×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

2021 Tagesschau, tagesthemen vom 05.05.2021, 22:15 Uhr - Warum sich Deutschland mit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

tagesthemen vom 05.05.2021, 22:15 Uhr - Warum sich Deutschland mit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Guten Abend.

Lange benötigten in dieser Pandemie

vor allem die Älteren

den größten Schutz.

Jetzt richtet sich

immer mehr der Blick auf die Jungen.

Die, die zu lange zu wenig beachtet

wurden, obwohl sie von Anbeginn

so viel aushalten

und auf so viel verzichten mussten.

Der Schaden, der entsteht,

wenn Kinder

monatelang der Schule fernbleiben,

ist kaum zu ermessen.

Und wahrscheinlich

auch nicht mit Geld aufzuwiegen.

Und doch versucht die Regierung,

mit einem 2-Mrd.-Programm

den Schaden wenigstens zu begrenzen.

Jan Koch.

G mal h durch zwei.

Ja, genau,

aber was bedeuten die Buchstaben?

Mathe-Nachhilfe in Essen.

Grundfläche mal Höhe

geteilt durch zwei.

Genau,

und um die Grundfläche zu berechnen,

brauchen wir jetzt noch eine Formel.

Elif Tahtabas hilft

ihrer Schülerin Amal, wo sie kann.

Sie ist eine von

32 Nachhilfelehrer*innen hier

bei Zukunft Bildungswerk,

einer privaten Initiative.

Jeden Nachmittag

Mathe, Englisch, Deutsch

für alle, die Nachholbedarf haben.

Der wächst in Zeiten

von Wechsel- und Distanzunterricht.

Vor allem in der Grundschule

merke ich die Defizite,

dass sich die Lücken,

die schon da waren, verfestigen.

In der dritten Klasse etwa

haben wir Personenbeschreibung.

Da merkt man ganz stark,

dass die Schüler

sich das selber beibringen müssen.

Institute wie dieses

sollen vom 2-Mrd.-Paket

der Bundesregierung profitieren.

Eine Milliarde allein

für Nachhilfeunterricht

und weitere Angebote.

Das heute

auf den Weg gebrachte Programm

soll mit Beginn

des kommenden Schuljahres starten.

Wir wollen aber trotzdem

schon ermöglichen,

dass in den kommenden Sommerferien

etwas passieren kann.

Wir denken da an Sommercamps

und Lernwerkstätten.

Eine weitere Milliarde

soll es für Freizeit-

und nicht-schulische Programme

geben.

Mit dem Aufholpaket komme

hoffentlich etwas ins Rollen,

sagen Schülervertreter.

Der Frust sei groß,

die Probleme schon lange bekannt.

Wir haben noch nicht

das vernünftige Distanzlernen,

immer noch nicht die Hilfe

für die, die Hilfe brauchen.

Den jungen Menschen

wird seit einem Jahr gesagt:

Ihr seid das Wichtigste.

Am Ende kommt aber

nicht richtig was an.

Auch hoffen sie, dass die Gelder

unbürokratischer fließen.

Und nicht so, wie viele Schulen es

bei der Digitalisierung erlebt haben.

Bildungsexperten

halten das Paket für unterfinanziert

und warnen vor Langzeitfolgen.

V.a. für Grundschüler und

Kinder aus benachteiligten Milieus.

Wir haben Erst-,

Zweit-, Dritt-, Viertklässler:

Die die Grundtechniken

Lesen, Schreiben, Rechnen

nicht auf dem Niveau beherrschen,

wie wir das gewohnt sind.

Das wird uns

ein paar Jahre begleiten.

Wenn wir jetzt nicht voll reingehen,

auch konzeptionell,

kann es sein,

dass uns das zehn Jahre begleitet.

Nachhilfe sei nicht alles,

könne aber helfen.

Wie in Essen bei Schülerin Amal,

bei der der Zusatzunterricht

viel gebracht hat.

Voll gut, ich bin viel besser

in der Schule geworden

und ich habe viel bessere Noten.

Erste Schritte, auf die sie hofft,

aufbauen zu können.

Wie die Bundesregierung

den Familien jetzt helfen will,

dazu hat Kristina Böker

vom SWR diese Meinung:

Seit fünf Monaten sind meine Kinder

durchgehend im Homeschooling.

Das Halbjahr davor lief auch

schon im holprigen Digital-Modus.

Welche Wissenslücken

nach dieser Zeit zurückbleiben –

für mich ist das eine "black box",

besorgniserregend.

Ich sollte mich über ein 2 Mrd.

schweres Aufholprogramm freuen –

und bin dennoch skeptisch.

Ich bezweifele,

dass Kinder das Corona-Jahr

in zwei Ferienwochen aufholen können

wie zwei Tore Rückstand beim Fußball.

Leistungsdefizite,

psychische Probleme,

durch Corona verschärfte

Bildungsunterschiede:

Das ist komplexer

als ein Torrückstand.

Zudem gönne ich allen Kindern Ferien.

Denn sie hatten Schule

und nicht Freizeit.

Und mussten

mit mehr Eigenverantwortung

und weniger persönlicher Ansprache

ihr Pensum schaffen.

Vielleicht hätten sie mehr davon,

wenn ihre Lehrpläne nächstes Jahr

entrümpelt würden.

Zudem frage ich mich,

ob das Geld ankommt.

Beim Digitalpakt blieb der Großteil

der 6,5 Milliarden

in der Bürokratie hängen

und die Schulen analog.

Und jetzt?

Wünsche ich mir statt

kurzfristiger Finanzspritzen

eine Langfrist-Strategie

für unsere Kinder.

Der heute beschlossene Rechtsanspruch

auf Ganztagsbetreuung

in der Grundschule

ist ein Schritt dahin.

Wobei unfassbar ist, dass die

Regierung ihn 13 Jahre später umsetzt

als den Rechtsanspruch

auf Kleinkindbetreuung.

Es gibt einiges aufzuholen.

Aber bitte schnell, wenn die Schüler

von heute etwas davon haben sollen.

Dass eine Pandemie kommen muss,

um in einem vermeintlich

gut organisierten Land

die Mängel im Bildungssystem

so offenzulegen:

Das ist erschütternd.

Aber hoffentlich am Ende heilsam.

Die Meinung von Kristina Böker.

Seit einem Monat

impfen auch die Hausärzte,

und sie kommen kaum hinterher.

Weil viele Menschen wissen wollen,

wann sie an der Reihe sind,

haben die Praxen

alle Hände voll damit zu tun.

Und so ziehen

immer mehr Hausärzte die Lehre:

Lieber pragmatisch impfen,

statt auf die Reihenfolge zu achten.

Ganz im Sinne der Pforzheimer

Hausärztinnen,

die heute in einem Drive-in

auf einem Supermarkt-Parkplatz

die AstraZeneca-Dosen verimpften,

die in der Praxis keiner wollte.

Ohne Termin

und zur Freude der Geimpften,

von denen etliche

mit einem Hupkonzert dankten.

Über das große Impfen in den Praxen:

Andreas Hilmer

und Christian Stichler.

Ein guter Tag für Kirsten Menzel.

Die 59-Jährige bekam vergangene Woche

einen Brief von ihrer Praxis.

Darin die Einladung

zu einem Impftermin.

Huch, das ist ja gut.

Dann brauch ich nicht

ins Impfzentrum.

Ich hab mich gefreut.

Guten Tag.

Björn Parey teilt sich

eine Gemeinschaftspraxis

mit sechs Kolleginnen - das hilft.

Denn die Menge an Impfdosen wird pro

Arzt und nicht pro Praxis berechnet.

Allerdings: Wie alle Hausärzte

erfährt er nur kurzfristig,

wie viel Impfstoff ihm

in der Folgewoche zugestellt wird.

Diesmal waren es

200 Dosen BionTech/Pfizer.

AstraZeneca

verimpfen sie hier kaum noch.

Denn die Patient*innen über 60

haben sie weitgehend versorgt.

Wir impfen nur die Leute,

die vor dem Beginn der Impfkampagne

regelmäßige Patienten waren.

Die impfen wir primär durch.

Sonst hätten wir jeden Tag ein

exponentielles Wachstum an Anfragen.

Es ist ohnehin so, dass jeden Tag

30 Leute anrufen und fragen,

ob sie Patient werden können,

um geimpft zu werden.

Die vielen Anfragen kennen sie auch

in dieser Hausarztpraxis in Bremen.

Mittwochs impft Ulrich Weigeldt,

Bundesvorsitzender

des Hausärzteverbandes.

Er fordert mehr Impfstoff

und mehr Freiheiten für die Praxen,

selbst zu entscheiden.

Man muss diesen Verteilungskampf

nicht regeln, sondern laufen lassen.

Umso mehr Praxen impfen,

umso mehr Impfstoff können wir

gleichzeitig verabreichen.

Wenn ich Praxen ausschließe,

weil schon jüngere Gruppen

geimpft werden:

Dann können die anderen

das nicht auffangen.

Auch der Deutsche Ethikrat

spricht sich dafür aus,

dass man Hausärzte beim Impfen

nicht zu stark reglementiert.

Es ist wichtig,

dass wir jetzt Meter machen.

Wenn man die Priorisierungsgruppen

weggeimpft hat,

dann geht man zu den Nächsten.

Dann geht es darum, dass man

in die Breite geht und schaut,

dass man die Gruppen mit vielen

Kontakten schnell erreicht.

Also die junge Generation

oder eben Brennpunktviertel.

Aber solange die Priorisierungen

noch gelten,

können sie hier in Hamburg

nicht einfach Jüngere impfen.

Sie wollen stattdessen

erst mal andere unterstützen.

Eine Praxis wie unsere wird auch

den Nachbarpraxen helfen,

die die nicht so gerne

impfen wollen.

Es gibt auch Praxen,

die nicht so groß dabei sind,

die ganz dankbar sind.

Dass bald mehr Impfstoff kommt,

hofft auch Björn Parey.

Und darauf, dass die Priorisierungen

bald aufgehoben werden.

Gesundheitsminister Spahn

hat sich heute dafür ausgesprochen:

Für Corona-Impfungen

mit dem Wirkstoff von AstraZeneca

die Priorisierung sofort aufzuheben.

Darüber werde er morgen mit

seinen Amtskolleg*innen sprechen.

Unabhängig von Alter

und Vorerkrankungen

könne dann jeder, der dies wolle,

mit AstraZeneca geimpft werden.

Es ist eine Woche her,

dass die Richter in Karlsruhe

der Regierung das Klimaschutzgesetz

um die Ohren hauten.

Sie stellten klar,

dass es so nicht funktioniere.

Prompt erhöhte sich die Drehzahl

im Wahlkampf, heute bei der SPD:

Den Roten kann es

nicht schnell genug gehen zu zeigen,

wie grün sie sind.

Sie legten heute ein Konzept vor

für ein neues, schärferes Gesetz,

für das aber zunächst nur

ein paar Zahlen ausgetauscht wurden.

Markus Reher.

Verkehrte Welt in Berlin,

so scheint es.

Der Finanzminister

zieht die Umweltpolitik an sich.

Olaf Scholz

verkündet neue Klimaziele,

da blitzt der Kanzlerkandidat

in ihm auf.

Ziele haben ist schön, sagen,

wie es geht, ist noch besser.

Das ist das Thema

der nächsten Wochen und Monate.

Ich brauche niemanden mehr,

der auch dafür ist,

dass wir den Klimaschutz hinkriegen.

Ich brauche jemanden, der mitmacht,

das zu schaffen.

Es besteht Handlungsbedarf.

Das Bundesverfassungsgericht

hatte vergangene Woche entschieden:

Das Klimaschutzgesetz

muss nachgebessert werden,

Generationen-gerechter.

Bisher legt es fest, bis 2050

soll Deutschland klimaneutral sein.

Dafür soll bis 2030

der Ausstoß von Treibhausgasen

um 55 Prozent im Vergleich zu 1990

reduziert werden.

Für die Zeit danach

gibt es keine Regelung.

Die SPD will nun

Klimaneutralität bis 2045.

Dazu soll

die Treibhausgas-Emission bis 2030

um 65 Prozent reduziert werden,

bis 2040 um 88 Prozent.

Der Rest bis 2045.

Die Union signalisiert Zustimmung,

aber es gebe noch einiges zu regeln.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet

muss als Ministerpräsident von NRW,

dem Stahl- und Kohleland im Westen,

auch auf die Arbeitsplätze schauen.

Verkehrte Welt auch hier,

so scheint es:

Jahrzehnte lang war das

klassische SPD-Politik.

Das ist eine riesige Umstellung

und wir wollen alles tun,

dass Arbeitsplätze erhalten werden.

Und dass wir trotzdem

Klimaneutralität erreichen.

Eine Riesen-Ambition

liegt jetzt vor uns.

Das ist die Modernisierung,

die wir in den 20er-Jahren brauchen.

Klimaschutz als Wahlkampfthema:

Union und SPD wollen es nicht mehr

allein den Grünen überlassen.

Deren Kanzlerkandidatin

Annalena Baerbock

hielt sich heute zurück.

Sie verwies

auf ihren vollen Terminkalender.

Die Umweltschutzbewegung

Fridays for Future aber

übte scharfe Kritik

am Vorstoß von Olaf Scholz.

Nach acht Jahren

in der Regierungsverantwortung

unzureichende Klimaziele

zu verkünden

und sich als Klimaschutz-Vorreiter

zu positionieren:

Gleichzeitig aber mit beschlossenen

Gesetzen wie dem Kohleausstieg 2038

oder dem Festhalten an Nord Stream 2

weiter die Klimakrise zu befeuern.

Das ist viel zu kurz gegriffen.

Union und SPD dürften

in den nächsten Tagen noch heftig

um die Details zum

neuen Klimaschutz-Gesetz ringen.

Mit dem nächsten Thema

wird kein Wahlkampf gemacht.

Obwohl es

so viele Menschen betrifft,

die sich ausgeschlossen

und benachteiligt fühlen.

Menschen mit Behinderungen

gehören mitten in die Gesellschaft.

Laut UN-Behindertenrechtskonvention

ein Menschenrecht.

Sie sollten auch

am Arbeitsleben teilhaben.

Doch zu oft ist dem nicht so.

7,9 Millionen schwerbehinderte

Menschen gibt es in Deutschland,

3,23 Millionen von ihnen

sind im erwerbsfähigen Alter.

Doch von diesen

ist nur rund jeder Dritte

im Ersten Arbeitsmarkt

beschäftigt.

Zum Protesttag zur Gleichstellung

der Menschen mit Behinderung

traf Tim Diekmann einen Mann,

der viel mehr könnte, als er darf.

Alexander Subat

ist es gewohnt zu kämpfen.

Schon sein ganzes Leben.

Der komplizierte Alltag

als Rollstuhlfahrer,

die Vorurteile in der Gesellschaft.

Auf seinem Handbike kann Subat

all das für einen Moment vergessen.

Das gibt die Freiheit,

wenn du das hast.

Das gibt dir Möglichkeiten,

die du sonst nicht hast.

Seit seinem ersten Lebensjahr

sitzt Alexander Subat im Rollstuhl.

Aufgehalten hat ihn das fast nie:

Als erster Rollstuhlfahrer absolviert

er eine Security-Ausbildung,

arbeitet als Türsteher

und Personenschützer.

Es folgen Jobs als Streetworker

und Medizinprodukte-Berater.

Immer in befristeten Verträgen.

Doch jetzt will den 49-Jährigen

keiner mehr beschäftigen.

Bewerbungen habe ich schon

100 Stück geschrieben.

Zurück kamen nur Absagen.

Das frustriert einen.

Die Leute hören: Behinderung?

"Oh, Gefahr!"

Oder: "Ich weiß nicht,

wie ich damit umzugehen hab."

Vorbehalte? Berührungsängste?

Gerecht, sagt er, werden

behinderte Menschen in Deutschland

noch immer nicht behandelt.

V.a. der Arbeitsmarkt diskriminiere

Menschen mit Behinderungen.

Von der oft geforderten

inklusiven Arbeitswelt

ist Deutschland noch weit entfernt.

Das zeigt das Beispiel

der "Beschäftigungspflicht":

Unternehmen

mit mehr als 20 Arbeitsplätzen

müssen eine Fünf-Prozent-Quote für

Menschen mit Behinderungen erfüllen.

In den meisten Fällen

wird die Quote nicht erreicht.

77 % aller Arbeitgeber

erfüllen die Quote nicht.

25 % aller Unternehmen

beschäftigen gar keine Menschen

mit Schwerbehinderung.

Stattdessen zahlen sie eine Abgabe

für die nicht besetzte Stelle.

Meist wenige Hundert Euro monatlich.

Eine geforderte Erhöhung der Abgabe

lehnen die Arbeitgeber ab.

Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf hat

selbst eine körperliche Einschränkung

und appelliert an die soziale

Verpflichtung seiner Kollegen.

Wir stellen

unter gleichen Bedingungen

Schwerbehinderte

und nicht Schwerbehinderte ein.

Da gibt es auch keinen Vorteil,

die Qualifikation muss stimmen,

und manchmal passt es nicht.

Deswegen werden manchmal

Schwerbehinderte nicht eingestellt.

Den Übergang

in den Ersten Arbeitsmarkt

sollen Werkstätten für Menschen

mit Behinderung fördern.

Hier arbeiten 320.000 Beschäftigte

für ein geringes Taschengeld.

Das System wird immer wieder

von Experten kritisiert.

Denn weniger als ein Prozent

schaffen den Übergang von Werkstatt

zum allgemeinen Arbeitsmarkt.

Das liege auch

am komplizierten Fördersystem.

Es wird schwierig,

wenn es an die Einstellung geht.

Da muss man die Leistung beantragen,

was ein hoher

bürokratischer Aufwand ist.

Der leidenschaftliche Tennisspieler

Alexander Subat

wünscht sich vor allem eins:

echte Gleichstellung.

Der Kampf fängt an,

wenn du angenommen wirst.

Dann musst du immer zeigen,

dass du mindestens genauso gut bist,

wie die, die laufen können -

eigentlich besser.

Alexander Subat will weiterkämpfen -

nicht nur für sich selbst.

Katrin Langensiepen

ist Grünen-Abgeordnete

im Europaparlament.

Wie sie selbst sagt,

die einzige weibliche Abgeordnete

mit sichtbarer Behinderung.

Guten Abend, Frau Langensiepen.

Guten Abend, Frau Miosga.

"Behinderung? Oh, Gefahr!"

Von derlei Reaktionen

hat uns Alexander Subat erzählt.

Kennen Sie das auch?

Es wurde mir so direkt nicht gesagt,

aber hintergründig

wird das schon gespiegelt.

Menschen mit Behinderung:

Das verbindet man mit Problemen,

mit Krankheit, auch mit Leid,

mit etwas Negativem.

Das ist mir nicht unbekannt.

Wir haben Sie es persönlich erlebt?

Sie haben Fremdsprachen-

Korrespondentin gelernt,

bevor Sie die politische Karriere

gestartet haben.

Als Teenager wollte ich immer

etwas mit Medien machen.

Man sagte mir:

Jemand mit sichtbarer Behinderung.

Dann wird man das öffentlich sehen.

Man zeigt seine Behinderung nicht

in der Öffentlichkeit.

Wenn man sich immer bewirbt

und nie eine Anstellung bekommt,

obwohl man gut qualifiziert ist,

dann gibt einem das zu denken.

Es heißt: "Sie sind gut ausgebildet,

aber ... "

Es kommt einem komisch vor.

Freundliche Menschen

sagen es einem direkt.

Aber das ist

diese subtile Diskriminierung,

von der viele Menschen sprechen.

Wieso kommen so wenig Menschen

mit Behinderung in den Arbeitsmarkt?

Wo sind die größten Hürden?

Die Hürden sind vielfältig.

Wenn junge Menschen in den

Förderschulen beschult werden

und dann direkt

in Werkstätten gehen:

Oft ohne eine adäquate

Weiterbildungsmöglichkeit.

Es gibt Abschlüsse und Ausbildungen,

auf dem Ersten Arbeitsmarkt

nicht anerkannt sind.

Oder nicht gerne gesehen werden.

Es ist schwierig, da rauszukommen.

Häufig haben Arbeitgeber*innen

Barrieren im Kopf:

"Wenn ich jemanden

mit Behinderung einstelle,

dann ist er immer krank."

Man geht automatisch davon aus,

als würden sich Menschen mit

Behinderung auf Stellen bewerben:

Die sie nicht erfüllen können.

Ein Rollstuhlfahrer würde sich nie

als Dachdecker bewerben.

Das ist Blödsinn.

Diese Ängste sind oft unbegründet.

Die Arbeitgeber sagen, sie wollen.

Aber sie werden nicht genug

unterstützt bei dem Aufwand,

den sie betreiben müssen:

Wenn sie Menschen mit Behinderungen

beschäftigen wollen.

Und sie steigen nicht durch

durch den Antragsdschungel

bei der Förderung von Inklusion.

Das steht auch in meinem Bericht

für das Europäische Parlament.

Das habe ich auch selbst erlebt.

Das ist aber nur

ein Teil der Wahrheit.

Die Hürden sind hoch,

die Bearbeitung der Anträge

dauert lange.

Das Budget für Arbeit

wird kaum angenommen.

Es gibt aber auch Hürden im Kopf.

Das Bild von Menschen mit

Behinderung in der Gesellschaft

als eine Begegnung

mit der dritten Art:

Weil wir keine Begegnungen haben.

Die müssen wir schaffen,

um Vorurteile abzubauen.

Sie fordern einen radikalen Schnitt

und wollen die

Behindertenwerkstätten abschaffen.

Nehmen Sie diesen Menschen

nicht damit auch einen Arbeitsmarkt?

Im Europäischen Parlament

habe ich einen Bericht verfasst

zur Lage von Menschen mit

Behinderung auf dem Arbeitsmarkt.

Die Zahlen waren katastrophal.

Menschen mit Behinderung

waren arbeitslos

oder sind in Einrichtungen.

Das widerspricht den

UN-Behindertenrechtskonventionen

und dem Artikel 27, die klar sagen:

Diese Menschen

sollen frei wählen können.

Sie sollen einen Lohn bekommen,

von dem sie leben können.

Das können sie

in den Werkstätten nicht.

Sie sind keine Arbeitnehmer.

Es gibt keinen Mindestlohn,

sie haben kein Streikrecht.

Sie sind Rehabilitant*innen.

Deutschland und die EU haben

die UN-Behindertenrechtskonvention

vor über zehn Jahren ratifiziert.

Es ist Gesetz.

Deutschland wurde von der UNO

dafür abgewatscht,

dass im Bereich inklusiver

Arbeitsmarkt nichts passiert.

Ich fordere, die Werkstätten

auslaufen zu lassen

und eine Veränderung.

Sagt die Grünen-Abgeordnete

im Europaparlament,

Katrin Langensiepen.

Danke für Ihre Zeit.

Gerne.

Das Gespräch

haben wir aufgezeichnet.

Wir müssen noch

nach Schottland schauen,

wo morgen erneut abgestimmt wird.

Es geht vordergründig um die Wahl

des neuen Regionalparlaments,

doch eigentlich geht es, wieder

einmal, um die Frage: Yes oder No?

Sollen die Schotten raus aus dem

Königreich oder sollen sie bleiben?

Schottland ist

in dieser Frage gespalten.

Sollte die Schottische

Nationalpartei SNP

die absolute Mehrheit erreichen,

könnte der Druck so groß werden:

Dass Premier Johnson in London

gar nicht anders kann,

als ein Unabhängigkeitsreferendum

in Schottland zuzulassen.

Annette Dittert.

Wenn es nach ihnen ginge, wäre

Schottland schon lange unabhängig.

Seit Jahren kurven die Yes-Biker

unermüdlich durchs Land,

um für

die Unabhängigkeit zu werben.

Diese Wahl wird den Durchbruch

bringen, glauben sie.

Als wir's beim letzten Mal

nicht geschafft, habe ich geweint.

Diesmal werde ich wieder weinen,

aber vor Glück.

Die Unterstützung ist da.

Und wenn die SNP

jetzt eine Mehrheit bekommt,

dann wird es ein neues Referendum

zur Unabhängigkeit geben.

Vielleicht sogar dieses Jahr.

Ganz so schnell

dürfte es nicht gehen,

das sagt selbst die SNP- und

Regierungschefin Nicola Sturgeon.

Die die Unabhängigkeit auch will,

aber dafür erst

die Wahl gewinnen muss.

Und dann noch die Zustimmung

Boris Johnsons dafür braucht.

Die der aber nicht geben will.

Wenn die Menschen hier mehrheitlich

für die Unabhängigkeit stimmen,

dann kann kein Politiker uns

ein zweites Referendum verwehren.

Das wäre gegen

jedes demokratische Prinzip.

Eine direkte Kampfansage an Johnson,

der in Schottland so unpopulär ist

wie kaum ein Tory zuvor.

Und deshalb während des Wahlkampfs

nicht dort erschienen ist.

Das ist jetzt nicht die Zeit ...

Wir kommen gerade

aus einer Pandemie.

... für ein unverantwortliches

zweites Referendum.

Außerdem hatten wir gerade eins.

Seitdem aber gab es den Brexit,

und die SNP ist der Meinung,

dass der alles geändert hat.

Angus Robertson

ist der SNP-Kandidat in Edinburgh.

Er ist zuversichtlich,

dass die SNP mit ihrer Botschaft

morgen klar gewinnen wird.

Schließlich war die Mehrheit

der Schotten gegen den Brexit.

Und die Unabhängigkeit

ist jetzt der einzige Weg,

um zurück in die EU zu kehren.

Die Menschen in Schottland haben

ein anderes Wertesystem als das,

wofür Boris Johnson steht.

Außerdem sind wir Europäer

und er sieht das für England nicht.

Das ist ein massiver Unterschied.

Deshalb driften wir

immer weiter auseinander.

Ihr Nationalismus

sei das genaue Gegenteil

des englischen Nationalismus,

sagen uns auch die Yes-Biker.

Schottischer Nationalismus

ist offen für alle.

Ich nenne die Menschen hier

gar nicht mehr Schotten.

Ich sage: Schottlands Menschen.

Wir haben hier so viele Europäer

und sie sind ein Teil von uns.

Sie haben auch nichts gegen

die Engländer, sagen sie uns,

sie wollen nur nicht mehr

von ihnen regiert werden.

Egal, wie lange der Weg

bis dahin noch sein mag.

Für den Nachrichtenüberblick

kehren wir zurück nach Deutschland

und zu den Ausgangsbeschränkungen,

die einige gerne gekippt sähen.

Das Bundesverfassungsgericht

hat eine

vorläufige Entscheidung getroffen.

Die Richter haben entschieden,

dass die bundesweiten Regeln

für nächtliche Ausgangsbeschränkungen

vorerst in Kraft bleiben dürfen.

Entsprechende Eilanträge

gegen die Maßnahme wiesen sie ab.

Damit ist noch nicht entschieden,

ob die Ausgangsbeschränkungen

mit dem Grundgesetz vereinbar sind.

Diese Frage wird erst

im Hauptsacheverfahren geklärt.

Die US-Regierung hat sich für

eine vorübergehende Aussetzung

des Patentschutzes für

Corona-Impfstoffe ausgesprochen.

Die Handelsbeauftragte, Tai, sagte,

die USA stünden hinter dem Schutz

geistigen Eigentums.

Das weltweite Ausmaß

der Corona-Pandemie

erfordere aber

außergewöhnliche Maßnahmen.

Bislang hatten die USA,

ebenso wie andere Industrienationen,

das Vorhaben blockiert.

Die WTO sprach am Abend

von einem wegweisenden Vorschlag,

damit in mehr Ländern Impfstoffe

hergestellt werden könnten.

In den Koalitionsstreit über eine

bessere Bezahlung von Pflegekräften

kommt offenbar Bewegung.

Gesundheitsminister Spahn hat einen

Gesetzesvorschlag unterbreitet,

um Tariflöhne in der Branche

durchzusetzen:

Versorgungsverträge

sollen ab Juli 2022 nur noch

mit solchen Pflegeeinrichtungen

geschlossen werden:

Die nach Tarif

oder tarifähnlich zahlen.

Finanziert werden soll das

aus dem Bundeshaushalt

und durch eine Erhöhung

des Pflegebeitrags für Kinderlosen.

In der AfD konkurrieren zwei

Zweierteams um die Spitzenkandidatur

für die Bundestagswahl.

Fraktionschefin Weidel kündigte an,

mit dem Bundesvorsitzenden Chrupalla

die Partei in den Wahlkampf

führen zu wollen.

Bereits zuvor hatten die

Bundestagsabgeordnete Cotar

und der pensionierte Generalleutnant

Wundrak ihre Bewerbung angemeldet.

Entscheiden müssen vom 17. Mai an

die Mitglieder.

Das Ergebnis soll

eine Woche später feststehen.

Innenminister Seehofer

hat das islamistische Netzwerk

um den Verein Ansaar International

verboten.

In mehreren Bundesländern wurden

Räume der Organisation durchsucht.

Dem Verein wird vorgeworfen,

ein salafistisches Weltbild zu

verbreiten und Terror zu finanzieren.

Unter dem Deckmantel

der Arbeit für humanitäre Zwecke.

Die Deutsche Post

verzeichnet das beste erste Quartal

ihrer Unternehmensgeschichte.

In den ersten drei Monaten steigerte

sie den Gewinn auf 1,2 Mrd. Euro.

Mehr dazu von Stefan Wolff.

Die Post profitierte dabei

von einem Paketboom.

Weil im Lockdown

Geschäfte geschlossen blieben,

florierte das Online-Shopping.

Die Zahl der verschickten Pakete

stieg um 41 Prozent.

Der für die Post

immer noch lukrative Brief

befindet sich dagegen

auf dem absteigenden Ast.

In den ersten drei Monaten des Jahres

wurden zehn Prozent weniger Briefe

versandt als vor Jahresfrist.

Auf der einen Seite profitiert

die Post beim Online-Shopping

von der Digitalisierung.

Auf der anderen Seite

leidet sie darunter,

weil immer mehr Briefe

elektronisch versandt werden.

Zudem gab es weniger Werbepost.

Wegen der Corona-Pandemie hielten

sich Unternehmen bei Werbung zurück

und sparten sich diese Ausgaben.

Keiner weiß genau,

wie viele es sind,

die durch deutsche Felder

und Wälder streifen.

Der Wolf ist scheu

und lässt sich nur ungern zählen.

Ein paar Hundert sind es bestimmt,

und es werden immer mehr.

Und so kommt der Wolf dem Menschen

mitsamt dessen Nutztieren so nahe,

dass auch dieser

ihm die Zähne zeigt.

Und vermehrt

darüber diskutiert wird,

dass er abgeschossen werden kann.

Obwohl der Wolf zu den besonders

streng geschützten Arten zählt.

Vor 20 Jahren kamen aus dem Osten

die ersten Wolfsrudel nach Sachsen,

auch nach Spreetal.

Mittendrin im Naturschutzgebiet

ging Sven Knobloch

mit Naturschützern auf Wolfspirsch.

Es ist kurz nach 5 Uhr morgens.

Ich treffe mich

mit Naturführer Stefan Kaasche.

Er kennt das Gebiet

um den ehemaligen Tagebau Spreetal

und die Wolfsrudel,

die hier leben, genau.

Mit etwas Glück bekommen wir

einen Wolf zu sehen, sagt er.

Nachdem die Wölfe nachts hier

Beute gesucht haben,

kommen sie morgens meistens

in so einen Bereich zurück.

Der ehemalige Tagebau ist

seit 20 Jahren ein Naturschutzgebiet.

Jetzt heißt es für uns warten

und die anderen Tiere beobachten.

Der Wolf ist auch ein Türöffner.

Mir sagten Leute:

So eine Naturführung

hätte ich nie gemacht,

wenn es nicht

das Thema Wolf gegeben hätte.

Der lässt sich auch

nach drei Stunden nicht blicken.

Deshalb gehen wir

mit Hündin Anima auf Spurensuche.

Wölfe bewegen sich hier nachts

oft auf Wegen.

Deshalb kann man die Anwesenheit

von Wölfen gut auf Wegen sehen.

Anima ist auch schon am Schnüffeln.

Wir können ja mal gucken.

Hier!

So muss das aussehen.

Eine Wegkreuzung, am Wegrand.

Das ist als Reviermarkierung.

Ein Wolf hat gesagt:

Hier ist mein Gebiet.

Ein Beweis, dass die Wölfe hier sind.

Stephan Kaasche wundert es nicht,

dass zuletzt häufiger Videos

von Begegnungen zwischen Menschen

und Wölfen auftauchten.

Diese Beobachtungen

aus den letzten Wochen:

Das waren alles neugierige Wölfe.

Es ging den Wölfen nicht darum,

Menschen zu jagen

oder nachzustellen.

Die haben oft Interesse an dem Hund.

Ein Problem sind Begegnungen mit

Wölfen dagegen für die Tierhalter.

Schäfer Felix Wagner kümmert sich

um mehr als 400 Schafe und Ziegen.

Vor zwei Jahren

verlor er fast 80 Tiere

bei einem einzigen Wolfsangriff.

Das Schlimmste waren

die angerissenen Schafe.

Wo du schon wusstest,

es ist deren Tod.

Die mussten wir erlösen,

meistens gleich.

Es tat einem in der Seele leid,

wie die aussahen.

Seitdem braucht er

für Sicherungsmaßnahmen

täglich doppelt so viel Zeit

wie früher, sagt er.

Seine Schafe

dienen im Naturschutzgebiet

auch der Landschaftspflege.

Der Verein,

der die Schäferei betreibt,

baut gerade einen neuen,

wolfssicheren Nachtpferch.

Die Zäune: tief,

damit sich der Wolf nicht durchgräbt.

Hoch, damit er nicht drüberspringt,

dazu kommt Strom.

Der Bau kostet mehrere Tausend Euro,

sagt Vereinschefin Annett Hertweck.

Dass er nötig ist,

merken die Arbeiter immer wieder.

Da kam einer übers Feld,

aber was für ein Klopper.

Wenn der Wolf gewünscht ist,

dann wäre es auch schön,

dass die, die Schafe halten,

auch Unterstützung bekommen würden.

Finanziell oder mit Materialien.

Sonst gehen

immer mehr Schäfereien kaputt.

Die Hilfen vom Staat

reichten nicht aus, sagt sie.

Trotzdem lehnt sie es ab,

Wölfe zu jagen.

--------------

Das war's von uns.


tagesthemen vom 05.05.2021, 22:15 Uhr - Warum sich Deutschland mit der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung tagesthemen from 05.05.2021, 22:15 Uhr - Why Germany is struggling with the equality of people with disabilities tagesthemen від 05.05.2021, 22:15 - Чому Німеччина бореться за рівність для людей з інвалідністю

Guten Abend.

Lange benötigten in dieser Pandemie

vor allem die Älteren

den größten Schutz.

Jetzt richtet sich

immer mehr der Blick auf die Jungen.

Die, die zu lange zu wenig beachtet

wurden, obwohl sie von Anbeginn

so viel aushalten

und auf so viel verzichten mussten.

Der Schaden, der entsteht,

wenn Kinder

monatelang der Schule fernbleiben,

ist kaum zu ermessen.

Und wahrscheinlich

auch nicht mit Geld aufzuwiegen.

Und doch versucht die Regierung,

mit einem 2-Mrd.-Programm

den Schaden wenigstens zu begrenzen.

Jan Koch.

G mal h durch zwei.

Ja, genau,

aber was bedeuten die Buchstaben?

Mathe-Nachhilfe in Essen.

Grundfläche mal Höhe

geteilt durch zwei.

Genau,

und um die Grundfläche zu berechnen,

brauchen wir jetzt noch eine Formel.

Elif Tahtabas hilft

ihrer Schülerin Amal, wo sie kann.

Sie ist eine von

32 Nachhilfelehrer*innen hier

bei Zukunft Bildungswerk,

einer privaten Initiative.

Jeden Nachmittag

Mathe, Englisch, Deutsch

für alle, die Nachholbedarf haben.

Der wächst in Zeiten

von Wechsel- und Distanzunterricht.

Vor allem in der Grundschule

merke ich die Defizite,

dass sich die Lücken,

die schon da waren, verfestigen.

In der dritten Klasse etwa

haben wir Personenbeschreibung.

Da merkt man ganz stark,

dass die Schüler

sich das selber beibringen müssen.

Institute wie dieses

sollen vom 2-Mrd.-Paket

der Bundesregierung profitieren.

Eine Milliarde allein

für Nachhilfeunterricht

und weitere Angebote.

Das heute

auf den Weg gebrachte Programm

soll mit Beginn

des kommenden Schuljahres starten.

Wir wollen aber trotzdem

schon ermöglichen,

dass in den kommenden Sommerferien

etwas passieren kann.

Wir denken da an Sommercamps

und Lernwerkstätten.

Eine weitere Milliarde

soll es für Freizeit-

und nicht-schulische Programme

geben.

Mit dem Aufholpaket komme

hoffentlich etwas ins Rollen,

sagen Schülervertreter.

Der Frust sei groß,

die Probleme schon lange bekannt.

Wir haben noch nicht

das vernünftige Distanzlernen,

immer noch nicht die Hilfe

für die, die Hilfe brauchen.

Den jungen Menschen

wird seit einem Jahr gesagt:

Ihr seid das Wichtigste.

Am Ende kommt aber

nicht richtig was an.

Auch hoffen sie, dass die Gelder

unbürokratischer fließen.

Und nicht so, wie viele Schulen es

bei der Digitalisierung erlebt haben.

Bildungsexperten

halten das Paket für unterfinanziert

und warnen vor Langzeitfolgen.

V.a. für Grundschüler und

Kinder aus benachteiligten Milieus.

Wir haben Erst-,

Zweit-, Dritt-, Viertklässler:

Die die Grundtechniken

Lesen, Schreiben, Rechnen

nicht auf dem Niveau beherrschen,

wie wir das gewohnt sind.

Das wird uns

ein paar Jahre begleiten.

Wenn wir jetzt nicht voll reingehen,

auch konzeptionell,

kann es sein,

dass uns das zehn Jahre begleitet.

Nachhilfe sei nicht alles,

könne aber helfen.

Wie in Essen bei Schülerin Amal,

bei der der Zusatzunterricht

viel gebracht hat.

Voll gut, ich bin viel besser

in der Schule geworden

und ich habe viel bessere Noten.

Erste Schritte, auf die sie hofft,

aufbauen zu können.

Wie die Bundesregierung

den Familien jetzt helfen will,

dazu hat Kristina Böker

vom SWR diese Meinung:

Seit fünf Monaten sind meine Kinder

durchgehend im Homeschooling.

Das Halbjahr davor lief auch

schon im holprigen Digital-Modus.

Welche Wissenslücken

nach dieser Zeit zurückbleiben –

für mich ist das eine "black box",

besorgniserregend.

Ich sollte mich über ein 2 Mrd.

schweres Aufholprogramm freuen –

und bin dennoch skeptisch.

Ich bezweifele,

dass Kinder das Corona-Jahr

in zwei Ferienwochen aufholen können

wie zwei Tore Rückstand beim Fußball.

Leistungsdefizite,

psychische Probleme,

durch Corona verschärfte

Bildungsunterschiede:

Das ist komplexer

als ein Torrückstand.

Zudem gönne ich allen Kindern Ferien.

Denn sie hatten Schule

und nicht Freizeit.

Und mussten

mit mehr Eigenverantwortung

und weniger persönlicher Ansprache

ihr Pensum schaffen.

Vielleicht hätten sie mehr davon,

wenn ihre Lehrpläne nächstes Jahr

entrümpelt würden.

Zudem frage ich mich,

ob das Geld ankommt.

Beim Digitalpakt blieb der Großteil

der 6,5 Milliarden

in der Bürokratie hängen

und die Schulen analog.

Und jetzt?

Wünsche ich mir statt

kurzfristiger Finanzspritzen

eine Langfrist-Strategie

für unsere Kinder.

Der heute beschlossene Rechtsanspruch

auf Ganztagsbetreuung

in der Grundschule

ist ein Schritt dahin.

Wobei unfassbar ist, dass die

Regierung ihn 13 Jahre später umsetzt

als den Rechtsanspruch

auf Kleinkindbetreuung.

Es gibt einiges aufzuholen.

Aber bitte schnell, wenn die Schüler

von heute etwas davon haben sollen.

Dass eine Pandemie kommen muss,

um in einem vermeintlich

gut organisierten Land

die Mängel im Bildungssystem

so offenzulegen:

Das ist erschütternd.

Aber hoffentlich am Ende heilsam.

Die Meinung von Kristina Böker.

Seit einem Monat

impfen auch die Hausärzte,

und sie kommen kaum hinterher.

Weil viele Menschen wissen wollen,

wann sie an der Reihe sind,

haben die Praxen

alle Hände voll damit zu tun.

Und so ziehen

immer mehr Hausärzte die Lehre:

Lieber pragmatisch impfen,

statt auf die Reihenfolge zu achten.

Ganz im Sinne der Pforzheimer

Hausärztinnen,

die heute in einem Drive-in

auf einem Supermarkt-Parkplatz

die AstraZeneca-Dosen verimpften,

die in der Praxis keiner wollte.

Ohne Termin

und zur Freude der Geimpften,

von denen etliche

mit einem Hupkonzert dankten.

Über das große Impfen in den Praxen:

Andreas Hilmer

und Christian Stichler.

Ein guter Tag für Kirsten Menzel.

Die 59-Jährige bekam vergangene Woche

einen Brief von ihrer Praxis.

Darin die Einladung

zu einem Impftermin.

Huch, das ist ja gut.

Dann brauch ich nicht

ins Impfzentrum.

Ich hab mich gefreut.

Guten Tag.

Björn Parey teilt sich

eine Gemeinschaftspraxis

mit sechs Kolleginnen - das hilft.

Denn die Menge an Impfdosen wird pro

Arzt und nicht pro Praxis berechnet.

Allerdings: Wie alle Hausärzte

erfährt er nur kurzfristig,

wie viel Impfstoff ihm

in der Folgewoche zugestellt wird.

Diesmal waren es

200 Dosen BionTech/Pfizer.

AstraZeneca

verimpfen sie hier kaum noch.

Denn die Patient*innen über 60

haben sie weitgehend versorgt.

Wir impfen nur die Leute,

die vor dem Beginn der Impfkampagne

regelmäßige Patienten waren.

Die impfen wir primär durch.

Sonst hätten wir jeden Tag ein

exponentielles Wachstum an Anfragen.

Es ist ohnehin so, dass jeden Tag

30 Leute anrufen und fragen,

ob sie Patient werden können,

um geimpft zu werden.

Die vielen Anfragen kennen sie auch

in dieser Hausarztpraxis in Bremen.

Mittwochs impft Ulrich Weigeldt,

Bundesvorsitzender

des Hausärzteverbandes.

Er fordert mehr Impfstoff

und mehr Freiheiten für die Praxen,

selbst zu entscheiden.

Man muss diesen Verteilungskampf

nicht regeln, sondern laufen lassen.

Umso mehr Praxen impfen,

umso mehr Impfstoff können wir

gleichzeitig verabreichen.

Wenn ich Praxen ausschließe,

weil schon jüngere Gruppen

geimpft werden:

Dann können die anderen

das nicht auffangen.

Auch der Deutsche Ethikrat

spricht sich dafür aus,

dass man Hausärzte beim Impfen

nicht zu stark reglementiert.

Es ist wichtig,

dass wir jetzt Meter machen.

Wenn man die Priorisierungsgruppen

weggeimpft hat,

dann geht man zu den Nächsten.

Dann geht es darum, dass man

in die Breite geht und schaut,

dass man die Gruppen mit vielen

Kontakten schnell erreicht.

Also die junge Generation

oder eben Brennpunktviertel.

Aber solange die Priorisierungen

noch gelten,

können sie hier in Hamburg

nicht einfach Jüngere impfen.

Sie wollen stattdessen

erst mal andere unterstützen.

Eine Praxis wie unsere wird auch

den Nachbarpraxen helfen,

die die nicht so gerne

impfen wollen.

Es gibt auch Praxen,

die nicht so groß dabei sind,

die ganz dankbar sind.

Dass bald mehr Impfstoff kommt,

hofft auch Björn Parey.

Und darauf, dass die Priorisierungen

bald aufgehoben werden.

Gesundheitsminister Spahn

hat sich heute dafür ausgesprochen:

Für Corona-Impfungen

mit dem Wirkstoff von AstraZeneca

die Priorisierung sofort aufzuheben.

Darüber werde er morgen mit

seinen Amtskolleg*innen sprechen.

Unabhängig von Alter

und Vorerkrankungen

könne dann jeder, der dies wolle,

mit AstraZeneca geimpft werden.

Es ist eine Woche her,

dass die Richter in Karlsruhe

der Regierung das Klimaschutzgesetz

um die Ohren hauten.

Sie stellten klar,

dass es so nicht funktioniere.

Prompt erhöhte sich die Drehzahl

im Wahlkampf, heute bei der SPD:

Den Roten kann es

nicht schnell genug gehen zu zeigen,

wie grün sie sind.

Sie legten heute ein Konzept vor

für ein neues, schärferes Gesetz,

für das aber zunächst nur

ein paar Zahlen ausgetauscht wurden.

Markus Reher.

Verkehrte Welt in Berlin,

so scheint es.

Der Finanzminister

zieht die Umweltpolitik an sich.

Olaf Scholz

verkündet neue Klimaziele,

da blitzt der Kanzlerkandidat

in ihm auf.

Ziele haben ist schön, sagen,

wie es geht, ist noch besser.

Das ist das Thema

der nächsten Wochen und Monate.

Ich brauche niemanden mehr,

der auch dafür ist,

dass wir den Klimaschutz hinkriegen.

Ich brauche jemanden, der mitmacht,

das zu schaffen.

Es besteht Handlungsbedarf.

Das Bundesverfassungsgericht

hatte vergangene Woche entschieden:

Das Klimaschutzgesetz

muss nachgebessert werden,

Generationen-gerechter.

Bisher legt es fest, bis 2050

soll Deutschland klimaneutral sein.

Dafür soll bis 2030

der Ausstoß von Treibhausgasen

um 55 Prozent im Vergleich zu 1990

reduziert werden.

Für die Zeit danach

gibt es keine Regelung.

Die SPD will nun

Klimaneutralität bis 2045.

Dazu soll

die Treibhausgas-Emission bis 2030

um 65 Prozent reduziert werden,

bis 2040 um 88 Prozent.

Der Rest bis 2045.

Die Union signalisiert Zustimmung,

aber es gebe noch einiges zu regeln.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet

muss als Ministerpräsident von NRW,

dem Stahl- und Kohleland im Westen,

auch auf die Arbeitsplätze schauen.

Verkehrte Welt auch hier,

so scheint es:

Jahrzehnte lang war das

klassische SPD-Politik.

Das ist eine riesige Umstellung

und wir wollen alles tun,

dass Arbeitsplätze erhalten werden.

Und dass wir trotzdem

Klimaneutralität erreichen.

Eine Riesen-Ambition

liegt jetzt vor uns.

Das ist die Modernisierung,

die wir in den 20er-Jahren brauchen.

Klimaschutz als Wahlkampfthema:

Union und SPD wollen es nicht mehr

allein den Grünen überlassen.

Deren Kanzlerkandidatin

Annalena Baerbock

hielt sich heute zurück.

Sie verwies

auf ihren vollen Terminkalender.

Die Umweltschutzbewegung

Fridays for Future aber

übte scharfe Kritik

am Vorstoß von Olaf Scholz.

Nach acht Jahren

in der Regierungsverantwortung

unzureichende Klimaziele

zu verkünden

und sich als Klimaschutz-Vorreiter

zu positionieren:

Gleichzeitig aber mit beschlossenen

Gesetzen wie dem Kohleausstieg 2038

oder dem Festhalten an Nord Stream 2

weiter die Klimakrise zu befeuern.

Das ist viel zu kurz gegriffen.

Union und SPD dürften

in den nächsten Tagen noch heftig

um die Details zum

neuen Klimaschutz-Gesetz ringen.

Mit dem nächsten Thema

wird kein Wahlkampf gemacht.

Obwohl es

so viele Menschen betrifft,

die sich ausgeschlossen

und benachteiligt fühlen.

Menschen mit Behinderungen

gehören mitten in die Gesellschaft.

Laut UN-Behindertenrechtskonvention

ein Menschenrecht.

Sie sollten auch

am Arbeitsleben teilhaben.

Doch zu oft ist dem nicht so.

7,9 Millionen schwerbehinderte

Menschen gibt es in Deutschland,

3,23 Millionen von ihnen

sind im erwerbsfähigen Alter.

Doch von diesen

ist nur rund jeder Dritte

im Ersten Arbeitsmarkt

beschäftigt.

Zum Protesttag zur Gleichstellung

der Menschen mit Behinderung

traf Tim Diekmann einen Mann,

der viel mehr könnte, als er darf.

Alexander Subat

ist es gewohnt zu kämpfen.

Schon sein ganzes Leben.

Der komplizierte Alltag

als Rollstuhlfahrer,

die Vorurteile in der Gesellschaft.

Auf seinem Handbike kann Subat

all das für einen Moment vergessen.

Das gibt die Freiheit,

wenn du das hast.

Das gibt dir Möglichkeiten,

die du sonst nicht hast.

Seit seinem ersten Lebensjahr

sitzt Alexander Subat im Rollstuhl.

Aufgehalten hat ihn das fast nie:

Als erster Rollstuhlfahrer absolviert

er eine Security-Ausbildung,

arbeitet als Türsteher

und Personenschützer.

Es folgen Jobs als Streetworker

und Medizinprodukte-Berater.

Immer in befristeten Verträgen.

Doch jetzt will den 49-Jährigen

keiner mehr beschäftigen.

Bewerbungen habe ich schon

100 Stück geschrieben.

Zurück kamen nur Absagen.

Das frustriert einen.

Die Leute hören: Behinderung?

"Oh, Gefahr!"

Oder: "Ich weiß nicht,

wie ich damit umzugehen hab."

Vorbehalte? Berührungsängste?

Gerecht, sagt er, werden

behinderte Menschen in Deutschland

noch immer nicht behandelt.

V.a. der Arbeitsmarkt diskriminiere

Menschen mit Behinderungen.

Von der oft geforderten

inklusiven Arbeitswelt

ist Deutschland noch weit entfernt.

Das zeigt das Beispiel

der "Beschäftigungspflicht":

Unternehmen

mit mehr als 20 Arbeitsplätzen

müssen eine Fünf-Prozent-Quote für

Menschen mit Behinderungen erfüllen.

In den meisten Fällen

wird die Quote nicht erreicht.

77 % aller Arbeitgeber

erfüllen die Quote nicht.

25 % aller Unternehmen

beschäftigen gar keine Menschen

mit Schwerbehinderung.

Stattdessen zahlen sie eine Abgabe

für die nicht besetzte Stelle.

Meist wenige Hundert Euro monatlich.

Eine geforderte Erhöhung der Abgabe

lehnen die Arbeitgeber ab.

Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf hat

selbst eine körperliche Einschränkung

und appelliert an die soziale

Verpflichtung seiner Kollegen.

Wir stellen

unter gleichen Bedingungen

Schwerbehinderte

und nicht Schwerbehinderte ein.

Da gibt es auch keinen Vorteil,

die Qualifikation muss stimmen,

und manchmal passt es nicht.

Deswegen werden manchmal

Schwerbehinderte nicht eingestellt.

Den Übergang

in den Ersten Arbeitsmarkt

sollen Werkstätten für Menschen

mit Behinderung fördern.

Hier arbeiten 320.000 Beschäftigte

für ein geringes Taschengeld.

Das System wird immer wieder

von Experten kritisiert.

Denn weniger als ein Prozent

schaffen den Übergang von Werkstatt

zum allgemeinen Arbeitsmarkt.

Das liege auch

am komplizierten Fördersystem.

Es wird schwierig,

wenn es an die Einstellung geht.

Da muss man die Leistung beantragen,

was ein hoher

bürokratischer Aufwand ist.

Der leidenschaftliche Tennisspieler

Alexander Subat

wünscht sich vor allem eins:

echte Gleichstellung.

Der Kampf fängt an,

wenn du angenommen wirst.

Dann musst du immer zeigen,

dass du mindestens genauso gut bist,

wie die, die laufen können -

eigentlich besser.

Alexander Subat will weiterkämpfen -

nicht nur für sich selbst.

Katrin Langensiepen

ist Grünen-Abgeordnete

im Europaparlament.

Wie sie selbst sagt,

die einzige weibliche Abgeordnete

mit sichtbarer Behinderung.

Guten Abend, Frau Langensiepen.

Guten Abend, Frau Miosga.

"Behinderung? Oh, Gefahr!"

Von derlei Reaktionen

hat uns Alexander Subat erzählt.

Kennen Sie das auch?

Es wurde mir so direkt nicht gesagt,

aber hintergründig

wird das schon gespiegelt.

Menschen mit Behinderung:

Das verbindet man mit Problemen,

mit Krankheit, auch mit Leid,

mit etwas Negativem.

Das ist mir nicht unbekannt.

Wir haben Sie es persönlich erlebt?

Sie haben Fremdsprachen-

Korrespondentin gelernt,

bevor Sie die politische Karriere

gestartet haben.

Als Teenager wollte ich immer

etwas mit Medien machen.

Man sagte mir:

Jemand mit sichtbarer Behinderung.

Dann wird man das öffentlich sehen.

Man zeigt seine Behinderung nicht

in der Öffentlichkeit.

Wenn man sich immer bewirbt

und nie eine Anstellung bekommt,

obwohl man gut qualifiziert ist,

dann gibt einem das zu denken.

Es heißt: "Sie sind gut ausgebildet,

aber ... "

Es kommt einem komisch vor.

Freundliche Menschen

sagen es einem direkt.

Aber das ist

diese subtile Diskriminierung,

von der viele Menschen sprechen.

Wieso kommen so wenig Menschen

mit Behinderung in den Arbeitsmarkt?

Wo sind die größten Hürden?

Die Hürden sind vielfältig.

Wenn junge Menschen in den

Förderschulen beschult werden

und dann direkt

in Werkstätten gehen:

Oft ohne eine adäquate

Weiterbildungsmöglichkeit.

Es gibt Abschlüsse und Ausbildungen,

auf dem Ersten Arbeitsmarkt

nicht anerkannt sind.

Oder nicht gerne gesehen werden.

Es ist schwierig, da rauszukommen.

Häufig haben Arbeitgeber*innen

Barrieren im Kopf:

"Wenn ich jemanden

mit Behinderung einstelle,

dann ist er immer krank."

Man geht automatisch davon aus,

als würden sich Menschen mit

Behinderung auf Stellen bewerben:

Die sie nicht erfüllen können.

Ein Rollstuhlfahrer würde sich nie

als Dachdecker bewerben.

Das ist Blödsinn.

Diese Ängste sind oft unbegründet.

Die Arbeitgeber sagen, sie wollen.

Aber sie werden nicht genug

unterstützt bei dem Aufwand,

den sie betreiben müssen:

Wenn sie Menschen mit Behinderungen

beschäftigen wollen.

Und sie steigen nicht durch

durch den Antragsdschungel

bei der Förderung von Inklusion.

Das steht auch in meinem Bericht

für das Europäische Parlament.

Das habe ich auch selbst erlebt.

Das ist aber nur

ein Teil der Wahrheit.

Die Hürden sind hoch,

die Bearbeitung der Anträge

dauert lange.

Das Budget für Arbeit

wird kaum angenommen.

Es gibt aber auch Hürden im Kopf.

Das Bild von Menschen mit

Behinderung in der Gesellschaft

als eine Begegnung

mit der dritten Art:

Weil wir keine Begegnungen haben.

Die müssen wir schaffen,

um Vorurteile abzubauen.

Sie fordern einen radikalen Schnitt

und wollen die

Behindertenwerkstätten abschaffen.

Nehmen Sie diesen Menschen

nicht damit auch einen Arbeitsmarkt?

Im Europäischen Parlament

habe ich einen Bericht verfasst

zur Lage von Menschen mit

Behinderung auf dem Arbeitsmarkt.

Die Zahlen waren katastrophal.

Menschen mit Behinderung

waren arbeitslos

oder sind in Einrichtungen.

Das widerspricht den

UN-Behindertenrechtskonventionen

und dem Artikel 27, die klar sagen:

Diese Menschen

sollen frei wählen können.

Sie sollen einen Lohn bekommen,

von dem sie leben können.

Das können sie

in den Werkstätten nicht.

Sie sind keine Arbeitnehmer.

Es gibt keinen Mindestlohn,

sie haben kein Streikrecht.

Sie sind Rehabilitant*innen.

Deutschland und die EU haben

die UN-Behindertenrechtskonvention

vor über zehn Jahren ratifiziert.

Es ist Gesetz.

Deutschland wurde von der UNO

dafür abgewatscht,

dass im Bereich inklusiver

Arbeitsmarkt nichts passiert.

Ich fordere, die Werkstätten

auslaufen zu lassen

und eine Veränderung.

Sagt die Grünen-Abgeordnete

im Europaparlament,

Katrin Langensiepen.

Danke für Ihre Zeit.

Gerne.

Das Gespräch

haben wir aufgezeichnet.

Wir müssen noch

nach Schottland schauen,

wo morgen erneut abgestimmt wird.

Es geht vordergründig um die Wahl

des neuen Regionalparlaments,

doch eigentlich geht es, wieder

einmal, um die Frage: Yes oder No?

Sollen die Schotten raus aus dem

Königreich oder sollen sie bleiben?

Schottland ist

in dieser Frage gespalten.

Sollte die Schottische

Nationalpartei SNP

die absolute Mehrheit erreichen,

könnte der Druck so groß werden:

Dass Premier Johnson in London

gar nicht anders kann,

als ein Unabhängigkeitsreferendum

in Schottland zuzulassen.

Annette Dittert.

Wenn es nach ihnen ginge, wäre

Schottland schon lange unabhängig.

Seit Jahren kurven die Yes-Biker

unermüdlich durchs Land,

um für

die Unabhängigkeit zu werben.

Diese Wahl wird den Durchbruch

bringen, glauben sie.

Als wir's beim letzten Mal

nicht geschafft, habe ich geweint.

Diesmal werde ich wieder weinen,

aber vor Glück.

Die Unterstützung ist da.

Und wenn die SNP

jetzt eine Mehrheit bekommt,

dann wird es ein neues Referendum

zur Unabhängigkeit geben.

Vielleicht sogar dieses Jahr.

Ganz so schnell

dürfte es nicht gehen,

das sagt selbst die SNP- und

Regierungschefin Nicola Sturgeon.

Die die Unabhängigkeit auch will,

aber dafür erst

die Wahl gewinnen muss.

Und dann noch die Zustimmung

Boris Johnsons dafür braucht.

Die der aber nicht geben will.

Wenn die Menschen hier mehrheitlich

für die Unabhängigkeit stimmen,

dann kann kein Politiker uns

ein zweites Referendum verwehren.

Das wäre gegen

jedes demokratische Prinzip.

Eine direkte Kampfansage an Johnson,

der in Schottland so unpopulär ist

wie kaum ein Tory zuvor.

Und deshalb während des Wahlkampfs

nicht dort erschienen ist.

Das ist jetzt nicht die Zeit ...

Wir kommen gerade

aus einer Pandemie.

... für ein unverantwortliches

zweites Referendum.

Außerdem hatten wir gerade eins.

Seitdem aber gab es den Brexit,

und die SNP ist der Meinung,

dass der alles geändert hat.

Angus Robertson

ist der SNP-Kandidat in Edinburgh.

Er ist zuversichtlich,

dass die SNP mit ihrer Botschaft

morgen klar gewinnen wird.

Schließlich war die Mehrheit

der Schotten gegen den Brexit.

Und die Unabhängigkeit

ist jetzt der einzige Weg,

um zurück in die EU zu kehren.

Die Menschen in Schottland haben

ein anderes Wertesystem als das,

wofür Boris Johnson steht.

Außerdem sind wir Europäer

und er sieht das für England nicht.

Das ist ein massiver Unterschied.

Deshalb driften wir

immer weiter auseinander.

Ihr Nationalismus

sei das genaue Gegenteil

des englischen Nationalismus,

sagen uns auch die Yes-Biker.

Schottischer Nationalismus

ist offen für alle.

Ich nenne die Menschen hier

gar nicht mehr Schotten.

Ich sage: Schottlands Menschen.

Wir haben hier so viele Europäer

und sie sind ein Teil von uns.

Sie haben auch nichts gegen

die Engländer, sagen sie uns,

sie wollen nur nicht mehr

von ihnen regiert werden.

Egal, wie lange der Weg

bis dahin noch sein mag.

Für den Nachrichtenüberblick

kehren wir zurück nach Deutschland

und zu den Ausgangsbeschränkungen,

die einige gerne gekippt sähen.

Das Bundesverfassungsgericht

hat eine

vorläufige Entscheidung getroffen.

Die Richter haben entschieden,

dass die bundesweiten Regeln

für nächtliche Ausgangsbeschränkungen

vorerst in Kraft bleiben dürfen.

Entsprechende Eilanträge

gegen die Maßnahme wiesen sie ab.

Damit ist noch nicht entschieden,

ob die Ausgangsbeschränkungen

mit dem Grundgesetz vereinbar sind.

Diese Frage wird erst

im Hauptsacheverfahren geklärt.

Die US-Regierung hat sich für

eine vorübergehende Aussetzung

des Patentschutzes für

Corona-Impfstoffe ausgesprochen.

Die Handelsbeauftragte, Tai, sagte,

die USA stünden hinter dem Schutz

geistigen Eigentums.

Das weltweite Ausmaß

der Corona-Pandemie

erfordere aber

außergewöhnliche Maßnahmen.

Bislang hatten die USA,

ebenso wie andere Industrienationen,

das Vorhaben blockiert.

Die WTO sprach am Abend

von einem wegweisenden Vorschlag,

damit in mehr Ländern Impfstoffe

hergestellt werden könnten.

In den Koalitionsstreit über eine

bessere Bezahlung von Pflegekräften

kommt offenbar Bewegung.

Gesundheitsminister Spahn hat einen

Gesetzesvorschlag unterbreitet,

um Tariflöhne in der Branche

durchzusetzen:

Versorgungsverträge

sollen ab Juli 2022 nur noch

mit solchen Pflegeeinrichtungen

geschlossen werden:

Die nach Tarif

oder tarifähnlich zahlen.

Finanziert werden soll das

aus dem Bundeshaushalt

und durch eine Erhöhung

des Pflegebeitrags für Kinderlosen.

In der AfD konkurrieren zwei

Zweierteams um die Spitzenkandidatur

für die Bundestagswahl.

Fraktionschefin Weidel kündigte an,

mit dem Bundesvorsitzenden Chrupalla

die Partei in den Wahlkampf

führen zu wollen.

Bereits zuvor hatten die

Bundestagsabgeordnete Cotar

und der pensionierte Generalleutnant

Wundrak ihre Bewerbung angemeldet.

Entscheiden müssen vom 17. Mai an

die Mitglieder.

Das Ergebnis soll

eine Woche später feststehen.

Innenminister Seehofer

hat das islamistische Netzwerk

um den Verein Ansaar International

verboten.

In mehreren Bundesländern wurden

Räume der Organisation durchsucht.

Dem Verein wird vorgeworfen,

ein salafistisches Weltbild zu

verbreiten und Terror zu finanzieren.

Unter dem Deckmantel

der Arbeit für humanitäre Zwecke.

Die Deutsche Post

verzeichnet das beste erste Quartal

ihrer Unternehmensgeschichte.

In den ersten drei Monaten steigerte

sie den Gewinn auf 1,2 Mrd. Euro.

Mehr dazu von Stefan Wolff.

Die Post profitierte dabei

von einem Paketboom.

Weil im Lockdown

Geschäfte geschlossen blieben,

florierte das Online-Shopping.

Die Zahl der verschickten Pakete

stieg um 41 Prozent.

Der für die Post

immer noch lukrative Brief

befindet sich dagegen

auf dem absteigenden Ast.

In den ersten drei Monaten des Jahres

wurden zehn Prozent weniger Briefe

versandt als vor Jahresfrist.

Auf der einen Seite profitiert

die Post beim Online-Shopping

von der Digitalisierung.

Auf der anderen Seite

leidet sie darunter,

weil immer mehr Briefe

elektronisch versandt werden.

Zudem gab es weniger Werbepost.

Wegen der Corona-Pandemie hielten

sich Unternehmen bei Werbung zurück

und sparten sich diese Ausgaben.

Keiner weiß genau,

wie viele es sind,

die durch deutsche Felder

und Wälder streifen.

Der Wolf ist scheu

und lässt sich nur ungern zählen.

Ein paar Hundert sind es bestimmt,

und es werden immer mehr.

Und so kommt der Wolf dem Menschen

mitsamt dessen Nutztieren so nahe,

dass auch dieser

ihm die Zähne zeigt.

Und vermehrt

darüber diskutiert wird,

dass er abgeschossen werden kann.

Obwohl der Wolf zu den besonders

streng geschützten Arten zählt.

Vor 20 Jahren kamen aus dem Osten

die ersten Wolfsrudel nach Sachsen,

auch nach Spreetal.

Mittendrin im Naturschutzgebiet

ging Sven Knobloch

mit Naturschützern auf Wolfspirsch.

Es ist kurz nach 5 Uhr morgens.

Ich treffe mich

mit Naturführer Stefan Kaasche.

Er kennt das Gebiet

um den ehemaligen Tagebau Spreetal

und die Wolfsrudel,

die hier leben, genau.

Mit etwas Glück bekommen wir

einen Wolf zu sehen, sagt er.

Nachdem die Wölfe nachts hier

Beute gesucht haben,

kommen sie morgens meistens

in so einen Bereich zurück.

Der ehemalige Tagebau ist

seit 20 Jahren ein Naturschutzgebiet.

Jetzt heißt es für uns warten

und die anderen Tiere beobachten.

Der Wolf ist auch ein Türöffner.

Mir sagten Leute:

So eine Naturführung

hätte ich nie gemacht,

wenn es nicht

das Thema Wolf gegeben hätte.

Der lässt sich auch

nach drei Stunden nicht blicken.

Deshalb gehen wir

mit Hündin Anima auf Spurensuche.

Wölfe bewegen sich hier nachts

oft auf Wegen.

Deshalb kann man die Anwesenheit

von Wölfen gut auf Wegen sehen.

Anima ist auch schon am Schnüffeln.

Wir können ja mal gucken.

Hier!

So muss das aussehen.

Eine Wegkreuzung, am Wegrand.

Das ist als Reviermarkierung.

Ein Wolf hat gesagt:

Hier ist mein Gebiet.

Ein Beweis, dass die Wölfe hier sind.

Stephan Kaasche wundert es nicht,

dass zuletzt häufiger Videos

von Begegnungen zwischen Menschen

und Wölfen auftauchten.

Diese Beobachtungen

aus den letzten Wochen:

Das waren alles neugierige Wölfe.

Es ging den Wölfen nicht darum,

Menschen zu jagen

oder nachzustellen.

Die haben oft Interesse an dem Hund.

Ein Problem sind Begegnungen mit

Wölfen dagegen für die Tierhalter.

Schäfer Felix Wagner kümmert sich

um mehr als 400 Schafe und Ziegen.

Vor zwei Jahren

verlor er fast 80 Tiere

bei einem einzigen Wolfsangriff.

Das Schlimmste waren

die angerissenen Schafe.

Wo du schon wusstest,

es ist deren Tod.

Die mussten wir erlösen,

meistens gleich.

Es tat einem in der Seele leid,

wie die aussahen.

Seitdem braucht er

für Sicherungsmaßnahmen

täglich doppelt so viel Zeit

wie früher, sagt er.

Seine Schafe

dienen im Naturschutzgebiet

auch der Landschaftspflege.

Der Verein,

der die Schäferei betreibt,

baut gerade einen neuen,

wolfssicheren Nachtpferch.

Die Zäune: tief,

damit sich der Wolf nicht durchgräbt.

Hoch, damit er nicht drüberspringt,

dazu kommt Strom.

Der Bau kostet mehrere Tausend Euro,

sagt Vereinschefin Annett Hertweck.

Dass er nötig ist,

merken die Arbeiter immer wieder.

Da kam einer übers Feld,

aber was für ein Klopper.

Wenn der Wolf gewünscht ist,

dann wäre es auch schön,

dass die, die Schafe halten,

auch Unterstützung bekommen würden.

Finanziell oder mit Materialien.

Sonst gehen

immer mehr Schäfereien kaputt.

Die Hilfen vom Staat

reichten nicht aus, sagt sie.

Trotzdem lehnt sie es ab,

Wölfe zu jagen.

--------------

Das war's von uns.