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2021 Tagesschau, tagesthemen 25.03.2021, 22:15 Uhr - Saarland will Lockdown-Ende nach Ostern mit Hilfe von Schnelltests ermöglichen

tagesthemen 25.03.2021, 22:15 Uhr - Saarland will Lockdown-Ende nach Ostern mit Hilfe von Schnelltests ermöglichen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (25.03.2021)

Heute im Studio: Pinar Atalay

Guten Abend.

Wer wünscht sie sich nicht, Perspektiven.

Einen verlässlichen Weg aus der Pandemie, ins normalere Leben.

Wir befinden uns in einer gefühlten Endlosschleife.

Auch bedingt durch die Schlangenlinien bei Entscheidungen.

Mal sollen wir zu Ostern ruhen, mal doch nicht.

Bremen will die Notbremse ziehen, in Berlin sieht es nicht danach aus.

Das Saarland will sich ein Extra-Päckchen schnüren.

Nach Ostern will der Ministerpräsident,

der gleich im Interview ist, einiges öffnen.

Theater, Kinos, Fitnessstudios - mithilfe von Schnelltests.

Doch wie ist das zu verstehen, bei steigenden Corona-Zahlen?

Endlich wieder etwas mehr Normalität, so denken auch viele Saarländer.

Die Lockerungspläne der Landesregierung

sind in Saarbrücken heute Stadtgespräch.

Eine Probe ist das wert.

Man könnte das ausprobieren.

Aber hinterher weiß man, ob man damit Erfolg hatte.

Jetzt als Konsequenz aus der Misere lockern sie,

kann ich nicht verstehen.

Ich finde das gut, gibt ein bisschen Normalität ins Leben.

Und hat die Landesregierung vor:

Ab 6. April sollen im Saarland u.a. Kinos, Fitnessstudios

und die Außengastronomie wieder öffnen.

Allerdings nur für Gäste mit einem negativen Corona-Test,

der nicht älter als 24 Stunden ist.

Ministerpräsident Hans sieht die Bedingungen im Saarland erfüllt.

Die Inzidenz liege bei rund 70.

Beim Impfen sei man im Bundesvergleich Spitze

und auch das Testen laufe vorbildlich.

Wir verfügen im Ländervergleich über eine der besten Testinfrastrukturen.

Mit Testzentren, Praxen, Apotheken haben wir mehr als 350 Orte,

an denen sich die Menschen testen lassen können.

Jeder soll so viele kostenlose Tests bekommen, wie er braucht,

verspricht die Landesregierung.

Im Testzentrum im Saarbrücker Rathaus sieht man sich gut gerüstet.

Im Moment ist es so getaktet, dass wir pro Stunde 30 Personen testen.

Durch einen höheren Personalaufwand könnten wir das nach oben schrauben.

Fitnessstudio-Inhaber Marco Wolter findet die geplanten Lockerungen gut.

Sein Studio ist schon seit Monaten geschlossen.

Trainieren kann man im Moment nur auf Rezept.

Das wird nun bald ein Ende haben.

Endlich wieder Gäste empfangen - wenn auch erstmal nur draußen.

Im Saarbrücker Kulturcafe brennen alle darauf, dass es wieder los geht.

Wir werden uns wieder, wie letztes Jahr, an jede Vorschrift,

an jede Hygienemaßnahme halten.

Hauptsache wir können den Laden endlich wieder öffnen.

Ein Dämpfer kommt allerdings von der Wissenschaft.

Der Saarbrücker Pharmazeut Thorsten Lehr

berechnet mit seinem Covid-Simulator das Infektionsgeschehen.

Er sieht die geplanten Lockerungen kritisch.

Ja, also in Testregionen solche Konzepte mal auszuprobieren,

ist sicherlich sinnvoll.

Das für das ganze Saarland auszuprobieren,

halte ich für zu groß.

Ich hätte mir gewünscht, das in einer einzelnen Stadt zu probieren,

wo es ein bisschen kontrollierbarer gewesen wäre.

Denn auch im Saarland steigen die Zahlen.

Wenn das so bleibt, wäre es ein kurzes Frühlingserwachen.

In Saarbrücken begrüße ich den saarländischen Ministerpräsidenten

Tobias Hans.

Guten Abend.

Guten Abend.

Nun wurde die Osterruhe gerade einkassiert.

Im Saarland wollen Sie als einziges Bundesland nach Ostern öffnen.

Wie durchdacht ist das?

Wir haben uns viele Gedanken gemacht.

Wir haben im Saarland schon lange die Voraussetzungen geschaffen.

Wir testen in den Schulen zweimal in der Woche.

Wir haben über 350 Stellen, an den man sich

kostenlose Schnelltest abholen und sich testen lassen kann.

Wir haben eine Infrastruktur, um mit mehr Testen Dinge zu öffnen.

Ziel ist, einen Anreiz zu schaffen, sich testen zu lassen:

Vielleicht ein Eis essen zu gehen, ein Marktplatz oder

Sport zu machen - im Verein, mit wenigen Personen.

Damit kann man infizierte Menschen rausfiltern.

Neue Covid-Infektion zu vermeiden.

In Ihrem eigenen Bundesland simulieren Forscher,

wie sich die Pandemie entwickeln wird.

Und da wird von einer Inzidenz über 200 schon im April gesprochen.

Haben Sie nicht Sorge,

von der Modellregion zur Risikoregion zu werden?

Wir sind mit einem Infektionsgeschehen am unteren Rand

in Deutschland stabil.

Es kommt darauf an, exponentielles Wachstum zu vermeiden.

Wenn wir mehr testen und dafür sorgen,

dass nur Menschen zusammenkommen, die negativ sind:

Damit können wir exponentiellem Wachstum entgegenwirken.

Wir öffnen ja nicht alles mögliche.

Wir verhalten uns getreu dem MPK-Beschluss.

Auch angesichts bisheriger Mutationen haben wir

diese Möglichkeiten für Regionen mit stabiler Inzidenz beschlossen.

Wenn exponentiell Wachstum einsetzt,

müssen wir natürlich das Modellprojekt infrage stellen.

Man muss nicht alles machen, was man darf.

Es steigt auch bei Ihnen, sie sind jetzt bei 70.

Frankreich könnte morgen laut RKI Hochrisikogebiet werden.

Und bei Ihnen breiten sich die Mutanten aus.

Welches Zeichen senden Sie aus, wenn Sie sagen, wir öffnen?

Wir öffnen ja nicht alles auf einen Schlag.

Es sind behutsame Schritte.

Wir öffnen die Außengastronomie, machen Sport möglich.

Die wollen bei den Schulen die Möglichkeit schaffen,

wenn man sich testen lässt, dass Kinder zurückkommen können.

Das ist ein wichtiges Signal für Familien.

Unser Ansatz ist extrem vieles Testen.

Wir testen im Saarland in der Woche über 13.000 und 100.000 Menschen.

So wollen wir einen Anstieg der Infektion vermeiden.

Sie wollen Cafes öffnen, Kinos, Außengastronomie.

Das ist ein großer Schritt, den andere nicht gehen.

Das RKI sagt, man sollte eher einen Shutdown machen.

Das ist ein Zeichen an die Leute, es geht wieder.

Wir könnten laut Beschlusslage der MPK

schon jetzt diese Öffnungsschritte machen.

Das ist vorgesehen bei einer stabilen Inzidenz unter 100.

Es geschieht in anderen Regionen, das machen wir nicht.

Wir sagen, die Osterruhe soll stattfinden:

Ob jetzt mit oder ohne Feiertag.

Nach Ostern, wenn es kein exponentielles Wachstum gibt,

geben wir diese Perspektive.

Die Rückmeldung aus dem Land ist positiv.

Die Menschen brauchen eine Erzählung, die sie glauben können.

Wir haben mit dem Lockdown nicht die Erfolge erzielt,

die wir erzielen wollten.

Perspektiven brauchen viele.

Sie haben wegen der Ausbreitung der Mutante mehr Impfdosen bekommen.

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Schwesig,

hat kein Verständnis dafür, dass Sie jetzt lockern.

Sie findet das unsolidarisch, ist es das nicht?

Die südafrikanische Mutation ist im Falle stärker verbreitet.

Sie verbreitet sich v.a. in den Bereichen, die geöffnet sind.

Wir haben Infektion in der Arbeitswelt und im privaten Bereich,

wo es derzeit keine Handhabe gibt.

Wir sagen Menschen,

wenn ihr zusammenkommt, müsst ihr euch testen lassen.

So können wir Infizierte in Quarantäne bringen.

Damit können wir vermeiden, dass sich die Mutation weiter ausbreitet,

um mit den Impfdosen den Erfolg zu erzielen, die wir brauchen.

Das Impf-Sonderkontingent kommt von der EU,

wir haben es keinem weggenommen.

Es kommt zusätzlich ins Land, besonders für Grenzregion.

Es dient dazu, andere Gebiete in Deutschland schützen,

in denen diese Mutation nicht vorherrscht.

Deswegen werden wir diese Dosen einsetzen.

Vielen Dank.

Das Gespräch habe ich vor der Sendung geführt.

Die Kanzlerin wollte eigentlich einen strengeren Lockdown,

der ist aber zur Zeit nicht durchsetzbar.

Ab Sonntag soll es eine Testpflicht für alle Reiserückkehrer geben,

so auch für Urlauber aus Mallorca.

Doch mehr scheint gerade nicht drin zu sein.

Und so blieben der Kanzlerin heute im Bundestag aufmunternde Worte.

Ein letzter Blick in ihre Notizen - die Kanzlerin will wieder Mut machen.

Nach der Entschuldigung gestern, heute der Blick nach vorne.

Merkel zitiert einen ihrer Vorgänger.

Nicht umsonst hat Ludwig Erhard gesagt:

"Es ist entscheidend, ob das Glas voll oder halbleer ist."

Wenn es immer nur halbleer ist, werden wir

keine kreative Kraft entwickeln, um aus dieser Krise zu kommen.

Neben dem Mutmachen richtet die Kanzlerin einen Appell

an Länder und Kommunen, mehr zu testen.

Auch Unternehmen sieht sie in der Testpflicht.

Bis Mitte April will sie prüfen,

ob es bei Freiwilligkeit bleiben kann.

Verlorene Zeit, findet die SPD.

Wenn die Pandemie in den Unternehmen stark weitergegeben wird,

hätte man dies jetzt auch verbindlich tun können.

Von der Opposition harsche Kritik am Corona-Management.

Linke und Grüne fordern, Schulen mit ausreichend Tests auszustatten.

Und die Betriebe stärker in den Blick zu nehmen.

Noch immer müssen viele Menschen in Großraumbüros sitzen,

weil die Arbeitgeber das Homeoffice nicht erlauben.

Sie werden gezwungen,

sich einem unnötigen Infektionsrisiko auszusetzen.

Die AfD sieht das anders.

Alles wieder aufmachen, fordert die Partei.

Freunden wir uns mit dem Gedanken an,

dass Lockdowns wenig bis nichts bewirken.

Solche Aussagen nimmt die Kanzlerin fast regungslos zur Kenntnis.

Unions-Fraktionschef Brinkhaus kritisiert,

Deutschland habe in der Krise zu langsam agiert.

Auf diesem Staatswesen liegt der Staub von 200 Jahren.

Und den müssen wir jetzt in der Krise beseitigen.

Eine Kanzlerin im Krisenmodus.

Der Kampf gegen die Pandemie wird sie begleiten.

Bis zum Ende ihrer Amtszeit.

Impfen, Impfen, Impfen.

Damit sei Licht am Ende des Tunnels sichtbar, so die Kanzlerin heute.

Doch die Länder werden sagen - womit denn?

Noch immer gibt es zu wenig Impfstoff,

noch immer läuft viel schief bei der Terminvergabe.

Europaweit lahmt die Kampagne.

Über die Lieferprobleme hat heute die EU per Videoschalte beraten.

Da wurde gestritten, wer wie viel bekommt.

Und ob Europa sich selbst am nächsten sein sollte.

Erst aussichtsreicher Kandidat, nun herrscht nur noch Verdruss,

zumindest in der EU.

Dabei liegt es nicht an der Qualität des Impfstoffes von AstraZeneca

als an der Qualität seines Managements.

Lieferverpflichtungen an die EU würden nicht eingehalten,

das Unternehmen beliefere fast nur das Vereinigte Königreich, heißt es.

Zudem bekomme Großbritannien Impfstoff aus der EU.

Exporte trotz eigenen Impfstoffmangels:

70 Mio. Dosen aus der EU werden in alle Teile der Welt geliefert.

Keine einzige Dose kommt nach Europa.

Das ein Missverhältnis.

Die Kommissionspräsidentin kämpft hier Tag und Nacht.

Und wenn sie findet, dass Exportbeschränkungen Sinn machen,

dann sollte man sie voll und ganz unterstützen.

Viele Staats- und Regierungschefs sind sauer auf AstraZeneca,

aber auch auf Großbritannien.

Vom britischen Gesundheitsminister heißt es in der Financial Times nur:

Im Gegensatz zur EU habe das Vereinigte Königreich

einen Exklusivvertrag mit AstraZeneca.

Hinzu kommt: Nach Großbritannien sind aus EU-Produktionsstätten

insgesamt rund 21 Mio. Impfdosen nach Großbritannien gegangen.

Von dort kam: nichts.

Es kommen gerade einmal 70 Mio. statt der vereinbarten 180.

Aber die EU weiß: Eskalationen nützen niemandem.

Über den Tisch ziehen lassen wollen sich die Regierungschefs auch nicht.

Wir sind als EU der Teil der Welt, der nicht nur sich selbst versorgt,

sondern auch in die Welt hineinexportiert.

Anders als die USA und anders als Großbritannien.

Wir sind daran ausgerichtet, dass wir die globalen Lieferketten achten

und den Protektionismus bekämpfen wollen.

Aber auch unsere eigene Bevölkerung versorgen wollen.

Am Abend ist US-Präsident Biden zugeschaltet.

Man ist froh über den neuen Ton aus den USA.

Beim Impfen verhielte er sich nicht anders als der Vorgänger - USA first.

Kein Wunder, dass manche nun sagen: EU first.

Ob das auch zu Exportbeschränkungen von Impfdosen führt, ist fraglich.

Markus Preiß in Brüssel, also kein Impfkrieg,

aber man will sich auch nicht über den Tisch ziehen lassen.

Wie will die EU jetzt für mehr Impfstoff sorgen?

Wenn man ehrlich draufguckt, so richtig weiß das keiner.

In der Abschlusserklärung des Gipfels gibt es dazu nur ein paar Zeilen.

Es sei wichtig, viel Impfstoff zu haben.

Es müsse alles getan werden, um das zu intensivieren,

Wie das passieren soll, ist auch heute nicht klar geworden.

Ein Schritt könnte kurzfristig helfen.

Das wären Exportbeschränkungen.

Das wollen die Regierungschefs nicht anwenden.

Sie hätten Angst, keine Vorprodukte zurückbekommt.

Dann könnte die Produktion ins Stocken geraten.

Die Hoffnung ist die auf das nächste Quartal.

Beim Gipfel wurde auch über das problematische Verhältnis der EU

zur Türkei gesprochen.

Es gibt ein großes Wohlwollen, die Beziehung zu verbessern.

Eigentlich gäbe es genug Grund für Kritik.

Die Türkei ist ausgetreten aus der Istanbul-Konvention.

Diese schützt Frauen vor Gewalt.

Trotzdem guckt die EU stärker auf das Positive.

Die Türkei bohrt im Mittelmeer nicht mehr nach Erdgas zum Beispiel,

daher soll sie Vorteile beim Export von Agrarprodukten kriegen.

Oder neues Geld für die Versorgung syrischer Flüchtlinge.

Abschließend wird darüber im Juni entschieden.

Heute wollte man sich aber nicht festlegen.

Wie sehr die EU und die Türkei aufeinander angewiesen sind,

das zeigt sich nicht zuletzt beim Flüchtlingsabkommen.

Das unter Mitwirkung dieser beiden vor fünf Jahren geschlossen wurde.

Die EU soll demnach alle Migranten, die illegal über die Türkei

auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken können.

Im Gegenzug nimmt die EU Ankara syrische Schutzbedürftige ab

und zahlt zur Unterstützung der Flüchtlinge in der Türkei.

Wie gut dieser Pakt funktioniert, das ist hoch umstritten.

Wenigstens in einem Punkt tut er das offenkundig nicht.

Denn die griechischen Inseln werden für viele zur Endstation.

Anja Miller berichtet von der Insel Kos.

Saza lebt mit ihren drei Geschwistern und den Eltern

seit 2020 in einer Baracke auf der Insel Kos.

Sie kochen und waschen sich im Freien.

Die palästinensische Familie hat einen positiven Asylbescheid,

aber die Papiere müssten sie in Thessaloniki abholen.

Wir haben kein Geld, um nach Thessaloniki zu fahren

und den Ausweis zu holen.

Sie hängen hier fest, wie andere Flüchtlinge hinter diesem Zaun.

Das hier ist ein Abschiebegefängnis für Menschen,

deren Asylantrag zweimal abgelehnt wurde.

Die Polizei will nicht, dass hier gedreht wird,

obwohl wir eine Erlaubnis haben.

Help me, help me, please!

Wer hier landet, ist verzweifelt, hat jede Hoffnung auf Asyl verloren.

Es gibt keine weiteren Instanzen für das Verfahren.

Interviews mit den Flüchtlingen sind nicht erlaubt.

Eine Hilfsorganisation versucht, zu dokumentieren, was hier passiert

und wer hier ankommt, bekommt aber auch kaum Informationen.

Die Flüchtlinge werden als Nummern aufgerufen, man ruft sie

mit der Registrierungsnummer des Gefangenen.

Das ist alles, was wir wissen und auch, dass nur ein Arzt da ist.

Sie haben keine Infos, warum sie dort sind, was sie machen können,

wie lange sie dort bleiben müssen und wann sie abgeschoben werden.

Eigentlich müssten die abgelehnten Asylbewerber zurück in die Türkei

oder ihre Heimatländer, doch das geschieht seit März 2020 nicht mehr.

Auch wegen Corona nehmen die Länder sie nicht mehr zurück.

Tausende stecken fest.

Praktisch ist das eine tragische und dramatische Situation,

weil die Menschen aus dem Netz der Unterstützung herausfallen.

Nach griechischem Recht dürfen Menschen maximal 18 Monate

ohne Prozess in Haft sein, das gilt auch für das Abschiebegefängnis.

Doch selbst wenn sie rauskommen, bleibt ihre Situation hoffnungslos.

Viele machen sich dann auf eigene Faust auf den Weg -

zum Beispiel nach Deutschland.

Wie die Afghanin Mitra Hashimi.

Nun ist auch ihr Asylantrag abgelehnt worden.

Als mich Griechenland abgelehnt hat, hab ich doch alles getan,

um nach Deutschland zu kommen.

Deutschland muss sehen, dass ich doch gezwungen war, herzukommen.

Aber sie akzeptieren mich nicht.

Wohin mit den abgewiesenen Flüchtlingen?

Die Frage ist ungeklärt.

Auf Kos wird gerade ein neues Abschiebegefängnis

für 1000 Flüchtlinge gebaut.

Die wenigsten Geflüchteten schaffen es aus dem Elend.

2020 erklärte sich Deutschland bereit, Geflüchtete aufzunehmen,

die auf den griechischen Inseln als schutzbedürftig anerkannt wurden.

Mehr als 2200 Menschen kamen bisher.

Zum Beispiel ins bayerische Regensburg,

wo Ehrenamtliche den Geflüchteten das Nötigste zur Verfügung stellen.

Und bei der Integration helfen.

Andreas Wenleder war mittendrin,

als die erste Familie in ihrem neuen Zuhause ankam.

Michael Buschheuer hat schon eingekauft.

In wenigen Tagen zieht in das Haus die erste Familie.

Anerkannte Flüchtlinge von den griechischen Inseln.

Hier kommt eine junge Familie rein.

Sie ist wohl aus Afghanistan und spricht Dari.

Mehr wissen wir nicht.

Mehr müssen wir auch nicht wissen.

Das Team von Space-Eye hat in einem leer stehenden Haus in Regensburg

acht Wohnungen saniert.

Sie wurden mit gespendeten Möbeln eingerichtet.

Eine Küche zusammenzubauen, wird da zum Puzzlespiel.

Die Menschen sollen zur Ruhe kommen können -

nach Jahren auf der Flucht und einem Leben in Zelten und Containern.

Wer in Moria oder auf Samos das Glück hatte,

in einem Container zu wohnen:

So ein Container ist etwas kleiner als dieser Raum.

Da leben dann neun bis zwölf Menschen.

Das Gebäude der Regensburger Wohnungsbaugesellschaft

stand für Monate leer.

Hunderte Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken hier drin.

Nicht nur um Wohnungen und Möbel kümmert sich der Verein.

Sie werben mit Online-Videos um Paten.

Diese helfen bei Behördengängen oder der Jobsuche.

* Ich unterrichte seit vielen Jahren

Kinder mit Migrationshintergrund in Deutsch.

Ich freue mich, wenn ich viel Gelegenheit habe,

noch viele Kinder zu unterrichten. * Wenn wir uns wünschen, dass Menschen hier Schutz finden, dann wollen wir auch persönlich dafür geradestehen.

Um als Gesellschaft zusammenzubleiben

und trotzdem anderen Menschen Schutz zu ermöglichen.

Vier Tage später ist es soweit, die erste Familie ist da.

Der Vater arbeitete in Afghanistan mit der NATO zusammen.

Er floh vor den Taliban.

Aus Sorge um Verwandte in Kabul möchten sie nicht erkannt werden.

Zwei Jahre mussten die Eltern und die Töchter, drei und sechs,

auf Lesbos leben.

Den Brand des Lagers Moria haben sie miterlebt.

Ich bin positiv überrascht, wir haben gleich einen angenehmen Draht.

Die Leute kommen mit Gepäck.

Das wussten wir nicht, ob sie was dabei haben.

Es gibt Gepäck, ein gutes Zeichen, dass wir heute nichts kaufen müssen.

Das Projekt wird auch von der Stadt unterstützt.

Nice to meet you.

Als sie sich auf den Weg machten, erzählt der Vater,

sei die jüngste Tochter erst vier Monate alt gewesen.

Erst im fünften Versuch hätten sie es in einem Schlauchboot

von der Türkei nach Lesbos geschafft.

Sie seien froh, in Deutschland bleiben zu dürfen.

Wie andere Städte hat Regensburg immer wieder angeboten,

noch mehr Menschen aufzunehmen.

Es soll auch ein Signal sein.

Ich bin froh, dass es Städte gibt, die das laut sagen:

"wir können Menschen in Not aufnehmen."

Wir können das auch in Regensburg.

In den anderen Räumen wird wieder gearbeitet.

Die Ankunft der nächsten Familie ist schon angekündigt.

Mit der Integration der Angekommenen

beginnt der zweite und komplexere Teil des Projekts.

Zur europäischen Migrationspolitik, fünf Jahre nach Abschluss

des EU-Türkei-Abkommens, hat Isabell Schayani vom WDR diese Meinung.

EU-Türkei-Deal - klingt wie ein Hinterzimmergeschäft.

Es geht aber um Menschen, mindestens 25 % davon Kinder.

Gestatten Sie mir, in drei Gedanken zu skizzieren,

warum der Deal gescheitert ist und was man daraus lernen kann.

Erstens:

Das Asylverfahren findet auf den griechischen Inseln statt.

Nur wer krank ist, darf aufs Festland und ist aus dem Deal raus.

Heißt, viele kommen gesund an und versuchen, dann krank zu sein,

um es in die EU zu schaffen.

Die Lager machen eh krank.

Eine syrische Mutter schickte mir ein Foto von ihrem Kind,

um zu fragen, es habe.

Ich dachte:

Wie viel Krätze passt auf einen Kinderkopf?

Zweitens: Die türkische Regierung hält Menschen nicht mehr davon ab,

übers Meer zu kommen - das erledigen europäische Beamte.

Mit Pushbacks.

Selbst, wer es auf eine Insel geschafft hat,

wird von der Polizei auf See geschleppt.

Wenn wir uns daran gewöhnen, brauchen wir der Türkei

auch keine Vorträge über Menschenrechte zu halten.

Was kann man aus den Fehlern lernen?

Die Türkei ist das Land mit den meisten Flüchtlingen,

fast vier Millionen.

Die EU sollte weiter Schulen und Klinken für Syrer dort finanzieren,

damit sie in der Türkei leben können.

Würde das gestoppt, würde man die Flüchtlinge bestrafen, nicht Erdogan.

Deutschland ist der Motor für diese Verhandlungen mit der Türkei.

Auch aus Angst, dass 2015 sich wiederholt.

Wir brauchen langfristige Lösungen.

Wie es jetzt laufen wird, ist es weder europäisch, noch menschlich:

Warum muss der Mensch zwei Jahre auf den Inseln kaputt gemacht werden?

Dann die Balkanroute überleben,

hier womöglich noch mal durchs Asylverfahren:

Um dann unsere Pakete auszufahren

oder uns die Pizza vor die Tür zu legen?

Die Meinung von Isabell Schayani.

Und wir kommen noch mal zurück zum Bundestag.

Der hat den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan verlängert.

Damit beginnen weitere Nachrichten mit Linda Zervakis.

Der Einsatz wurde um weitere zehn Monate verlängert -

bis zum 31. Januar 2022.

Wie bisher sollen im Rahmen der NATO-Mission "Resolute Support"

bis zu 1300 deutsche Soldat*innen entsendet werden können:

Zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Streitkräfte.

Außerdem beschloss der Bundestag,

Die Bergung des festgelaufenen Containerschiffs Ever Given

Außerdem hat der Bundestag vor wenigen Minuten

die Einführung eines Lobbyregisters beschlossen.

Professionelle Interessenvertreter müssen sich

in ein öffentliches Verzeichnis eintragen,

ehe sie mit ihrer Lobbyarbeit bei Abgeordneten oder Regierung beginnen.

Kritiker bemängeln, das Gesetz sorge nur teilweise für Transparenz.

Die Bergung des festgelaufenen Containerschiffs Ever Given

im Suezkanal könnte noch Wochen dauern.

Die Kanalbehörde erklärte die Durchfahrt für temporär ausgesetzt.

Damit wachsen die Sorgen, dass der Stau auf der wichtigen Handelsroute

die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen kommt.

Fast alle Container deutscher Firmen im Handel mit China

gehen durch den Suezkanal.

Chemieindustrie sowie Anlagen- und Maschinenbau fürchten:

Bestehende Lieferengpässe mit wichtigen Teilen

wie Computerchips könnten sich verschärfen.

Sich die Teile zudem verteuern.

Die Verbraucher könnten den "Suez-Stau"

ebenfalls zu spüren bekommen.

In Form höherer Spritpreise, denn auch Öltanker hängen fest.

Seit im Kanal nichts mehr geht, vollzieht der Ölpreis Kapriolen.

Seit Dienstag hat er zeitweise um sechs Prozent zugelegt,

heute fiel er wieder deutlich.

Spekulanten machen sich die Unsicherheit zunutze.

Letztlich hängt alles vom Erfolg der Bergungsarbeiten ab.

Würden diese Wochen dauern, wie die beauftragte Firma anklingen ließ,

kämen wohl höhere Preise auf uns alle zu.

Und damit zum Fußball.

Die Nationalmannschaft hat vor wenigen Minuten

ihr WM-Qualifikationsspiel gegen Island gewonnen.

Die Partie in Duisburg endete mit 3:0.

Nach zwei Minuten geht die deutsche Mannschaft in Führung.

Goretzka der Torschütze, ein furioser Auftakt.

Es gibt den ersten Corona-Fall:

Jonas Hofmann wurde positiv getestet.

Ebenfalls isoliert Marcel Halstenberg als Kontaktperson.

Die Elf unbeeindruckt, Havertz schießt das 2:0 -

siebente Spielminute.

Der nächste Treffer in der zweiten Halbzeit:

Gündogan mit dem 3:0 in der 56. Minute.

Deutschland wie aus einem Guss, Gnabry trifft noch den Pfosten.

Ein gelungener Auftakt in die WM-Qualifikation.

Joachim Löw durchaus zufrieden.

So umstritten die WM in Katar auch sein mag,

wegen Corona wird sie wohl nicht ausfallen.

Um Weihnachten 2022 sollten sportliche Großveranstaltungen

auch vor Publikum wieder möglich sein.

Ganz anders sieht das in diesem Sommer aus.

Dass sich Sportler im Juli in Tokio zu den Olympischen Spielen treffen,

ist noch nicht ausgemacht.

Auch wenn das IOC daran festhält.

So wurde der Endspurt bis zu den Spielen traditionell eingeläutet.

Fast so wie immer. Über Fackeln.

Im Sturm der Pandemie.

Yuichi kann nicht verstecken, wie es ihm geht.

Denn Fackelläufer ist man nicht alle Tage.

Nur 200 Meter, aber die Welt schaut zu.

Schon im Bus war ich aufgeregt: Ich dachte, ich würde umkippen.

Er läuft durch die Region Fukushima.

Ein Name, der für Katastrophe steht, nicht für Olympia.

Yuichi lebt in Minamisoma.

Die Stadt wurde vom Tsunami getroffen

und nur langsam kehrten die Menschen zurück.

Yuichi ist 13 und will der Welt erzählen:

Es gibt Hoffnung, Olympische Spiele sind möglich.

Zehn Jahre nach der Katastrophe - mitten in einer Pandemie.

Es gibt Menschen, die schwer unter Corona leiden.

Die möchte ich aufmuntern.

Das ist nicht so einfach.

Der Fackellauf startet ohne Zuschauer, Corona ist zu gefährlich.

Dass es traurige Spiele werden, ist hier schon zu ahnen.

Nicht zufällig starten die Läufer hier –

wenige Kilometer von der Atomruine entfernt.

Die Anlage wurde einst von Betreiber TEPCO gebaut.

Sie war nach der Katastrophe das Hauptquartier der Krisenmanager.

Heute wird sie gerne vorgezeigt, um zu beweisen, was sich getan hat.

Sie überzeugt das nicht.

Jeder dritte Japaner ist dafür, die Spiele abzusagen.

Sie ärgern sich, dass die Regierung die Kritik nicht hört.

Wenn ich höre, es seien Spiele des Wiederaufbaus –

macht mich das wütend.

Jetzt kommt noch Corona dazu - wo liegen die Prioritäten?

Doch Regierung und IOC halten an den Spielen fest.

Am Wochenende entschied Japan:

Ausländische Zuschauer dürfen nicht einreisen.

Milliardenverluste werden bleiben.

Sportler*innen sind verunsichert.

Aber die Kirschbäume blühen, eine besondere Zeit.

Das gibt Kraft und Mut.

Vor Jahren haben Yuichi und die Kinder aus Minamisoma

Kirschblüten in der Schule gezeichnet.

Das hat ihn inspiriert:

Tokujin Yoshioka, den Designer der Fackel.

Die erinnert von oben an eine Kirschblüte.

Wenn es möglich ist, für die Leute aus den Katastrophengebieten,

sich ein wenig aufzurichten, fände ich das wunderbar.

Yuichi und seine Familie werden den Tag nie vergessen.

Jetzt wäre Zeit, sich richtig zu freuen.

Wenn da nicht Corona wäre.

Wir gehen weiter zu Karsten Schwanke, ist das Frühlingswetter?

Die meisten Menschen in Deutschland würden sich Frühling wünschen.

So könnte es werden -

wenn da nicht die Realität wäre.

Aber zu Beginn der kommenden Woche wird es wirklich sonnig.

Über den Samstag reden wir gleich.

Zunächst aber zu dem, was Dienstag und Mittwoch passiert.

Ostern sieht es richtig kühl aus.

Es könnte nasskalt werden.

In der Nacht aufgelockerte Bewölkung und einzelne Schauer.

Morgen kein schlechter Tag.

Sonnenschein und ein paar Wolken.

Am Nachmittag dichtere Wolken.

Es kann kurze Regenschauer geben.

Ein Kälteeinbruch am Samstag.

Hinterher richtiges Aprilwetter.

Es gibt Graupelschauer.

Am Sonntag insgesamt wieder wärmer.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit Satire und Dieter Nuhr.

Um 0.20 Uhr meldet sich Anna Planken mit dem Nachtmagazin.

Wir sind morgen Abend wieder für Sie da.

Einen guten Abend.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 25.03.2021, 22:15 Uhr - Saarland will Lockdown-Ende nach Ostern mit Hilfe von Schnelltests ermöglichen tagesthemen 25.03.2021, 22:15 Uhr - Saarland wants to enable lockdown end after Easter with the help of rapid tests

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (25.03.2021)

Heute im Studio: Pinar Atalay

Guten Abend.

Wer wünscht sie sich nicht, Perspektiven.

Einen verlässlichen Weg aus der Pandemie, ins normalere Leben.

Wir befinden uns in einer gefühlten Endlosschleife.

Auch bedingt durch die Schlangenlinien bei Entscheidungen.

Mal sollen wir zu Ostern ruhen, mal doch nicht.

Bremen will die Notbremse ziehen, in Berlin sieht es nicht danach aus.

Das Saarland will sich ein Extra-Päckchen schnüren.

Nach Ostern will der Ministerpräsident,

der gleich im Interview ist, einiges öffnen.

Theater, Kinos, Fitnessstudios - mithilfe von Schnelltests.

Doch wie ist das zu verstehen, bei steigenden Corona-Zahlen?

Endlich wieder etwas mehr Normalität, so denken auch viele Saarländer.

Die Lockerungspläne der Landesregierung

sind in Saarbrücken heute Stadtgespräch.

Eine Probe ist das wert.

Man könnte das ausprobieren.

Aber hinterher weiß man, ob man damit Erfolg hatte.

Jetzt als Konsequenz aus der Misere lockern sie,

kann ich nicht verstehen.

Ich finde das gut, gibt ein bisschen Normalität ins Leben.

Und hat die Landesregierung vor:

Ab 6. April sollen im Saarland u.a. Kinos, Fitnessstudios

und die Außengastronomie wieder öffnen.

Allerdings nur für Gäste mit einem negativen Corona-Test,

der nicht älter als 24 Stunden ist.

Ministerpräsident Hans sieht die Bedingungen im Saarland erfüllt.

Die Inzidenz liege bei rund 70.

Beim Impfen sei man im Bundesvergleich Spitze

und auch das Testen laufe vorbildlich.

Wir verfügen im Ländervergleich über eine der besten Testinfrastrukturen.

Mit Testzentren, Praxen, Apotheken haben wir mehr als 350 Orte,

an denen sich die Menschen testen lassen können.

Jeder soll so viele kostenlose Tests bekommen, wie er braucht,

verspricht die Landesregierung.

Im Testzentrum im Saarbrücker Rathaus sieht man sich gut gerüstet.

Im Moment ist es so getaktet, dass wir pro Stunde 30 Personen testen.

Durch einen höheren Personalaufwand könnten wir das nach oben schrauben.

Fitnessstudio-Inhaber Marco Wolter findet die geplanten Lockerungen gut.

Sein Studio ist schon seit Monaten geschlossen.

Trainieren kann man im Moment nur auf Rezept.

Das wird nun bald ein Ende haben.

Endlich wieder Gäste empfangen - wenn auch erstmal nur draußen.

Im Saarbrücker Kulturcafe brennen alle darauf, dass es wieder los geht.

Wir werden uns wieder, wie letztes Jahr, an jede Vorschrift,

an jede Hygienemaßnahme halten.

Hauptsache wir können den Laden endlich wieder öffnen.

Ein Dämpfer kommt allerdings von der Wissenschaft.

Der Saarbrücker Pharmazeut Thorsten Lehr

berechnet mit seinem Covid-Simulator das Infektionsgeschehen.

Er sieht die geplanten Lockerungen kritisch.

Ja, also in Testregionen solche Konzepte mal auszuprobieren,

ist sicherlich sinnvoll.

Das für das ganze Saarland auszuprobieren,

halte ich für zu groß.

Ich hätte mir gewünscht, das in einer einzelnen Stadt zu probieren,

wo es ein bisschen kontrollierbarer gewesen wäre.

Denn auch im Saarland steigen die Zahlen.

Wenn das so bleibt, wäre es ein kurzes Frühlingserwachen.

In Saarbrücken begrüße ich den saarländischen Ministerpräsidenten

Tobias Hans.

Guten Abend.

Guten Abend.

Nun wurde die Osterruhe gerade einkassiert.

Im Saarland wollen Sie als einziges Bundesland nach Ostern öffnen.

Wie durchdacht ist das?

Wir haben uns viele Gedanken gemacht.

Wir haben im Saarland schon lange die Voraussetzungen geschaffen.

Wir testen in den Schulen zweimal in der Woche.

Wir haben über 350 Stellen, an den man sich

kostenlose Schnelltest abholen und sich testen lassen kann.

Wir haben eine Infrastruktur, um mit mehr Testen Dinge zu öffnen.

Ziel ist, einen Anreiz zu schaffen, sich testen zu lassen:

Vielleicht ein Eis essen zu gehen, ein Marktplatz oder

Sport zu machen - im Verein, mit wenigen Personen.

Damit kann man infizierte Menschen rausfiltern.

Neue Covid-Infektion zu vermeiden.

In Ihrem eigenen Bundesland simulieren Forscher,

wie sich die Pandemie entwickeln wird.

Und da wird von einer Inzidenz über 200 schon im April gesprochen.

Haben Sie nicht Sorge,

von der Modellregion zur Risikoregion zu werden?

Wir sind mit einem Infektionsgeschehen am unteren Rand

in Deutschland stabil.

Es kommt darauf an, exponentielles Wachstum zu vermeiden.

Wenn wir mehr testen und dafür sorgen,

dass nur Menschen zusammenkommen, die negativ sind:

Damit können wir exponentiellem Wachstum entgegenwirken.

Wir öffnen ja nicht alles mögliche.

Wir verhalten uns getreu dem MPK-Beschluss.

Auch angesichts bisheriger Mutationen haben wir

diese Möglichkeiten für Regionen mit stabiler Inzidenz beschlossen.

Wenn exponentiell Wachstum einsetzt,

müssen wir natürlich das Modellprojekt infrage stellen.

Man muss nicht alles machen, was man darf.

Es steigt auch bei Ihnen, sie sind jetzt bei 70.

Frankreich könnte morgen laut RKI Hochrisikogebiet werden.

Und bei Ihnen breiten sich die Mutanten aus.

Welches Zeichen senden Sie aus, wenn Sie sagen, wir öffnen?

Wir öffnen ja nicht alles auf einen Schlag.

Es sind behutsame Schritte.

Wir öffnen die Außengastronomie, machen Sport möglich.

Die wollen bei den Schulen die Möglichkeit schaffen,

wenn man sich testen lässt, dass Kinder zurückkommen können.

Das ist ein wichtiges Signal für Familien.

Unser Ansatz ist extrem vieles Testen.

Wir testen im Saarland in der Woche über 13.000 und 100.000 Menschen.

So wollen wir einen Anstieg der Infektion vermeiden.

Sie wollen Cafes öffnen, Kinos, Außengastronomie.

Das ist ein großer Schritt, den andere nicht gehen.

Das RKI sagt, man sollte eher einen Shutdown machen.

Das ist ein Zeichen an die Leute, es geht wieder.

Wir könnten laut Beschlusslage der MPK According to the resolution of the MPK, we could

schon jetzt diese Öffnungsschritte machen.

Das ist vorgesehen bei einer stabilen Inzidenz unter 100.

Es geschieht in anderen Regionen, das machen wir nicht.

Wir sagen, die Osterruhe soll stattfinden:

Ob jetzt mit oder ohne Feiertag.

Nach Ostern, wenn es kein exponentielles Wachstum gibt,

geben wir diese Perspektive.

Die Rückmeldung aus dem Land ist positiv.

Die Menschen brauchen eine Erzählung, die sie glauben können.

Wir haben mit dem Lockdown nicht die Erfolge erzielt,

die wir erzielen wollten.

Perspektiven brauchen viele.

Sie haben wegen der Ausbreitung der Mutante mehr Impfdosen bekommen.

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Schwesig,

hat kein Verständnis dafür, dass Sie jetzt lockern.

Sie findet das unsolidarisch, ist es das nicht?

Die südafrikanische Mutation ist im Falle stärker verbreitet.

Sie verbreitet sich v.a. in den Bereichen, die geöffnet sind.

Wir haben Infektion in der Arbeitswelt und im privaten Bereich,

wo es derzeit keine Handhabe gibt.

Wir sagen Menschen,

wenn ihr zusammenkommt, müsst ihr euch testen lassen.

So können wir Infizierte in Quarantäne bringen.

Damit können wir vermeiden, dass sich die Mutation weiter ausbreitet,

um mit den Impfdosen den Erfolg zu erzielen, die wir brauchen.

Das Impf-Sonderkontingent kommt von der EU,

wir haben es keinem weggenommen.

Es kommt zusätzlich ins Land, besonders für Grenzregion.

Es dient dazu, andere Gebiete in Deutschland schützen,

in denen diese Mutation nicht vorherrscht.

Deswegen werden wir diese Dosen einsetzen.

Vielen Dank.

Das Gespräch habe ich vor der Sendung geführt.

Die Kanzlerin wollte eigentlich einen strengeren Lockdown,

der ist aber zur Zeit nicht durchsetzbar.

Ab Sonntag soll es eine Testpflicht für alle Reiserückkehrer geben,

so auch für Urlauber aus Mallorca.

Doch mehr scheint gerade nicht drin zu sein.

Und so blieben der Kanzlerin heute im Bundestag aufmunternde Worte.

Ein letzter Blick in ihre Notizen - die Kanzlerin will wieder Mut machen.

Nach der Entschuldigung gestern, heute der Blick nach vorne.

Merkel zitiert einen ihrer Vorgänger.

Nicht umsonst hat Ludwig Erhard gesagt:

"Es ist entscheidend, ob das Glas voll oder halbleer ist."

Wenn es immer nur halbleer ist, werden wir

keine kreative Kraft entwickeln, um aus dieser Krise zu kommen.

Neben dem Mutmachen richtet die Kanzlerin einen Appell In addition to providing encouragement, the chancellor makes an appeal to

an Länder und Kommunen, mehr zu testen.

Auch Unternehmen sieht sie in der Testpflicht.

Bis Mitte April will sie prüfen,

ob es bei Freiwilligkeit bleiben kann.

Verlorene Zeit, findet die SPD.

Wenn die Pandemie in den Unternehmen stark weitergegeben wird,

hätte man dies jetzt auch verbindlich tun können.

Von der Opposition harsche Kritik am Corona-Management.

Linke und Grüne fordern, Schulen mit ausreichend Tests auszustatten.

Und die Betriebe stärker in den Blick zu nehmen.

Noch immer müssen viele Menschen in Großraumbüros sitzen,

weil die Arbeitgeber das Homeoffice nicht erlauben.

Sie werden gezwungen,

sich einem unnötigen Infektionsrisiko auszusetzen.

Die AfD sieht das anders.

Alles wieder aufmachen, fordert die Partei.

Freunden wir uns mit dem Gedanken an,

dass Lockdowns wenig bis nichts bewirken.

Solche Aussagen nimmt die Kanzlerin fast regungslos zur Kenntnis.

Unions-Fraktionschef Brinkhaus kritisiert,

Deutschland habe in der Krise zu langsam agiert.

Auf diesem Staatswesen liegt der Staub von 200 Jahren.

Und den müssen wir jetzt in der Krise beseitigen.

Eine Kanzlerin im Krisenmodus.

Der Kampf gegen die Pandemie wird sie begleiten.

Bis zum Ende ihrer Amtszeit.

Impfen, Impfen, Impfen.

Damit sei Licht am Ende des Tunnels sichtbar, so die Kanzlerin heute.

Doch die Länder werden sagen - womit denn?

Noch immer gibt es zu wenig Impfstoff,

noch immer läuft viel schief bei der Terminvergabe.

Europaweit lahmt die Kampagne.

Über die Lieferprobleme hat heute die EU per Videoschalte beraten.

Da wurde gestritten, wer wie viel bekommt.

Und ob Europa sich selbst am nächsten sein sollte.

Erst aussichtsreicher Kandidat, nun herrscht nur noch Verdruss,

zumindest in der EU.

Dabei liegt es nicht an der Qualität des Impfstoffes von AstraZeneca

als an der Qualität seines Managements.

Lieferverpflichtungen an die EU würden nicht eingehalten,

das Unternehmen beliefere fast nur das Vereinigte Königreich, heißt es.

Zudem bekomme Großbritannien Impfstoff aus der EU.

Exporte trotz eigenen Impfstoffmangels:

70 Mio. Dosen aus der EU werden in alle Teile der Welt geliefert.

Keine einzige Dose kommt nach Europa.

Das ein Missverhältnis.

Die Kommissionspräsidentin kämpft hier Tag und Nacht.

Und wenn sie findet, dass Exportbeschränkungen Sinn machen,

dann sollte man sie voll und ganz unterstützen.

Viele Staats- und Regierungschefs sind sauer auf AstraZeneca,

aber auch auf Großbritannien.

Vom britischen Gesundheitsminister heißt es in der Financial Times nur:

Im Gegensatz zur EU habe das Vereinigte Königreich

einen Exklusivvertrag mit AstraZeneca.

Hinzu kommt: Nach Großbritannien sind aus EU-Produktionsstätten

insgesamt rund 21 Mio. Impfdosen nach Großbritannien gegangen.

Von dort kam: nichts.

Es kommen gerade einmal 70 Mio. statt der vereinbarten 180.

Aber die EU weiß: Eskalationen nützen niemandem.

Über den Tisch ziehen lassen wollen sich die Regierungschefs auch nicht.

Wir sind als EU der Teil der Welt, der nicht nur sich selbst versorgt,

sondern auch in die Welt hineinexportiert.

Anders als die USA und anders als Großbritannien.

Wir sind daran ausgerichtet, dass wir die globalen Lieferketten achten

und den Protektionismus bekämpfen wollen.

Aber auch unsere eigene Bevölkerung versorgen wollen.

Am Abend ist US-Präsident Biden zugeschaltet.

Man ist froh über den neuen Ton aus den USA.

Beim Impfen verhielte er sich nicht anders als der Vorgänger - USA first.

Kein Wunder, dass manche nun sagen: EU first.

Ob das auch zu Exportbeschränkungen von Impfdosen führt, ist fraglich.

Markus Preiß in Brüssel, also kein Impfkrieg,

aber man will sich auch nicht über den Tisch ziehen lassen.

Wie will die EU jetzt für mehr Impfstoff sorgen?

Wenn man ehrlich draufguckt, so richtig weiß das keiner.

In der Abschlusserklärung des Gipfels gibt es dazu nur ein paar Zeilen.

Es sei wichtig, viel Impfstoff zu haben.

Es müsse alles getan werden, um das zu intensivieren,

Wie das passieren soll, ist auch heute nicht klar geworden.

Ein Schritt könnte kurzfristig helfen.

Das wären Exportbeschränkungen.

Das wollen die Regierungschefs nicht anwenden.

Sie hätten Angst, keine Vorprodukte zurückbekommt.

Dann könnte die Produktion ins Stocken geraten.

Die Hoffnung ist die auf das nächste Quartal.

Beim Gipfel wurde auch über das problematische Verhältnis der EU

zur Türkei gesprochen.

Es gibt ein großes Wohlwollen, die Beziehung zu verbessern.

Eigentlich gäbe es genug Grund für Kritik.

Die Türkei ist ausgetreten aus der Istanbul-Konvention.

Diese schützt Frauen vor Gewalt.

Trotzdem guckt die EU stärker auf das Positive.

Die Türkei bohrt im Mittelmeer nicht mehr nach Erdgas zum Beispiel,

daher soll sie Vorteile beim Export von Agrarprodukten kriegen.

Oder neues Geld für die Versorgung syrischer Flüchtlinge.

Abschließend wird darüber im Juni entschieden.

Heute wollte man sich aber nicht festlegen.

Wie sehr die EU und die Türkei aufeinander angewiesen sind,

das zeigt sich nicht zuletzt beim Flüchtlingsabkommen.

Das unter Mitwirkung dieser beiden vor fünf Jahren geschlossen wurde.

Die EU soll demnach alle Migranten, die illegal über die Türkei

auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken können.

Im Gegenzug nimmt die EU Ankara syrische Schutzbedürftige ab

und zahlt zur Unterstützung der Flüchtlinge in der Türkei.

Wie gut dieser Pakt funktioniert, das ist hoch umstritten.

Wenigstens in einem Punkt tut er das offenkundig nicht.

Denn die griechischen Inseln werden für viele zur Endstation.

Anja Miller berichtet von der Insel Kos.

Saza lebt mit ihren drei Geschwistern und den Eltern

seit 2020 in einer Baracke auf der Insel Kos.

Sie kochen und waschen sich im Freien.

Die palästinensische Familie hat einen positiven Asylbescheid,

aber die Papiere müssten sie in Thessaloniki abholen.

Wir haben kein Geld, um nach Thessaloniki zu fahren

und den Ausweis zu holen.

Sie hängen hier fest, wie andere Flüchtlinge hinter diesem Zaun.

Das hier ist ein Abschiebegefängnis für Menschen,

deren Asylantrag zweimal abgelehnt wurde.

Die Polizei will nicht, dass hier gedreht wird,

obwohl wir eine Erlaubnis haben.

Help me, help me, please!

Wer hier landet, ist verzweifelt, hat jede Hoffnung auf Asyl verloren.

Es gibt keine weiteren Instanzen für das Verfahren.

Interviews mit den Flüchtlingen sind nicht erlaubt.

Eine Hilfsorganisation versucht, zu dokumentieren, was hier passiert

und wer hier ankommt, bekommt aber auch kaum Informationen.

Die Flüchtlinge werden als Nummern aufgerufen, man ruft sie

mit der Registrierungsnummer des Gefangenen.

Das ist alles, was wir wissen und auch, dass nur ein Arzt da ist.

Sie haben keine Infos, warum sie dort sind, was sie machen können,

wie lange sie dort bleiben müssen und wann sie abgeschoben werden.

Eigentlich müssten die abgelehnten Asylbewerber zurück in die Türkei

oder ihre Heimatländer, doch das geschieht seit März 2020 nicht mehr.

Auch wegen Corona nehmen die Länder sie nicht mehr zurück.

Tausende stecken fest.

Praktisch ist das eine tragische und dramatische Situation,

weil die Menschen aus dem Netz der Unterstützung herausfallen.

Nach griechischem Recht dürfen Menschen maximal 18 Monate

ohne Prozess in Haft sein, das gilt auch für das Abschiebegefängnis.

Doch selbst wenn sie rauskommen, bleibt ihre Situation hoffnungslos.

Viele machen sich dann auf eigene Faust auf den Weg -

zum Beispiel nach Deutschland.

Wie die Afghanin Mitra Hashimi.

Nun ist auch ihr Asylantrag abgelehnt worden.

Als mich Griechenland abgelehnt hat, hab ich doch alles getan,

um nach Deutschland zu kommen.

Deutschland muss sehen, dass ich doch gezwungen war, herzukommen.

Aber sie akzeptieren mich nicht.

Wohin mit den abgewiesenen Flüchtlingen?

Die Frage ist ungeklärt.

Auf Kos wird gerade ein neues Abschiebegefängnis

für 1000 Flüchtlinge gebaut.

Die wenigsten Geflüchteten schaffen es aus dem Elend.

2020 erklärte sich Deutschland bereit, Geflüchtete aufzunehmen,

die auf den griechischen Inseln als schutzbedürftig anerkannt wurden.

Mehr als 2200 Menschen kamen bisher.

Zum Beispiel ins bayerische Regensburg,

wo Ehrenamtliche den Geflüchteten das Nötigste zur Verfügung stellen.

Und bei der Integration helfen.

Andreas Wenleder war mittendrin,

als die erste Familie in ihrem neuen Zuhause ankam.

Michael Buschheuer hat schon eingekauft.

In wenigen Tagen zieht in das Haus die erste Familie.

Anerkannte Flüchtlinge von den griechischen Inseln.

Hier kommt eine junge Familie rein.

Sie ist wohl aus Afghanistan und spricht Dari.

Mehr wissen wir nicht.

Mehr müssen wir auch nicht wissen.

Das Team von Space-Eye hat in einem leer stehenden Haus in Regensburg

acht Wohnungen saniert.

Sie wurden mit gespendeten Möbeln eingerichtet.

Eine Küche zusammenzubauen, wird da zum Puzzlespiel.

Die Menschen sollen zur Ruhe kommen können -

nach Jahren auf der Flucht und einem Leben in Zelten und Containern.

Wer in Moria oder auf Samos das Glück hatte,

in einem Container zu wohnen:

So ein Container ist etwas kleiner als dieser Raum.

Da leben dann neun bis zwölf Menschen.

Das Gebäude der Regensburger Wohnungsbaugesellschaft

stand für Monate leer.

Hunderte Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken hier drin.

Nicht nur um Wohnungen und Möbel kümmert sich der Verein.

Sie werben mit Online-Videos um Paten.

Diese helfen bei Behördengängen oder der Jobsuche.

* Ich unterrichte seit vielen Jahren

Kinder mit Migrationshintergrund in Deutsch.

Ich freue mich, wenn ich viel Gelegenheit habe,

noch viele Kinder zu unterrichten. * Wenn wir uns wünschen, dass Menschen hier Schutz finden, dann wollen wir auch persönlich dafür geradestehen.

Um als Gesellschaft zusammenzubleiben

und trotzdem anderen Menschen Schutz zu ermöglichen.

Vier Tage später ist es soweit, die erste Familie ist da.

Der Vater arbeitete in Afghanistan mit der NATO zusammen.

Er floh vor den Taliban.

Aus Sorge um Verwandte in Kabul möchten sie nicht erkannt werden.

Zwei Jahre mussten die Eltern und die Töchter, drei und sechs,

auf Lesbos leben.

Den Brand des Lagers Moria haben sie miterlebt.

Ich bin positiv überrascht, wir haben gleich einen angenehmen Draht.

Die Leute kommen mit Gepäck.

Das wussten wir nicht, ob sie was dabei haben.

Es gibt Gepäck, ein gutes Zeichen, dass wir heute nichts kaufen müssen.

Das Projekt wird auch von der Stadt unterstützt.

Nice to meet you.

Als sie sich auf den Weg machten, erzählt der Vater,

sei die jüngste Tochter erst vier Monate alt gewesen.

Erst im fünften Versuch hätten sie es in einem Schlauchboot

von der Türkei nach Lesbos geschafft.

Sie seien froh, in Deutschland bleiben zu dürfen.

Wie andere Städte hat Regensburg immer wieder angeboten,

noch mehr Menschen aufzunehmen.

Es soll auch ein Signal sein.

Ich bin froh, dass es Städte gibt, die das laut sagen:

"wir können Menschen in Not aufnehmen."

Wir können das auch in Regensburg.

In den anderen Räumen wird wieder gearbeitet.

Die Ankunft der nächsten Familie ist schon angekündigt.

Mit der Integration der Angekommenen

beginnt der zweite und komplexere Teil des Projekts.

Zur europäischen Migrationspolitik, fünf Jahre nach Abschluss

des EU-Türkei-Abkommens, hat Isabell Schayani vom WDR diese Meinung.

EU-Türkei-Deal - klingt wie ein Hinterzimmergeschäft.

Es geht aber um Menschen, mindestens 25 % davon Kinder.

Gestatten Sie mir, in drei Gedanken zu skizzieren,

warum der Deal gescheitert ist und was man daraus lernen kann.

Erstens:

Das Asylverfahren findet auf den griechischen Inseln statt.

Nur wer krank ist, darf aufs Festland und ist aus dem Deal raus.

Heißt, viele kommen gesund an und versuchen, dann krank zu sein,

um es in die EU zu schaffen.

Die Lager machen eh krank.

Eine syrische Mutter schickte mir ein Foto von ihrem Kind,

um zu fragen, es habe.

Ich dachte:

Wie viel Krätze passt auf einen Kinderkopf?

Zweitens: Die türkische Regierung hält Menschen nicht mehr davon ab,

übers Meer zu kommen - das erledigen europäische Beamte.

Mit Pushbacks.

Selbst, wer es auf eine Insel geschafft hat,

wird von der Polizei auf See geschleppt.

Wenn wir uns daran gewöhnen, brauchen wir der Türkei

auch keine Vorträge über Menschenrechte zu halten.

Was kann man aus den Fehlern lernen?

Die Türkei ist das Land mit den meisten Flüchtlingen,

fast vier Millionen.

Die EU sollte weiter Schulen und Klinken für Syrer dort finanzieren,

damit sie in der Türkei leben können.

Würde das gestoppt, würde man die Flüchtlinge bestrafen, nicht Erdogan.

Deutschland ist der Motor für diese Verhandlungen mit der Türkei.

Auch aus Angst, dass 2015 sich wiederholt.

Wir brauchen langfristige Lösungen.

Wie es jetzt laufen wird, ist es weder europäisch, noch menschlich:

Warum muss der Mensch zwei Jahre auf den Inseln kaputt gemacht werden?

Dann die Balkanroute überleben,

hier womöglich noch mal durchs Asylverfahren:

Um dann unsere Pakete auszufahren

oder uns die Pizza vor die Tür zu legen?

Die Meinung von Isabell Schayani.

Und wir kommen noch mal zurück zum Bundestag.

Der hat den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan verlängert.

Damit beginnen weitere Nachrichten mit Linda Zervakis.

Der Einsatz wurde um weitere zehn Monate verlängert -

bis zum 31. Januar 2022.

Wie bisher sollen im Rahmen der NATO-Mission "Resolute Support"

bis zu 1300 deutsche Soldat*innen entsendet werden können:

Zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Streitkräfte.

Außerdem beschloss der Bundestag,

Die Bergung des festgelaufenen Containerschiffs Ever Given

Außerdem hat der Bundestag vor wenigen Minuten

die Einführung eines Lobbyregisters beschlossen.

Professionelle Interessenvertreter müssen sich

in ein öffentliches Verzeichnis eintragen,

ehe sie mit ihrer Lobbyarbeit bei Abgeordneten oder Regierung beginnen.

Kritiker bemängeln, das Gesetz sorge nur teilweise für Transparenz.

Die Bergung des festgelaufenen Containerschiffs Ever Given

im Suezkanal könnte noch Wochen dauern.

Die Kanalbehörde erklärte die Durchfahrt für temporär ausgesetzt.

Damit wachsen die Sorgen, dass der Stau auf der wichtigen Handelsroute

die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen kommt.

Fast alle Container deutscher Firmen im Handel mit China

gehen durch den Suezkanal.

Chemieindustrie sowie Anlagen- und Maschinenbau fürchten:

Bestehende Lieferengpässe mit wichtigen Teilen

wie Computerchips könnten sich verschärfen.

Sich die Teile zudem verteuern.

Die Verbraucher könnten den "Suez-Stau"

ebenfalls zu spüren bekommen.

In Form höherer Spritpreise, denn auch Öltanker hängen fest.

Seit im Kanal nichts mehr geht, vollzieht der Ölpreis Kapriolen.

Seit Dienstag hat er zeitweise um sechs Prozent zugelegt,

heute fiel er wieder deutlich.

Spekulanten machen sich die Unsicherheit zunutze.

Letztlich hängt alles vom Erfolg der Bergungsarbeiten ab.

Würden diese Wochen dauern, wie die beauftragte Firma anklingen ließ,

kämen wohl höhere Preise auf uns alle zu.

Und damit zum Fußball.

Die Nationalmannschaft hat vor wenigen Minuten

ihr WM-Qualifikationsspiel gegen Island gewonnen.

Die Partie in Duisburg endete mit 3:0.

Nach zwei Minuten geht die deutsche Mannschaft in Führung.

Goretzka der Torschütze, ein furioser Auftakt.

Es gibt den ersten Corona-Fall:

Jonas Hofmann wurde positiv getestet.

Ebenfalls isoliert Marcel Halstenberg als Kontaktperson.

Die Elf unbeeindruckt, Havertz schießt das 2:0 -

siebente Spielminute.

Der nächste Treffer in der zweiten Halbzeit:

Gündogan mit dem 3:0 in der 56. Minute.

Deutschland wie aus einem Guss, Gnabry trifft noch den Pfosten.

Ein gelungener Auftakt in die WM-Qualifikation.

Joachim Löw durchaus zufrieden.

So umstritten die WM in Katar auch sein mag,

wegen Corona wird sie wohl nicht ausfallen.

Um Weihnachten 2022 sollten sportliche Großveranstaltungen

auch vor Publikum wieder möglich sein.

Ganz anders sieht das in diesem Sommer aus.

Dass sich Sportler im Juli in Tokio zu den Olympischen Spielen treffen,

ist noch nicht ausgemacht.

Auch wenn das IOC daran festhält.

So wurde der Endspurt bis zu den Spielen traditionell eingeläutet.

Fast so wie immer. Über Fackeln.

Im Sturm der Pandemie.

Yuichi kann nicht verstecken, wie es ihm geht.

Denn Fackelläufer ist man nicht alle Tage.

Nur 200 Meter, aber die Welt schaut zu.

Schon im Bus war ich aufgeregt: Ich dachte, ich würde umkippen.

Er läuft durch die Region Fukushima.

Ein Name, der für Katastrophe steht, nicht für Olympia.

Yuichi lebt in Minamisoma.

Die Stadt wurde vom Tsunami getroffen

und nur langsam kehrten die Menschen zurück.

Yuichi ist 13 und will der Welt erzählen:

Es gibt Hoffnung, Olympische Spiele sind möglich.

Zehn Jahre nach der Katastrophe - mitten in einer Pandemie.

Es gibt Menschen, die schwer unter Corona leiden.

Die möchte ich aufmuntern.

Das ist nicht so einfach.

Der Fackellauf startet ohne Zuschauer, Corona ist zu gefährlich.

Dass es traurige Spiele werden, ist hier schon zu ahnen.

Nicht zufällig starten die Läufer hier –

wenige Kilometer von der Atomruine entfernt.

Die Anlage wurde einst von Betreiber TEPCO gebaut.

Sie war nach der Katastrophe das Hauptquartier der Krisenmanager.

Heute wird sie gerne vorgezeigt, um zu beweisen, was sich getan hat.

Sie überzeugt das nicht.

Jeder dritte Japaner ist dafür, die Spiele abzusagen.

Sie ärgern sich, dass die Regierung die Kritik nicht hört.

Wenn ich höre, es seien Spiele des Wiederaufbaus –

macht mich das wütend.

Jetzt kommt noch Corona dazu - wo liegen die Prioritäten?

Doch Regierung und IOC halten an den Spielen fest.

Am Wochenende entschied Japan:

Ausländische Zuschauer dürfen nicht einreisen.

Milliardenverluste werden bleiben.

Sportler*innen sind verunsichert.

Aber die Kirschbäume blühen, eine besondere Zeit.

Das gibt Kraft und Mut.

Vor Jahren haben Yuichi und die Kinder aus Minamisoma

Kirschblüten in der Schule gezeichnet.

Das hat ihn inspiriert:

Tokujin Yoshioka, den Designer der Fackel.

Die erinnert von oben an eine Kirschblüte.

Wenn es möglich ist, für die Leute aus den Katastrophengebieten,

sich ein wenig aufzurichten, fände ich das wunderbar.

Yuichi und seine Familie werden den Tag nie vergessen.

Jetzt wäre Zeit, sich richtig zu freuen.

Wenn da nicht Corona wäre.

Wir gehen weiter zu Karsten Schwanke, ist das Frühlingswetter?

Die meisten Menschen in Deutschland würden sich Frühling wünschen.

So könnte es werden -

wenn da nicht die Realität wäre.

Aber zu Beginn der kommenden Woche wird es wirklich sonnig.

Über den Samstag reden wir gleich.

Zunächst aber zu dem, was Dienstag und Mittwoch passiert.

Ostern sieht es richtig kühl aus.

Es könnte nasskalt werden.

In der Nacht aufgelockerte Bewölkung und einzelne Schauer.

Morgen kein schlechter Tag.

Sonnenschein und ein paar Wolken.

Am Nachmittag dichtere Wolken.

Es kann kurze Regenschauer geben.

Ein Kälteeinbruch am Samstag.

Hinterher richtiges Aprilwetter.

Es gibt Graupelschauer.

Am Sonntag insgesamt wieder wärmer.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit Satire und Dieter Nuhr.

Um 0.20 Uhr meldet sich Anna Planken mit dem Nachtmagazin.

Wir sind morgen Abend wieder für Sie da.

Einen guten Abend.

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