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2021 Tagesschau, tagesthemen 16.03.2021, 22:35 Uhr - von Impfungen mit dem AstraZeneca-Stoff und der Entstehung von Blutgerinnseln

tagesthemen 16.03.2021, 22:35 Uhr - von Impfungen mit dem AstraZeneca-Stoff und der Entstehung von Blutgerinnseln

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (16.03.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Wieder richten sich die Blicke nach Amsterdam,

zum Sitz der Europäischen Arzneimittelbehörde.

Bis Donnerstag will sie überprüfen:

Ist da mehr als der zeitliche Zusammenhang von Impfungen

mit dem AstraZeneca-Stoff und der Entstehung von Blutgerinnseln?

Einige Länder hatten dies gemeldet.

Gibt es da einen ursächlichen Zusammenhang?

Solange das untersucht wird,

halten in Europa viele Länder diesen Impfstoff komplett zurück.

Die EMA hält den Nutzen des Vakzins für größer als das Problem.

Was zu der Frage führt:

Was überwiegt? Der Schutz für viele oder das Risiko für wenige?

Frank Jahn.

Es brennt noch Licht im Kanzleramt.

Doch von der Chefin bis zum Abend

kein Wort zur Aufregung um AstraZeneca.

Sie ließ mitteilen,

dass sie ihre Impfkonferenz mit den Ländern vertage.

Was bedeutet der Stopp von AstraZeneca für die Impfkampagne?

Das Schweigen der Kanzlerin: für die Opposition unverständlich.

Die Kanzlerin unterschätzt die Situation sehr dramatisch.

Es ist große Verunsicherung in der Bevölkerung,

Groll unter den Menschen.

Es gibt große Verunsicherung bei denen, die impfen sollen.

Jetzt ist mehr Kommunikation nötig.

Vermisst wird die Antwort auf die Frage:

Wie gefährlich ist AstraZeneca?

Daran scheiden sich die Geister.

Nach der Impfung bekamen mehrere Menschen Blutgerinnseln im Gehirn.

Drei von ihnen starben.

Deshalb sei die vorläufige Aussetzung richtig,

so das Paul-Ehrlich-Institut.

Bei 1,5 oder 1,6 Mio. Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland,

würden wir etwas über einen Fall erwarten.

Wir haben Stand Montag sechs plus eins Fälle gehabt.

Jetzt haben wir einen weiteren.

Insofern liegen wir signifikant über dem Background.

Doch die Europäische Arzneimittelagentur

sieht keinen Grund für ein Aus für AstraZeneca.

Bis Donnerstag prüft sie die Vorfälle,

verteidigt das Vakzin aber.

Wir sind zutiefst davon überzeugt,

dass die Vorteile von AstraZeneca im Kampf gegen Covid

die Risiken der Nebenwirkungen bei weitem aufwiegen.

Die Kanzlerin hatte bis Ende Sommer allen ein Impfangebot versprochen.

Der Impfstopp von AstraZeneca bremse das Tempo ohne Not,

sagt Pharmakologe Roland Seifert.

Es sei nicht klar, ob AstraZeneca an den Verdachtsfällen schuld ist.

Ich hätte es besser gefunden, man hätte die Impfung weitergeführt

und parallel untersucht: Was ist dran an Verdachtsfällen?

Vielleicht Patienten ausgenommen mit Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Aber ich hätte nicht den fahrenden Zug mit Tempo 300

in eine Vollbremsung geschickt.

Durch die Vollbremsung von AstraZeneca fallen Impftermine aus.

Was ist mit dem Risiko für die, die noch keine Impfung erhalten,

weil AstraZeneca fehlt?

Ohne Impfung sterben

statistisch weit mehr Menschen als an den Impfnebenwirkungen:

Das rechnet Dominik von Stillfried

von der Kassenärztlichen Versorgung vor.

Eine verlorene Woche entspricht rechnerisch 40 bis 45 Todesfällen,

die durch eine Impfung verhindert worden wären.

Der Experte schätzt:

Wenn AstraZeneca völlig ausfiele,

verlöre Deutschland einen Monat in der Impfkampagne.

Stillstand kann sich das Land nicht leisten, so die Opposition.

Ich fordere, dass diejenigen, die geimpft werden wollen,

das auch weiterhin tun dürfen.

Wie geht es weiter mit dem Impfen?

Am Freitag will die Kanzlerin beim Gipfel entscheiden.

Bis dahin wird gerätselt über Risiken.

Eine Nebenwirkung ist bekannt:

Schlechte Kommunikation schwächt das Vertrauen ins Krisenmanagement.

Der vorläufige Stopp für AstraZeneca

bedeutet einen Rückschlag in der Impfkampagne.

Gerade, als die dabei war, endlich Fahrt aufzunehmen.

Damit müssen jetzt die Impfzentren umgehen.

Umdisponieren oder Termine streichen oder umbuchen?

Oder die zweite Impfung verzögern?

Alexander Noodt und Andreas Neumann haben sich in Bremen umgeschaut.

Die 894!

Die 859!

Die 856!

Das Impftempo könnte höher sein im Bremer Impfzentrum.

Im kleinsten Bundesland bekamen 9 % der Bevölkerung die erste Impfung -

bundesweit Platz 1.

Noch halten sie alle Termine.

Etwa 30 % sind mit AstraZeneca geimpft worden –

seit heute bekommen alle das Biontech-Vakzin.

Ich hätte genommen, was ich bekommen hätte.

Ich bin froh, überhaupt geimpft zu werden.

Impfstoff war für mich wichtig, aber nicht, welcher.

Wenn Sie in meinen Impfpass gucken -

überall musste ich mich impfen lassen.

Gelbfieber, Cholera, was weiß ich was alles.

Der Impfstoff wurde auch erprobt.

Ich gehe davon aus, dass überall Risiko dabei ist.

Der Impfstopp für AstraZeneca

könnte das Bremer Vorhaben mächtig ausbremsen.

Die leeren Stühle in der Halle warten darauf, besetzt zu werden.

Von 2500 Impfungen täglich

könnte man schnell auf 15.000 hochfahren.

Rechnerisch wären alle Bremer in einem Monat geimpft –

soweit die Planung der Gesundheitssenatorin.

Wir lassen die Planung erst mal so weiter laufen.

Die Ansage ist, dass Mai, Juni mehr Impfstoff kommt.

Wir müssen das dann noch mal einschätzen.

Ich finde das schade, weil wir wären dann sehr schnell durch gewesen.

Es hängt davon ab, dass man Impfstoff hat,

den man verimpfen kann.

Das hohe Impftempo liegt auch an diesem Callcenter.

Im November rief Bau- und Immobilienunternehmer Kurt Zech

die Wirtschaft zur Unterstützung der Impfkampagne auf.

In einem Hotel entstanden bis zu 240 Telefonplätze.

Computer spendete ein Autohersteller,

die Software kommt von einer Eventagentur.

Die Liste der Unterstützer ist lang.

Ich hab der Senatorin gesagt:

Wenn wir antreten, müssen wir das Ziel haben,

unter den ersten dreien in der Impfstatistik zu sein.

Wir sind jetzt auf Platz 1, da gehören wir auch hin.

Wenn Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten,

können wir hier was reißen.

Eine Hotline ohne Wartezeit, funktionierende Terminvergaben,

hohe Impfkapazitäten:

Klingt nach einem funktionierenden System.

Der Hausärzteverband dringt darauf, auch ohne AstraZeneca

schnell in den Praxen zu impfen.

Das ginge auch mit Moderna oder Biontech.

Die Anforderungen an die Kühlung wären auch bei Hausärzten möglich.

In einer Woche Kühlschranktemperatur

können wir den Impfstoff auch in der Praxis behalten.

Wir können auch den Biontech- oder Moderna-Impfstoff verimpfen.

Deswegen muss man kein hartes Entweder/Oder machen.

Mit den Hausärzten kann man Patienten versorgen,

die nicht ins Impfzentrum gehen können oder wollen.

Bremen hat die Ärmel hochgekrempelt.

Trotzdem müssen viele noch warten - auf ausreichend Impfstoff.

Auch die WHO empfiehlt übrigens,

weiter den AstraZeneca-Stoff zu verwenden.

Viele Länder halten daran fest, auch das Vereinigte Königreich.

Das Land verdankt den Impfvorsprung größtenteils diesem Stoff,

der in Oxford mitentwickelt wurde, zum Stolz von Premier Johnson.

Wie reagieren die Briten

auf den vorläufigen Impfstopp auf dem Kontinent?

Gibt es gar keine Bedenken?

Aus London berichtet Sven Lohmann.

Bei ihr ist es vollbracht.

In Großbritannien sind schon die Über-50-Jährigen dran.

Trotz Stopps in anderen Ländern:

Hier ziehen sie weiter den Impfstoff von AstraZeneca auf.

Und das Programm unvermindert durch.

Sorgen über Blutgerinnsel als Nebenwirkung? Kaum.

Es gibt kein größeres Risiko mit Blutgerinnseln.

Das hat mir die Krankenschwester gesagt.

Ich habe extra nachgefragt.

Die Wahrscheinlichkeit ist höher, ohne Impfung an Covid zu sterben

als ein Blutgerinnsel zu bekommen.

Sie testen ja viel. Ich vertraue unseren Experten.

Unter denen gibt es auf der Insel kaum welche, die sich Sorgen machen.

Die Geimpften werden in einer Datenbank erfasst.

Wie es ihnen anschließend geht, wird überwacht.

Thrombose-Fälle gab es.

Auch gefährliche Gehirnthrombosen, die vielerorts für Unruhe sorgen.

Ich habe mir gerade die neusten Berichte angesehen.

Wir haben fünf Fälle der Gehirnthrombose,

nachdem AstraZeneca geimpft wurde.

Und einen Fall nach dem Pfizer-Impfstoff.

Im Verhältnis sind das weniger Fälle als in Deutschland.

In Großbritannien wurde AstraZeneca viel häufiger geimpft - 11 Mio. Mal.

Ich kann nicht sagen, dass die Vorfälle besorgniserregend sind.

Auch wenn es nach vielen Fällen klingt

und die Gehirnthrombosen spontan aufgetreten:

Die Anzahl ist nicht höher, als man sie sonst erwarten würde.

Die Thrombosefälle wären also auch ohne eine Impfung aufgetreten.

Seit Pandemiebeginn haben sie hier

immer wieder dramatische Situationen erlebt.

Die meisten Toten in Europa.

Im Winter die britische Mutante mit hohen Infektionszahlen.

Die Krankenhäuser am Limit.

Es wird ohne große Zweifel geimpft, so schnell es geht.

Premier Boris Johnson betont das immer wieder.

Auch wenn er gerade umweltfreundliche Busse ansieht.

Impfen ist das Thema.

Und Nebenwirkungen für ihn das geringere Übel.

Unsere Experten glauben, dass beide Impfstoffe hocheffektiv sind,

die schweren Krankheitsverläufe und die Todeszahlen zu reduzieren.

Wir haben großes Vertrauen und es ist toll zu sehen,

wie schnell wir vorankommen mit dem Impfen.

Bisher haben fast 25 Mio. Briten mindestens die erste Dosis bekommen.

Dazu wurde sogar Westminster Abbey zum Impfzentrum.

Das Tempo soll nun noch mal erhöht werden.

Und AstraZeneca dabei eine zentrale Rolle spielen.

Soll weitergeimpft werden mit AstraZeneca?

Müssen die Fachleute noch mal genau nachschauen?

Es gibt Argumente für beides.

Hier sind sie, pro und contra,

von Tom Schneider (HR) und Hanni Hüsch (NDR).

Impfen, impfen, impfen:

Das Motto wurde zu leichtfertig zur Disposition gestellt.

Die Zwischenfälle im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen

will ich wahrlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Drei Menschen sind in Deutschland gestorben,

hinter jedem Fall steht ein Schicksal.

Doch nur zur Erinnerung:

Durch Corona sind mehr als 70.000 Menschen gestorben.

Wenn es schlecht läuft,

ringt auch ein gesunder Körper mit dem Virus und verliert.

Das sollten wir uns bewusst machen.

Wir stehen augenscheinlich in einer dritten Infektionswelle,

die durch Mutationen mächtig zu werden scheint.

Da ist ein weithin wirksamer und leicht handhabbarer Impfstoff

wichtiger Teil der Gegenmaßnahmen.

Und das Mittel von AstraZeneca ist zugelassen.

Gewiss, verantwortungsvolle Gesundheitspolitik muss aufklären

über Zwischenfälle mit einem neuen Mittel.

Das Impfen zu stoppen hat für mich zu viel von hektischer Notbremse.

Und es nimmt der Impfkampagne die nötige Eindeutigkeit.

Was jetzt - weiterimpfen?

Anders gefragt:

Kann sich der Gesundheitsminister

über den Ratschlag seiner Impfexperten hinwegsetzen?

Nein, kann er nicht.

Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet von Todesfällen auch jüngerer Frauen

in möglichem Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung.

Keine Banalität, das muss überprüft, neu bewertet werden.

Jedes Medikament hat einen Beipackzettel.

Da steht, mit was ich im schlimmsten Fall rechnen muss.

Ich kann entscheiden: Trage ich das Risiko?

Die Covid-Impfungen sind ein Heilsversprechen

auf eine bessere Zukunft, ohne Lockdown und Atemnot.

Das ist großartig - ich lass mich impfen.

Aber ich will die Risiken und Nebenwirkungen kennen.

Klar, der Impfmotor stottert.

Aber die Tage müssen wir uns gönnen,

auch um dem vielgelobten Vakzin wieder Vertrauen zu verschaffen.

Durch Transparenz, klare Fakten und Nutzen-Risiko-Analyse.

Wenn die EMA am Donnerstag grünes Licht gibt, gut so.

Dann müssen Merkel & Co. ein Überzeugungsfeuerwerk zünden.

Vielleicht mit öffentlichem AstraZeneca-Piks

von politischem Spitzenpersonal.

Das Pro und Contra von Tom Schneider und Hanni Hüsch.

Es geht bei AstraZeneca wieder um die wichtige Ressource: Vertrauen.

Der Begriff fiel grad schon.

Ich spreche gleich mit der Psychologin Cornelia Betsch

über die Vertrauenskrise dieses Frühjahrs.

Vielleicht geht uns die Kraft aus, es wieder und wieder zu versuchen

mit dem, was die Kanzlerin vor einem Jahr angekündigt hat:

Heute nennen wir's Lockdown, damals waren es noch Maßnahmen. Das sind Maßnahmen, die es in unserem Land noch nicht gab.

Sie sind einschneidend, aber notwendig.

Damals konnten sich wenige vorstellen,

was das bedeuten würde.

Heute sind wir ein entbehrungsreiches Jahr weiter.

Jennifer Lange und Johannes Jolmes.

40 Liter Bier gehen in den Abfluss:

Es ist nicht mehr haltbar.

Hätte ich vor einem Jahr gedacht,

dass ich dieses Jahr Bier wegschütten darf, muss? Nee.

Stephan Fehrenbach hat seit November kein Bier verkauft.

Seine Bar in Hamburg ist seitdem geschlossen.

Zurzeit bleibt nur das Erinnern an früher.

Ich möchte den Laden abschließen, wenn er schmutzig ist,

wenn vergessene Schuhe auf dem Fußboden liegen.

Dass es ein Zeichen ist: Hier war 'ne fette Party. Nähe und Geselligkeit:

Das Geschäftsmodell Kneipe passt nicht zur Kontaktreduzierung.

Fehrenbach hat die Beschränkungen immer unterstützt.

Doch nach einem Jahr Corona und mit 30.000 Euro Schulden

sehnt er sich danach, wieder Gäste bewirten zu können.

Wenn ich einen stressigen Abend hatte

und noch mal im leeren Laden saß, um die Stimmung einzusaugen:

Diese Gefühle ...

Das Lachen steht noch im Raum, auch wenn es still ist.

Und das vermisse ich.

♪ Kraftvoller Gesang ♪

Sie vermisst Bühne und Publikum.

Sarajane McMinns Karriere nahm vor einem Jahr Fahrt auf.

Das Album veröffentlicht, mehr als 100 Konzerte waren gebucht.

Es gibt keine Perspektive mehr,

alle Touren, Sachen sind verschoben, auf unbestimmt teilweise.

Das ist ganz schön bitter.

Ein Online-Konzert hat sie gespielt,

kein Ersatz für Auftritte vor Publikum.

Hygienepläne, Schnelltests, feste Sitzplätze:

An vielen Konzepten hat sie mitgearbeitet,

um wieder auf Bühnen zu stehen - ohne Erfolg.

Jetzt habe ich für mich und bei vielen Kolleginnen gemerkt,

dass eine Radikalisierung stattgefunden hat.

Man hat kein Vertrauen mehr darin,

dass sich demnächst zu unseren Gunsten was ändert.

Aus Trauer sei bei vielen Künstlern Wut geworden,

weil sie sich vergessen fühlen.

Niemanden vergessen:

Mit dieser Motivation gründete Claudius Holler

beim ersten Lockdown eine Nachbarschaftshilfe auf Facebook.

Einkaufen für Senioren,

Hunde ausführen für Menschen in Quarantäne.

Heute seien die Nöte ganz andere.

Es geht um prekäre Probleme:

Dass Menschen nichts zu essen haben, der Strom abgestellt wird,

sie die Handy-Rechnung nicht bezahlen können.

Tausende Menschen sind in der Gruppe.

Die Solidarität: groß.

Markus Winkler hat die Pandemie den Job gekostet.

Gruppenmitglieder spendeten Lebensmittel,

übernahmen die Stromrechnung.

Da hatte mein Sohn Geburtstag, da gab es dann auch Geschenke.

Da haben Leute gesagt:

Schick mir, was dein Sohn spielen will, ich bestelle das.

Irgendwann reichte diese Hilfe nicht mehr.

Winkler beantragt Hartz IV – trotz Scham.

Die Gruppe hat mir Mut gegeben, dass ich gesagt habe:

Es ist vielleicht doch nicht so schlimm zu sagen:

Ich bekomme ALG II oder Hartz IV.

Nun hat er einen Job in Aussicht.

Die Hoffnung von Barbetreiber Fehrenbach ist die Impfung.

Dann könnten auch hier wieder Bars öffnen.

Das Impfen ist für mich der Schlüssel zum Wiederöffnen.

Ich bin sehr verzweifelt,

dass die Regierung nicht schafft, uns Impfangebote zu machen.

Wenn die Außengastronomie demnächst öffnen dürfte,

könnte er hier immerhin ein paar Gäste bewirten.

Mit steigenden Infektionszahlen bleibt es nur eine Hoffnung.

Ein Jahr Kampf gegen Corona:

Darüber habe ich gesprochen mit der Psychologin Cornelia Betsch.

Sie macht mit ihrem Team Umfragen zur psychologischen Lage des Landes.

Guten Abend, Frau Betsch. Guten Abend.

Sind Sie genauso genervt von dieser Pandemie

und dem Krisenmanagement nach einem Jahr Corona?

Ja, ich bin etwas genervt von der Pandemie.

Aber durch Impfen und Testen

können wir da einen ordentlichen Schritt voran machen.

Ist das das Prinzip Hoffnung, das da regiert,

oder was macht Sie da zuversichtlich?

Na ja, wir haben eine Impfung.

Vor einem Jahr wussten wir noch ganz wenig über dieses Virus.

Ob's überhaupt eine Impfung geben würde, war lange unklar.

Ich habe Hoffnung, dass da ein Schritt nach vorne passiert.

Dass die AstraZeneca-Impfungen gestoppt wurden,

hilft ja nicht, um die Zuversicht zu erhöhen, oder?

Das ist ein eingebauter Sicherheitsmechanismus:

Wenn ein Signal entsteht, wird noch mal genau geguckt.

Wir sollten uns nicht verrückt machen und uns nicht fragen,

was das für die Impfbereitschaft bedeutet.

Wir sollten nüchtern auf die nächsten Fakten warten

und dann geht es weiter damit oder nicht.

Es fällt schwer, nüchtern zu bleiben,

wenn wir hören und lesen, dass eine dritte Welle droht.

Wenn Sie den Zustand unserer Gesellschaft beschreiben müssten,

wie fällt Ihre Diagnose aus, wie geht's uns heute? Die dritte Welle erwarten 80 % der Leute.

Die Belastung ist hoch, aber wir sehen auch,

dass Verarbeitungsmechanismen gut greifen.

Die Leute sind guten Mutes, dass sie Wege aus dieser Krise finden.

Aber das Vertrauen in die Regierung ist an einem neuen Tiefpunkt.

Wir müssten also andere Wege, pragmatischere Lösungen finden,

um aus der Krise zu kommen.

Haben Sie da was konkret im Sinn?

Das Impfen und das Testen sind wichtige Dinge,

die jetzt umgesetzt werden müssten.

Da brauchen wir bessere Kommunikation:

Wann sollen wir das tun, wie geht man mit Testergebnissen um?

Damit diese Strategie gewinnbringend eingebracht werden kann.

Wie wichtig ist der Punkt, dass wir uns hilflos fühlen?

Wir bekommen von Ministerpräsidenten und Kanzlerin immer neue Ansagen,

können aber selber nicht eingreifen.

Außer den Abstandsregeln und Maskentragen.

Die Selbstwirksamkeit ist psychologisch ein wichtiger Punkt.

Das hilft, die Krise zu bewältigen und das Gefühl zu haben,

wir können selber was tun.

Wir haben in den Befragungen auch nach Stufenplänen gefragt.

Das kann Menschen eine Perspektive geben.

Der aktuelle Stufenplan hat nicht dazu geführt,

dass das Vertrauen gestiegen ist oder die Belastung gesunken.

Gerade weil die Menschen sehen, dass die dritte Welle bevorsteht,

werden Lockerungen vielleicht nicht stattfinden.

Die Menschen sind bereit, das Erreichte zu bewahren.

Wir müssen versuchen, das in den Maßnahmen umzusetzen.

Sie haben im Dezember unsere Lage verglichen mit einem Marathonlauf,

bei dem es Wegmarken braucht, um sich die Kraft einteilen zu können.

Die Politik ändert die Ziele ständig:

Erst gilt 'ne 50er-Inzidenz, dann 35, jetzt 'ne Notbremse bei 100. Als Marathon-Läufer sind wir ganz schön verwirrt.

Ja, so geht's den Menschen auch. Vor allem weil teilweise Erklärungen fehlen.

Warum kam es von der 50 zur 35, dann zur 100?

Das gilt auch, wenn in Bundesländern verschiedene Regeln gelten.

Menschen möchten sich gerne die Regeln erklären können.

Sie sollten konsistent und einheitlich sein.

Das war ein Versuch mit dem Stufenplan.

Einige Länder weichen davon ab, aber wir sehen in der Befragung,

dass der Wunsch nach einheitlichen Regeln groß ist.

Dann kann man sich auch besser dran halten.

Hat die Politik da ein Kommunikationsproblem?

Hätte es andere Ansagen gebraucht?

Am Anfang gab's eine Werbung für die Corona-Warn-App, da stand: Unterstützt uns im Kampf gegen Corona.

Das kommuniziert, die Regierung kämpft gegen Corona

und die Bürger sollen mitmachen.

Wir sehen im Moment schwindendes Vertrauen.

Selbst bessere Regierungskommunikation

erreicht immer weniger Leute.

Deswegen müssen wir begreifen, dass alle mitmachen müssen

und es ein gesamtgesellschaftliches Ding ist.

Der Verdruss ist gerade groß.

Deswegen setze ich so viel Hoffnung in das Impfen und das Testen.

Das können wir tun, um aus der Pandemie rauszukommen.

Braucht es ein neues Wir-Gefühl? Wir gemeinsam gegen die Pandemie?

Es gibt die Kampagne "Alle gegen alle", das ist genau das.

Ich hab heute über Neuseeland gelesen,

wo die Ministerpräsidentin sagt, sie hat ein Team von 5 Mio. Leuten.

Das ist das Pandemiebekämpfungsteam.

Ich weiß nicht, ob das Narrativ sich noch rumreißen lässt,

aber ich fand das charmant.

Dass man Regierung und Bevölkerung als Team begreift.

Sagt die Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation

an der Uni Erfurt.

Danke für das Gespräch. Gern geschehen.

Die Pandemie hat Auswirkungen auf die deutsche Klimabilanz.

Damit beginnen weitere Nachrichten mit Jens Riewa.

Deutschland hat das Klimaziel 2020 doch noch erreicht.

Es wurden 70 Mio. t weniger Treibhausgase freigesetzt,

so Daten des Umweltbundesamtes.

Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen um fast 41 %.

Die Bundesregierung hatte 40 % angestrebt.

Der jüngste Rückgang sei großteils auf den Lockdown zurückzuführen,

etwa durch weniger Reisen.

Viele Radfahrende hierzulande

sind mit den Bedingungen in deutschen Städten unzufrieden.

Das geht aus einer Umfrage des Fahrradclubs ADFC hervor.

Demnach gibt es im Schnitt die Note 4, also "ausreichend", bei Spaß, Sicherheitsgefühl oder Zufriedenheit mit Radwegen.

Immerhin in einigen Großstädten

habe sich die Situation leicht verbessert, etwa in Berlin.

Als fahrradfreundlichste Großstadt wurde Bremen ausgezeichnet.

Zwei Wochen nach Schließung für den Kundenverkehr

wurde für die Greensill Bank das Insolvenzverfahren eröffnet.

Das Amtsgericht Bremen gab einem Antrag der BaFin statt.

Dazu Anja Kohl.

Privatkunden der Greensill-Bank können aufatmen.

Sie dürften ihr Geld in den nächsten Tagen zurückerhalten.

Rund 3 Mrd. Euro haben Privatkunden bei Greensill angelegt.

Sie werden entschädigt,

da der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken greift.

26 Kommunen haben gut 300 Mio. Euro angelegt.

Sie zittern und müssen hoffen,

aus der Insolvenzmasse der Bank bedient zu werden.

Die dürfte nicht groß sein.

Für sie greift keine Einlagensicherung,

da ihnen Risiken hätten bekannt sein sollen.

Die Kommunen sehen dies anders, prüfen rechtliche Schritte.

Sie beklagen Versäumnisse der Finanzaufsicht BaFin,

was diese strikt von sich weist.

Die BaFin hatte Anfang März Strafantrag gegen Greensill gestellt

wegen des Verdachts der Bilanzfälschung.

In den USA wurde erstmals eine Frau mit indigenen Wurzeln

für einen Ministerposten bestätigt: die Demokratin Deb Haaland.

Der Senat stimmte für die Nominierung als Innenministerin.

Die 60-Jährige aus New Mexico gehört zum Pueblo-Stamm Laguna.

Sie wird für fast 600 indigene Gemeinschaften zuständig sein

sowie für bundeseigene Landflächen.

Bundespräsident Steinmeier

hat Israel die Solidarität Deutschlands zugesagt.

Zum Staatsbesuchs von Israels Präsident Rivlin in Berlin sagte er,

die deutsch-israelische Freundschaft bedeute eine hohe Verantwortung.

Rivlin appellierte an die Europäer,

sich entschieden gegen die atomare Bewaffnung des Iran einzusetzen.

Deutschland teile mit Israel das Ziel,

eine nukleare Aufrüstung des Iran zu verhindern, so Steinmeier.

Da wir bei der Klimabilanz waren und beim Abschied von der Kohle:

Im Ruhrgebiet schmerzt der Abschied noch viele,

wenn sie Industrie-Denkmäler sehen.

Wie Zeche Zollern, im Historismus der Zeit um 1900.

Was noch lebt,

ist der Geist der ersten industriellen Revolution im Westen.

Sie machen jetzt wieder was mit Pflanzen.

Nur warten sie nicht zig Millionen Jahre,

bis daraus Kohle wird.

Sie machen gleich Gehaltvolles draus,

frisch vom Stengel.

Birgit Virnich war mittendrin in Dortmund-Hörde,

wo klimafreundliche Ideen sprießen.

Nils Freyberg liebt schnelle Autos und ist überzeugt,

dass sie mal aus Naturfasern hergestellt werden könnten.

Den Anfang hat der 29-Jährige geschafft:

Eine Dachbox aus Flachs statt Kunststoff.

Er nimmt mich mit auf eine Testfahrt.

Entwickelt hat er die Dachbox mit seinem Start-up Aspaltkind

im Dortmunder Industriegebiet Hörde.

Hier haben sich eine Reihe von Start-ups angesiedelt.

Wo früher im Hochofen Stahl produziert wurde,

will Nils Leichtbauprodukte aus Naturfasern herstellen.

Keine leichte Aufgabe.

Wir haben die Herausforderung:

Die Kohlefaser an sich ist ein synthetischer Werkstoff.

Der wird chemisch hergestellt und die Flachsfaser wächst auf dem Feld.

Wir haben das Problem, dass es ein Naturprodukt ist

und nicht überall perfekte Stabilität bieten kann.

Sein Team hat die letzten zwei Jahre viel Erfahrung gesammelt.

Sie wollen nun erstmals Außenspiegel aus Naturfasern herstellen.

Und hoffen, dass das bei großen Konzernen ankommt.

Wir sind wie 'n Speedboat unterwegs, können viel Risiko tragen, ohne dass 'n ganzer Konzern mitgerissen wird. Wir können's im Kleinen versuchen. Große Konzerne sind oft träge geworden.

Neue Technologien voranzutreiben hat da nicht immer oberste Priorität.

Bei uns schon.

Sie kommen alle von Ruhrgebiets-Unis.

Dominique ist Karosseriemodellbauer aus Baden-Württemberg.

Ihn hat die Aufbruchsstimmung angezogen.

Was mich am Ruhrgebiet gereizt hat, ist die Technologieoffenheit.

Ein Start-up ist da genau das Richtige,

weil man hat flexible Prozesse und jeden Tag 'ne neue Herausforderung. Das ist sehr reizvoll, gerade im Prototypenbau.

Sie wollen auch die Rotorblätter von Windkraftanlagen

aus Flachs herstellen.

Eine Marktlücke, denn in den nächsten Jahren

müssen viele Anlagen der ersten Generation ersetzt werden.

An einer Miniaturanlage testet das Team die Naturfaser.

Gespräche mit dem Energieversorger RWE verliefen positiv.

Die Ergebnisse des Gutachtens liegen vor.

Mit Oliver Weimann von RuhrHub, einer Plattform für Start-ups,

bespricht Nils die nächsten Schritte.

Oliver Weimann berät fast 300 Start-ups.

In seinen Workshops bringt er Gründer mit Firmen zusammen.

Das Ruhrgebiet sei spät auf den Zug aufgesprungen,

hole jetzt aber auf, meint er.

Im Ruhrgebiet haben wir die Dichte:

Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen,

mit denen man Projekte umsetzen kann.

Es gibt viele mittelständische Unternehmen,

die an innovativen Technologien arbeiten.

Es hat sich 'ne Start-up-Szene angesiedelt, die sich untereinander unterstützt.

Das Ruhrgebiet sei auf dem Weg, Berlin den Rang abzulaufen.

Die Schwerpunkte: neue Werkstoffe, künstliche Intelligenz und Logistik.

Ein Umbruch im Ruhrgebiet? Start-ups statt Stahlblech?

Die Start-ups können das Ruhrgebiet umkrempeln.

Es muss der Mut da sein und die Konzerne müssen mitspielen.

Wir haben hier einiges in der Hand.

Seid ihr die Zukunftsmacher?

Das würde ich schon sagen.

Mit unseren Möglichkeiten können wir viel erreichen.

Schließlich habe man im Ruhrgebiet

schon mal eine ganze Industrie aus dem Boden gestampft.

Grauer Himmel über der Ruhr.

Karsten, ich hätte gern etwas mehr Blau.

Ich versuche es.

Ich bin auf der Südhalbkugel fündig geworden.

Da geht jetzt der Sommer zu Ende.

Und die Polarstern ist auch in den Gewässern.

Am oberen Bildrand sieht man die weiße Abbruchkante.

Der Eisberg hat sich vor zwei Wochen erst gelöst.

Das ist ein Satellitenbild von Februar.

Da sieht man das Eis und dort die Risse.

Das ist ein Foto von gestern, zwei Wochen später.

Diese Eisscholle ist 60 Kilometer lang.

Hier drumherum ist die Polarstern gefahren.

Durch diese schmale Rinne.

Sie haben die Gelegenheit genutzt.

An manchen Stellen war es heikel.

Die Rinne war zum Teil nur 500 Meter breit.

Das ist ein Bild von der Abbruchkante.

Dort ist das Schiff durchgefahren.

Sie konnten Daten sammeln.

Über das Verhalten des Eises in der Antarktis.

Bei unserem Wetter gibt es weniger Sonne.

Nachts wird es im Osten auf den Straßen glatt.

Es gibt viel Regen im Südwesten.

Schneefallgrenze bei 300-400 Metern.

Tagsüber Wolken und Sonne.

Die Temperaturen:

Die weiteren Aussichten:

Am Donnerstag kommt ein Tief mit Regen und Schnee.

Am Freitag wieder mehr Sonnenschein.

Vielen Dank.

Das war's von uns. Hier geht's weiter mit dem Talk am Dienstag. Der kommt mit 3nach9 aus Bremen,

auch mit unserer Kollegin Natalie Amiri.

Updates liefert rund um die Uhr die tagesschau-App.

Und wir wieder morgen Abend.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 16.03.2021, 22:35 Uhr - von Impfungen mit dem AstraZeneca-Stoff und der Entstehung von Blutgerinnseln daily topics 03/16/2021, 10:35 p.m. - about vaccinations with the AstraZeneca substance and the formation of blood clots

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen. Here is the first German television with the daily topics.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (16.03.2021) This show was subtitled live by NDR (03/16/2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Wieder richten sich die Blicke nach Amsterdam, Again the eyes turn to Amsterdam,

zum Sitz der Europäischen Arzneimittelbehörde.

Bis Donnerstag will sie überprüfen: She wants to check by Thursday:

Ist da mehr als der zeitliche Zusammenhang von Impfungen Is there more than the timing of vaccinations

mit dem AstraZeneca-Stoff und der Entstehung von Blutgerinnseln? with the AstraZeneca substance and the formation of blood clots?

Einige Länder hatten dies gemeldet. Some countries had reported this.

Gibt es da einen ursächlichen Zusammenhang? Is there a causal connection?

Solange das untersucht wird, As long as this is investigated

halten in Europa viele Länder diesen Impfstoff komplett zurück. many countries in Europe are holding back this vaccine completely.

Die EMA hält den Nutzen des Vakzins für größer als das Problem. The EMA believes the benefit of the vaccine outweighs the problem.

Was zu der Frage führt: Which leads to the question:

Was überwiegt? What predominates? Der Schutz für viele oder das Risiko für wenige? Protection for many or risk for a few?

Frank Jahn. Frank Jan.

Es brennt noch Licht im Kanzleramt. The lights are still on in the Chancellery.

Doch von der Chefin bis zum Abend But from the boss until the evening

kein Wort zur Aufregung um AstraZeneca. no word on the excitement surrounding AstraZeneca.

Sie ließ mitteilen, She let it be known

dass sie ihre Impfkonferenz mit den Ländern vertage.

Was bedeutet der Stopp von AstraZeneca für die Impfkampagne? What does the stop by AstraZeneca mean for the vaccination campaign?

Das Schweigen der Kanzlerin: für die Opposition unverständlich. The Chancellor's silence: incomprehensible to the opposition.

Die Kanzlerin unterschätzt die Situation sehr dramatisch. The Chancellor underestimates the situation dramatically.

Es ist große Verunsicherung in der Bevölkerung, There is great uncertainty among the population

Groll unter den Menschen.

Es gibt große Verunsicherung bei denen, die impfen sollen. There is great uncertainty among those who are supposed to vaccinate.

Jetzt ist mehr Kommunikation nötig. Now more communication is needed.

Vermisst wird die Antwort auf die Frage: The answer to the question is missing:

Wie gefährlich ist AstraZeneca?

Daran scheiden sich die Geister. That is where opinions differ.

Nach der Impfung bekamen mehrere Menschen Blutgerinnseln im Gehirn. After the vaccination, several people developed blood clots in the brain.

Drei von ihnen starben. Three of them died.

Deshalb sei die vorläufige Aussetzung richtig, Therefore the provisional suspension is correct,

so das Paul-Ehrlich-Institut. according to the Paul Ehrlich Institute.

Bei 1,5 oder 1,6 Mio. Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland,

würden wir etwas über einen Fall erwarten. we would expect something about a case.

Wir haben Stand Montag sechs plus eins Fälle gehabt. We had six plus one cases as of Monday.

Jetzt haben wir einen weiteren. Now we have another one.

Insofern liegen wir signifikant über dem Background. In this respect we are significantly above the background.

Doch die Europäische Arzneimittelagentur

sieht keinen Grund für ein Aus für AstraZeneca. sees no reason for AstraZeneca to end.

Bis Donnerstag prüft sie die Vorfälle, By Thursday she will review the incidents,

verteidigt das Vakzin aber. but defends the vaccine.

Wir sind zutiefst davon überzeugt, We are deeply convinced

dass die Vorteile von AstraZeneca im Kampf gegen Covid

die Risiken der Nebenwirkungen bei weitem aufwiegen. far outweigh the risk of side effects.

Die Kanzlerin hatte bis Ende Sommer allen ein Impfangebot versprochen. The Chancellor had promised everyone a vaccination offer by the end of the summer.

Der Impfstopp von AstraZeneca bremse das Tempo ohne Not, AstraZeneca's vaccination freeze slows the pace without need,

sagt Pharmakologe Roland Seifert.

Es sei nicht klar, ob AstraZeneca an den Verdachtsfällen schuld ist. It is not clear whether AstraZeneca is to blame for the suspected cases.

Ich hätte es besser gefunden, man hätte die Impfung weitergeführt I would have found it better if the vaccination had been continued

und parallel untersucht: Was ist dran an Verdachtsfällen? and examined in parallel: What is the truth about suspected cases?

Vielleicht Patienten ausgenommen mit Schlaganfall oder Herzinfarkt. Maybe patients except with stroke or heart attack.

Aber ich hätte nicht den fahrenden Zug mit Tempo 300 But I wouldn't have the moving train at 300 km/h

in eine Vollbremsung geschickt. sent to an emergency stop.

Durch die Vollbremsung von AstraZeneca fallen Impftermine aus. Vaccination appointments are canceled due to the emergency braking by AstraZeneca.

Was ist mit dem Risiko für die, die noch keine Impfung erhalten, What about the risk for those not yet vaccinated

weil AstraZeneca fehlt? because AstraZeneca is missing?

Ohne Impfung sterben Die without vaccination

statistisch weit mehr Menschen als an den Impfnebenwirkungen: statistically far more people than the vaccination side effects:

Das rechnet Dominik von Stillfried

von der Kassenärztlichen Versorgung vor. from the health insurance provider.

Eine verlorene Woche entspricht rechnerisch 40 bis 45 Todesfällen, A lost week is equivalent to 40 to 45 deaths,

die durch eine Impfung verhindert worden wären. that would have been prevented by vaccination.

Der Experte schätzt: The expert estimates:

Wenn AstraZeneca völlig ausfiele, If AstraZeneca were to fail completely,

verlöre Deutschland einen Monat in der Impfkampagne. Germany would lose a month in the vaccination campaign.

Stillstand kann sich das Land nicht leisten, so die Opposition. According to the opposition, the country cannot afford to stand still.

Ich fordere, dass diejenigen, die geimpft werden wollen, I demand that those who want to be vaccinated

das auch weiterhin tun dürfen. be allowed to continue to do so.

Wie geht es weiter mit dem Impfen? How's the vaccination going?

Am Freitag will die Kanzlerin beim Gipfel entscheiden. The Chancellor wants to make a decision at the summit on Friday.

Bis dahin wird gerätselt über Risiken.

Eine Nebenwirkung ist bekannt:

Schlechte Kommunikation schwächt das Vertrauen ins Krisenmanagement.

Der vorläufige Stopp für AstraZeneca

bedeutet einen Rückschlag in der Impfkampagne.

Gerade, als die dabei war, endlich Fahrt aufzunehmen.

Damit müssen jetzt die Impfzentren umgehen.

Umdisponieren oder Termine streichen oder umbuchen?

Oder die zweite Impfung verzögern?

Alexander Noodt und Andreas Neumann haben sich in Bremen umgeschaut.

Die 894!

Die 859!

Die 856!

Das Impftempo könnte höher sein im Bremer Impfzentrum.

Im kleinsten Bundesland bekamen 9 % der Bevölkerung die erste Impfung -

bundesweit Platz 1.

Noch halten sie alle Termine.

Etwa 30 % sind mit AstraZeneca geimpft worden –

seit heute bekommen alle das Biontech-Vakzin.

Ich hätte genommen, was ich bekommen hätte.

Ich bin froh, überhaupt geimpft zu werden.

Impfstoff war für mich wichtig, aber nicht, welcher.

Wenn Sie in meinen Impfpass gucken -

überall musste ich mich impfen lassen.

Gelbfieber, Cholera, was weiß ich was alles.

Der Impfstoff wurde auch erprobt.

Ich gehe davon aus, dass überall Risiko dabei ist.

Der Impfstopp für AstraZeneca

könnte das Bremer Vorhaben mächtig ausbremsen.

Die leeren Stühle in der Halle warten darauf, besetzt zu werden.

Von 2500 Impfungen täglich

könnte man schnell auf 15.000 hochfahren.

Rechnerisch wären alle Bremer in einem Monat geimpft –

soweit die Planung der Gesundheitssenatorin.

Wir lassen die Planung erst mal so weiter laufen.

Die Ansage ist, dass Mai, Juni mehr Impfstoff kommt.

Wir müssen das dann noch mal einschätzen.

Ich finde das schade, weil wir wären dann sehr schnell durch gewesen.

Es hängt davon ab, dass man Impfstoff hat,

den man verimpfen kann.

Das hohe Impftempo liegt auch an diesem Callcenter.

Im November rief Bau- und Immobilienunternehmer Kurt Zech

die Wirtschaft zur Unterstützung der Impfkampagne auf.

In einem Hotel entstanden bis zu 240 Telefonplätze.

Computer spendete ein Autohersteller,

die Software kommt von einer Eventagentur.

Die Liste der Unterstützer ist lang.

Ich hab der Senatorin gesagt:

Wenn wir antreten, müssen wir das Ziel haben,

unter den ersten dreien in der Impfstatistik zu sein.

Wir sind jetzt auf Platz 1, da gehören wir auch hin.

Wenn Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten,

können wir hier was reißen.

Eine Hotline ohne Wartezeit, funktionierende Terminvergaben,

hohe Impfkapazitäten:

Klingt nach einem funktionierenden System.

Der Hausärzteverband dringt darauf, auch ohne AstraZeneca

schnell in den Praxen zu impfen.

Das ginge auch mit Moderna oder Biontech.

Die Anforderungen an die Kühlung wären auch bei Hausärzten möglich.

In einer Woche Kühlschranktemperatur

können wir den Impfstoff auch in der Praxis behalten.

Wir können auch den Biontech- oder Moderna-Impfstoff verimpfen.

Deswegen muss man kein hartes Entweder/Oder machen.

Mit den Hausärzten kann man Patienten versorgen,

die nicht ins Impfzentrum gehen können oder wollen.

Bremen hat die Ärmel hochgekrempelt.

Trotzdem müssen viele noch warten - auf ausreichend Impfstoff.

Auch die WHO empfiehlt übrigens,

weiter den AstraZeneca-Stoff zu verwenden.

Viele Länder halten daran fest, auch das Vereinigte Königreich.

Das Land verdankt den Impfvorsprung größtenteils diesem Stoff,

der in Oxford mitentwickelt wurde, zum Stolz von Premier Johnson.

Wie reagieren die Briten

auf den vorläufigen Impfstopp auf dem Kontinent?

Gibt es gar keine Bedenken?

Aus London berichtet Sven Lohmann.

Bei ihr ist es vollbracht.

In Großbritannien sind schon die Über-50-Jährigen dran.

Trotz Stopps in anderen Ländern:

Hier ziehen sie weiter den Impfstoff von AstraZeneca auf.

Und das Programm unvermindert durch.

Sorgen über Blutgerinnsel als Nebenwirkung? Kaum.

Es gibt kein größeres Risiko mit Blutgerinnseln.

Das hat mir die Krankenschwester gesagt.

Ich habe extra nachgefragt.

Die Wahrscheinlichkeit ist höher, ohne Impfung an Covid zu sterben

als ein Blutgerinnsel zu bekommen.

Sie testen ja viel. Ich vertraue unseren Experten.

Unter denen gibt es auf der Insel kaum welche, die sich Sorgen machen.

Die Geimpften werden in einer Datenbank erfasst.

Wie es ihnen anschließend geht, wird überwacht.

Thrombose-Fälle gab es.

Auch gefährliche Gehirnthrombosen, die vielerorts für Unruhe sorgen.

Ich habe mir gerade die neusten Berichte angesehen.

Wir haben fünf Fälle der Gehirnthrombose,

nachdem AstraZeneca geimpft wurde.

Und einen Fall nach dem Pfizer-Impfstoff.

Im Verhältnis sind das weniger Fälle als in Deutschland.

In Großbritannien wurde AstraZeneca viel häufiger geimpft - 11 Mio. Mal.

Ich kann nicht sagen, dass die Vorfälle besorgniserregend sind.

Auch wenn es nach vielen Fällen klingt

und die Gehirnthrombosen spontan aufgetreten:

Die Anzahl ist nicht höher, als man sie sonst erwarten würde.

Die Thrombosefälle wären also auch ohne eine Impfung aufgetreten.

Seit Pandemiebeginn haben sie hier

immer wieder dramatische Situationen erlebt.

Die meisten Toten in Europa.

Im Winter die britische Mutante mit hohen Infektionszahlen.

Die Krankenhäuser am Limit.

Es wird ohne große Zweifel geimpft, so schnell es geht.

Premier Boris Johnson betont das immer wieder.

Auch wenn er gerade umweltfreundliche Busse ansieht.

Impfen ist das Thema.

Und Nebenwirkungen für ihn das geringere Übel.

Unsere Experten glauben, dass beide Impfstoffe hocheffektiv sind,

die schweren Krankheitsverläufe und die Todeszahlen zu reduzieren.

Wir haben großes Vertrauen und es ist toll zu sehen,

wie schnell wir vorankommen mit dem Impfen.

Bisher haben fast 25 Mio. Briten mindestens die erste Dosis bekommen.

Dazu wurde sogar Westminster Abbey zum Impfzentrum.

Das Tempo soll nun noch mal erhöht werden.

Und AstraZeneca dabei eine zentrale Rolle spielen.

Soll weitergeimpft werden mit AstraZeneca?

Müssen die Fachleute noch mal genau nachschauen?

Es gibt Argumente für beides.

Hier sind sie, pro und contra,

von Tom Schneider (HR) und Hanni Hüsch (NDR).

Impfen, impfen, impfen:

Das Motto wurde zu leichtfertig zur Disposition gestellt.

Die Zwischenfälle im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen

will ich wahrlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Drei Menschen sind in Deutschland gestorben,

hinter jedem Fall steht ein Schicksal.

Doch nur zur Erinnerung:

Durch Corona sind mehr als 70.000 Menschen gestorben.

Wenn es schlecht läuft,

ringt auch ein gesunder Körper mit dem Virus und verliert.

Das sollten wir uns bewusst machen.

Wir stehen augenscheinlich in einer dritten Infektionswelle,

die durch Mutationen mächtig zu werden scheint.

Da ist ein weithin wirksamer und leicht handhabbarer Impfstoff

wichtiger Teil der Gegenmaßnahmen.

Und das Mittel von AstraZeneca ist zugelassen.

Gewiss, verantwortungsvolle Gesundheitspolitik muss aufklären

über Zwischenfälle mit einem neuen Mittel.

Das Impfen zu stoppen hat für mich zu viel von hektischer Notbremse.

Und es nimmt der Impfkampagne die nötige Eindeutigkeit.

Was jetzt - weiterimpfen?

Anders gefragt:

Kann sich der Gesundheitsminister

über den Ratschlag seiner Impfexperten hinwegsetzen?

Nein, kann er nicht.

Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet von Todesfällen auch jüngerer Frauen

in möglichem Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung.

Keine Banalität, das muss überprüft, neu bewertet werden.

Jedes Medikament hat einen Beipackzettel.

Da steht, mit was ich im schlimmsten Fall rechnen muss.

Ich kann entscheiden: Trage ich das Risiko?

Die Covid-Impfungen sind ein Heilsversprechen

auf eine bessere Zukunft, ohne Lockdown und Atemnot.

Das ist großartig - ich lass mich impfen.

Aber ich will die Risiken und Nebenwirkungen kennen.

Klar, der Impfmotor stottert.

Aber die Tage müssen wir uns gönnen,

auch um dem vielgelobten Vakzin wieder Vertrauen zu verschaffen.

Durch Transparenz, klare Fakten und Nutzen-Risiko-Analyse.

Wenn die EMA am Donnerstag grünes Licht gibt, gut so.

Dann müssen Merkel & Co. ein Überzeugungsfeuerwerk zünden.

Vielleicht mit öffentlichem AstraZeneca-Piks

von politischem Spitzenpersonal.

Das Pro und Contra von Tom Schneider und Hanni Hüsch.

Es geht bei AstraZeneca wieder um die wichtige Ressource: Vertrauen.

Der Begriff fiel grad schon.

Ich spreche gleich mit der Psychologin Cornelia Betsch

über die Vertrauenskrise dieses Frühjahrs.

Vielleicht geht uns die Kraft aus, es wieder und wieder zu versuchen

mit dem, was die Kanzlerin vor einem Jahr angekündigt hat:

Heute nennen wir's Lockdown, damals waren es noch Maßnahmen. Das sind Maßnahmen, die es in unserem Land noch nicht gab.

Sie sind einschneidend, aber notwendig.

Damals konnten sich wenige vorstellen,

was das bedeuten würde.

Heute sind wir ein entbehrungsreiches Jahr weiter.

Jennifer Lange und Johannes Jolmes.

40 Liter Bier gehen in den Abfluss:

Es ist nicht mehr haltbar.

Hätte ich vor einem Jahr gedacht,

dass ich dieses Jahr Bier wegschütten darf, muss? Nee.

Stephan Fehrenbach hat seit November kein Bier verkauft.

Seine Bar in Hamburg ist seitdem geschlossen.

Zurzeit bleibt nur das Erinnern an früher.

Ich möchte den Laden abschließen, wenn er schmutzig ist,

wenn vergessene Schuhe auf dem Fußboden liegen.

Dass es ein Zeichen ist: Hier war 'ne fette Party. Nähe und Geselligkeit:

Das Geschäftsmodell Kneipe passt nicht zur Kontaktreduzierung.

Fehrenbach hat die Beschränkungen immer unterstützt.

Doch nach einem Jahr Corona und mit 30.000 Euro Schulden

sehnt er sich danach, wieder Gäste bewirten zu können.

Wenn ich einen stressigen Abend hatte

und noch mal im leeren Laden saß, um die Stimmung einzusaugen:

Diese Gefühle ...

Das Lachen steht noch im Raum, auch wenn es still ist.

Und das vermisse ich.

♪ Kraftvoller Gesang ♪

Sie vermisst Bühne und Publikum.

Sarajane McMinns Karriere nahm vor einem Jahr Fahrt auf.

Das Album veröffentlicht, mehr als 100 Konzerte waren gebucht.

Es gibt keine Perspektive mehr,

alle Touren, Sachen sind verschoben, auf unbestimmt teilweise.

Das ist ganz schön bitter.

Ein Online-Konzert hat sie gespielt,

kein Ersatz für Auftritte vor Publikum.

Hygienepläne, Schnelltests, feste Sitzplätze:

An vielen Konzepten hat sie mitgearbeitet,

um wieder auf Bühnen zu stehen - ohne Erfolg.

Jetzt habe ich für mich und bei vielen Kolleginnen gemerkt,

dass eine Radikalisierung stattgefunden hat.

Man hat kein Vertrauen mehr darin,

dass sich demnächst zu unseren Gunsten was ändert.

Aus Trauer sei bei vielen Künstlern Wut geworden,

weil sie sich vergessen fühlen.

Niemanden vergessen:

Mit dieser Motivation gründete Claudius Holler

beim ersten Lockdown eine Nachbarschaftshilfe auf Facebook.

Einkaufen für Senioren,

Hunde ausführen für Menschen in Quarantäne.

Heute seien die Nöte ganz andere.

Es geht um prekäre Probleme:

Dass Menschen nichts zu essen haben, der Strom abgestellt wird,

sie die Handy-Rechnung nicht bezahlen können.

Tausende Menschen sind in der Gruppe.

Die Solidarität: groß.

Markus Winkler hat die Pandemie den Job gekostet.

Gruppenmitglieder spendeten Lebensmittel,

übernahmen die Stromrechnung.

Da hatte mein Sohn Geburtstag, da gab es dann auch Geschenke.

Da haben Leute gesagt:

Schick mir, was dein Sohn spielen will, ich bestelle das.

Irgendwann reichte diese Hilfe nicht mehr.

Winkler beantragt Hartz IV – trotz Scham.

Die Gruppe hat mir Mut gegeben, dass ich gesagt habe:

Es ist vielleicht doch nicht so schlimm zu sagen:

Ich bekomme ALG II oder Hartz IV.

Nun hat er einen Job in Aussicht.

Die Hoffnung von Barbetreiber Fehrenbach ist die Impfung.

Dann könnten auch hier wieder Bars öffnen.

Das Impfen ist für mich der Schlüssel zum Wiederöffnen.

Ich bin sehr verzweifelt,

dass die Regierung nicht schafft, uns Impfangebote zu machen.

Wenn die Außengastronomie demnächst öffnen dürfte,

könnte er hier immerhin ein paar Gäste bewirten.

Mit steigenden Infektionszahlen bleibt es nur eine Hoffnung.

Ein Jahr Kampf gegen Corona:

Darüber habe ich gesprochen mit der Psychologin Cornelia Betsch.

Sie macht mit ihrem Team Umfragen zur psychologischen Lage des Landes.

Guten Abend, Frau Betsch. Guten Abend.

Sind Sie genauso genervt von dieser Pandemie

und dem Krisenmanagement nach einem Jahr Corona?

Ja, ich bin etwas genervt von der Pandemie.

Aber durch Impfen und Testen

können wir da einen ordentlichen Schritt voran machen.

Ist das das Prinzip Hoffnung, das da regiert,

oder was macht Sie da zuversichtlich?

Na ja, wir haben eine Impfung.

Vor einem Jahr wussten wir noch ganz wenig über dieses Virus.

Ob's überhaupt eine Impfung geben würde, war lange unklar.

Ich habe Hoffnung, dass da ein Schritt nach vorne passiert.

Dass die AstraZeneca-Impfungen gestoppt wurden,

hilft ja nicht, um die Zuversicht zu erhöhen, oder?

Das ist ein eingebauter Sicherheitsmechanismus:

Wenn ein Signal entsteht, wird noch mal genau geguckt.

Wir sollten uns nicht verrückt machen und uns nicht fragen,

was das für die Impfbereitschaft bedeutet.

Wir sollten nüchtern auf die nächsten Fakten warten

und dann geht es weiter damit oder nicht.

Es fällt schwer, nüchtern zu bleiben,

wenn wir hören und lesen, dass eine dritte Welle droht.

Wenn Sie den Zustand unserer Gesellschaft beschreiben müssten,

wie fällt Ihre Diagnose aus, wie geht's uns heute? Die dritte Welle erwarten 80 % der Leute.

Die Belastung ist hoch, aber wir sehen auch,

dass Verarbeitungsmechanismen gut greifen.

Die Leute sind guten Mutes, dass sie Wege aus dieser Krise finden.

Aber das Vertrauen in die Regierung ist an einem neuen Tiefpunkt.

Wir müssten also andere Wege, pragmatischere Lösungen finden,

um aus der Krise zu kommen.

Haben Sie da was konkret im Sinn?

Das Impfen und das Testen sind wichtige Dinge,

die jetzt umgesetzt werden müssten.

Da brauchen wir bessere Kommunikation:

Wann sollen wir das tun, wie geht man mit Testergebnissen um?

Damit diese Strategie gewinnbringend eingebracht werden kann.

Wie wichtig ist der Punkt, dass wir uns hilflos fühlen?

Wir bekommen von Ministerpräsidenten und Kanzlerin immer neue Ansagen,

können aber selber nicht eingreifen.

Außer den Abstandsregeln und Maskentragen.

Die Selbstwirksamkeit ist psychologisch ein wichtiger Punkt.

Das hilft, die Krise zu bewältigen und das Gefühl zu haben,

wir können selber was tun.

Wir haben in den Befragungen auch nach Stufenplänen gefragt.

Das kann Menschen eine Perspektive geben.

Der aktuelle Stufenplan hat nicht dazu geführt,

dass das Vertrauen gestiegen ist oder die Belastung gesunken.

Gerade weil die Menschen sehen, dass die dritte Welle bevorsteht,

werden Lockerungen vielleicht nicht stattfinden.

Die Menschen sind bereit, das Erreichte zu bewahren.

Wir müssen versuchen, das in den Maßnahmen umzusetzen.

Sie haben im Dezember unsere Lage verglichen mit einem Marathonlauf,

bei dem es Wegmarken braucht, um sich die Kraft einteilen zu können.

Die Politik ändert die Ziele ständig:

Erst gilt 'ne 50er-Inzidenz, dann 35, jetzt 'ne Notbremse bei 100. Als Marathon-Läufer sind wir ganz schön verwirrt.

Ja, so geht's den Menschen auch. Vor allem weil teilweise Erklärungen fehlen.

Warum kam es von der 50 zur 35, dann zur 100?

Das gilt auch, wenn in Bundesländern verschiedene Regeln gelten.

Menschen möchten sich gerne die Regeln erklären können.

Sie sollten konsistent und einheitlich sein.

Das war ein Versuch mit dem Stufenplan.

Einige Länder weichen davon ab, aber wir sehen in der Befragung,

dass der Wunsch nach einheitlichen Regeln groß ist.

Dann kann man sich auch besser dran halten.

Hat die Politik da ein Kommunikationsproblem?

Hätte es andere Ansagen gebraucht?

Am Anfang gab's eine Werbung für die Corona-Warn-App, da stand: Unterstützt uns im Kampf gegen Corona.

Das kommuniziert, die Regierung kämpft gegen Corona

und die Bürger sollen mitmachen.

Wir sehen im Moment schwindendes Vertrauen.

Selbst bessere Regierungskommunikation

erreicht immer weniger Leute.

Deswegen müssen wir begreifen, dass alle mitmachen müssen

und es ein gesamtgesellschaftliches Ding ist.

Der Verdruss ist gerade groß.

Deswegen setze ich so viel Hoffnung in das Impfen und das Testen.

Das können wir tun, um aus der Pandemie rauszukommen.

Braucht es ein neues Wir-Gefühl? Wir gemeinsam gegen die Pandemie?

Es gibt die Kampagne "Alle gegen alle", das ist genau das.

Ich hab heute über Neuseeland gelesen,

wo die Ministerpräsidentin sagt, sie hat ein Team von 5 Mio. Leuten.

Das ist das Pandemiebekämpfungsteam.

Ich weiß nicht, ob das Narrativ sich noch rumreißen lässt,

aber ich fand das charmant.

Dass man Regierung und Bevölkerung als Team begreift.

Sagt die Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation

an der Uni Erfurt.

Danke für das Gespräch. Gern geschehen.

Die Pandemie hat Auswirkungen auf die deutsche Klimabilanz.

Damit beginnen weitere Nachrichten mit Jens Riewa.

Deutschland hat das Klimaziel 2020 doch noch erreicht.

Es wurden 70 Mio. t weniger Treibhausgase freigesetzt,

so Daten des Umweltbundesamtes.

Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen um fast 41 %.

Die Bundesregierung hatte 40 % angestrebt.

Der jüngste Rückgang sei großteils auf den Lockdown zurückzuführen,

etwa durch weniger Reisen.

Viele Radfahrende hierzulande

sind mit den Bedingungen in deutschen Städten unzufrieden.

Das geht aus einer Umfrage des Fahrradclubs ADFC hervor.

Demnach gibt es im Schnitt die Note 4, also "ausreichend", bei Spaß, Sicherheitsgefühl oder Zufriedenheit mit Radwegen.

Immerhin in einigen Großstädten

habe sich die Situation leicht verbessert, etwa in Berlin.

Als fahrradfreundlichste Großstadt wurde Bremen ausgezeichnet.

Zwei Wochen nach Schließung für den Kundenverkehr

wurde für die Greensill Bank das Insolvenzverfahren eröffnet.

Das Amtsgericht Bremen gab einem Antrag der BaFin statt.

Dazu Anja Kohl.

Privatkunden der Greensill-Bank können aufatmen.

Sie dürften ihr Geld in den nächsten Tagen zurückerhalten.

Rund 3 Mrd. Euro haben Privatkunden bei Greensill angelegt.

Sie werden entschädigt,

da der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken greift.

26 Kommunen haben gut 300 Mio. Euro angelegt.

Sie zittern und müssen hoffen,

aus der Insolvenzmasse der Bank bedient zu werden.

Die dürfte nicht groß sein.

Für sie greift keine Einlagensicherung,

da ihnen Risiken hätten bekannt sein sollen.

Die Kommunen sehen dies anders, prüfen rechtliche Schritte.

Sie beklagen Versäumnisse der Finanzaufsicht BaFin,

was diese strikt von sich weist.

Die BaFin hatte Anfang März Strafantrag gegen Greensill gestellt

wegen des Verdachts der Bilanzfälschung.

In den USA wurde erstmals eine Frau mit indigenen Wurzeln

für einen Ministerposten bestätigt: die Demokratin Deb Haaland.

Der Senat stimmte für die Nominierung als Innenministerin.

Die 60-Jährige aus New Mexico gehört zum Pueblo-Stamm Laguna.

Sie wird für fast 600 indigene Gemeinschaften zuständig sein

sowie für bundeseigene Landflächen.

Bundespräsident Steinmeier

hat Israel die Solidarität Deutschlands zugesagt.

Zum Staatsbesuchs von Israels Präsident Rivlin in Berlin sagte er,

die deutsch-israelische Freundschaft bedeute eine hohe Verantwortung.

Rivlin appellierte an die Europäer,

sich entschieden gegen die atomare Bewaffnung des Iran einzusetzen.

Deutschland teile mit Israel das Ziel,

eine nukleare Aufrüstung des Iran zu verhindern, so Steinmeier.

Da wir bei der Klimabilanz waren und beim Abschied von der Kohle:

Im Ruhrgebiet schmerzt der Abschied noch viele,

wenn sie Industrie-Denkmäler sehen.

Wie Zeche Zollern, im Historismus der Zeit um 1900.

Was noch lebt,

ist der Geist der ersten industriellen Revolution im Westen.

Sie machen jetzt wieder was mit Pflanzen.

Nur warten sie nicht zig Millionen Jahre,

bis daraus Kohle wird.

Sie machen gleich Gehaltvolles draus,

frisch vom Stengel.

Birgit Virnich war mittendrin in Dortmund-Hörde,

wo klimafreundliche Ideen sprießen.

Nils Freyberg liebt schnelle Autos und ist überzeugt,

dass sie mal aus Naturfasern hergestellt werden könnten.

Den Anfang hat der 29-Jährige geschafft:

Eine Dachbox aus Flachs statt Kunststoff.

Er nimmt mich mit auf eine Testfahrt.

Entwickelt hat er die Dachbox mit seinem Start-up Aspaltkind

im Dortmunder Industriegebiet Hörde.

Hier haben sich eine Reihe von Start-ups angesiedelt.

Wo früher im Hochofen Stahl produziert wurde,

will Nils Leichtbauprodukte aus Naturfasern herstellen.

Keine leichte Aufgabe.

Wir haben die Herausforderung:

Die Kohlefaser an sich ist ein synthetischer Werkstoff.

Der wird chemisch hergestellt und die Flachsfaser wächst auf dem Feld.

Wir haben das Problem, dass es ein Naturprodukt ist

und nicht überall perfekte Stabilität bieten kann.

Sein Team hat die letzten zwei Jahre viel Erfahrung gesammelt.

Sie wollen nun erstmals Außenspiegel aus Naturfasern herstellen.

Und hoffen, dass das bei großen Konzernen ankommt.

Wir sind wie 'n Speedboat unterwegs, können viel Risiko tragen, ohne dass 'n ganzer Konzern mitgerissen wird. Wir können's im Kleinen versuchen. Große Konzerne sind oft träge geworden.

Neue Technologien voranzutreiben hat da nicht immer oberste Priorität.

Bei uns schon.

Sie kommen alle von Ruhrgebiets-Unis.

Dominique ist Karosseriemodellbauer aus Baden-Württemberg.

Ihn hat die Aufbruchsstimmung angezogen.

Was mich am Ruhrgebiet gereizt hat, ist die Technologieoffenheit.

Ein Start-up ist da genau das Richtige,

weil man hat flexible Prozesse und jeden Tag 'ne neue Herausforderung. Das ist sehr reizvoll, gerade im Prototypenbau.

Sie wollen auch die Rotorblätter von Windkraftanlagen

aus Flachs herstellen.

Eine Marktlücke, denn in den nächsten Jahren

müssen viele Anlagen der ersten Generation ersetzt werden.

An einer Miniaturanlage testet das Team die Naturfaser.

Gespräche mit dem Energieversorger RWE verliefen positiv.

Die Ergebnisse des Gutachtens liegen vor.

Mit Oliver Weimann von RuhrHub, einer Plattform für Start-ups,

bespricht Nils die nächsten Schritte.

Oliver Weimann berät fast 300 Start-ups.

In seinen Workshops bringt er Gründer mit Firmen zusammen.

Das Ruhrgebiet sei spät auf den Zug aufgesprungen,

hole jetzt aber auf, meint er.

Im Ruhrgebiet haben wir die Dichte:

Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen,

mit denen man Projekte umsetzen kann.

Es gibt viele mittelständische Unternehmen,

die an innovativen Technologien arbeiten.

Es hat sich 'ne Start-up-Szene angesiedelt, die sich untereinander unterstützt.

Das Ruhrgebiet sei auf dem Weg, Berlin den Rang abzulaufen.

Die Schwerpunkte: neue Werkstoffe, künstliche Intelligenz und Logistik.

Ein Umbruch im Ruhrgebiet? Start-ups statt Stahlblech?

Die Start-ups können das Ruhrgebiet umkrempeln.

Es muss der Mut da sein und die Konzerne müssen mitspielen.

Wir haben hier einiges in der Hand.

Seid ihr die Zukunftsmacher?

Das würde ich schon sagen.

Mit unseren Möglichkeiten können wir viel erreichen.

Schließlich habe man im Ruhrgebiet

schon mal eine ganze Industrie aus dem Boden gestampft.

Grauer Himmel über der Ruhr.

Karsten, ich hätte gern etwas mehr Blau.

Ich versuche es.

Ich bin auf der Südhalbkugel fündig geworden.

Da geht jetzt der Sommer zu Ende.

Und die Polarstern ist auch in den Gewässern.

Am oberen Bildrand sieht man die weiße Abbruchkante.

Der Eisberg hat sich vor zwei Wochen erst gelöst.

Das ist ein Satellitenbild von Februar.

Da sieht man das Eis und dort die Risse.

Das ist ein Foto von gestern, zwei Wochen später.

Diese Eisscholle ist 60 Kilometer lang.

Hier drumherum ist die Polarstern gefahren.

Durch diese schmale Rinne.

Sie haben die Gelegenheit genutzt.

An manchen Stellen war es heikel.

Die Rinne war zum Teil nur 500 Meter breit.

Das ist ein Bild von der Abbruchkante.

Dort ist das Schiff durchgefahren.

Sie konnten Daten sammeln.

Über das Verhalten des Eises in der Antarktis.

Bei unserem Wetter gibt es weniger Sonne.

Nachts wird es im Osten auf den Straßen glatt.

Es gibt viel Regen im Südwesten.

Schneefallgrenze bei 300-400 Metern.

Tagsüber Wolken und Sonne.

Die Temperaturen:

Die weiteren Aussichten:

Am Donnerstag kommt ein Tief mit Regen und Schnee.

Am Freitag wieder mehr Sonnenschein.

Vielen Dank.

Das war's von uns. Hier geht's weiter mit dem Talk am Dienstag. Der kommt mit 3nach9 aus Bremen,

auch mit unserer Kollegin Natalie Amiri.

Updates liefert rund um die Uhr die tagesschau-App.

Und wir wieder morgen Abend.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

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