell clenching around cones. Mağara kapısının önündeki buz perdesinden koni ardı ardına bir takırtıyla düştü.

Die gelben Knospen des kleinen Winterlings hoben sich aus dem vermoderten Laub unter dem Gebüsch – ja, schon durchbrachen sie da und dort die dünn gewordene Schneedecke. The yellow buds of the little winterling rose from the decayed foliage under the shrubbery - yes, they broke through the thin snowpack here and there. Und bald darauf schoben sich die weißlichen Blüten des Frühlingskrokus aus moosigem Wiesengrund ans Licht. And soon after, the whitish flowers of the spring crocus of mossy meadowy ground came to light.

In den lauen Nächten schallte aus dem Dunkel des Waldes das jammervolle Miauen der Wildkatzen und das unheimliche Paarungslied der großen Waldohreulen. In the balmy nights, the miserable mewing of the wildcats and the eerie mating song of the great long-eared owls resounded from the darkness of the forest. Der dröhnende Donner stürzender Schneelawinen, das Prasseln und Knattern der Steinschläge steigerten die Einzugsmusik des Frühlings zu wildem Festgetön. The thundering thunder of falling snow avalanches, the pattering and crackling of the rockfalls increased the catchment music of spring to wild festive sound.

Immer häufiger wurden die föhnigen Tage, an denen es wegen der Lawinenstürze nicht ratsam war, auszugehen. More and more often were the föhnigen days on which it was not advisable because of the avalanche, go out. Da arbeiteten die Höhlenbewohner in ihrem Heim. The cave dwellers worked in their home. Peter, dessen Bärenfell von Tag zu Tag unangenehmer roch, entschloß sich endlich, es mit Aschenlauge zu reinigen, mit Salz und Lehm einzureiben, es zu räuchern und dann durch Klopfen und Dehnen geschmeidig zu machen. Peter, whose bearskin smelled more and more unpleasant day by day, finally decided to cleanse it with ash lye, rub it with salt and clay, smoke it, and then make it supple by tapping and stretching. Den Schädel des Bären hatte er über dem Höhlentor neben dem Geierbalg befestigt. He had fastened the bear's skull over the cave gate beside the vulture's bellows. Nur die mächtigen Eckzähne hatte er ihm ausgebrochen und durchlöchert; nun trug er sie an einer Darmsaite um den Hals. He had broken and perforated only the mighty canines; now he was wearing it on a gut string around his neck. Das Fleisch hängte er in die Räucherkammer; die meisten Knochen aber kamen ins Allerlei. He hung the meat in the smokehouse; but most of the bones came to Allerlei. Der Salzvorrat ging zur Neige. The salt supply was running out. An einem frostklaren Morgen unternahm Peter den unaufschiebbaren Aufstieg zur Salzlecke des Steinwildes. On a frosty morning, Peter embarked on the undeliverable ascent to the salt lick of the ibex. In halber Bergeshöhe blieb er ausruhend stehen und sah in die Tiefe zurück. Halfway up the mountain he stopped to rest and looked back into the depths. Ihm schien, als teilte das noch eisgesäumte Rinnsal des Klammbaches den Talgrund in zwei Reiche: links, soweit der blaue Schatten der Grableiten reichte, glanzlos überreifte Nadelholzbestände und das Steinfeld mit seinen reifüberhauchten fahlen Gräsern, Disteln und Karden – rechts die besonnte, im ersten Grün prangende Heide, der Urwald und die knospenden Laubbestände unter der Südwand. It seemed to him that the ice-fringed trickle of the Klammbach divided the valley into two kingdoms: to the left, as far as the blue shadow of the grave-ladder reached, gleaming over-ripe coniferous stands and the stone-field with its mature, pale grasses, thistles and card-on the right the sunny, in the first green glorious heath, the jungle and the budding foliage under the south wall. Die flimmernde Talsohle stieg drüben zur Hochfläche des Moores an, hinter dem sich das glänzende Grau des Glimmerschiefers scharf von aufgelagerten, rot und weiß leuchtenden Marmorschichten abhob. The shimmering valley rose over to the plateau of the moor, beyond which the brilliant gray of the mica slate sharply contrasted with superimposed layers of red and white shining marble. Und fern über den Klammwänden ragten eisgekrönte Berggipfel in den hellblauen Himmel hinein, jene Gipfel, an denen die Höhlenmenschen das Weiterrücken der Sonne abschätzten: gegen Mittag das Winterhorn, im Abendrot die Henne und gegen Mitternacht der Sommerspitz. And far above the gorge walls, ice-crowned mountain peaks jutted out into the pale blue sky, the peaks on which the cavemen appraised the approach of the sun: the winterhorn at noon, the hen in the sunset, and the summer peak around midnight.

Ein sonderbares Knattern von der Salzlecke herüber ließ Peter zusammenzucken. A strange rattle from the salt lick made Peter wince. Dort fochten zwei Steinböcke ungeachtet des schmalen Standplatzes einen Zweikampf aus, der damit endete, daß eines der Tiere kopfüber die steile Wand hinabstürzte. There, despite the narrow stand, two ibexes fought a duel that ended with one of the animals falling headlong down the steep wall. Beim ersten Geräusch, das Peter mit seinem Bergstock verursachte, verschwand der siegreiche Bock in der Wand. At the first sound Peter made with his mountain stick, the victorious buck disappeared into the wall. Nach einer lebensgefährlichen Kletterei über vereiste Stellen langte Peter mit zerschundenen Knien und blutenden Händen an der Salzwand an und füllte ein Rehfell zur Hälfte mit dem kostbaren Gewürz. After a life-threatening climb over icy spots, Peter, his knees torn and his hands bleeding, arrived at the salt wall and half filled a deer skin with the precious spice. Dann suchte er auf Umwegen die Stelle der Schutthalde auf, wo der gestürzte Bock mit gebrochenem Rückgrat tot zwischen Steinblöcken lag. Then he made a detour to the site of the rubbish dump where the fallen goat with its broken spine lay dead among blocks of stone. Mühsam schleifte er erst den Bock, dann den zurückgelassenen Salzschlauch heim. With difficulty he dragged first the buck, then the salt hose left behind. Eva war nicht da. Eva was not there.

Als er den neuen Salzvorrat in harzgedichteten Körben untergebracht hatte, kam sie. When he put the new salt stock in resin-sealed baskets, she came. Flüchtig sah sie Peters Ausbeute an und hielt ihm einen Strauß Winterlinge entgegen, aus dem ein blühender Seidelbast ragte: »Da schau, der Frühling ist da.« Fleetingly she looked at Peter's yield and held out a bouquet of winterlings from which a flowering daphne stick stood out: "Look, spring has arrived."

Peter mußte lächeln. Peter had to smile. »Weißt du auch, daß der Seidelbast giftig ist?« "Do you know that the daphne is poisonous?"

»Wenn auch«, sagte Eva, »ich geb' die Blumen der Ahnl, die hat’s gern heim’bracht von ihren ersten Ausgängen nach dem Winter.« "If so," said Eva, "I'll give you the flowers of Ahnl, she's glad to bring them home from their first exits after winter." Da füllte Peter drei kleine Bockshörner mit Wasser und bat sie: »Gib auch meiner Mutter und dem Ähnl von den Blumen.« Then Peter filled three little goat-horns with water and asked them, "Give my mother and the likeness of the flowers."

Und als die einfachen Gefäße, zwischen Steinen eingeklemmt, mit den ersten Frühlingsboten vor den Ahnenbildern standen, verharrten die Höhlensiedler eine Weile schweigend davor und gedachten ihrer Toten. And when the simple vessels, trapped among stones, stood before the ancestral images with the first messengers of spring, the cave settlers remained silent for a while, remembering their dead.