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2021 Tagesschau, tagesthemen 18.05.2021, 22:15 Uhr - Marokkanische Flüchtlinge werden aus der EU-Exklave Ceuta ausgewiesen

tagesthemen 18.05.2021, 22:15 Uhr - Marokkanische Flüchtlinge werden aus der EU-Exklave Ceuta ausgewiesen

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR

live untertitelt (18.05.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Alle, die es wollen,

können sich in drei Wochen

einen Impftermin buchen.

Diesen aber schnell zu bekommen,

dürfte schwer möglich sein.

Denn was sich nach freier Fahrt

zum Immunisieren anhörte,

erweist sich

als zeitaufwendiger Wettlauf.

Hausärzte warnen vor

einer aggressiven Stimmung

auf der Jagd nach einem Termin -

besonders vor der Urlaubssaison.

Denn vollständig geimpft

wäre in den Ferien mehr möglich.

Die Ständige Impfkommission bat,

auf keinen Fall jene zu vergessen,

die ein Erkrankungs-Risiko haben

und noch nicht geimpft sind.

Schlange stehen im Treppenhaus

einer Hausarztpraxis in Rheinbach,

auch wenn das Ende

der Impf-Priorisierung erst kommt.

Die Situation ist nervenaufreibend

und es gib unmoralische Angebote.

Nach dem Motto: "Wir machen

eine Spende für Ihre Praxis,

damit wir morgen geimpft sind."

Das kommt auch per E-Mail.

Und es gibt die total Ungehaltenen,

die wirsch werden.

Ersetzen Glück

und Durchsetzungsvermögen

die Impfgerechtigkeit?

Ist unfair.

Aber wie man es macht,

man macht es falsch.

Super.

Manche wollen sich impfen lassen,

manche nicht.

Wer will, kann grad nicht,

und wer nicht will, der könnte.

Da bleibt immer was über.

Und manche wundern sich,

wie einfach es gehen kann.

Das war problemlos:

Ich habe eine E-Mail geschrieben

und eine Woche später

kam die Rückmeldung.

Ich kenne einen Arzt,

der hat viel AstraZeneca.

Denn viele wollen das nicht haben.

Da habe ich mich

freiwillig gemeldet.

Mir ist egal, welcher Impfstoff -

Hauptsache, geimpft.

Biontech gilt vielen

als der Goldstandard.

Aber auch von diesem Impfstoff

bleiben Hunderte Dosen liegen,

hat Dr. Dietmar Hekers am Wochenende

in einem Impfzentrum erlebt.

Wir haben uns gewundert,

dass auch in anderen Impfstraßen

wenig los war.

Es stellte sich heraus,

dass 200 Patienten

nicht gekommen waren,

obwohl Biontech verimpft wurde.

Es ist schade, dass man dann nicht

spontan Begleitungen mitimpfen kann,

weil man an der Priorisierung

festhalten muss.

Wird es einfacher

ohne Priorisierung?

Natürlich wird das einfacher.

Wenn morgens 200 nicht kommen,

könnte man 200 Begleitungen

direkt mitimpfen.

Weniger Bürokratie,

mehr Pragmatismus –

und trotzdem Gerechtigkeit?

Ich gehe davon aus,

dass die Hausärzte weiterhin

diejenigen zuerst impfen,

die es am notwendigsten haben.

Auch von ihrer ärztlichen Ethik her.

Aber generell heißt

Aufhebung der Priorisierung:

Wenn freie Termine da sind,

wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Die größte Sorge vieler Praxen:

Dass es ab 7. Juni zu einem Hauen

und Stechen um Impftermine kommt.

Die Impf-Priorisierung

ist aufgehoben.

War das richtig?

Ja, findet Julia Fischer

vom Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Nein, sagt Jeanne Rubner

vom Bayerischen Rundfunk.

Die Priorisierung

hat ihren Dienst getan:

Der Großteil der Risikogruppen

ist geimpft.

Jetzt muss das Virus

in allen Bevölkerungsschichten

ausgebremst werden,

damit nicht Jüngere erkranken.

Da wissen Hausärzte besser,

wer "dran" ist.

Der alleinerziehende Vater,

der täglich Hunderte Kunden

an der Supermarktkasse bedient?

Oder die kinderlose Juristin

mit Diabetes im Homeoffice?

Eine Person

mit hohem Erkrankungsrisiko

wird kein Arzt einfach wegschicken.

In gewisser Weise

wird die Priorisierung besser:

Weniger Bürokratie

und mehr Zeit zum Impfen.

Schnelligkeit statt Perfektion,

denn jede Impfung zählt.

Aber die Politik hat noch

andere Aufgaben zu bewältigen:

Eine generelle Impfempfehlung

für Schwangere.

Die gezieltere Impfung

an Brennpunkten.

Ein fälschungssicherer Impfnachweis.

Für eine Rückkehr zur Normalität -

für alle.

Genervte Hausärztinnen,

drängelnde Patienten:

Und am Ende sind alle frustriert,

denen man eine Impfung

versprochen hat.

Nach dem Motto:

Weg mit der Priorisierung,

die Spritze kommt für jeden.

Die Priorisierung

gibt es aus gutem Grund.

Erst diejenigen impfen,

die ein erhöhtes Risiko haben:

Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen,

Lehrerinnen, Busfahrer.

Sie sind noch nicht alle geimpft,

weil es nicht genug Impfstoff gibt.

Wird die Priorisierung aufgehoben,

kommen diejenigen dran,

die mit Ärzten befreundet sind.

Oder im Impfzentrum Argumente haben,

warum sie besonders gefährdet sind.

Ohne Not hat die Politik

die Priorisierung

durch ein Windhundprinzip ersetzt.

Aus Aktionismus? Weil Wahlkampf ist?

Es ist ein Fehler,

die Reihenfolge aufzuheben,

solange der Impfstoff fehlt.

Die Meinungen von

Jeanne Rubner und Julia Fischer.

Das folgende Thema

machte in der Corona-Pandemie

oft keine Schlagzeilen,

es ist aber nicht gelöst.

Die Flucht vieler Afrikaner*innen

nach Europa -

in der Hoffnung,

dort ein besseres Leben zu finden.

In der Stadt Ceuta ist solch

eine Hoffnung zum Greifen nahe.

Die Stadt ist eine spanische Exklave

an Nordafrikas Küste

an der Grenze zu Marokko.

Die öffnete Marokko nun faktisch.

Seit gestern kamen 8000 Migranten

schwimmend an ihrem Ort

der Hoffnung an.

Doch gut die Hälfte wurde

von den Spaniern abgeschoben.

Die Chance der Flucht

bot sich den Menschen nur,

weil im Hintergrund ein

alter politischer Streit aufflammt.

Die Menschen kommen

über die Grenze nach Spanien:

Zu Fuß, schwimmend - in Scharen.

Das Militär bewacht seit heute

verstärkt die Grenze.

Es kann nicht verhindern,

dass sich am Strand

dramatische Szenen abspielen.

Die meisten Ankömmlinge

sind Marokkaner aus der Umgebung.

Durch die Corona-bedingte

Grenzschließung

haben sie ihre Arbeit verloren.

Auf der marokkanischen Seite

laufen sie Richtung Ceuta.

Es hat sich herumgesprochen,

dass Marokkos Grenzbeamte

nicht mehr kontrollieren.

Das Tor nach Europa scheint offen.

Ich will nach Spanien,

im Maghreb gibt es keine Arbeit.

So denken viele.

Spanien protestiert scharf dagegen,

dass Marokko

seine Grenze nicht mehr kontrolliert.

Ministerpräsidenten Sanchez

trifft am Abend in Ceuta ein.

Zuvor hatte er die Lage

als Krise bezeichnet.

Wir werden mit der sofortigen

Abschiebung derjenigen weitermachen,

die illegal

über die Grenze gekommen sind.

Marokko will mit solchen Bildern

Druck auf Spanien ausüben.

Es ist ein politisches Instrument,

um ein Ziel zu erreichen.

Das hat viel

mit der Westsahara zu tun.

Es geht um eine dünn besiedelte

Region südlich von Marokko:

Die Westsahara.

Spanien gab 1975 dieses Gebiet auf.

Marokko beansprucht

einen Großteil davon.

Die Befreiungsfront Polisario

kämpft für eine Unabhängigkeit.

100.000 Menschen sind in Lagern

auf der algerischen Seite gelandet,

vergessen von der Welt.

In der Wüste zerschneidet

ein 2000 Kilometer langer Sandwall

das Gebiet der Westsahara.

Polisario-Kämpfer

und marokkanische Soldaten

stehen sich feindselig gegenüber.

Der Chef der Polisario-Bewegung

wird aktuell in Spanien

medizinisch behandelt.

Mit falschem Namen

soll er eingereist sein.

Marokko findet das inakzeptabel

und setzt Spanien unter Druck.

8000 Menschen gelangten

bis heute auf die spanische Seite.

Fast die Hälfte

wurde wieder abgeschoben.

Grundlage dafür ist ein Abkommen

zwischen den beiden Ländern.

Daran scheint sich Marokko zu halten.

Aber wann werden die Grenzkontrollen

wieder aufgenommen?

Stefan Schaaf ist in Madrid.

Noch hält es, aber wie lange noch?

Es kann noch eine Weile halten.

Das Abkommen ist fast 30 Jahre alt.

Marokko will mit der Aktion

die Folterwerkzeuge zeigen:

Wenn ihr nicht einschwenkt,

öffnen wir die Schleusen.

Spanien hat 30 Millionen Euro

zur Grenzsicherung

für Marokko bewilligt.

Und es patrouillieren wohl wieder

erste marokkanisch Soldaten.

Möglicherweise

gibt es einen Zusammenhang.

Ist das ein Streit

nur zwischen Marokko und Spanien?

Oder auch ein Streit

zwischen Marokko und der EU,

weil auch die die Annexion

der Westsahara nicht akzeptiert?

Das ist mit der gesamten EU,

insbesondere auch mit Deutschland.

Marokko hat Anfang dieses Jahres

die Beziehungen zu Deutschland

eingefroren.

Es dürfen keine Beziehungen mehr

zur deutschen Botschaft

unterhalten werden.

Das hängt zusammen

mit der Westsahara.

Donald Trump

hat in seiner Präsidentschaft

die Westsahara

als Gebiet von Marokko anerkannt.

Andere Länder haben sich dagegen

ausgesprochen.

Man beharrt auf ein Referendum

über den Status.

Das wird

schon viele Jahre gefordert.

Aber vorerst hat man es sich

mit Marokko verscherzt.

Danke nach Madrid.

Wären die Lebensbedingungen auf

dem afrikanischen Kontinent besser,

dann könnten die Menschen in

ihrer Heimat ein gutes Leben führen.

Doch danach sieht es nicht aus,

besonders seit der Corona-Pandemie.

Afrika droht erstmals seit 25 Jahren

wieder die Rezession.

Frankreichs Präsident Macron

hat Politiker aus Afrika und Europa

nach Paris geladen.

Um über Milliardenhilfen zu beraten,

die den Kontinent

vor dem Abdriften bewahren.

Sabine Krebs über die Spuren,

die die Pandemie

in der Wirtschaft hinterlassen hat.

Und wieso es sich

langfristig bezahlt macht,

Geld zu investieren in Afrika.

Bei kenianischem Kaffee

schlägt so manches Herz höher.

Beste Qualität, kräftiges Aroma -

über Jahre ein Exportschlager.

Wir sind bei Goldrock in Nairobi,

einem eingesessenen Kaffeehändler.

Viele Unternehmer in Kenia

sind gebeutelt von der Corona-Krise.

Um 70 Prozent brachte Export

bei Goldrock ein.

Er musste fast 100

seine 120 Mitarbeiter entlassen.

Früher hatten wir

teilweise Dreischichtbetriebe.

Jetzt haben wir

eine einzige Schicht.

Und sie läuft nicht auf Hochtouren.

Kenia ist eine der größten

Volkswirtschaften Ostafrikas.

Die Hauptstadt Nairobi

ächzt unter Baustellen.

Ein neuer Super-Highway

entsteht quer durch die Stadt.

Das Stadtbild verändert sich.

Aber in Wahrheit geht es

um Rohstoffe, Märkte

und geopolitischen Einfluss.

Hier ist China,

wie in vielen Ländern Afrikas,

der Motor der Veränderung.

Finanziert wird aber vieles

über Kredite.

China ist in Afrika

zu einem Akteur geworden.

Für afrikanische Länder

ist das erst mal eine Möglichkeit,

mehr Kapital für die wirtschaftliche

Entwicklung zu erhalten.

Die Geister scheiden sich daran,

unter welchen Bedingungen.

Hier hat China durch die Pandemie

einen Schritt nach vorne getan.

Der ganze afrikanische Kontinent

steckt in einer

tiefen wirtschaftlichen Krise.

Der IWF beziffert

den Finanzbedarf bis 2025

auf umgerechnet 235 Milliarden Euro.

Nicht nur in Nairobi, auch in Paris,

dreht sich heute alles um die Frage:

Wie weiter?

Auf Einladung von Präsident Macron

trafen sich afrikanische

und europäische Politiker.

Mit einem Appell

für Milliardenhilfen für Afrika

ging der Gipfel am Abend zu Ende.

Das Ziel des Gipfels bestand darin,

kurzfristige Antworten zu geben.

Aber auch eine Dynamik zu starten,

wie man es schaffen könnte.

Einen New Deal

mit dem afrikanischen Kontinent.

Geld, welches auch Kenia

dringend benötigt,

denn die Probleme bleiben.

Das Land war schon vor der

Corona-Krise verschuldet.

Die öffentliche Hand ist mit

70 Milliarden Dollar in der Kreide.

Ein Kontinent, der aus dieser Krise

erst einmal geschwächt herauskommt.

Aber mit Investitionen

kann er sich auch schnell erholen.

Das ist im Interesse Europas.

Für den Weltmarkt ist es

ein sehr wichtiger Kontinent.

Kaffee kann Schwung geben.

Vielleicht kommt

ein wirtschaftlicher Aufschwung

für einen Kontinent, der unter

der Last der Pandemie ächzt.

Wir blicken in den Nahen Osten.

Neben dem Raketenbeschuss

haben sich die Straßenkämpfe

zwischen Palästinensern und Israelis

auf das Westjordanland ausgeweitet.

Damit das Sterben aufhört,

wird auf allen Kanälen

um eine Waffenruhe gerungen.

In einem Konflikt, von dem die Welt

immer wieder die Illusion hatte,

er könnte irgendwann enden.

Wer in der Welt wie helfen könnte,

damit die Waffen schweigen,

darüber sprechen wir gleich.

Zunächst berichtet Gabriele Dunkel

über Tag neun der Gewalt in Nahost.

Die Straßen von Hebron

versinken im schwarzen Rauch.

In der Stadt im Westjordanland

lieferten sich Palästinenser

und die israelische Armee

Straßenschlachten.

Die Wut der Palästinenser

entlädt sich heute

im gesamten Westjordanland.

In Bethlehem gibt es Verletzte.

Steine und Feuergeschosse

von der einen Seite

gegen Tränengas und Gummigeschosse

von der anderen Seite.

Nahe Ramallah kommt es zu Gefechten

mit scharfer Munition.

Ein Mann getötet,

ein Dutzend weitere verletzt.

Auch israelische Soldaten

erleiden Verletzungen.

Es ist aktuell das erste Mal,

dass Palästinenser im Westjordanland

Schusswaffen einsetzen

und Israel zurückschießt.

Tausende Palästinenser

folgen dem Aufruf

zum "Tag des Zorns" gegen Israel.

In Ost-Jerusalem

geraten arabische Israelis

mit Sicherheitskräften aneinander,

es gibt Festnahmen.

Auch aus dem Libanon

gehen Raketen Richtung Israel.

Der Beschuss aus dem Gazastreifen

durch die radikal-islamischen Hamas

geht auch weiter.

Dutzende Raketen werden

auf den Süden Israels gefeuert,

zwei Menschen streben.

Die Armee bombardiert

im Gegenzug den Gazastreifen.

Eine Entspannung

zeichnet sich nicht ab.

International gehen die Bemühungen

um eine Waffenruhe weiter.

US-Außenminister Blinken versichert,

die USA werden auf diplomatischem Weg

ein Ende der Gewalt anstreben.

Unser Ziel bleibt es,

den Kreislauf der Gewalt

schnell zu beenden.

Dann müssen die Konfliktparteien

die dauerhafte Stabilität aufbauen,

die die Palästinenser und die

israelische Bevölkerung verdienen.

Der russische Präsident Putin

ruft die internationale Gemeinschaft

zur Zusammenarbeit auf.

Wir betrachten es als zwingend,

die Gewalt zu beenden.

Die Suche nach einer Lösung

muss auf der Resolution

des UN-Sicherheitsrates beruhen.

Der Tenor der EU-Außenminister

nach einer Sonderkonferenz lautet:

Verurteilung

der Raketenbeschüsse durch die Hamas,

die sie als Terrororganisation

einstuft.

Israel habe das Recht,

sich zu verteidigen,

aber im Einklang

mit internationalem Recht.

Priorität habe das Ende der Gewalt

und eine sofortige Waffenruhe.

Markus Kaim ist von der Stiftung

Wissenschaft und Politik.

Er hilft uns zu verstehen,

wer was tun kann,

damit dieser Konflikt

entschärft werden kann.

US-Präsident Joe Biden ließ sich

seit seinem Amtsantritt Zeit.

Er machte den Eindruck,

er wolle den Nahostkonflikt

lieber gar nicht erst anfassen.

Warum macht er es jetzt doch?

Ihre Beobachtung ist richtig.

Er hat andere Prioritäten

in der amerikanischen Innenpolitik.

Er beugt sich jetzt

dem internationalen Druck.

In diesem Konflikt

kann in Sachen Israel

nur ein Akteur

die Hebel in Bewegung setzen:

Die USA

als engster Verbündeter Israels.

Sie unterstützen das Land

umfangreich.

Wenn jemand Einfluss

auf die israelische Regierung hat,

dann die USA.

Und dieser Erwartung

beugen sie sich.

Welche Initiative

müssen die Amerikaner ergreifen?

Man muss bescheiden sein.

Der erste Schritt

muss Konfliktmanagement sein.

Den Status quo

von vor zehn Tagen zu erreichen.

Dass Menschen auf beiden Seiten

nicht leiden.

Wenn wir von

einer Konfliktlösung sprechen,

tauchen all die Fragen auf,

die es seit 70 Jahren gibt:

Die Zwei-Staaten-Lösung

und die Autonomie der Palästinenser,

Zugang zu bestimmten Gebieten.

Das hat

die internationale Gemeinschaft

in den letzten Jahren verdrängt.

Auch die USA sind davon ausgegangen,

dass man das

nach hinten schieben kann.

Neben den USA können weitere Länder

ernsthaft vermitteln.

Ägypten hatte schon

beim Gaza-Krieg 2014 vermittelt -

oder auch Katar.

Was können die jetzt

bestenfalls bewirken?

Wenn man sich

auf die Zweiteilung einlässt,

geht es zunächst

ums Konfliktmanagement.

Aufgrund der geographischen Lage

ist ein Nachbar des Gazastreifens

Ägypten.

Dem Land

kommt eine besondere Rolle zu.

Es kann Botschaften überbringen.

Aber dieser Einfluss

reicht vielleicht so weit,

um einen Abklingen der Kämpfe

zu erreichen.

Aber eine umfassende

und dauerhafte Regelung:

Das kann nur in bilateralen

Verhandlungen zwischen Israelis

und Palästinensern erreicht werden.

Da gab es in den letzten zehn Jahren

von beiden Seiten

nur geringe Bemühungen.

In den neunziger Jahren

war die Hoffnung

auf einen Friedensprozess.

Die Frage ist auch,

auf welche Verhandlungspartner man

bei den Israelis

und Palästinensern trifft.

Netanjahu ist

nur geschäftsführend im Amt.

Auch die Palästinenser

haben einen schwachen Präsidenten,

der gerade die Wahlen abgesagt hat.

Welche Kraft haben die,

in Verhandlungen zu gehen?

Das ist ein wichtiger Punkt.

Wir haben es

mit zwei schwachen Akteuren zu tun.

Netanjahu ist

nur geschäftsführend im Amt.

Abbas hat die Wahlen

gerade erst abgesagt.

Er ist nicht legitimiert,

für die Palästinenser zu sprechen.

Die Hebel sind also begrenzt.

Wenn man starke Führer hätte,

die jetzt notwendige Entscheidungen

treffen könnten ...

Aber diese Situation ist nicht.

Für externe Vermittler

wie die USA oder Ägypten

ist es deshalb noch schwieriger.

Besteht in dieser Situation

Aussicht auf eine Waffenruhe?

Wenn die Hamas militärisch

deutlich geschwächt wird.

Und wenn kein Raketenbeschuss

vom Gazastreifen aus

mehr nach Israel geht:

Dann kann man

zum Status Quo zurückkehren.

Danke für die Einschätzung.

Zum Problemfall Bundeswehr:

Zu langsam, zu bürokratisch

und Schwierigkeiten

bei der Beschaffung

neuer Waffensysteme.

Verteidigungsministerin

Kramp-Karrenbauer

kündigte erste Pläne

für eine Reform an.

Weitere Nachrichten:

Die Verteidigungsministerin

kündigte an,

die Bundeswehr schneller zu machen

und die Strukturen verschlanken.

Sie setzt auf

ein nationales Führungskommando

vom Frühjahr 2021 an.

Dieses soll Aufgaben

von der Amtshilfe und Unterstützung

bei Katastrophen

bis zur Landesverteidigung steuern.

So heißt es in einem Eckpunktepapier,

das sie mit Generalinspekteur Zorn

vorstellte.

Weniger Führungsstäbe

und eine bessere Finanzierung

der Truppe werden angestrebt.

Die Commerzbank

treibt ihren Umbau voran.

Auf der heutigen Hauptversammlung

versprach Konzernchef Knof

den Aktionären, Tempo zu machen.

Mehr dazu von Stefan Wolff.

Aktionärsschützer sprechen

von "Chaostagen" bei der Commerzbank:

Milliardenverluste,

Personalquerelen,

die gescheiterte Fusion

mit der Deutschen Bank.

Der neue Bank-Chef

läutete einen Strategiewechsel ein.

Wobei "Umbau"

wie so oft "Abbau" bedeutet.

20 Prozent Kosten

sollen so eingespart werden.

Auch die Kunden werden das spüren.

Das kostenlose Girokonto

gibt es ab Juli nicht mehr.

1,5 Jahre nach dem Einbruch

in das "Grünen Gewölbe" in Dresden

nahmen Ermittler

einen weiteren Tatverdächtigen fest.

Laut der Behörden handelt es sich

um einen 22-Jährigen

aus dem Berliner Clan-Milieu.

Er kam in U-Haft -

wie schon vier andere Verdächtige.

Sie sollen bei der Tat Ende 2019

binnen weniger Minuten Juwelenschmuck

von großem Wert erbeutet haben.

Nach einem starken Zyklon in Indien

rettete die Marine

über 180 Besatzungsmitglieder von

zwei in Seenot geratenen Frachtern.

90 Seeleute werden noch vermisst,

nach ihnen wird gesucht.

Der Wirbelsturm Tauktae

war der heftigste seit 20 Jahren.

Er verursachte an der Westküste

Indiens schwere Schäden.

Tausende Häuser wurden beschädigt,

Millionen Menschen waren ohne Strom,

mindestens 38 starben.

Deutschland im Jahr 2021:

In diesem Land leben Menschen,

die alle die gleichen

Chancen und Perspektiven haben.

Ganz gleich, wie sie aussehen,

wen sie lieben, an was sie glauben.

So sollte es sein.

Doch dann wäre das Internet nicht

voll von Schmähungen gegen die,

die angeblich zu schwarz, zu weiß,

zu schwul, zu undeutsch sind.

Darum geht es heute

am "Tag der Vielfalt".

Die einen zweifeln noch,

wie bunt unsere Gesellschaft

überhaupt sein darf.

Andere machen vor,

wie bunt sie sein könnte.

Über Vielfalt am Arbeitsplatz

und diversen Erfolg.

In seiner Heimat Syrien

hat Adnan Salamana Jura studiert.

Ihn interessieren

Gesetze und Verordnungen.

Im Saarland macht er eine Ausbildung

zum Verwaltungsfachangestellten.

Er informiert auch Corona-Infizierte

über ihre Quarantäne-Regeln.

Ich bin jetzt aufm Ordnungsamt

und im Bereich

Flüchtlings-Angelegenheiten tätig.

Ich helfe beim Dolmetschen.

Fähigkeiten, die ihn für

seinen Arbeitgeber wertvoll machen.

Die Stadt Merzig bemüht sich,

in ihrer Verwaltung

vielfältiger zu werden.

Wir sind Dienstleister

für die Bürger*innen.

Wir sind verpflichtet,

für alle Bürger*innen da zu sein

in deren Vielfalt.

Wir versuchen uns so aufzustellen,

dass jeder alle Dienstleistungen

in Anspruch nehmen kann.

Eine Regenbogenfahne als Zeichen

für Vielfalt und gegen Homophobie.

Für den Diversity-Berater der Post

in Münster eine wichtige Geste.

Als er vor 30 Jahren

als Briefzusteller anfing,

wusste auf der Arbeit niemand,

dass er schwul ist.

Alle gingen davon aus,

dass ich heterosexuell bin.

Ich hab Probleme damals gesehen,

ein Coming-Out

am Arbeitsplatz durchzuführen.

Das war mit Fragezeichen versehen,

hat für Bauchschmerzen gesorgt.

Ich hab mir Sorgen gemacht.

Jetzt will er dazu beitragen,

dass dieser Schritt für

seine Kolleg*innen einfacher wird.

30 Prozent

der nicht-heterosexuellen Menschen

berichten von Diskriminierung

im Arbeitsleben.

Viele Arbeitgeber unterzeichneten

deshalb die Charta der Vielfalt:

Eine Initiative für Diversität.

Die Soziologin Andrea Bührmann

sieht solche Aktionen

als mehr als nur ein bunter Anstrich.

Wenn die Fassade sich verändert,

werden Erwartungen geweckt -

bei der Kundschaft

und bei den Beschäftigten.

Das wird eingefordert

und verändert etwas.

Diversität

mache Arbeitgeber auch innovativer.

Wie kommt Innovation zustande?

Indem unterschiedliche Perspektiven

aufeinandertreffen.

Und was ist Diversität? Genau das.

Vielfalt als Potenzial:

Unternehmen und Verwaltungen

könnten dadurch erfolgreicher werden.

An Vielfalt mangelt es nicht

beim Eurovision Song Contest.

Welches Land welchen Künstler

mit welchem Lied ins Rennen schickt,

hat Potenzial,

eine ganze Nation zu spalten.

So wie bei Manizha,

der russischen Kandidatin.

Dass "so eine" für Russland antritt,

empfanden viele dort als Schande.

Sie kommt aus Tadschikistan,

ist Feministin und erdreistet sich,

von einer "Russian Woman" zu singen.

Manizha wurde derart angefeindet,

dass sie fast aufgegeben hätte.

Doch stattdessen bat sie ihre Fans,

ihr Stoffreste zu schicken.

Diese Stoffe von Frauen

aus dem ganzen Land

nähte sie zu einem Kleid.

Mit dem trat sie heute beim

ESC-Halbfinale in Rotterdam auf,

wie ein Panzer gegen den Hass.

(Sprechgesang auf Russisch)

Sie singt für Russland.

Und zu Hause hält das halbe Land

das für einen Skandal.

Sie macht sich lustig über

das Klischee der russischen Frau.

Und stammt nicht mal aus Russland.

Manizha ist in Tadschikistan geboren,

ein Kind von Flüchtlingen.

Bei ihrem Song

lässt sie das R richtig rollen:

"Russian Woman".

Ich bin eine russische Frau.

Es gibt viele verschiedene von uns -

das ist meine Botschaft.

Russland ist

ein multinationales Land.

Ich bin der Beweis.

Manizha ist auch Feministin,

kämpft gegen häusliche Gewalt

und für die Rechte Homosexueller.

Um nichts davon

steht es gut in Russland.

Dass Moskau sie zum ESC schickte,

hielten manche für

einen geschickten PR-Schachzug.

Manizha sagt,

sie habe sich selbst gewundert.

Das offizielle Russland war entsetzt.

Das Ermittlungskomitee

untersuchte den Song auf Extremismus,

orthodoxe Christen liefen Sturm.

Ich empfehle ihnen,

hören Sie sich diesen Text an.

Absurdes Theater ist das,

völliger Schwachsinn.

Ich weiß nicht, was das soll.

Eine zerbrochene Familie kann mich

nicht zerbrechen, singt Manizha.

Und rät damit Frauen,

den Mann zu verlassen,

wenn es sein muss.

Über das Patriarchat

kann man dramatisch predigen,

aber das will keine hören.

Dann bist du gleich Feministin.

Wenn ich's mit Selbstironie mache,

lachen sie drüber.

Lachen hilft,

den Schmerz zu verarbeiten.

Manizhas Mutter hat nach der Flucht

fünf Kinder alleine durchgebracht,

lange als Putzfrau gearbeitet.

Jetzt managt sie ihre Tochter.

Im Lied erkennt sie sich wieder.

Sie hat mein Motto

da reingeschrieben:

"Worauf wartest du?

Steh auf und geh los."

Manizha verdankt ihre Karriere

den sozialen Medien.

Im Fernsehen

hätte sie früher niemand gespielt.

Mir ist wichtig,

dass ich gehört werde.

Glaubt mir,

nicht nur Sieger werden gehört.

Deshalb ruft sie am Ende eine Frage:

"Seid ihr bereit für den Wandel?"

Das wird überall gehört -

auch in Russland.

Heute das erste Halbfinale,

Samstag das Finale.

Jetzt könnten wir eine Lobeshymne

auf das Wetter gebrauchen, Claudia.

Das wird schwerfallen.

Aber es ist toll für die Natur,

denn das Wasser kommt von oben.

Aber der Mai ist kalt

in weiten Teilen Mitteleuropas.

Das ist die Karte

mit Temperatur-Abweichungen.

In diesen grauen Regionen

ist der Mai zu kalt,

zum Teil zwei bis vier Grad.

In Afrika,

Südskandinavien und Russland

liegen die Temperaturen fünf bis acht

Grad über dem langjährigen Mittel.

Die Temperaturen

liegen dort deutlich zu hoch.

In Europa sind sie aber zu niedrig.

Es bleibt bei wechselhaftem Wetter.

Schauer und Gewitter ziehen

in der Nacht nach Osten weiter.

Am Vormittag häufiger Sonnenschein.

Im Laufe des Nachmittags

brodelt es wieder

und es kann

heftige Regengüsse geben.

Dazu auch Gewitter und Hagel.

Die Temperaturen:

Die nächsten Tage

bleibt es wechselhaft.

Am Donnerstag

aber nicht so häufig Schauer.

Die fallen vor allem

im Osten und im Süden.

Freitag zieht eine Warmfront herein.

Vielen Dank, Claudia Kleinert.

Hier empfangen Judith Rakers

und Giovanni di Lorenzo

bei 3nach9 ihre Gäste.

Das nachtmagazin

hat Kirsten Gerhard um 0.50 Uhr.

Wir treten morgen Abend wieder auf.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 18.05.2021, 22:15 Uhr - Marokkanische Flüchtlinge werden aus der EU-Exklave Ceuta ausgewiesen tagesthemen 18.05.2021, 22:15 Uhr - Moroccan refugees expelled from EU exclave Ceuta tagesthemen 18.05.2021, 22:15 - Refugiados marroquíes expulsados de Ceuta, exclave de la UE tagesthemen 18.05.2021, 22:15 - Refugiados marroquinos expulsos do exclave da UE de Ceuta tagesthemen 18.05.2021, 22:15 - Марокканские беженцы выдворены из эксклава ЕС Сеута tagesthemen 18.05.2021, 22:15 - Faslı mülteciler AB dış bölgesi Ceuta'dan sınır dışı edildi tagesthemen 18.05.2021, 22:15 - Марокканських біженців вигнали з європейського ексклаву Сеути

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR

live untertitelt (18.05.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Alle, die es wollen,

können sich in drei Wochen

einen Impftermin buchen.

Diesen aber schnell zu bekommen,

dürfte schwer möglich sein.

Denn was sich nach freier Fahrt

zum Immunisieren anhörte,

erweist sich

als zeitaufwendiger Wettlauf.

Hausärzte warnen vor

einer aggressiven Stimmung

auf der Jagd nach einem Termin -

besonders vor der Urlaubssaison.

Denn vollständig geimpft

wäre in den Ferien mehr möglich.

Die Ständige Impfkommission bat,

auf keinen Fall jene zu vergessen,

die ein Erkrankungs-Risiko haben

und noch nicht geimpft sind.

Schlange stehen im Treppenhaus

einer Hausarztpraxis in Rheinbach,

auch wenn das Ende

der Impf-Priorisierung erst kommt.

Die Situation ist nervenaufreibend

und es gib unmoralische Angebote.

Nach dem Motto: "Wir machen

eine Spende für Ihre Praxis,

damit wir morgen geimpft sind."

Das kommt auch per E-Mail.

Und es gibt die total Ungehaltenen,

die wirsch werden.

Ersetzen Glück

und Durchsetzungsvermögen

die Impfgerechtigkeit?

Ist unfair.

Aber wie man es macht,

man macht es falsch.

Super.

Manche wollen sich impfen lassen,

manche nicht.

Wer will, kann grad nicht,

und wer nicht will, der könnte.

Da bleibt immer was über.

Und manche wundern sich,

wie einfach es gehen kann.

Das war problemlos:

Ich habe eine E-Mail geschrieben

und eine Woche später

kam die Rückmeldung.

Ich kenne einen Arzt,

der hat viel AstraZeneca.

Denn viele wollen das nicht haben.

Da habe ich mich

freiwillig gemeldet.

Mir ist egal, welcher Impfstoff -

Hauptsache, geimpft.

Biontech gilt vielen

als der Goldstandard.

Aber auch von diesem Impfstoff

bleiben Hunderte Dosen liegen,

hat Dr. Dietmar Hekers am Wochenende

in einem Impfzentrum erlebt.

Wir haben uns gewundert,

dass auch in anderen Impfstraßen

wenig los war.

Es stellte sich heraus,

dass 200 Patienten

nicht gekommen waren,

obwohl Biontech verimpft wurde.

Es ist schade, dass man dann nicht

spontan Begleitungen mitimpfen kann,

weil man an der Priorisierung

festhalten muss.

Wird es einfacher

ohne Priorisierung?

Natürlich wird das einfacher.

Wenn morgens 200 nicht kommen,

könnte man 200 Begleitungen

direkt mitimpfen.

Weniger Bürokratie,

mehr Pragmatismus –

und trotzdem Gerechtigkeit?

Ich gehe davon aus,

dass die Hausärzte weiterhin

diejenigen zuerst impfen,

die es am notwendigsten haben.

Auch von ihrer ärztlichen Ethik her.

Aber generell heißt

Aufhebung der Priorisierung:

Wenn freie Termine da sind,

wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Die größte Sorge vieler Praxen:

Dass es ab 7. Juni zu einem Hauen

und Stechen um Impftermine kommt.

Die Impf-Priorisierung

ist aufgehoben.

War das richtig?

Ja, findet Julia Fischer

vom Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Nein, sagt Jeanne Rubner

vom Bayerischen Rundfunk.

Die Priorisierung

hat ihren Dienst getan:

Der Großteil der Risikogruppen

ist geimpft.

Jetzt muss das Virus

in allen Bevölkerungsschichten

ausgebremst werden,

damit nicht Jüngere erkranken.

Da wissen Hausärzte besser,

wer "dran" ist.

Der alleinerziehende Vater,

der täglich Hunderte Kunden

an der Supermarktkasse bedient?

Oder die kinderlose Juristin

mit Diabetes im Homeoffice?

Eine Person

mit hohem Erkrankungsrisiko

wird kein Arzt einfach wegschicken.

In gewisser Weise

wird die Priorisierung besser:

Weniger Bürokratie

und mehr Zeit zum Impfen.

Schnelligkeit statt Perfektion,

denn jede Impfung zählt.

Aber die Politik hat noch

andere Aufgaben zu bewältigen:

Eine generelle Impfempfehlung

für Schwangere.

Die gezieltere Impfung

an Brennpunkten.

Ein fälschungssicherer Impfnachweis.

Für eine Rückkehr zur Normalität -

für alle.

Genervte Hausärztinnen,

drängelnde Patienten:

Und am Ende sind alle frustriert,

denen man eine Impfung

versprochen hat.

Nach dem Motto:

Weg mit der Priorisierung,

die Spritze kommt für jeden.

Die Priorisierung

gibt es aus gutem Grund.

Erst diejenigen impfen,

die ein erhöhtes Risiko haben:

Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen,

Lehrerinnen, Busfahrer.

Sie sind noch nicht alle geimpft,

weil es nicht genug Impfstoff gibt.

Wird die Priorisierung aufgehoben,

kommen diejenigen dran,

die mit Ärzten befreundet sind.

Oder im Impfzentrum Argumente haben,

warum sie besonders gefährdet sind.

Ohne Not hat die Politik

die Priorisierung

durch ein Windhundprinzip ersetzt.

Aus Aktionismus? Weil Wahlkampf ist?

Es ist ein Fehler,

die Reihenfolge aufzuheben,

solange der Impfstoff fehlt.

Die Meinungen von

Jeanne Rubner und Julia Fischer.

Das folgende Thema

machte in der Corona-Pandemie

oft keine Schlagzeilen,

es ist aber nicht gelöst.

Die Flucht vieler Afrikaner*innen

nach Europa -

in der Hoffnung,

dort ein besseres Leben zu finden.

In der Stadt Ceuta ist solch

eine Hoffnung zum Greifen nahe.

Die Stadt ist eine spanische Exklave

an Nordafrikas Küste

an der Grenze zu Marokko.

Die öffnete Marokko nun faktisch.

Seit gestern kamen 8000 Migranten

schwimmend an ihrem Ort

der Hoffnung an.

Doch gut die Hälfte wurde

von den Spaniern abgeschoben.

Die Chance der Flucht

bot sich den Menschen nur,

weil im Hintergrund ein

alter politischer Streit aufflammt.

Die Menschen kommen

über die Grenze nach Spanien:

Zu Fuß, schwimmend - in Scharen.

Das Militär bewacht seit heute

verstärkt die Grenze.

Es kann nicht verhindern,

dass sich am Strand

dramatische Szenen abspielen.

Die meisten Ankömmlinge

sind Marokkaner aus der Umgebung.

Durch die Corona-bedingte

Grenzschließung

haben sie ihre Arbeit verloren.

Auf der marokkanischen Seite

laufen sie Richtung Ceuta.

Es hat sich herumgesprochen,

dass Marokkos Grenzbeamte

nicht mehr kontrollieren.

Das Tor nach Europa scheint offen.

Ich will nach Spanien,

im Maghreb gibt es keine Arbeit.

So denken viele.

Spanien protestiert scharf dagegen,

dass Marokko

seine Grenze nicht mehr kontrolliert.

Ministerpräsidenten Sanchez

trifft am Abend in Ceuta ein.

Zuvor hatte er die Lage

als Krise bezeichnet.

Wir werden mit der sofortigen

Abschiebung derjenigen weitermachen,

die illegal

über die Grenze gekommen sind.

Marokko will mit solchen Bildern

Druck auf Spanien ausüben.

Es ist ein politisches Instrument,

um ein Ziel zu erreichen.

Das hat viel

mit der Westsahara zu tun.

Es geht um eine dünn besiedelte

Region südlich von Marokko:

Die Westsahara.

Spanien gab 1975 dieses Gebiet auf.

Marokko beansprucht

einen Großteil davon.

Die Befreiungsfront Polisario

kämpft für eine Unabhängigkeit.

100.000 Menschen sind in Lagern

auf der algerischen Seite gelandet,

vergessen von der Welt.

In der Wüste zerschneidet

ein 2000 Kilometer langer Sandwall

das Gebiet der Westsahara.

Polisario-Kämpfer

und marokkanische Soldaten

stehen sich feindselig gegenüber.

Der Chef der Polisario-Bewegung

wird aktuell in Spanien

medizinisch behandelt.

Mit falschem Namen

soll er eingereist sein.

Marokko findet das inakzeptabel

und setzt Spanien unter Druck.

8000 Menschen gelangten

bis heute auf die spanische Seite.

Fast die Hälfte

wurde wieder abgeschoben.

Grundlage dafür ist ein Abkommen

zwischen den beiden Ländern.

Daran scheint sich Marokko zu halten.

Aber wann werden die Grenzkontrollen

wieder aufgenommen?

Stefan Schaaf ist in Madrid.

Noch hält es, aber wie lange noch?

Es kann noch eine Weile halten.

Das Abkommen ist fast 30 Jahre alt.

Marokko will mit der Aktion

die Folterwerkzeuge zeigen:

Wenn ihr nicht einschwenkt,

öffnen wir die Schleusen.

Spanien hat 30 Millionen Euro

zur Grenzsicherung

für Marokko bewilligt.

Und es patrouillieren wohl wieder

erste marokkanisch Soldaten.

Möglicherweise

gibt es einen Zusammenhang.

Ist das ein Streit

nur zwischen Marokko und Spanien?

Oder auch ein Streit

zwischen Marokko und der EU,

weil auch die die Annexion

der Westsahara nicht akzeptiert?

Das ist mit der gesamten EU,

insbesondere auch mit Deutschland.

Marokko hat Anfang dieses Jahres

die Beziehungen zu Deutschland

eingefroren.

Es dürfen keine Beziehungen mehr

zur deutschen Botschaft

unterhalten werden.

Das hängt zusammen

mit der Westsahara.

Donald Trump

hat in seiner Präsidentschaft

die Westsahara

als Gebiet von Marokko anerkannt.

Andere Länder haben sich dagegen

ausgesprochen.

Man beharrt auf ein Referendum

über den Status.

Das wird

schon viele Jahre gefordert.

Aber vorerst hat man es sich

mit Marokko verscherzt.

Danke nach Madrid.

Wären die Lebensbedingungen auf

dem afrikanischen Kontinent besser,

dann könnten die Menschen in

ihrer Heimat ein gutes Leben führen.

Doch danach sieht es nicht aus,

besonders seit der Corona-Pandemie.

Afrika droht erstmals seit 25 Jahren

wieder die Rezession.

Frankreichs Präsident Macron

hat Politiker aus Afrika und Europa

nach Paris geladen.

Um über Milliardenhilfen zu beraten,

die den Kontinent

vor dem Abdriften bewahren.

Sabine Krebs über die Spuren,

die die Pandemie

in der Wirtschaft hinterlassen hat.

Und wieso es sich

langfristig bezahlt macht,

Geld zu investieren in Afrika.

Bei kenianischem Kaffee

schlägt so manches Herz höher.

Beste Qualität, kräftiges Aroma -

über Jahre ein Exportschlager.

Wir sind bei Goldrock in Nairobi,

einem eingesessenen Kaffeehändler.

Viele Unternehmer in Kenia

sind gebeutelt von der Corona-Krise.

Um 70 Prozent brachte Export

bei Goldrock ein.

Er musste fast 100

seine 120 Mitarbeiter entlassen.

Früher hatten wir

teilweise Dreischichtbetriebe.

Jetzt haben wir

eine einzige Schicht.

Und sie läuft nicht auf Hochtouren.

Kenia ist eine der größten

Volkswirtschaften Ostafrikas.

Die Hauptstadt Nairobi

ächzt unter Baustellen.

Ein neuer Super-Highway

entsteht quer durch die Stadt.

Das Stadtbild verändert sich.

Aber in Wahrheit geht es

um Rohstoffe, Märkte

und geopolitischen Einfluss.

Hier ist China,

wie in vielen Ländern Afrikas,

der Motor der Veränderung.

Finanziert wird aber vieles

über Kredite.

China ist in Afrika

zu einem Akteur geworden.

Für afrikanische Länder

ist das erst mal eine Möglichkeit,

mehr Kapital für die wirtschaftliche

Entwicklung zu erhalten.

Die Geister scheiden sich daran,

unter welchen Bedingungen.

Hier hat China durch die Pandemie

einen Schritt nach vorne getan.

Der ganze afrikanische Kontinent

steckt in einer

tiefen wirtschaftlichen Krise.

Der IWF beziffert

den Finanzbedarf bis 2025

auf umgerechnet 235 Milliarden Euro.

Nicht nur in Nairobi, auch in Paris,

dreht sich heute alles um die Frage:

Wie weiter?

Auf Einladung von Präsident Macron

trafen sich afrikanische

und europäische Politiker.

Mit einem Appell

für Milliardenhilfen für Afrika

ging der Gipfel am Abend zu Ende.

Das Ziel des Gipfels bestand darin,

kurzfristige Antworten zu geben.

Aber auch eine Dynamik zu starten,

wie man es schaffen könnte.

Einen New Deal

mit dem afrikanischen Kontinent.

Geld, welches auch Kenia

dringend benötigt,

denn die Probleme bleiben.

Das Land war schon vor der

Corona-Krise verschuldet.

Die öffentliche Hand ist mit

70 Milliarden Dollar in der Kreide.

Ein Kontinent, der aus dieser Krise

erst einmal geschwächt herauskommt.

Aber mit Investitionen

kann er sich auch schnell erholen.

Das ist im Interesse Europas.

Für den Weltmarkt ist es

ein sehr wichtiger Kontinent.

Kaffee kann Schwung geben.

Vielleicht kommt

ein wirtschaftlicher Aufschwung

für einen Kontinent, der unter

der Last der Pandemie ächzt.

Wir blicken in den Nahen Osten.

Neben dem Raketenbeschuss

haben sich die Straßenkämpfe

zwischen Palästinensern und Israelis

auf das Westjordanland ausgeweitet.

Damit das Sterben aufhört,

wird auf allen Kanälen

um eine Waffenruhe gerungen.

In einem Konflikt, von dem die Welt

immer wieder die Illusion hatte,

er könnte irgendwann enden.

Wer in der Welt wie helfen könnte,

damit die Waffen schweigen,

darüber sprechen wir gleich.

Zunächst berichtet Gabriele Dunkel

über Tag neun der Gewalt in Nahost.

Die Straßen von Hebron

versinken im schwarzen Rauch.

In der Stadt im Westjordanland

lieferten sich Palästinenser

und die israelische Armee

Straßenschlachten.

Die Wut der Palästinenser

entlädt sich heute

im gesamten Westjordanland.

In Bethlehem gibt es Verletzte.

Steine und Feuergeschosse

von der einen Seite

gegen Tränengas und Gummigeschosse

von der anderen Seite.

Nahe Ramallah kommt es zu Gefechten

mit scharfer Munition.

Ein Mann getötet,

ein Dutzend weitere verletzt.

Auch israelische Soldaten

erleiden Verletzungen.

Es ist aktuell das erste Mal,

dass Palästinenser im Westjordanland

Schusswaffen einsetzen

und Israel zurückschießt.

Tausende Palästinenser

folgen dem Aufruf

zum "Tag des Zorns" gegen Israel.

In Ost-Jerusalem

geraten arabische Israelis

mit Sicherheitskräften aneinander,

es gibt Festnahmen.

Auch aus dem Libanon

gehen Raketen Richtung Israel.

Der Beschuss aus dem Gazastreifen

durch die radikal-islamischen Hamas

geht auch weiter.

Dutzende Raketen werden

auf den Süden Israels gefeuert,

zwei Menschen streben.

Die Armee bombardiert

im Gegenzug den Gazastreifen.

Eine Entspannung

zeichnet sich nicht ab.

International gehen die Bemühungen

um eine Waffenruhe weiter.

US-Außenminister Blinken versichert,

die USA werden auf diplomatischem Weg

ein Ende der Gewalt anstreben.

Unser Ziel bleibt es,

den Kreislauf der Gewalt

schnell zu beenden.

Dann müssen die Konfliktparteien

die dauerhafte Stabilität aufbauen,

die die Palästinenser und die

israelische Bevölkerung verdienen.

Der russische Präsident Putin

ruft die internationale Gemeinschaft

zur Zusammenarbeit auf.

Wir betrachten es als zwingend,

die Gewalt zu beenden.

Die Suche nach einer Lösung

muss auf der Resolution

des UN-Sicherheitsrates beruhen.

Der Tenor der EU-Außenminister

nach einer Sonderkonferenz lautet:

Verurteilung

der Raketenbeschüsse durch die Hamas,

die sie als Terrororganisation

einstuft.

Israel habe das Recht,

sich zu verteidigen,

aber im Einklang

mit internationalem Recht.

Priorität habe das Ende der Gewalt

und eine sofortige Waffenruhe.

Markus Kaim ist von der Stiftung

Wissenschaft und Politik.

Er hilft uns zu verstehen,

wer was tun kann,

damit dieser Konflikt

entschärft werden kann.

US-Präsident Joe Biden ließ sich

seit seinem Amtsantritt Zeit.

Er machte den Eindruck,

er wolle den Nahostkonflikt

lieber gar nicht erst anfassen.

Warum macht er es jetzt doch?

Ihre Beobachtung ist richtig.

Er hat andere Prioritäten

in der amerikanischen Innenpolitik.

Er beugt sich jetzt

dem internationalen Druck.

In diesem Konflikt

kann in Sachen Israel

nur ein Akteur

die Hebel in Bewegung setzen:

Die USA

als engster Verbündeter Israels.

Sie unterstützen das Land

umfangreich.

Wenn jemand Einfluss

auf die israelische Regierung hat,

dann die USA.

Und dieser Erwartung

beugen sie sich.

Welche Initiative

müssen die Amerikaner ergreifen?

Man muss bescheiden sein.

Der erste Schritt

muss Konfliktmanagement sein.

Den Status quo

von vor zehn Tagen zu erreichen.

Dass Menschen auf beiden Seiten

nicht leiden.

Wenn wir von

einer Konfliktlösung sprechen,

tauchen all die Fragen auf,

die es seit 70 Jahren gibt:

Die Zwei-Staaten-Lösung

und die Autonomie der Palästinenser,

Zugang zu bestimmten Gebieten.

Das hat

die internationale Gemeinschaft

in den letzten Jahren verdrängt.

Auch die USA sind davon ausgegangen,

dass man das

nach hinten schieben kann.

Neben den USA können weitere Länder

ernsthaft vermitteln.

Ägypten hatte schon

beim Gaza-Krieg 2014 vermittelt -

oder auch Katar.

Was können die jetzt

bestenfalls bewirken?

Wenn man sich

auf die Zweiteilung einlässt,

geht es zunächst

ums Konfliktmanagement.

Aufgrund der geographischen Lage

ist ein Nachbar des Gazastreifens

Ägypten.

Dem Land

kommt eine besondere Rolle zu.

Es kann Botschaften überbringen.

Aber dieser Einfluss

reicht vielleicht so weit,

um einen Abklingen der Kämpfe

zu erreichen.

Aber eine umfassende

und dauerhafte Regelung:

Das kann nur in bilateralen

Verhandlungen zwischen Israelis

und Palästinensern erreicht werden.

Da gab es in den letzten zehn Jahren

von beiden Seiten

nur geringe Bemühungen.

In den neunziger Jahren

war die Hoffnung

auf einen Friedensprozess.

Die Frage ist auch,

auf welche Verhandlungspartner man

bei den Israelis

und Palästinensern trifft.

Netanjahu ist

nur geschäftsführend im Amt.

Auch die Palästinenser

haben einen schwachen Präsidenten,

der gerade die Wahlen abgesagt hat.

Welche Kraft haben die,

in Verhandlungen zu gehen?

Das ist ein wichtiger Punkt.

Wir haben es

mit zwei schwachen Akteuren zu tun.

Netanjahu ist

nur geschäftsführend im Amt.

Abbas hat die Wahlen

gerade erst abgesagt.

Er ist nicht legitimiert,

für die Palästinenser zu sprechen.

Die Hebel sind also begrenzt.

Wenn man starke Führer hätte,

die jetzt notwendige Entscheidungen

treffen könnten ...

Aber diese Situation ist nicht.

Für externe Vermittler

wie die USA oder Ägypten

ist es deshalb noch schwieriger.

Besteht in dieser Situation

Aussicht auf eine Waffenruhe?

Wenn die Hamas militärisch

deutlich geschwächt wird.

Und wenn kein Raketenbeschuss

vom Gazastreifen aus

mehr nach Israel geht:

Dann kann man

zum Status Quo zurückkehren.

Danke für die Einschätzung.

Zum Problemfall Bundeswehr:

Zu langsam, zu bürokratisch

und Schwierigkeiten

bei der Beschaffung

neuer Waffensysteme.

Verteidigungsministerin

Kramp-Karrenbauer

kündigte erste Pläne

für eine Reform an.

Weitere Nachrichten:

Die Verteidigungsministerin

kündigte an,

die Bundeswehr schneller zu machen

und die Strukturen verschlanken.

Sie setzt auf

ein nationales Führungskommando

vom Frühjahr 2021 an.

Dieses soll Aufgaben

von der Amtshilfe und Unterstützung

bei Katastrophen

bis zur Landesverteidigung steuern.

So heißt es in einem Eckpunktepapier,

das sie mit Generalinspekteur Zorn

vorstellte.

Weniger Führungsstäbe

und eine bessere Finanzierung

der Truppe werden angestrebt.

Die Commerzbank

treibt ihren Umbau voran.

Auf der heutigen Hauptversammlung

versprach Konzernchef Knof

den Aktionären, Tempo zu machen.

Mehr dazu von Stefan Wolff.

Aktionärsschützer sprechen

von "Chaostagen" bei der Commerzbank:

Milliardenverluste,

Personalquerelen,

die gescheiterte Fusion

mit der Deutschen Bank.

Der neue Bank-Chef

läutete einen Strategiewechsel ein.

Wobei "Umbau"

wie so oft "Abbau" bedeutet.

20 Prozent Kosten

sollen so eingespart werden.

Auch die Kunden werden das spüren.

Das kostenlose Girokonto

gibt es ab Juli nicht mehr.

1,5 Jahre nach dem Einbruch

in das "Grünen Gewölbe" in Dresden

nahmen Ermittler

einen weiteren Tatverdächtigen fest.

Laut der Behörden handelt es sich

um einen 22-Jährigen

aus dem Berliner Clan-Milieu.

Er kam in U-Haft -

wie schon vier andere Verdächtige.

Sie sollen bei der Tat Ende 2019

binnen weniger Minuten Juwelenschmuck

von großem Wert erbeutet haben.

Nach einem starken Zyklon in Indien

rettete die Marine

über 180 Besatzungsmitglieder von

zwei in Seenot geratenen Frachtern.

90 Seeleute werden noch vermisst,

nach ihnen wird gesucht.

Der Wirbelsturm Tauktae

war der heftigste seit 20 Jahren.

Er verursachte an der Westküste

Indiens schwere Schäden.

Tausende Häuser wurden beschädigt,

Millionen Menschen waren ohne Strom,

mindestens 38 starben.

Deutschland im Jahr 2021:

In diesem Land leben Menschen,

die alle die gleichen

Chancen und Perspektiven haben.

Ganz gleich, wie sie aussehen,

wen sie lieben, an was sie glauben.

So sollte es sein.

Doch dann wäre das Internet nicht

voll von Schmähungen gegen die,

die angeblich zu schwarz, zu weiß,

zu schwul, zu undeutsch sind.

Darum geht es heute

am "Tag der Vielfalt".

Die einen zweifeln noch,

wie bunt unsere Gesellschaft

überhaupt sein darf.

Andere machen vor,

wie bunt sie sein könnte.

Über Vielfalt am Arbeitsplatz

und diversen Erfolg.

In seiner Heimat Syrien

hat Adnan Salamana Jura studiert.

Ihn interessieren

Gesetze und Verordnungen.

Im Saarland macht er eine Ausbildung

zum Verwaltungsfachangestellten.

Er informiert auch Corona-Infizierte

über ihre Quarantäne-Regeln.

Ich bin jetzt aufm Ordnungsamt

und im Bereich

Flüchtlings-Angelegenheiten tätig.

Ich helfe beim Dolmetschen.

Fähigkeiten, die ihn für

seinen Arbeitgeber wertvoll machen.

Die Stadt Merzig bemüht sich,

in ihrer Verwaltung

vielfältiger zu werden.

Wir sind Dienstleister

für die Bürger*innen.

Wir sind verpflichtet,

für alle Bürger*innen da zu sein

in deren Vielfalt.

Wir versuchen uns so aufzustellen,

dass jeder alle Dienstleistungen

in Anspruch nehmen kann.

Eine Regenbogenfahne als Zeichen

für Vielfalt und gegen Homophobie.

Für den Diversity-Berater der Post

in Münster eine wichtige Geste.

Als er vor 30 Jahren

als Briefzusteller anfing,

wusste auf der Arbeit niemand,

dass er schwul ist.

Alle gingen davon aus,

dass ich heterosexuell bin.

Ich hab Probleme damals gesehen,

ein Coming-Out

am Arbeitsplatz durchzuführen.

Das war mit Fragezeichen versehen,

hat für Bauchschmerzen gesorgt.

Ich hab mir Sorgen gemacht.

Jetzt will er dazu beitragen,

dass dieser Schritt für

seine Kolleg*innen einfacher wird.

30 Prozent

der nicht-heterosexuellen Menschen

berichten von Diskriminierung

im Arbeitsleben.

Viele Arbeitgeber unterzeichneten

deshalb die Charta der Vielfalt:

Eine Initiative für Diversität.

Die Soziologin Andrea Bührmann

sieht solche Aktionen

als mehr als nur ein bunter Anstrich.

Wenn die Fassade sich verändert,

werden Erwartungen geweckt -

bei der Kundschaft

und bei den Beschäftigten.

Das wird eingefordert

und verändert etwas.

Diversität

mache Arbeitgeber auch innovativer.

Wie kommt Innovation zustande?

Indem unterschiedliche Perspektiven

aufeinandertreffen.

Und was ist Diversität? Genau das.

Vielfalt als Potenzial:

Unternehmen und Verwaltungen

könnten dadurch erfolgreicher werden.

An Vielfalt mangelt es nicht

beim Eurovision Song Contest.

Welches Land welchen Künstler

mit welchem Lied ins Rennen schickt,

hat Potenzial,

eine ganze Nation zu spalten.

So wie bei Manizha,

der russischen Kandidatin.

Dass "so eine" für Russland antritt,

empfanden viele dort als Schande.

Sie kommt aus Tadschikistan,

ist Feministin und erdreistet sich,

von einer "Russian Woman" zu singen.

Manizha wurde derart angefeindet,

dass sie fast aufgegeben hätte.

Doch stattdessen bat sie ihre Fans,

ihr Stoffreste zu schicken.

Diese Stoffe von Frauen

aus dem ganzen Land

nähte sie zu einem Kleid.

Mit dem trat sie heute beim

ESC-Halbfinale in Rotterdam auf,

wie ein Panzer gegen den Hass.

(Sprechgesang auf Russisch)

Sie singt für Russland.

Und zu Hause hält das halbe Land

das für einen Skandal.

Sie macht sich lustig über

das Klischee der russischen Frau.

Und stammt nicht mal aus Russland.

Manizha ist in Tadschikistan geboren,

ein Kind von Flüchtlingen.

Bei ihrem Song

lässt sie das R richtig rollen:

"Russian Woman".

Ich bin eine russische Frau.

Es gibt viele verschiedene von uns -

das ist meine Botschaft.

Russland ist

ein multinationales Land.

Ich bin der Beweis.

Manizha ist auch Feministin,

kämpft gegen häusliche Gewalt

und für die Rechte Homosexueller.

Um nichts davon

steht es gut in Russland.

Dass Moskau sie zum ESC schickte,

hielten manche für

einen geschickten PR-Schachzug.

Manizha sagt,

sie habe sich selbst gewundert.

Das offizielle Russland war entsetzt.

Das Ermittlungskomitee

untersuchte den Song auf Extremismus,

orthodoxe Christen liefen Sturm.

Ich empfehle ihnen,

hören Sie sich diesen Text an.

Absurdes Theater ist das,

völliger Schwachsinn.

Ich weiß nicht, was das soll.

Eine zerbrochene Familie kann mich

nicht zerbrechen, singt Manizha.

Und rät damit Frauen,

den Mann zu verlassen,

wenn es sein muss.

Über das Patriarchat

kann man dramatisch predigen,

aber das will keine hören.

Dann bist du gleich Feministin.

Wenn ich's mit Selbstironie mache,

lachen sie drüber.

Lachen hilft,

den Schmerz zu verarbeiten.

Manizhas Mutter hat nach der Flucht

fünf Kinder alleine durchgebracht,

lange als Putzfrau gearbeitet.

Jetzt managt sie ihre Tochter.

Im Lied erkennt sie sich wieder.

Sie hat mein Motto

da reingeschrieben:

"Worauf wartest du?

Steh auf und geh los."

Manizha verdankt ihre Karriere

den sozialen Medien.

Im Fernsehen

hätte sie früher niemand gespielt.

Mir ist wichtig,

dass ich gehört werde.

Glaubt mir,

nicht nur Sieger werden gehört.

Deshalb ruft sie am Ende eine Frage:

"Seid ihr bereit für den Wandel?"

Das wird überall gehört -

auch in Russland.

Heute das erste Halbfinale,

Samstag das Finale.

Jetzt könnten wir eine Lobeshymne

auf das Wetter gebrauchen, Claudia.

Das wird schwerfallen.

Aber es ist toll für die Natur,

denn das Wasser kommt von oben.

Aber der Mai ist kalt

in weiten Teilen Mitteleuropas.

Das ist die Karte

mit Temperatur-Abweichungen.

In diesen grauen Regionen

ist der Mai zu kalt,

zum Teil zwei bis vier Grad.

In Afrika,

Südskandinavien und Russland

liegen die Temperaturen fünf bis acht

Grad über dem langjährigen Mittel.

Die Temperaturen

liegen dort deutlich zu hoch.

In Europa sind sie aber zu niedrig.

Es bleibt bei wechselhaftem Wetter.

Schauer und Gewitter ziehen

in der Nacht nach Osten weiter.

Am Vormittag häufiger Sonnenschein.

Im Laufe des Nachmittags

brodelt es wieder

und es kann

heftige Regengüsse geben.

Dazu auch Gewitter und Hagel.

Die Temperaturen:

Die nächsten Tage

bleibt es wechselhaft.

Am Donnerstag

aber nicht so häufig Schauer.

Die fallen vor allem

im Osten und im Süden.

Freitag zieht eine Warmfront herein.

Vielen Dank, Claudia Kleinert.

Hier empfangen Judith Rakers

und Giovanni di Lorenzo

bei 3nach9 ihre Gäste.

Das nachtmagazin

hat Kirsten Gerhard um 0.50 Uhr.

Wir treten morgen Abend wieder auf.

Tschüss.

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