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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 10.01.2021 - Mehr Kontrolle, mehr Strafen - Halles Kampf

heute journal vom 10.01.2021 - Mehr Kontrolle, mehr Strafen - Halles Kampf

Guten Abend.

Ab morgen, 11. Januar, gilt der verschärfte Shutdown.

Inzwischen haben alle Länder festgelegt, wie sie

die gemeinsamen Beschlüsse von Ministerpräsidenten und Kanzleramt

umsetzen wollen.

Und siehe da: So manche Stellschraube

wurde nachträglich wieder in andere Richtung gedreht.

In Richtung weniger scharf.

Berlin zum Beispiel wollte sogar ab morgen schon wieder

die gesamten Oberstufen zum Präsenzunterricht antreten lassen.

Das wurde inzwischen wieder fallengelassen,

nach empörten Reaktionen aus den Schulen.

Tatsächlich zeigen repräsentative Umfragen, dass eine große Mehrheit

der Bundesbürger will, dass dieses Virus bekämpft wird

und auch mit konsequenten, wirksamen Maßnahmen bekämpft wird.

Viele wären sogar für einen richtigen Lockdown zu haben,

wenn damit die Ausbreitung nachhaltig gestoppt werden kann.

Nun wird man sehen müssen, wie wirksam die jetzigen Beschlüsse sind.

Hagen Mikulas und Luisa Houben mit Eindrücken aus Halle.

Kontrolle der Maskenpflicht in der Innenstadt von Halle:

Die gilt hier seit Ende Oktober.

Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 75 Euro.

Diese Frau trägt keine Maske und weist ein Attest vor.

Die Beamten gleichen es mit ihrem Ausweis ab.

Eine weitere Überprüfung des Dokuments findet nicht statt.

Diese Kontrolle ist damit abgeschlossen.

Nur noch selten müssten sie Verstöße ahnden, erzählen die Beamten.

Die meisten Menschen hielten sich im öffentlichen Raum

an die strengen Regeln.

Dennoch meldet die 240.000-Einwohner-Stadt

immer mehr Corona-Fälle.

Am Wochenende übersteigt die 7-Tage-Inzidenz

erstmals die 300er-Marke.

Dass nun die neuen, strengeren Regeln Wirkung zeigen,

hofft Oberbürgermeister Bernd Wiegand.

Denn Ansteckungen fänden zumeist im Privaten statt.

Die Mittel des Staates daher nahezu ausgeschöpft.

Die nächste Möglichkeit ist dann die nächtliche Ausgangssperre

und dann letztendlich die Sperre, dass erstmal grundsätzlich

ohne triftigen Grund niemand die Wohnung verlassen kann.

Das ist sehr bedauerlich und das schmerzt, aber es betrifft momentan

den kompletten Süden des Landes Sachsen-Anhalt.

Wir müssen dringend sehen, dass wir die Zahlen runterbekommen,

damit wir überhaupt eine Chance haben,

wieder irgendwann in ein normales Leben zurückzukehren.

Zunächst aber gelten, wie landesweit beschlossen,

weitere Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen.

Die Akzeptanz dafür in Halle ist hoch.

Grundsätzlich sind schärfere Maßnahmen gut und richtig,

denn die Zahlen sind schlecht und wieder erschreckend hoch.

Da braucht man gar nicht drüber reden,

dass was gemacht werden muss.

Bisschen spät, da hätte man eher reagieren können.

Dass man sich nur noch mit einer Person treffen darf,

ist schwierig umzusetzen.

Gerade mit den kleinen Kindern, die können nicht in die Kita.

Mehr Kontrolle und auch mehr Strafen.

Denn dann würden die Bürger erst mal wach werden.

Denn, wenn es ans Portemonnaie geht, da wird jeder hellhörig.

Große Hoffnungen in die neuen Maßnahmen

setzt auch Hendrik Liedtke.

Der Ärztliche Direktor des Kranken- hauses St. Elisabeth und St. Barbara

ist froh, sein Personal endlich impfen zu können.

Denn durch Krankheit und Quarantäne

fehle es zunehmend an Mitarbeitenden.

Unterstützung bekommt das Haus deswegen von Medizinstudierenden.

Dennoch: Es drohe der Gesundheitsnotstand.

Davon sind wir noch entfernt,

aber nicht mehr so weit wie noch vor vier Wochen.

Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass jeder Mensch

in der Region, in diesem Land, daran mitwirkt, dass wir

verdammt noch mal diese hohen Inzidenzzahlen runter kriegen.

Täglich nehme das Krankenhaus derzeit

so viele neue Covid-Patienten auf

wie während der gesamten drei Sommermonate.

Von mehr als 1.100 Infizierten

ist in Halle fast jeder Fünfte im Krankenhaus.

Noch schlimmer ist Sachsen dran, gefolgt von Thüringen.

Darüber habe ich vorhin mit Thüringens Ministerpräsident Ramelow

gesprochen, der ja kürzlich offen zugab,

dass er die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus

unterschätzt habe.

Die Kanzlerin habe mit ihren Warnungen im Oktober recht gehabt,

er und andere Ministerpräsidenten hätten hingegen falsch gelegen.

Vor dem Interview fasst Christian Kirsch aber nochmal kurz zusammen,

welche Regeln eigentlich ab morgen gelten sollten und wie die Länder

diese Beschlüsse, teils abweichend, umsetzen.

Verschärfte Maßnahmen gegen das Virus gelten in Hamburg

bereits seit Freitag und in Brandenburg seit gestern.

Heute zogen Berlin, Niedersachsen,

Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern nach.

Die anderen Bundesländer folgen morgen.

Damit gilt nun: Der eigene Haushalt darf sich nur noch

mit einer weiteren Person treffen, für Kinder gelten Ausnahmen.

Und in Landkreisen mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner

innerhalb einer Woche können Einschränkungen

für den Bewegungsradius der Menschen verhängt werden.

Diese 15-Kilometer-Regel wird in den Ländern unterschiedlich umgesetzt:

In Brandenburg etwa gilt sie für Ausflüge.

Thüringen belässt es bei einer Empfehlung.

Unterschiedlich handhaben die Länder Regeln für Schulen und Kitas.

Die Politik und die Pandemie,

darüber wollen wir mit Bodo Ramelow reden, Thüringens Ministerpräsident.

Guten Abend, Herr Ramelow. Guten Abend, Frau Slomka.

Ein bisschen ist es jetzt bei diesem verschärften Shutdown,

den Ministerpräsidenten und Kanzlerin gemeinsam beschlossen hatten,

wie schon vorher: Es gibt einen gemeinsamen Beschluss,

aber danach macht jedes Land was anderes.

Z.T. werden die Kinder doch wieder in die Schule geschickt,

anderswo kann die 15-Kilometer-Regel nicht eingehalten werden.

Bei Ihnen in Thüringen haben Sie auch Schwierigkeiten, das durchzusetzen.

Wie sinnvoll ist das, das Virus ist ja nicht föderal?

Das stimmt, das Problem ist einfach, dass wir Menschen sind.

Menschen neigen dazu,

den leichteren, vielleicht hoffnungsvolleren Weg zu gehen.

Ich gestehe, dass ich mich auch von dieser Hoffnung habe leiten lassen.

Ich muss heute sagen: Es ist falsch.

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen,

dass das Virus jetzt erst anfängt, richtig Fahrt aufzunehmen.

Wir haben die englische Mutation noch gar nicht in Deutschland,

und ich merke, dass bei mir in Thüringen gerade die Hütte brennt.

Heute ist für mich ein schlimmer Tag, denn heute haben wir

in ganz Thüringen die 300er-Inzidenz überschritten.

Und alle Landkreise und kreisfreien Städte

sind über die 200 gegangen.

Es ist kein Platz mehr für Lockerungen

und die Debatte von der Lockerung zur Lockerung.

Sie haben den Vorschlag gemacht, eigentlich gefordert,

dass man nun in einen richtigen Lockdown geht.

Den haben wir in Deutschland im Moment noch nicht.

Zumindest in Thüringen, aber da machen Ihre Koalitionspartner,

die CDU, nicht mit, das werden Sie nicht durchsetzen können, oder?

Nein, ich will das klarstellen.

Ich habe nicht gefordert,

dass wir isoliert einen Lockdown in Thüringen machen,

sondern ich habe gesagt, dass ich im Dezember den Fehler gemacht habe,

nicht darum zu kämpfen, als die Bundeskanzlerin davon sprach,

dass wir im Dezember ganz Deutschland runterfahren sollten.

Kontaktminimierung ist das Zauberwort.

Wir brauchen weniger Kontakte, wir brauchen weniger Menschen,

die im Öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind.

Wir brauchen mehr Homeoffice.

Mein Appell an die Thüringer Wirtschaft ist,

möglichst alles zu unterlassen, was im Moment nicht notwendig ist.

Vielleicht ein paar Aufträge schieben, sich darum zu kümmern,

dass weniger Menschen zueinander kommen, miteinander sitzen,

miteinander in die Pause gehen oder zusammen eine Zigarette rauchen.

Diesen Appell gab es auch bei den Corona-Beschlüssen:

"Wir appellieren an die Wirtschaft, wer kann, sollte ins Homeoffice."

Aber das passiert ja offenbar nicht.

Die Bahnen in den großen Städten sind zur Rushhour voll,

die Straßen sind voll.

Das ist ganz anders als beim ersten Lockdown im März.

Wollen Sie ein Gesetz vorschlagen,

dass man sozusagen die Wirtschaft dazu zwingen kann?

Das scheint juristisch kompliziert.

Das weiß ich nicht, ob es juristisch kompliziert ist.

Denn eines ist ganz klar: Wer zu Hause Arbeiten erledigen könnte

und es nicht genehmigt kriegt, dafür habe ich kein Verständnis.

Alle, die zu Hause arbeiten könnten, sollten bitte zu Hause bleiben.

Die Firmen sollten daran denken, dass es auch um den Schutz

von Leib und Leben der eigenen Mitarbeiter geht.

Was völlig unterschätzt wird in der Debatte in Deutschland:

Wir reden immer nur von den vulnerablen Gruppen.

Man meint damit nur die älteren Menschen und übersieht,

dass viele junge Menschen mittlerweile

in den Krankenhäusern ankommen und behandlungsbedürftig sind

und auf den ITS Stationen, also in den Beatmungsbetten liegen.

Das ist viel zu viel.

Wir können in Thüringen

dauerhaft den Anstieg dieser Infektionen nicht mehr aushalten.

Unsere Krankenhauslandschaft, die direkt am Patienten arbeitet,

braucht auch eine Reduktion des Ansteckungsgeschehens.

Damit wir die Entlastung in der Zeitachse hinkriegen,

damit das Impfen anfängt, mehr Schwung zu kriegen.

Wir brauchen also beides.

Wir brauchen jetzt Entscheidungen und eine Zeitperspektive,

die bis ins Frühjahr trägt.

Der Arbeitgeberpräsident hat sich heute zu Ihrer Forderung

nach mehr Homeoffice geäußert, und auch die CDU in Thüringen,

nicht nur dort, sagt, damit wird die Wirtschaft so kaputtgemacht,

das kriegt man dann nicht mehr eingeholt,

wenn man jetzt richtig stilllegt und die Leute alle nach Hause schickt.

Man muss es verfassungsrechtlich auch mal umdrehen.

Wir haben vor zehn Wochen entschieden,

dass die Gastronomie, die Hotellerie,

vor acht Wochen, dass die privaten Dienstleistungen,

die personenbezogenen Dienstleistungen,

vor sechs Wochen, dass der Einzelhandel stillgelegt wird.

Und trotzdem steigen die Infektionszahlen.

Alle von den von mir genannten Wirtschaftszweigen haben gesagt:

Bei uns ist es nicht passiert.

Aber es passiert im Alltag, d.h., es passiert auch

in der Produktionshalle, auf der Baustelle.

Es passiert überall dort,

wo Menschen miteinander auch mal kurz einen Schwatz halten.

Das Virus interessiert sich dafür nicht.

Das Virus springt von Körper zu Körper.

Deswegen kann man wohlfeil darüber reden,

dass wir nichts machen müssten und dass die Wirtschaft kaputt geht.

Wenn ich mir aber angucke, wie viele Menschen dauerhaft erkranken

und wie viele Menschen langfristige körperliche Schäden haben.

Da reden wir eben nicht über ältere Menschen.

Ich kann es nicht mehr ertragen, dass man immer nur sagt:

der Schutz der älteren Menschen.

Man vergisst die ganzen jungen Menschen,

die im Moment in den Krankenhäusern liegen.

Es geht um ein Virus, das eine Lungenkrankheit auslöst.

Gegen diese Lungenkrankheit haben wir immer noch kein Medikament.

Zum Glück haben wir Impfmittel, davon brauchen wir mehr.

Aber ich habe keine Lust,

mich über die Impfstoffmengen derzeit zu streiten,

weil wir uns freuen über jedes Impfmittel,

das wir jetzt mehr kriegen.

Zumal die Länder sich auch durchaus schwer damit tun,

das, was an Impfmitteln da ist,

dann auch schnell an Mann und Frau zu bringen.

Es ist eine auf mehreren Ebenen schwierig laufende Aktion.

Aber da haben wir in Thüringen ein spezielles Problem.

Bei uns wird geimpft, aber es wird nicht gemeldet.

Deswegen wird in Deutschland immer gesagt: Thüringen ist Schlusslicht.

In Wirklichkeit ist geimpft worden.

Nur unsere Krankenhäuser haben noch nicht die richtige Schnittstelle,

um das zeitnah ans RKI zu melden.

Das ist ein Problem, das haben wir zu vertreten.

Das ist ein Meldeproblem, aber kein Impfproblem.

Ich bin froh, dass mein Appell an die Beschäftigten

in den Krankenhäusern jetzt gefruchtet hat

und dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen,

drastisch in den letzten Tagen gestiegen ist.

Dafür bin ich sehr dankbar.

Herr Ramelow, noch eine politische Frage zu Thüringen,

die aber auch mit Corona zusammenhängt.

Eigentlich soll es die vorgezogene Landtagsneuwahl im April geben.

Nun sieht das alles schwierig aus, auch wegen der Corona-Lage.

Wird das überhaupt stattfinden Ihrer Ansicht nach?

Politisch will ich jetzt unterscheiden

zwischen meiner Rolle als Minister- präsident und dem, was ich denke.

Als Ministerpräsident geht mich diese Entscheidung

im Moment nichts an.

Die Parteien verhandeln in der kommenden Woche

und dem will ich nicht vorgreifen.

Aber eines ist doch klar:

Wir haben 30.000 Wahlhelfer*innen, die wir auch schützen müssen.

Insoweit müssen alle Beteiligten darüber nachdenken,

wenn im Januar, Februar keine Bewegung ist,

dann werden wir auch das mitentscheiden müssen.

Aber ich will den Parteivorsitzenden in dieser Woche nicht vorgreifen.

Herr Ramelow, danke für das Gespräch.

Gerne, bleiben Sie gesund. Sie auch.

Welche Corona-Regeln ab morgen eigentlich gelten sollten

und wie die einzelnen Bundesländer davon abweichen,

können Sie bei uns online nachschauen, auf zdf.heute.de.

Jetzt macht erstmal Heinz Wolf weiter,

mit anderen Nachrichten des Tages.

Als Reaktion auf den Sturm auf das US-Kapitol in Washington

hat die Berliner Polizei ihre Präsenz zum Schutz des Bundestages erhöht.

Parlamentspräsident Schäuble erläuterte laut "Bild am Sonntag"

den Abgeordneten in einem Schreiben, die Berliner Landespolizei

habe eine Verstärkung ihrer Kräfte im Umfeld des Reichstagsgebäudes

bereits veranlasst.

Er selbst habe vom Auswärtigen Amt einen Bericht

über die Ausschreitungen in den USA erbeten und werde mit dem Bund

und dem Land Berlin klären lassen, welche Schlüsse daraus

für die Sicherung des Bundestages zu ziehen seien.

Beim digitalen Jahresauftakt für das Wahljahr 2021

stellt die Parteispitze der Linken

ihre wirtschaftspolitischen Leitlinien vor.

Parteichefin Kipping sieht Chancen auf Mehrheiten links von der Union,

nur so sei ein ökologischer und sozialer Kurswechsel möglich.

Staatliche Hilfen während der Corona-Krise hätten an Vorgaben

zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zum Klimaschutz geknüpft werden müssen.

Im Februar will die Partei eine neue Spitze wählen.

Zum Gedenken an die ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg

und Karl Liebknecht sind in Berlin über 1.000 Demonstranten

zur Gedenkstätte im Stadtteil Lichtenberg gezogen.

Vor Beginn des Protestzuges kam es zu Auseinandersetzungen

zwischen Linksradikalen und der Polizei.

Luxemburg und Liebknecht

waren im Januar 1919 in Berlin erschossen worden.

Mehrere evangelische Theologen sprechen sich

unter bestimmten Voraussetzungen für die Möglichkeit

für assistierten Suizid in kirchlich- diakonischen Einrichtungen aus.

Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung

auf eine Stellungnahme, zu deren Unterzeichnern unter anderem

der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, gehöre.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

erklärte laut Nachrichtenagentur dpa, es handele sich dabei um die Position

der Autoren der Stellungnahme und nicht der EKD.

Die Evangelische Kirche lehne "jede organisierte Hilfe zum Suizid,

die dazu beitrage,

dass die Selbsttötung zur Option neben anderen werde" ausdrücklich ab.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz

widersprach der Position der Autoren.

Konferenzsprecher Matthias Kopp sagte der Nachrichtenagentur KNA,

man sei der Überzeugung, dass die Ermöglichung des assistierten Suizids

nicht die richtige Antwort auf die Lebenssituationen von Menschen sei,

die Suizidwünsche entwickelten oder Suizidabsichten hätten.

Vor der Küste Indonesiens haben Suchtrupps die Black Box

der abgestürzten Passagiermaschine geortet.

Zuvor waren bereits Trümmerteile des Flugzeugs aus dem Meer

geborgen worden, aber auch Leichenteile und Kleidungsstücke.

Hinweise auf Überlebende gibt es nicht.

Die Maschine war gestern kurz nach dem Start in der Hauptstadt Jakarta

vom Radar verschwunden.

62 Menschen befanden sich an Bord.

Wir stehen am Ende einer Woche,

die auf bittere Weise in die Geschichte Amerikas eingeht.

Und immer deutlicher wird,

wie gewalttätig dieser Angriff aufs Kapitol war.

Mit einem Mob, der durch die Gänge des Parlaments lief

und nach dem Vizepräsidenten suchte, um ihn "aufzuhängen".

Jener Vizepräsident, der vier Jahre lang Trumps loyalster Vasall war.

So wie sich ihm die Republikanische Partei insgesamt unterworfen hat.

Die Grand Old Party, die sich früher

als christlich-konservative Law-and- Order-Partei verstand, wozu immer

auch ein besonderer Respekt für Militär und Polizei gehörte.

Nun waren es Anhänger dieser Partei und ihres Präsidenten,

die Polizisten verprügelten, beinah zerquetschten

und einen sogar töteten.

Und das nicht aus Versehen.

Ein Capitol-Police-Beamter berichtete,

wie ihm einer der Trump-Anhänger sagte, er kämpfe doch auch für ihn,

bevor er ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht schlug.

Die Republikaner erleben nun,

wovor sie sogar aus den eigenen Reihen gewarnt wurden:

Was geschieht,

wenn sich eine bürgerliche Partei mit Radikalen zusammentut.

Weil sie glaubte, den Tiger reiten zu können.

Benjamin Daniel berichtet.

♪ Musik ♪

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da waren es

diese berühmten Bilder und Orte, die einem sofort

durch den Kopf schossen, wenn man an Amerika dachte.

Heute sind es solche Szenen, die man mit dem Stichwort USA assoziiert.

2021, fünf Jahre, nachdem Donald Trump ankündigte,

für das Präsidentenamt zu kandidieren.

Hemmungslos, hysterisch, hasserfüllt.

Was da im und am Kapitol passiert ist,

war viel mehr als nur ein Aufstand der Verlierer.

Die Saat aus Hass und Lügen, die der Präsident unaufhörlich gesät hat,

ist zu einer hochgiftigen Blüte gereift.

Das hatte mit gelebter Demokratie nichts zu tun.

Das war Anarchie, eine Explosion des Hasses.

Das kommt dabei heraus, wenn ein so mächtiger Anführer das Schlimmste

in den Menschen heraufbeschwört: Rassismus und Diskriminierung.

Es wurden jahrelang Ängste geschürt gegen alle,

die anders sind als man selbst.

Recherchenetzwerke tragen immer mehr Material

rund um den Sturm auf das Kapitol zusammen.

Dabei auch vieles aus dem Darknet, auf das man

mit einem normalen Internetbrowser eigentlich keinen Zugriff hat.

Je mehr auftaucht, umso deutlicher wird auch,

wie gut sich die Randalierer vernetzt und organisiert hatten.

Die Drahtzieher der Ausschreitungen, radikale Netzwerke,

nutzen die Freiheiten der Demokratie,

um sie auszuhöhlen und ins Wanken zu bringen.

Die Säulen, auf denen Amerika steht, sind schwer zu erschüttern.

Aber jedes noch so wehrhafte politische System

ist eben auch angreifbar.

Was Amerika diese Woche gelernt hat, ist,

dass eine sehr alte Verfassung, die älter ist als 200 Jahre,

nicht schützt vor Polarisierung der Gesellschaft,

vor der Bösartigkeit von Verschwörungstheorien.

Diese Probleme sind struktureller Natur.

Die sind im ersten Aufschrei des Entsetzens und der Empörung

nicht in den Griff zu bekommen.

Das wird noch sehr viel länger dauern.

Auch deshalb wollen die Demokraten morgen

ein erneutes Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten.

Es schließen sich auch immer mehr hochrangige Republikaner*innen an.

Sollte ein sog. Impeachment tatsächlich erfolgreich sein,

könnte Trump in Zukunft

nicht mehr für ein öffentliches Bundesamt kandidieren.

Und so gibt es zumindest die Hoffnung, dass sich Amerika

seinem früheren Image irgendwann wieder annähern könnte.

Wir müssen unser Amerika, wie man es kannte, wiederherstellen.

Unsere Stabilität kommt nicht durch unsere Waffen

oder unsere politische Macht.

Es sind die Freundschaften, die uns stark machen.

Unsere Alliierten, die uns respektieren

und sich an unseren demokratischen Werten orientieren.

Wir werden es dem Rest der Welt zeigen.

Wir sind immer noch das Amerika,

in das sie sich vor vielen Jahren einmal verliebt hatten.

Wir kommen wieder.

Man möchte ihm gerne Glauben schenken.

Jetzt noch mal Heinz - mit Sport.

Zuerst zur Fußball-Bundesliga.

Heute wurde der 15. Spieltag abgeschlossen.

Da hat Augsburg zu Hause verloren, 1:4 gegen Stuttgart.

Im zweiten Sonntagsspiel

hat Arminia Bielefeld 1:0 gegen Hertha BSC gewonnen.

Francesco Friedrich

hat in Winterberg auch im Viererbob den EM-Titel geholt.

Das war gleichzeitig sein 46. Weltcup-Sieg.

Und damit ist er der erfolgreichste Bob-Pilot in der Weltcup-Geschichte.

Mehr als der Rekord freut Friedrich und seine Männer,

wie gut ihr erster Viererbob-Einsatz in diesem Winter geklappt hat.

Ein Sieg in Winterberg, wie gestern im Zweierbob,

den Franceso Friedrich seit Jahren nahezu unangefochten dominiert.

46 Weltcupsiege jetzt, damit löst der 30-Jährige an der Spitze

dieser Statistik Andre Lange ab - für Friedrich eine Nebensache.

Wichtig war, dass der Vierer seine Bewährungsprobe gemacht hat.

Wir sind glücklich, dass es heute so gut gelaufen ist.

EM-Zweiter wird Österreich vor Russland.

Im Slalom-Weltcup eine weitere Top-Platzierung für Linus Straßer.

Eine Woche nach seinem Sensationssieg in Zagreb heute in Adelboden Platz 2.

Nach Platz 12 im ersten Durchgang:

Linus Straßer auch in Adelboden mit einem starken zweiten Lauf

und im Ziel mit der zwischenzeitlichen Führung.

Es war mehr ein Kampf als ein Genuss heute,

aber das wusste ich aus dem Ersten,

dass sich das auch im Zweiten nicht gut anfühlen wird.

Und ich habe es bis unten probiert durchzuziehen,

was mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist.

So gut, dass nur der Österreicher Marco Schwarz

mit einer schnelleren Zeit ins Ziel kommt.

Dritter wird der Brite Dave Ryding.

Bleiben wir noch beim Sport:

Mitte nächster Woche startet die Handball-WM,

Gastgeberland ist Ägypten.

Eine WM in Pandemiezeiten, in einem Land, das auch ein Risikogebiet ist.

Umstritten vor allem die Frage, ob Zuschauer zugelassen werden.

Die Veranstalter wollten das unbedingt, die Sportler,

zumindest die Mannschaften aus vielen europäischen Ländern,

hatten dazu eine andere Haltung.

Lars Ruthemann berichtet.

Es ist nun wirklich nicht so,

als würde man im Stadtbild der ägyptischen Metropole erschlagen

von Hinweisen auf diese Weltmeisterschaft.

In drei Tagen geht es los, nur rund um die Cairo Stadium Sports Hall,

wo Eröffnungsspiel und Finalrunde stattfinden,

sind einige wenige Vorboten auf die Handball-WM zu erspähen.

Eine WM, die v.a. deshalb umstritten ist, weil Hassan Moustafa,

Ägyptens mächtiger Präsident des Weltverbandes,

ein Turnier mit Zuschauern plant.

Von einer Auslastung der Hallen von 20 oder gar 30 % ist die Rede.

Wir sind uns da alle komplett einig,

dass eine WM mit Zuschauern einfach nicht zeitgemäß ist.

Wir haben natürlich Angst um unsere Sicherheit,

aber auch um die Sicherheit der Zuschauer.

Das Wichtigste ist für uns am Ende die Symbolik,

die dahinter steht, wenn wir dort vor Zuschauern spielen

und zu Hause unsere Familien nicht mal mit Freunden

zusammen schauen können, das ist für uns nicht akzeptabel.

Die klare Haltung von Nationaltorwart Johannes Bitter,

im November nach einer Länderspiel- Reise selbst an Covid-19 erkrankt,

fand viele Gleichgesinnte.

Norwegens Superstar Sander Sagosen nannte eine WM mit Publikum

schlichtweg peinlich.

Die Kapitäne von 14 europäischen Verbänden

hatten den Welthandballverband in einem Brief gebeten,

sein Ansinnen noch einmal zu überdenken.

Und siehe da, am Rande des EM-Qualifikationsspiels

am Abend in Köln gegen Österreich sickert durch,

dass es definitiv keine Zuschauer in den Hallen geben werde.

Wir haben die ganze Zeit davon gesprochen,

dass wir so wenig Risikofaktoren wie möglich haben wollen,

um uns zu infizieren.

Deswegen glaube ich, ist das die richtige Entscheidung.

Wir alle würden lieber in vollen Hallen spielen,

aber aktuell ist es der richtige Weg.

Eine weitere gute Nachricht aus deutscher Sicht:

Der Europameister von 2016 scheint startklar

für das Kräftemessen mit den Weltbesten.

In dieser Höhe nicht erwartet:

der deutliche 34:20-Sieg gegen Österreich.

Überraschend deshalb,

weil Deutschland stark ersatzgeschwächt nach Kairo reist.

Neun Ausfälle, vier Spieler hatten aus Sorge um ihre Sicherheit

abgesagt, der erste war Abwehrchef Patrick Wiencek.

Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn ich im Januar hinreisen werde.

Für mich war die Priorität meine Familie

und da stehe ich hundertprozentig dahinter.

Es wird sich zeigen, ob die Sorgen berechtigt sind.

Deutschlands erstes Spiel am Freitag gegen Uruguay.

Schaut man sich den Imagetrailer des Veranstalters an,

dann ist der Eindruck jedenfalls eher furchteinflößend.

Der Auftakt der Handball-WM ist schon mal ein Ereignis,

das für nächste Woche feststeht.

Kai-Felix Jochens hat noch weitere interessante Termine zusammengestellt

für unseren sonntäglichen Wochenausblick.

Am Montag kommt zum vierten Mal der "One Planet Summit" zusammen.

Ziel des Gipfels ist es, den Klimaschutz zu fördern

und die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen.

Rund 30 Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter

internationaler Organisationen wollen konferieren.

Das Treffen als solches wird in diesem Jahr

tatsächlich besonders klimafreundlich sein.

Pandemiebedingt findet es größtenteils per Videoschalte statt.

Bis einschließlich Donnerstag

läuft die CES, die "Consumer Electronics Show",

eine der weltweit größten Technikmessen.

Was in Normalzeiten Zehntausende nach Las Vegas lockt,

ist in diesem Jahr ein reines Online-Event.

Neuheiten im Bereich Fitness, Technik, Gaming und TV

stehen besonders hoch im Kurs.

Laut Branchenkennern: ein Wandel der Nutzerinteressen,

bedingt durch die Pandemie.

Auf ihrem ersten, Sie ahnen es schon, digitalen Parteitag

will die CDU ab Freitag einen neuen Vorsitzenden bestimmen.

Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet stehen zur Wahl -

als Nachfolger für Annegret Kramp-Karrenbauer.

Virtuell abgestimmt wird bereits am Samstag.

Rechtssicher wird das Ergebnis

aber erst ein paar Tage später, am 22. Januar.

Bis dahin muss es schriftlich bestätigt sein, per Briefwahl.

Virtuell geht eben doch noch nicht alles.

Noch die Wetteraussichten zum Start in die neue Woche:

Morgen scheint im Süden häufig die Sonne,

wenn sich der Nebel denn lichtet.

Im Norden dominieren dichte Wolken, aus denen es zeitweise etwas regnet.

Die weiteren Aussichten:

In den kommenden Tagen wird es deutlich wechselhafter

mit viel Wind an den Küsten.

Im Süden dazu auch mit milderen Temperaturen.

Das war's von uns - mit dem Sonntagskrimi geht's weiter,

mit "Mord in Genua".

Um 0.20 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.

Und hier an dieser Stelle

erwarten Sie morgen Bettina Schausten und Kay-Sölve Richter.

Auf Wiedersehen.


heute journal vom 10.01.2021 - Mehr Kontrolle, mehr Strafen - Halles Kampf heute journal from 10.01.2021 - More control, more penalties - Halle's fight heute journal del 10.01.2021 - Più controlli, più sanzioni - La lotta di Halle

Guten Abend.

Ab morgen, 11. Januar, gilt der verschärfte Shutdown.

Inzwischen haben alle Länder festgelegt, wie sie

die gemeinsamen Beschlüsse von Ministerpräsidenten und Kanzleramt

umsetzen wollen.

Und siehe da: So manche Stellschraube

wurde nachträglich wieder in andere Richtung gedreht.

In Richtung weniger scharf.

Berlin zum Beispiel wollte sogar ab morgen schon wieder

die gesamten Oberstufen zum Präsenzunterricht antreten lassen. allow the entire upper grades to attend face-to-face classes.

Das wurde inzwischen wieder fallengelassen,

nach empörten Reaktionen aus den Schulen.

Tatsächlich zeigen repräsentative Umfragen, dass eine große Mehrheit

der Bundesbürger will, dass dieses Virus bekämpft wird

und auch mit konsequenten, wirksamen Maßnahmen bekämpft wird.

Viele wären sogar für einen richtigen Lockdown zu haben,

wenn damit die Ausbreitung nachhaltig gestoppt werden kann.

Nun wird man sehen müssen, wie wirksam die jetzigen Beschlüsse sind.

Hagen Mikulas und Luisa Houben mit Eindrücken aus Halle.

Kontrolle der Maskenpflicht in der Innenstadt von Halle:

Die gilt hier seit Ende Oktober.

Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 75 Euro.

Diese Frau trägt keine Maske und weist ein Attest vor.

Die Beamten gleichen es mit ihrem Ausweis ab.

Eine weitere Überprüfung des Dokuments findet nicht statt.

Diese Kontrolle ist damit abgeschlossen.

Nur noch selten müssten sie Verstöße ahnden, erzählen die Beamten.

Die meisten Menschen hielten sich im öffentlichen Raum

an die strengen Regeln.

Dennoch meldet die 240.000-Einwohner-Stadt

immer mehr Corona-Fälle.

Am Wochenende übersteigt die 7-Tage-Inzidenz

erstmals die 300er-Marke.

Dass nun die neuen, strengeren Regeln Wirkung zeigen,

hofft Oberbürgermeister Bernd Wiegand.

Denn Ansteckungen fänden zumeist im Privaten statt.

Die Mittel des Staates daher nahezu ausgeschöpft.

Die nächste Möglichkeit ist dann die nächtliche Ausgangssperre

und dann letztendlich die Sperre, dass erstmal grundsätzlich

ohne triftigen Grund niemand die Wohnung verlassen kann.

Das ist sehr bedauerlich und das schmerzt, aber es betrifft momentan

den kompletten Süden des Landes Sachsen-Anhalt.

Wir müssen dringend sehen, dass wir die Zahlen runterbekommen,

damit wir überhaupt eine Chance haben,

wieder irgendwann in ein normales Leben zurückzukehren.

Zunächst aber gelten, wie landesweit beschlossen,

weitere Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen.

Die Akzeptanz dafür in Halle ist hoch.

Grundsätzlich sind schärfere Maßnahmen gut und richtig,

denn die Zahlen sind schlecht und wieder erschreckend hoch.

Da braucht man gar nicht drüber reden,

dass was gemacht werden muss.

Bisschen spät, da hätte man eher reagieren können.

Dass man sich nur noch mit einer Person treffen darf,

ist schwierig umzusetzen.

Gerade mit den kleinen Kindern, die können nicht in die Kita.

Mehr Kontrolle und auch mehr Strafen.

Denn dann würden die Bürger erst mal wach werden.

Denn, wenn es ans Portemonnaie geht, da wird jeder hellhörig.

Große Hoffnungen in die neuen Maßnahmen

setzt auch Hendrik Liedtke.

Der Ärztliche Direktor des Kranken- hauses St. Elisabeth und St. Barbara

ist froh, sein Personal endlich impfen zu können.

Denn durch Krankheit und Quarantäne

fehle es zunehmend an Mitarbeitenden.

Unterstützung bekommt das Haus deswegen von Medizinstudierenden.

Dennoch: Es drohe der Gesundheitsnotstand.

Davon sind wir noch entfernt,

aber nicht mehr so weit wie noch vor vier Wochen.

Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass jeder Mensch

in der Region, in diesem Land, daran mitwirkt, dass wir

verdammt noch mal diese hohen Inzidenzzahlen runter kriegen.

Täglich nehme das Krankenhaus derzeit

so viele neue Covid-Patienten auf

wie während der gesamten drei Sommermonate.

Von mehr als 1.100 Infizierten

ist in Halle fast jeder Fünfte im Krankenhaus.

Noch schlimmer ist Sachsen dran, gefolgt von Thüringen.

Darüber habe ich vorhin mit Thüringens Ministerpräsident Ramelow

gesprochen, der ja kürzlich offen zugab,

dass er die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus

unterschätzt habe.

Die Kanzlerin habe mit ihren Warnungen im Oktober recht gehabt,

er und andere Ministerpräsidenten hätten hingegen falsch gelegen.

Vor dem Interview fasst Christian Kirsch aber nochmal kurz zusammen,

welche Regeln eigentlich ab morgen gelten sollten und wie die Länder

diese Beschlüsse, teils abweichend, umsetzen.

Verschärfte Maßnahmen gegen das Virus gelten in Hamburg

bereits seit Freitag und in Brandenburg seit gestern.

Heute zogen Berlin, Niedersachsen,

Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern nach.

Die anderen Bundesländer folgen morgen.

Damit gilt nun: Der eigene Haushalt darf sich nur noch

mit einer weiteren Person treffen, für Kinder gelten Ausnahmen.

Und in Landkreisen mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner

innerhalb einer Woche können Einschränkungen

für den Bewegungsradius der Menschen verhängt werden.

Diese 15-Kilometer-Regel wird in den Ländern unterschiedlich umgesetzt:

In Brandenburg etwa gilt sie für Ausflüge.

Thüringen belässt es bei einer Empfehlung.

Unterschiedlich handhaben die Länder Regeln für Schulen und Kitas.

Die Politik und die Pandemie,

darüber wollen wir mit Bodo Ramelow reden, Thüringens Ministerpräsident.

Guten Abend, Herr Ramelow. Guten Abend, Frau Slomka.

Ein bisschen ist es jetzt bei diesem verschärften Shutdown,

den Ministerpräsidenten und Kanzlerin gemeinsam beschlossen hatten,

wie schon vorher: Es gibt einen gemeinsamen Beschluss,

aber danach macht jedes Land was anderes.

Z.T. werden die Kinder doch wieder in die Schule geschickt,

anderswo kann die 15-Kilometer-Regel nicht eingehalten werden.

Bei Ihnen in Thüringen haben Sie auch Schwierigkeiten, das durchzusetzen.

Wie sinnvoll ist das, das Virus ist ja nicht föderal?

Das stimmt, das Problem ist einfach, dass wir Menschen sind.

Menschen neigen dazu,

den leichteren, vielleicht hoffnungsvolleren Weg zu gehen. to take the easier, perhaps more hopeful, path.

Ich gestehe, dass ich mich auch von dieser Hoffnung habe leiten lassen. I confess that I let this hope guide me too.

Ich muss heute sagen: Es ist falsch.

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, We must face the fact

dass das Virus jetzt erst anfängt, richtig Fahrt aufzunehmen. that the virus is only just beginning to really pick up speed.

Wir haben die englische Mutation noch gar nicht in Deutschland, We don't even have the English mutation in Germany yet,

und ich merke, dass bei mir in Thüringen gerade die Hütte brennt. and I notice that my hut in Thuringia is on fire right now.

Heute ist für mich ein schlimmer Tag, denn heute haben wir Today is a bad day for me because today we have

in ganz Thüringen die 300er-Inzidenz überschritten. exceeded the 300 incidence in all of Thuringia.

Und alle Landkreise und kreisfreien Städte And all counties and urban districts

sind über die 200 gegangen. went over 200.

Es ist kein Platz mehr für Lockerungen There is no more room for loosening

und die Debatte von der Lockerung zur Lockerung. and the loosening-to-loosening debate.

Sie haben den Vorschlag gemacht, eigentlich gefordert, You made the suggestion, actually demanded

dass man nun in einen richtigen Lockdown geht. that you are now going into a real lockdown.

Den haben wir in Deutschland im Moment noch nicht. We don't have that in Germany at the moment.

Zumindest in Thüringen, aber da machen Ihre Koalitionspartner, At least in Thuringia, but there your coalition partners are doing

die CDU, nicht mit, das werden Sie nicht durchsetzen können, oder? the CDU, not with, you will not be able to enforce that, right?

Nein, ich will das klarstellen. No, I want to make that clear.

Ich habe nicht gefordert, I didn't demand

dass wir isoliert einen Lockdown in Thüringen machen, that we are doing an isolated lockdown in Thuringia,

sondern ich habe gesagt, dass ich im Dezember den Fehler gemacht habe, but I said that in December I made the mistake

nicht darum zu kämpfen, als die Bundeskanzlerin davon sprach, not to fight when the chancellor talked about

dass wir im Dezember ganz Deutschland runterfahren sollten. that we should shut down all of Germany in December.

Kontaktminimierung ist das Zauberwort. Contact minimization is the magic word.

Wir brauchen weniger Kontakte, wir brauchen weniger Menschen, We need fewer contacts, we need fewer people,

die im Öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind. who use public transport.

Wir brauchen mehr Homeoffice. We need more home offices.

Mein Appell an die Thüringer Wirtschaft ist, My appeal to the Thuringian economy is

möglichst alles zu unterlassen, was im Moment nicht notwendig ist. to refrain from everything that is not necessary at the moment.

Vielleicht ein paar Aufträge schieben, sich darum zu kümmern, Maybe push some orders to take care of it

dass weniger Menschen zueinander kommen, miteinander sitzen, that fewer people come together, sit together,

miteinander in die Pause gehen oder zusammen eine Zigarette rauchen. take a break together or smoke a cigarette together.

Diesen Appell gab es auch bei den Corona-Beschlüssen: There was also this appeal with the Corona resolutions:

"Wir appellieren an die Wirtschaft, wer kann, sollte ins Homeoffice." "We appeal to the economy, whoever can, should work from home."

Aber das passiert ja offenbar nicht. But apparently that's not happening.

Die Bahnen in den großen Städten sind zur Rushhour voll, The trains in the big cities are full at rush hour,

die Straßen sind voll. the streets are full.

Das ist ganz anders als beim ersten Lockdown im März. This is very different from the first lockdown in March.

Wollen Sie ein Gesetz vorschlagen, Do you want to propose a law

dass man sozusagen die Wirtschaft dazu zwingen kann? that you can, so to speak, force the economy to do it?

Das scheint juristisch kompliziert. That seems legally complicated.

Das weiß ich nicht, ob es juristisch kompliziert ist. I don't know if it's legally complicated.

Denn eines ist ganz klar: Wer zu Hause Arbeiten erledigen könnte Because one thing is very clear: who could do work at home

und es nicht genehmigt kriegt, dafür habe ich kein Verständnis. and doesn't get it approved, I don't understand that.

Alle, die zu Hause arbeiten könnten, sollten bitte zu Hause bleiben. Anyone who could work at home, please stay at home.

Die Firmen sollten daran denken, dass es auch um den Schutz Firms should remember that it is also about protection

von Leib und Leben der eigenen Mitarbeiter geht. life and limb of its own employees.

Was völlig unterschätzt wird in der Debatte in Deutschland: What is completely underestimated in the debate in Germany:

Wir reden immer nur von den vulnerablen Gruppen. We only ever talk about the vulnerable groups.

Man meint damit nur die älteren Menschen und übersieht, One only means the elderly and overlooks

dass viele junge Menschen mittlerweile that many young people now

in den Krankenhäusern ankommen und behandlungsbedürftig sind arrive at the hospitals and require treatment

und auf den ITS Stationen, also in den Beatmungsbetten liegen. and lying on the ITS stations, i.e. in the ventilation beds.

Das ist viel zu viel. That's too much.

Wir können in Thüringen We can in Thuringia

dauerhaft den Anstieg dieser Infektionen nicht mehr aushalten. permanently unable to withstand the increase in these infections.

Unsere Krankenhauslandschaft, die direkt am Patienten arbeitet, Our hospital landscape, which works directly on the patient,

braucht auch eine Reduktion des Ansteckungsgeschehens. also needs a reduction in the incidence of infection.

Damit wir die Entlastung in der Zeitachse hinkriegen, So that we can manage the relief in the timeline,

damit das Impfen anfängt, mehr Schwung zu kriegen. so that vaccination can start gaining momentum.

Wir brauchen also beides.

Wir brauchen jetzt Entscheidungen und eine Zeitperspektive,

die bis ins Frühjahr trägt. which bears until spring.

Der Arbeitgeberpräsident hat sich heute zu Ihrer Forderung The Employers' President spoke today to your request

nach mehr Homeoffice geäußert, und auch die CDU in Thüringen, expressed after more home office, and also the CDU in Thuringia,

nicht nur dort, sagt, damit wird die Wirtschaft so kaputtgemacht, not only there, says that the economy is being destroyed with it,

das kriegt man dann nicht mehr eingeholt, you can't get that anymore

wenn man jetzt richtig stilllegt und die Leute alle nach Hause schickt. if you shut it down properly now and send everyone home.

Man muss es verfassungsrechtlich auch mal umdrehen. You have to turn it around constitutionally.

Wir haben vor zehn Wochen entschieden, We decided ten weeks ago

dass die Gastronomie, die Hotellerie, that the gastronomy, the hotel industry,

vor acht Wochen, dass die privaten Dienstleistungen, eight weeks ago that the private services,

die personenbezogenen Dienstleistungen, the personal services,

vor sechs Wochen, dass der Einzelhandel stillgelegt wird. six weeks ago that retail will be shut down.

Und trotzdem steigen die Infektionszahlen. And yet the number of infections is increasing.

Alle von den von mir genannten Wirtschaftszweigen haben gesagt: All of the industries I mentioned have said:

Bei uns ist es nicht passiert. It didn't happen to us.

Aber es passiert im Alltag, d.h., es passiert auch But it happens in everyday life, that is, it also happens

in der Produktionshalle, auf der Baustelle. in the production hall, on the construction site.

Es passiert überall dort, It happens everywhere

wo Menschen miteinander auch mal kurz einen Schwatz halten. where people also have a quick chat with each other.

Das Virus interessiert sich dafür nicht. The virus doesn't care.

Das Virus springt von Körper zu Körper. The virus jumps from body to body.

Deswegen kann man wohlfeil darüber reden, That's why it's easy to talk about

dass wir nichts machen müssten und dass die Wirtschaft kaputt geht. that we don't have to do anything and that the economy is going to pieces.

Wenn ich mir aber angucke, wie viele Menschen dauerhaft erkranken But when I look at how many people become permanently ill

und wie viele Menschen langfristige körperliche Schäden haben. and how many people have long-term physical damage.

Da reden wir eben nicht über ältere Menschen. We're not talking about older people here.

Ich kann es nicht mehr ertragen, dass man immer nur sagt: I can't take it anymore that people just keep saying:

der Schutz der älteren Menschen. the protection of the elderly.

Man vergisst die ganzen jungen Menschen, You forget all the young people

die im Moment in den Krankenhäusern liegen. who are currently in the hospitals.

Es geht um ein Virus, das eine Lungenkrankheit auslöst. It's about a virus that causes a lung disease.

Gegen diese Lungenkrankheit haben wir immer noch kein Medikament. We still have no medicine for this lung disease.

Zum Glück haben wir Impfmittel, davon brauchen wir mehr. Luckily we have vaccines, we need more of that.

Aber ich habe keine Lust, But I do not want to,

mich über die Impfstoffmengen derzeit zu streiten, to argue about the amounts of vaccines currently,

weil wir uns freuen über jedes Impfmittel, because we are happy about every vaccine,

das wir jetzt mehr kriegen. that we can get more now.

Zumal die Länder sich auch durchaus schwer damit tun, Especially since the countries are also having a hard time

das, was an Impfmitteln da ist, what there is of vaccines

dann auch schnell an Mann und Frau zu bringen. then also quickly to bring to man and woman.

Es ist eine auf mehreren Ebenen schwierig laufende Aktion. It is a difficult action on several levels.

Aber da haben wir in Thüringen ein spezielles Problem.

Bei uns wird geimpft, aber es wird nicht gemeldet. We vaccinate, but it is not reported.

Deswegen wird in Deutschland immer gesagt: Thüringen ist Schlusslicht. That's why people in Germany always say: Thuringia brings up the rear.

In Wirklichkeit ist geimpft worden. In reality it has been vaccinated.

Nur unsere Krankenhäuser haben noch nicht die richtige Schnittstelle, Only our hospitals do not yet have the right interface,

um das zeitnah ans RKI zu melden. to report this to the RKI in a timely manner.

Das ist ein Problem, das haben wir zu vertreten. This is a problem that we are responsible for.

Das ist ein Meldeproblem, aber kein Impfproblem. This is a reporting issue, not a vaccination issue.

Ich bin froh, dass mein Appell an die Beschäftigten I'm glad my appeal to the workers

in den Krankenhäusern jetzt gefruchtet hat has now borne fruit in the hospitals

und dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, and that the willingness to be vaccinated

drastisch in den letzten Tagen gestiegen ist. has increased drastically in the past few days.

Dafür bin ich sehr dankbar. I am very grateful for that.

Herr Ramelow, noch eine politische Frage zu Thüringen, Mr. Ramelow, one more political question about Thuringia,

die aber auch mit Corona zusammenhängt. but which is also related to Corona.

Eigentlich soll es die vorgezogene Landtagsneuwahl im April geben. Actually, there should be the early parliamentary elections in April.

Nun sieht das alles schwierig aus, auch wegen der Corona-Lage. Now it all looks difficult, also because of the Corona situation.

Wird das überhaupt stattfinden Ihrer Ansicht nach? Do you think this will happen at all?

Politisch will ich jetzt unterscheiden I want to make a political distinction now

zwischen meiner Rolle als Minister- präsident und dem, was ich denke. between my role as prime minister and what I think.

Als Ministerpräsident geht mich diese Entscheidung As Prime Minister, this decision concerns me

im Moment nichts an. nothing on at the moment.

Die Parteien verhandeln in der kommenden Woche The parties will negotiate next week

und dem will ich nicht vorgreifen. and I don't want to anticipate that.

Aber eines ist doch klar: But one thing is clear:

Wir haben 30.000 Wahlhelfer*innen, die wir auch schützen müssen. We have 30,000 poll workers who we also need to protect.

Insoweit müssen alle Beteiligten darüber nachdenken, In this respect, all those involved must think about

wenn im Januar, Februar keine Bewegung ist, if there is no movement in January, February,

dann werden wir auch das mitentscheiden müssen. then we will have to have a say in that too.

Aber ich will den Parteivorsitzenden in dieser Woche nicht vorgreifen. But I don't want to anticipate the party leaders this week.

Herr Ramelow, danke für das Gespräch. Mr. Ramelow, thank you for the interview.

Gerne, bleiben Sie gesund. Sie auch.

Welche Corona-Regeln ab morgen eigentlich gelten sollten

und wie die einzelnen Bundesländer davon abweichen,

können Sie bei uns online nachschauen, auf zdf.heute.de.

Jetzt macht erstmal Heinz Wolf weiter,

mit anderen Nachrichten des Tages.

Als Reaktion auf den Sturm auf das US-Kapitol in Washington

hat die Berliner Polizei ihre Präsenz zum Schutz des Bundestages erhöht.

Parlamentspräsident Schäuble erläuterte laut "Bild am Sonntag"

den Abgeordneten in einem Schreiben, die Berliner Landespolizei

habe eine Verstärkung ihrer Kräfte im Umfeld des Reichstagsgebäudes

bereits veranlasst.

Er selbst habe vom Auswärtigen Amt einen Bericht

über die Ausschreitungen in den USA erbeten und werde mit dem Bund

und dem Land Berlin klären lassen, welche Schlüsse daraus

für die Sicherung des Bundestages zu ziehen seien.

Beim digitalen Jahresauftakt für das Wahljahr 2021

stellt die Parteispitze der Linken

ihre wirtschaftspolitischen Leitlinien vor.

Parteichefin Kipping sieht Chancen auf Mehrheiten links von der Union,

nur so sei ein ökologischer und sozialer Kurswechsel möglich.

Staatliche Hilfen während der Corona-Krise hätten an Vorgaben

zum Erhalt von Arbeitsplätzen und zum Klimaschutz geknüpft werden müssen.

Im Februar will die Partei eine neue Spitze wählen.

Zum Gedenken an die ermordeten Kommunistenführer Rosa Luxemburg

und Karl Liebknecht sind in Berlin über 1.000 Demonstranten

zur Gedenkstätte im Stadtteil Lichtenberg gezogen.

Vor Beginn des Protestzuges kam es zu Auseinandersetzungen

zwischen Linksradikalen und der Polizei.

Luxemburg und Liebknecht

waren im Januar 1919 in Berlin erschossen worden.

Mehrere evangelische Theologen sprechen sich

unter bestimmten Voraussetzungen für die Möglichkeit

für assistierten Suizid in kirchlich- diakonischen Einrichtungen aus.

Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung

auf eine Stellungnahme, zu deren Unterzeichnern unter anderem

der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, gehöre.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

erklärte laut Nachrichtenagentur dpa, es handele sich dabei um die Position

der Autoren der Stellungnahme und nicht der EKD.

Die Evangelische Kirche lehne "jede organisierte Hilfe zum Suizid,

die dazu beitrage,

dass die Selbsttötung zur Option neben anderen werde" ausdrücklich ab.

Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz

widersprach der Position der Autoren.

Konferenzsprecher Matthias Kopp sagte der Nachrichtenagentur KNA,

man sei der Überzeugung, dass die Ermöglichung des assistierten Suizids

nicht die richtige Antwort auf die Lebenssituationen von Menschen sei,

die Suizidwünsche entwickelten oder Suizidabsichten hätten.

Vor der Küste Indonesiens haben Suchtrupps die Black Box

der abgestürzten Passagiermaschine geortet.

Zuvor waren bereits Trümmerteile des Flugzeugs aus dem Meer

geborgen worden, aber auch Leichenteile und Kleidungsstücke.

Hinweise auf Überlebende gibt es nicht.

Die Maschine war gestern kurz nach dem Start in der Hauptstadt Jakarta

vom Radar verschwunden.

62 Menschen befanden sich an Bord.

Wir stehen am Ende einer Woche,

die auf bittere Weise in die Geschichte Amerikas eingeht.

Und immer deutlicher wird,

wie gewalttätig dieser Angriff aufs Kapitol war.

Mit einem Mob, der durch die Gänge des Parlaments lief

und nach dem Vizepräsidenten suchte, um ihn "aufzuhängen".

Jener Vizepräsident, der vier Jahre lang Trumps loyalster Vasall war.

So wie sich ihm die Republikanische Partei insgesamt unterworfen hat.

Die Grand Old Party, die sich früher

als christlich-konservative Law-and- Order-Partei verstand, wozu immer

auch ein besonderer Respekt für Militär und Polizei gehörte.

Nun waren es Anhänger dieser Partei und ihres Präsidenten,

die Polizisten verprügelten, beinah zerquetschten

und einen sogar töteten.

Und das nicht aus Versehen.

Ein Capitol-Police-Beamter berichtete,

wie ihm einer der Trump-Anhänger sagte, er kämpfe doch auch für ihn,

bevor er ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht schlug.

Die Republikaner erleben nun,

wovor sie sogar aus den eigenen Reihen gewarnt wurden:

Was geschieht,

wenn sich eine bürgerliche Partei mit Radikalen zusammentut.

Weil sie glaubte, den Tiger reiten zu können.

Benjamin Daniel berichtet.

♪ Musik ♪

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da waren es

diese berühmten Bilder und Orte, die einem sofort

durch den Kopf schossen, wenn man an Amerika dachte.

Heute sind es solche Szenen, die man mit dem Stichwort USA assoziiert.

2021, fünf Jahre, nachdem Donald Trump ankündigte,

für das Präsidentenamt zu kandidieren.

Hemmungslos, hysterisch, hasserfüllt.

Was da im und am Kapitol passiert ist,

war viel mehr als nur ein Aufstand der Verlierer.

Die Saat aus Hass und Lügen, die der Präsident unaufhörlich gesät hat,

ist zu einer hochgiftigen Blüte gereift.

Das hatte mit gelebter Demokratie nichts zu tun.

Das war Anarchie, eine Explosion des Hasses.

Das kommt dabei heraus, wenn ein so mächtiger Anführer das Schlimmste

in den Menschen heraufbeschwört: Rassismus und Diskriminierung.

Es wurden jahrelang Ängste geschürt gegen alle,

die anders sind als man selbst.

Recherchenetzwerke tragen immer mehr Material

rund um den Sturm auf das Kapitol zusammen.

Dabei auch vieles aus dem Darknet, auf das man

mit einem normalen Internetbrowser eigentlich keinen Zugriff hat.

Je mehr auftaucht, umso deutlicher wird auch,

wie gut sich die Randalierer vernetzt und organisiert hatten.

Die Drahtzieher der Ausschreitungen, radikale Netzwerke,

nutzen die Freiheiten der Demokratie,

um sie auszuhöhlen und ins Wanken zu bringen.

Die Säulen, auf denen Amerika steht, sind schwer zu erschüttern.

Aber jedes noch so wehrhafte politische System

ist eben auch angreifbar.

Was Amerika diese Woche gelernt hat, ist,

dass eine sehr alte Verfassung, die älter ist als 200 Jahre,

nicht schützt vor Polarisierung der Gesellschaft,

vor der Bösartigkeit von Verschwörungstheorien.

Diese Probleme sind struktureller Natur.

Die sind im ersten Aufschrei des Entsetzens und der Empörung

nicht in den Griff zu bekommen.

Das wird noch sehr viel länger dauern.

Auch deshalb wollen die Demokraten morgen

ein erneutes Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten.

Es schließen sich auch immer mehr hochrangige Republikaner*innen an.

Sollte ein sog. Impeachment tatsächlich erfolgreich sein,

könnte Trump in Zukunft

nicht mehr für ein öffentliches Bundesamt kandidieren.

Und so gibt es zumindest die Hoffnung, dass sich Amerika

seinem früheren Image irgendwann wieder annähern könnte.

Wir müssen unser Amerika, wie man es kannte, wiederherstellen.

Unsere Stabilität kommt nicht durch unsere Waffen

oder unsere politische Macht.

Es sind die Freundschaften, die uns stark machen.

Unsere Alliierten, die uns respektieren

und sich an unseren demokratischen Werten orientieren.

Wir werden es dem Rest der Welt zeigen.

Wir sind immer noch das Amerika,

in das sie sich vor vielen Jahren einmal verliebt hatten.

Wir kommen wieder.

Man möchte ihm gerne Glauben schenken.

Jetzt noch mal Heinz - mit Sport.

Zuerst zur Fußball-Bundesliga.

Heute wurde der 15. Spieltag abgeschlossen.

Da hat Augsburg zu Hause verloren, 1:4 gegen Stuttgart.

Im zweiten Sonntagsspiel

hat Arminia Bielefeld 1:0 gegen Hertha BSC gewonnen.

Francesco Friedrich

hat in Winterberg auch im Viererbob den EM-Titel geholt.

Das war gleichzeitig sein 46. Weltcup-Sieg.

Und damit ist er der erfolgreichste Bob-Pilot in der Weltcup-Geschichte.

Mehr als der Rekord freut Friedrich und seine Männer,

wie gut ihr erster Viererbob-Einsatz in diesem Winter geklappt hat.

Ein Sieg in Winterberg, wie gestern im Zweierbob,

den Franceso Friedrich seit Jahren nahezu unangefochten dominiert.

46 Weltcupsiege jetzt, damit löst der 30-Jährige an der Spitze

dieser Statistik Andre Lange ab - für Friedrich eine Nebensache.

Wichtig war, dass der Vierer seine Bewährungsprobe gemacht hat.

Wir sind glücklich, dass es heute so gut gelaufen ist.

EM-Zweiter wird Österreich vor Russland.

Im Slalom-Weltcup eine weitere Top-Platzierung für Linus Straßer.

Eine Woche nach seinem Sensationssieg in Zagreb heute in Adelboden Platz 2.

Nach Platz 12 im ersten Durchgang:

Linus Straßer auch in Adelboden mit einem starken zweiten Lauf

und im Ziel mit der zwischenzeitlichen Führung.

Es war mehr ein Kampf als ein Genuss heute,

aber das wusste ich aus dem Ersten,

dass sich das auch im Zweiten nicht gut anfühlen wird.

Und ich habe es bis unten probiert durchzuziehen,

was mir, glaube ich, ganz gut gelungen ist.

So gut, dass nur der Österreicher Marco Schwarz

mit einer schnelleren Zeit ins Ziel kommt.

Dritter wird der Brite Dave Ryding.

Bleiben wir noch beim Sport:

Mitte nächster Woche startet die Handball-WM,

Gastgeberland ist Ägypten.

Eine WM in Pandemiezeiten, in einem Land, das auch ein Risikogebiet ist.

Umstritten vor allem die Frage, ob Zuschauer zugelassen werden.

Die Veranstalter wollten das unbedingt, die Sportler,

zumindest die Mannschaften aus vielen europäischen Ländern,

hatten dazu eine andere Haltung.

Lars Ruthemann berichtet.

Es ist nun wirklich nicht so,

als würde man im Stadtbild der ägyptischen Metropole erschlagen

von Hinweisen auf diese Weltmeisterschaft.

In drei Tagen geht es los, nur rund um die Cairo Stadium Sports Hall,

wo Eröffnungsspiel und Finalrunde stattfinden,

sind einige wenige Vorboten auf die Handball-WM zu erspähen.

Eine WM, die v.a. deshalb umstritten ist, weil Hassan Moustafa,

Ägyptens mächtiger Präsident des Weltverbandes,

ein Turnier mit Zuschauern plant.

Von einer Auslastung der Hallen von 20 oder gar 30 % ist die Rede.

Wir sind uns da alle komplett einig,

dass eine WM mit Zuschauern einfach nicht zeitgemäß ist.

Wir haben natürlich Angst um unsere Sicherheit,

aber auch um die Sicherheit der Zuschauer.

Das Wichtigste ist für uns am Ende die Symbolik,

die dahinter steht, wenn wir dort vor Zuschauern spielen

und zu Hause unsere Familien nicht mal mit Freunden

zusammen schauen können, das ist für uns nicht akzeptabel.

Die klare Haltung von Nationaltorwart Johannes Bitter,

im November nach einer Länderspiel- Reise selbst an Covid-19 erkrankt,

fand viele Gleichgesinnte.

Norwegens Superstar Sander Sagosen nannte eine WM mit Publikum

schlichtweg peinlich.

Die Kapitäne von 14 europäischen Verbänden

hatten den Welthandballverband in einem Brief gebeten,

sein Ansinnen noch einmal zu überdenken.

Und siehe da, am Rande des EM-Qualifikationsspiels

am Abend in Köln gegen Österreich sickert durch,

dass es definitiv keine Zuschauer in den Hallen geben werde.

Wir haben die ganze Zeit davon gesprochen,

dass wir so wenig Risikofaktoren wie möglich haben wollen,

um uns zu infizieren.

Deswegen glaube ich, ist das die richtige Entscheidung.

Wir alle würden lieber in vollen Hallen spielen,

aber aktuell ist es der richtige Weg.

Eine weitere gute Nachricht aus deutscher Sicht:

Der Europameister von 2016 scheint startklar

für das Kräftemessen mit den Weltbesten.

In dieser Höhe nicht erwartet:

der deutliche 34:20-Sieg gegen Österreich.

Überraschend deshalb,

weil Deutschland stark ersatzgeschwächt nach Kairo reist. because Germany travels to Cairo with a severely weakened replacement.

Neun Ausfälle, vier Spieler hatten aus Sorge um ihre Sicherheit

abgesagt, der erste war Abwehrchef Patrick Wiencek.

Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn ich im Januar hinreisen werde.

Für mich war die Priorität meine Familie

und da stehe ich hundertprozentig dahinter.

Es wird sich zeigen, ob die Sorgen berechtigt sind.

Deutschlands erstes Spiel am Freitag gegen Uruguay.

Schaut man sich den Imagetrailer des Veranstalters an, If you look at the image trailer of the organizer,

dann ist der Eindruck jedenfalls eher furchteinflößend.

Der Auftakt der Handball-WM ist schon mal ein Ereignis,

das für nächste Woche feststeht.

Kai-Felix Jochens hat noch weitere interessante Termine zusammengestellt

für unseren sonntäglichen Wochenausblick.

Am Montag kommt zum vierten Mal der "One Planet Summit" zusammen.

Ziel des Gipfels ist es, den Klimaschutz zu fördern

und die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beschleunigen.

Rund 30 Staats- und Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter

internationaler Organisationen wollen konferieren.

Das Treffen als solches wird in diesem Jahr

tatsächlich besonders klimafreundlich sein.

Pandemiebedingt findet es größtenteils per Videoschalte statt.

Bis einschließlich Donnerstag

läuft die CES, die "Consumer Electronics Show",

eine der weltweit größten Technikmessen.

Was in Normalzeiten Zehntausende nach Las Vegas lockt,

ist in diesem Jahr ein reines Online-Event.

Neuheiten im Bereich Fitness, Technik, Gaming und TV

stehen besonders hoch im Kurs.

Laut Branchenkennern: ein Wandel der Nutzerinteressen,

bedingt durch die Pandemie.

Auf ihrem ersten, Sie ahnen es schon, digitalen Parteitag

will die CDU ab Freitag einen neuen Vorsitzenden bestimmen.

Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet stehen zur Wahl -

als Nachfolger für Annegret Kramp-Karrenbauer.

Virtuell abgestimmt wird bereits am Samstag.

Rechtssicher wird das Ergebnis

aber erst ein paar Tage später, am 22. Januar.

Bis dahin muss es schriftlich bestätigt sein, per Briefwahl.

Virtuell geht eben doch noch nicht alles.

Noch die Wetteraussichten zum Start in die neue Woche:

Morgen scheint im Süden häufig die Sonne,

wenn sich der Nebel denn lichtet.

Im Norden dominieren dichte Wolken, aus denen es zeitweise etwas regnet.

Die weiteren Aussichten:

In den kommenden Tagen wird es deutlich wechselhafter

mit viel Wind an den Küsten.

Im Süden dazu auch mit milderen Temperaturen.

Das war's von uns - mit dem Sonntagskrimi geht's weiter,

mit "Mord in Genua".

Um 0.20 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.

Und hier an dieser Stelle

erwarten Sie morgen Bettina Schausten und Kay-Sölve Richter.

Auf Wiedersehen.