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Die Abenteuer Tom Sawyers, Die Abenteuer Tom Sawyers (7)(8)

Die Abenteuer Tom Sawyers (7)(8)

Siebentes Kapitel. Je gewissenhafter Tom sich bemühte, seine Gedanken an das Buch zu fesseln, um so mehr schweiften sie in die Ferne. So gab er es schließlich mit einem Seufzer auf und gähnte. Es wollte ihm scheinen, als werde es heute niemals Mittagszeit. Die Luft stand bewegungslos; kein Hauch. Es war der schläfrigste aller schläfrigen Tage. Das halb erstickte Murmeln der fünfundzwanzig Kinder, die da so eifrig studierten, lullte Toms Seele ein, gleich dem Gesumse der Bienen. Draußen im prallen Sonnenschein reckte Cardiff Hill sein im saftigsten Grün prangendes Haupt durch den schimmernden Schleier der Luft, die aus der Ferne gesehen, die Farbe des Purpurs angenommen hatte — infolge der großen Hitze. Ein paar Vögel wiegten sich auf müßigen Schwingen hoch im Zenith. Sonst war kein Lebewesen sichtbar, außer ein paar Kühen, und die schliefen auch. Toms Herz lechzte nach Freiheit oder wenigstens irgend welcher Beschäftigung, um damit diese traurigen Stunden totzuschlagen. Seine Hand wanderte in die Tasche, und über sein Gesicht huschte ein Schimmer freudiger Dankbarkeit, ihm selbst unbewußt. Dann wurde die Zündholzschachtel ans Tageslicht befördert. Er befreite die Wanze und setzte sie vor sich auf die Bank. Das unvernünftige Tier wurde wahrhaftig von demselben Ausdruck des Dankes verschönt, aber es hatte zu früh frohlockt, denn als es Miene machte, sich dankerfüllt davonzubegeben, schubste Tom es mit dem Griffel zurück und zwang es, eine andere Richtung einzuschlagen. Toms Busenfreund saß neben ihm, seufzend, wie es Tom noch eben getan hatte; jetzt war er sofort von tiefstem und dankbarstem Interesse erfüllt für diesen reizenden Zeitvertreib. Dieser Busenfreund war Joe Harper. Die beiden Burschen waren die Woche hindurch unzertrennliche Freunde — Samstags waren sie erbitterte Feinde. Joe zog einen Griffel aus seinem Kasten und begann sich an den Exerzitien des Gefangenen zu beteiligen. Der neue Sport gewann von Minute zu Minute an Interesse. Aber bald bemerkte Tom, daß sie einander ins Gehege kamen und eigentlich keiner recht was von der Wanze habe. So legte er Joes Tafel auf den Tisch und zog daran entlang einen senkrechten Strich mit dem Griffel. „So,“ sagte er, „so lange sie auf deiner Seite ist, kannst du mit ihr herumschubsen, und ich lasse sie in Ruhe, sobald du sie aber auf meine Seite entkommen läßt, mußt du sie in Ruhe lassen, und ich darf sie behalten, so lange ich sie auf meiner Seite halten kann.“

„Na, also — los!“

Die Wanze entschlüpfte sofort von Toms Gebiet und überschritt den Äquator. Joe drangsalierte sie eine Weile, und dann kroch sie wieder zu Tom. So ging es mehrmals hin und her. Während sich einer der beiden voll Eifer mit der Wanze herumschlug, schaute der andere begierig zu; beider Köpfe waren, dicht aneinander gedrängt, über den Tisch gebeugt, und beider Geist war von gleichem Interesse erfüllt. Schließlich schien sich das Glück für Joe zu entscheiden. Die Wanze versuchte dies und das, schlug immer neue Wege ein und wurde so hitzig und aufgeregt wie die Jungen selbst, aber jedesmal, wenn sie Joe überlistet und den Sieg davongetragen zu haben schien, und es Tom bereits in den Fingern zuckte, zu beginnen, trieb Joes Griffel die Wanze noch im letzten Augenblick zurück und hielt sie wiederum gefangen. Schließlich konnte Tom es nicht länger aushalten. Die Versuchung war zu groß. So holte er aus und half mit seinem Griffel ein bißchen nach. Das ärgerte Joe mächtig. „Tom, laß das!“

„Ich will sie jetzt auch mal wieder ein bißchen zum Spielen haben, Joe.“

„Halt, das gibt‘s nicht; laß sie los!“

„Sag, was du willst — ich muß sie jetzt mal haben!“

„Ich sag dir — laß sie!“

„Fällt mit grad ein!“

„Du sollst aber — sie ist auf meiner Seite!“

„Du hör‘, Joe — wem gehört die Wanze?“

„Ist mit ganz egal, wem sie gehört — sie ist auf meiner Seite, und du sollst sie nicht anfassen!“

„Sooo — ich will aber — nu grade! Zum Teufel, mir gehört die Wanze! Ich werd‘ doch mit ihr tun dürfen, was ich will!“

Tom fühlte einen schrecklichen Schlag auf der Schulter, im nächsten Augenblick fühlte Joe ihn, und während der nächsten Minuten flog der Staub in dichten Wolken von ihren Jacken, und die ganze Schule jubilierte. Die beiden waren viel zu sehr in ihren Streit vertieft gewesen, um die plötzliche Stille zu bemerken, die sich über die Klasse gelagert hatte, während der Lehrer auf den Zehen von seinem Pult heruntergeschlichen kam. Er hatte einen guten Teil der Auseinandersetzung mit angehört, bis er tätig eingriff.

Als die Schule mittags aus war, schlich Tom zu Becky und flüsterte ihr ins Ohr:

„Setz deinen Hut auf und tu so, als wenn du nach Hause gingest. Wenn du um die Ecke bist, laß die anderen laufen und komm durch die Seitengasse zurück. Ich will ‘nen anderen Weg gehen und komme dann auch zurück.“

So ging eins mit einem Trupp Schüler fort, das andere mit ‘nem andern. Eine kurze Weile danach trafen sie sich am Ende des Gäßchens wieder, und als sie wieder bei der Schule anlangten, waren sie da ganz ungestört.

Dann saßen sie zusammen, vor sich eine Tafel, und Tom gab Becky seinen Griffel, führte ihr die Hand, und sie zeichneten zusammen ein wundervolles Haus. Sobald das Interesse an der Kunst zu schwinden begann, fingen sie an, sich was zu erzählen. Tom schwamm in Seligkeit.

„Hast du Ratten gern?“ fragte er Becky.

„Pfui, ich hasse sie!“

„Ja, ich auch — das heißt lebendige. Aber ich meinte tote, die man an ‘nem Strick sich um den Kopf herumschwingen lassen kann.“

„Nein, ich mag überhaupt gar keine Ratten. Ich möchte Gummi zum Kauen.“

„Das mein ich! Ich wollt‘, ich hätt‘ welchen!“

„Möchtest du? Ich hab‘ welchen. Du kannst ihn ‘ne Weile kriegen, aber dann mußt du ihn mir wiedergeben!“

Und dann kauten sie Gummi und stemmten die Knie gegen die Bank und waren seelenvergnügt.

„Warst du schon mal im Zirkus?“ fragte Tom.

„M — ja, mein Papa hat mich schon ‘n paarmal mitgenommen, wenn ich artig war.“

„Ich bin schon drei- oder viermal dort gewesen — vielmal! — Die Kirche ist gräßlich langweilig neben dem Zirkus. Ich möchte immer in den Zirkus gehen. Wenn ich groß bin, will ich Clown im Zirkus werden.“

„Ach, willst du wirklich? Das ist aber nett. Die sind alle so hübsch geputzt.“

„M — ja. Und dann verdienen sie eine Unmenge Geld — Ben Rogers sagt, mehr als einen Dollar täglich. — Sag, Becky, warst du schon mal verlobt?“

„Was ist das?“

„Nun — wenn man sich heiraten will.“

„Nein.“

„Möcht‘s du‘s mal sein?“

„Ich weiß nicht. Ich denke ja. Ist denn das nett?“

„Nett? Ich weiß nicht, was netter ist. Du brauchst nur zu einem Knaben zu sagen, du möchtest keinen anderen jemals als ihn, niemals, niemals, niemals, und dann küßt ihr euch — und dann ist‘s fertig. Jeder kann das.“

„Küssen? Warum denn küssen?“

„Weil das halt zu schön ist, weißt du! Die Leute tun das immerfort.“

„Immer?“

„Natürlich, jeder, der ‘nen andern lieb hat, tut‘s. Weißt du nicht mehr, was ich auf die Tafel geschrieben habe?“

„J — ja“

„Was denn?“

„Ich — ich kann‘s nicht sagen.“

„Soll ich‘s dir sagen?“

„J — ja — aber ein andermal.“

„Nein, jetzt.“

„Nein, nicht jetzt — morgen.“

„Nein — jetzt, Becky. Bitte! Ich will‘s auch ganz leise sagen; ins Ohr will ich‘s dir sagen.“

Als Becky zögerte, nahm Tom ihr Stillschweigen für Zustimmung, schlang seinen Arm um ihre Schulter, legte seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte ihr die alte Zauberformel zu. Und dann sagte er: „Nun, mußt du‘s mir sagen — grad so!“

Sie wehrte sich eine Weile und bat dann: „Aber, du mußt das Gesicht fortwenden, daß du‘s nicht sehen kannst — dann tu ich‘s. Aber du darfst es niemand sagen, willst du, Tom? Na, sag, willst du?“

„Selbstverständlich, Becky! Also jetzt!“

Er drehte den Kopf zur Seite. Sie beugte sich hinüber, bis ihr Atem ihn berührte, und flüsterte dann ganz leise: „Ich — liebe — dich!“

Und dann sprang sie auf und lief um Tische und Bänke herum, Tom hinterher, und flüchtete schließlich in einen Winkel, ihre weiße Schürze vor dem Gesicht. Tom faßte sie um und sprach leise auf sie ein.

„Na, Becky — ‘s ist ja schon gut — alles, bis auf den Kuß! Fürchte dich nur nicht davor, ich tu dir gewiß nichts. Sei gut, Becky!“

Damit zupfte er an der Schürze und an den Händen. Allmählich gab sie nach und ließ die Hände sinken. Ihr Gesichtchen, glühend vor Scham, erschien wieder. Tom küßte sie auf die roten Lippen und sagte: „So, nun ist‘s ganz vorbei, Becky! Und jetzt weißt du wohl, darfst du nie wieder ‘nen anderen gern haben, außer mir, und darfst auch keinen heiraten, außer mir, nie, nie nie! Willst du?“

„Nein, ich will nie ‘nen anderen lieb haben als dich, Tom, und ich will nie ‘nen anderen heiraten als dich, und du darfst auch nie eine andere heiraten als mich, niemals.“

„Na, gewiß! Versteht sich doch! Und, wenn wir jetzt wieder in die Schule gehen, oder wenn wir von der Schule nach Haus kommen, mußt du immer mit mir gehen, wenn‘s die anderen nicht sehen — und du wählst mich und ich dich beim Spazierengehen — so ist‘s unter Verlobten!“

„Nett ist das. Ich hatte davon noch nie gehört.“

„O, es ist so lustig! Als ich und Amy Lawrence —“

Die erstaunten Augen belehrten Tom über seine Dummheit, und er hielt verwirrt inne.

„Ach, Tom, also bin ich nicht die erste, mit der du verlobt warst?“

Das Mädchen begann zu heulen.

Tom bat: „Nicht weinen, Becky. Ich mag sie ja gar nicht mehr leiden.“

„Doch, du magst sie noch, Tom, du weißt ganz gut, daß du sie noch magst!“

Tom versuchte, seinen Arm um ihren Hals zu legen, aber sie stieß ihn fort, drehte das Gesicht nach der Wand und fing wieder an zu heulen. Tom machte mit seinen süßesten Schmeicheleien einen neuen Versuch und wurde abermals abgeschlagen. Da erwachte sein Stolz, er wandte sich ab und ging hinaus. Draußen blieb er ein wenig stehen, schwankend und unentschlossen, schielte nach der Tür und hoffte, sie würde bereuen und ihm nachkommen. Aber sie kam nicht. Schließlich wurde er weich; er fühlte, daß das Unrecht auf seiner Seite wäre. Es war wohl sehr sauer, ihr nochmals entgegenzukommen, aber er machte sich selbst Mut und ging hinein. Sie stand immer noch in ihrem Winkel, das Gesicht zur Wand gekehrt. Toms Herz wollte brechen. Er ging zu ihr, stand einen Augenblick zögernd und wußte nicht, was tun. Dann sagte er ganz schüchtern: „Becky — ich — ich kümmere mich um keine andere als dich.“

Keine Antwort. Schluchzen.

„Becky,“ in bittendem Ton. „Becky, willst du nicht wenigstens was sagen?“

Immer lauteres Schluchzen. Tom zog seinen kostbarsten Schatz hervor, den abgebrochenen Knopf irgend eines alten Hausgerätes, hielt ihn ihr dicht vor die Augen und schmeichelte: „Na, Becky, willst du den haben?“

Sie schlug ihn ihm aus der Hand, daß er bis zur Tür flog. Da marschierte Tom denn aus der Tür, über Berg und Tal, um an dem Tage nicht mehr zur Schule zurückzukehren. Sofort drehte sich Becky um. Sie lief zur Tür. Er war nicht mehr zu sehen. Sie rannte hinaus auf den Spielplatz. Er war nicht dort. Nun begann sie aus Leibeskräften zu schreien: „Tom, komm zurück — Tom! !“

Sie horchte angestrengt, aber keine Antwort kam. Sie war also allein in der Stille und Verlassenheit ringsum. So fing sie wieder an zu schreien, um sich selbst zu ermutigen, bis die Schüler wieder zur Schule zu kommen begannen und sie ihren Kummer hinunterschlucken und ihr gebrochenes Herz einstweilen beruhigen mußte. So nahm sie ihr Kreuz eines ganzen langweiligen Nachmittags auf sich, ohne unter all diesen Fremden eine einzige mitfühlende Seele zu finden, die ihren Schmerz mit ihr geteilt hätte.

Achtes Kapitel. Tom schlenderte immer weiter durch die Gassen, bis er zu weit von der Schule entfernt war, um noch zum Nachmittagsunterricht gehen zu können, dann setzte er sich in Trab. Ein paarmal passierte er kleine „Flußarme“, da ihm ein weitverbreiteter, jugendlicher Aberglaube sagte, daß er sich dadurch vor Verfolgung sichern könne. Nach einer halben Stunde war er hinter Douglas Mansion auf dem Gipfel von Cardiff Hill verschwunden, das Schulhaus lag weit unten im Nebel, kaum noch sichtbar. Er „nahm“ einen dichten Wald, schlug einen Weg in das Innere ein, der keiner war, und setzte sich auf eine Moosbank unter das weite Blätterdach einer Eiche. Kein Lüftchen regte sich. Die schwere Nachmittagsluft ließ sogar die Vögel verstummen. Die ganze Natur lag in starrer Dumpfheit, nur zuweilen unterbrochen durch entferntes Pochen eines Spechtes, wodurch das Schweigen und das Gefühl des Alleinseins nur um so fühlbarer wurde. Der kleine Bursche versank in melancholische Träume. Seine Empfindungen standen vollkommen in Einklang mit seiner Umgebung. Lange saß er, die Ellbogen auf die Knie gestemmt, das Kinn in der Hand, und dachte nach. Es wollte ihm scheinen, daß das ganze Leben im besten Fall eitel Kummer und Sorge sei, und er beneidete mehr als je Jimmy Hodges. Es muß sehr friedvoll sein, dachte er, für immer zu liegen und zu schlummern und zu träumen, wenn der Wind in den Blättern flüstert und Gras und Blumen auf dem Grab fächelt — und von nichts mehr gedrückt und belästigt zu werden — nie mehr. Hätte er nur ein gutes Sonntagsschulzeugnis gehabt — wie leicht hätte er für immer dem Leben Valet gesagt. Und dann dieses Mädchen. Was hatte er ihr eigentlich getan? Nichts! Er hatte die beste Absicht von der Welt gehabt und war artig gewesen wie ein Hund — wie ein wohlerzogener Hund. Sie würde ein paar Tage traurig sein — vielleicht! Ach, wenn er doch für einige Zeit wenigstens hätte sterben können.

Aber der leichte Sinn der Jugend läßt sich nicht lange niederdrücken. Tom begann sehr bald wieder in sein altes Lebenselement zurückzutreiben. Wie, wenn er jetzt fortging und auf geheimnisvolle Weise verschwände? Wenn er weit, weit in unbekannte Länder, jenseits des großen Wassers, gelangte und nie wieder zurückkäme. Was würde sie dann wohl fühlen? Der Gedanke, ein Clown zu werden, kam ihm wieder, wurde aber mit Abscheu abgewiesen. Für dumme Witze und Possen und gemalte Kleider war sein Geist, der sich eben noch in den kühnsten Träumen verloren hatte im Reich der Romantik, wenig disponiert. Nein, er wollte Soldat werden und nach langen Jahren als kriegserfahrener, berühmter Mann zurückkehren. Oder noch besser, er wollte zu den Indianern gehen, mit ihnen Büffel jagen, in den wilden Bergen und den verlassenen Prärien den Kriegspfad beschreiten, um dann einmal als großer Häuptling, geschmückt mit Federn, mit allen nur denkbaren Farben scheußlich bemalt, zurückzukommen, eines schönen Morgens mit blutdürstigem Kriegsgeheul in die Sonntagsschule einbrechen und alle seine Gefährten in unerträglichem Neid vergehen zu sehen!

Aber ihm fiel etwas noch Großartigeres ein! Ein Pirat wollte er werden! Das war‘s! Jetzt erst lag seine Zukunft klar vor ihm, strahlend in unaussprechlichem Glanz. Wie würde sein Name die Welt erfüllen und die Menschen schaudern machen. Wie stolz würde er die schäumende See durchfurchen auf seinem großen, kohlschwarzen Dreimaster, dem „Sturmgeist“, mit der gräßlichen Flagge am Mast! Und dann, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt, würde er plötzlich in dem alten Dorfe erscheinen, und, ein braungebrannter, wetterfester Held in schwarzer Jacke, langschaftigen Seemannsstiefeln, hochroter Schärpe, den Hut mit wallenden Federn geschmückt, die schwarze Fahne mit den Totenschädeln und den gekreuzten Gebeinen darauf entfaltet, mit lähmendem Entsetzen die guten Leute in der Kirche erfüllen! „Es ist Tom Sawyer, der Pirat! Der schwarze Rächer des spanischen Meeres! !“

Ja — es war beschlossen, sein Schicksal besiegelt. Er wollte von zu Hause fortlaufen und drauf los! Gleich am nächsten Morgen mußte er anfangen. Deshalb hieß es jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. Er wollte zunächst seine Schätze zusammenscharren. Er ging zu einem hohlen Baum in der Nähe und begann am Fuße desselben mit seinem Messer den Boden aufzukratzen. Bald traf er auf hohlklingendes Holz. Er legte seine Hand drauf und deklamierte mit feierlicher Stimme: „Was nicht hier ist, komme, was schon hier ist, bleibe!“

Dann entfernte er die Erde und förderte einen von Schindeln gebildeten Behälter zu Tage. Er hob ihn auf und öffnete eine kleine Schatzkammer, deren Boden und Seiten gleichfalls durch Schindeln gebildet wurden. Darin lag eine Glaskugel. Toms Erstaunen war grenzenlos! Er schüttelte den Kopf, machte ein verdutztes Gesicht und sagte: „Nun, das ist stark!“

Dann schleuderte er die Glaskugel wütend von sich und versank in Nachdenken. Die Wahrheit war, daß hier ein alter Aberglaube zunichte geworden war, den er und alle seine Kameraden stets für unfehlbar gehalten hatten. Wenn man nämlich eine Glaskugel mit gewissen vorgeschriebenen Worten vergrub und nach einer Zeitlang die Grube mit den gleichen Worten wieder öffnete, so fand man alle Kugeln, die man nur jemals besessen und verloren hatte, beisammen, und wären sie auch noch so weit zerstreut gewesen. Und nun war das auf so schmerzliche Weise und so augenscheinlich fehlgeschlagen. Toms ganzer Glaube war in seinen Grundfesten erschüttert. Er hatte wohl sehr oft von derartigen geglückten Unternehmungen, niemals aber von fehlgeschlagenen gehört. Es fiel ihm nicht ein, daß er es schon mehrmals versucht und nachher den Platz des Begräbnisses nicht hatte wiederfinden können. Er grübelte eine Zeitlang darüber nach und entschied schließlich, daß irgend eine Hexe den Zauber gestört haben müsse. Er dachte sich von diesem Punkt zu überzeugen, so suchte er, bis er eine Sandstelle mit einer trichterartigen Vertiefung darin fand. Gleich legte er sich nieder, preßte den Mund fest darauf und rief:

„Wanze, komm herauf vom Grund, Tu mir, was ich möchte, kund!“

Der Sand begann sich zu heben und eine kleine, schwarze Wanze erschien für einen Augenblick, verschwand aber schleunigst wieder.

„Sie wagt‘s nicht! Es war also eine Hexe! Ich wußte es ja!“

Er sah sofort die Nutzlosigkeit eines Kampfes gegen Hexen ein und gab es mutlos auf. Aber wenigstens hätte er die eben fortgeworfene Glaskugel gern wieder gehabt und begann sofort umherzusuchen, konnte sie aber nicht finden. Nun ging er zu seiner Schatzkammer zurück und stellte sich genau so, wie er vorher gestanden, als er die Kugel fortwarf. Dann zog er eine andere aus der Tasche, warf sie ebenso fort und deklamierte dabei: „Bruder, such den Bruder!“ Er paßte genau auf, wo sie niederfiel, ging dorthin und suchte umher. Aber sie mußte entweder näher oder weiter geflogen sein — er wiederholte also den Versuch noch zweimal. Der letzte Versuch hatte Erfolg. Die beiden Kugeln lagen kaum einen Fuß voneinander.

In diesem Augenblick drang der Ton einer Zinntrompete durch den Wald herüber. Tom entledigte sich blitzartig seiner Jacke und Hose, machte sich aus einem Hosenträger einen Gürtel, räumte einen Haufen Gestrüpp hinter dem hohlen Baum fort, holte einen rohgeschnitzten Bogen und Pfeil hervor, ein hölzernes Schwert, eine Zinntrompete, raffte alles zusammen und raste davon, barbeinig, in flatterndem Hemd. Bald hielt er unter einer großen Ulme, stieß antwortend in die Trompete und schlich auf den Zehen vorwärts, um vorsichtig nach allen Richtungen auszulugen. Zu einer eingebildeten Heldenschar gewandt, flüsterte er:

„Halt, tapfere Gefährten! Haltet hier, bis ich blase!“

In diesem Augenblick erschien Joe Harper, ebenso gekleidet und bewaffnet wie Tom. Tom rief: „Halt! Wer kommt ohne meine Erlaubnis in den Sherwood-Wald? !“

„Guy von Guisborne wagt‘s! Wer bist du, daß — daß —“

„Daß du es wagen darfst, so zu sprechen,“ ergänzte Tom prompt, denn sie spielten „nach dem Buch“ und deklamierten aus dem Gedächtnis.

„Daß du es wagen darfst, so zu sprechen?“

„Wer ich bin? Robin Hood, wie dein schuftiger Leichnam bald fühlen soll!“

„Du wärest in der Tat jener berühmte Geächtete? Mit Vergnügen will ich mit dir um die Herrschaft dieses herrlichen Waldes streiten! Paß auf!“

Sie zogen ihre hölzernen Schwerter, warfen alle anderen Waffen auf die Erde, nahmen eine Fechterstellung an, Fuß bei Fuß, und begannen einen heißen, kühnen Kampf „zwei oben und zwei unten.“ Plötzlich sagte Tom:

„Du, wenn‘s dir recht ist — stärker!“

So gingen sie denn noch stärker los, schnaufend und schwitzend.

Zuweilen stieß Tom hervor: „Fall‘, fall‘, warum fällst du nicht? !“

„Fällt mir nicht ein! Warum fällst du nicht selbst? Du bekommst die meisten Schläge!“

„Ach, das ist ja gleich! Ich kann doch nicht fallen! Das steht doch nicht im Buch! Im Buch steht doch: Und mit einem schrecklichen Hieb fällte er den armen Guy von Guisborne! Du mußt dich umdrehen, und ich geb dir eins hinten drauf!“

Gegen solche Autorität ließ sich nicht streiten, Joe drehte sich um, erhielt seinen Hieb und fiel. „So,“ sagte er, sich wieder aufrappelnd, „nun laß du mich dich töten. Das ist recht und billig!“

„Gibt‘s nicht, steht nicht im Buch!“

„So? Na, meinetwegen. ‘s ist aber eine rechte Gemeinheit von dem Buch! — So, jetzt kannst du Friar Tuck sein, Tom, oder Much, des Müllers Sohn, und mich mit einem Zaunpfahl lahm prügeln; oder ich bin der Sheriff von Nottingham, und du bist jetzt mal Robin Hood und tötest mich.“

Tom war‘s zufrieden, und auch diese Abenteuer wurden durchgefochten. Dann war wieder Joe Robin Hood und bekam von der verräterischen Nonne die Erlaubnis, all seine furchtbare Kraft mit dem Blut seiner Wunden davonfließen zu sehen. Zuletzt schleifte ihn Joe, der jetzt eine ganze Bande weinender Geächteter repräsentierte, vorsichtig davon, gab ihm seinen Bogen in die schwache Rechte, und Tom flüsterte mit ersterbender Stimme:

„Wo dieser Pfeil niederfällt, da begrabt den armen Robin Hood unter grünen Bäumen.“ Dann schoß er einen Pfeil ab, fiel zurück und würde tot gewesen sein — aber er hatte sich in Nesseln geworfen und sprang in die Höhe — etwas zu schnell für einen Toten.

Sie zogen sich wieder an, verbargen ihre Kriegsgeräte und gingen fort, bedauernd, daß es keine Geächteten mehr gab, und sich fragend, was die moderne Zivilisation getan habe, um diesen Verlust verschmerzen zu lassen. Sie waren sich beide vollkommen klar, daß sie lieber ein Jahr hindurch Geächtete im Sherwood-Walde gewesen wären als für Lebenszeit Präsident der Vereinigten Staaten.


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Siebentes Kapitel. Seventh Chapter. Je gewissenhafter Tom sich bemühte, seine Gedanken an das Buch zu fesseln, um so mehr schweiften sie in die Ferne. The more diligent Tom tried to tie his thoughts to the book, the more they wandered off into the distance. So gab er es schließlich mit einem Seufzer auf und gähnte. So he finally gave up with a sigh and yawned. Es wollte ihm scheinen, als werde es heute niemals Mittagszeit. It seemed to him that it would never be noon today. Die Luft stand bewegungslos; kein Hauch. The air stood motionless; not a breath. Es war der schläfrigste aller schläfrigen Tage. It was the sleepiest of sleepy days. Das halb erstickte Murmeln der fünfundzwanzig Kinder, die da so eifrig studierten, lullte Toms Seele ein, gleich dem Gesumse der Bienen. The half-stifled murmurs of the twenty-five children who were studying so assiduously lulled Tom's soul like the buzzing of bees. Draußen im prallen Sonnenschein reckte Cardiff Hill sein im saftigsten Grün prangendes Haupt durch den schimmernden Schleier der Luft, die aus der Ferne gesehen, die Farbe des Purpurs angenommen hatte — infolge der großen Hitze. Outside, in the blazing sunshine, Cardiff Hill stretched its lush green head through the shimmering veil of air, which, seen from afar, had turned purple from the intense heat. Ein paar Vögel wiegten sich auf müßigen Schwingen hoch im Zenith. A few birds soared on idle wings high in the zenith. Sonst war kein Lebewesen sichtbar, außer ein paar Kühen, und die schliefen auch. Otherwise, no living thing was visible, except for a few cows, and they were asleep too. Toms Herz lechzte nach Freiheit oder wenigstens irgend welcher Beschäftigung, um damit diese traurigen Stunden totzuschlagen. Tom's heart ached for freedom, or at least some occupation with which to while away these sad hours. Seine Hand wanderte in die Tasche, und über sein Gesicht huschte ein Schimmer freudiger Dankbarkeit, ihm selbst unbewußt. His hand went into his pocket, and a gleam of joyful gratitude passed over his face, unconscious of himself. Dann wurde die Zündholzschachtel ans Tageslicht befördert. Then the matchbox was brought to light. Er befreite die Wanze und setzte sie vor sich auf die Bank. He freed the bug and placed it on the bench in front of him. Das unvernünftige Tier wurde wahrhaftig von demselben Ausdruck des Dankes verschönt, aber es hatte zu früh frohlockt, denn als es Miene machte, sich dankerfüllt davonzubegeben, schubste Tom es mit dem Griffel zurück und zwang es, eine andere Richtung einzuschlagen. The unreasonable animal was truly beautified by the same expression of gratitude, but it had rejoiced too soon, for when it seemed to be walking away gratefully, Tom shoved it back with the stylus, and forced it to turn in another direction. Toms Busenfreund saß neben ihm, seufzend, wie es Tom noch eben getan hatte; jetzt war er sofort von tiefstem und dankbarstem Interesse erfüllt für diesen reizenden Zeitvertreib. Tom's bosom friend sat beside him, sighing as Tom had just done; now he was at once filled with the deepest and most grateful interest in this delightful pastime. Dieser Busenfreund war Joe Harper. That bosom buddy was Joe Harper. Die beiden Burschen waren die Woche hindurch unzertrennliche Freunde — Samstags waren sie erbitterte Feinde. The two boys were inseparable friends throughout the week—on Saturdays they were bitter enemies. Joe zog einen Griffel aus seinem Kasten und begann sich an den Exerzitien des Gefangenen zu beteiligen. Joe pulled a stylus from his box and began participating in the prisoner's retreat. Der neue Sport gewann von Minute zu Minute an Interesse. The new sport was gaining interest by the minute. Aber bald bemerkte Tom, daß sie einander ins Gehege kamen und eigentlich keiner recht was von der Wanze habe. But Tom soon noticed that they were getting into each other's enclosure and that nobody really had anything to do with the bug. So legte er Joes Tafel auf den Tisch und zog daran entlang einen senkrechten Strich mit dem Griffel. So he put Joe's slate on the table and drew a vertical line along it with the stylus. „So,“ sagte er, „so lange sie auf deiner Seite ist, kannst du mit ihr herumschubsen, und ich lasse sie in Ruhe, sobald du sie aber auf meine Seite entkommen läßt, mußt du sie in Ruhe lassen, und ich darf sie behalten, so lange ich sie auf meiner Seite halten kann.“ "So," he said, "as long as she's on your side, you can push around with her and I'll leave her alone, but as soon as you let her escape to my side, you have to leave her alone, and I get to keep her as long as I can keep her on my side."

„Na, also — los!“ "Well, there you go - go!"

Die Wanze entschlüpfte sofort von Toms Gebiet und überschritt den Äquator. The bug immediately slipped out of Tom's territory and crossed the equator. Joe drangsalierte sie eine Weile, und dann kroch sie wieder zu Tom. Joe bullied her for a while and then she crawled back to Tom. So ging es mehrmals hin und her. So it went back and forth several times. Während sich einer der beiden voll Eifer mit der Wanze herumschlug, schaute der andere begierig zu; beider Köpfe waren, dicht aneinander gedrängt, über den Tisch gebeugt, und beider Geist war von gleichem Interesse erfüllt. While one busied himself with the bug with zeal, the other watched eagerly; both heads were bent over the table, pressed close together, and both minds were filled with the same interest. Schließlich schien sich das Glück für Joe zu entscheiden. In the end, luck seemed to choose Joe. Die Wanze versuchte dies und das, schlug immer neue Wege ein und wurde so hitzig und aufgeregt wie die Jungen selbst, aber jedesmal, wenn sie Joe überlistet und den Sieg davongetragen zu haben schien, und es Tom bereits in den Fingern zuckte, zu beginnen, trieb Joes Griffel die Wanze noch im letzten Augenblick zurück und hielt sie wiederum gefangen. The bug tried this and that, breaking new ground and becoming as hot and excited as the boys themselves, but every time they outsmarted Joe and seemed to have taken the win, and Tom was already starting to twitch his fingers, At the last moment Joe's stylus drove the bug back and held it again. Schließlich konnte Tom es nicht länger aushalten. Finally, Tom couldn't take it any longer. Die Versuchung war zu groß. The temptation was too great. So holte er aus und half mit seinem Griffel ein bißchen nach. So he pulled out and helped with his stylus a bit. Das ärgerte Joe mächtig. This annoyed Joe mightily. „Tom, laß das!“

„Ich will sie jetzt auch mal wieder ein bißchen zum Spielen haben, Joe.“ "I want them to play a little bit now too, Joe."

„Halt, das gibt‘s nicht; laß sie los!“ "Stop, there's no way; let her go!"

„Sag, was du willst — ich muß sie jetzt mal haben!“ "Say what you will - I must have them now!"

„Ich sag dir — laß sie!“ "I'm telling you - leave them!"

„Fällt mit grad ein!“ "Fall in with grad!"

„Du sollst aber — sie ist auf meiner Seite!“ "You shall but - she is on my side!"

„Du hör‘, Joe — wem gehört die Wanze?“ "You listen, Joe - whose bug is that?"

„Ist mit ganz egal, wem sie gehört — sie ist auf meiner Seite, und du sollst sie nicht anfassen!“ "I don't care whose it is - it's on my side, and I don't want you to touch it!"

„Sooo — ich will aber — nu grade! "Sooo - but I want - just a minute! Zum Teufel, mir gehört die Wanze! Hell, I own the bug! Ich werd‘ doch mit ihr tun dürfen, was ich will!“ I'll be allowed to do whatever I want with her!"

Tom fühlte einen schrecklichen Schlag auf der Schulter, im nächsten Augenblick fühlte Joe ihn, und während der nächsten Minuten flog der Staub in dichten Wolken von ihren Jacken, und die ganze Schule jubilierte. Tom felt a terrible hit on his shoulder, the next moment Joe felt it, and for the next few minutes the dust flew off their jackets in thick clouds and the whole school cheered. Die beiden waren viel zu sehr in ihren Streit vertieft gewesen, um die plötzliche Stille zu bemerken, die sich über die Klasse gelagert hatte, während der Lehrer auf den Zehen von seinem Pult heruntergeschlichen kam. The two had been far too engrossed in their argument to notice the sudden silence that had fallen over the class as the teacher tiptoed off his desk. Er hatte einen guten Teil der Auseinandersetzung mit angehört, bis er tätig eingriff. He had listened to a good part of the argument until he actively intervened.

Als die Schule mittags aus war, schlich Tom zu Becky und flüsterte ihr ins Ohr: When school was out at noon, Tom sidled up to Becky and whispered in her ear:

„Setz deinen Hut auf und tu so, als wenn du nach Hause gingest. "Put your hat on and pretend you're going home. Wenn du um die Ecke bist, laß die anderen laufen und komm durch die Seitengasse zurück. When you're around the corner, let the others go and come back down the alley. Ich will ‘nen anderen Weg gehen und komme dann auch zurück.“ I want to go 'another way' and then I'll come back."

So ging eins mit einem Trupp Schüler fort, das andere mit ‘nem andern. So one went away with a group of students, the other with another. Eine kurze Weile danach trafen sie sich am Ende des Gäßchens wieder, und als sie wieder bei der Schule anlangten, waren sie da ganz ungestört. A little while later they met again at the end of the lane, and when they got back to the school they were quite undisturbed there.

Dann saßen sie zusammen, vor sich eine Tafel, und Tom gab Becky seinen Griffel, führte ihr die Hand, und sie zeichneten zusammen ein wundervolles Haus. Then they sat together, a blackboard in front of them, and Tom gave Becky his stylus, guided her hand, and together they drew a wonderful house. Sobald das Interesse an der Kunst zu schwinden begann, fingen sie an, sich was zu erzählen. As soon as interest in the art began to wane, they started talking stuff. Tom schwamm in Seligkeit. Tom was swimming in bliss.

„Hast du Ratten gern?“ fragte er Becky. "Do you like rats?" He asked Becky.

„Pfui, ich hasse sie!“ "Ugh, I hate her!"

„Ja, ich auch — das heißt lebendige. “Yes, me too - that means living. Aber ich meinte tote, die man an ‘nem Strick sich um den Kopf herumschwingen lassen kann.“ But I meant dead ones that you can swing around your head with a rope.”

„Nein, ich mag überhaupt gar keine Ratten. "No, I don't like rats at all. Ich möchte Gummi zum Kauen.“ I want gum to chew on."

„Das mein ich! "That's what I mean! Ich wollt‘, ich hätt‘ welchen!“ I wish I had some!"

„Möchtest du? "Do you want to? Ich hab‘ welchen. I have one. Du kannst ihn ‘ne Weile kriegen, aber dann mußt du ihn mir wiedergeben!“ You can get it for a while, but then you have to give it back to me!"

Und dann kauten sie Gummi und stemmten die Knie gegen die Bank und waren seelenvergnügt. And then they would chew gum and get their knees on the bench and be merry.

„Warst du schon mal im Zirkus?“ fragte Tom. "Have you ever been to the circus?" asked Tom.

„M — ja, mein Papa hat mich schon ‘n paarmal mitgenommen, wenn ich artig war.“ "M - yes, my dad has given me a ride a few times when I've been good."

„Ich bin schon drei- oder viermal dort gewesen — vielmal! "I've been there three or four times - many times! — Die Kirche ist gräßlich langweilig neben dem Zirkus. - The church is dreadfully boring next to the circus. Ich möchte immer in den Zirkus gehen. I always want to go to the circus. Wenn ich groß bin, will ich Clown im Zirkus werden.“ When I grow up, I want to be a clown in the circus."

„Ach, willst du wirklich? "Oh, do you really? Das ist aber nett. That's nice though. Die sind alle so hübsch geputzt.“ They are all so nicely cleaned. "

„M — ja. Und dann verdienen sie eine Unmenge Geld — Ben Rogers sagt, mehr als einen Dollar täglich. And then they make a ton of money - Ben Rogers says more than a dollar a day. — Sag, Becky, warst du schon mal verlobt?“ - Tell me, Becky, have you ever been engaged?"

„Was ist das?“ "What is it?"

„Nun — wenn man sich heiraten will.“ "Well - if you're going to get married."

„Nein.“

„Möcht‘s du‘s mal sein?“ "Would you like to be?"

„Ich weiß nicht. "I don't know. Ich denke ja. I think so. Ist denn das nett?“ Is that nice?"

„Nett? Ich weiß nicht, was netter ist. I don't know which is nicer. Du brauchst nur zu einem Knaben zu sagen, du möchtest keinen anderen jemals als ihn, niemals, niemals, niemals, und dann küßt ihr euch — und dann ist‘s fertig. All you have to do is tell a boy you never want anyone but him, never, never, never, and then you kiss—and that's it. Jeder kann das.“

„Küssen? Warum denn küssen?“

„Weil das halt zu schön ist, weißt du! “Because that's just too nice, you know! Die Leute tun das immerfort.“ People do that all the time.”

„Immer?“ "Always?"

„Natürlich, jeder, der ‘nen andern lieb hat, tut‘s. "Of course, everyone who loves someone else does. Weißt du nicht mehr, was ich auf die Tafel geschrieben habe?“ Don't you remember what I wrote on the board?"

„J — ja“

„Was denn?“ "What?"

„Ich — ich kann‘s nicht sagen.“ "I - I can't tell."

„Soll ich‘s dir sagen?“ "You want me to tell you?"

„J — ja — aber ein andermal.“ "Y - yes - but another time."

„Nein, jetzt.“ "No, now."

„Nein, nicht jetzt — morgen.“ "No, not now - tomorrow."

„Nein — jetzt, Becky. "No - now, Becky. Bitte! Please. Ich will‘s auch ganz leise sagen; ins Ohr will ich‘s dir sagen.“ I'll say it quietly, too; in your ear I'll say it."

Als Becky zögerte, nahm Tom ihr Stillschweigen für Zustimmung, schlang seinen Arm um ihre Schulter, legte seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte ihr die alte Zauberformel zu. When Becky hesitated, Tom took her silence for approval, wrapped his arm around her shoulder, put his mouth to her ear, and whispered to her the old magic formula. Und dann sagte er: „Nun, mußt du‘s mir sagen — grad so!“ And then he said, "Well, you have to tell me - just like that!"

Sie wehrte sich eine Weile und bat dann: „Aber, du mußt das Gesicht fortwenden, daß du‘s nicht sehen kannst — dann tu ich‘s. She resisted for a while and then asked: "But you must turn your face away so that you cannot see it - then I will do it. Aber du darfst es niemand sagen, willst du, Tom? But you can't tell anyone, will you, Tom? Na, sag, willst du?“ Well, say, will you?"

„Selbstverständlich, Becky! "Of course, Becky! Also jetzt!“ So now!"

Er drehte den Kopf zur Seite. He turned his head to the side. Sie beugte sich hinüber, bis ihr Atem ihn berührte, und flüsterte dann ganz leise: „Ich — liebe — dich!“ She leaned over until her breath touched him, then whispered softly, "I - love - you!"

Und dann sprang sie auf und lief um Tische und Bänke herum, Tom hinterher, und flüchtete schließlich in einen Winkel, ihre weiße Schürze vor dem Gesicht. And then she jumped up and ran around tables and benches, Tom after her, and finally took refuge in a corner, her white apron in front of her face. Tom faßte sie um und sprach leise auf sie ein. Tom put his arms around her and spoke softly to her.

„Na, Becky — ‘s ist ja schon gut — alles, bis auf den Kuß! 'Well, Becky—it's all right—everything but the kiss! Fürchte dich nur nicht davor, ich tu dir gewiß nichts. Just don't be afraid of it, I certainly won't hurt you. Sei gut, Becky!“ Be good, Becky!"

Damit zupfte er an der Schürze und an den Händen. With that, he tugged on the apron and hands. Allmählich gab sie nach und ließ die Hände sinken. Gradually she gave in and lowered her hands. Ihr Gesichtchen, glühend vor Scham, erschien wieder. Her little face, glowing with shame, reappeared. Tom küßte sie auf die roten Lippen und sagte: „So, nun ist‘s ganz vorbei, Becky! Tom kissed her on the red lips and said, "There, now it's all over, Becky! Und jetzt weißt du wohl, darfst du nie wieder ‘nen anderen gern haben, außer mir, und darfst auch keinen heiraten, außer mir, nie, nie nie! And now you know, you must never love anyone but me, and you must never marry anyone but me, never, never! Willst du?“

„Nein, ich will nie ‘nen anderen lieb haben als dich, Tom, und ich will nie ‘nen anderen heiraten als dich, und du darfst auch nie eine andere heiraten als mich, niemals.“ "No, I never want to love anyone but you, Tom, and I never want to marry anyone but you, and you must never marry anyone but me, ever."

„Na, gewiß! Versteht sich doch! Und, wenn wir jetzt wieder in die Schule gehen, oder wenn wir von der Schule nach Haus kommen, mußt du immer mit mir gehen, wenn‘s die anderen nicht sehen — und du wählst mich und ich dich beim Spazierengehen — so ist‘s unter Verlobten!“ And, if we go back to school now, or if we come home from school, you always have to go with me when the others do not see it - and you choose me and I as you go for a walk - that's how it's under fiancee! "

„Nett ist das. Ich hatte davon noch nie gehört.“ I had never heard of it."

„O, es ist so lustig! Als ich und Amy Lawrence —“

Die erstaunten Augen belehrten Tom über seine Dummheit, und er hielt verwirrt inne. The astonished eyes lectured Tom about his stupidity and he stopped in confusion.

„Ach, Tom, also bin ich nicht die erste, mit der du verlobt warst?“ "Oh, Tom, so I'm not the first one you've been engaged to?"

Das Mädchen begann zu heulen. The girl began to cry.

Tom bat: „Nicht weinen, Becky. Tom asked, "Don't cry, Becky. Ich mag sie ja gar nicht mehr leiden.“ I don't like her anymore. "

„Doch, du magst sie noch, Tom, du weißt ganz gut, daß du sie noch magst!“ "Yes, you still like her, Tom, you know quite well that you still like her!"

Tom versuchte, seinen Arm um ihren Hals zu legen, aber sie stieß ihn fort, drehte das Gesicht nach der Wand und fing wieder an zu heulen. Tom tried to put his arm around her neck, but she pushed him away, turned her face towards the wall and started crying again. Tom machte mit seinen süßesten Schmeicheleien einen neuen Versuch und wurde abermals abgeschlagen. Tom tried again with his sweetest flatteries, and was again turned down. Da erwachte sein Stolz, er wandte sich ab und ging hinaus. Then his pride awoke, he turned away and went out. Draußen blieb er ein wenig stehen, schwankend und unentschlossen, schielte nach der Tür und hoffte, sie würde bereuen und ihm nachkommen. Outside he paused a little, swaying and undecided, peering at the door and hoping she would repent and come after him. Aber sie kam nicht. But she did not come. Schließlich wurde er weich; er fühlte, daß das Unrecht auf seiner Seite wäre. Finally, he softened; he felt that injustice would be on his side. Es war wohl sehr sauer, ihr nochmals entgegenzukommen, aber er machte sich selbst Mut und ging hinein. It was probably very angry to meet her again, but he encouraged himself and went inside. Sie stand immer noch in ihrem Winkel, das Gesicht zur Wand gekehrt. She was still standing in her corner, her face turned to the wall. Toms Herz wollte brechen. Tom's heart wanted to break. Er ging zu ihr, stand einen Augenblick zögernd und wußte nicht, was tun. He went to her, stood hesitating for a moment, not knowing what to do. Dann sagte er ganz schüchtern: „Becky — ich — ich kümmere mich um keine andere als dich.“ Then he said very shyly, "Becky - I - I don't care about anyone else but you."

Keine Antwort. No answer. Schluchzen.

„Becky,“ in bittendem Ton. "Becky," in a pleading tone. „Becky, willst du nicht wenigstens was sagen?“ "Becky, aren't you at least going to say something?"

Immer lauteres Schluchzen. Louder and louder sobs. Tom zog seinen kostbarsten Schatz hervor, den abgebrochenen Knopf irgend eines alten Hausgerätes, hielt ihn ihr dicht vor die Augen und schmeichelte: „Na, Becky, willst du den haben?“ Tom pulled out his most precious treasure, the broken knob of some old household appliance, held it close to her eyes and coaxed: "Well, Becky, do you want that?"

Sie schlug ihn ihm aus der Hand, daß er bis zur Tür flog. She knocked it out of his hand so that he flew to the door. Da marschierte Tom denn aus der Tür, über Berg und Tal, um an dem Tage nicht mehr zur Schule zurückzukehren. So Tom marched out the door, over hill and dale, never to return to school that day. Sofort drehte sich Becky um. Immediately Becky turned around. Sie lief zur Tür. She ran to the door. Er war nicht mehr zu sehen. He was no longer to be seen. Sie rannte hinaus auf den Spielplatz. She ran out to the playground. Er war nicht dort. He was not there. Nun begann sie aus Leibeskräften zu schreien: „Tom, komm zurück — Tom! Now she began to scream with all her strength: “Tom, come back - Tom! !“

Sie horchte angestrengt, aber keine Antwort kam. She listened hard, but there was no answer. Sie war also allein in der Stille und Verlassenheit ringsum. So she was alone in the silence and abandonment all around. So fing sie wieder an zu schreien, um sich selbst zu ermutigen, bis die Schüler wieder zur Schule zu kommen begannen und sie ihren Kummer hinunterschlucken und ihr gebrochenes Herz einstweilen beruhigen mußte. So she started crying again to encourage herself until the students started coming back to school and she had to swallow her grief and calm her broken heart for the time being. So nahm sie ihr Kreuz eines ganzen langweiligen Nachmittags auf sich, ohne unter all diesen Fremden eine einzige mitfühlende Seele zu finden, die ihren Schmerz mit ihr geteilt hätte. So she took up her cross of a whole boring afternoon without finding among all these strangers a single sympathetic soul who would have shared her pain.

Achtes Kapitel. Chapter Eight. Tom schlenderte immer weiter durch die Gassen, bis er zu weit von der Schule entfernt war, um noch zum Nachmittagsunterricht gehen zu können, dann setzte er sich in Trab. Tom kept strolling through the alleys until he was too far from the school to go to afternoon classes, then he set off at a trot. Ein paarmal passierte er kleine „Flußarme“, da ihm ein weitverbreiteter, jugendlicher Aberglaube sagte, daß er sich dadurch vor Verfolgung sichern könne. A few times he passed small "river arms" because a widespread youthful superstition told him that by doing so he could protect himself from persecution. Nach einer halben Stunde war er hinter Douglas Mansion auf dem Gipfel von Cardiff Hill verschwunden, das Schulhaus lag weit unten im Nebel, kaum noch sichtbar. In half an hour he was behind Douglas Mansion at the top of Cardiff Hill, the schoolhouse far below in the fog, barely visible. Er „nahm“ einen dichten Wald, schlug einen Weg in das Innere ein, der keiner war, und setzte sich auf eine Moosbank unter das weite Blätterdach einer Eiche. He "took" a dense forest, made his way into the interior, which was not one, and sat on a moss bench under the broad canopy of an oak tree. Kein Lüftchen regte sich. Not a breath of air stirred. Die schwere Nachmittagsluft ließ sogar die Vögel verstummen. The heavy afternoon air silenced even the birds. Die ganze Natur lag in starrer Dumpfheit, nur zuweilen unterbrochen durch entferntes Pochen eines Spechtes, wodurch das Schweigen und das Gefühl des Alleinseins nur um so fühlbarer wurde. All nature lay in a rigid dullness, broken only occasionally by the distant throbbing of a woodpecker, which made the silence and sense of loneliness all the more palpable. Der kleine Bursche versank in melancholische Träume. The little fellow sank into melancholy dreams. Seine Empfindungen standen vollkommen in Einklang mit seiner Umgebung. His feelings were perfectly in tune with his surroundings. Lange saß er, die Ellbogen auf die Knie gestemmt, das Kinn in der Hand, und dachte nach. For a long time he sat, elbows braced on his knees, chin in hand, thinking. Es wollte ihm scheinen, daß das ganze Leben im besten Fall eitel Kummer und Sorge sei, und er beneidete mehr als je Jimmy Hodges. It wanted to seem to him that all of life at its best was vain sorrow and worry, and he envied Jimmy Hodges more than ever. Es muß sehr friedvoll sein, dachte er, für immer zu liegen und zu schlummern und zu träumen, wenn der Wind in den Blättern flüstert und Gras und Blumen auf dem Grab fächelt — und von nichts mehr gedrückt und belästigt zu werden — nie mehr. It must be very peaceful, he thought, to lie and slumber and dream forever, with the wind whispering in the leaves and fanning the grass and flowers on the grave—and not to be pressed or bothered by anything—never again. Hätte er nur ein gutes Sonntagsschulzeugnis gehabt — wie leicht hätte er für immer dem Leben Valet gesagt. If only he had had a good Sunday certificate - how easily he would have told Valet life. Und dann dieses Mädchen. And then this girl. Was hatte er ihr eigentlich getan? What had he actually done to her? Nichts! Nothing! Er hatte die beste Absicht von der Welt gehabt und war artig gewesen wie ein Hund — wie ein wohlerzogener Hund. He'd had the best intentions in the world and been well-mannered like a dog—like a well-behaved dog. Sie würde ein paar Tage traurig sein — vielleicht! She would be sad for a few days - maybe! Ach, wenn er doch für einige Zeit wenigstens hätte sterben können. Oh, if only he could have died for some time at least.

Aber der leichte Sinn der Jugend läßt sich nicht lange niederdrücken. But the light spirit of youth cannot be depressed for long. Tom begann sehr bald wieder in sein altes Lebenselement zurückzutreiben. Tom very soon began to drift back into his old element of life. Wie, wenn er jetzt fortging und auf geheimnisvolle Weise verschwände? What if he went away now and mysteriously disappeared? Wenn er weit, weit in unbekannte Länder, jenseits des großen Wassers, gelangte und nie wieder zurückkäme. If he went far, far into unknown lands, across the great water, and never came back. Was würde sie dann wohl fühlen? What would she feel then? Der Gedanke, ein Clown zu werden, kam ihm wieder, wurde aber mit Abscheu abgewiesen. The thought of becoming a clown came back to him, but was rejected with disgust. Für dumme Witze und Possen und gemalte Kleider war sein Geist, der sich eben noch in den kühnsten Träumen verloren hatte im Reich der Romantik, wenig disponiert. For stupid jokes and antics and painted clothes, his spirit, which had just been lost in the wildest dreams in the realm of romance, had little planning. Nein, er wollte Soldat werden und nach langen Jahren als kriegserfahrener, berühmter Mann zurückkehren. No, he wanted to become a soldier and return after many years as a famous man with war experience. Oder noch besser, er wollte zu den Indianern gehen, mit ihnen Büffel jagen, in den wilden Bergen und den verlassenen Prärien den Kriegspfad beschreiten, um dann einmal als großer Häuptling, geschmückt mit Federn, mit allen nur denkbaren Farben scheußlich bemalt, zurückzukommen, eines schönen Morgens mit blutdürstigem Kriegsgeheul in die Sonntagsschule einbrechen und alle seine Gefährten in unerträglichem Neid vergehen zu sehen! Or better yet, he would go to the Indians, hunt buffalo with them, tread the warpath in the wild mountains and the desolate prairies, and then come back a great chief, adorned with feathers, horribly painted with every color imaginable, one breaking into the Sunday school on a fine morning with bloodthirsty war cries and seeing all his companions perish in unbearable envy!

Aber ihm fiel etwas noch Großartigeres ein! But he thought of something even grander! Ein Pirat wollte er werden! He wanted to become a pirate! Das war‘s! That's it! Jetzt erst lag seine Zukunft klar vor ihm, strahlend in unaussprechlichem Glanz. Only now did his future lay before him, radiant with unspeakable splendor. Wie würde sein Name die Welt erfüllen und die Menschen schaudern machen. How would his name fill the world and make people shudder. Wie stolz würde er die schäumende See durchfurchen auf seinem großen, kohlschwarzen Dreimaster, dem „Sturmgeist“, mit der gräßlichen Flagge am Mast! How proudly would he furrow the foaming sea on his great, coal-black three-master, the "Sturmgeist," with the hideous flag on the mast! Und dann, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt, würde er plötzlich in dem alten Dorfe erscheinen, und, ein braungebrannter, wetterfester Held in schwarzer Jacke, langschaftigen Seemannsstiefeln, hochroter Schärpe, den Hut mit wallenden Federn geschmückt, die schwarze Fahne mit den Totenschädeln und den gekreuzten Gebeinen darauf entfaltet, mit lähmendem Entsetzen die guten Leute in der Kirche erfüllen! And then, at the height of his fame, he would suddenly appear in the old village, and, a suntanned, weatherproof hero in a black jacket, long-shafted sailor boots, a crimson sash, the hat adorned with flowing feathers, the black flag with the skulls and the crossed bones unfolded on it, fill the good people in the church with paralyzing horror! „Es ist Tom Sawyer, der Pirat! "It's Tom Sawyer, the pirate! Der schwarze Rächer des spanischen Meeres! The black avenger of the Spanish sea! !“ !"

Ja — es war beschlossen, sein Schicksal besiegelt. Yes - it was decided, his fate sealed. Er wollte von zu Hause fortlaufen und drauf los! He wanted to run away from home and get going! Gleich am nächsten Morgen mußte er anfangen. He had to start the very next morning. Deshalb hieß es jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. That's why it was time to start preparing. Er wollte zunächst seine Schätze zusammenscharren. At first he wanted to scrape together his treasures. Er ging zu einem hohlen Baum in der Nähe und begann am Fuße desselben mit seinem Messer den Boden aufzukratzen. He went to a nearby hollow tree and began scratching the ground at the foot of it with his knife. Bald traf er auf hohlklingendes Holz. Soon he encountered hollow-sounding wood. Er legte seine Hand drauf und deklamierte mit feierlicher Stimme: „Was nicht hier ist, komme, was schon hier ist, bleibe!“ He put his hand on it and declaimed in a solemn voice: "What is not here, come, what is already here, stay!"

Dann entfernte er die Erde und förderte einen von Schindeln gebildeten Behälter zu Tage. He then removed the earth and unearthed a container made of clapboards. Er hob ihn auf und öffnete eine kleine Schatzkammer, deren Boden und Seiten gleichfalls durch Schindeln gebildet wurden. He picked it up and opened a small treasure chamber, the bottom and sides of which were likewise formed by shingles. Darin lag eine Glaskugel. Inside was a glass ball. Toms Erstaunen war grenzenlos! Tom's astonishment knew no bounds! Er schüttelte den Kopf, machte ein verdutztes Gesicht und sagte: „Nun, das ist stark!“ He shook his head, looked puzzled, and said, "Well, that's strong!"

Dann schleuderte er die Glaskugel wütend von sich und versank in Nachdenken. Then he flung the glass ball away furiously and sank into thought. Die Wahrheit war, daß hier ein alter Aberglaube zunichte geworden war, den er und alle seine Kameraden stets für unfehlbar gehalten hatten. The truth was that here an old superstition had been destroyed, which he and all his comrades had always considered infallible. Lo cierto era que aquí se había hecho añicos una vieja superstición que él y todos sus compañeros siempre habían creído infalible. Wenn man nämlich eine Glaskugel mit gewissen vorgeschriebenen Worten vergrub und nach einer Zeitlang die Grube mit den gleichen Worten wieder öffnete, so fand man alle Kugeln, die man nur jemals besessen und verloren hatte, beisammen, und wären sie auch noch so weit zerstreut gewesen. For if you buried a glass ball with certain prescribed words and after a while opened the pit again with the same words, you would find all the balls that you had ever owned and lost together, no matter how far they had been scattered. Und nun war das auf so schmerzliche Weise und so augenscheinlich fehlgeschlagen. And now this had failed in such a painful way and so obviously. Toms ganzer Glaube war in seinen Grundfesten erschüttert. Tom's whole faith was shaken to its foundations. Er hatte wohl sehr oft von derartigen geglückten Unternehmungen, niemals aber von fehlgeschlagenen gehört. He had often heard of such successful undertakings, but never of failed ones. Es fiel ihm nicht ein, daß er es schon mehrmals versucht und nachher den Platz des Begräbnisses nicht hatte wiederfinden können. It never occurred to him that he had already tried several times and had not been able to find the place of the burial afterwards. Er grübelte eine Zeitlang darüber nach und entschied schließlich, daß irgend eine Hexe den Zauber gestört haben müsse. He pondered over it for a while and finally decided that some witch must have disturbed the spell. Er dachte sich von diesem Punkt zu überzeugen, so suchte er, bis er eine Sandstelle mit einer trichterartigen Vertiefung darin fand. He thought to convince himself of this point, so he searched until he found a sand patch with a funnel-like depression in it. Gleich legte er sich nieder, preßte den Mund fest darauf und rief: Immediately he lay down, pressed his mouth firmly on it and called out:

„Wanze, komm herauf vom Grund, Tu mir, was ich möchte, kund!“ "Bug, come up from the bottom, tell me what I want!"

Der Sand begann sich zu heben und eine kleine, schwarze Wanze erschien für einen Augenblick, verschwand aber schleunigst wieder. The sand began to lift and a small, black bug appeared for a moment, but quickly disappeared again.

„Sie wagt‘s nicht! “She doesn't dare! Es war also eine Hexe! So it was a witch! Ich wußte es ja!“ I knew it!"

Er sah sofort die Nutzlosigkeit eines Kampfes gegen Hexen ein und gab es mutlos auf. He immediately saw the futility of fighting witches and despondently gave it up. Aber wenigstens hätte er die eben fortgeworfene Glaskugel gern wieder gehabt und begann sofort umherzusuchen, konnte sie aber nicht finden. But at least he would have liked to have the crystal ball back that he had just thrown away, and immediately began to look around, but could not find it. Nun ging er zu seiner Schatzkammer zurück und stellte sich genau so, wie er vorher gestanden, als er die Kugel fortwarf. Now he went back to his treasury and stood exactly as he had stood before throwing the ball away. Dann zog er eine andere aus der Tasche, warf sie ebenso fort und deklamierte dabei: „Bruder, such den Bruder!“ Er paßte genau auf, wo sie niederfiel, ging dorthin und suchte umher. Then he pulled another one out of his pocket and threw it away as well, declaiming: "Brother, look for the brother!" He paid close attention to where it fell, went there and searched about. Aber sie mußte entweder näher oder weiter geflogen sein — er wiederholte also den Versuch noch zweimal. But it must have flown either closer or farther - so he repeated the attempt twice more. Der letzte Versuch hatte Erfolg. The last attempt was successful. Die beiden Kugeln lagen kaum einen Fuß voneinander. The two bullets were barely a foot apart.

In diesem Augenblick drang der Ton einer Zinntrompete durch den Wald herüber. At that moment the sound of a tin trumpet came through the forest. Tom entledigte sich blitzartig seiner Jacke und Hose, machte sich aus einem Hosenträger einen Gürtel, räumte einen Haufen Gestrüpp hinter dem hohlen Baum fort, holte einen rohgeschnitzten Bogen und Pfeil hervor, ein hölzernes Schwert, eine Zinntrompete, raffte alles zusammen und raste davon, barbeinig, in flatterndem Hemd. Tom threw off his jacket and trousers in a flash, made a belt out of a pair of suspenders, cleared a pile of brush behind the hollow tree, pulled out a crudely carved bow and arrow, a wooden sword, a tin trumpet, gathered them all up, and sped off, barelegged , in a fluttering shirt. Bald hielt er unter einer großen Ulme, stieß antwortend in die Trompete und schlich auf den Zehen vorwärts, um vorsichtig nach allen Richtungen auszulugen. Soon he stopped under a large elm tree, kicked the trumpet in reply, and crept forward on toes to peer cautiously in all directions. Zu einer eingebildeten Heldenschar gewandt, flüsterte er: Turning to an imaginary band of heroes, he whispered:

„Halt, tapfere Gefährten! “Stop, brave companions! Haltet hier, bis ich blase!“ Stop here until I blow! "

In diesem Augenblick erschien Joe Harper, ebenso gekleidet und bewaffnet wie Tom. At that moment Joe Harper appeared, dressed and armed just as Tom was. Tom rief: „Halt! Tom shouted, "Stop! Wer kommt ohne meine Erlaubnis in den Sherwood-Wald? Who comes into the Sherwood forest without my permission? !“

„Guy von Guisborne wagt‘s! “Guy from Guisborne dares! Wer bist du, daß — daß —“

„Daß du es wagen darfst, so zu sprechen,“ ergänzte Tom prompt, denn sie spielten „nach dem Buch“ und deklamierten aus dem Gedächtnis. "For daring you to speak like that," added Tom promptly, for they played "by the book" and declaimed from memory.

„Daß du es wagen darfst, so zu sprechen?“ "That you dare to speak like that?"

„Wer ich bin? "Who am I? Robin Hood, wie dein schuftiger Leichnam bald fühlen soll!“ Robin Hood, how your mean corpse shall soon feel!"

„Du wärest in der Tat jener berühmte Geächtete? “You would indeed be that famous outlaw? Mit Vergnügen will ich mit dir um die Herrschaft dieses herrlichen Waldes streiten! With pleasure I will fight with you for the dominion of this magnificent forest! Paß auf!“

Sie zogen ihre hölzernen Schwerter, warfen alle anderen Waffen auf die Erde, nahmen eine Fechterstellung an, Fuß bei Fuß, und begannen einen heißen, kühnen Kampf „zwei oben und zwei unten.“ Plötzlich sagte Tom: They drew their wooden swords, threw down all other weapons, assumed a fencing stance, foot to foot, and began a hot, bold fight "two above and two below." Suddenly Tom said:

„Du, wenn‘s dir recht ist — stärker!“ "You, if it's okay with you - stronger!"

So gingen sie denn noch stärker los, schnaufend und schwitzend. So off they went, puffing and sweating even harder.

Zuweilen stieß Tom hervor: „Fall‘, fall‘, warum fällst du nicht? At times Tom groaned, "Fall', fall', why don't you fall? !“

„Fällt mir nicht ein! "I can't think of! Warum fällst du nicht selbst? Du bekommst die meisten Schläge!“

„Ach, das ist ja gleich! Ich kann doch nicht fallen! I can't fall after all! Das steht doch nicht im Buch! It's not in the book! Im Buch steht doch: Und mit einem schrecklichen Hieb fällte er den armen Guy von Guisborne! But the book says: And with one terrible blow he felled poor Guy of Guisborne! Du mußt dich umdrehen, und ich geb dir eins hinten drauf!“ You have to turn around and I'll punch you in the back!"

Gegen solche Autorität ließ sich nicht streiten, Joe drehte sich um, erhielt seinen Hieb und fiel. There was no arguing against such authority, Joe turned, received his blow and fell. „So,“ sagte er, sich wieder aufrappelnd, „nun laß du mich dich töten. "Well," he said, getting up again, "now let me kill you. Das ist recht und billig!“ That's fair enough!"

„Gibt‘s nicht, steht nicht im Buch!“ "Doesn't exist, it's not in the book!"

„So? Na, meinetwegen. Well, all right. ‘s ist aber eine rechte Gemeinheit von dem Buch! But it is a real vulgarity of the book! — So, jetzt kannst du Friar Tuck sein, Tom, oder Much, des Müllers Sohn, und mich mit einem Zaunpfahl lahm prügeln; oder ich bin der Sheriff von Nottingham, und du bist jetzt mal Robin Hood und tötest mich.“ - So now you can be Friar Tuck, Tom, or Much, the miller's son, and beat me to a halt with a fence post; or I'm the Sheriff of Nottingham and you're Robin Hood and kill me. "

Tom war‘s zufrieden, und auch diese Abenteuer wurden durchgefochten. Tom was content, and these adventures too were fought through. Dann war wieder Joe Robin Hood und bekam von der verräterischen Nonne die Erlaubnis, all seine furchtbare Kraft mit dem Blut seiner Wunden davonfließen zu sehen. Then it was Joe Robin Hood again, getting permission from the treacherous nun to watch all his terrible power drain away with the blood from his wounds. Zuletzt schleifte ihn Joe, der jetzt eine ganze Bande weinender Geächteter repräsentierte, vorsichtig davon, gab ihm seinen Bogen in die schwache Rechte, und Tom flüsterte mit ersterbender Stimme: Finally Joe, who now represented a whole band of weeping outlaws, carefully dragged him away, gave him his bow in his weak right hand, and Tom whispered in a dying voice:

„Wo dieser Pfeil niederfällt, da begrabt den armen Robin Hood unter grünen Bäumen.“ Dann schoß er einen Pfeil ab, fiel zurück und würde tot gewesen sein — aber er hatte sich in Nesseln geworfen und sprang in die Höhe — etwas zu schnell für einen Toten. "Where this arrow falls, there bury poor Robin Hood under green trees." Then he shot an arrow, and fell back, and would have been dead—but he had thrown himself in nettles and sprang up—a little too fast for one Kill.

Sie zogen sich wieder an, verbargen ihre Kriegsgeräte und gingen fort, bedauernd, daß es keine Geächteten mehr gab, und sich fragend, was die moderne Zivilisation getan habe, um diesen Verlust verschmerzen zu lassen. They dressed again, concealed their war implements, and left, regretting that there were no more outlaws and wondering what modern civilization had done to make up for this loss. Sie waren sich beide vollkommen klar, daß sie lieber ein Jahr hindurch Geächtete im Sherwood-Walde gewesen wären als für Lebenszeit Präsident der Vereinigten Staaten. They were both perfectly clear that they would rather have been outlaws in Sherwood Forest for a year than President of the United States for life.