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2021 Tagesschau, Sendung vom 27.01.2021, 20:00 Uhr - Krisensitzung im Streit um Impfstoff

Sendung vom 27.01.2021, 20:00 Uhr - Krisensitzung im Streit um Impfstoff

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit der tagesschau.

Heute im Studio: Linda Zervakis

Guten Abend,

ich begrüße Sie zur tagesschau.

76 Jahre nach der Befreiung von

Häftlingen des KZs Auschwitz-Birkenau

wurde weltweit

an die Opfer des Holocaust erinnert.

In einer Gedenkstunde des Bundestages

warnten Parlamentspräsident Schäuble

und Rednerinnen vor neuen Formen

von Antisemitismus und Rassismus:

Etwa als Verschwörungsmythen

in der Corona-Pandemie.

Holocaust-Vergleiche von Gegnern der

Corona-Maßnahmen seien inakzeptabel.

Im Zentrum des Gedenkens

stand ein symbolhafter Akt:

Die Fertigstellung der Handschrift

einer restaurierten Thora-Rolle.

Die letzten Buchstaben werden

in eine Thora-Rolle geschrieben,

die heilige Schrift der Juden.

Mit dabei: die höchsten

Repräsentanten Deutschlands.

Eine Art Selbstverpflichtung,

jüdisches Leben hier zu schützen.

In der Gedenkstunde im Bundestag

spricht Charlotte Knobloch

als eine Vertreterin

jüdischen Lebens in Deutschland.

Sie erzählt von ihrer Kindheit

in den 30er-Jahren.

Mit Sorge, aber auch Kampfgeist

spricht sie

über heutigen Antisemitismus.

Ich hatte meine Heimat verloren.

Ich habe für sie gekämpft,

habe sie wiedergewonnen

und werde sie verteidigen.

Ich stehe als stolze Deutsche

vor Ihnen,

obwohl alles dagegen sprach

und noch immer viel dagegen spricht.

Seit 1700 Jahren gibt es

jüdisches Leben in Deutschland.

Heute sprechen Vertreterinnen

unterschiedlicher Generationen.

Jüdin in Deutschland zu sein,

bedeutet, zu verstehen:

Es ist passiert

und kann folglich wieder passieren.

Antisemitismus beginnt nicht da, wo

auf eine Synagoge geschossen wird.

Auch die Schoah

begann nicht mit Gaskammern.

Es beginnt

mit Verschwörungserzählungen.

Der 27. Januar 1945

war ein eisiger Tag.

Der Tag,

an dem die wenigen Überlebenden

aus dem KZ Auschwitz-Birkenau

befreit wurden.

Der Jüdische Weltkongress

gedachte wegen Corona heute virtuell.

Über Video mahnt der Bundespräsident:

Die größte Gefahr für uns alle

geht vom Vergessen aus.

Davon, dass wir uns

nicht mehr daran erinnern,

was wir einander antun,

wenn wir Antisemitismus

und Rassismus dulden.

Seit 25 Jahren ist der 27. Januar

Gedenktag für die Opfer

des Nationalsozialismus.

Ein Krisentreffen in Brüssel

soll Bewegung in den Lieferstreit

zwischen dem Impfstoff-Hersteller

AstraZeneca und der EU bringen.

Aus der EU-Kommission hieß es:

Das Unternehmen habe die moralische

und vertragliche Verantwortung,

vereinbarte Mengen fristgerecht

zur Verfügung zu stellen.

AstraZeneca bestreitet,

sich zur Lieferung

einer konkreten Anzahl von Impfdosen

verpflichtet zu haben.

Der Impfstoff soll am Freitag

die EU-Zulassung bekommen.

Impfstoffe werden dringend gebraucht.

Doch wann und woher

sie geliefert werden:

Darüber ist der Streit

heute eskaliert zwischen der EU

und dem Konzern AstraZeneca.

Von Nebelkerzen und Lügen

war die Rede.

Das Problem:

Niemand weiß, was im Vertrag steht.

Der Vertrag

muss veröffentlicht werden,

sonst erleben wir Dinge wie heute:

Die einen sagen das,

die anderen behaupten das Gegenteil.

Gestritten wird etwa

um das englische Wort "best effort" –

größtmögliche Anstrengung.

Der einzige öffentliche Vertrag

der EU

ist der

mit der deutschen Firma Curevac.

Da kommt der Begriff

immer wieder vor.

Auf solche Klauseln beruft sich

der Chef von AstraZeneca

angesichts der Lieferprobleme.

Doch die EU besteht auf Lieferungen –

und verweist auf den Vertrag:

Darin würden ausdrücklich

vier Werke von AstraZeneca genannt.

Zwei, in denen die Produktion

schon gut läuft,

befinden sich in Großbritannien.

Zwei, bei denen es Probleme gibt,

in der EU.

Die Gesundheitskommissarin

pochte darauf:

Die EU habe den Vertrag

mit dem Konzern abgeschlossen –

nicht mit einzelnen Werken.

Es gibt keine Hierarchie

zwischen den Fabriken.

Die Werke in Großbritannien

sind Teil des Vertrages.

Deshalb müssen sie liefern.

Momentan sitzen sie wieder zusammen,

um eine Lösung zu finden.

Vieles ist unklar –

nur eins ist sicher:

AstraZeneca kann nicht

so viel liefern wie versprochen.

Ein Verteilungskampf zwischen

Großbritannien und der EU

wäre politisch heikel.

Der Konzern

ließ bisher nicht durchblicken,

dass er vorhat, Großbritannien

Lieferungen zu kürzen.

Innenminister Seehofers Vorstoß

zu weiteren Reise-Einschränkungen

hat eine kontroverse Diskussion

ausgelöst.

Er sprach sich für ein Zurückfahren

des Flugverkehrs gegen Null aus,

um die Ausbreitung

von Corona-Mutanten zu begrenzen.

Opposition und Wirtschaft

kritisierten die Idee.

Zuspruch kam von Intensiv-Medizinern.

Aus der Bundesregierung hieß es,

man wolle die weitere

europäische Entwicklung abwarten.

Dem Robert Koch-Institut wurden

13.202 Neuinfektionen gemeldet,

knapp 3000 weniger

als vor einer Woche.

Außerdem registrierte das RKI

982 weitere Todesfälle.

Die Beamten

sollen noch genauer hinschauen.

Verschärfte Kontrollen

am Flughafen Frankfurt.

Touristen aus Risikogebieten

könnten hochansteckende Mutationen

einschleppen.

Das fürchtet die Bundesregierung.

Es muss das Nötigste getan werden,

das verhindert,

dass dieses Virus

weiter eingetragen wird.

Der Bundesinnenminister

will den Flugverkehr ausdünnen,

mehr Grenzkontrollen einführen.

Der parlamentarische Geschäftsführer

der SPD hätte gern ein Konzept.

Zunächst muss der Innenminister

Möglichkeiten auf den Tisch legen,

worüber er nachdenkt.

Das hat er dem Bundestag gegenüber

bisher nicht getan.

Außerdem will die Regierung

mit europäischen Partnern reden.

Die Reiseverschärfungen

waren auch Thema im Parlament.

Die FDP hält das für Symbolpolitik.

Man müsse mehr testen

und besser kontrollieren.

Reiseverbote zu fordern,

den Flugverkehr einzustellen:

Das ist ein Doktern an Symptomen.

Die Kritik an der Corona-Strategie

eint die Opposition.

Der Wirtschaftsflügel der Union

hat noch Wünsche:

Die Sorge vor Mutationen

dürfe nicht über allem stehen.

Die Sorge ist berechtigt,

will ich nicht kleinreden.

Aber wir müssen der Wirtschaft

eine Perspektive geben:

Dass sie weiß, unter welchen

Bedingungen sie öffnen kann.

Schleswig-Holstein will Kitas

und Schulen wieder öffnen -

wenn die Pandemie es zulässt.

Andere halten das für verfrüht.

Keiner kann heute sagen,

was im Mai, Juni und Juli

geöffnet oder geschlossen wird.

In Baden-Württemberg wurden acht

Fälle von Mutationen festgestellt.

Betroffen auch ein Kindergarten

in Freiburg.

Die Landesregierung

verschob ihre Pläne,

Kitas und Grundschulen

wieder zu öffnen.

Für die Wirtschaft

wird der Weg aus der Corona-Krise

wohl schwieriger als angenommen.

Die Bundesregierung schraubte deshalb

ihre Konjunkturprognose herunter -

von 4,4 % im Herbst auf jetzt 3 %.

Bei der Vorlage seines Jahresberichts

sagte Wirtschaftsminister Altmaier,

der Aufschwung falle

weniger dynamisch aus als erhofft.

Die Wirtschaftsleistung

werde im ersten Quartal

deutlich beeinträchtigt.

Deutschen Ermittlern gelang

mit Kollegen aus sieben Ländern

ein Schlag gegen

die organisierte Cyber-Kriminalität.

Sie zerschlugen die Infrastruktur

der als besonders gefährlich

geltenden Schadsoftware "Emotet".

Weltweit

wurden Hunderte Server beschlagnahmt.

Mit Emotet hatten Kriminelle

private Online-Konten geknackt

und u.a. von Unternehmen Lösegeld

für blockierte Daten erpresst.

Über Stunden waren die Patientendaten

im Krankenhaus Nürnberg-Fürth

nicht abzurufen.

Die Notfallversorgung

wurde eingestellt,

Operationen abgesagt.

Das Klinikum war Opfer von Emotet,

einer gefährlichen Schadsoftware.

Wir schätzen die Zahl

der betroffenen Computerendgeräte

auf 160.000.

40.000 haben wir schon umgeleitet.

Die Maßnahmen sind also

noch nicht abgeschlossen.

Das sogenannte Botnetz

ist hochintelligent.

Es verbreitet sich über E-Mails,

kopiert Adressen

und imitiert sogar den Schreibstil.

Über Anhänge der gefälschten E-Mails

infiziert es andere Rechner,

die die Schadsoftware verbreiten.

Über den Server

eines Tatverdächtigen in der Ukraine

konnten die Ermittler

die Kontrolle über Emotet erlangen.

Sie programmierten

die Kommunikation um

und machten das Programm unbrauchbar.

Diese Schadsoftware

war besonders gefährlich,

weil sie sich sehr schnell

und sehr gut verbreitet hat.

Und sie wurde

als eine Art Türöffner genutzt

und hat Systeme infiziert.

Andere Kriminelle

konnten diese geöffnete Tür nutzen,

um ihre anderen Schadsoftwaren

nachladen zu lassen.

So kaperten Kriminelle die Daten

von Zehntausenden Privatpersonen,

Unternehmen und Behörden

und erpressten sie.

Weltweit wird der Schaden

auf 2,1 Mrd. Euro geschätzt.

Bakterien sind Menschen

in vielem voraus,

wohl auch bei der Kommunikation.

Sie können sich verständigen

und arbeiten im Team.

Das fanden die beiden Mikrobiologen

Bassler und Silverman heraus.

Dafür werden sie ausgezeichnet

mit dem mit 120.000 Euro dotierten

Paul Ehrlich- und

Ludwig Darmstaedter-Preis.

Den Austausch zwischen Bakterien

zu unterbinden,

bietet neue Ansätze

im Kampf gegen Krankheiten.

Mehr als

eine Milliarde Bakterien gibt es.

Wie sie krank machen können,

haben die Paul-Ehrlich-Preisträger

2020 entschlüsselt:

Bonnie Bassler und Michael Silverman.

Wie können Bakterien

diese Kraft haben?

Wir konnten zeigen:

Bakterien kommunizieren.

Sie zählen einander.

Wenn sie eine entscheidende Größe

erreicht haben, merken sie:

Wenn wir etwas gleichzeitig tun,

sind Dinge möglich,

die sie allein niemals hinbekämen.

Bakterien

kommunizieren über Botenstoffe.

So erkennen sie,

ob ihre Zahl groß genug ist,

um einen Krankheitsprozess

zu starten.

Gelingt es,

diese Kommunikation zu stören,

könnten Erkrankungen

verhindert werden.

Hier zu sehen:

ein und dasselbe Bakterium.

Einmal mit entwickelten Giftstoffen.

Hier dagegen

ist die Kommunikation gestört.

Die Bakterien bleiben harmlos.

Bislang werden Bakterien

mit Antibiotika bekämpft.

Doch es entstehen Resistenzen -

was Ärzte besorgt.

Umso bedeutender nun

die preisgekrönte Forschung.

Es könnte heißen:

Weniger Antibiotika-Einsatz,

sodass die Probleme

mit multiresistenten Bakterien

reduziert werden.

Und Bakterien könnten nicht mehr

so schnell resistent werden.

In fünf bis sechs Jahren könnte es

entsprechende Medikamente geben,

schätzen Forschende.

Bei der 9. Auflage

der Solo-Weltumseglung Vendee Globe

wird heute Nacht

die Entscheidung erwartet.

Als Erster soll der Franzose

Charlie Dalin das Ziel erreichen.

Der Deutsche Boris Herrmann

hat wegen einer Zeitgutschrift

noch Chancen auf einen Sieg.

Die Regatta startete am 8. November

im französischen Les Sables d'Olonne.

Es ging durch den Atlantik,

vorbei am Kap der Guten Hoffnung,

durch den Indischen Ozean

und den Südpazifik.

Nach der Umrundung von Kap Horn

nahmen die Segler wieder Kurs

auf Les Sables d'Olonne.

Bis zur Ankunft

im Zielhafen Les Sables d'Olonne

hat Boris Herrmann

noch 140 Seemeilen vor sich.

Last day of the vendee globe!

Am letzten Tag der Vendee Globe

habe er guten Wind.

Auf dem Wasser Rock'n'Roll

und Herausforderungen.

Schon fast am Ende der Reise

ist der Führende des Feldes:

Der Franzose Charlie Dalin.

Er wird demnächst wohl als Erstes

das Ziel erreichen.

Die Grußbotschaft am Strand

steht bereits.

Gesamtsieger

wird er wohl trotzdem nicht.

Herrmann ist aktuell Dritter.

Er kann sich weiter Chancen

auf eine Topplatzierung ausrechnen:

Er bekommt nach Zieleinfahrt

eine Zeitgutschrift von sechs Stunden

für die Rettungsaktion

eines schiffbrüchigen Konkurrenten.

Ende November sank das Schiff

von Kevin Escoffier.

Herrmann und weitere halfen

bei der Suche.

Auch Yannick Bestaven.

Ihm werden im Ziel sogar zehn Stunden

und fünfzehn Minuten gutgeschrieben.

Es läuft auf ein Duell zwischen

Bestaven und Herrmann hinaus.

Der lädt seine Batterien

noch mal auf mit einem Müsli.

Die endgültige Entscheidung bei der

härtesten Einhand-Regatta der Welt

fällt wohl erst heute Nacht.

Die Lottozahlen:

Die Wettervorhersage für morgen,

Donnerstag, den 28. Januar:

Von Südwesten bringt ein Tief

mildere Luft und kräftigen Regen.

Dazu Tauwetter -

es bestehen Unwetterwarnungen.

In der Osthälfte

schneit es nachts gebietsweise,

in Südostbayern auch stärker.

Später von Südwesten Regen.

Morgen im Nordosten

meist freundlich und trocken.

Im Westen und Südwesten

Regen mit Hochwassergefahr.

Dazu sehr windig.

Richtung Osten teils noch Schnee.

In der Westhälfte heute Nacht

meist frostfrei, sonst Minusgrade.

Morgen im östlichen Bergland

leichter Frost.

An Rhein und Mosel

zweistellige Plusgrade.

Am Freitag im Nordosten freundlich,

sonst ergiebiger Regen.

Am Wochenende

geht der Regen in Schnee über.

Im Norden bleibt es freundlicher.

Caren Miosga hat um 22.15 Uhr

diese Tagesthemen für Sie:

Holocaust-Gedenken -

Wie wird jüdisches Leben

wieder präsenter?

Interview

mit der Publizistin Marina Weisband

Und: Zoff um Corona-Impfstoff -

Setzt sich die EU

bei AstraZeneca durch?

Ihnen noch einen schönen Abend.

Copyright Untertitel: NDR 2021


Sendung vom 27.01.2021, 20:00 Uhr - Krisensitzung im Streit um Impfstoff Broadcast from 27.01.2021, 20:00 - Crisis meeting in the vaccine dispute Трансляция от 27.01.2021, 20:00 - Кризисное совещание в споре о вакцинах

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit der tagesschau.

Heute im Studio: Linda Zervakis

Guten Abend,

ich begrüße Sie zur tagesschau.

76 Jahre nach der Befreiung von

Häftlingen des KZs Auschwitz-Birkenau

wurde weltweit

an die Opfer des Holocaust erinnert.

In einer Gedenkstunde des Bundestages

warnten Parlamentspräsident Schäuble

und Rednerinnen vor neuen Formen

von Antisemitismus und Rassismus:

Etwa als Verschwörungsmythen

in der Corona-Pandemie.

Holocaust-Vergleiche von Gegnern der

Corona-Maßnahmen seien inakzeptabel.

Im Zentrum des Gedenkens

stand ein symbolhafter Akt:

Die Fertigstellung der Handschrift

einer restaurierten Thora-Rolle.

Die letzten Buchstaben werden

in eine Thora-Rolle geschrieben,

die heilige Schrift der Juden.

Mit dabei: die höchsten

Repräsentanten Deutschlands.

Eine Art Selbstverpflichtung,

jüdisches Leben hier zu schützen.

In der Gedenkstunde im Bundestag

spricht Charlotte Knobloch

als eine Vertreterin

jüdischen Lebens in Deutschland.

Sie erzählt von ihrer Kindheit

in den 30er-Jahren.

Mit Sorge, aber auch Kampfgeist

spricht sie

über heutigen Antisemitismus.

Ich hatte meine Heimat verloren.

Ich habe für sie gekämpft,

habe sie wiedergewonnen

und werde sie verteidigen.

Ich stehe als stolze Deutsche

vor Ihnen,

obwohl alles dagegen sprach

und noch immer viel dagegen spricht.

Seit 1700 Jahren gibt es

jüdisches Leben in Deutschland.

Heute sprechen Vertreterinnen

unterschiedlicher Generationen.

Jüdin in Deutschland zu sein,

bedeutet, zu verstehen:

Es ist passiert

und kann folglich wieder passieren.

Antisemitismus beginnt nicht da, wo

auf eine Synagoge geschossen wird.

Auch die Schoah

begann nicht mit Gaskammern.

Es beginnt

mit Verschwörungserzählungen.

Der 27. Januar 1945

war ein eisiger Tag.

Der Tag,

an dem die wenigen Überlebenden

aus dem KZ Auschwitz-Birkenau

befreit wurden.

Der Jüdische Weltkongress

gedachte wegen Corona heute virtuell.

Über Video mahnt der Bundespräsident:

Die größte Gefahr für uns alle

geht vom Vergessen aus.

Davon, dass wir uns

nicht mehr daran erinnern,

was wir einander antun,

wenn wir Antisemitismus

und Rassismus dulden.

Seit 25 Jahren ist der 27. Januar

Gedenktag für die Opfer

des Nationalsozialismus.

Ein Krisentreffen in Brüssel

soll Bewegung in den Lieferstreit

zwischen dem Impfstoff-Hersteller

AstraZeneca und der EU bringen.

Aus der EU-Kommission hieß es:

Das Unternehmen habe die moralische

und vertragliche Verantwortung,

vereinbarte Mengen fristgerecht

zur Verfügung zu stellen.

AstraZeneca bestreitet,

sich zur Lieferung

einer konkreten Anzahl von Impfdosen

verpflichtet zu haben.

Der Impfstoff soll am Freitag

die EU-Zulassung bekommen.

Impfstoffe werden dringend gebraucht.

Doch wann und woher

sie geliefert werden:

Darüber ist der Streit

heute eskaliert zwischen der EU

und dem Konzern AstraZeneca.

Von Nebelkerzen und Lügen

war die Rede.

Das Problem:

Niemand weiß, was im Vertrag steht.

Der Vertrag

muss veröffentlicht werden,

sonst erleben wir Dinge wie heute:

Die einen sagen das,

die anderen behaupten das Gegenteil.

Gestritten wird etwa

um das englische Wort "best effort" –

größtmögliche Anstrengung.

Der einzige öffentliche Vertrag

der EU

ist der

mit der deutschen Firma Curevac.

Da kommt der Begriff

immer wieder vor.

Auf solche Klauseln beruft sich

der Chef von AstraZeneca

angesichts der Lieferprobleme.

Doch die EU besteht auf Lieferungen –

und verweist auf den Vertrag:

Darin würden ausdrücklich

vier Werke von AstraZeneca genannt.

Zwei, in denen die Produktion

schon gut läuft,

befinden sich in Großbritannien.

Zwei, bei denen es Probleme gibt,

in der EU.

Die Gesundheitskommissarin

pochte darauf:

Die EU habe den Vertrag

mit dem Konzern abgeschlossen –

nicht mit einzelnen Werken.

Es gibt keine Hierarchie

zwischen den Fabriken.

Die Werke in Großbritannien

sind Teil des Vertrages.

Deshalb müssen sie liefern.

Momentan sitzen sie wieder zusammen,

um eine Lösung zu finden.

Vieles ist unklar –

nur eins ist sicher:

AstraZeneca kann nicht

so viel liefern wie versprochen.

Ein Verteilungskampf zwischen

Großbritannien und der EU

wäre politisch heikel.

Der Konzern

ließ bisher nicht durchblicken,

dass er vorhat, Großbritannien

Lieferungen zu kürzen.

Innenminister Seehofers Vorstoß

zu weiteren Reise-Einschränkungen

hat eine kontroverse Diskussion

ausgelöst.

Er sprach sich für ein Zurückfahren

des Flugverkehrs gegen Null aus,

um die Ausbreitung

von Corona-Mutanten zu begrenzen.

Opposition und Wirtschaft

kritisierten die Idee.

Zuspruch kam von Intensiv-Medizinern.

Aus der Bundesregierung hieß es,

man wolle die weitere

europäische Entwicklung abwarten.

Dem Robert Koch-Institut wurden

13.202 Neuinfektionen gemeldet,

knapp 3000 weniger

als vor einer Woche.

Außerdem registrierte das RKI

982 weitere Todesfälle.

Die Beamten

sollen noch genauer hinschauen.

Verschärfte Kontrollen

am Flughafen Frankfurt.

Touristen aus Risikogebieten

könnten hochansteckende Mutationen

einschleppen.

Das fürchtet die Bundesregierung.

Es muss das Nötigste getan werden,

das verhindert,

dass dieses Virus

weiter eingetragen wird.

Der Bundesinnenminister

will den Flugverkehr ausdünnen,

mehr Grenzkontrollen einführen.

Der parlamentarische Geschäftsführer

der SPD hätte gern ein Konzept.

Zunächst muss der Innenminister

Möglichkeiten auf den Tisch legen,

worüber er nachdenkt.

Das hat er dem Bundestag gegenüber

bisher nicht getan.

Außerdem will die Regierung

mit europäischen Partnern reden.

Die Reiseverschärfungen

waren auch Thema im Parlament.

Die FDP hält das für Symbolpolitik.

Man müsse mehr testen

und besser kontrollieren.

Reiseverbote zu fordern,

den Flugverkehr einzustellen:

Das ist ein Doktern an Symptomen.

Die Kritik an der Corona-Strategie

eint die Opposition.

Der Wirtschaftsflügel der Union

hat noch Wünsche:

Die Sorge vor Mutationen

dürfe nicht über allem stehen.

Die Sorge ist berechtigt,

will ich nicht kleinreden.

Aber wir müssen der Wirtschaft

eine Perspektive geben:

Dass sie weiß, unter welchen

Bedingungen sie öffnen kann.

Schleswig-Holstein will Kitas

und Schulen wieder öffnen -

wenn die Pandemie es zulässt.

Andere halten das für verfrüht.

Keiner kann heute sagen,

was im Mai, Juni und Juli

geöffnet oder geschlossen wird.

In Baden-Württemberg wurden acht

Fälle von Mutationen festgestellt.

Betroffen auch ein Kindergarten

in Freiburg.

Die Landesregierung

verschob ihre Pläne,

Kitas und Grundschulen

wieder zu öffnen.

Für die Wirtschaft

wird der Weg aus der Corona-Krise

wohl schwieriger als angenommen.

Die Bundesregierung schraubte deshalb

ihre Konjunkturprognose herunter -

von 4,4 % im Herbst auf jetzt 3 %.

Bei der Vorlage seines Jahresberichts

sagte Wirtschaftsminister Altmaier,

der Aufschwung falle

weniger dynamisch aus als erhofft.

Die Wirtschaftsleistung

werde im ersten Quartal

deutlich beeinträchtigt.

Deutschen Ermittlern gelang

mit Kollegen aus sieben Ländern

ein Schlag gegen

die organisierte Cyber-Kriminalität.

Sie zerschlugen die Infrastruktur

der als besonders gefährlich

geltenden Schadsoftware "Emotet".

Weltweit

wurden Hunderte Server beschlagnahmt.

Mit Emotet hatten Kriminelle

private Online-Konten geknackt

und u.a. von Unternehmen Lösegeld

für blockierte Daten erpresst.

Über Stunden waren die Patientendaten

im Krankenhaus Nürnberg-Fürth

nicht abzurufen.

Die Notfallversorgung

wurde eingestellt,

Operationen abgesagt.

Das Klinikum war Opfer von Emotet,

einer gefährlichen Schadsoftware.

Wir schätzen die Zahl

der betroffenen Computerendgeräte

auf 160.000.

40.000 haben wir schon umgeleitet.

Die Maßnahmen sind also

noch nicht abgeschlossen.

Das sogenannte Botnetz

ist hochintelligent.

Es verbreitet sich über E-Mails,

kopiert Adressen

und imitiert sogar den Schreibstil.

Über Anhänge der gefälschten E-Mails

infiziert es andere Rechner,

die die Schadsoftware verbreiten.

Über den Server

eines Tatverdächtigen in der Ukraine

konnten die Ermittler

die Kontrolle über Emotet erlangen.

Sie programmierten

die Kommunikation um

und machten das Programm unbrauchbar.

Diese Schadsoftware

war besonders gefährlich,

weil sie sich sehr schnell

und sehr gut verbreitet hat.

Und sie wurde

als eine Art Türöffner genutzt

und hat Systeme infiziert.

Andere Kriminelle

konnten diese geöffnete Tür nutzen,

um ihre anderen Schadsoftwaren

nachladen zu lassen.

So kaperten Kriminelle die Daten

von Zehntausenden Privatpersonen,

Unternehmen und Behörden

und erpressten sie.

Weltweit wird der Schaden

auf 2,1 Mrd. Euro geschätzt.

Bakterien sind Menschen

in vielem voraus,

wohl auch bei der Kommunikation.

Sie können sich verständigen

und arbeiten im Team.

Das fanden die beiden Mikrobiologen

Bassler und Silverman heraus.

Dafür werden sie ausgezeichnet

mit dem mit 120.000 Euro dotierten

Paul Ehrlich- und

Ludwig Darmstaedter-Preis.

Den Austausch zwischen Bakterien

zu unterbinden,

bietet neue Ansätze

im Kampf gegen Krankheiten.

Mehr als

eine Milliarde Bakterien gibt es.

Wie sie krank machen können,

haben die Paul-Ehrlich-Preisträger

2020 entschlüsselt:

Bonnie Bassler und Michael Silverman.

Wie können Bakterien

diese Kraft haben?

Wir konnten zeigen:

Bakterien kommunizieren.

Sie zählen einander.

Wenn sie eine entscheidende Größe

erreicht haben, merken sie:

Wenn wir etwas gleichzeitig tun,

sind Dinge möglich,

die sie allein niemals hinbekämen.

Bakterien

kommunizieren über Botenstoffe.

So erkennen sie,

ob ihre Zahl groß genug ist,

um einen Krankheitsprozess

zu starten.

Gelingt es,

diese Kommunikation zu stören,

könnten Erkrankungen

verhindert werden.

Hier zu sehen:

ein und dasselbe Bakterium.

Einmal mit entwickelten Giftstoffen.

Hier dagegen

ist die Kommunikation gestört.

Die Bakterien bleiben harmlos.

Bislang werden Bakterien

mit Antibiotika bekämpft.

Doch es entstehen Resistenzen -

was Ärzte besorgt.

Umso bedeutender nun

die preisgekrönte Forschung.

Es könnte heißen:

Weniger Antibiotika-Einsatz,

sodass die Probleme

mit multiresistenten Bakterien

reduziert werden.

Und Bakterien könnten nicht mehr

so schnell resistent werden.

In fünf bis sechs Jahren könnte es

entsprechende Medikamente geben,

schätzen Forschende.

Bei der 9. Auflage

der Solo-Weltumseglung Vendee Globe

wird heute Nacht

die Entscheidung erwartet.

Als Erster soll der Franzose

Charlie Dalin das Ziel erreichen.

Der Deutsche Boris Herrmann

hat wegen einer Zeitgutschrift

noch Chancen auf einen Sieg.

Die Regatta startete am 8. November

im französischen Les Sables d'Olonne.

Es ging durch den Atlantik,

vorbei am Kap der Guten Hoffnung,

durch den Indischen Ozean

und den Südpazifik.

Nach der Umrundung von Kap Horn

nahmen die Segler wieder Kurs

auf Les Sables d'Olonne.

Bis zur Ankunft

im Zielhafen Les Sables d'Olonne

hat Boris Herrmann

noch 140 Seemeilen vor sich.

Last day of the vendee globe!

Am letzten Tag der Vendee Globe

habe er guten Wind.

Auf dem Wasser Rock'n'Roll

und Herausforderungen.

Schon fast am Ende der Reise

ist der Führende des Feldes:

Der Franzose Charlie Dalin.

Er wird demnächst wohl als Erstes

das Ziel erreichen.

Die Grußbotschaft am Strand

steht bereits.

Gesamtsieger

wird er wohl trotzdem nicht.

Herrmann ist aktuell Dritter.

Er kann sich weiter Chancen

auf eine Topplatzierung ausrechnen:

Er bekommt nach Zieleinfahrt

eine Zeitgutschrift von sechs Stunden

für die Rettungsaktion

eines schiffbrüchigen Konkurrenten.

Ende November sank das Schiff

von Kevin Escoffier.

Herrmann und weitere halfen

bei der Suche.

Auch Yannick Bestaven.

Ihm werden im Ziel sogar zehn Stunden

und fünfzehn Minuten gutgeschrieben.

Es läuft auf ein Duell zwischen

Bestaven und Herrmann hinaus.

Der lädt seine Batterien

noch mal auf mit einem Müsli.

Die endgültige Entscheidung bei der

härtesten Einhand-Regatta der Welt

fällt wohl erst heute Nacht.

Die Lottozahlen:

Die Wettervorhersage für morgen,

Donnerstag, den 28. Januar:

Von Südwesten bringt ein Tief

mildere Luft und kräftigen Regen.

Dazu Tauwetter -

es bestehen Unwetterwarnungen.

In der Osthälfte

schneit es nachts gebietsweise,

in Südostbayern auch stärker.

Später von Südwesten Regen.

Morgen im Nordosten

meist freundlich und trocken.

Im Westen und Südwesten

Regen mit Hochwassergefahr.

Dazu sehr windig.

Richtung Osten teils noch Schnee.

In der Westhälfte heute Nacht

meist frostfrei, sonst Minusgrade.

Morgen im östlichen Bergland

leichter Frost.

An Rhein und Mosel

zweistellige Plusgrade.

Am Freitag im Nordosten freundlich,

sonst ergiebiger Regen.

Am Wochenende

geht der Regen in Schnee über.

Im Norden bleibt es freundlicher.

Caren Miosga hat um 22.15 Uhr

diese Tagesthemen für Sie:

Holocaust-Gedenken -

Wie wird jüdisches Leben

wieder präsenter?

Interview

mit der Publizistin Marina Weisband

Und: Zoff um Corona-Impfstoff -

Setzt sich die EU

bei AstraZeneca durch?

Ihnen noch einen schönen Abend.

Copyright Untertitel: NDR 2021