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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 04.11.2020

heute journal vom 04.11.2020

Ein Präsident, der vorzeitig seinen Sieg verkündet,

noch bevor genügend Stimmen ausgezählt sind

und von Wahlbetrug spricht:

Das hat es wohl auch noch nicht gegeben

in der amerikanischen Geschichte.

Guten Abend zum heute journal.

Nein, der amtierende Präsident ist noch nicht der Wahlsieger

und wird es womöglich auch nicht.

Es werden noch Millionen Stimmen ausgezählt,

v.a. in den umkämpften Staaten,

auf deren Ausgang es entscheidend ankommt.

Dass das so passieren könnte, dass heute noch nicht feststeht,

wer gewonnen hat, das wurde immer wieder vorhergesagt.

Trotzdem war letzte Nacht die Enttäuschung bei den Demokraten groß.

Viele hatten eben doch

auf einen schnellen Erdrutschsieg von Joe Biden gehofft,

auf eine blaue Welle.

Die ist definitiv ausgeblieben.

Stattdessen ist auch ein erneuter Wahlsieg Donald Trumps

nach wie vor möglich.

Claus Kleber in Washington:

Die Situation jetzt ist eigentlich genau das "Worst-Case-Szenario",

über das wir hier gestern Abend sprachen.

Ein offener Ausgang und ein Amtsträger in Wut.

Und doch gehört zu dem Szenario etwas anderes: bewaffnete Unruhen

von Bürgern, die das Wahlergebnis nicht akzeptieren.

Das haben wir nicht.

Wir haben einen Präsidenten, der das macht,

was er auch als Geschäftsmann gemacht hat.

Er versucht, alle möglichen Mittel auszuschöpfen,

um ein Ergebnis zu finden, das ihm nicht passt.

Wir haben ein Ergebnis bekommen: ein anderes.

Die Idee, dass Donald Trump ein Ausrutscher der Geschichte war,

dass nur viele Leute protestieren wollten, das ist vorbei.

Die Hälfte der amerikanischen Wähler wollen genau diesen Präsidenten.

Diese Politik, diese Art, diese Kultur.

Der Weg von Donald Trump ist Mainstream geworden.

Das wird die Zukunft des Landes bestimmen.

Das ist eine gewichtige Erkenntnis.

Während Trump in die Offensive geht, verfolgt Biden eher

den britischen Ansatz "Keep calm and carry on".

Man brauche Geduld, bis alles ausgezählt ist.

Der erste böse Moment für die Demokraten

kam gegen zwei Uhr nachts unserer Zeit,

als die ersten Zahlen aus Florida kamen.

Da war klar, den erhofften Durchmarsch für Biden

würde es nicht geben.

Schlimmer noch:

Biden schnitt in Florida deutlich schlechter ab als erwartet.

Nicht, dass Florida ein "Blue State" wäre,

ein Staat, mit dem die Demokraten fest rechnen konnte - keinesfalls.

Auch beim letzten Mal ging Florida an Trump.

Aber dass Hillary Clinton 2016 v.a. bei den Latinos rund um Miami

besser abgeschnitten hatte als diesmal Biden,

das war ein Schlag ins Gesicht.

Inzwischen hat sich die Stimmung bei den Demokraten

aber wieder aufgehellt.

Aus den USA: Britta Jäger.

Ratlosigkeit in Michigan.

Auch einen Tag nach der Wahl ist hier noch unklar,

wer das Rennen gemacht hat.

Eine Hängepartie, auf die ganz Amerika blickt.

Wir wissen es einfach nicht.

Das ist wirklich neu für uns alle.

An sowas müssen wir uns erst mal gewöhnen, zurücklehnen und abwarten.

Auch in Pennsylvania wird noch gezählt.

Hier gab es zehnmal so viele Briefwähler

wie bei der letzten Wahl.

Auch Stimmen, die nach dem Wahltag eintreffen,

werden noch gewertet.

Dieser ganze Prozess jetzt, dieser Machtkampf,

wie das alles ausgeht.

Jetzt wissen wir für vier Tage nicht, wer Präsident wird.

Das ist doch total absurd.

In dem hochumkämpften Industriestaat

müssen noch rund eine Million Briefwahlstimmen ausgezählt werden.

Briefwähler haben sich laut Umfragen eher für Joe Biden entschieden.

Für ihn zeichnet sich auch in den Nordstaaten Wisconsin und Michigan

ein leichter Vorsprung ab.

Die Bundestaaten wollen keinen Zweifel daran lassen,

dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Unsere Demokratie wird bei dieser Wahl ohne Frage getestet.

Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sicherzustellen,

dass die Ergebnisse fair sind, das jede Stimme zählt.

Wir sind mit unserem Auszählungsprozess

und seiner Rechtmäßigkeit vertraut.

Wir sind bereit, ihn auch zu verteidigen.

In Pennsylvania oder auch Michigan werde hart daran gearbeitet,

schnell eine halbe Million Stimmen verschwinden zu lassen,

twitterte der Präsident.

Die Plattform versah das mit einem Warnhinweis.

Bei der Briefwahl werde betrogen, behauptet Trump – ohne Belege.

Noch in der Wahlnacht droht er:

Hier wird Betrug an der Nation begangen.

Wir wollen, dass das Gesetz korrekt angewendet wird,

also ziehen wir vor das Oberste Gericht.

Wir wollen, dass die Stimmenabgabe aufhört.

Trump will den Auszählprozess stoppen.

Er fürchtet wohl zu viele Stimmen für Joe Biden

unter den Briefwählern, aber:

Es gibt keine rechtliche Grundlage,

gültige Stimmzettel nicht mehr zu zählen, die bereits vorliegen

und sich einfach zum Sieger zu erklären.

Das ist kein rechtlicher Schritt.

Es gibt auch keine direkte Möglichkeit,

das oberste US-Gericht zu bitten, eine Auszählung zu beenden.

Sollte Trump das Wahlergebnis anfechten,

würden die Demokraten juristisch dagegen ankämpfen,

prophezeit sein Kontrahent.

Wir glauben, dass wir auf einem guten Weg zum Sieg sind.

Wir wussten,

wegen der noch nie dagewesenen Zahl von Briefwahlstimmen

würde es länger dauern.

Es ist noch nicht vorbei, bis jede Stimme ausgezählt ist.

Doch auch wenn dies geschehen ist,

könnte der Kampf ums Weiße Haus weitergehen,

möglicherweise vor Gericht.

Aber erstmal wird landauf, landab weitergezählt

in diesem noch offenen Rennen.

Stand jetzt hat Präsident Donald Trump 213 Wahlmänner

auf seiner Seite, Joe Biden kommt auf 237.

Für den Sieg braucht es 270.

Deshalb kommt es jetzt auf die noch umkämpften Staaten an.

Elmar Theveßen:

Wie sieht es da jetzt im Moment aus, in den entscheidenden Battlegrounds?

Es wird eifrig ausgezählt.

Wir erwarten teilweise heute noch Ergebnisse.

Pennsylvania wird noch einige Tage dauern.

Von Wisconsin wissen wir, dass CNN den Staat Joe Biden zugeordnet hat.

Wenn vier Staaten Joe Biden zugeschlagen werden,

dann hätte er mehr als 270 Wahlmänner.

Trump hat unter nicht-weißen Wählern hinzugewonnen, das ist erstaunlich.

Das muss man auch.

Vor vier Jahren hat er unter den schwarzen etwa 8 % Anteil gehabt.

Jetzt waren es 12 %.

Es ist ihm gelungen, möglicherweise dadurch, dass man ihm

die höhere Wirtschaftskompetenz zutraut.

Auch bei den Latinos hat er mehr Anteile.

Er versucht, zu verhindern, dass die Stimmen weiter ausgezählt werden.

Er wird versuchen, diese Auszählungen hinauszuzögern.

In Wisconsin hatte eine Neuauszählung verlangt.

In Michigan und Pennsylvania verlangte er,

dass die Auszählung gestoppt wird.

Die örtlichen Funktionäre fragen, warum.

Es geht nicht darum, die Auszählung dauerhaft zu verhindern.

Sondern sie hinauszuzögern.

Das öffnet ihm einen Weg.

Die Republikaner könnten dann einfach entscheiden,

dass sie Donald Trump alle Wahlmännerstimmen zuordnen.

Und dann schauen wir nochmal näher auf Pennsylvania,

einer der Staaten, der wahlentscheidend sein kann.

Dort sind aktuell 81 % aller Stimmen ausgezählt.

Trump liegt mit 53,2 % vorne, Biden folgt mit 45,5 %.

Schaut man allerdings auf die Briefwahlstimmen,

so liegt Trump bei nur 20,7 % und sein Herausforderer bei 78,3 %.

Da kann sich also noch etwas drehen.

Katrin Eigendorf ist unsere Reporterin im Pennsylvania,

ist uns von dort aus Montgomery County zugeschaltet.

Gibt es Anzeichen dafür, dass man bereit wäre,

dort das Zählen einzustellen?

Hier wird weiter gezählt.

Es ist zwar so, dass hier vor allem in großen Städten

man nicht so hinterherkommt.

Aber die Stimmen werden weiter ausgezählt.

Das Bild könnte sich durchaus

in den nächsten Stunden zugunsten von Joe Biden verschieben.

Nicht nur viele Briefwahlstimmen sind von Demokraten.

Die Wahlkreise, in denen man mit dem Auszählen nicht hinterherkommt,

sind Städte wie zum Beispiel Philadelphia.

Das sind Hochburgen der Demokraten.

Das Rennen ist hier mathematisch noch offen.

Wenn Biden es noch schaffen würde

und Trump das auch tatsächlich akzeptierte: ein vergifteter Sieg.

Der Senat wird wohl in jedem Fall mehrheitlich republikanisch bleiben?

Ja, das wäre ein großes Handicap.

Wir dürfen nicht übersehen, wie wahnsinnig wichtig es ist,

welcher Mann in diesem Haus da hinten den Ton angibt.

Er bestimmt die Außenpolitik.

Er bestimmt die Verwaltungsmaßnahmen.

Er hätte verhindern können, dass ausgerechnet heute die USA

aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten sind.

Es kommt darauf an, wie man den Ton bei den Rassenunruhen angibt.

Trump sagt, er wolle vor den Supreme Court ziehen?

Das ist nur ein Spieler, der Supreme Court.

Er achtet darauf, dass er nicht in einen Streit hineingezogen wird,

bei dem es um einzelstaatliche Dinge geht.

In allen 50 Staaten gibt es unterschiedliche Regeln,

wie Stimmen gezählt werden, wie sie angenommen werden,

wie Problemfälle behandelt werden.

In allen wichtigen Staaten sind Armeen von Anwälten unterwegs,

um diese Dinge zu klären.

Donald Trump ist zuversichtlich,

dass sein Supreme Court ihm Recht geben wird.

Ich halte das nicht für ausgemacht.

Die Richter haben oft gezeigt, dass sie mit den Parteien, durch die sie

dorthin gekommen sind, nichts zu tun haben wollen.

Kann das bedeuten, dass wir über Wochen

eine Regierungskrise oder Verfassungskrise haben?

Das steht inzwischen so gut wie fest.

Das wird so ähnlich sein wie 2016.

Wir haben einen Player in diesem Spiel, der nicht aufgeben wird.

Es ist eine große Herausforderung an Joe Biden.

In Berlin, Paris oder Brüssel hofft man mehr oder weniger offen darauf,

dass Biden am Ende die Oberhand behält.

Nochmal vier Jahre Trump, mit seiner Unberechenbarkeit, seiner Rhetorik,

seinen Handelskonflikten und Tiraden gegen die NATO

wäre den meisten europäischen Diplomaten ein Graus.

Und manch einer dürfte auch un- angenehm überrascht vom Verlauf sein,

die Prognosen sahen besser aus für Biden.

Und jetzt vielleicht auch noch eine juristische Schlammschlacht

mit offenem Ausgang.

Insofern verwundert es nicht,

wie zumindest die Staatsspitze heute reagiert:

erstmal mit lautem Schweigen.

Andreas Kynast berichtet.

Was zuerst auffällt ist, wer alles nichts sagt heute.

Die Kanzlerin lädt zu keinem Pressestatement ein,

der Außenminister sagt ein geplantes Pressestatement ab,

der Bundespräsident schweigt.

Am Tag nach den US-Wahlen

hat das offizielle Deutschland nichts Offizielles mitzuteilen.

Dabei kommt es nur selten vor, dass eine Stimmenauszählung im Ausland

deutsche Politiker so bewegt.

Ich habe heute schon mehrfach geflucht

und neige immer noch hin und wieder dazu.

Aber ich mahne auch mich selbst, abzuwarten,

das, was ich bei anderen einfordere:

das Ergebnis zu sehen, dann Schlussfolgerungen zu ziehen.

Das muss auch für uns gelten.

Es ist zumindest eine Situation, über die man nachdenken sollte.

Aber geflucht habe ich nicht.

Demokratische Entwicklungen muss man beobachten.

Man ist in den Gefühlen hin- und hergerissen.

Ich bin natürlich klar für einen Wahlsieg von Joe Biden.

Der Bundestag beschließt deutsche Verwaltungsverfahren heute,

lässt aber Washington nie aus dem Auge.

Dass sich Trump vorzeitig zum Wahlsieger erklärt,

ist das "Flur-Thema" des Tages.

Das ist natürlich unmöglich.

Man kann sich nicht mitten in einer Auszählung hinstellen

und sich zum Sieger erklären.

Das verletzt jedes demokratische Gefühl.

Ob Deutschland noch ein Gefühl für die USA hat,

wird oft gefragt, ein bisschen ratlos.

Denn wie beim letzten Mal

hat Berlin Trumps starke Basis stark unterschätzt.

Konkret schlagen wir vor,

mehr Goethe-Institute in den Regionen aufzubauen,

in denen die Anhänger von Donald Trump sitzen

und ein Konsulat im Mittleren Westen einzurichten,

das unsere bisherige Präsenz,

die hauptsächlich an den Küsten der Vereinigten Staaten ist, ergänzt

Wie immer, wenn Deutschland mit den USA fremdelt,

will Deutschland eigenständiger werden

von der mächtigsten Macht der Welt.

Und wie immer streitet Deutschland,

wie mächtig es dann selbst werden muss.

Wir müssen uns sicherheitspolitisch stärken.

Wir brauchen mehr Robustheit,

wenn es um Ausgaben für Verteidigung geht,

aber auch für Sicherheitsfragen.

Die Bundeswehr z.B. muss besser ausgerüstet werden.

Aber sie muss nicht unbedingt ständig aufgerüstet werden.

Einmal, vor vier Jahren, hat Angela Merkel

die Konfrontation in Amerika als schwer erträglich bezeichnet.

Seitdem verkneift sie sich öffentliche Kritik,

aber auch jedes Lob.

Bei der größten Oppositionsfraktion ist es genau andersrum.

Keine Kritik an Trump, nur Lob.

Was wir lernen können von Präsident Trump ist:

Germany first.

Deutsche Interessen, nationale Interessen wieder ernst nehmen.

Das hat nämlich Trump gemacht.

Das würde uns auch gut zu Gesicht stehen.

Die letzte Nacht war keine gute für die meisten Politiker in Berlin

und diese hat erst begonnen.

Die Bundesregierung ist erst mal vorsichtig mit Kommentaren.

Ein ehemaliger Außenminister kann da etwas freier aufschlagen.

Sigmar Gabriel ist uns zugeschaltet.

Guten Abend, Herr Gabriel. Guten Abend, Frau Slomka.

Bevor wir in die Analyse möglicher Folgen

für die Außenpolitik einsteigen, erstmal die Frage:

Was schätzen Sie, wie sich das entwickeln wird

in den nächsten Stunden, Tagen, vielleicht Wochen?

Joe Biden hat gute Chancen, gewählt zu werden.

Dass Donald Trump diese Wahl nicht akzeptieren wird,

hat er seit langer Zeit erklärt.

Er delegitimiert die Briefwahl schon seit Wochen und Monaten.

Trotzdem glaube ich, wird am Ende eine Situation da sein,

dass der neue amerikanische Präsident Joe Biden heißt,

gleichzeitig aber die Republikaner den Senat beherrschen werden.

So, wie das unter Obama auch der Fall war.

Das heißt, Amerika fällt aufgrund der tiefen Spaltung des Landes

für die internationale Politik auf mittlere Sicht einfach aus.

Sie werden in der Welt ihre Rolle als Ordnungsmacht

nicht wahrnehmen können.

Wenn Biden gewinnt, wenn dieses Szenario so eintritt,

und Donald Trump das irgendwann akzeptieren würde oder müsste,

hat er angekündigt, dass er einige Dinge wieder rückgängig machen würde.

Das kann er auch ohne Senat,

z.B. wieder ins Pariser Klimaabkommen einsteigen

oder den Iran-Deal neu gewichten.

Oder wie bewerten Sie diese Aussagen von Biden?

Er kann das leider nicht völkerrechtsverbindlich.

Das war ja das Problem,

dass auch Obama mit "Executive Orders" gearbeitet hat,

weil er sich weder beim Iran-Deal

noch beim Pariser Klimaschutz- abkommen getraut hat,

das durch das Parlament zu bringen,

weil dort eine Blockade, eine Mehrheit der Republikaner, saß.

Sie brauchen die Zustimmung des Senats

bei internationalen Verträgen.

Deswegen konnte Trump per Executive Order auch wieder aussteigen.

Ich vermute eher, dass es zwar ein paar symbolische Aktivitäten

geben wird, aber in der Substanz wird es so sein,

dass die amerikanische Außenpolitik schwach bleibt,

weil das Land so zerrissen ist.

Und deshalb auch der neue Präsident ohne die Rückendeckung

des Abgeordnetenhauses, des Senats v.a. schwer agieren kann.

Sie sagten vor Kurzem sinngemäß:

Mit Joe Biden wird das auch kein Selbstläufer.

An welchem Punkt machen Sie das fest?

Wenn Sie reinschauen in die amerikanische Politik,

dann stellen Sie fest, dass Demokraten und Republikaner

z.B. beim Thema China, bei Russland, bei Nord Stream,

bei Handelsfragen weitgehend einer Meinung sind.

Der eigentliche große Unterschied existiert beim Thema Klimaschutz.

Aber in vielen anderen Fragen

sind im Zweifel die Demokraten sogar noch eine Runde härter.

Die Demokraten sind traditionell protektionistischer.

Joe Biden wird nach der Pandemie

auch erstmal "Jobs-at-home first" machen.

Das heißt, wir werden jemanden haben, der einen großen Vorteil hat

gegenüber Trump: Biden schätzt Allianzen und Partnerschaften.

Er weiß, dass die Vereinigten Staaten im 21. Jh.

alleine nicht viel ausrichten werden.

Deswegen wird es einfacher mit ihm sein, Kompromisse zu erzielen,

weil er eine Allianz mit den Europäern, aber auch mit Japan,

Südkorea und anderen aufrechterhalten will.

Das alles hat Donald Trump für überflüssig erklärt.

Er hat die internationalen Institutionen

mutwillig kaputt gemacht, weil für ihn die Welt eine Arena ist,

bei der die starken Jungs auf der Welt Deals machen

und der Rest muss halt folgen.

Das ist der große Unterschied zwischen Trump und Biden.

Deswegen ist Biden für uns

ein verhandlungsfähigerer amerikanischer Präsident,

aber auch einer, der von uns viel verlangen wird.

Das mit der Kampfarena hatten Sie damals gesagt,

als Sie Donald Trump beim G20-Gipfel auch selbst erlebt hatten.

Nun sind Sie Vorsitzender des transatlantischen Vereins

Atlantik-Brücke, sind beschäftigt nach wie vor

mit den deutsch-amerikanischen Verhältnissen,

die einen schweren Schaden erlitten haben in den letzten vier Jahren.

Bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte hat Trump sogar

sich ganz bewusst Deutschland vorgenommen und hat gesagt:

Die Deutschen, die wollen mich weg haben.

Wie erklären Sie sich, dass sich ein amerikanischer Präsident

im Wahlkampf irgendwo in Pennsylvania speziell auf die Deutschen bezieht?

Sind wir doch so wichtig?

Mich hat das überrascht.

Der amerikanischen Außenpolitik ist schon klar,

dass Deutschland für die Frage,

wie Europa sich gegenüber den Amerikanern aufstellt,

von entscheidender Bedeutung ist.

Wenn man ehrlich ist, dann hat Trump die Wahrheit gesagt.

Die Mehrheit der Deutschen will ihn nicht als Präsidenten haben.

Nur ist das nicht unsere Ent- scheidung und wir müssen akzeptieren

und damit leben, wenn er ein zweites Mal gewählt wird.

Aber hat z.B. mal gesagt: Europa und Deutschland

sei eigentlich schlimmer als China, nur kleiner.

So ein Gebilde wie Europa,

wo 27 Staaten auf Augenhöhe zusammenarbeiten,

wo ein kleines Land wie Malta die gleichen Stimmrechte hat

wie ein großes wie Deutschland, das ist entgegen seines Weltbildes.

Er sieht Europa als einen politischen Gegner an,

weil Europa sich für internationale Verträge,

internationale Institutionen, für die UN,

für die Welthandelsorganisation einsetzt.

Das alles will er nicht.

Eigentlich hat Trump ein ähnliches Weltbild

wie die chinesische und die russische Führung.

Sozusagen die Welt wieder aufzuteilen in Einflusssphären,

so ein bisschen Jalta 2.0 zu spielen.

Das ist das Gegenteil dessen, was Deutschland und Europa will.

Sagt ein früherer Außenminister.

Herr Gabriel, danke Ihnen für das Gespräch

und Ihre Einschätzungen. Gerne.

Das Gespräch haben wir vor einer Stunde aufgezeichnet.

Amerika nach der Wahl und man weiß noch nicht,

wer am Ende im Weißen Haus sitzen wird.

Dazu jetzt ein Kommentar vom Chefredakteur des ZDF, Peter Frey.

Statt des blauen Erdrutschsiegs erleben die Vereinigten Staaten,

erlebt die Welt eine Zitterpartie.

Es ist ein Wahlkrimi – mit einem Präsidenten,

an dem seine Wähler*innen trotz seiner Corona-Politik festhalten,

und einem Herausforderer, der noch alle Chancen,

aber alles andere als Euphorie ausgelöst hat.

Was wir erleben, folgt Trumps Drehbuch.

Seit Wochen polemisiert er gegen die Briefwahl.

Sein bizarrer Auftritt im Weißen Haus zeigt das bekannte Muster:

angreifen, verunsichern, zerstören.

Da ist der Mann, der wie ein Kind einfach nicht verlieren kann.

Und der populistische Politiker,

der die politischen Institutionen und Regeln nicht respektiert,

koste es, was es wolle.

Doch Trumps Wutausbruch scheint abzuprallen

an einem ruhig arbeitenden Wahlsystem.

Im Moment gibt es keine Anzeichen dafür,

dass Wahlstimmen unter den Tisch fallen und manipuliert wird.

Wahlen in Amerika sind immer nervenaufreibend, kompliziert,

anstrengend, aber die Demokratie funktioniert,

einschließlich der Gerichte, die Trump jetzt anrufen will.

Für die Demokraten ist die Wahl eine Enttäuschung.

Nur gegen Trump zu sein, genügte nicht.

Wie 2016 gilt: Trump und seine Wähler sind ein Rätsel

für viele Medien und Umfrageinstitute.

Dabei konnte der Präsident sogar neue Wählerschichten erobern:

Frauen, Latinos, Schwarze.

Die Eliten in den Städten verstehen weiter nicht,

was sich auf dem Land abspielt.

Und die Menschen auf dem Land

verachten die urbane, globalisierte Lebensweise.

Die USA sind ein Land mit zwei Realitäten, tief zerrissen.

Es braucht dringend Versöhnung, aufeinander zugehen,

eine Verständigung auf die Regeln der Demokratie.

Donald Trump hat heute einmal mehr gezeigt,

dass er das nicht will.

Joe Biden würde

ein nach den lauten Trump-Jahren erschöpftes Amerika beruhigen.

Ob er die Kraft hat, das Land wieder zusammen zu bringen,

müsste Präsident Biden erst noch beweisen.

Peter Frey kommentierte.

Joe Biden sagte,

er hofft, dass er das Land vereinen könne, wenn er Präsident ist.

Das ist dann wieder die vereinigten Staaten von Amerika sind.

Zuerst zur Corona-Situation.

Die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Deutschland

ist weiter auf hohem Niveau.

Die Gesundheitsämter übermittelten dem Robert Koch-Institut

17.214 neue Infektionen binnen 24 Stunden.

In den vergangenen sieben Tagen haben sich im Schnitt

täglich 16.240 Menschen neu mit dem Virus angesteckt.

Gestern lag die Zahl bei 17.050.

Nach dem Anschlag von Wien mit vier Todesopfern

gehen die Ermittler weiter von einem Einzeltäter aus.

Das hätten Augenzeugenberichte und Videos der Tat ergeben.

Unterdessen ist eine politische Diskussion darüber entbrannt,

wie es überhaupt zu dem Attentat kommen konnte.

Bundeskanzler Kurz kritisierte die frühzeitige Entlassung des Täters

aus dem Gefängnis.

Innenminister Nehammer will eine Untersuchungskommission

zur Arbeit des österreichischen Verfassungsschutzes einsetzen.

Der umstrittene Castor-Transport ist ohne Zwischenfälle

am stillgelegten Kernkraftwerk im hessischen Biblis angekommen.

Am Morgen erreichten die sechs Castoren,

gesichert von mehreren Tausend Polizisten, ihr vorläufiges Ziel.

Der Atommüll soll so lange in Biblis deponiert werden,

bis ein Endlager bereit steht.

In der Nacht hatten Atomkraftgegner friedlich demonstriert.

Der Hurrikan "Eta" ist über Teile von Mittelamerika hinweg gefegt.

Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

In Honduras und Nicaragua gab es große Schäden.

Zehntausende Küstenbewohner waren in Sicherheit gebracht worden.

Die Windgeschwindigkeiten erreichten in Spitzen bis zu 225 km/h.

Und jetzt zur Börse und damit auch noch einmal zur US-Wahl

und der Frage, wie die Finanzmärkte auf diese Situation reagieren,

Frank Bethmann.

Anders als zunächst gedacht.

So eine politische Hängepartie war das Szenario,

was die Märkte eigentlich am wenigsten wollten.

Doch die Kurse fielen heute nicht etwa.

Nein, das Gegenteil ist der Fall.

Sowohl an der Wall Street

als auch an der technologie- orientierten NASDAQ

jetzt am Abend deutliche Kursgewinne.

Zuvor bereits ein ganz ähnliches Bild im deutschen Handel.

Der DAX mit einem Plus von fast 2 %.

Die Börsianer muss man nicht immer verstehen.

Heute jedoch folgen die Kurse einer einfachen Logik.

Wenn man nicht nur auf die Frage verengt,

wer wird der nächste US-Präsident,

sondern auf die sich abzeichnenden Mehrheitsverhältnisse

im Kongress schaut, dann wird klar:

Keiner, weder Biden noch Trump, wird künftig wohl durchregieren können.

Und das heißt für die Finanzmärkte erst einmal:

Die unter Trump gesenkten Steuern dürften niedrig bleiben.

Und eine stärkere Regulierung des Technologie- oder Energiesektors

wird es voraussichtlich nicht geben.

Heute sorgte das für ordentlich Rückenwind,

doch schon morgen könnte das wieder anders aussehen.

Denn ein blockierter Kongress bedeutet wohl auch,

kein Konjunkturpaket in Billionenhöhe.

Das aber benötigt die US-Wirtschaft dringend.

Frank Bethmann, vielen Dank.

Und noch die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Das war's von uns.

Amerikas Schicksalswahl widmet sich gleich nach dem Wetter

auch ein auslandsjournal spezial,

mit aktuellen Reportagen und Analysen,

vor allem aus den letzten umkämpften Staaten.

Und unser heute journal update gibt es dann um 0.10 Uhr

mit Wulf Schmiese.

Und hier übernehmen morgen Abend

Christian Sievers und Kay-Sölve Richter, auf Wiedersehen.

Vielleicht haben Sie gestern auch einen Regenbogen gesehen.

Dafür darf die Sonne nicht zu hoch stehen,

wie hier gestern Abend in der Südeifel.

Damit wir einen Regenbogen sehen,

brauchen wir unbedingt auch Regenwolken.

Davon gibt's nur wenige, denn das Hoch "Ramesh"

weitet sich von Großbritannien nach Mitteleuropa aus.

Dann streifen Regenwolken nur den äußersten Norden Deutschlands.

Kein Regen fällt in dieser Nacht.

Dafür bildet sich z.T. dichter Nebel mit nur geringen Sichtweiten.

Etwas dichter sind die Wolken am Alpenrand.

Auch über Norddeutschland ziehen einige Wolken bei Westwind.

Nicht nur der dichte Nebel macht die Nacht gefährlich,

sondern auch die Temperaturen:

Es droht z.T. Bodenfrost, damit Glätte auf den Straßen.

Wenn es nachts zu kalt ist, braucht es länger,

bis die Temperaturen ansteigen.

Wenn sich Nebel und Hochnebel morgen aufgelöst haben,

scheint die Sonne z.T. strahlend.

An den Alpen bleibt es dagegen bedeckt.

Auch in Norddeutschland

sind die Wolkenfelder eher zäh bei kaum Sonne.

Mit diesem ruhigen, zu Nebel neigenden Hochdruckwetter

geht es bis mindestens Samstag weiter.


heute journal vom 04.11.2020 heute journal from 04.11.2020 heute journal 04.11.2020'den itibaren

Ein Präsident, der vorzeitig seinen Sieg verkündet,

noch bevor genügend Stimmen ausgezählt sind

und von Wahlbetrug spricht:

Das hat es wohl auch noch nicht gegeben

in der amerikanischen Geschichte.

Guten Abend zum heute journal.

Nein, der amtierende Präsident ist noch nicht der Wahlsieger

und wird es womöglich auch nicht.

Es werden noch Millionen Stimmen ausgezählt,

v.a. in den umkämpften Staaten,

auf deren Ausgang es entscheidend ankommt.

Dass das so passieren könnte, dass heute noch nicht feststeht,

wer gewonnen hat, das wurde immer wieder vorhergesagt.

Trotzdem war letzte Nacht die Enttäuschung bei den Demokraten groß.

Viele hatten eben doch

auf einen schnellen Erdrutschsieg von Joe Biden gehofft,

auf eine blaue Welle.

Die ist definitiv ausgeblieben.

Stattdessen ist auch ein erneuter Wahlsieg Donald Trumps

nach wie vor möglich.

Claus Kleber in Washington:

Die Situation jetzt ist eigentlich genau das "Worst-Case-Szenario",

über das wir hier gestern Abend sprachen.

Ein offener Ausgang und ein Amtsträger in Wut.

Und doch gehört zu dem Szenario etwas anderes: bewaffnete Unruhen

von Bürgern, die das Wahlergebnis nicht akzeptieren.

Das haben wir nicht.

Wir haben einen Präsidenten, der das macht,

was er auch als Geschäftsmann gemacht hat.

Er versucht, alle möglichen Mittel auszuschöpfen,

um ein Ergebnis zu finden, das ihm nicht passt.

Wir haben ein Ergebnis bekommen: ein anderes.

Die Idee, dass Donald Trump ein Ausrutscher der Geschichte war,

dass nur viele Leute protestieren wollten, das ist vorbei.

Die Hälfte der amerikanischen Wähler wollen genau diesen Präsidenten.

Diese Politik, diese Art, diese Kultur.

Der Weg von Donald Trump ist Mainstream geworden.

Das wird die Zukunft des Landes bestimmen.

Das ist eine gewichtige Erkenntnis.

Während Trump in die Offensive geht, verfolgt Biden eher

den britischen Ansatz "Keep calm and carry on".

Man brauche Geduld, bis alles ausgezählt ist.

Der erste böse Moment für die Demokraten

kam gegen zwei Uhr nachts unserer Zeit,

als die ersten Zahlen aus Florida kamen.

Da war klar, den erhofften Durchmarsch für Biden

würde es nicht geben.

Schlimmer noch:

Biden schnitt in Florida deutlich schlechter ab als erwartet.

Nicht, dass Florida ein "Blue State" wäre,

ein Staat, mit dem die Demokraten fest rechnen konnte - keinesfalls.

Auch beim letzten Mal ging Florida an Trump.

Aber dass Hillary Clinton 2016 v.a. bei den Latinos rund um Miami

besser abgeschnitten hatte als diesmal Biden,

das war ein Schlag ins Gesicht.

Inzwischen hat sich die Stimmung bei den Demokraten

aber wieder aufgehellt.

Aus den USA: Britta Jäger.

Ratlosigkeit in Michigan.

Auch einen Tag nach der Wahl ist hier noch unklar,

wer das Rennen gemacht hat.

Eine Hängepartie, auf die ganz Amerika blickt.

Wir wissen es einfach nicht.

Das ist wirklich neu für uns alle.

An sowas müssen wir uns erst mal gewöhnen, zurücklehnen und abwarten.

Auch in Pennsylvania wird noch gezählt.

Hier gab es zehnmal so viele Briefwähler

wie bei der letzten Wahl.

Auch Stimmen, die nach dem Wahltag eintreffen,

werden noch gewertet.

Dieser ganze Prozess jetzt, dieser Machtkampf,

wie das alles ausgeht.

Jetzt wissen wir für vier Tage nicht, wer Präsident wird.

Das ist doch total absurd.

In dem hochumkämpften Industriestaat

müssen noch rund eine Million Briefwahlstimmen ausgezählt werden.

Briefwähler haben sich laut Umfragen eher für Joe Biden entschieden.

Für ihn zeichnet sich auch in den Nordstaaten Wisconsin und Michigan

ein leichter Vorsprung ab.

Die Bundestaaten wollen keinen Zweifel daran lassen,

dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Unsere Demokratie wird bei dieser Wahl ohne Frage getestet.

Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sicherzustellen,

dass die Ergebnisse fair sind, das jede Stimme zählt.

Wir sind mit unserem Auszählungsprozess

und seiner Rechtmäßigkeit vertraut.

Wir sind bereit, ihn auch zu verteidigen.

In Pennsylvania oder auch Michigan werde hart daran gearbeitet,

schnell eine halbe Million Stimmen verschwinden zu lassen,

twitterte der Präsident.

Die Plattform versah das mit einem Warnhinweis.

Bei der Briefwahl werde betrogen, behauptet Trump – ohne Belege.

Noch in der Wahlnacht droht er:

Hier wird Betrug an der Nation begangen.

Wir wollen, dass das Gesetz korrekt angewendet wird,

also ziehen wir vor das Oberste Gericht.

Wir wollen, dass die Stimmenabgabe aufhört.

Trump will den Auszählprozess stoppen.

Er fürchtet wohl zu viele Stimmen für Joe Biden

unter den Briefwählern, aber:

Es gibt keine rechtliche Grundlage,

gültige Stimmzettel nicht mehr zu zählen, die bereits vorliegen

und sich einfach zum Sieger zu erklären.

Das ist kein rechtlicher Schritt.

Es gibt auch keine direkte Möglichkeit,

das oberste US-Gericht zu bitten, eine Auszählung zu beenden.

Sollte Trump das Wahlergebnis anfechten,

würden die Demokraten juristisch dagegen ankämpfen,

prophezeit sein Kontrahent.

Wir glauben, dass wir auf einem guten Weg zum Sieg sind.

Wir wussten,

wegen der noch nie dagewesenen Zahl von Briefwahlstimmen

würde es länger dauern.

Es ist noch nicht vorbei, bis jede Stimme ausgezählt ist.

Doch auch wenn dies geschehen ist,

könnte der Kampf ums Weiße Haus weitergehen,

möglicherweise vor Gericht.

Aber erstmal wird landauf, landab weitergezählt

in diesem noch offenen Rennen.

Stand jetzt hat Präsident Donald Trump 213 Wahlmänner

auf seiner Seite, Joe Biden kommt auf 237.

Für den Sieg braucht es 270.

Deshalb kommt es jetzt auf die noch umkämpften Staaten an.

Elmar Theveßen:

Wie sieht es da jetzt im Moment aus, in den entscheidenden Battlegrounds?

Es wird eifrig ausgezählt.

Wir erwarten teilweise heute noch Ergebnisse.

Pennsylvania wird noch einige Tage dauern.

Von Wisconsin wissen wir, dass CNN den Staat Joe Biden zugeordnet hat.

Wenn vier Staaten Joe Biden zugeschlagen werden,

dann hätte er mehr als 270 Wahlmänner.

Trump hat unter nicht-weißen Wählern hinzugewonnen, das ist erstaunlich.

Das muss man auch.

Vor vier Jahren hat er unter den schwarzen etwa 8 % Anteil gehabt.

Jetzt waren es 12 %.

Es ist ihm gelungen, möglicherweise dadurch, dass man ihm

die höhere Wirtschaftskompetenz zutraut.

Auch bei den Latinos hat er mehr Anteile.

Er versucht, zu verhindern, dass die Stimmen weiter ausgezählt werden.

Er wird versuchen, diese Auszählungen hinauszuzögern.

In Wisconsin hatte eine Neuauszählung verlangt.

In Michigan und Pennsylvania verlangte er,

dass die Auszählung gestoppt wird.

Die örtlichen Funktionäre fragen, warum.

Es geht nicht darum, die Auszählung dauerhaft zu verhindern.

Sondern sie hinauszuzögern.

Das öffnet ihm einen Weg.

Die Republikaner könnten dann einfach entscheiden,

dass sie Donald Trump alle Wahlmännerstimmen zuordnen.

Und dann schauen wir nochmal näher auf Pennsylvania,

einer der Staaten, der wahlentscheidend sein kann.

Dort sind aktuell 81 % aller Stimmen ausgezählt.

Trump liegt mit 53,2 % vorne, Biden folgt mit 45,5 %.

Schaut man allerdings auf die Briefwahlstimmen,

so liegt Trump bei nur 20,7 % und sein Herausforderer bei 78,3 %.

Da kann sich also noch etwas drehen.

Katrin Eigendorf ist unsere Reporterin im Pennsylvania,

ist uns von dort aus Montgomery County zugeschaltet.

Gibt es Anzeichen dafür, dass man bereit wäre,

dort das Zählen einzustellen?

Hier wird weiter gezählt.

Es ist zwar so, dass hier vor allem in großen Städten

man nicht so hinterherkommt.

Aber die Stimmen werden weiter ausgezählt.

Das Bild könnte sich durchaus

in den nächsten Stunden zugunsten von Joe Biden verschieben.

Nicht nur viele Briefwahlstimmen sind von Demokraten.

Die Wahlkreise, in denen man mit dem Auszählen nicht hinterherkommt,

sind Städte wie zum Beispiel Philadelphia.

Das sind Hochburgen der Demokraten.

Das Rennen ist hier mathematisch noch offen.

Wenn Biden es noch schaffen würde

und Trump das auch tatsächlich akzeptierte: ein vergifteter Sieg.

Der Senat wird wohl in jedem Fall mehrheitlich republikanisch bleiben?

Ja, das wäre ein großes Handicap.

Wir dürfen nicht übersehen, wie wahnsinnig wichtig es ist,

welcher Mann in diesem Haus da hinten den Ton angibt.

Er bestimmt die Außenpolitik.

Er bestimmt die Verwaltungsmaßnahmen.

Er hätte verhindern können, dass ausgerechnet heute die USA

aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten sind.

Es kommt darauf an, wie man den Ton bei den Rassenunruhen angibt.

Trump sagt, er wolle vor den Supreme Court ziehen?

Das ist nur ein Spieler, der Supreme Court.

Er achtet darauf, dass er nicht in einen Streit hineingezogen wird,

bei dem es um einzelstaatliche Dinge geht.

In allen 50 Staaten gibt es unterschiedliche Regeln,

wie Stimmen gezählt werden, wie sie angenommen werden,

wie Problemfälle behandelt werden.

In allen wichtigen Staaten sind Armeen von Anwälten unterwegs,

um diese Dinge zu klären.

Donald Trump ist zuversichtlich,

dass sein Supreme Court ihm Recht geben wird.

Ich halte das nicht für ausgemacht.

Die Richter haben oft gezeigt, dass sie mit den Parteien, durch die sie

dorthin gekommen sind, nichts zu tun haben wollen.

Kann das bedeuten, dass wir über Wochen

eine Regierungskrise oder Verfassungskrise haben?

Das steht inzwischen so gut wie fest.

Das wird so ähnlich sein wie 2016.

Wir haben einen Player in diesem Spiel, der nicht aufgeben wird.

Es ist eine große Herausforderung an Joe Biden.

In Berlin, Paris oder Brüssel hofft man mehr oder weniger offen darauf,

dass Biden am Ende die Oberhand behält.

Nochmal vier Jahre Trump, mit seiner Unberechenbarkeit, seiner Rhetorik,

seinen Handelskonflikten und Tiraden gegen die NATO

wäre den meisten europäischen Diplomaten ein Graus.

Und manch einer dürfte auch un- angenehm überrascht vom Verlauf sein,

die Prognosen sahen besser aus für Biden.

Und jetzt vielleicht auch noch eine juristische Schlammschlacht

mit offenem Ausgang.

Insofern verwundert es nicht,

wie zumindest die Staatsspitze heute reagiert:

erstmal mit lautem Schweigen.

Andreas Kynast berichtet.

Was zuerst auffällt ist, wer alles nichts sagt heute.

Die Kanzlerin lädt zu keinem Pressestatement ein,

der Außenminister sagt ein geplantes Pressestatement ab,

der Bundespräsident schweigt.

Am Tag nach den US-Wahlen

hat das offizielle Deutschland nichts Offizielles mitzuteilen.

Dabei kommt es nur selten vor, dass eine Stimmenauszählung im Ausland

deutsche Politiker so bewegt.

Ich habe heute schon mehrfach geflucht

und neige immer noch hin und wieder dazu.

Aber ich mahne auch mich selbst, abzuwarten,

das, was ich bei anderen einfordere:

das Ergebnis zu sehen, dann Schlussfolgerungen zu ziehen.

Das muss auch für uns gelten.

Es ist zumindest eine Situation, über die man nachdenken sollte.

Aber geflucht habe ich nicht.

Demokratische Entwicklungen muss man beobachten.

Man ist in den Gefühlen hin- und hergerissen.

Ich bin natürlich klar für einen Wahlsieg von Joe Biden.

Der Bundestag beschließt deutsche Verwaltungsverfahren heute,

lässt aber Washington nie aus dem Auge.

Dass sich Trump vorzeitig zum Wahlsieger erklärt,

ist das "Flur-Thema" des Tages.

Das ist natürlich unmöglich.

Man kann sich nicht mitten in einer Auszählung hinstellen

und sich zum Sieger erklären.

Das verletzt jedes demokratische Gefühl.

Ob Deutschland noch ein Gefühl für die USA hat,

wird oft gefragt, ein bisschen ratlos.

Denn wie beim letzten Mal

hat Berlin Trumps starke Basis stark unterschätzt.

Konkret schlagen wir vor,

mehr Goethe-Institute in den Regionen aufzubauen,

in denen die Anhänger von Donald Trump sitzen

und ein Konsulat im Mittleren Westen einzurichten,

das unsere bisherige Präsenz,

die hauptsächlich an den Küsten der Vereinigten Staaten ist, ergänzt

Wie immer, wenn Deutschland mit den USA fremdelt,

will Deutschland eigenständiger werden

von der mächtigsten Macht der Welt.

Und wie immer streitet Deutschland,

wie mächtig es dann selbst werden muss.

Wir müssen uns sicherheitspolitisch stärken.

Wir brauchen mehr Robustheit,

wenn es um Ausgaben für Verteidigung geht,

aber auch für Sicherheitsfragen.

Die Bundeswehr z.B. muss besser ausgerüstet werden.

Aber sie muss nicht unbedingt ständig aufgerüstet werden.

Einmal, vor vier Jahren, hat Angela Merkel

die Konfrontation in Amerika als schwer erträglich bezeichnet.

Seitdem verkneift sie sich öffentliche Kritik,

aber auch jedes Lob.

Bei der größten Oppositionsfraktion ist es genau andersrum.

Keine Kritik an Trump, nur Lob.

Was wir lernen können von Präsident Trump ist:

Germany first.

Deutsche Interessen, nationale Interessen wieder ernst nehmen.

Das hat nämlich Trump gemacht.

Das würde uns auch gut zu Gesicht stehen.

Die letzte Nacht war keine gute für die meisten Politiker in Berlin

und diese hat erst begonnen.

Die Bundesregierung ist erst mal vorsichtig mit Kommentaren.

Ein ehemaliger Außenminister kann da etwas freier aufschlagen.

Sigmar Gabriel ist uns zugeschaltet.

Guten Abend, Herr Gabriel. Guten Abend, Frau Slomka.

Bevor wir in die Analyse möglicher Folgen

für die Außenpolitik einsteigen, erstmal die Frage:

Was schätzen Sie, wie sich das entwickeln wird

in den nächsten Stunden, Tagen, vielleicht Wochen?

Joe Biden hat gute Chancen, gewählt zu werden.

Dass Donald Trump diese Wahl nicht akzeptieren wird,

hat er seit langer Zeit erklärt.

Er delegitimiert die Briefwahl schon seit Wochen und Monaten.

Trotzdem glaube ich, wird am Ende eine Situation da sein,

dass der neue amerikanische Präsident Joe Biden heißt,

gleichzeitig aber die Republikaner den Senat beherrschen werden.

So, wie das unter Obama auch der Fall war.

Das heißt, Amerika fällt aufgrund der tiefen Spaltung des Landes

für die internationale Politik auf mittlere Sicht einfach aus.

Sie werden in der Welt ihre Rolle als Ordnungsmacht

nicht wahrnehmen können.

Wenn Biden gewinnt, wenn dieses Szenario so eintritt,

und Donald Trump das irgendwann akzeptieren würde oder müsste,

hat er angekündigt, dass er einige Dinge wieder rückgängig machen würde.

Das kann er auch ohne Senat,

z.B. wieder ins Pariser Klimaabkommen einsteigen

oder den Iran-Deal neu gewichten.

Oder wie bewerten Sie diese Aussagen von Biden?

Er kann das leider nicht völkerrechtsverbindlich.

Das war ja das Problem,

dass auch Obama mit "Executive Orders" gearbeitet hat,

weil er sich weder beim Iran-Deal

noch beim Pariser Klimaschutz- abkommen getraut hat,

das durch das Parlament zu bringen,

weil dort eine Blockade, eine Mehrheit der Republikaner, saß.

Sie brauchen die Zustimmung des Senats

bei internationalen Verträgen.

Deswegen konnte Trump per Executive Order auch wieder aussteigen.

Ich vermute eher, dass es zwar ein paar symbolische Aktivitäten

geben wird, aber in der Substanz wird es so sein,

dass die amerikanische Außenpolitik schwach bleibt,

weil das Land so zerrissen ist.

Und deshalb auch der neue Präsident ohne die Rückendeckung

des Abgeordnetenhauses, des Senats v.a. schwer agieren kann.

Sie sagten vor Kurzem sinngemäß:

Mit Joe Biden wird das auch kein Selbstläufer.

An welchem Punkt machen Sie das fest?

Wenn Sie reinschauen in die amerikanische Politik,

dann stellen Sie fest, dass Demokraten und Republikaner

z.B. beim Thema China, bei Russland, bei Nord Stream,

bei Handelsfragen weitgehend einer Meinung sind.

Der eigentliche große Unterschied existiert beim Thema Klimaschutz.

Aber in vielen anderen Fragen

sind im Zweifel die Demokraten sogar noch eine Runde härter.

Die Demokraten sind traditionell protektionistischer.

Joe Biden wird nach der Pandemie

auch erstmal "Jobs-at-home first" machen.

Das heißt, wir werden jemanden haben, der einen großen Vorteil hat

gegenüber Trump: Biden schätzt Allianzen und Partnerschaften.

Er weiß, dass die Vereinigten Staaten im 21. Jh.

alleine nicht viel ausrichten werden.

Deswegen wird es einfacher mit ihm sein, Kompromisse zu erzielen,

weil er eine Allianz mit den Europäern, aber auch mit Japan,

Südkorea und anderen aufrechterhalten will.

Das alles hat Donald Trump für überflüssig erklärt.

Er hat die internationalen Institutionen

mutwillig kaputt gemacht, weil für ihn die Welt eine Arena ist,

bei der die starken Jungs auf der Welt Deals machen

und der Rest muss halt folgen.

Das ist der große Unterschied zwischen Trump und Biden.

Deswegen ist Biden für uns

ein verhandlungsfähigerer amerikanischer Präsident,

aber auch einer, der von uns viel verlangen wird.

Das mit der Kampfarena hatten Sie damals gesagt,

als Sie Donald Trump beim G20-Gipfel auch selbst erlebt hatten.

Nun sind Sie Vorsitzender des transatlantischen Vereins

Atlantik-Brücke, sind beschäftigt nach wie vor

mit den deutsch-amerikanischen Verhältnissen,

die einen schweren Schaden erlitten haben in den letzten vier Jahren.

Bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte hat Trump sogar

sich ganz bewusst Deutschland vorgenommen und hat gesagt:

Die Deutschen, die wollen mich weg haben.

Wie erklären Sie sich, dass sich ein amerikanischer Präsident

im Wahlkampf irgendwo in Pennsylvania speziell auf die Deutschen bezieht?

Sind wir doch so wichtig?

Mich hat das überrascht.

Der amerikanischen Außenpolitik ist schon klar,

dass Deutschland für die Frage,

wie Europa sich gegenüber den Amerikanern aufstellt,

von entscheidender Bedeutung ist.

Wenn man ehrlich ist, dann hat Trump die Wahrheit gesagt.

Die Mehrheit der Deutschen will ihn nicht als Präsidenten haben.

Nur ist das nicht unsere Ent- scheidung und wir müssen akzeptieren

und damit leben, wenn er ein zweites Mal gewählt wird.

Aber hat z.B. mal gesagt: Europa und Deutschland

sei eigentlich schlimmer als China, nur kleiner.

So ein Gebilde wie Europa,

wo 27 Staaten auf Augenhöhe zusammenarbeiten,

wo ein kleines Land wie Malta die gleichen Stimmrechte hat

wie ein großes wie Deutschland, das ist entgegen seines Weltbildes.

Er sieht Europa als einen politischen Gegner an,

weil Europa sich für internationale Verträge,

internationale Institutionen, für die UN,

für die Welthandelsorganisation einsetzt.

Das alles will er nicht.

Eigentlich hat Trump ein ähnliches Weltbild

wie die chinesische und die russische Führung.

Sozusagen die Welt wieder aufzuteilen in Einflusssphären,

so ein bisschen Jalta 2.0 zu spielen.

Das ist das Gegenteil dessen, was Deutschland und Europa will.

Sagt ein früherer Außenminister.

Herr Gabriel, danke Ihnen für das Gespräch

und Ihre Einschätzungen. Gerne.

Das Gespräch haben wir vor einer Stunde aufgezeichnet.

Amerika nach der Wahl und man weiß noch nicht,

wer am Ende im Weißen Haus sitzen wird.

Dazu jetzt ein Kommentar vom Chefredakteur des ZDF, Peter Frey.

Statt des blauen Erdrutschsiegs erleben die Vereinigten Staaten,

erlebt die Welt eine Zitterpartie.

Es ist ein Wahlkrimi – mit einem Präsidenten,

an dem seine Wähler*innen trotz seiner Corona-Politik festhalten,

und einem Herausforderer, der noch alle Chancen,

aber alles andere als Euphorie ausgelöst hat.

Was wir erleben, folgt Trumps Drehbuch.

Seit Wochen polemisiert er gegen die Briefwahl.

Sein bizarrer Auftritt im Weißen Haus zeigt das bekannte Muster:

angreifen, verunsichern, zerstören.

Da ist der Mann, der wie ein Kind einfach nicht verlieren kann.

Und der populistische Politiker,

der die politischen Institutionen und Regeln nicht respektiert,

koste es, was es wolle.

Doch Trumps Wutausbruch scheint abzuprallen

an einem ruhig arbeitenden Wahlsystem.

Im Moment gibt es keine Anzeichen dafür,

dass Wahlstimmen unter den Tisch fallen und manipuliert wird.

Wahlen in Amerika sind immer nervenaufreibend, kompliziert,

anstrengend, aber die Demokratie funktioniert,

einschließlich der Gerichte, die Trump jetzt anrufen will.

Für die Demokraten ist die Wahl eine Enttäuschung.

Nur gegen Trump zu sein, genügte nicht.

Wie 2016 gilt: Trump und seine Wähler sind ein Rätsel

für viele Medien und Umfrageinstitute.

Dabei konnte der Präsident sogar neue Wählerschichten erobern:

Frauen, Latinos, Schwarze.

Die Eliten in den Städten verstehen weiter nicht,

was sich auf dem Land abspielt.

Und die Menschen auf dem Land

verachten die urbane, globalisierte Lebensweise.

Die USA sind ein Land mit zwei Realitäten, tief zerrissen.

Es braucht dringend Versöhnung, aufeinander zugehen,

eine Verständigung auf die Regeln der Demokratie.

Donald Trump hat heute einmal mehr gezeigt,

dass er das nicht will.

Joe Biden würde

ein nach den lauten Trump-Jahren erschöpftes Amerika beruhigen.

Ob er die Kraft hat, das Land wieder zusammen zu bringen,

müsste Präsident Biden erst noch beweisen.

Peter Frey kommentierte.

Joe Biden sagte,

er hofft, dass er das Land vereinen könne, wenn er Präsident ist.

Das ist dann wieder die vereinigten Staaten von Amerika sind.

Zuerst zur Corona-Situation.

Die Zahl der registrierten Neuinfektionen in Deutschland

ist weiter auf hohem Niveau.

Die Gesundheitsämter übermittelten dem Robert Koch-Institut

17.214 neue Infektionen binnen 24 Stunden.

In den vergangenen sieben Tagen haben sich im Schnitt

täglich 16.240 Menschen neu mit dem Virus angesteckt.

Gestern lag die Zahl bei 17.050.

Nach dem Anschlag von Wien mit vier Todesopfern

gehen die Ermittler weiter von einem Einzeltäter aus.

Das hätten Augenzeugenberichte und Videos der Tat ergeben.

Unterdessen ist eine politische Diskussion darüber entbrannt,

wie es überhaupt zu dem Attentat kommen konnte.

Bundeskanzler Kurz kritisierte die frühzeitige Entlassung des Täters

aus dem Gefängnis.

Innenminister Nehammer will eine Untersuchungskommission

zur Arbeit des österreichischen Verfassungsschutzes einsetzen.

Der umstrittene Castor-Transport ist ohne Zwischenfälle

am stillgelegten Kernkraftwerk im hessischen Biblis angekommen.

Am Morgen erreichten die sechs Castoren,

gesichert von mehreren Tausend Polizisten, ihr vorläufiges Ziel.

Der Atommüll soll so lange in Biblis deponiert werden,

bis ein Endlager bereit steht.

In der Nacht hatten Atomkraftgegner friedlich demonstriert.

Der Hurrikan "Eta" ist über Teile von Mittelamerika hinweg gefegt.

Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

In Honduras und Nicaragua gab es große Schäden.

Zehntausende Küstenbewohner waren in Sicherheit gebracht worden.

Die Windgeschwindigkeiten erreichten in Spitzen bis zu 225 km/h.

Und jetzt zur Börse und damit auch noch einmal zur US-Wahl

und der Frage, wie die Finanzmärkte auf diese Situation reagieren,

Frank Bethmann.

Anders als zunächst gedacht.

So eine politische Hängepartie war das Szenario,

was die Märkte eigentlich am wenigsten wollten.

Doch die Kurse fielen heute nicht etwa.

Nein, das Gegenteil ist der Fall.

Sowohl an der Wall Street

als auch an der technologie- orientierten NASDAQ

jetzt am Abend deutliche Kursgewinne.

Zuvor bereits ein ganz ähnliches Bild im deutschen Handel.

Der DAX mit einem Plus von fast 2 %.

Die Börsianer muss man nicht immer verstehen.

Heute jedoch folgen die Kurse einer einfachen Logik.

Wenn man nicht nur auf die Frage verengt,

wer wird der nächste US-Präsident,

sondern auf die sich abzeichnenden Mehrheitsverhältnisse

im Kongress schaut, dann wird klar:

Keiner, weder Biden noch Trump, wird künftig wohl durchregieren können.

Und das heißt für die Finanzmärkte erst einmal:

Die unter Trump gesenkten Steuern dürften niedrig bleiben.

Und eine stärkere Regulierung des Technologie- oder Energiesektors

wird es voraussichtlich nicht geben.

Heute sorgte das für ordentlich Rückenwind,

doch schon morgen könnte das wieder anders aussehen.

Denn ein blockierter Kongress bedeutet wohl auch,

kein Konjunkturpaket in Billionenhöhe.

Das aber benötigt die US-Wirtschaft dringend.

Frank Bethmann, vielen Dank.

Und noch die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Das war's von uns.

Amerikas Schicksalswahl widmet sich gleich nach dem Wetter

auch ein auslandsjournal spezial,

mit aktuellen Reportagen und Analysen,

vor allem aus den letzten umkämpften Staaten.

Und unser heute journal update gibt es dann um 0.10 Uhr

mit Wulf Schmiese.

Und hier übernehmen morgen Abend

Christian Sievers und Kay-Sölve Richter, auf Wiedersehen.

Vielleicht haben Sie gestern auch einen Regenbogen gesehen.

Dafür darf die Sonne nicht zu hoch stehen,

wie hier gestern Abend in der Südeifel.

Damit wir einen Regenbogen sehen,

brauchen wir unbedingt auch Regenwolken.

Davon gibt's nur wenige, denn das Hoch "Ramesh"

weitet sich von Großbritannien nach Mitteleuropa aus.

Dann streifen Regenwolken nur den äußersten Norden Deutschlands.

Kein Regen fällt in dieser Nacht.

Dafür bildet sich z.T. dichter Nebel mit nur geringen Sichtweiten.

Etwas dichter sind die Wolken am Alpenrand.

Auch über Norddeutschland ziehen einige Wolken bei Westwind.

Nicht nur der dichte Nebel macht die Nacht gefährlich,

sondern auch die Temperaturen:

Es droht z.T. Bodenfrost, damit Glätte auf den Straßen.

Wenn es nachts zu kalt ist, braucht es länger,

bis die Temperaturen ansteigen.

Wenn sich Nebel und Hochnebel morgen aufgelöst haben,

scheint die Sonne z.T. strahlend.

An den Alpen bleibt es dagegen bedeckt.

Auch in Norddeutschland

sind die Wolkenfelder eher zäh bei kaum Sonne.

Mit diesem ruhigen, zu Nebel neigenden Hochdruckwetter

geht es bis mindestens Samstag weiter.