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'Winnetou I' von Karl May, 1. Kapitel: Ein Greenhorn. Teil 2

1. Kapitel: Ein Greenhorn. Teil 2

Ich ließ ihn gewähren, denn ich kannte ihn, zog eine Zigarre hervor und brannte sie an. Dann blieb es wohl eine Viertelstunde lang still zwischen uns. Länger aber konnte er es nicht aushalten; er hielt den Lauf gegen das Licht, sah hindurch und bemerkte dabei:

»Schießen ist nämlich schwerer als nach den Sternen gucken oder alte Ziegelsteine von Nebukadnezar lesen. Verstanden? Habt Ihr denn jemals ein Gewehr in der Hand gehabt?«

»Ich denke.«

»Wann?«

»Schon längst und oft.«

»Auch angelegt und abgedrückt?«

»Ja.«

»Und getroffen?«

»Natürlich!«

Da ließ er den Lauf, den er geprüft hatte, rasch sinken, sah mich wieder an und meinte:

»Ja, getroffen, natürlich, aber was?«

»Das Ziel, ganz selbstverständlich.«

»Was? Wollt Ihr mir das im Ernste aufbinden?«

»Behaupten, aber nicht aufbinden; es ist wahr.«

»Hol Euch der Teufel, Sir! Aus Euch wird man nicht klug. Ich bin überzeugt, dass Ihr an einer Mauer vorbeischießen würdet, und wenn sie zwanzig Ellen hoch und fünfzig Ellen lang wäre, und doch macht Ihr bei Eurer Behauptung ein so ernstes und zuversichtliches Gesicht, dass einem darüber die Galle überlaufen könnte. Ich bin kein Knabe, dem Ihr Stunde gebt, verstanden! So ein Greenhorn und Bücherwurm, wie Ihr seid, will schießen können! Hat sogar in türkischen, arabischen und andern dummen Scharteken herumgestöbert und will dabei Zeit zum Schießen gefunden haben! Nehmt doch einmal das alte Gun* da hinten vom Nagel, und legt es an, als ob Ihr zielen wolltet! Es ist ein Bärentöter, der beste, den ich jemals in den Händen gehabt habe.«

Ich ging hin, langte die Büchse herab und legte sie an.

»Halloo!« rief er aus, indem er aufsprang. »Was ist denn das? Ihr geht ja mit diesem Gun wie mit einem leichten Spazierstocke um, und doch ist es das schwerste Gewehr, welches ich kenne! Besitzt Ihr denn eine solche Körperkraft?«

Anstatt der Antwort nahm ich ihn unten bei der zugeknöpften Jacke und bei dem Hosenbund und hob ihn mit dem rechten Arm empor.

»Thunder-storm!« schrie er auf. »Lasst mich los! Ihr seid ja noch weit kräftiger als mein Bill.«

»Euer Bill? Wer ist das?«

»Er war mein Sohn, der lassen wir das! Er ist tot, wie die Andern auch. Er versprach, ein tüchtiger Kerl zu werden, wurde aber während meiner Abwesenheit mit ihnen ausgelöscht. Ihr seid ihm ähnlich von Gestalt, habt beinahe dieselben Augen und auch denselben Zug um den Mund; darum bin ich Euch na, das geht Euch ja doch nichts an!«

Der Ausdruck tiefer Trauer hatte sich über sein Gesicht gebreitet; er fuhr mit der Hand über dasselbe und fuhr dann in munterem Tone fort: »Aber, Sir, bei Eurer Muskelkraft ist es wirklich jammerschade, dass Ihr Euch so auf die Bücher geworfen habt. Hättet Euch körperlich üben sollen!«

»Habe ich auch.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Boxen?«

»Wird drüben bei uns nicht getrieben. Aber im Turnen und Ringen mache ich mit.«

»Reiten?«

»Ja.«

»Fechten?«

»Habe ich Unterricht erteilt.«

»Mann, schneidet nicht auf!«

»Wollt Ihr es versuchen?«

»Danke; habe genug von vorhin! Muss überhaupt arbeiten. Setzt Euch wieder nieder!«

Er kehrte zu seiner Schraubenbank zurück, und ich tat dasselbe. Die nun folgende Unterhaltung war eine höchst einsilbige; Henry schien sich in Gedanken mit irgendetwas Wichtigem zu beschäftigen. Plötzlich sah er von der Arbeit auf und fragte:

»Habt Ihr Mathematik getrieben?«

»War eine meiner Lieblingswissenschaften.«

»Arithmetik, Geometrie?«

»Natürlich.«

»Feldmesserei?«

»Sogar außerordentlich gern. Bin sehr oft, ohne dass ich es notwendig hatte, mit dem Theodolit draußen herumgelaufen.«

»Und könnt messen, wirklich messen?«

»Ja. Ich habe mich sowohl an Horizontal-, als auch an Höhenmessungen oft beteiligt, obgleich ich nicht behaupten will, dass ich mich als ausgelernten Geodäten betrachte.«

»Well sehr gut, sehr gut!«

»Warum fragt Ihr danach, Mr. Henry?«

»Weil ich eine Ursache dazu habe. Verstanden! Braucht es jetzt nicht zu wissen; werdet es schon noch erfahren. Muss vorher wissen hm, ja, muss vorher wissen, ob Ihr schießen könnt.«

»So stellt mich auf die Probe!«

»Werde es auch tun; ja, werde es tun; darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wann beginnt Ihr morgen früh den Unterricht?«

»Um acht Uhr.«

»So kommt um sechs zu mir. Wollen hinauf auf den Schießstand gehen, wo ich meine Gewehre einschieße.«

»Warum so früh?«

»Weil ich nicht länger warten will. Bin ganz begierig darauf, Euch zu zeigen, dass Ihr ein Greenhorn seid. Jetzt genug davon, habe Anderes zu tun, was weit, weit wichtiger ist.« Er schien mit dem Gewehrlaufe fertig zu sein und nahm aus einem Kasten ein polygones Eisenstück, dessen Ecken er abzufeilen begann. Ich sah, dass jede Fläche desselben ein Loch hatte.

Er war mit solcher Aufmerksamkeit bei dieser Arbeit, dass er meine Gegenwart ganz vergessen zu haben schien. Seine Augen funkelten, und wenn er sein Werk von Zeit zu Zeit betrachtete, so sah ich, dass es, ich möchte beinahe sagen, mit einem Ausdrucke von Liebe geschah. Dieses Eisenstück musste einen großen Wert für ihn haben. Ich war neugierig, zu erfahren, warum; darum fragte ich ihn:

»Soll das auch ein Gewehrteil werden, Mr. Henry?«

»Ja,« antwortete er, als ob er sich besinne, dass ich noch da sei.

»Aber ich kenne kein Gewehrsystem, das ein derartiges Teil besitzt.«

»Glaube es. Soll erst noch werden. Wird wohl System Henry werden.«

»Ah, eine neue Erfindung?«

»Yes.«

»Dann bitte ich um Entschuldigung, dass ich gefragt habe! Es ist natürlich Geheimnis.«

Er guckte eine längere Zeit in alle die Löcher hinein, drehte das Eisen nach verschiedenen Richtungen, hielt es einige Male an das hintere Ende des Laufes, den er vorhin fortgelegt hatte, und sagte endlich: »Ja, es ist ein Geheimnis; aber ich traue Euch, denn ich weiß, dass Ihr Verschwiegenheit besitzt, obgleich Ihr ein ausgemachtes, richtiges Greenhorn seid; darum will ich Euch sagen, was es werden soll. Es wird ein Stutzen, ein Repetierstutzen mit fünfundzwanzig Schüssen.«

»Unmöglich!«

»Haltet Euren Schnabel! Ich bin nicht so dumm, mir etwas Unmögliches vorzunehmen.«

»Aber da müsstet Ihr doch Kammern zur Aufnahme der Munition für fünfundzwanzig Schüsse haben!«

»Habe ich auch!«

»Die würden aber so groß und unhandlich sein, dass sie genierten.«

»Nur eine Kammer; ist ganz handlich und geniert gar nicht. Dieses Eisen ist die Kammer.«

»Hm! Ich verstehe mich ja auf Euer Fach gar nicht; aber wie steht es mit der Hitze? Wird der Lauf zu heiß?«

»Fällt ihm nicht ein. Material und Behandlung des Laufes sind mein Geheimnis. Übrigens, ist es denn immer nötig, die fünfundzwanzig Schüsse alle gleich hintereinander abzugeben?«

»Schwerlich.«

»Also! Dieses Eisen wird eine Kugel, welche sich exzentrisch bewegt; fünfundzwanzig Löcher darin enthalten ebenso viele Patronen. Bei jedem Schusse rückt die Kugel weiter, die nächste Patrone an den Lauf. Habe mich lange Jahre mit dieser Idee getragen; wollte nicht gelingen; jetzt aber scheint es zu klappen. Habe schon jetzt als Gunsmith einen guten Namen, werde dann aber berühmt, sehr berühmt werden und viel, sehr viel Geld verdienen.«

»Und ein böses Gewissen dazu!«

Er sah mir eine Weile ganz erstaunt in das Gesicht und fragte dann:

»Ein böses Gewissen? Wie so?«

»Meint Ihr, dass ein Mörder kein böses Gewissen zu haben braucht?«

»Zounds! Wollt Ihr etwa sagen, dass ich ein Mörder bin?«

»Jetzt noch nicht.«

»Oder ein Mörder werde?«

»Ja, denn die Beihilfe zum Morde ist grad so schlimm wie der Mord selbst.«

»Hole Euch der Teufel! Ich werde mich hüten, Beihilfe zu einem Morde zu leisten.«

»Zu einem einzelnen freilich nicht, aber sogar zum Massenmorde.«

»Wie so? Ich verstehe Euch nicht.«

»Wenn Ihr ein Gewehr fertigt, welches fünfundzwanzigmal schießt, und es in die Hände jedes beliebigen Strolches gebt, so wird drüben auf den Prairien, in den Urwäldern und den Schluchten des Gebirges sich bald ein grausiges Morden erheben; man wird die armen Indianer niederschießen wie Coyoten, und in einigen Jahren wird es keinen Indsman mehr geben. Wollt Ihr das auf Euer Gewissen laden?«

Er starrte mich an und antwortete nicht.

»Und,« fuhr ich fort, »wenn jedermann dieses gefährliche Gewehr für Geld bekommen kann, so werdet Ihr allerdings in kurzer Zeit tausende absetzen, aber die Mustangs und die Büffel werden ausgerottet werden und mit ihnen jede Art von Wild, dessen Fleisch die Roten zum Leben brauchen. Es werden hundert und tausend Aasjäger sich mit Eurem Stutzen bewaffnen und nach dem Westen gehen. Das Blut von Menschen und Tieren wird in Strömen fließen, und sehr bald werden die Gegenden diesseits und jenseits der Felsenberge von jedem lebenden Wesen entvölkert sein.«

»'sdeath!« rief er jetzt aus. »Seid Ihr wirklich erst vor kurzem aus Germany herübergekommen?«

»Ja.«

»Und vorher noch nie hier gewesen?«

»Nein.«

»Und im wilden Westen erst recht noch nicht?«

»Nein.«

»Also ein vollständiges Greenhorn. Und doch nimmt dieses Greenhorn den Mund so voll, als ob es der Urgroßvater aller Indianer wäre und schon seit tausend Jahren hier gelebt hätte und heute noch lebte! Männchen, bildet Euch ja nicht ein, mir warm zu machen! Und selbst wenn alles so wäre, wie Ihr sagt, so wird es mir niemals in den Sinn kommen, eine Gewehrfabrik anzulegen. Ich bin ein einsamer Mann und will einsam bleiben; ich habe keine Lust, mich mit hundert oder gar noch mehr Arbeitern herumzuärgern.«

»Aber Ihr könntet doch, um Geld zu verdienen, Patent auf Eure Erfindung nehmen und dies verkaufen?«


1. Kapitel: Ein Greenhorn. Teil 2 Chapter 1: A Greenhorn. Part 2 Capítulo 1: Un novato. Parte 2 Chapitre 1 : Un greenhorn. Deuxième partie Capítulo 1: Um novato. Parte 2 Глава 1: Зеленогорск. Часть 2

Ich ließ ihn gewähren, denn ich kannte ihn, zog eine Zigarre hervor und brannte sie an. I let him go because I knew him, pulled out a cigar and burned it. Je l'ai laissé faire, car je le connaissais, j'ai sorti un cigare et je l'ai allumé. Dann blieb es wohl eine Viertelstunde lang still zwischen uns. Then it was quiet between us for a quarter of an hour. Länger aber konnte er es nicht aushalten; er hielt den Lauf gegen das Licht, sah hindurch und bemerkte dabei: But he couldn't stand it any longer; he held the barrel against the light, looked through, and noticed:

»Schießen ist nämlich schwerer als nach den Sternen gucken oder alte Ziegelsteine von Nebukadnezar lesen. “Shooting is harder than looking at the stars or reading old bricks from Nebuchadnezzar. Verstanden? Habt Ihr denn jemals ein Gewehr in der Hand gehabt?« Have you ever had a gun in your hand? ”

»Ich denke.« "I think."

»Wann?« "When?"

»Schon längst und oft.« "Long ago and often." "Depuis longtemps et souvent". „Dawno temu i często”.

»Auch angelegt und abgedrückt?« "Also put on and pulled?" "Vous avez appuyé sur la gâchette ?"

»Ja.« "Yes."

»Und getroffen?« "And hit?"

»Natürlich!« "Naturally!"

Da ließ er den Lauf, den er geprüft hatte, rasch sinken, sah mich wieder an und meinte: Then he quickly lowered the run he had checked, looked at me again and said:

»Ja, getroffen, natürlich, aber was?« "Yes, of course, but what?"

»Das Ziel, ganz selbstverständlich.« »The goal, quite naturally.«

»Was? "What? Wollt Ihr mir das im Ernste aufbinden?« Do you seriously want to tell me? « Vous voulez sérieusement me faire porter le chapeau" ? Naprawdę mi to mówisz?

»Behaupten, aber nicht aufbinden; es ist wahr.« »Assert but not unleash; it's true."

»Hol Euch der Teufel, Sir! “Get the devil, sir! "Que le diable vous emporte, monsieur ! Aus Euch wird man nicht klug. You won't be wise from you. On ne peut pas vous juger. Ich bin überzeugt, dass Ihr an einer Mauer vorbeischießen würdet, und wenn sie zwanzig Ellen hoch und fünfzig Ellen lang wäre, und doch macht Ihr bei Eurer Behauptung ein so ernstes und zuversichtliches Gesicht, dass einem darüber die Galle überlaufen könnte. I am convinced that you would shoot past a wall, if it were twenty cubits high and fifty cubits long, and yet you make such a serious and confident face in your assertion that it could overflow your bile. Je suis convaincu que vous passeriez à côté d'un mur, même s'il était haut de vingt coudées et long de cinquante, et pourtant, lorsque vous affirmez cela, vous prenez un air si sérieux et si confiant que cela pourrait vous faire déborder de bile. Ich bin kein Knabe, dem Ihr Stunde gebt, verstanden! I am not a boy you give time to understand! Je ne suis pas un garçon à qui vous donnez des leçons, compris ! So ein Greenhorn und Bücherwurm, wie Ihr seid, will schießen können! A greenhorn and bookworm like you want to be able to shoot! Hat sogar in türkischen, arabischen und andern dummen Scharteken herumgestöbert und will dabei Zeit zum Schießen gefunden haben! Has even rummaged around in Turkish, Arab and other stupid Scharteks and wants to have time to shoot! Il a même fouillé dans des chartes turques, arabes et d'autres stupides et prétend avoir trouvé le temps de tirer ! Nehmt doch einmal das alte Gun* da hinten vom Nagel, und legt es an, als ob Ihr zielen wolltet! Take the old gun * back there from the nail and put it on as if you wanted to aim! Es ist ein Bärentöter, der beste, den ich jemals in den Händen gehabt habe.« It's a bear slayer, the best I've ever had in my hands. ”

Ich ging hin, langte die Büchse herab und legte sie an. I went over, reached down and put the rifle on. J'y suis allé, j'ai tendu la main et j'ai mis la boîte.

»Halloo!« rief er aus, indem er aufsprang. "Halloo!" He exclaimed, jumping up. "Bonjour !" s'est-il exclamé en se levant d'un bond. »Was ist denn das? "What's that? "Qu'est-ce que c'est ? Ihr geht ja mit diesem Gun wie mit einem leichten Spazierstocke um, und doch ist es das schwerste Gewehr, welches ich kenne! You handle this gun like a light walking stick, and yet it is the heaviest rifle I know! Vous vous en servez comme d'une canne légère, et pourtant c'est le fusil le plus lourd que je connaisse ! Besitzt Ihr denn eine solche Körperkraft?« Do you have such physical strength? « Possédez-vous une telle force physique ?"

Anstatt der Antwort nahm ich ihn unten bei der zugeknöpften Jacke und bei dem Hosenbund und hob ihn mit dem rechten Arm empor. Instead of the answer, I took him down by the buttoned jacket and waistband and lifted him up with my right arm. Au lieu de répondre, je l'ai pris par le bas de sa veste boutonnée et par la ceinture de son pantalon et je l'ai soulevé avec mon bras droit.

»Thunder-storm!« schrie er auf. "Thunder-storm!" He cried out. »Lasst mich los! »Let go of me! Ihr seid ja noch weit kräftiger als mein Bill.« You're even stronger than my Bill. ” Vous êtes bien plus fort que mon Bill".

»Euer Bill? 'Your bill? Wer ist das?« Who is this?"

»Er war mein Sohn, der lassen wir das! 'He was my son, let's leave it! Er ist tot, wie die Andern auch. He is dead, like the others. Er versprach, ein tüchtiger Kerl zu werden, wurde aber während meiner Abwesenheit mit ihnen ausgelöscht. He promised to be a good guy, but was wiped out with them while I was away. Il a promis de devenir un bon gars, mais il a été éliminé avec eux pendant mon absence. Ihr seid ihm ähnlich von Gestalt, habt beinahe dieselben Augen und auch denselben Zug um den Mund; darum bin ich Euch na, das geht Euch ja doch nichts an!« You are like him in shape, have almost the same eyes and the same train around your mouth; that's why I'm na, it's none of your business! « Vous lui ressemblez physiquement, vous avez presque les mêmes yeux et le même trait sur la bouche ; c'est pourquoi je suis na, cela ne vous regarde pas".

Der Ausdruck tiefer Trauer hatte sich über sein Gesicht gebreitet; er fuhr mit der Hand über dasselbe und fuhr dann in munterem Tone fort: »Aber, Sir, bei Eurer Muskelkraft ist es wirklich jammerschade, dass Ihr Euch so auf die Bücher geworfen habt. The expression of deep sadness had spread across his face; he ran his hand over it and then continued in a lively tone: "But, sir, with your muscular strength it is a shame that you threw yourself on the books. L'expression d'une profonde tristesse s'était répandue sur son visage ; il passa la main sur celui-ci, puis reprit d'un ton enjoué : "Mais, monsieur, avec la force de vos muscles, c'est vraiment dommage que vous vous soyez jeté ainsi sur les livres. Hättet Euch körperlich üben sollen!« Should have exercised physically! « Vous auriez dû vous entraîner physiquement" !

»Habe ich auch.« "I have too." "Je l'ai fait."

»Wirklich?« "For real?"

»Ja.« "Yes."

»Boxen?« »Boxing?" "La boxe ?"

»Wird drüben bei uns nicht getrieben. “We don't drive over there. "On ne le fait pas chez nous. Aber im Turnen und Ringen mache ich mit.« But I do gymnastics and wrestling. « Mais en gymnastique et en lutte, je participe".

»Reiten?« "Horse riding?"

»Ja.« "Yes."

»Fechten?« "Fencing?" "De l'escrime ?"

»Habe ich Unterricht erteilt.« "I gave lessons." "J'ai donné des cours."

»Mann, schneidet nicht auf!« "Man, don't cut open!" "Mec, n'ouvre pas !"

»Wollt Ihr es versuchen?« "Do you want to try?" "Vous voulez essayer ?"

»Danke; habe genug von vorhin! "Thank you; have had enough of before! "Merci ; j'en ai assez de tout à l'heure ! Muss überhaupt arbeiten. Must work at all. Setzt Euch wieder nieder!« Sit down again! « Retournez vous asseoir".

Er kehrte zu seiner Schraubenbank zurück, und ich tat dasselbe. He returned to his bench and I did the same. Die nun folgende Unterhaltung war eine höchst einsilbige; Henry schien sich in Gedanken mit irgendetwas Wichtigem zu beschäftigen. The conversation that followed was a highly monosyllabic; Henry seemed to be thinking about something important. La conversation qui suivit fut des plus monosyllabiques ; Henry semblait préoccupé par quelque chose d'important. Plötzlich sah er von der Arbeit auf und fragte: Suddenly he looked up from work and asked:

»Habt Ihr Mathematik getrieben?« "Did you do math?"

»War eine meiner Lieblingswissenschaften.« "Was one of my favorite sciences."

»Arithmetik, Geometrie?« "Arithmetic, geometry?"

»Natürlich.« "Naturally."

»Feldmesserei?« "Field measurement?" "Couteau de campagne ?"

»Sogar außerordentlich gern. “Even extremely happy. "En fait, j'aime beaucoup ça. Bin sehr oft, ohne dass ich es notwendig hatte, mit dem Theodolit draußen herumgelaufen.« I used to walk around the theodolite very often without needing to. ” Me suis très souvent promené dehors avec le théodolite, sans en avoir besoin".

»Und könnt messen, wirklich messen?« "And can you measure, can you really measure?" "Et pouvez-vous mesurer, vraiment mesurer ?"

»Ja. Ich habe mich sowohl an Horizontal-, als auch an Höhenmessungen oft beteiligt, obgleich ich nicht behaupten will, dass ich mich als ausgelernten Geodäten betrachte.« I've been involved in both horizontal and elevation measurements a lot, although I don't want to say that I consider myself a trained geodesist. ” J'ai souvent participé à des mesures aussi bien horizontales qu'altimétriques, bien que je ne prétende pas me considérer comme un géodésien accompli".

»Well sehr gut, sehr gut!« "Well, very good, very good!"

»Warum fragt Ihr danach, Mr. Henry?« "Why do you ask for it, Mr. Henry?"

»Weil ich eine Ursache dazu habe. 'Because I have a reason for it. "Parce que j'ai une cause à cela. Verstanden! Roger that! Braucht es jetzt nicht zu wissen; werdet es schon noch erfahren. Don't need to know now; will still find out. N'ayez pas besoin de le savoir maintenant ; vous le saurez bientôt. Muss vorher wissen hm, ja, muss vorher wissen, ob Ihr schießen könnt.« Must know beforehand, yes, must know beforehand whether you can shoot. « Doit savoir à l'avance si vous savez tirer".

»So stellt mich auf die Probe!« "So put me to the test!" "Alors mettez-moi à l'épreuve !"

»Werde es auch tun; ja, werde es tun; darauf könnt Ihr Euch verlassen. »I will do it too; yes, will do it; you can rely on that. "Je le ferai aussi ; oui, je le ferai ; vous pouvez y compter. Wann beginnt Ihr morgen früh den Unterricht?« When do you start class tomorrow morning? ” À quelle heure commencez-vous les cours demain matin ?"

»Um acht Uhr.« "At eight o'clock."

»So kommt um sechs zu mir. “So come to me at six. Wollen hinauf auf den Schießstand gehen, wo ich meine Gewehre einschieße.« Wanna go up to the shooting range where I shoot my rifles. ”

»Warum so früh?« "Why so early?"

»Weil ich nicht länger warten will. 'Because I don't want to wait any longer. Bin ganz begierig darauf, Euch zu zeigen, dass Ihr ein Greenhorn seid. I'm very eager to show you that you are a greenhorn. Jetzt genug davon, habe Anderes zu tun, was weit, weit wichtiger ist.« Er schien mit dem Gewehrlaufe fertig zu sein und nahm aus einem Kasten ein polygones Eisenstück, dessen Ecken er abzufeilen begann. Enough of that now, to do other things that are far, far more important. ”He seemed to be finished with the barrel and took a piece of polygonal iron from a box, the corners of which he began to file down. Maintenant, assez parlé, j'ai d'autres choses à faire qui sont bien, bien plus importantes". Il sembla avoir terminé le canon de son fusil et prit dans une boîte un morceau de fer polygonal dont il commença à limer les coins. Ich sah, dass jede Fläche desselben ein Loch hatte. I saw that every area of it had a hole. J'ai vu que chaque face de celui-ci avait un trou.

Er war mit solcher Aufmerksamkeit bei dieser Arbeit, dass er meine Gegenwart ganz vergessen zu haben schien. He was so attentive to this work that he seemed to have completely forgotten my presence. Il était si attentif à ce travail qu'il semblait avoir complètement oublié ma présence. Seine Augen funkelten, und wenn er sein Werk von Zeit zu Zeit betrachtete, so sah ich, dass es, ich möchte beinahe sagen, mit einem Ausdrucke von Liebe geschah. His eyes sparkled, and when he looked at his work from time to time, I saw that it was, I almost say, done with an expression of love. Ses yeux brillaient, et quand il regardait son œuvre de temps en temps, je voyais que c'était, je dirais presque, avec une expression d'amour. Jego oczy błyszczały, a kiedy od czasu do czasu spoglądał na swoje dzieło, widziałem, że było to zrobione, można powiedzieć, z wyrazem miłości. Dieses Eisenstück musste einen großen Wert für ihn haben. This piece of iron had to be of great value to him. Ich war neugierig, zu erfahren, warum; darum fragte ich ihn: I was curious to know why; so I asked him:

»Soll das auch ein Gewehrteil werden, Mr. Henry?« "Is that supposed to be a gun part, Mr. Henry?"

»Ja,« antwortete er, als ob er sich besinne, dass ich noch da sei. "Yes," he replied, as if he remembered that I was still there.

»Aber ich kenne kein Gewehrsystem, das ein derartiges Teil besitzt.« "But I don't know of any gun systems that have such a part."

»Glaube es. "Believe it. Soll erst noch werden. Should still be. Wird wohl System Henry werden.« It'll be System Henry. ”

»Ah, eine neue Erfindung?« "Ah, a new invention?"

»Yes.« "Yes."

»Dann bitte ich um Entschuldigung, dass ich gefragt habe! “Then I apologize for asking! Es ist natürlich Geheimnis.« It's a secret, of course. ”

Er guckte eine längere Zeit in alle die Löcher hinein, drehte das Eisen nach verschiedenen Richtungen, hielt es einige Male an das hintere Ende des Laufes, den er vorhin fortgelegt hatte, und sagte endlich: »Ja, es ist ein Geheimnis; aber ich traue Euch, denn ich weiß, dass Ihr Verschwiegenheit besitzt, obgleich Ihr ein ausgemachtes, richtiges Greenhorn seid; darum will ich Euch sagen, was es werden soll. He looked into all the holes for a long time, turned the iron in different directions, held it a few times to the rear end of the barrel he had put away earlier, and finally said: "Yes, it is a secret; but I trust you, because I know that you are confidential, even though you are a well-known, correct greenhorn; so I want to tell you what it should be. Es wird ein Stutzen, ein Repetierstutzen mit fünfundzwanzig Schüssen.« It's going to be a nozzle, a repeater nozzle with twenty-five shots. ”

»Unmöglich!« "Impossible!"

»Haltet Euren Schnabel! »Hold your beak! Ich bin nicht so dumm, mir etwas Unmögliches vorzunehmen.« I'm not so stupid as to do something impossible. ”

»Aber da müsstet Ihr doch Kammern zur Aufnahme der Munition für fünfundzwanzig Schüsse haben!« "But you should have chambers to hold ammunition for twenty-five shots!"

»Habe ich auch!« "I have too!"

»Die würden aber so groß und unhandlich sein, dass sie genierten.« "But they would be so big and bulky that they embarrassed."

»Nur eine Kammer; ist ganz handlich und geniert gar nicht. 'Only one chamber; is very handy and is not embarrassing. Dieses Eisen ist die Kammer.« That iron is the chamber. ”

»Hm! "Hm! Ich verstehe mich ja auf Euer Fach gar nicht; aber wie steht es mit der Hitze? I don't understand your subject at all; but what about the heat? Wird der Lauf zu heiß?« Is the run too hot? ” Czy lufa nie jest zbyt gorąca?

»Fällt ihm nicht ein. 'He can't think of it. Nie mogę nic wymyślić. Material und Behandlung des Laufes sind mein Geheimnis. The material and handling of the barrel are my secret. Übrigens, ist es denn immer nötig, die fünfundzwanzig Schüsse alle gleich hintereinander abzugeben?« By the way, is it always necessary to fire all twenty-five shots in a row? «

»Schwerlich.« "Hardly."

»Also! "So! Dieses Eisen wird eine Kugel, welche sich exzentrisch bewegt; fünfundzwanzig Löcher darin enthalten ebenso viele Patronen. This iron becomes a ball that moves eccentrically; Twenty-five holes in it contain as many cartridges. Bei jedem Schusse rückt die Kugel weiter, die nächste Patrone an den Lauf. With each shot the bullet moves on, the next cartridge on the barrel. Habe mich lange Jahre mit dieser Idee getragen; wollte nicht gelingen; jetzt aber scheint es zu klappen. I carried this idea for many years; didn't want to succeed; but now it seems to be working. Habe schon jetzt als Gunsmith einen guten Namen, werde dann aber berühmt, sehr berühmt werden und viel, sehr viel Geld verdienen.« I already have a good name as Gunsmith, but then I will become famous, very famous and earn a lot, a lot of money. «

»Und ein böses Gewissen dazu!« "And a bad conscience too!"

Er sah mir eine Weile ganz erstaunt in das Gesicht und fragte dann: He looked at my face in amazement for a while and then asked:

»Ein böses Gewissen? »A bad conscience? Wie so?« How so?"

»Meint Ihr, dass ein Mörder kein böses Gewissen zu haben braucht?« "Do you think a murderer needn't have a guilty conscience?"

»Zounds! "Zounds! Wollt Ihr etwa sagen, dass ich ein Mörder bin?« Do you mean to say I'm a murderer? ”

»Jetzt noch nicht.« "Not now."

»Oder ein Mörder werde?« "Or become a murderer?"

»Ja, denn die Beihilfe zum Morde ist grad so schlimm wie der Mord selbst.« "Yes, because the murder aid is just as bad as the murder itself."

»Hole Euch der Teufel! »Get the devil! "Niech cię! Ich werde mich hüten, Beihilfe zu einem Morde zu leisten.« I'll be careful not to help murder. ”

»Zu einem einzelnen freilich nicht, aber sogar zum Massenmorde.« "Not to an individual, of course, but even to mass murder."

»Wie so? "How so? Ich verstehe Euch nicht.« I do not understand you."

»Wenn Ihr ein Gewehr fertigt, welches fünfundzwanzigmal schießt, und es in die Hände jedes beliebigen Strolches gebt, so wird drüben auf den Prairien, in den Urwäldern und den Schluchten des Gebirges sich bald ein grausiges Morden erheben; man wird die armen Indianer niederschießen wie Coyoten, und in einigen Jahren wird es keinen Indsman mehr geben. "If you make a rifle that shoots twenty-five times and hands it into the hands of any tramp, a gruesome murder will soon arise on the prairies, in the primeval forests and in the gorges of the mountains; the poor Indians will be gunned down like coyotes, and in a few years there will be no Indsman. Wollt Ihr das auf Euer Gewissen laden?« Do you want to put that on your conscience? ”

Er starrte mich an und antwortete nicht. He stared at me and didn't answer.

»Und,« fuhr ich fort, »wenn jedermann dieses gefährliche Gewehr für Geld bekommen kann, so werdet Ihr allerdings in kurzer Zeit tausende absetzen, aber die Mustangs und die Büffel werden ausgerottet werden und mit ihnen jede Art von Wild, dessen Fleisch die Roten zum Leben brauchen. "And," I continued, "if anyone can get this dangerous rifle for money, you will sell thousands in a short time, but the Mustangs and the buffaloes will be wiped out, and with them all kinds of game, the flesh of which is the red need to live. Es werden hundert und tausend Aasjäger sich mit Eurem Stutzen bewaffnen und nach dem Westen gehen. A hundred and a thousand carrion hunters will arm themselves with your neck and go west. Das Blut von Menschen und Tieren wird in Strömen fließen, und sehr bald werden die Gegenden diesseits und jenseits der Felsenberge von jedem lebenden Wesen entvölkert sein.« The blood of people and animals will flow freely, and very soon the areas on either side of the rocky mountains will be depopulated by every living being. «

»'sdeath!« rief er jetzt aus. "'Sdeath!" He exclaimed now. »Seid Ihr wirklich erst vor kurzem aus Germany herübergekommen?« "Did you really just come over from Germany recently?"

»Ja.«

»Und vorher noch nie hier gewesen?« "And never been here before?"

»Nein.« "No."

»Und im wilden Westen erst recht noch nicht?« "And certainly not in the wild west?"

»Nein.«

»Also ein vollständiges Greenhorn. “So a complete greenhorn. Und doch nimmt dieses Greenhorn den Mund so voll, als ob es der Urgroßvater aller Indianer wäre und schon seit tausend Jahren hier gelebt hätte und heute noch lebte! And yet this greenhorn takes its mouth off as if it were the great-grandfather of all Indians and had lived here for a thousand years and is still alive today! Männchen, bildet Euch ja nicht ein, mir warm zu machen! Male, don't imagine to warm me up! Und selbst wenn alles so wäre, wie Ihr sagt, so wird es mir niemals in den Sinn kommen, eine Gewehrfabrik anzulegen. And even if everything were as you say, it will never occur to me to start a gun factory. Ich bin ein einsamer Mann und will einsam bleiben; ich habe keine Lust, mich mit hundert oder gar noch mehr Arbeitern herumzuärgern.« I am a lonely man and want to stay lonely; I don’t want to mess with a hundred or even more workers. ”

»Aber Ihr könntet doch, um Geld zu verdienen, Patent auf Eure Erfindung nehmen und dies verkaufen?« "But you could patent your invention and sell it to make money?"