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Die Frage, Nackt im Netz: Mein Ex veröffentlichte meine Nacktbilder | Folge 2

Nackt im Netz: Mein Ex veröffentlichte meine Nacktbilder | Folge 2

Stellt euch mal vor, ihr schickt eurer Partnerin oder eurem Partner

im Vertrauen intime Fotos von euch, also Nacktbilder.

Hast du zum ersten Mal solche Bilder verschickt? - Ja.

Nach der Trennung tauchen die plötzlich auf und sind überall.

Es war eine Pornoseite, da hab ich meine Fotos wiedergefunden.

Eure komplette Familie sieht es und alle eure Freunde.

Warum sollte mein Ex-Freund irgendwelche Fotos rumschicken?

Ist doch klar, dass jeder denkt, ich war das.

Ich treffe heute Laura, der ist genau das passiert.

Ich möchte wissen: Wie haben diese Bilder ihr Leben verändert?

Laura möchte nicht erkannt werden, aber redet sonst offen mit uns.

Laura, danke erst mal, dass du uns geschrieben hast.

Wie hast du denn damals deinen Ex-Freund kennengelernt?

Ich hab den kennengelernt so richtig in der siebten Klasse.

Zusammengekommen sind wir dann, als ich in der neunten Klasse war.

Ein netter Typ, zuvorkommend, hat mich sehr gut behandelt.

Irgendwann in der Beziehung hat sich aber doch herauskristallisiert,

wie er eigentlich ist, dass er ein sehr aggressiver Typ ist.

Ich hab mich halt immer unwohler gefühlt.

Wie ist es den eigentlich zu diesen Bildern gekommen?

Wann war das in der Beziehung, dass das entstanden ist?

Ich war ja 16, als ich mit ihm zusammengekommen bin.

Quasi die erste richtige Beziehung, die ging auch zwei Jahre lang.

Irgendwie sind wir auf dieses Thema gekommen.

Er meinte: "Mach doch mal."

Ich hab gesagt: "Ich will das nicht."

Hat er dir das geschrieben?

Nee, er hat das einfach abends im Bett gesagt.

Er hätte gerne Bilder von dir. - Genau.

Dann hat er sein Handy genommen und wollte welche machen.

Ich meinte, ich will das nicht.

Man hat immer wieder gehört, dass Fotos ans Licht gekommen sind.

Ich hatte Fotos von irgendwelchen Mädels auf meinem Handy,

weil die rumgeschickt wurden.

Ich wollte nicht, dass mir das passiert.

Wie kamst du in die Situation?

Er hat mich immer weiter dazu gedrängt,

diese Fotos zu machen.

Und irgendwann hab ich nachgegeben, weil ich naiv war.

Ich war jung und ich hab's einfach gemacht, ihm die geschickt per Handy.

So ist das dann entstanden.

Dann hatte er die auf seinem Handy, das war zum Nachteil.

Mhm.

Hast du die noch?

Ja, kannst ja mal gucken.

Auf den Fotos hier, da bist du ja in Unterwäsche.

Kannst du mal beschreiben, was du bei den anderen Bildern gemacht hast?

Ja, teilweise vorm Spiegel einfach so von oben runter,

es waren wirklich nur Fotos.

Ich hab nichts Großartiges drauf gemacht.

Es waren eher die Stellen, die da bedeckt sind, nackt.

Du warst komplett nackt, aber hat man auch dein Gesicht dazu gesehen?

Nur halb teilweise.

Also, kein einziges komplett, wo man sehen kann, dass ich das bin.

Darauf hab ich wenigstens einigermaßen geachtet.

Das heißt, wie viele Fotos hast du ihm geschickt?

Das sind vier oder fünf, insgesamt waren es fast zehn.

Weil er immer mehr wollte.

Und immer andere? Hat er so Wünsche aufgestellt, was er gerne hätte?

Ich weiß selber,

dass es dumm ist und dass ich es nicht hätte machen sollen.

Aber ich hab es trotzdem gemacht.

Wie war denn seine Reaktion auf diese erotischen Fotos?

Anfangs hat ihm das gereicht.

Er meinte halt: "Danke, dass du mir so vertraust, ich zeig die keinem!"

Das hat mich bestärkt, dass er das nicht machen wird.

War es das erste Mal, dass du solche Bilder verschickt hast? - Ja.

Vor ein paar Tagen hab ich mich ein bisschen umgehört,

wie andere dazu stehen, Nacktbilder zu verschicken.

Und die Meinungen gingen total auseinander.

Wieso sollte ich so was machen?

Ich vertrau da eigentlich niemandem. Nee.

Habt ihr selber schon mal Nacktbilder verschickt? - Ja.

Ja.

Hast du dir je Gedanken darüber gemacht,

was mit den Bildern passieren könnte?

Nee. - Wo die landen könnten?

Tatsächlich nicht.

Nur, unter Anführungszeichen" mit Unterwäsche und ohne Gesicht.

Es nimmt doch Spannung.

Wenn du so was geschickt hast, kannst du es nie wieder zurücknehmen.

Vielleicht bereut man das.

Wie ging es dir, als du diese Bilder abgeschickt hast?

Hattest du da immer im Kopf: "Vielleicht passiert mal was damit"?

Gab es da eine Art Risiko für dich?

Anfangs gar nicht, ich hab es einfach gemacht,

hab die abgeschickt, es vergessen, verdrängt.

Als ich an den Punkt gekommen bin, dass ich die Beziehung nicht will,

hab ich mir Gedanken gemacht, dann kam der Schlag.

Wie ist eure Beziehung zu Ende gegangen?

Ich habe gemerkt, ich fühle mich unwohl in der Beziehung.

Er hat sich komplett verändert,

da hab ich gemerkt, wie eifersüchtig er ist,

wie aggressiv er geworden ist, dann hab ich mit ihm Schluss gemacht.

Dann dachte er,

ich hätte das wegen einem meiner männlichen Freunde gemacht.

Ich hätte mich verliebt.

Was ist denn nach der Trennung passiert?

Er kam direkt, nachdem ich gesagt habe, ich mache Schluss,

ich hab ihm das geschrieben,

weil ich mich nicht getraut hab, ihm das zu sagen, zu mir

und hat da einen richtigen Terz gemacht, ist ausgerastet.

Dann hab ich abends Nachrichten bekommen:

"Aber du weißt, was ich noch habe."

Ich hab die ganze Zeit überlegt: Was meint er?

Dann ist es mir eingefallen.

Das ist ein krasser Schockmoment, oder? - Ja.

Wie ging's dir damit? - Schlecht.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich hab ihn angefleht,

ich hab ihm Geld geboten, dass er die niemanden zeigt.

Hat er damit gedroht, dass er die ... - Ja.

Was hat er denn gesagt?

Er meinte, er wird das allen seinen Freunden zeigen.

Er würde das an meiner Schule rumschicken.

Er würde sie verkaufen. - Mhm.

Ich dachte niemals, dass er das machen würde.

Aber das Rumzeigen, war viel schlimmer,

dass mich vielleicht andere darauf erkennen könnten.

Du hast es ernst genommen, dass er das machen könnte?

Es war keine leere Drohung für dich. - Nein.

Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass er es nicht macht.

Bis ich mal in der Schule angesprochen wurde,

ob ich das nicht wäre und mir dann die Fotos gezeigt wurden.

Erzähl mir von diesem Tag.

Ich bin morgens ganz normal zur Schule gegangen,

bin da angekommen, dann kam einer, den ich natürlich nicht mochte,

auf mich zu und meinte: "Ja, sag mal, bist du das eigentlich?"

Ich so: "Nein, Quatsch! Zeig mal die Fotos."

Ich hab mir die angeguckt und hab ihn panisch gefragt,

wie er an diese Fotos gekommen ist.

"Die werden rumgeschickt, ich glaub, die ganze Schule hat sie schon."

Okay. Wie geht's dir in so einem Moment?

Also, mir ging's in dem Moment schlecht.

Ich bin nach Hause gegangen und hab eine Woche gefehlt.

Ich hab dann meinen Freundinnen gesagt, ich sei krank.

Als ich mich umgehört habe, wie Leute zu Nacktbildern generell stehen,

hab ich aber auch gemerkt, dass das gar nicht so unüblich ist,

dass solche Nacktbilder irgendwo kursieren.

Das haben mir die Leute auch erzählt.

Vielen Leute, die ich kenne,

ist das passiert, es wird weitergeleitet oder anderen gezeigt.

Kommt ab und zu vor.

Er hat es an ein Mädchen geschickt, die hat es veröffentlicht.

Dann waren überall Nacktbilder von Jaro am Start halt.

Wir waren zusammen auf der Schule, da gab's dieses Gerücht

und alle haben diese Fotos gesehen außer mir.

Ich weiß nicht, ob die existieren.

Die sagen immer: "Du kannst mir vertrauen."

Wenn Streit entsteht oder so, passiert halt alles.

Wie kriegst du das so mit? In deinem Freundeskreis? In der Schule?

Schule, Freundeskreis, überall, ja.

Über welchen Zeitraum hat sich das verbreitet in eurer Schule?

Das ging ganz schnell, es ging nicht mal ein Monat.

Dann hatte gefühlt jeder diese Fotos.

Hast du ihn den an dem Tag noch erreicht?

Er hat sich eher darüber lustig gemacht, meinte, das hätte ich davon.

Und er würde auch weitergehen, dann ist er auch weitergegangen.

Was heißt das?

Ich hab an einem Tag eine Nachricht von einem Kumpel bekommen

von einer komplett anderen Schule, der meinte:

"Ich möchte nichts sagen, aber bist du das auf der Internetseite?"

Dann hat er mir die Internetseite geschickt, es war eine Pornoseite,

wo man Fotos von Frauen, die halbnackt sind, kaufen kann.

Und da hab ich dann meine Fotos wieder gefunden.

Boah! Das ist auch so eine Horrorvorstellung,

weil man das Gefühl hat,

von jetzt auf gleich wird sich mein Leben verändern.

Zu dem Zeitpunkt stand ich auch schon alleine da.

Meine Freundinnen haben gesagt,

sie wollen nichts mit so jemanden zu tun haben.

Aus welchem Grund? - Weil Ihnen das peinlich war.

Manche dachten, ich hätte die Fotos an die Internetseite verkauft.

Mhm.

(Ernste Musik)

(Klicken)

Wenn ich mich in die Situation von die versetze damals,

dann wüsste ich gar nicht, wie ich damit umgegangen wäre,

weil ich hätte vielleicht versucht, mich zu verstecken,

bis alles vorbei ist.

Was kann man denn überhaupt tun?

Man kann zur Polizei gehen, das hab ich auch gemacht.

Wie lang war die Veröffentlichung dann schon her?

Zu dem Zeitpunkt war es dann eineinhalb Monate her.

Wussten es zu dem Zeitpunkt deine Eltern schon?

Nein, wussten sie natürlich nicht.

Das hast du alles mit dir selbst ausgemacht? Und mit deiner Schwester?

Ich hatte Scham, es meinen Eltern zu erzählen.

Ich hab mich einfach geschämt.

Was hat sich denn in deinem Leben seitdem schon verändert?

In diesen eineinhalb Monaten ... Ich hatte keine Freunde mehr.

Ich bin nicht mehr vor die Tür gegangen.

Ich hatte Angst, vor die Tür zu gehen.

Ich konnte einfach gar nichts mehr machen,

Sport, schwimmen, einkaufen gehen ohne Angst.

Das heißt, du hast vermieden, andere Menschen zu sehen. - Genau.

Weil du Angst davor hattest, dass die wissen, was passiert ist?

Genau, ich hatte Angst, dass die mich erkennen können.

Oder dass ich angesprochen werde.

Ich hab immer vermieden, irgendwo hinzugehen.

Wie lief das denn? Hast du Anzeige erstattet? - Genau.

Ich habe Anzeige erstattet gegen ihn direkt,

weil er es ja per WhatsApp zugegeben hat, dass er es rumgeschickt hat.

Das hattest du alles noch, den ganzen Verlauf? - Genau.

Wie ist es ausgegangen? - Für ihn Sozialstunden.

Das waren nicht viele, die hat man in zwei, drei Wochen weggehabt.

Und halt eine Strafe zahlen.

Was hältst du denn von dem Urteil?

Zu wenig, meiner Meinung nach.

Jeder sagte:

"Sei froh, dass der Prozess nur sechs Monate gedauert hat."

Ab dem Zeitpunkt, an dem ich Schluss gemacht habe,

bis das Urteil gefällt wurde.

Ja, es ging schnell, aber die innerlichen Dinge,

was da passiert ist, das geht nicht schlecht.

Was ist denn passiert?

Also, im Endeffekt ... Freundschaften aufbauen

heutzutage, das ist so schwierig.

Wieso fällt dir das schwer?

Weil ich immer das Gefühl habe, dass die nicht zu mir stehen,

wenn was passieren wird oder hinter meinen Rücken reden.

Also, Loyalität zu erwarten. - Das ist schwierig.

Ich komm vielleicht oft selbstbewusst rüber,

aber ich bin dann nicht ich in dem Moment.

Ich versuche dann, eine Mauer aufzu- bauen und mich irgendwie zu zeigen.

Mein Vertrauen zu meinem Freund gibt's quasi auch nicht mehr.

Und er kann ja nicht mal was dafür. - Mhm.

Hat es denn in irgendeiner Weise was gebracht, dieses Gerichtsverfahren?

Nee, eigentlich nicht.

Manchmal hilft es auch, um einen Abschluss zu finden. - Genau.

Aber du weißt ja auch, wenn du aus dem Gerichtssaal rausgehst,

dass es keine Sache zwischen dir und ihm nur ist,

sondern dass alle auf deiner Schule diese Bilder weiter haben.

Zumindest wissen, dass das rumgegangen ist.

Es hat ja dein Leben auch eigentlich verändert.

Ja, komplett.

Ich hatte noch ein Jahr, musste mein Abitur noch zu Ende bringen.

Danach hab ich auch angefangen zu arbeiten und bin weggezogen.

War das gefühlt die einzige Lösung für dich, dass man weggehen muss?

Ja, weil es war dieses typische Dorfleben.

Jeder kennt jeden, jeder kennt jede Geschichte.

Egal in welches Dorf ich dort hingezogen wäre,

jeder hätte es wieder gewusst, meine Nachbarn hätten es gewusst.

Deswegen hab ich den Schlussstrich gezogen und bin woanders hingezogen.

Wo keiner weiß, wer ich bin.

Wenn es so krass ist, darüber zu reden,

warum hast du dich bei uns gemeldet?

Natürlich ist mir das unangenehm, mir geht's auch nicht so gut dabei,

wenn ich das erzähle, aber vielleicht hilft es anderes Mädels,

diese Entscheidung zu überdenken und es nicht zu machen,

damit denen nicht so was passieren muss.

Ich versuch im Moment eine Antwort zu finden auf die Frage:

Wie nackt dürfen wir uns zeigen?

Gerade auch mit deiner Geschichte, was würdest du denn sagen?

Im Endeffekt sollte jeder selber entscheiden können,

wie nackt man sich zeigen möchte.

Wie ich vor die Tür gehen möchte,

ob ich mit Ausschnitt, kurzen Rock vor die Tür gehen möchte.

Das ist meine Entscheidung.

Aber wie ich mich privat zeige und wie ich mich im Internet zeige,

sollte man sich überlegen.

Ich find's erst mal total schön, dass du dich gemeldet hast.

Ich finde, dass so ein Fall, wie du ihn erzählt hast,

einen total drauf aufmerksam macht,

dass man echt drüber nachdenken sollte,

wie man sich zeigt und wo man sich zeigt.

Aber gleichzeitig finde ich es total schwierig,

dich in so eine Rolle zu bringen, wo du die Verantwortung dafür hast.

Du hast die Bilder nicht veröffentlicht,

du hast sie im Vertrauen jemandem gegeben,

jemand anders hat dein Vertrauen missbraucht.

Wie geht ihr mit freizügigen und intimen Bildern um?

Verschickt ihr Nacktfotos oder würdet ihr so was nie machen?

Erzählt mir davon in den Kommentaren.

Hier oben kommt jetzt der erste Film der Nacktreihe,

da war ich beim Aktzeichnen.

Hier hab ich euch einen Film verlinkt,

da geht's um Fotos, die auf Pornowebseiten landen,

ohne dass die Betroffenen davon wissen.

(Lockere Musik)


Nackt im Netz: Mein Ex veröffentlichte meine Nacktbilder | Folge 2 Naked on the net: My ex published my naked pictures | Episode 2

Stellt euch mal vor, ihr schickt eurer Partnerin oder eurem Partner

im Vertrauen intime Fotos von euch, also Nacktbilder.

Hast du zum ersten Mal solche Bilder verschickt? - Ja.

Nach der Trennung tauchen die plötzlich auf und sind überall.

Es war eine Pornoseite, da hab ich meine Fotos wiedergefunden.

Eure komplette Familie sieht es und alle eure Freunde.

Warum sollte mein Ex-Freund irgendwelche Fotos rumschicken?

Ist doch klar, dass jeder denkt, ich war das.

Ich treffe heute Laura, der ist genau das passiert.

Ich möchte wissen: Wie haben diese Bilder ihr Leben verändert?

Laura möchte nicht erkannt werden, aber redet sonst offen mit uns.

Laura, danke erst mal, dass du uns geschrieben hast.

Wie hast du denn damals deinen Ex-Freund kennengelernt?

Ich hab den kennengelernt so richtig in der siebten Klasse.

Zusammengekommen sind wir dann, als ich in der neunten Klasse war.

Ein netter Typ, zuvorkommend, hat mich sehr gut behandelt.

Irgendwann in der Beziehung hat sich aber doch herauskristallisiert,

wie er eigentlich ist, dass er ein sehr aggressiver Typ ist.

Ich hab mich halt immer unwohler gefühlt.

Wie ist es den eigentlich zu diesen Bildern gekommen?

Wann war das in der Beziehung, dass das entstanden ist?

Ich war ja 16, als ich mit ihm zusammengekommen bin.

Quasi die erste richtige Beziehung, die ging auch zwei Jahre lang.

Irgendwie sind wir auf dieses Thema gekommen.

Er meinte: "Mach doch mal."

Ich hab gesagt: "Ich will das nicht."

Hat er dir das geschrieben?

Nee, er hat das einfach abends im Bett gesagt.

Er hätte gerne Bilder von dir. - Genau.

Dann hat er sein Handy genommen und wollte welche machen.

Ich meinte, ich will das nicht.

Man hat immer wieder gehört, dass Fotos ans Licht gekommen sind.

Ich hatte Fotos von irgendwelchen Mädels auf meinem Handy,

weil die rumgeschickt wurden.

Ich wollte nicht, dass mir das passiert.

Wie kamst du in die Situation?

Er hat mich immer weiter dazu gedrängt,

diese Fotos zu machen.

Und irgendwann hab ich nachgegeben, weil ich naiv war.

Ich war jung und ich hab's einfach gemacht, ihm die geschickt per Handy.

So ist das dann entstanden.

Dann hatte er die auf seinem Handy, das war zum Nachteil.

Mhm.

Hast du die noch?

Ja, kannst ja mal gucken.

Auf den Fotos hier, da bist du ja in Unterwäsche.

Kannst du mal beschreiben, was du bei den anderen Bildern gemacht hast?

Ja, teilweise vorm Spiegel einfach so von oben runter,

es waren wirklich nur Fotos.

Ich hab nichts Großartiges drauf gemacht.

Es waren eher die Stellen, die da bedeckt sind, nackt.

Du warst komplett nackt, aber hat man auch dein Gesicht dazu gesehen?

Nur halb teilweise.

Also, kein einziges komplett, wo man sehen kann, dass ich das bin.

Darauf hab ich wenigstens einigermaßen geachtet.

Das heißt, wie viele Fotos hast du ihm geschickt?

Das sind vier oder fünf, insgesamt waren es fast zehn.

Weil er immer mehr wollte.

Und immer andere? Hat er so Wünsche aufgestellt, was er gerne hätte?

Ich weiß selber,

dass es dumm ist und dass ich es nicht hätte machen sollen.

Aber ich hab es trotzdem gemacht.

Wie war denn seine Reaktion auf diese erotischen Fotos?

Anfangs hat ihm das gereicht.

Er meinte halt: "Danke, dass du mir so vertraust, ich zeig die keinem!"

Das hat mich bestärkt, dass er das nicht machen wird.

War es das erste Mal, dass du solche Bilder verschickt hast? - Ja.

Vor ein paar Tagen hab ich mich ein bisschen umgehört,

wie andere dazu stehen, Nacktbilder zu verschicken.

Und die Meinungen gingen total auseinander.

Wieso sollte ich so was machen?

Ich vertrau da eigentlich niemandem. Nee.

Habt ihr selber schon mal Nacktbilder verschickt? - Ja.

Ja.

Hast du dir je Gedanken darüber gemacht,

was mit den Bildern passieren könnte?

Nee. - Wo die landen könnten?

Tatsächlich nicht.

Nur, unter Anführungszeichen" mit Unterwäsche und ohne Gesicht.

Es nimmt doch Spannung.

Wenn du so was geschickt hast, kannst du es nie wieder zurücknehmen.

Vielleicht bereut man das.

Wie ging es dir, als du diese Bilder abgeschickt hast?

Hattest du da immer im Kopf: "Vielleicht passiert mal was damit"?

Gab es da eine Art Risiko für dich?

Anfangs gar nicht, ich hab es einfach gemacht,

hab die abgeschickt, es vergessen, verdrängt.

Als ich an den Punkt gekommen bin, dass ich die Beziehung nicht will,

hab ich mir Gedanken gemacht, dann kam der Schlag.

Wie ist eure Beziehung zu Ende gegangen?

Ich habe gemerkt, ich fühle mich unwohl in der Beziehung.

Er hat sich komplett verändert,

da hab ich gemerkt, wie eifersüchtig er ist,

wie aggressiv er geworden ist, dann hab ich mit ihm Schluss gemacht.

Dann dachte er,

ich hätte das wegen einem meiner männlichen Freunde gemacht.

Ich hätte mich verliebt.

Was ist denn nach der Trennung passiert?

Er kam direkt, nachdem ich gesagt habe, ich mache Schluss,

ich hab ihm das geschrieben,

weil ich mich nicht getraut hab, ihm das zu sagen, zu mir

und hat da einen richtigen Terz gemacht, ist ausgerastet.

Dann hab ich abends Nachrichten bekommen:

"Aber du weißt, was ich noch habe."

Ich hab die ganze Zeit überlegt: Was meint er?

Dann ist es mir eingefallen.

Das ist ein krasser Schockmoment, oder? - Ja.

Wie ging's dir damit? - Schlecht.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich hab ihn angefleht,

ich hab ihm Geld geboten, dass er die niemanden zeigt.

Hat er damit gedroht, dass er die ... - Ja.

Was hat er denn gesagt?

Er meinte, er wird das allen seinen Freunden zeigen.

Er würde das an meiner Schule rumschicken.

Er würde sie verkaufen. - Mhm.

Ich dachte niemals, dass er das machen würde.

Aber das Rumzeigen, war viel schlimmer,

dass mich vielleicht andere darauf erkennen könnten.

Du hast es ernst genommen, dass er das machen könnte?

Es war keine leere Drohung für dich. - Nein.

Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass er es nicht macht.

Bis ich mal in der Schule angesprochen wurde,

ob ich das nicht wäre und mir dann die Fotos gezeigt wurden.

Erzähl mir von diesem Tag.

Ich bin morgens ganz normal zur Schule gegangen,

bin da angekommen, dann kam einer, den ich natürlich nicht mochte,

auf mich zu und meinte: "Ja, sag mal, bist du das eigentlich?"

Ich so: "Nein, Quatsch! Zeig mal die Fotos."

Ich hab mir die angeguckt und hab ihn panisch gefragt,

wie er an diese Fotos gekommen ist.

"Die werden rumgeschickt, ich glaub, die ganze Schule hat sie schon."

Okay. Wie geht's dir in so einem Moment?

Also, mir ging's in dem Moment schlecht.

Ich bin nach Hause gegangen und hab eine Woche gefehlt.

Ich hab dann meinen Freundinnen gesagt, ich sei krank.

Als ich mich umgehört habe, wie Leute zu Nacktbildern generell stehen,

hab ich aber auch gemerkt, dass das gar nicht so unüblich ist,

dass solche Nacktbilder irgendwo kursieren.

Das haben mir die Leute auch erzählt.

Vielen Leute, die ich kenne,

ist das passiert, es wird weitergeleitet oder anderen gezeigt.

Kommt ab und zu vor.

Er hat es an ein Mädchen geschickt, die hat es veröffentlicht.

Dann waren überall Nacktbilder von Jaro am Start halt.

Wir waren zusammen auf der Schule, da gab's dieses Gerücht

und alle haben diese Fotos gesehen außer mir.

Ich weiß nicht, ob die existieren.

Die sagen immer: "Du kannst mir vertrauen."

Wenn Streit entsteht oder so, passiert halt alles.

Wie kriegst du das so mit? In deinem Freundeskreis? In der Schule?

Schule, Freundeskreis, überall, ja.

Über welchen Zeitraum hat sich das verbreitet in eurer Schule?

Das ging ganz schnell, es ging nicht mal ein Monat.

Dann hatte gefühlt jeder diese Fotos.

Hast du ihn den an dem Tag noch erreicht?

Er hat sich eher darüber lustig gemacht, meinte, das hätte ich davon.

Und er würde auch weitergehen, dann ist er auch weitergegangen.

Was heißt das?

Ich hab an einem Tag eine Nachricht von einem Kumpel bekommen

von einer komplett anderen Schule, der meinte:

"Ich möchte nichts sagen, aber bist du das auf der Internetseite?"

Dann hat er mir die Internetseite geschickt, es war eine Pornoseite,

wo man Fotos von Frauen, die halbnackt sind, kaufen kann.

Und da hab ich dann meine Fotos wieder gefunden.

Boah! Das ist auch so eine Horrorvorstellung,

weil man das Gefühl hat,

von jetzt auf gleich wird sich mein Leben verändern.

Zu dem Zeitpunkt stand ich auch schon alleine da.

Meine Freundinnen haben gesagt,

sie wollen nichts mit so jemanden zu tun haben.

Aus welchem Grund? - Weil Ihnen das peinlich war.

Manche dachten, ich hätte die Fotos an die Internetseite verkauft.

Mhm.

(Ernste Musik)

(Klicken)

Wenn ich mich in die Situation von die versetze damals,

dann wüsste ich gar nicht, wie ich damit umgegangen wäre,

weil ich hätte vielleicht versucht, mich zu verstecken,

bis alles vorbei ist.

Was kann man denn überhaupt tun?

Man kann zur Polizei gehen, das hab ich auch gemacht.

Wie lang war die Veröffentlichung dann schon her?

Zu dem Zeitpunkt war es dann eineinhalb Monate her.

Wussten es zu dem Zeitpunkt deine Eltern schon?

Nein, wussten sie natürlich nicht.

Das hast du alles mit dir selbst ausgemacht? Und mit deiner Schwester?

Ich hatte Scham, es meinen Eltern zu erzählen.

Ich hab mich einfach geschämt.

Was hat sich denn in deinem Leben seitdem schon verändert?

In diesen eineinhalb Monaten ... Ich hatte keine Freunde mehr.

Ich bin nicht mehr vor die Tür gegangen.

Ich hatte Angst, vor die Tür zu gehen.

Ich konnte einfach gar nichts mehr machen,

Sport, schwimmen, einkaufen gehen ohne Angst.

Das heißt, du hast vermieden, andere Menschen zu sehen. - Genau.

Weil du Angst davor hattest, dass die wissen, was passiert ist?

Genau, ich hatte Angst, dass die mich erkennen können.

Oder dass ich angesprochen werde.

Ich hab immer vermieden, irgendwo hinzugehen.

Wie lief das denn? Hast du Anzeige erstattet? - Genau.

Ich habe Anzeige erstattet gegen ihn direkt,

weil er es ja per WhatsApp zugegeben hat, dass er es rumgeschickt hat.

Das hattest du alles noch, den ganzen Verlauf? - Genau.

Wie ist es ausgegangen? - Für ihn Sozialstunden.

Das waren nicht viele, die hat man in zwei, drei Wochen weggehabt.

Und halt eine Strafe zahlen.

Was hältst du denn von dem Urteil?

Zu wenig, meiner Meinung nach.

Jeder sagte:

"Sei froh, dass der Prozess nur sechs Monate gedauert hat."

Ab dem Zeitpunkt, an dem ich Schluss gemacht habe,

bis das Urteil gefällt wurde.

Ja, es ging schnell, aber die innerlichen Dinge,

was da passiert ist, das geht nicht schlecht.

Was ist denn passiert?

Also, im Endeffekt ... Freundschaften aufbauen

heutzutage, das ist so schwierig.

Wieso fällt dir das schwer?

Weil ich immer das Gefühl habe, dass die nicht zu mir stehen,

wenn was passieren wird oder hinter meinen Rücken reden.

Also, Loyalität zu erwarten. - Das ist schwierig.

Ich komm vielleicht oft selbstbewusst rüber,

aber ich bin dann nicht ich in dem Moment.

Ich versuche dann, eine Mauer aufzu- bauen und mich irgendwie zu zeigen.

Mein Vertrauen zu meinem Freund gibt's quasi auch nicht mehr.

Und er kann ja nicht mal was dafür. - Mhm.

Hat es denn in irgendeiner Weise was gebracht, dieses Gerichtsverfahren?

Nee, eigentlich nicht.

Manchmal hilft es auch, um einen Abschluss zu finden. - Genau.

Aber du weißt ja auch, wenn du aus dem Gerichtssaal rausgehst,

dass es keine Sache zwischen dir und ihm nur ist,

sondern dass alle auf deiner Schule diese Bilder weiter haben.

Zumindest wissen, dass das rumgegangen ist.

Es hat ja dein Leben auch eigentlich verändert.

Ja, komplett.

Ich hatte noch ein Jahr, musste mein Abitur noch zu Ende bringen.

Danach hab ich auch angefangen zu arbeiten und bin weggezogen.

War das gefühlt die einzige Lösung für dich, dass man weggehen muss?

Ja, weil es war dieses typische Dorfleben.

Jeder kennt jeden, jeder kennt jede Geschichte.

Egal in welches Dorf ich dort hingezogen wäre,

jeder hätte es wieder gewusst, meine Nachbarn hätten es gewusst.

Deswegen hab ich den Schlussstrich gezogen und bin woanders hingezogen.

Wo keiner weiß, wer ich bin.

Wenn es so krass ist, darüber zu reden,

warum hast du dich bei uns gemeldet?

Natürlich ist mir das unangenehm, mir geht's auch nicht so gut dabei,

wenn ich das erzähle, aber vielleicht hilft es anderes Mädels,

diese Entscheidung zu überdenken und es nicht zu machen,

damit denen nicht so was passieren muss.

Ich versuch im Moment eine Antwort zu finden auf die Frage:

Wie nackt dürfen wir uns zeigen?

Gerade auch mit deiner Geschichte, was würdest du denn sagen?

Im Endeffekt sollte jeder selber entscheiden können,

wie nackt man sich zeigen möchte.

Wie ich vor die Tür gehen möchte,

ob ich mit Ausschnitt, kurzen Rock vor die Tür gehen möchte.

Das ist meine Entscheidung.

Aber wie ich mich privat zeige und wie ich mich im Internet zeige,

sollte man sich überlegen.

Ich find's erst mal total schön, dass du dich gemeldet hast.

Ich finde, dass so ein Fall, wie du ihn erzählt hast,

einen total drauf aufmerksam macht,

dass man echt drüber nachdenken sollte,

wie man sich zeigt und wo man sich zeigt.

Aber gleichzeitig finde ich es total schwierig,

dich in so eine Rolle zu bringen, wo du die Verantwortung dafür hast.

Du hast die Bilder nicht veröffentlicht,

du hast sie im Vertrauen jemandem gegeben,

jemand anders hat dein Vertrauen missbraucht.

Wie geht ihr mit freizügigen und intimen Bildern um?

Verschickt ihr Nacktfotos oder würdet ihr so was nie machen?

Erzählt mir davon in den Kommentaren.

Hier oben kommt jetzt der erste Film der Nacktreihe,

da war ich beim Aktzeichnen.

Hier hab ich euch einen Film verlinkt,

da geht's um Fotos, die auf Pornowebseiten landen,

ohne dass die Betroffenen davon wissen.

(Lockere Musik)