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2021 Tagesschau, tagesthemen Sendung vom 25.02.2021, 22:15 Uhr - Frauenquote

tagesthemen Sendung vom 25.02.2021, 22:15 Uhr - Frauenquote

Guten Abend zu tagesthemen

mit zwei Frauen im Studio.

Das war in der Geschichte

der Sendung nicht von Beginn an so,

dann aber

schnell selbstverständlich.

Die Wirtschaft ist zögerlicher.

Sie war eine der ersten

Top-Managerinnen Deutschlands,

Ende des 19. Jahrhunderts:

Margarete Steiff.

Sie formte aus

einer kleinen Manufaktur in Schwaben

eine große Spielwarenfabrik.

Solche Frauen an der Spitze

gab es immer schon,

nur sind sie bis heute die Ausnahme:

Der typische Vorstand ist männlich,

auch im 21. Jahrhundert.

Von selbst

scheint sich das nicht zu ändern.

Also versucht es die Bundesregierung

mit einem Gesetz.

Sollte die Mindestquote kommen

für große Unternehmen,

dann wären Managerinnen wie sie

sehr gefragt.

Julie Kurz.

Vor der Zeit sein:

Christian Böhnke kennt das Gefühl

nur zu gut.

Vor 14 Jahren

gründete er "Hunting her":

Erste Headhunting-Agentur

in Deutschland nur für Frauen.

Wir wurden belächelt.

Als eine spezialisierte

Personalberatung nur für Frauen

schob man uns in die exotische Ecke.

"Exotische Ecke", wenn es

um die Hälfte der Gesellschaft geht.

Lange änderte sich daran nichts.

Nun aber sind Frauen

mit Führungserfahrung gefragt,

der Markt umkämpft.

Will ein Unternehmen eine Frau an

der Spitze, finde man eine, aber:

Es hängt davon ab,

ob die Entschlossenheit

vorhanden ist oder nicht.

Wenn man sich

Vorstandsebenen so anschaut,

dann war das mit der Entschlossenheit

bisher - na ja, so eine Sache.

Das soll eine Quote ändern.

Laut Gesetzentwurf müssen Unternehmen

ab vier Vorstandsmitgliedern

mindestens

einen mit einer Frau besetzen.

Allein die Ankündigung führte dazu,

dass DAX-Unternehmen Frauen

in die Führungsetagen berufen haben:

Aber nicht ohne Protest.

Der Adidas-Chef wettert in einem

Interview mit der Bild kürzlich:

Die Quote

sei keine nachhaltige Lösung.

Er beschwört das Leistungsprinzip.

Im Parlament verteidigt die

Familienministerin heute den Entwurf:

Wo eine Frau Verantwortung

in den Chefetagen übernimmt,

geht es gleichberechtigter

und wirtschaftlich erfolgreicher zu.

Das zeigen Studien.

Aber auch hier:

nicht nur Quotenfreunde.

Es bedarf keiner Frauenquote, sondern

eines Kulturwandels, fordert die FDP.

Damit es möglich ist, Verantwortung

für Familie und Beruf zu übernehmen.

Da sitzen die Killer der Karrieren.

Und ein AfD-Abgeordneter fragt sich:

Was für einen Grund

hätte ein Unternehmen wie BMW,

das auf allen Ebenen

qualifizierteste Mitarbeiter sucht:

Was für einen Grund

hätte dieses Unternehmen,

Frauen nicht einzustellen,

wenn sie kompetent wären?

Grüne und Linke hingegen finden

das Gesetz nicht weitreichend genug.

Was bringt eine Quote, wenn sie

nur wenige Vorstandsposten betrifft?

Das Institut für Wirtschaftsforschung

geht davon aus,

dass das Gesetz

breiter wirken könnte.

Es zwingt die Unternehmen für Frauen

Karrieremöglichkeiten zu schaffen.

Damit sie genug Frauen haben,

die sich qualifizieren

für 'nen Vorstandsposten.

Genau das denkt auch der Headhunter.

Gewünscht hätte er sich aber,

dass die Unternehmen von allein

das Potenzial erkannt hätten:

Von der Hälfte der Gesellschaft.

Sie ist eine der wenigen Frauen in

Spitzenpositionen in der Wirtschaft

und sie ist

für die gesetzliche Quote.

Dr. Sigrid Nikutta

war fast zehn Jahre Chefin

der Berliner Verkehrstriebe.

Sie ist im Vorstand

der Deutschen Bahn

verantwortlich für Güterverkehr,

DB Cargo.

Guten Abend, Frau Nikutta.

Schönen guten Abend, Frau Miosga.

Wir wollten auch mit Ihnen sprechen,

weil die Bahn schon freiwillig

die Quote hingekriegt hat.

Nun erfahren wir,

dass die einzige Frau im Vorstand

neben Ihnen hinschmeißt.

Fachmagazine schreiben, ihr habe

ein Mann den Rang streitig gemacht.

Was'n da los?

Erst mal muss man ganz klar sagen:

Die Bahn ist,

was das Thema Frauen angeht,

schon seit Jahren ganz weit vorne.

Wir haben uns schon im Frühjahr

das Ziel gesetzt:

Wir wollen 30 Prozent Frauen

in allen Führungspositionen haben.

Derzeit haben wir erst 21 Prozent.

Und im Vorstand

sind wir zwei Frauen.

Auch das geht über

die jetzigen Zielsetzungen hinaus.

Dennoch finde ich es persönlich -

auch wir als Deutsche Bahn - schade,

dass meine Kollegin Sabina Jeschke

einen anderen Weg einschlägt.

Und nicht mehr mit mir

im Vorstand der Bahn sein wird.

An dem Gerücht,

dass sie hinschmeißt,

weil ein Mann ihr den Rang streitig

gemacht hat, da ist nichts dran?

Also, wir sind sieben Personen im

Vorstand, fünf Männer, zwei Frauen.

Und die Ressortverteilung ist klar.

Sabina hat einen anderen Lebensweg

für sich entschieden,

was ich

sehr gut nachvollziehen kann.

Sie ist einer der Top-Frauen

in der deutschen Wirtschaft,

auch eine Top-Forscherin.

Und ich

respektiere ihre Entscheidung.

Ist es schwierig, Frauen

für solche Spitzenposten zu finden?

Wir haben ja einen Headhunter

kennengelernt, der gut zu tun hat.

Ich sage Ihnen:

Es ist nicht schwierig.

Es gibt genügend

hochqualifizierte Frauen.

Das ist ein Teil der Wahrheit.

Der andere ist - wenn wir immer noch

nur knapp über zehn Prozent Frauen

in Management-Positionen haben:

Dann haben wir hier

noch großen Nachholbedarf.

Da müssen wir in allen Ebenen

in Unternehmen anfangen,

Frauen wirklich zu holen

und zu entwickeln.

Von der Auszubildenden

bis zur Top-Managerin.

Mich interessiert der Weg dorthin,

wo Sie sind.

Mussten Sie besondere Hürden nehmen,

weil Sie eine Frau sind?

Liebe Frau Miosga, am Anfang

ist man sich dessen nicht bewusst.

Als ich mit 20 anfing zu arbeiten,

dachte ich:

Ist doch ganz egal,

ob du eine Frau oder ein Mann bist.

Ich habe dann im Berufsleben

sehr schnell gelernt,

dass es sehr wohl einen Unterschied

macht, welches Geschlecht du bist.

Denn eigentlich musste ich -

das kann ich rückblickend sagen -

immer deutlich mehr leisten,

hatte deutlich mehr Widerstände.

Und ich musste immer wieder

darauf aufmerksam machen,

dass ich weiterkommen will,

Karriere machen möchte.

Ich glaube, da gibt es

noch lange keine Chancengleichheit.

Es gibt mannigfaltige Klischees, mit

denen Frauen in Führungspositionen

sich herumschlagen müssen.

Welche Sätze

wollen Sie nie wieder hören?

Der schlimmste Satz:

"Seien Sie doch froh,

dass Sie mit kleinen Kindern

bei uns Vorstand werden können."

* Lachen *

Was haben Sie gesagt?

Ja, ich war doch verärgert darüber.

Oder auch so Sätze wie:

"Meinen Sie nicht, dass Sie es jetzt

mal ruhiger angehen lassen müssen?"

Oder Sätze wie:

"Ich verstehe gar nicht, dass Sie

als Frau so viel Wert darauf legen,

beruflich erfolgreich zu sein."

Oder auch den Satz:

"Meinen Sie nicht, dass Ihr Mann

jetzt mehr arbeiten sollte?"

* Lachen *

Was haben Sie gesagt auf die Frage?

Man muss wissen: Sie haben fünf

Kinder, und Ihr Mann ist zu Hause.

Ganz genau.

Und mit jedem Kind bekam ich

genau diese Sprüche zu hören.

Mein Spruch ist dann immer:

"Das entscheiden wir

schon gemeinsam."

Und bei uns war das immer ganz klar.

Aber es gab - das muss ich sagen -

auch sehr viel Unterstützung.

Die Welt ist da

nicht schwarz oder weiß.

Genauso wie es Sprüche gab,

die extrem diskriminierend waren,

gab es extrem viel Unterstützung.

Gerade in Berlin, als ich sehr

sichtbar war als BVG-Chefin

und zwei Kinder bekommen habe, habe

ich viel Unterstützung erfahren.

Irgendwann

wurde es selbstverständlich.

Aber am Ende des Wegs

sind wir noch nicht, sagen Sie.

Was ist der Punkt, an dem wir

nicht mehr über Quoten reden müssen?

Ja.

Als Unternehmerin weiß ich,

dass, um Erfolge zu haben,

Ziele sehr, sehr wichtig sind.

Und damit wir erfolgreich bleiben,

damit unsere Wirtschaft

dauerhaft wettbewerbsfähig ist:

Da brauchen wir die besten Köpfe.

Und dann bin ich überzeugt davon,

werden wir dazu kommen,

dass mindestens 50 Prozent Frauen

da sein werden in allen Ebenen.

Erleben wir das noch?

Jaaaa ... Ich wäre froh,

wenn meine Töchter es erleben.

Mein Ziel ist,

dass die Generation nach uns

es einfach haben wird.

Dass wir es wirklich schaffen,

unabhängig vom Geschlecht

die gleichen Chancen zu haben.

Dass diese Chancen nur

von der Leistung abhängen werden.

Danke, Sigrid Nikutta.

Herzlichen Dank.

Das Gespräch

habe ich vor der Sendung geführt.

Quote und Gleichberechtigung.

Dazu die Meinung einer Frau

in Führungsverantwortung beim NDR,

als Leiterin von Kultur

und Dokumentation:

Anja Reschke.

Ich finde die Quote schrecklich,

beschämend, dass sie

eingeführt werden muss im Jahr 2021.

Erniedrigend für uns Frauen,

dass wir schon wieder gegen dieses

einfallslose Argument angehen müssen:

Dass es in Wirtschaft und Führung

um Qualifikation

und nicht Geschlecht gehen muss.

Ach!

Dabei ist das Geschlecht schon ewig

entscheidend bei der Besetzung.

Man musste halt ein Mann sein.

Vor 20 Jahren hatten sich

deutsche Unternehmen verpflichtet,

einen höheren Frauenanteil

anzustreben.

Wenn heute in

den 200 umsatzstärksten Unternehmen

nur 12 % der Vorstände weiblich sind,

heißt das:

Mehr Frauen

haben nicht das Zeug zu Führung?

Und hat es auch etwas

mit Qualifikation zu tun,

wenn ein Drittel der Unternehmen,

die Zielvorgaben für Frauen

in Vorständen angeben müssen,

die Zahl auf null gesetzt haben?

Ziel: null Frauen?

Vor sechs Jahren

beschloss der Bundestag

das Führungspositionen-Gesetz.

Damals ging es

um die Quote für Aufsichtsräte.

Mit dem gleichen Gezeter.

Aber die Quote von 30 % Frauen

wurde binnen zwei Jahren erfüllt.

Und?

Ist die deutsche Wirtschaft

den Bach runtergegangen?

Die Quote

ist ein politischer Eingriff

in die Unternehmensfreiheit -

keine Frage.

Das waren auch Gesetze

zum Arbeitsschutz

oder Ruhestandsregelungen.

Aber sie dienen

dem Wohl der Gesellschaft.

Das ist Aufgabe der Politik.

Ich zitiere mal

die große Schauspielerin Heidi Kabel:

"Emanzipation ist erst dann

vollendet, wenn auch mal

eine unfähige Frau in

einer verantwortlichen Position ist."

Wenn das erreicht ist, dann können

wir die Quote wieder abschaffen.

Aber so lang werden wir sie brauchen.

Die Meinung von Anja Reschke.

Wir kommen auch heute

nicht vorbei an der Pandemie.

Was im Wortsinn bedeutet:

Das Virus kennt keine Grenzen.

Trotzdem versuchen Regierungen

in Europa es wieder:

Mit eingeschränktem Grenzverkehr

auch die Infektionsketten

zu unterbrechen.

Die Grenze zu Tschechien z.B. ist

seit fast zwei Wochen fast dicht,

auch in Sachsen.

Weil drüben

die britische Virus-Variante

so viele Menschen befallen hat.

Tausende sind jetzt gezwungen,

auf Abstand zu bleiben zu allem,

was sonst ihr Leben bestimmt.

Danko Handrick und Julia Cruschwitz

waren heute im Erzgebirge.

Na, alles okay?

Und du, keine Neuigkeiten,

ob du rüber darfst?

Den Ablehnungsbescheid haben wir.

Sonst sieht's traurig aus.

Einfach rüber in seine Firma bei

Marienberg darf Thomas Mehnert nicht.

Der Unternehmer aus Sachsen

wohnt in Tschechien.

Doch an dieser Brücke im Erzgebirge

ist Schluss.

Tausende Pendler müssen sich,

so wie Mehnert entscheiden,

in Deutschland arbeiten

oder in Tschechien leben.

Ausnahmen gibt es in Sachsen

nur für medizinisches Personal,

Mitarbeiter

in der kritischen Infrastruktur.

Getrennte Familien

treffen sich auf der Brücke,

die Deutschland und Tschechien

trennt.

Die Bundespolizei toleriert das,

einen Grenzübertritt aber nicht.

Z.B. vorgestern brachte

meine Bekannte mir meine Medikamente

aus der deutschen Apotheke.

Es ist wie

diese Glienicker Brücke in Berlin.

Vielen seiner tschechischen Nachbarn

entsteht dadurch

ein finanzielles Problem.

Das gemeinsame Haus Europa

bekommt Risse.

Mein Bruder, ich habe viele Freunde

hier, was in Deutschland arbeiten.

Alle sind zu Hause,

wissen nicht, wie's weitergeht.

Was soll man machen hier

ohne Arbeit?

Bei uns ist es auch schwierig

mit der Arbeit.

Ich finde es nicht richtig.

Richtig laut

kritisiert die tschechische Regierung

die Grenzschließung nicht.

Im Frühjahr '20 hat Prag die Grenzen

zu Deutschland schnell geschlossen,

als die Infektionszahlen

in Deutschland höher waren.

Deutschland

begründet die Einreisebeschränkung

mit den hohen Neuinfektionszahlen

in Tschechien.

Aktuell gibt es dort

eine Inzidenz von 699.

Das Infektionsgeschehen

ist außer Kontrolle,

Krankenhäuser völlig überlastet

und vielen scheint es egal zu sein.

Da kann die Regierung

nichts machen und kein Parlament.

Wenn die Leute sich nicht die Regeln

halten, dann bleibt alles so.

Die Leute sehen

kein Licht am Ende des Tunnels.

Sie sind müde,

die Einschränkungen einzuhalten.

Selbst die, die vor Kurzem

noch alle Regeln beachtet haben,

achten jetzt weniger.

Im Parlament streitet man sich

über die Verlängerung des Notstandes,

um die Maßnahmen zu verschärfen.

Doch wie die aussehen und

wann sie greifen sollen ist unklar.

So bleibt auch die Situation

im Grenzgebiet unklar.

Denn solange die Zahlen in Tschechien

steigen, befürchten sie,

hat es sich ausgependelt

im Haus Europa.

Geschlossene Grenzen in Europa will

will die EU eigentlich verhindern.

Aber jetzt stellt doch jedes Land

wieder eigene Regeln auf.

Es wurde Zeit,

dass sich die Verantwortlichen

der EU-Länder zusammenschalten.

Und nach diesem virtuellen

Sondergipfel heute

hat die Kanzlerin ihre Entscheidung

so gerechtfertigt:

Ich hab für Deutschland erklärt,

dass wir in bestimmten Fällen

Beschränkungen einzuführen müssen,

wenn es z.B. Mutationsgebiete gibt.

Da sind wir nicht die Einzigen.

Wir setzen alles daran,

den Warenverkehr möglich zu machen.

Angela Merkel heute

nach dem EU-Gipfel.

Den hat Markus Preiß

für uns beobachtet.

Jetzt schließen sich

doch wieder die Grenzen.

Wie will die EU

davon wieder wegkommen?

Neben der grundsätzlichen Kritik

an geschlossenen Grenzen

gibt es auch ein Verständnis dafür,

dass Länder vorsichtig sind.

Aber die EU-Kommission pocht darauf,

dass man sich an die Verabredungen

hält, die man getroffen hat:

Dass man Warenverkehr ermöglicht

und auch, dass man Grenzpendlern

den Grenzübertritt ermöglicht.

Die EU-Kommission

drängt außerdem darauf,

dass sich Länder stärker absprechen,

wenn Kontrollen eingeführt werden:

Dass das nicht über Nacht passiert

und dass es regional beschränkt wird,

dass man nicht die Grenze

zum ganzen Land zu machen.

Sondern so wie in Deutschland, das

den Verkehr mit Tirol kontrolliert,

aber nicht mit dem Salzburger Land.

Das dringlichste Thema war wohl:

Wie kann die EU schnell

mehr Impfstoff produzieren lassen?

Das war ein Thema.

Aber der Ratspräsident hat gesagt,

da müsse man die Wahrheit sagen:

Dass es in den nächsten Wochen

noch holprig bleibt.

Aber ich höre,

dass man auch bereit ist,

bei den Pharma-Konzernen

noch die Daumenschrauben anzuziehen.

Und zwar beim Thema Exportkontrolle.

Die USA und Großbritannien

exportieren de facto

keinen Impfstoff.

Für die EU gilt das hingegen schon,

etwa nach Japan und Kanada.

Die Kanzlerin sagte

in ihrer Pressekonferenz,

das sei okay, aber nur

solange die EU auch beliefert wird.

Der österreichische Kanzler Kurz

hatte gestern angekündigt,

einen Impfpass einführen zu wollen.

Mit dem könnten Geimpfte reisen.

Was halten die anderen davon?

Wie immer in der EU kommt es

darauf an, wer die anderen sind.

Wenn es Griechenland oder Spanien

sind, die auf Tourismus setzen,

sagen die: "Eine hervorragende Idee,

lasst uns das sofort machen."

Länder wie Deutschland oder

Frankreich sind da zurückhaltender.

Der wichtigste Grund ist:

Sie sagen, man habe noch keinen

wissenschaftlichen Beleg dafür,

dass Geimpfte

das Virus nicht weitertragen.

Deshalb sei der Moment

noch nicht gekommen.

Aber wie groß der Wunsch danach ist,

sieht man auch

an Ausführungen der Kanzlerin.

Sie hat skizziert, welche Daten

im Impfpass stehen müssten.

Und dass das im Sommer vielleicht

einsatzbereit sein könnte.

Die Begeisterung ist groß.

Aber in der Gipfelerklärung

steht nur drin,

man werde weiter daran arbeiten.

Danke, Markus Preiß.

Diese Gemeinde

kannten vor einem Jahr nur wenige,

selbst im Westen Deutschlands.

Heute wissen wir:

Diese Karnevalsparty,

die Kappensitzung aus Langbroich

im Kreis Heinsberg, wurde

der erste Hotspot in Deutschland.

Am 25. Februar 2020,

heute vor einem Jahr,

bekommt der erste Karnevalist

seine Diagnose:

SARS-CoV-2 positiv, Corona.

Seit diesem Tag sind die Menschen

hier im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Oft war zu lesen, Gangelt sei

das "Wuhan von Deutschland".

Julia von Cube

hat Menschen getroffen,

denen hat das damals den Boden

unter den Füßen weggerissen.

"Wuhan von Deutschland" -

das war schon hart.

Die Stimmung war:

Die Welt bleibt in Ordnung,

wenn die Heinsberger bleiben,

wo sie sind mit ihrem Virus.

Dieses Jahr wurde in Heinsberg

kein Karneval gefeiert -

eigentlich

die wichtigste Jahreszeit hier.

Denn seit einer Karnevalssitzung 2020

hat sich der westlichste Kreis

zum ersten Corona-Hotspot entwickelt.

Das hat für viele hier

alles verändert,

auch für Silvia Jansen und Familie.

Ich wollte zu 'ner Sitzung

mit meinen Eltern, in Gangelt.

Da sagte mein Mann noch:

Hältst du das für 'ne gute Idee?

Da habe ich noch gelacht:

Ach komm, wir sind doch auf

dem Land, was soll denn hier sein?

Ihr Vater infiziert sich mit Corona.

Er ist der erste Corona-Tote

im Kreis Heinsberg.

Der Schicksalsschlag,

trifft die Familie unerwartet.

Damit sind sie nicht allein.

Trauer in Zeiten von Quarantäne,

Schulschließungen und Lockdown –

das kommt für die Menschen

in Heinsberg über Nacht.

Es gibt keine Blaupause.

Ganz Deutschland

schaut auf die Region.

Ich fand's schon

wie in 'nem falschen Film:

Wenn man das Fernsehen einschaltet

und man sah

das Ortschild von Gangelt.

Oder ich hab meine Eltern besucht,

und da fuhren Kamerateams

durch Gangelt.

Eigentlich ist diese

ländliche Idylle hier unbeschwert,

man bewegt sich frei ...

Das war plötzlich weg.

Der neue Alltag in Heinsberg

heißt auch:

Jede Woche Krisensitzung

im Kreishaus - bis heute.

Immer im Mittelpunkt:

Landrat Stephan Pusch.

Er gilt für viele

als DER Krisenmanager.

Er musste schnell alleine

große Entscheidungen treffen.

Z.B. sofort die Schulen zu schließen.

Da wird einem mulmig.

Es ist so, dass man keine Zeit hat,

Angst zu entwickeln,

man muss ja anpacken.

Man kann sich ja

nicht hinsetzen und sagen:

"Ich warte jetzt darauf."

Wir haben versucht, mit

dem Ministerium Kontakt aufzunehmen.

Aber irgendwann richten sich

alle Augen auf den Landrat.

Nach dem Motto:

Machen wir das jetzt so?

Über seine Entscheidungen

informiert er

teils mehrmals täglich über Facebook.

Manch einer

nennt ihn auch deswegen "Papa Pusch".

Bei der Kommunalwahl im Herbst

wurde er mit fast 80 % wiedergewählt.

Für seine Arbeit in der Pandemie

bekommt er das Bundesverdienstkreuz.

Was ich gelernt habe:

In Krisenzeiten ist Kommunikation

das Allerwichtigste.

Ich glaube, wenn die Leute Angst

bekommen hätten oder gesagt hätten:

Wir verstehen das nicht,

was die da machen.

Dann wäre die Angst

schnell in Aggression umgeschlagen.

Wir hätten vielleicht

Demonstrierende vorm Kreishaus

gehabt oder wütende Proteste.

Es gab großen Druck.

In der Hausarztpraxis von Dr. Hoppe

wurden seit Aschermittwoch 2020

1800 Covid-Patienten behandelt.

Ein völlig neues Feld,

eine Krankheit, die niemand kennt.

Wir haben direkt am Mittwoch

die ersten fünf Testungen gemacht,

drei davon positiv.

Donnerstag:

20 Testungen, davon 11 positiv.

Das ging so weiter.

Die Praxis muss zeitweise schließen,

eine Mitarbeiterin ist infiziert.

Die Gesundheitsversorgung in

der Region droht zusammenzubrechen.

Den Hausarzt beeindruckt:

Die Menschen bleiben besonnen.

Es entsteht keine Panik - bis heute.

Gelernt haben wir viel,

was man alles machen kann,

was man händeln könnte.

Wenn so was noch mal kommt,

wären wir

in gewisser Weise drauf vorbereitet.

Es herrscht

immer noch Ausnahmezustand.

Viele in Heinsberg sind froh, dass

Karneval dies Jahr ausgefallen ist.

Zwölf Monate Corona-Krise

haben diesen Ort

und seine Menschen verändert.

Im Bundestag stand heute auch eine

Personalie auf der Tagesordnung:

Georg Nüßlein, Fraktionsvize

der Union mit Mandat der CSU.

Macht Gesundheitspolitik

und Geschäfte mit seiner GmbH.

So weit alles transparent.

Nur fehlt im Moment der Durchblick,

ob Herr Nüßlein beides

sauber auseinandergehalten hat.

Das Parlament

nahm ihm heute die Immunität.

Damit kann die Justiz

der entscheidenden Frage nachgehen.

Kristin Schwietzer.

War Georg Nüßlein bestechlich?

Der Vorwurf steht im Raum.

Die Staatsanwaltschaft München

ermittelt

gegen den CSU-Gesundheitspolitiker.

Kollegen im Bundestag

schätzen Nüßleins Expertise.

Doch seit dem Morgen wird seine

Glaubwürdigkeit infrage gestellt.

Der Bundestag stimmt dafür,

die Immunität Nüßleins aufzuheben.

Die Beschlussempfehlung

ist einstimmig angenommen.

Der Bundestag gibt den Weg frei

für die Ermittler in München.

Es geht um Bestechlichkeit

und Steuerhinterziehung.

Nüßleins Büros im Wahlkreis

und in Berlin wurden durchsucht.

Im Fokus der Ermittlungen:

Eine Firmenbeteiligung -

die Tectum Holding GmbH.

Geschäftsführer ist: Georg Nüßlein.

Tectum soll laut ARD-Recherchen

Aufträge an Maskenhersteller

vermittelt haben.

Dafür soll sie

660.000 Euro Honorar kassiert haben.

Die fällige Umsatzsteuer von 19 %

soll Tectum nicht gezahlt

und bei der Vorsteuer

nicht angegeben haben.

Welche Rolle Georg Nüßlein spielte,

ist unklar.

Nur so viel:

Nüßlein,

bestätigt das Gesundheitsministerium,

habe wie andere Abgeordnete

Firmen vermittelt.

Die sollten bei der Beschaffung

von Masken helfen.

Für das Ministerium

nicht ungewöhnlich:

Brisant ist die Frage:

Hat Georg Nüßlein für

die Vermittlung lukrativer Aufträge

Provision kassiert?

Die Union wollte sich nicht äußern,

die Opposition fordert Konsequenzen.

Wir müssen in Bezug auf die Frage

Transparenz, Nachvollziehbarkeit,

Offenlegung von

Interessenvertretungen:

Da müssen wir

im Bundestag nachlegen.

Wir brauchen umgehend

ein Verbot von bezahlter

Lobbytätigkeit von Abgeordneten.

Dazu gibt es

einen Gesetzentwurf der Linken.

Die Ermittler in München

müssen vorerst klären:

Wie und wo sind evtl. Honorare

an der Steuer vorbeigeflossen?

Und: Hat sich Georg Nüßlein

wissentlich bereichert?

Gleich noch eine Affäre,

die den Bundestag betrifft:

Diesmal geht es womöglich

um Spionage im Reichstagsgebäude.

Die Nachrichten mit Susanne Daubner.

Die Bundesanwaltschaft hat einen

Deutschen wegen Spionage angeklagt,

der Grundrisse von Bundestagsgebäuden

an Russland weitergegeben haben soll.

Der 55-Jährige hatte bei einem

externen Dienstleister gearbeitet,

der Geräte im Bundestag wartet.

Dabei habe der Mann

Zugriff auf die Daten gehabt.

Diese soll er aus eigenem Antrieb

an einen Geheimdienstmitarbeiter

in der russischen Botschaft

geschickt haben.

Über das Motiv

ist bislang nichts bekannt.

Das Land Berlin hat am Morgen eine

islamistische Vereinigung verboten.

Mehr als 800 Polizisten durchsuchten

in Berlin und Brandenburg

Objekte mit den Namen "Jama'atu

Berlin" und "Tauhid Berlin".

Innensenator Geisel sprach von einer

radikalen salafistischen Bewegung.

Sie verachte Menschen

anderen Glaubens

und billige deren Tötung

etwa durch Anschläge.

Die Deutsche Bischofskonferenz

sicherte weitere Aufklärung

sexueller Missbrauchsfälle

in der katholischen Kirche zu.

Alle Bischöfe

stünden in der Verantwortung,

so der Vorsitzende Bätzing

zum Ende der Vollversammlung.

Zuletzt war v.a. das Krisenmanagement

des Kölner Bischofs Woelki

kritisiert worden, der

ein Gutachten unter Verschluss hält.

Spezielle Ansprechpartner und eine

bessere Dokumentation von Hinweisen

sollen laut Bätzing

künftig mehr Aufklärung bringen.

Um das Finanzsystem nachhaltig

und zukunftsfest zu machen,

hat eine Kommission im Auftrag

des Bundes Empfehlungen erarbeitet.

Heute legte sie einen Bericht vor.

Ohne ein Umsteuern im Finanzbereich

seien die deutschen

und internationalen Nachhaltigkeits-

und Klimaziele nicht erreichbar.

Mehr dazu von Markus Gürne

aus der Frankfurter Börse.

Klimawandel,

Digitalisierung, Globalisierung:

Das sind

die zu meisternden Herausforderungen,

um wettbewerbsfähig zu sein.

Um den dazu nötigen Umbau

erfolgreich zu gestalten,

braucht es laut Experten mehr Geld.

Deutschland solle daher

führender Finanzplatz Europas werden,

wenn es

um nachhaltige Finanzanlagen geht.

Damit Deutschland Produktion

und Produkte vereinbaren kann:

Mit dem Pariser Klimaabkommen sowie

den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen.

Gelingt dies,

sehen die Experten Deutschland

und Europa in Weltmarktposition.

Die sichert Wohlstand

und Arbeitsplätze.

Die Kommission sieht neben Angeboten

für Groß-Investoren und Klein-Anleger

auch den Staat in der Pflicht.

Der soll Leuchtturmprojekte auflegen,

wie grüne Bundeswertpapiere.

Die wurden erstmals letzten September

herausgegeben - mit großem Erfolg.

Wenn ich's richtig verstehe,

ist das hier ein hüpfender Floh.

Das ist die Übersetzung von Ukulele.

Wir werden dieser hier

noch oft begegnen,

denn unser Song für Rotterdam

ist darauf entstanden.

Der deutsche Beitrag

zum Eurovision Song Contest.

Vor fünf Stunden

hatte er Premiere hier im Ersten.

Und das Gesicht hinter der Gitarre

kennen auch noch nicht alle.

So viel kann ich schon verraten,

ehe Claudia Drexel

Song und Sänger vorstellt:

Der Letztere

ist auch ein hüpfender Floh.

Es klingt fröhlich, fast harmlos.

Und doch hat das Lied

eine ernste Botschaft.

Um den Text zu verstehen,

muss man genau hinhören,

bei Schnellsinger Jendrik.

Er fühlt keinen Hass.

Okay - und dann?

Du kannst mit deinem Mittelfinger

rumwackeln so viel du willst,

er wird nie zu dir zurückwackeln.

"Ein bisschen Frieden"

modern interpretiert.

Sein Lied gegen Hass und Hetze

schrieb der Musicaldarsteller

mit seiner Ukulele selbst.

---

Bunt ist er, unbestritten.

Jendrik sagt, mehr als auf den Sieg,

komme es ihm darauf an,

Musik und Vielfalt zu feiern.

Damit ist er gut aufgehoben

in Rotterdam, glaube ich.

Besser jedenfalls als hier.

Da sieht's nicht bunt aus:

Diese rotbraune Einöde, diese

Bergketten und Gesteinsbrocken,

diese Mondlandschaft

ist tatsächlich Marslandschaft.

Fotografiert vom Rover,

der das Panoramabild

heute zur NASA schickte.

Er steht offensichtlich im Krater

eines ausgetrockneten Sees,

den er in den nächsten Monaten noch

ausgiebig erkunden und knipsen wird.

Sven Plöger hat auch schöne Bilder,

nur viel näher.

Ja, und ich habe auch einen See,

aber der ist nicht ausgetrocknet.

Das ist der Bodensee.

Man sieht hier fantastisch

bei Sipplingen die Nebelfelder.

Am Nachmittag gab es den Nebel

nicht mehr, blieb aber dunstig.

Wir haben auch neue Februar-Rekorde

zu vermelden.

Das gab es noch nie.

Wir gucken auf den Wetterablauf,

da ändert sich was.

Die Front kam mit Regen an.

Sie zieht langsam nach Süden.

Die Wolken werden zahlreicher.

Dahinter gibt es zwar Wolken,

aber auch viel Sonne.

Postfrontale Subsidenz heißt das.

Die Aussichten:

Sie zeigen ruhiges Hochdruckwetter.

Es ist kühler.

Danke, Sven.

Hier geht's weiter

mit Satire und extra 3.

Im Nachtmagazin bringt Sie

Anna Planken

auf den aktuellen Stand

um kurz nach 12.

Wir sind morgen Abend wieder hier,

um viertel vor zehn.

Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen Sendung vom 25.02.2021, 22:15 Uhr - Frauenquote tagesthemen broadcast from 25.02.2021, 22:15 clock - Women's quota tagesthemen 于 2021 年 2 月 25 日晚上 10:15 播出 - 女性配额

Guten Abend zu tagesthemen

mit zwei Frauen im Studio.

Das war in der Geschichte

der Sendung nicht von Beginn an so,

dann aber

schnell selbstverständlich.

Die Wirtschaft ist zögerlicher.

Sie war eine der ersten

Top-Managerinnen Deutschlands,

Ende des 19. Jahrhunderts:

Margarete Steiff.

Sie formte aus

einer kleinen Manufaktur in Schwaben

eine große Spielwarenfabrik.

Solche Frauen an der Spitze

gab es immer schon,

nur sind sie bis heute die Ausnahme:

Der typische Vorstand ist männlich,

auch im 21. Jahrhundert.

Von selbst

scheint sich das nicht zu ändern.

Also versucht es die Bundesregierung

mit einem Gesetz.

Sollte die Mindestquote kommen

für große Unternehmen,

dann wären Managerinnen wie sie

sehr gefragt.

Julie Kurz.

Vor der Zeit sein:

Christian Böhnke kennt das Gefühl

nur zu gut.

Vor 14 Jahren

gründete er "Hunting her":

Erste Headhunting-Agentur

in Deutschland nur für Frauen.

Wir wurden belächelt.

Als eine spezialisierte

Personalberatung nur für Frauen

schob man uns in die exotische Ecke.

"Exotische Ecke", wenn es

um die Hälfte der Gesellschaft geht.

Lange änderte sich daran nichts.

Nun aber sind Frauen

mit Führungserfahrung gefragt,

der Markt umkämpft.

Will ein Unternehmen eine Frau an

der Spitze, finde man eine, aber:

Es hängt davon ab,

ob die Entschlossenheit

vorhanden ist oder nicht.

Wenn man sich

Vorstandsebenen so anschaut,

dann war das mit der Entschlossenheit

bisher - na ja, so eine Sache.

Das soll eine Quote ändern.

Laut Gesetzentwurf müssen Unternehmen

ab vier Vorstandsmitgliedern

mindestens

einen mit einer Frau besetzen.

Allein die Ankündigung führte dazu,

dass DAX-Unternehmen Frauen

in die Führungsetagen berufen haben:

Aber nicht ohne Protest.

Der Adidas-Chef wettert in einem

Interview mit der Bild kürzlich:

Die Quote

sei keine nachhaltige Lösung.

Er beschwört das Leistungsprinzip.

Im Parlament verteidigt die

Familienministerin heute den Entwurf:

Wo eine Frau Verantwortung

in den Chefetagen übernimmt,

geht es gleichberechtigter

und wirtschaftlich erfolgreicher zu.

Das zeigen Studien.

Aber auch hier:

nicht nur Quotenfreunde.

Es bedarf keiner Frauenquote, sondern

eines Kulturwandels, fordert die FDP.

Damit es möglich ist, Verantwortung

für Familie und Beruf zu übernehmen.

Da sitzen die Killer der Karrieren.

Und ein AfD-Abgeordneter fragt sich:

Was für einen Grund

hätte ein Unternehmen wie BMW,

das auf allen Ebenen

qualifizierteste Mitarbeiter sucht:

Was für einen Grund

hätte dieses Unternehmen,

Frauen nicht einzustellen,

wenn sie kompetent wären?

Grüne und Linke hingegen finden

das Gesetz nicht weitreichend genug.

Was bringt eine Quote, wenn sie

nur wenige Vorstandsposten betrifft?

Das Institut für Wirtschaftsforschung

geht davon aus,

dass das Gesetz

breiter wirken könnte.

Es zwingt die Unternehmen für Frauen

Karrieremöglichkeiten zu schaffen.

Damit sie genug Frauen haben,

die sich qualifizieren

für 'nen Vorstandsposten.

Genau das denkt auch der Headhunter.

Gewünscht hätte er sich aber,

dass die Unternehmen von allein

das Potenzial erkannt hätten:

Von der Hälfte der Gesellschaft.

Sie ist eine der wenigen Frauen in

Spitzenpositionen in der Wirtschaft

und sie ist

für die gesetzliche Quote.

Dr. Sigrid Nikutta

war fast zehn Jahre Chefin

der Berliner Verkehrstriebe.

Sie ist im Vorstand

der Deutschen Bahn

verantwortlich für Güterverkehr,

DB Cargo.

Guten Abend, Frau Nikutta.

Schönen guten Abend, Frau Miosga.

Wir wollten auch mit Ihnen sprechen,

weil die Bahn schon freiwillig

die Quote hingekriegt hat.

Nun erfahren wir,

dass die einzige Frau im Vorstand

neben Ihnen hinschmeißt.

Fachmagazine schreiben, ihr habe

ein Mann den Rang streitig gemacht.

Was'n da los?

Erst mal muss man ganz klar sagen:

Die Bahn ist,

was das Thema Frauen angeht,

schon seit Jahren ganz weit vorne.

Wir haben uns schon im Frühjahr

das Ziel gesetzt:

Wir wollen 30 Prozent Frauen

in allen Führungspositionen haben.

Derzeit haben wir erst 21 Prozent.

Und im Vorstand

sind wir zwei Frauen.

Auch das geht über

die jetzigen Zielsetzungen hinaus.

Dennoch finde ich es persönlich -

auch wir als Deutsche Bahn - schade,

dass meine Kollegin Sabina Jeschke

einen anderen Weg einschlägt.

Und nicht mehr mit mir

im Vorstand der Bahn sein wird.

An dem Gerücht,

dass sie hinschmeißt,

weil ein Mann ihr den Rang streitig

gemacht hat, da ist nichts dran?

Also, wir sind sieben Personen im

Vorstand, fünf Männer, zwei Frauen.

Und die Ressortverteilung ist klar.

Sabina hat einen anderen Lebensweg

für sich entschieden,

was ich

sehr gut nachvollziehen kann.

Sie ist einer der Top-Frauen

in der deutschen Wirtschaft,

auch eine Top-Forscherin.

Und ich

respektiere ihre Entscheidung.

Ist es schwierig, Frauen

für solche Spitzenposten zu finden?

Wir haben ja einen Headhunter

kennengelernt, der gut zu tun hat.

Ich sage Ihnen:

Es ist nicht schwierig.

Es gibt genügend

hochqualifizierte Frauen.

Das ist ein Teil der Wahrheit.

Der andere ist - wenn wir immer noch

nur knapp über zehn Prozent Frauen

in Management-Positionen haben:

Dann haben wir hier

noch großen Nachholbedarf.

Da müssen wir in allen Ebenen

in Unternehmen anfangen,

Frauen wirklich zu holen

und zu entwickeln.

Von der Auszubildenden

bis zur Top-Managerin.

Mich interessiert der Weg dorthin,

wo Sie sind.

Mussten Sie besondere Hürden nehmen,

weil Sie eine Frau sind?

Liebe Frau Miosga, am Anfang

ist man sich dessen nicht bewusst.

Als ich mit 20 anfing zu arbeiten,

dachte ich:

Ist doch ganz egal,

ob du eine Frau oder ein Mann bist.

Ich habe dann im Berufsleben

sehr schnell gelernt,

dass es sehr wohl einen Unterschied

macht, welches Geschlecht du bist.

Denn eigentlich musste ich -

das kann ich rückblickend sagen -

immer deutlich mehr leisten,

hatte deutlich mehr Widerstände.

Und ich musste immer wieder

darauf aufmerksam machen,

dass ich weiterkommen will,

Karriere machen möchte.

Ich glaube, da gibt es

noch lange keine Chancengleichheit.

Es gibt mannigfaltige Klischees, mit

denen Frauen in Führungspositionen

sich herumschlagen müssen.

Welche Sätze

wollen Sie nie wieder hören?

Der schlimmste Satz:

"Seien Sie doch froh,

dass Sie mit kleinen Kindern

bei uns Vorstand werden können."

* Lachen *

Was haben Sie gesagt?

Ja, ich war doch verärgert darüber.

Oder auch so Sätze wie:

"Meinen Sie nicht, dass Sie es jetzt

mal ruhiger angehen lassen müssen?"

Oder Sätze wie:

"Ich verstehe gar nicht, dass Sie

als Frau so viel Wert darauf legen,

beruflich erfolgreich zu sein."

Oder auch den Satz:

"Meinen Sie nicht, dass Ihr Mann

jetzt mehr arbeiten sollte?"

* Lachen *

Was haben Sie gesagt auf die Frage?

Man muss wissen: Sie haben fünf

Kinder, und Ihr Mann ist zu Hause.

Ganz genau.

Und mit jedem Kind bekam ich

genau diese Sprüche zu hören.

Mein Spruch ist dann immer:

"Das entscheiden wir

schon gemeinsam."

Und bei uns war das immer ganz klar.

Aber es gab - das muss ich sagen -

auch sehr viel Unterstützung.

Die Welt ist da

nicht schwarz oder weiß.

Genauso wie es Sprüche gab,

die extrem diskriminierend waren,

gab es extrem viel Unterstützung.

Gerade in Berlin, als ich sehr

sichtbar war als BVG-Chefin

und zwei Kinder bekommen habe, habe

ich viel Unterstützung erfahren.

Irgendwann

wurde es selbstverständlich.

Aber am Ende des Wegs

sind wir noch nicht, sagen Sie.

Was ist der Punkt, an dem wir

nicht mehr über Quoten reden müssen?

Ja.

Als Unternehmerin weiß ich,

dass, um Erfolge zu haben,

Ziele sehr, sehr wichtig sind.

Und damit wir erfolgreich bleiben,

damit unsere Wirtschaft

dauerhaft wettbewerbsfähig ist:

Da brauchen wir die besten Köpfe.

Und dann bin ich überzeugt davon,

werden wir dazu kommen,

dass mindestens 50 Prozent Frauen

da sein werden in allen Ebenen.

Erleben wir das noch?

Jaaaa ... Ich wäre froh,

wenn meine Töchter es erleben.

Mein Ziel ist,

dass die Generation nach uns

es einfach haben wird.

Dass wir es wirklich schaffen,

unabhängig vom Geschlecht

die gleichen Chancen zu haben.

Dass diese Chancen nur

von der Leistung abhängen werden.

Danke, Sigrid Nikutta.

Herzlichen Dank.

Das Gespräch

habe ich vor der Sendung geführt.

Quote und Gleichberechtigung.

Dazu die Meinung einer Frau

in Führungsverantwortung beim NDR,

als Leiterin von Kultur

und Dokumentation:

Anja Reschke.

Ich finde die Quote schrecklich,

beschämend, dass sie

eingeführt werden muss im Jahr 2021.

Erniedrigend für uns Frauen,

dass wir schon wieder gegen dieses

einfallslose Argument angehen müssen:

Dass es in Wirtschaft und Führung

um Qualifikation

und nicht Geschlecht gehen muss.

Ach!

Dabei ist das Geschlecht schon ewig

entscheidend bei der Besetzung.

Man musste halt ein Mann sein.

Vor 20 Jahren hatten sich

deutsche Unternehmen verpflichtet,

einen höheren Frauenanteil

anzustreben.

Wenn heute in

den 200 umsatzstärksten Unternehmen

nur 12 % der Vorstände weiblich sind,

heißt das:

Mehr Frauen

haben nicht das Zeug zu Führung?

Und hat es auch etwas

mit Qualifikation zu tun,

wenn ein Drittel der Unternehmen,

die Zielvorgaben für Frauen

in Vorständen angeben müssen,

die Zahl auf null gesetzt haben?

Ziel: null Frauen?

Vor sechs Jahren

beschloss der Bundestag

das Führungspositionen-Gesetz.

Damals ging es

um die Quote für Aufsichtsräte.

Mit dem gleichen Gezeter.

Aber die Quote von 30 % Frauen

wurde binnen zwei Jahren erfüllt.

Und?

Ist die deutsche Wirtschaft

den Bach runtergegangen?

Die Quote

ist ein politischer Eingriff

in die Unternehmensfreiheit -

keine Frage.

Das waren auch Gesetze

zum Arbeitsschutz

oder Ruhestandsregelungen.

Aber sie dienen

dem Wohl der Gesellschaft.

Das ist Aufgabe der Politik.

Ich zitiere mal

die große Schauspielerin Heidi Kabel:

"Emanzipation ist erst dann

vollendet, wenn auch mal

eine unfähige Frau in

einer verantwortlichen Position ist."

Wenn das erreicht ist, dann können

wir die Quote wieder abschaffen.

Aber so lang werden wir sie brauchen.

Die Meinung von Anja Reschke.

Wir kommen auch heute

nicht vorbei an der Pandemie.

Was im Wortsinn bedeutet:

Das Virus kennt keine Grenzen.

Trotzdem versuchen Regierungen

in Europa es wieder:

Mit eingeschränktem Grenzverkehr

auch die Infektionsketten

zu unterbrechen.

Die Grenze zu Tschechien z.B. ist

seit fast zwei Wochen fast dicht,

auch in Sachsen.

Weil drüben

die britische Virus-Variante

so viele Menschen befallen hat.

Tausende sind jetzt gezwungen,

auf Abstand zu bleiben zu allem,

was sonst ihr Leben bestimmt.

Danko Handrick und Julia Cruschwitz

waren heute im Erzgebirge.

Na, alles okay?

Und du, keine Neuigkeiten,

ob du rüber darfst?

Den Ablehnungsbescheid haben wir.

Sonst sieht's traurig aus.

Einfach rüber in seine Firma bei

Marienberg darf Thomas Mehnert nicht.

Der Unternehmer aus Sachsen

wohnt in Tschechien.

Doch an dieser Brücke im Erzgebirge

ist Schluss.

Tausende Pendler müssen sich,

so wie Mehnert entscheiden,

in Deutschland arbeiten

oder in Tschechien leben.

Ausnahmen gibt es in Sachsen

nur für medizinisches Personal,

Mitarbeiter

in der kritischen Infrastruktur.

Getrennte Familien

treffen sich auf der Brücke,

die Deutschland und Tschechien

trennt.

Die Bundespolizei toleriert das,

einen Grenzübertritt aber nicht.

Z.B. vorgestern brachte

meine Bekannte mir meine Medikamente

aus der deutschen Apotheke.

Es ist wie

diese Glienicker Brücke in Berlin.

Vielen seiner tschechischen Nachbarn

entsteht dadurch

ein finanzielles Problem.

Das gemeinsame Haus Europa

bekommt Risse.

Mein Bruder, ich habe viele Freunde

hier, was in Deutschland arbeiten.

Alle sind zu Hause,

wissen nicht, wie's weitergeht.

Was soll man machen hier

ohne Arbeit?

Bei uns ist es auch schwierig

mit der Arbeit.

Ich finde es nicht richtig.

Richtig laut

kritisiert die tschechische Regierung

die Grenzschließung nicht.

Im Frühjahr '20 hat Prag die Grenzen

zu Deutschland schnell geschlossen,

als die Infektionszahlen

in Deutschland höher waren.

Deutschland

begründet die Einreisebeschränkung

mit den hohen Neuinfektionszahlen

in Tschechien.

Aktuell gibt es dort

eine Inzidenz von 699.

Das Infektionsgeschehen

ist außer Kontrolle,

Krankenhäuser völlig überlastet

und vielen scheint es egal zu sein.

Da kann die Regierung

nichts machen und kein Parlament.

Wenn die Leute sich nicht die Regeln

halten, dann bleibt alles so.

Die Leute sehen

kein Licht am Ende des Tunnels.

Sie sind müde,

die Einschränkungen einzuhalten.

Selbst die, die vor Kurzem

noch alle Regeln beachtet haben,

achten jetzt weniger.

Im Parlament streitet man sich

über die Verlängerung des Notstandes,

um die Maßnahmen zu verschärfen.

Doch wie die aussehen und

wann sie greifen sollen ist unklar.

So bleibt auch die Situation

im Grenzgebiet unklar.

Denn solange die Zahlen in Tschechien

steigen, befürchten sie,

hat es sich ausgependelt

im Haus Europa.

Geschlossene Grenzen in Europa will

will die EU eigentlich verhindern.

Aber jetzt stellt doch jedes Land

wieder eigene Regeln auf.

Es wurde Zeit,

dass sich die Verantwortlichen

der EU-Länder zusammenschalten.

Und nach diesem virtuellen

Sondergipfel heute

hat die Kanzlerin ihre Entscheidung

so gerechtfertigt:

Ich hab für Deutschland erklärt,

dass wir in bestimmten Fällen

Beschränkungen einzuführen müssen,

wenn es z.B. Mutationsgebiete gibt.

Da sind wir nicht die Einzigen.

Wir setzen alles daran,

den Warenverkehr möglich zu machen.

Angela Merkel heute

nach dem EU-Gipfel.

Den hat Markus Preiß

für uns beobachtet.

Jetzt schließen sich

doch wieder die Grenzen.

Wie will die EU

davon wieder wegkommen?

Neben der grundsätzlichen Kritik

an geschlossenen Grenzen

gibt es auch ein Verständnis dafür,

dass Länder vorsichtig sind.

Aber die EU-Kommission pocht darauf,

dass man sich an die Verabredungen

hält, die man getroffen hat:

Dass man Warenverkehr ermöglicht

und auch, dass man Grenzpendlern

den Grenzübertritt ermöglicht.

Die EU-Kommission

drängt außerdem darauf,

dass sich Länder stärker absprechen,

wenn Kontrollen eingeführt werden:

Dass das nicht über Nacht passiert

und dass es regional beschränkt wird,

dass man nicht die Grenze

zum ganzen Land zu machen.

Sondern so wie in Deutschland, das

den Verkehr mit Tirol kontrolliert,

aber nicht mit dem Salzburger Land.

Das dringlichste Thema war wohl:

Wie kann die EU schnell

mehr Impfstoff produzieren lassen?

Das war ein Thema.

Aber der Ratspräsident hat gesagt,

da müsse man die Wahrheit sagen:

Dass es in den nächsten Wochen

noch holprig bleibt.

Aber ich höre,

dass man auch bereit ist,

bei den Pharma-Konzernen

noch die Daumenschrauben anzuziehen.

Und zwar beim Thema Exportkontrolle.

Die USA und Großbritannien

exportieren de facto

keinen Impfstoff.

Für die EU gilt das hingegen schon,

etwa nach Japan und Kanada.

Die Kanzlerin sagte

in ihrer Pressekonferenz,

das sei okay, aber nur

solange die EU auch beliefert wird.

Der österreichische Kanzler Kurz

hatte gestern angekündigt,

einen Impfpass einführen zu wollen.

Mit dem könnten Geimpfte reisen.

Was halten die anderen davon?

Wie immer in der EU kommt es

darauf an, wer die anderen sind.

Wenn es Griechenland oder Spanien

sind, die auf Tourismus setzen,

sagen die: "Eine hervorragende Idee,

lasst uns das sofort machen."

Länder wie Deutschland oder

Frankreich sind da zurückhaltender.

Der wichtigste Grund ist:

Sie sagen, man habe noch keinen

wissenschaftlichen Beleg dafür,

dass Geimpfte

das Virus nicht weitertragen.

Deshalb sei der Moment

noch nicht gekommen.

Aber wie groß der Wunsch danach ist,

sieht man auch

an Ausführungen der Kanzlerin.

Sie hat skizziert, welche Daten

im Impfpass stehen müssten.

Und dass das im Sommer vielleicht

einsatzbereit sein könnte.

Die Begeisterung ist groß.

Aber in der Gipfelerklärung

steht nur drin,

man werde weiter daran arbeiten.

Danke, Markus Preiß.

Diese Gemeinde

kannten vor einem Jahr nur wenige,

selbst im Westen Deutschlands.

Heute wissen wir:

Diese Karnevalsparty,

die Kappensitzung aus Langbroich

im Kreis Heinsberg, wurde

der erste Hotspot in Deutschland.

Am 25. Februar 2020,

heute vor einem Jahr,

bekommt der erste Karnevalist

seine Diagnose:

SARS-CoV-2 positiv, Corona.

Seit diesem Tag sind die Menschen

hier im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Oft war zu lesen, Gangelt sei

das "Wuhan von Deutschland".

Julia von Cube

hat Menschen getroffen,

denen hat das damals den Boden

unter den Füßen weggerissen.

"Wuhan von Deutschland" -

das war schon hart.

Die Stimmung war:

Die Welt bleibt in Ordnung,

wenn die Heinsberger bleiben,

wo sie sind mit ihrem Virus.

Dieses Jahr wurde in Heinsberg

kein Karneval gefeiert -

eigentlich

die wichtigste Jahreszeit hier.

Denn seit einer Karnevalssitzung 2020

hat sich der westlichste Kreis

zum ersten Corona-Hotspot entwickelt.

Das hat für viele hier

alles verändert,

auch für Silvia Jansen und Familie.

Ich wollte zu 'ner Sitzung

mit meinen Eltern, in Gangelt.

Da sagte mein Mann noch:

Hältst du das für 'ne gute Idee?

Da habe ich noch gelacht:

Ach komm, wir sind doch auf

dem Land, was soll denn hier sein?

Ihr Vater infiziert sich mit Corona.

Er ist der erste Corona-Tote

im Kreis Heinsberg.

Der Schicksalsschlag,

trifft die Familie unerwartet.

Damit sind sie nicht allein.

Trauer in Zeiten von Quarantäne,

Schulschließungen und Lockdown –

das kommt für die Menschen

in Heinsberg über Nacht.

Es gibt keine Blaupause.

Ganz Deutschland

schaut auf die Region.

Ich fand's schon

wie in 'nem falschen Film:

Wenn man das Fernsehen einschaltet

und man sah

das Ortschild von Gangelt.

Oder ich hab meine Eltern besucht,

und da fuhren Kamerateams

durch Gangelt.

Eigentlich ist diese

ländliche Idylle hier unbeschwert,

man bewegt sich frei ...

Das war plötzlich weg.

Der neue Alltag in Heinsberg

heißt auch:

Jede Woche Krisensitzung

im Kreishaus - bis heute.

Immer im Mittelpunkt:

Landrat Stephan Pusch.

Er gilt für viele

als DER Krisenmanager.

Er musste schnell alleine

große Entscheidungen treffen.

Z.B. sofort die Schulen zu schließen.

Da wird einem mulmig.

Es ist so, dass man keine Zeit hat,

Angst zu entwickeln,

man muss ja anpacken.

Man kann sich ja

nicht hinsetzen und sagen:

"Ich warte jetzt darauf."

Wir haben versucht, mit

dem Ministerium Kontakt aufzunehmen.

Aber irgendwann richten sich

alle Augen auf den Landrat.

Nach dem Motto:

Machen wir das jetzt so?

Über seine Entscheidungen

informiert er

teils mehrmals täglich über Facebook.

Manch einer

nennt ihn auch deswegen "Papa Pusch".

Bei der Kommunalwahl im Herbst

wurde er mit fast 80 % wiedergewählt.

Für seine Arbeit in der Pandemie

bekommt er das Bundesverdienstkreuz.

Was ich gelernt habe:

In Krisenzeiten ist Kommunikation

das Allerwichtigste.

Ich glaube, wenn die Leute Angst

bekommen hätten oder gesagt hätten:

Wir verstehen das nicht,

was die da machen.

Dann wäre die Angst

schnell in Aggression umgeschlagen.

Wir hätten vielleicht

Demonstrierende vorm Kreishaus

gehabt oder wütende Proteste.

Es gab großen Druck.

In der Hausarztpraxis von Dr. Hoppe

wurden seit Aschermittwoch 2020

1800 Covid-Patienten behandelt.

Ein völlig neues Feld,

eine Krankheit, die niemand kennt.

Wir haben direkt am Mittwoch

die ersten fünf Testungen gemacht,

drei davon positiv.

Donnerstag:

20 Testungen, davon 11 positiv.

Das ging so weiter.

Die Praxis muss zeitweise schließen,

eine Mitarbeiterin ist infiziert.

Die Gesundheitsversorgung in

der Region droht zusammenzubrechen.

Den Hausarzt beeindruckt:

Die Menschen bleiben besonnen.

Es entsteht keine Panik - bis heute.

Gelernt haben wir viel,

was man alles machen kann,

was man händeln könnte.

Wenn so was noch mal kommt,

wären wir

in gewisser Weise drauf vorbereitet.

Es herrscht

immer noch Ausnahmezustand.

Viele in Heinsberg sind froh, dass

Karneval dies Jahr ausgefallen ist.

Zwölf Monate Corona-Krise

haben diesen Ort

und seine Menschen verändert.

Im Bundestag stand heute auch eine

Personalie auf der Tagesordnung:

Georg Nüßlein, Fraktionsvize

der Union mit Mandat der CSU.

Macht Gesundheitspolitik

und Geschäfte mit seiner GmbH.

So weit alles transparent.

Nur fehlt im Moment der Durchblick,

ob Herr Nüßlein beides

sauber auseinandergehalten hat.

Das Parlament

nahm ihm heute die Immunität.

Damit kann die Justiz

der entscheidenden Frage nachgehen.

Kristin Schwietzer.

War Georg Nüßlein bestechlich?

Der Vorwurf steht im Raum.

Die Staatsanwaltschaft München

ermittelt

gegen den CSU-Gesundheitspolitiker.

Kollegen im Bundestag

schätzen Nüßleins Expertise.

Doch seit dem Morgen wird seine

Glaubwürdigkeit infrage gestellt.

Der Bundestag stimmt dafür,

die Immunität Nüßleins aufzuheben.

Die Beschlussempfehlung

ist einstimmig angenommen.

Der Bundestag gibt den Weg frei

für die Ermittler in München.

Es geht um Bestechlichkeit

und Steuerhinterziehung.

Nüßleins Büros im Wahlkreis

und in Berlin wurden durchsucht.

Im Fokus der Ermittlungen:

Eine Firmenbeteiligung -

die Tectum Holding GmbH.

Geschäftsführer ist: Georg Nüßlein.

Tectum soll laut ARD-Recherchen

Aufträge an Maskenhersteller

vermittelt haben.

Dafür soll sie

660.000 Euro Honorar kassiert haben.

Die fällige Umsatzsteuer von 19 %

soll Tectum nicht gezahlt

und bei der Vorsteuer

nicht angegeben haben.

Welche Rolle Georg Nüßlein spielte,

ist unklar.

Nur so viel:

Nüßlein,

bestätigt das Gesundheitsministerium,

habe wie andere Abgeordnete

Firmen vermittelt.

Die sollten bei der Beschaffung

von Masken helfen.

Für das Ministerium

nicht ungewöhnlich:

Brisant ist die Frage:

Hat Georg Nüßlein für

die Vermittlung lukrativer Aufträge

Provision kassiert?

Die Union wollte sich nicht äußern,

die Opposition fordert Konsequenzen.

Wir müssen in Bezug auf die Frage

Transparenz, Nachvollziehbarkeit,

Offenlegung von

Interessenvertretungen:

Da müssen wir

im Bundestag nachlegen.

Wir brauchen umgehend

ein Verbot von bezahlter

Lobbytätigkeit von Abgeordneten.

Dazu gibt es

einen Gesetzentwurf der Linken.

Die Ermittler in München

müssen vorerst klären:

Wie und wo sind evtl. Honorare

an der Steuer vorbeigeflossen?

Und: Hat sich Georg Nüßlein

wissentlich bereichert?

Gleich noch eine Affäre,

die den Bundestag betrifft:

Diesmal geht es womöglich

um Spionage im Reichstagsgebäude.

Die Nachrichten mit Susanne Daubner.

Die Bundesanwaltschaft hat einen

Deutschen wegen Spionage angeklagt,

der Grundrisse von Bundestagsgebäuden

an Russland weitergegeben haben soll.

Der 55-Jährige hatte bei einem

externen Dienstleister gearbeitet,

der Geräte im Bundestag wartet.

Dabei habe der Mann

Zugriff auf die Daten gehabt.

Diese soll er aus eigenem Antrieb

an einen Geheimdienstmitarbeiter

in der russischen Botschaft

geschickt haben.

Über das Motiv

ist bislang nichts bekannt.

Das Land Berlin hat am Morgen eine

islamistische Vereinigung verboten.

Mehr als 800 Polizisten durchsuchten

in Berlin und Brandenburg

Objekte mit den Namen "Jama'atu

Berlin" und "Tauhid Berlin".

Innensenator Geisel sprach von einer

radikalen salafistischen Bewegung.

Sie verachte Menschen

anderen Glaubens

und billige deren Tötung

etwa durch Anschläge.

Die Deutsche Bischofskonferenz

sicherte weitere Aufklärung

sexueller Missbrauchsfälle

in der katholischen Kirche zu.

Alle Bischöfe

stünden in der Verantwortung,

so der Vorsitzende Bätzing

zum Ende der Vollversammlung.

Zuletzt war v.a. das Krisenmanagement

des Kölner Bischofs Woelki

kritisiert worden, der

ein Gutachten unter Verschluss hält.

Spezielle Ansprechpartner und eine

bessere Dokumentation von Hinweisen

sollen laut Bätzing

künftig mehr Aufklärung bringen.

Um das Finanzsystem nachhaltig

und zukunftsfest zu machen,

hat eine Kommission im Auftrag

des Bundes Empfehlungen erarbeitet.

Heute legte sie einen Bericht vor.

Ohne ein Umsteuern im Finanzbereich

seien die deutschen

und internationalen Nachhaltigkeits-

und Klimaziele nicht erreichbar.

Mehr dazu von Markus Gürne

aus der Frankfurter Börse.

Klimawandel,

Digitalisierung, Globalisierung:

Das sind

die zu meisternden Herausforderungen,

um wettbewerbsfähig zu sein.

Um den dazu nötigen Umbau

erfolgreich zu gestalten,

braucht es laut Experten mehr Geld.

Deutschland solle daher

führender Finanzplatz Europas werden,

wenn es

um nachhaltige Finanzanlagen geht.

Damit Deutschland Produktion

und Produkte vereinbaren kann:

Mit dem Pariser Klimaabkommen sowie

den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen.

Gelingt dies,

sehen die Experten Deutschland

und Europa in Weltmarktposition.

Die sichert Wohlstand

und Arbeitsplätze.

Die Kommission sieht neben Angeboten

für Groß-Investoren und Klein-Anleger

auch den Staat in der Pflicht.

Der soll Leuchtturmprojekte auflegen,

wie grüne Bundeswertpapiere.

Die wurden erstmals letzten September

herausgegeben - mit großem Erfolg.

Wenn ich's richtig verstehe,

ist das hier ein hüpfender Floh.

Das ist die Übersetzung von Ukulele.

Wir werden dieser hier

noch oft begegnen,

denn unser Song für Rotterdam

ist darauf entstanden.

Der deutsche Beitrag

zum Eurovision Song Contest.

Vor fünf Stunden

hatte er Premiere hier im Ersten.

Und das Gesicht hinter der Gitarre

kennen auch noch nicht alle.

So viel kann ich schon verraten,

ehe Claudia Drexel

Song und Sänger vorstellt:

Der Letztere

ist auch ein hüpfender Floh.

Es klingt fröhlich, fast harmlos.

Und doch hat das Lied

eine ernste Botschaft.

Um den Text zu verstehen,

muss man genau hinhören,

bei Schnellsinger Jendrik.

Er fühlt keinen Hass.

Okay - und dann?

Du kannst mit deinem Mittelfinger

rumwackeln so viel du willst,

er wird nie zu dir zurückwackeln.

"Ein bisschen Frieden"

modern interpretiert.

Sein Lied gegen Hass und Hetze

schrieb der Musicaldarsteller

mit seiner Ukulele selbst.

---

Bunt ist er, unbestritten.

Jendrik sagt, mehr als auf den Sieg,

komme es ihm darauf an,

Musik und Vielfalt zu feiern.

Damit ist er gut aufgehoben

in Rotterdam, glaube ich.

Besser jedenfalls als hier.

Da sieht's nicht bunt aus:

Diese rotbraune Einöde, diese

Bergketten und Gesteinsbrocken,

diese Mondlandschaft

ist tatsächlich Marslandschaft.

Fotografiert vom Rover,

der das Panoramabild

heute zur NASA schickte.

Er steht offensichtlich im Krater

eines ausgetrockneten Sees,

den er in den nächsten Monaten noch

ausgiebig erkunden und knipsen wird.

Sven Plöger hat auch schöne Bilder,

nur viel näher.

Ja, und ich habe auch einen See,

aber der ist nicht ausgetrocknet.

Das ist der Bodensee.

Man sieht hier fantastisch

bei Sipplingen die Nebelfelder.

Am Nachmittag gab es den Nebel

nicht mehr, blieb aber dunstig.

Wir haben auch neue Februar-Rekorde

zu vermelden.

Das gab es noch nie.

Wir gucken auf den Wetterablauf,

da ändert sich was.

Die Front kam mit Regen an.

Sie zieht langsam nach Süden.

Die Wolken werden zahlreicher.

Dahinter gibt es zwar Wolken,

aber auch viel Sonne.

Postfrontale Subsidenz heißt das.

Die Aussichten:

Sie zeigen ruhiges Hochdruckwetter.

Es ist kühler.

Danke, Sven.

Hier geht's weiter

mit Satire und extra 3.

Im Nachtmagazin bringt Sie

Anna Planken

auf den aktuellen Stand

um kurz nach 12.

Wir sind morgen Abend wieder hier,

um viertel vor zehn.

Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021