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Das Universum - Terra X, Leben im Multiversum – irre Idee? | Harald Lesch (2)

Leben im Multiversum – irre Idee? | Harald Lesch (2)

Das ist natürlich alles nur mathematisch möglich. Also gedanklich und mathematisch. Es sei denn,

wir fänden irgendwelche Wirkungen, die dieses Überuniversum

auf unser Universum hat. Das wäre natürlich toll.

Wie könnte denn das aussehen? Wie könnte die Wirkung eines solchen Überuniversums, eines

Multiversums, auf unser Universum aussehen? Oder wenigstens sagen wir es gibt ein

benachbartes Universum, was jetzt nicht so weit weg ist. Wie würde sich denn das auswirken

auf unser Universum? Jetzt muss man unterscheiden zwischen unserem Horizont, also das was

wir sehen können, was wir nie überschreiten werden,

da werden wir nichts daran machen können.

Also bis wohin können wir denn gucken und geht es denn hinter dem Horizont

genau so weiter? Oder gibt es da etwas anderes? Das weiß nur Udo Lindenberg.

Rein physikalisch aber

könnte es aber ja einfach immer so weitergehen, immer weitergehen, homogen und isotrop.

Gibt es denn eigentlich Hinweise darauf, dass

es etwas um unser Universum herum gibt? Ich meine, isotrop und homogen ist ja jetzt

nichts... Wie könnte man denn eine Wirkung fest- stellen? Als eine Art von Asymmetrie.

Dann wüsste man, dass es vielleicht eine Art Paralleluniversum gibt, was bei uns vorbeifliegt,

oder das Multiversum darum herum, worin ja wieder weitere Universen entstehen können, hat einen

Einfluss auf unser Universum. Im Jahr 2008 hat eine Forschergruppe um Alexander

Kashlinsky vom Goddard-Center in den USA festgestellt, dass

700 Galaxienhaufen sich anscheinend unabhängig von der allgemeinen Expansion

in eine bestimmte Richtung bewegen. Also relativ zur kosmischen Hintergrundstrahlung

bewegen die sich, so zumindest die Datenanalyse.

Dann kam der Begriff der dunklen Strömung auf, also dass hier eine Wirkung außerhalb unseres

Universums sich praktisch hinter dem Horizont verbirgt und damit diese Galaxienhaufen in diese

Richtung zwingt. Da war schon die Idee, ob das vielleicht ein Paralleluniversum sein

könnte, das an uns vorbeifliegt. 2011 wurde dann noch einmal nachgelegt.

Da wurden aus 700 Galaxienhaufen, dann 1400 Galaxienhaufen... Und auf einmal war

die Idee da, dass es vielleicht tatsächlich Hinweise darauf gibt, dass an unserem Universum

gerade ein anderes vorbeifliegt. Also sowas.

Leider kam dann 2013 Planck, ein Satellit, der

eben die kosmische Hintergrundstrahlung mal genauer vermass als vorher, und hat dann

festgestellt, dass von der dunklen Strömung nichts übriggeblieben ist. Schade eigentlich.

Nehmen wir mal zum Spaß an, es gäbe die Multiversen. So ein bisschen wie bei den

Außerirdischen könnte man sich fragen: Wenn es sie gibt, könnten wir mit denen in Kontakt treten usw.?

Bei Lebewesen in unserem Universum kann man sich das ja fast noch vorstellen. Die haben

mit den gleichen Naturgesetzen zu tun wie wir. Also der Außerirdische ist auch nur ein Mensch.

Aber mit anderen Universen in Kontakt zu treten, das kann man vergessen.

Andere Gesetze, andere Kräfte, andere Naturkonstanten. Da gibt es keine Verbindung.

Keine Chance. Das heißt, es wird für uns

wahrscheinlich immer eine Frage bleiben, was um das Universum herum ist. Ist es nur eines

von vielen? Und was war der Grund, dass sich unser Universum

in seine Existenz geworfen hat? Das wird für immer offenbleiben.

Den Trost findet man hier in der Mathematik.

Ich weiß auch, dass nicht alles berechenbar ist, aber man kann sich die Frage stellen:

Kann ein Aussagensystem sich selbst begründen?

Also kann es sich selbst beweisen? Und so ist das hier auch: Kann ein Universum,

praktisch aus sich selbst heraus, alle seine Eigenschaften erklären? Kann es nicht.

Deswegen müssen wir ja auf das Multiversum raus. Wobei man da dann auch irgendwann fragt:

Was hat denn das Multiversum geschaffen? Oder das Multi-Multi-Universum?

Oder Multi-Multi-Multi... Merkt ihr?

Das nennt man infiniten Regress. Du kannst immer weiter und weiter fragen und es gibt in

der Mathematik auch einen Beweis dafür, dass es nie aufhört. Das Gödelsche Unvollständigkeits-Theorem.

Aussagensysteme können sich nie komplett

selbstkonsistent beweisen. Es gibt mindestens immer eine Aussage,

die geglaubt oder angenommen werden muss.

Bei solchen Fragen wird also das Fragen nie aufhören. Wie ein Multiversum.

Und nochmal und nochmal und nochmal...

Natürlich kann man über Multiversen nachdenken.

Man kann sogar darüber forschen. Aber es ist

wirklich nicht einfach, formal, also wissenschaftlich

korrekt, über Universen zu arbeiten.

Über Multiversen zu arbeiten. Unser Universum ist ja der Gegenstand

all der Dinge, die wir untersuchen können. Das kann man noch sauber abgrenzen.

Wir können unser Universum sowohl zeitlich als räumlich gut verorten, wir können

Inventur machen, was in unserem Universum drin ist. Warum? Weil all diese Dinge

irgendwie Wirkung haben. Wir können sie messen und damit sind wir fein raus,

denn wir können Hypothesen durch Messungen prüfen. Wenn wir über Multiversen sprechen - oder gar

Multi-Multiversen oder Paralleluniversen, die mit unserem Universum zusammen in einem

Multiversum sind - dann sprechen wir fast schon über Metaphysik.

Wobei es eher so eine Zwischenform zwischen reiner Philosophie, also der reinen Spekulation

über die Zustände des Seins, ist und dem, was

tatsächlich ist, nämlich, was in unserem Universum ist. Bleibt die Frage, wie denn so

ein Multiversum aussieht. Vielleicht wie eine große Gärtnerei. An allen Ecken und Enden wachsen

Universen. Manche wachsen, die sind gut begossen mit Vakuumenergie, haben genügend. Manche haben

vielleicht zu viel, sind eingegangen. Und unser

Universum hat, das wissen wir, Eigenschaften, die ziemlich speziell sind oder besonders.

Nach knapp 14 Mrd. Jahren ist es nämlich immer noch da.

Das Ding wächst und wächst. Wenn man also eine große Gärtnerei eines solchen Multiversums

besuchen würde, würde man unser Universum als eines feststellen, das schon lange da ist.

Ja, das hat sich weiterentwickelt. Die anderen sind alle nichts geworden.

Besonders irre würde es ja werden, wenn man eine richtige Möglichkeit hätte,

ein Multiversum dahingehend zu untersuchen, ob es nur solche Universen geben kann mit Lebewesen,

die genau so sind wie unseres. Also dort, und nur dort, konnte es so passieren.

Ja was ist denn nun? Sind wir allein im Multiversum? Die Einen sagen so und

die meisten Anderen sagen so.

Also das Thema "Multiversum" ist jetzt nicht unbedingt ein total irres Thema der Physik,

aber es ist ein interessantes Thema. Und was man damit gewonnen hätte, habe ich ja erzählt.

Aber die Frage lässt sich im Grunde genommen nicht beantworten. Man kann nicht beweisen,

dass es kein Multiversum gibt. Es ist ein interessanter Gedankenweg,

auf dem vielleicht noch viele interessante Ideen dabei entstehen, und auf diese Weise könnte

das Multiversum, zumindest als Idee, eine wichtige Wirkung in diesem Universum haben.

Und das wäre ja schon mal was.


Leben im Multiversum – irre Idee? | Harald Lesch (2) Life in the Multiverse - Crazy Idea? | Harald Lesch (2) La vita nel multiverso: un'idea folle? | Harald Lesch (2) Çoklu evrende yaşam - çılgınca bir fikir mi? | Harald Lesch (2)

Das ist natürlich alles nur mathematisch möglich. Also gedanklich und mathematisch. Es sei denn,

wir fänden irgendwelche Wirkungen, die dieses Überuniversum

auf unser Universum hat. Das wäre natürlich toll.

Wie könnte denn das aussehen? Wie könnte die Wirkung eines solchen Überuniversums, eines

Multiversums, auf unser Universum aussehen? Oder wenigstens sagen wir es gibt ein

benachbartes Universum, was jetzt nicht so weit weg ist. Wie würde sich denn das auswirken

auf unser Universum? Jetzt muss man unterscheiden zwischen unserem Horizont, also das was

wir sehen können, was wir nie überschreiten werden,

da werden wir nichts daran machen können.

Also bis wohin können wir denn gucken und geht es denn hinter dem Horizont

genau so weiter? Oder gibt es da etwas anderes? Das weiß nur Udo Lindenberg.

Rein physikalisch aber

könnte es aber ja einfach immer so weitergehen, immer weitergehen, homogen und isotrop.

Gibt es denn eigentlich Hinweise darauf, dass

es etwas um unser Universum herum gibt? Ich meine, isotrop und homogen ist ja jetzt

nichts... Wie könnte man denn eine Wirkung fest- stellen? Als eine Art von Asymmetrie.

Dann wüsste man, dass es vielleicht eine Art Paralleluniversum gibt, was bei uns vorbeifliegt,

oder das Multiversum darum herum, worin ja wieder weitere Universen entstehen können, hat einen

Einfluss auf unser Universum. Im Jahr 2008 hat eine Forschergruppe um Alexander

Kashlinsky vom Goddard-Center in den USA festgestellt, dass

700 Galaxienhaufen sich anscheinend unabhängig von der allgemeinen Expansion

in eine bestimmte Richtung bewegen. Also relativ zur kosmischen Hintergrundstrahlung

bewegen die sich, so zumindest die Datenanalyse.

Dann kam der Begriff der dunklen Strömung auf, also dass hier eine Wirkung außerhalb unseres

Universums sich praktisch hinter dem Horizont verbirgt und damit diese Galaxienhaufen in diese

Richtung zwingt. Da war schon die Idee, ob das vielleicht ein Paralleluniversum sein

könnte, das an uns vorbeifliegt. 2011 wurde dann noch einmal nachgelegt.

Da wurden aus 700 Galaxienhaufen, dann 1400 Galaxienhaufen... Und auf einmal war

die Idee da, dass es vielleicht tatsächlich Hinweise darauf gibt, dass an unserem Universum

gerade ein anderes vorbeifliegt. Also sowas.

Leider kam dann 2013 Planck, ein Satellit, der

eben die kosmische Hintergrundstrahlung mal genauer vermass als vorher, und hat dann

festgestellt, dass von der dunklen Strömung nichts übriggeblieben ist. Schade eigentlich.

Nehmen wir mal zum Spaß an, es gäbe die Multiversen. So ein bisschen wie bei den

Außerirdischen könnte man sich fragen: Wenn es sie gibt, könnten wir mit denen in Kontakt treten usw.?

Bei Lebewesen in unserem Universum kann man sich das ja fast noch vorstellen. Die haben

mit den gleichen Naturgesetzen zu tun wie wir. Also der Außerirdische ist auch nur ein Mensch.

Aber mit anderen Universen in Kontakt zu treten, das kann man vergessen.

Andere Gesetze, andere Kräfte, andere Naturkonstanten. Da gibt es keine Verbindung.

Keine Chance. Das heißt, es wird für uns

wahrscheinlich immer eine Frage bleiben, was um das Universum herum ist. Ist es nur eines

von vielen? Und was war der Grund, dass sich unser Universum

in seine Existenz geworfen hat? Das wird für immer offenbleiben.

Den Trost findet man hier in der Mathematik.

Ich weiß auch, dass nicht alles berechenbar ist, aber man kann sich die Frage stellen:

Kann ein Aussagensystem sich selbst begründen?

Also kann es sich selbst beweisen? Und so ist das hier auch: Kann ein Universum,

praktisch aus sich selbst heraus, alle seine Eigenschaften erklären? Kann es nicht.

Deswegen müssen wir ja auf das Multiversum raus. Wobei man da dann auch irgendwann fragt:

Was hat denn das Multiversum geschaffen? Oder das Multi-Multi-Universum?

Oder Multi-Multi-Multi... Merkt ihr?

Das nennt man infiniten Regress. Du kannst immer weiter und weiter fragen und es gibt in

der Mathematik auch einen Beweis dafür, dass es nie aufhört. Das Gödelsche Unvollständigkeits-Theorem.

Aussagensysteme können sich nie komplett

selbstkonsistent beweisen. Es gibt mindestens immer eine Aussage,

die geglaubt oder angenommen werden muss.

Bei solchen Fragen wird also das Fragen nie aufhören. Wie ein Multiversum.

Und nochmal und nochmal und nochmal...

Natürlich kann man über Multiversen nachdenken.

Man kann sogar darüber forschen. Aber es ist

wirklich nicht einfach, formal, also wissenschaftlich

korrekt, über Universen zu arbeiten.

Über Multiversen zu arbeiten. Unser Universum ist ja der Gegenstand

all der Dinge, die wir untersuchen können. Das kann man noch sauber abgrenzen.

Wir können unser Universum sowohl zeitlich als räumlich gut verorten, wir können

Inventur machen, was in unserem Universum drin ist. Warum? Weil all diese Dinge

irgendwie Wirkung haben. Wir können sie messen und damit sind wir fein raus,

denn wir können Hypothesen durch Messungen prüfen. Wenn wir über Multiversen sprechen - oder gar

Multi-Multiversen oder Paralleluniversen, die mit unserem Universum zusammen in einem

Multiversum sind - dann sprechen wir fast schon über Metaphysik.

Wobei es eher so eine Zwischenform zwischen reiner Philosophie, also der reinen Spekulation

über die Zustände des Seins, ist und dem, was

tatsächlich ist, nämlich, was in unserem Universum ist. Bleibt die Frage, wie denn so

ein Multiversum aussieht. Vielleicht wie eine große Gärtnerei. An allen Ecken und Enden wachsen

Universen. Manche wachsen, die sind gut begossen mit Vakuumenergie, haben genügend. Manche haben

vielleicht zu viel, sind eingegangen. Und unser

Universum hat, das wissen wir, Eigenschaften, die ziemlich speziell sind oder besonders.

Nach knapp 14 Mrd. Jahren ist es nämlich immer noch da.

Das Ding wächst und wächst. Wenn man also eine große Gärtnerei eines solchen Multiversums

besuchen würde, würde man unser Universum als eines feststellen, das schon lange da ist.

Ja, das hat sich weiterentwickelt. Die anderen sind alle nichts geworden.

Besonders irre würde es ja werden, wenn man eine richtige Möglichkeit hätte,

ein Multiversum dahingehend zu untersuchen, ob es nur solche Universen geben kann mit Lebewesen,

die genau so sind wie unseres. Also dort, und nur dort, konnte es so passieren.

Ja was ist denn nun? Sind wir allein im Multiversum? Die Einen sagen so und

die meisten Anderen sagen so.

Also das Thema "Multiversum" ist jetzt nicht unbedingt ein total irres Thema der Physik,

aber es ist ein interessantes Thema. Und was man damit gewonnen hätte, habe ich ja erzählt.

Aber die Frage lässt sich im Grunde genommen nicht beantworten. Man kann nicht beweisen,

dass es kein Multiversum gibt. Es ist ein interessanter Gedankenweg,

auf dem vielleicht noch viele interessante Ideen dabei entstehen, und auf diese Weise könnte

das Multiversum, zumindest als Idee, eine wichtige Wirkung in diesem Universum haben.

Und das wäre ja schon mal was.