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Theodor Fontane: Ein Sommer in London, 07 - Zu Haus

07 - Zu Haus

Da sitz' ich in meiner chambre garnie mit der Aussicht auf einen endlosen Tag. Es ist kaum elf und schon hab' ich mein Frühstück samt allen vier Leitartikeln der Times zu mir genommen – was fang ich an? Flieh!

Auf! Hinaus ins weite Land! Und dies geheimnisvolle Buch, Von Mr. Blanchards eigner Hand, Ist dir es nicht Geleit genug?

Ruft mir der freundliche Leser zu und weist mit seinem Zeigefinger erst auf die Straße draußen und dann auf Adam's pocket guide, der vor mir liegt, aber er weiß nicht, daß seit meinem letzten Schreiben die Wasser der Sündflut über London gekommen sind und daß nun schon seit vollen vier Tagen ein endlos niederströmender Regen alle Waterproofs und Gummigaloschen und selbst die Wißbegierde eines Touristen verspottet. Seit vier Tagen nicht aus dem Hause! Statt der dampfenden Roastbeef-Schüsseln des Mr. Simpson (gegenüber von Drury-Lane) bringt mir die Mittagsstunde nichts als ein Hammel-Kotelett aus der räuchrigen Küche meiner Wirtin, und an Stelle der Vernon-Galerie, die ich sonst wohl vormittags zu besuchen liebe, bietet mir die Kunst, wie zur Verhöhnung, nichts als einen schwarzen, lithographierten Steinadler, der an der Wand mir gegenüber unaufhörlich gen Himmel steigt und ein Kind in seinen Hängen mit sich schleppt. Die Mutter, mit gelöstem Haar und talergroßen Augen, ergibt sich der üblichen Verzweiflung. Auch jetzt starr' ich wieder zu diese reingerahmten Beilageeines Londoner Pfennig-Magazins in die Höh' und gleichzeitig den Regen vernehmend, der draußen auf die Steine niederklatscht, ist es mir, als sei das Ganze eine bildliche Darstellung meiner eignen Situation und als trüge der Adler mein Glück und alle sonnigen Tage in die Wolken hinein. Und doch ist Posttag heut, und doch erwartet Ihr einen Brief und kümmert Euch wenig darum, ob die ausgesandte Taube mit oder ohne Ölblatt heimgekehrt ist.

So sei es denn; da aber niemand über sein Können hinaus verpflichtet ist, so begnügt Euch für heut mit einer Reminiszenz aus meinen Tagen in Flandern und laßt Euch erzählen vom Beginen hof in Gent.

Gent ist ruhig!

Die Arteveldes sind nicht mehr; Weber und Walker, die alten Todfeinde fassen jetzt grüßend an den Hut, statt sich, wie sonst, bei den Köpfen zu fassen; das Patriziertum ist abgetreten vom Schauplatz, seit Karl V. dreißig ihrer stolzen Nacken vom Henker beugen ließ, und die »tolle Grete«, das riesige Geschütz, wirft keine zentnerschweren Steine mehr aus ihrem Schlund, seit dieser selbst zur Zielscheibe für die Steine der Straßenjugend wurde. Die alte »Rebellenstadt« heißt jetzt die »Blumenstadt« und statt der goldnen Rittersporen des Kortrijktages zählt man nur noch die Arten des blauen Rittersporns. Gent ist ruhig!

Aber das ruhige Gent hat einen Fleck, der der aller ruhigste ist– den Beginenhof.

Wie bezeichn' ich ihn? Kloster, Asyl, Spital – von allen dreien ist er etwas, ohne eines ausschließlich zu sein. Er wäre ein Kloster – aber die Eintretenden leisten kein Gelübde; er wäre ein Asyl – aber der Eintritt ist an Bedingungen, sogar sehr äußerlicher Natur geknüpft; er wäre ein Spital – aber Jugend und Schönheit wohnen in ihm neben der Hinfälligkeit des Alters. So müssen wir's denn umschreiben, was es mit dem Beginen hof auf sich hat: es ist eine Frauen-Gemeinde, die zwanglos, unter Arbeit, Gebet, Waisen- und Krankenpflege ihre Tage verbringt; ein Städtchen innerhalb der Stadt, das eine der sechsundzwanzig Inseln, auf denen Gent, gleich einem nordischen Venedig, erbaut ist, für sich in Anspruch nimmt und durch Tor und Mauer den natürlichen Schutz noch gesteigert hat, den ihm diese Insellage gewährt. Der Beginenhof (la beguinage) hat eine Kirche, hat Straßen und Plätze, Klöster und Häuser und eine Bewohnerschaft von ohngefähr 700 Frauen. Die oberste Leitung führt eine unabsetzbare Oberin (la Superieure), der in den sechs oder sieben vorhandenen Couvents (wir werden gleich sehn, was darunter zu verstehen ist) eben so viele Sous-Superieures (die durch ein mütige und begründete Opposition ihrer Untergebenen abgesetzt werden können) zur Seite stehen. Die »Couvents« sind nur in soweit »Klöster«, als sie inner halb eines hohen Mauer-Vierecks liegen und eine größere Genossenschaft umschließen; im übrigen würde man sie richtiger »Schul- und Prüfungshäuser« nennen. In ihnen macht nämlich die Novize, überwacht von der »Mutter« und den ältern »Schwestern«,eine mehrjährige Probezeit durch, und nur wenn ihre Führung untadelig gewesen, wird ihr nach dieser Frist die übersiedlungen eigentlichen Häuser des Beginen hof es gestattet. Diese sind ungemein klein, meist nur von zwei oder vier Personen bewohnt und ziehen sich in ziemlich langen, nicht allzu geraden Straßen die ganze Insel entlang. Sie stehen unter keiner unmittelbaren Kontrolle des »Couvents« und der »Sous-Superieure«, entbehren aber auch des Reizes und jener Vorzüge, welche eine größere Gemeinschaft mit sich bringt.

Ich hatte Gelegenheit, in eines der »Klöster« einzutreten.

Einaltes Mütterchen öffnete auf unser Klopfen und ihr wohlwollendes Gesicht lachte zu uns hinauf, noch freundlicher fast als die Krokus und Veilchen, die ringsum aus den Gartenbeeten sprossen. Prächtig-rote Granatblüte überdeckte das Mauerspalier und steigerte den Eindruck der Frische und Freudigkeit. Wir traten ins Haus; das Empfangszimmer zur Rechten bot wenig Eigentümliches dar, außer der ziemlich guten Kopie eines Van-Dyckschen Bildes, die Kreuzigung Christi, die an so schlichtem Platze immerhin überraschen mochte; zur Linken aber, im Arbeitssaal, ging einem das Herz auf: da sah man zwölf alte Händeinstiller Tätigkeit, wie sie emsig spannen und strickten, zupften und nähten, je nachdem die Kraft und das Auge reichte, und nur einer schien noch fröhlicher als sie – der muntre Spatz, der Liebling des Hauses, der bald auf dem Spinnrad, bald auf dem Wollflock saß, und in gar nicht spatzenhafter Vornehmheit der Eintretenden kaum zu achten schien.

Das Interessanteste des Hausesindes waren: Küche und Speisezimmer.

Die Beginen haben zwar einen gemeinschaftlichen Kochraum, doch ist jede gebunden, für ihre Beköstigung selbst Sorge zu tragen, und so gewahrten wir denn auch bei unserm Eintritt in die Küche eine lange Reihe von Eisen öfchen, noch kleiner, als unsere heimischen Kohlenbecken, an denen jung und alt stand, um nach Geschmack und Laune sich den Mittagstisch herzurichten. Ich lege hier auf Gewicht und erblick ein dieser Eigentümlichkeit nichts Zufälliges. Ganz abgesehen davon, daß ein Wechselinder Arbeit Leib und Seele frisch erhält, so ist das sprichwörtlich gewordene »Schalten in Küche und Keller« und die Lust, man könnte sagen die Bestimmung dazu, etwas echt Weibliches, und diesen Zug in vollem Maße gewürdigt zu haben, muß wie hundert anderes uns für den feinen Geistein nehmen, der die Gesetze und Regeln dieses Ordens schrieb.

Im Speisezimmer herrscht dieselbe Gesondertheit und verirrt sich bis ins Komische.

So viel Schwestern nämlich, so viel Schränke, in denen jede einzelne ihren Miniatur-Haushalt: Messer und Gabel, Teller und Tischzeuginsorglicher Sauberkeit aufbewahrt. Diese Schränke, alle unmittelbar nebeneinander, öffnen um die Essenszeit ihre Türen im rechten Winkel und bilden dadurcheine fortlaufende Reihe von Nischen, jede ungefähr von der beschränkten Räumlichkeiteines preußischen Schilderhauses; –das unterste, schiebbare Brett des Schrankes wird vorgezogen und – der Tisch ist fertig. Die Begine nimmt in zellenhafter Abgeschiedenheit daran Platz. Man kann sich dabei des lustigen Gedankens nicht erwehren: das böse Gefühl etwa aufkeimenden Neides solle so viel wie möglich unterdrückt werden.

Die Beginen sind stolz auf ihren Orden, und als mein Begleiter, ein Rheinländer, der Sous-Superieure in schlechtem Französisch aus einander zusetzen suchte, daß seine Schwester auch eine Begine sei (im Rheinland nennt man hie und da die Nonnen überhaupt Beginen), sah sie ihn scharf an, als wolle sie sagen: »Du lügst!« und als sich schließlich das Mißverständnis aufklärte, lachte sie ganz eigentümlich-selbstbewußt und setzte uns dann in rapider Rede auseinander: »daß es mit den echten Beginen was auf sich habe«.

Ich glaub's ihr, nicht nach ihren Worten, aber nach dem, was ich gesehen. Was mir das Klostertum im allgemeinen so verleidet, das ist das Beten nach der Uhr, das Kommandieren einer Empfindung, die so frei sein muß, wie irgendeine, wenn sie Wert haben soll, das ist das Aufgehen – günstigsten Falles –in unfruchtbarer Betrachtung. Von alledem findet sich bei den Beginen nur das rechte Maß; es sind fromme Frauen, aber sie wähnen nicht, gearbeitet zu haben, wenn sie einen Tag hindurch gebetet und meinen vielmehr: Kinderzucht und Krankenpflege sei echtes Gebet vor Gott. Und wenn ein langes Leben ein Geschenk Gottes ist, das er denen gibt, die er liebt, so liebt er die Beginen, wie sie ihn lieben. Im Kloster befand sich ein rüstiges Mütterchen von 85 Jahren, die 64 Jahre lang in dem selben Hause gelebt hatte. Sie sah nicht aus, als würde sie bald abberufen werden.

Wir schieden: die Alten knicksten, die Jungen kicherten, der Spatz selbst drehte den Kopf und entließ unsin Gnaden.

Eine flüchtige halbe Stunde Aufenthalt – und doch schied ich wie von etwas Liebem. Der Beginenhof und sein Frieden lag hinter uns; wie empfing uns draußen die Welt? Trommelwirbel und Signalhörner! Belgische Voltigeurs marschierten vorüber, ein Kürassier-Regiment hinterdrein. Wir standen auf Flamands Boden – wer sagt uns, ob nicht noch einmal hier (wie bald vielleicht!) die Würfel der Entscheidung fallen; doch wie sie fallen mögen – Friede liegt über dem Beginenhof.

Noch immer regnet's; aber sei es drum, der Abend ist da, und der Wind, der durch die Straßen fegt und die Gaslaternen fast erlöschen macht, spricht von zerstobenen Wolken und hellem Sonnenschein am kommenden Tag. Ich schließe die Fenster vor hänge und schütte frische Kohlen auf den Kamin. Hei, wie das prasselt und flammt. Gemütliche Wärme erfüllt das Zimmer, nur eines fehlt noch: der Teekessel und sein magischer Gesang. Da tritt Jane ein und setzt das riesige Brett auf den Tisch. » Good evening sir! a bad day to day.« Ich aber schneide mir Schnitte auf Schnitte von dem blendenden Weißbrot, röst' es am Kohlenfeuer, und während der Duft des halbverkohlten Brotes das Zimmer würzt, gedenk' ich Deutschlands und lausche dem singenden Kessel mir zur Seite, wie lieben, leisen Stimmen aus der Heimat.


07 - Zu Haus 07 - At home

Da sitz' ich in meiner chambre garnie mit der Aussicht auf einen endlosen Tag. Lá estou eu sentado em meu quarto garnie com a perspectiva de um dia sem fim. Es ist kaum elf und schon hab' ich mein Frühstück samt allen vier Leitartikeln der Times zu mir genommen – was fang ich an? São quase onze horas e já tomei meu café da manhã e todos os quatro editoriais do Times - o que eu faço? Flieh!

Auf! Hinaus ins weite Land! Und dies geheimnisvolle Buch, Von Mr. Blanchards eigner Hand, Ist dir es nicht Geleit genug? E este livro misterioso, pelas próprias mãos do Sr. Blanchard, não é orientação suficiente para você?

Ruft mir der freundliche Leser zu und weist mit seinem Zeigefinger erst auf die Straße draußen und dann auf Adam's pocket guide, der vor mir liegt, aber er weiß nicht, daß seit meinem letzten Schreiben die Wasser der Sündflut über London gekommen sind und daß nun schon seit vollen vier Tagen ein endlos niederströmender Regen alle Waterproofs und Gummigaloschen und selbst die Wißbegierde eines Touristen verspottet. O simpático leitor me chama e aponta com o dedo indicador primeiro para a rua lá fora e depois para o guia de bolso de Adam que está à minha frente, mas ele não sabe que as águas do dilúvio invadiram Londres desde minha última carta e que agora têm Por quatro dias inteiros uma chuva torrencial sem fim zombou de todos os impermeáveis e galochas de borracha e até mesmo da curiosidade de um turista. Seit vier Tagen nicht aus dem Hause! Statt der dampfenden Roastbeef-Schüsseln des Mr. Simpson (gegenüber von Drury-Lane) bringt mir die Mittagsstunde nichts als ein Hammel-Kotelett aus der räuchrigen Küche meiner Wirtin, und an Stelle der Vernon-Galerie, die ich sonst wohl vormittags zu besuchen liebe, bietet mir die Kunst, wie zur Verhöhnung, nichts als einen schwarzen, lithographierten Steinadler, der an der Wand mir gegenüber unaufhörlich gen Himmel steigt und ein Kind in seinen Hängen mit sich schleppt. Em vez das tigelas fumegantes de rosbife do Sr. Simpson (em frente a Drury Lane), o meio-dia me traz nada além de uma costeleta de carneiro da cozinha enfumaçada da minha senhoria e, em vez da Galeria Vernon, que geralmente adoro visitar de manhã, arte oferece-me, como a zombaria, nada mais que uma águia dourada negra litografada, que sobe incessantemente ao céu na parede oposta a mim e arrasta uma criança com ela em suas encostas. Die Mutter, mit gelöstem Haar und talergroßen Augen, ergibt sich der üblichen Verzweiflung. The mother, with her hair loose and eyes the size of a thaler, surrenders to the usual desperation. A mãe, de cabelos soltos e olhos do tamanho de um talar, cede ao desespero de sempre. Auch jetzt starr' ich wieder zu diese reingerahmten Beilageeines Londoner Pfennig-Magazins in die Höh' und gleichzeitig den Regen vernehmend, der draußen auf die Steine niederklatscht, ist es mir, als sei das Ganze eine bildliche Darstellung meiner eignen Situation und als trüge der Adler mein Glück und alle sonnigen Tage in die Wolken hinein. Mesmo agora eu olho para este encarte emoldurado de uma revista londrina e ao mesmo tempo ouço a chuva caindo nas pedras lá fora, parece-me que a coisa toda é uma representação pictórica de minha própria situação e que a águia é levando minha felicidade e todos os dias ensolarados para as nuvens. Und doch ist Posttag heut, und doch erwartet Ihr einen Brief und kümmert Euch wenig darum, ob die ausgesandte Taube mit oder ohne Ölblatt heimgekehrt ist. And yet today is postal day, and yet you expect a letter and care little whether the dove that was sent has returned with or without an olive leaf. E, no entanto, hoje é dia de correspondência e, no entanto, você está esperando uma carta e não se importa muito se o pombo enviado voltou para casa com ou sem uma folha de óleo.

So sei es denn; da aber niemand über sein Können hinaus verpflichtet ist, so begnügt Euch für heut mit einer Reminiszenz aus meinen Tagen in Flandern und laßt Euch erzählen vom Beginen hof in Gent. Então, a menos; mas, uma vez que ninguém é obrigado a ir além de sua capacidade, contente-se com uma reminiscência dos meus dias na Flandres e deixe-nos contar-lhe sobre o Beguinage em Ghent.

Gent ist ruhig! Ghent está calmo!

Die Arteveldes sind nicht mehr; Weber und Walker, die alten Todfeinde fassen jetzt grüßend an den Hut, statt sich, wie sonst, bei den Köpfen zu fassen; das Patriziertum ist abgetreten vom Schauplatz, seit Karl V. dreißig ihrer stolzen Nacken vom Henker beugen ließ, und die »tolle Grete«, das riesige Geschütz, wirft keine zentnerschweren Steine mehr aus ihrem Schlund, seit dieser selbst zur Zielscheibe für die Steine der Straßenjugend wurde. The Arteveldes are no more; Weber and Walker, the old deadly enemies, now shake their hats in salute instead of shaking their heads as usual; the patrician class left the scene after Charles V had thirty of their proud necks bowed by the executioner, and the "mad Grete," the huge artillery piece, no longer threw extremely heavy stones out of her gullet, ever since she herself became a target for the stones of the street youth became. Os Arteveldes não existem mais; Weber e Walker, os velhos inimigos, agora seguram seus chapéus em saudação em vez de segurar suas cabeças como de costume; a comunidade patrícia cedeu de cena, pois Carlos V tinha trinta de seus orgulhosos pescoços curvados pelo carrasco, e a "grande Grete", a enorme arma, não mais atira pedras pesando alguns centímetros de sua garganta, pois ela própria tem sido alvo para as pedras da juventude de rua. Die alte »Rebellenstadt« heißt jetzt die »Blumenstadt« und statt der goldnen Rittersporen des Kortrijktages zählt man nur noch die Arten des blauen Rittersporns. A velha "cidade rebelde" agora é chamada de "cidade das flores" e, em vez das esporas dos cavaleiros dourados do Dia de Kortrijk, apenas as espécies do delfínio azul são contadas. Gent ist ruhig!

Aber das ruhige Gent hat einen Fleck, der der aller ruhigste ist–  den Beginenhof. Mas a tranquila Ghent tem um lugar que é o mais pacífico de todos - o beguinage.

Wie bezeichn' ich ihn? Kloster, Asyl, Spital – von allen dreien ist er etwas, ohne eines ausschließlich zu sein. Mosteiro, asilo, hospital - de todos os três é algo sem ser exclusivamente um. Er wäre ein Kloster – aber die Eintretenden leisten kein Gelübde; er wäre ein Asyl – aber der Eintritt ist an Bedingungen, sogar sehr äußerlicher Natur geknüpft; er wäre ein Spital – aber Jugend und Schönheit wohnen in ihm neben der Hinfälligkeit des Alters. Seria um mosteiro - mas os que entram não fazem votos; seria um asilo - mas a entrada está sujeita a condições, mesmo de natureza muito externa; seria um hospital - mas a juventude e a beleza vivem nele ao lado da fragilidade da velhice. So müssen wir's denn umschreiben, was es mit dem Beginen hof auf sich hat: es ist eine Frauen-Gemeinde, die zwanglos, unter Arbeit, Gebet, Waisen- und Krankenpflege ihre Tage verbringt; ein Städtchen innerhalb der Stadt, das eine der sechsundzwanzig Inseln, auf denen Gent, gleich einem nordischen Venedig, erbaut ist, für sich in Anspruch nimmt und durch Tor und Mauer den natürlichen Schutz noch gesteigert hat, den ihm diese Insellage gewährt. Portanto, temos que parafrasear o que é o Beguinage: é uma comunidade de mulheres que passa seus dias informalmente, com trabalho, oração, orfanato e enfermagem; uma pequena cidade dentro da cidade que reivindica uma das vinte e seis ilhas nas quais Ghent, como uma Veneza do norte, foi construída, e aumentou a proteção natural oferecida por esta localização de ilha através de portão e parede. Der Beginenhof (la beguinage) hat eine Kirche, hat Straßen und Plätze, Klöster und Häuser und eine Bewohnerschaft von ohngefähr 700 Frauen. O beguinage (la beguinage) tem uma igreja, ruas e praças, mosteiros e casas e uma população de cerca de 700 mulheres. Die oberste Leitung führt  eine unabsetzbare Oberin (la Superieure), der in den sechs oder sieben vorhandenen Couvents (wir werden gleich sehn, was darunter zu verstehen ist) eben so viele Sous-Superieures (die durch ein mütige und begründete Opposition ihrer Untergebenen abgesetzt werden können) zur Seite stehen. A alta administração é liderada por um superior irremovível (la superieure), que nos seis ou sete couvents existentes (veremos em um momento o que se quer dizer com isso), tantos sub-superiores (que são removidos por um corajoso e bem A oposição fundamentada de seus subordinados pode) ficar ao seu lado. Die »Couvents« sind nur in soweit »Klöster«, als sie inner halb eines hohen Mauer-Vierecks liegen und eine größere Genossenschaft umschließen; im übrigen würde man sie richtiger »Schul- und Prüfungshäuser« nennen. Os “couvents” são “mosteiros” apenas na medida em que ficam dentro de uma parede quadrada alta e envolvem uma cooperativa maior; caso contrário, seriam mais corretamente chamados de "escolas e casas de exames". In ihnen macht nämlich die Novize, überwacht von der »Mutter« und den ältern »Schwestern«,eine mehrjährige Probezeit durch, und nur wenn ihre Führung untadelig gewesen, wird ihr nach dieser Frist die übersiedlungen eigentlichen Häuser des Beginen hof es gestattet. Neles a noviça, supervisionada pela "mãe" e pelas "irmãs" mais velhas, passa por um período probatório de vários anos, e somente se sua conduta foi impecável é que ela é autorizada a se mudar para as casas atuais do Beguinage após este período. . Diese sind ungemein klein, meist nur von zwei oder vier Personen bewohnt und ziehen sich in ziemlich langen, nicht allzu geraden Straßen die ganze Insel entlang. São extremamente pequenas, habitadas principalmente por duas ou quatro pessoas, e percorrem toda a ilha em ruas bastante longas e não muito retas. Sie stehen unter keiner unmittelbaren Kontrolle des »Couvents« und der »Sous-Superieure«, entbehren aber auch des Reizes und jener Vorzüge, welche eine größere Gemeinschaft mit sich bringt. Eles não estão sob nenhum controle direto dos »Couvents« e dos »Sous-Superieure«, mas também não têm o charme e as vantagens que uma comunidade maior traz consigo.

Ich hatte Gelegenheit, in eines der »Klöster« einzutreten.

Einaltes Mütterchen öffnete auf unser Klopfen und ihr wohlwollendes Gesicht lachte zu uns hinauf, noch freundlicher fast als die Krokus und Veilchen, die ringsum aus den Gartenbeeten sprossen. An old mother opened the door when we knocked, and her benevolent face laughed up at us, even friendlier than the crocuses and violets that sprouted from the garden beds all around. Prächtig-rote Granatblüte überdeckte das Mauerspalier und steigerte den Eindruck der Frische und Freudigkeit. Magnificent red garnet flowers covered the trellis and increased the impression of freshness and joy. Magníficas flores de granada vermelha cobriam a treliça da parede e aumentavam a impressão de frescor e alegria. Wir traten ins Haus; das Empfangszimmer zur Rechten bot wenig Eigentümliches dar, außer der ziemlich guten Kopie eines Van-Dyckschen Bildes, die Kreuzigung Christi, die an so schlichtem Platze immerhin überraschen mochte; zur Linken aber, im Arbeitssaal, ging einem das Herz auf: da sah man zwölf alte Händeinstiller Tätigkeit, wie sie emsig spannen und strickten, zupften und nähten, je nachdem die Kraft und das Auge reichte, und nur einer schien noch fröhlicher als sie – der muntre Spatz, der Liebling des Hauses, der bald auf dem Spinnrad, bald auf dem Wollflock saß, und in gar nicht spatzenhafter Vornehmheit der Eintretenden kaum zu achten schien. Entramos na casa; a sala de recepção à direita mostrava poucas coisas peculiares, exceto a cópia bastante boa de um quadro de Van Dyck, a crucificação de Cristo, que em um lugar tão simples poderia pelo menos surpreender; mas à esquerda, na sala de trabalho, seu coração se abriu: lá você viu doze antigas atividades de dobrar à mão, como elas diligentemente apertavam e tricotavam, arrancavam e costuravam, dependendo da força e do olho, e apenas uma parecia ainda mais feliz do que ela - o alegre pardal, a queridinha da casa, que ora se sentava na roda de fiar, ora no rebanho de lã, e com um refinamento nada parecido com o de pardal mal parecia prestar atenção aos que entravam.

Das Interessanteste des Hausesindes waren: Küche und Speisezimmer. The most interesting things about the house were: kitchen and dining room. As partes mais interessantes da casa eram: cozinha e sala de jantar.

Die Beginen haben zwar einen gemeinschaftlichen Kochraum, doch ist jede gebunden, für ihre Beköstigung selbst Sorge zu tragen, und so gewahrten wir denn auch bei unserm Eintritt in die Küche eine lange Reihe von Eisen öfchen, noch kleiner, als unsere heimischen Kohlenbecken, an denen jung und alt stand, um nach Geschmack und Laune sich den Mittagstisch herzurichten. The beguines have a common cooking room, but each is obliged to take care of their own food, and so when we entered the kitchen we noticed a long row of little iron stoves, even smaller than our domestic braziers, on which young and old stood to prepare the lunch table according to taste and mood. As beguinas têm uma área de cozinha comunitária, mas cada uma é obrigada a cuidar de sua própria comida, então, quando entramos na cozinha, vimos uma longa fileira de fogões de ferro, ainda menores do que os braseiros de casa, jovens e velhos ficavam para preparar a mesa do almoço de acordo com seu gosto e humor. Ich lege hier auf Gewicht und erblick ein dieser Eigentümlichkeit nichts Zufälliges. Coloco ênfase nisso e não vejo nada de acidental nessa peculiaridade. Ganz abgesehen davon, daß ein Wechselinder Arbeit Leib und Seele frisch erhält, so ist das sprichwörtlich gewordene »Schalten in Küche und Keller« und die Lust, man könnte sagen die Bestimmung dazu, etwas echt Weibliches, und diesen Zug in vollem Maße gewürdigt zu haben, muß wie hundert anderes uns für den feinen Geistein nehmen, der die Gesetze und Regeln dieses Ordens schrieb. Quite apart from the fact that a change of work keeps body and soul fresh, the proverbial "switching on in the kitchen and cellar" and the desire, one could say, is the determination to have something genuinely feminine, and to have fully appreciated this trait , like a hundred others must take us for the fine spirit one who wrote the laws and rules of this order. Além do fato de que uma mudança no trabalho mantém o corpo e a alma revigorados, a proverbial "mudança para cozinha e adega" e o desejo, pode-se dizer, é a determinação de ter algo genuinamente feminino e de ter apreciado plenamente essa característica, como uma centena de outros, deve nos tomar pelo espírito excelente que escreveu as leis e regras desta ordem.

Im Speisezimmer herrscht dieselbe Gesondertheit und verirrt sich bis  ins Komische. A mesma reclusão prevalece na sala de jantar e se perde no quadrinho.

So viel Schwestern nämlich, so viel Schränke, in denen jede einzelne ihren Miniatur-Haushalt: Messer und Gabel, Teller und Tischzeuginsorglicher Sauberkeit aufbewahrt. Tantas irmãs, nomeadamente tantos armários em que cada uma guarda o seu pequeno lar: facas e garfos, pratos e talheres, cuidadosamente limpos. Diese Schränke, alle unmittelbar nebeneinander, öffnen um die Essenszeit ihre Türen im rechten Winkel und bilden dadurcheine fortlaufende Reihe von Nischen, jede ungefähr von der beschränkten Räumlichkeiteines preußischen Schilderhauses;  –das unterste, schiebbare Brett des Schrankes wird vorgezogen und – der Tisch ist fertig. Esses armários, todos bem próximos um do outro, abrem suas portas em ângulos retos na hora das refeições, formando assim uma fileira contínua de nichos, cada um com aproximadamente o tamanho de uma casa de sentinela prussiana; - a prateleira inferior deslizante do armário é puxada para a frente e - a mesa está pronta. Die Begine nimmt in zellenhafter Abgeschiedenheit daran Platz. O Beguine se senta nele em reclusão semelhante a uma cela. Man kann sich dabei des lustigen Gedankens nicht erwehren: das böse Gefühl etwa aufkeimenden Neides solle so viel wie möglich unterdrückt werden. Você não pode deixar de pensar engraçado: o sentimento ruim de inveja emergente deve ser suprimido tanto quanto possível.

Die Beginen sind stolz auf ihren Orden, und als mein Begleiter, ein Rheinländer, der Sous-Superieure in schlechtem Französisch aus einander zusetzen suchte, daß seine Schwester auch eine Begine sei (im Rheinland nennt man hie und da die Nonnen überhaupt Beginen), sah sie ihn scharf an, als wolle sie sagen: »Du lügst!« und als sich schließlich das Mißverständnis aufklärte, lachte sie ganz eigentümlich-selbstbewußt und setzte uns dann in rapider Rede auseinander: »daß es mit den echten Beginen was auf sich habe«. As Beguinas se orgulham de suas medalhas, e quando minha companheira, uma renana que tentou contar aos sub-superiores em um francês ruim, viu que sua irmã também era uma Beguina (na Renânia, as freiras às vezes são chamadas de Beguinas) ela olhou para ele com severidade como se quisesse dizer: “Você está mentindo!” e quando o mal-entendido finalmente se esclareceu, ela riu de uma maneira peculiarmente autoconfiante e então nos explicou em um discurso rápido: “Que há algo sobre as verdadeiras Beguinas”.

Ich glaub's ihr, nicht nach ihren Worten, aber nach dem, was ich gesehen. I believe her, not by what she said, but by what I've seen. Was mir das Klostertum im allgemeinen so verleidet, das ist das Beten nach der Uhr, das Kommandieren einer Empfindung, die so frei sein muß, wie irgendeine, wenn sie Wert haben soll, das ist das Aufgehen – günstigsten Falles –in unfruchtbarer Betrachtung. O que me faz pensar tanto no monaquismo em geral é rezar pelo relógio, comandar uma sensação que deve ser tão livre como qualquer outra, para ter valor, essa é a abertura - na melhor das hipóteses - da contemplação estéril. Von alledem findet sich bei den Beginen nur das rechte Maß; es sind fromme Frauen, aber sie wähnen nicht, gearbeitet zu haben, wenn sie einen Tag hindurch gebetet und meinen vielmehr: Kinderzucht und Krankenpflege sei echtes Gebet vor Gott. De tudo isso, existe apenas a medida certa entre as Beguinas; São mulheres piedosas, mas não acham que trabalharam depois de orar por um dia, mas pensam que criar os filhos e cuidar dos enfermos é a verdadeira oração diante de Deus. Und wenn ein langes Leben ein Geschenk Gottes ist, das er denen gibt, die er liebt, so liebt er die Beginen, wie sie ihn lieben. E se a vida longa é um presente de Deus dado a quem ama, ele ama as Beguinas como elas o amam. Im Kloster befand sich ein rüstiges Mütterchen von 85 Jahren, die 64 Jahre lang in dem selben Hause gelebt hatte. No mosteiro, havia uma mãe alegre de 85 anos que morava na mesma casa há 64 anos. Sie sah nicht aus, als würde sie bald abberufen werden. Ela não parecia que estava prestes a ser chamada de volta.

Wir schieden: die Alten knicksten, die Jungen kicherten, der Spatz selbst drehte den Kopf und entließ unsin Gnaden. Separamo-nos: os mais velhos fizeram uma reverência, os mais novos riram, o próprio pardal virou a cabeça e despediu-nos com graça.

Eine flüchtige halbe Stunde Aufenthalt – und doch schied ich wie von etwas Liebem. A fleeting half hour's stay - and yet I parted as if from something dear. Uma fugaz estadia de meia hora - e ainda assim me separei como se fosse algo caro. Der Beginenhof und sein Frieden lag hinter uns; wie empfing uns draußen die Welt? O beguinage e sua paz ficaram para trás; como o mundo nos recebeu lá fora? Trommelwirbel und Signalhörner! Tambores e buzinas de sinalização! Belgische Voltigeurs marschierten vorüber, ein Kürassier-Regiment hinterdrein. Voltigeurs belgas passaram marchando, seguidos por um regimento de cuirassiers. Wir standen auf Flamands Boden – wer sagt uns, ob nicht noch einmal hier (wie bald vielleicht!) Estivemos no solo de Flamand - quem pode nos dizer se não for aqui de novo (talvez em breve!) die Würfel der Entscheidung fallen; doch wie sie fallen mögen – Friede liegt über dem Beginenhof. a sorte está lançada; mas como eles podem cair - a paz paira sobre o beguinage.

Noch immer regnet's; aber sei es drum, der Abend ist da, und der Wind, der durch die Straßen fegt und die Gaslaternen fast erlöschen macht, spricht von zerstobenen Wolken und hellem Sonnenschein am kommenden Tag. Ainda está chovendo; que seja, já é noite e o vento, que varre as ruas e quase apaga os lampiões, fala das nuvens dispersas e do sol forte do dia que se aproxima. Ich schließe die Fenster vor hänge und schütte frische Kohlen auf den Kamin. I close the windows and pour fresh coals on the fireplace. Fecho as janelas e despejo carvão fresco na lareira. Hei, wie das prasselt und flammt. Gemütliche Wärme erfüllt das Zimmer, nur eines fehlt noch: der Teekessel und sein magischer Gesang. A sala está cheia de um calor aconchegante, só falta uma coisa: a chaleira e seu canto mágico. Da tritt Jane ein und setzt das riesige Brett auf den Tisch. » Good evening sir! a bad day to day.« Ich aber schneide mir Schnitte auf Schnitte von dem blendenden Weißbrot, röst' es am Kohlenfeuer, und während der Duft des halbverkohlten Brotes das Zimmer würzt, gedenk' ich Deutschlands und lausche dem singenden Kessel mir zur Seite, wie lieben, leisen Stimmen aus der Heimat. um dia ruim para o dia. "Mas eu corto fatias de pão branco ofuscante, tento-o no fogo de carvão, e enquanto o cheiro do pão meio carbonizado condimenta a sala, penso na Alemanha e ouço a chaleira cantante do meu lado, como vozes suaves e amorosas de casa.