Rauchen aufhören – Ben kämpft mit seiner Nikotin-Sucht
Rauchen aufhören – Ben kämpft mit seiner Nikotin-Sucht | reporter
Ben: Jetzt grade ist es echt ekelhaft.
Ey Ben!
B: Richtig dämlich.
Ich muss euch was gestehen: Ich bin seit 17 Jahren Raucher.
Und…
... wie jeder andere Raucher, habe ich schon tausendmal versucht, weniger zu rauchen.
Ich rauche so ungefähr ‘ne Packung am Tag.
Es hat aber nie funktioniert.
Und deshalb hab‘ ich mir jetzt überlegt, ich will komplett radikal aufhören von einem auf den anderen Tag.
Und weil sozialer Druck ja immer ganz gut ist, um sowas einzuhalten, nehme ich euch dabei mit.
Weil das ja nicht so einfach ist mit dem aufhören, suche ich mir jetzt professionelle Hilfe bei ‘nem Lungenfacharzt, der so professionelle Rauchentwöhnung macht.
Aber bevor wir da reingehen, erstmal fertigrauchen.
*Musik*
Dr. Franzen: Die Lunge ist frei.
So und jetzt bitte einmal tief einatmen.
Meine Güte, 4 cm Atem-Verschieblichkeit hat Ihr Brustkorb.
Das ist völlig normal.
Bei fortgeschrittenen Rauchern schrumpft diese Fähigkeit, sich zu dehnen, von 4 cm auf 2, 3.
Und dann bewegt sich gar nichts mehr.
Gut, Ihr Blutdruck 137 zu 86.
Ist eine Spur zu hoch.
Puls 77.
Das ist normal.
Haben Sie sich selber schon mal beschäftigt damit, wie Sie aufhören möchten?
B: Also meine Erfahrung, ich hab's ja schon zwei- oder dreimal auch für einen längeren Zeitraum hingekriegt, war das einigermaßen radikal: ‘Ne letzte Zigarette rauchen und dann ist Feierabend.
Dr.: Letztlich ist das Langzeitkonzept, was man haben will: Jeder Tag, den Sie nicht rauchen, ist ein gewonnener Tag.
Und Sie merken, dass Ihre Leistung sukzessiv sich bessert.
Und, vielleicht, ist es das, was wir heute mal austesten.
Wir machen mal ein Belastungs-EKG.
Sie tragen dabei eine Maske auf dem Gesicht.
Und wir messen den Sauerstoffaustausch.
Wir sehen also Ihre Leistung bis ins Detail.
Und wenn Sie aufhören und sehen, dass das besser wird, dann ist das vielleicht noch eine zusätzliche Motivation.
Ist ja schon ganz erstaunlich, was Sie machen.
An der Sauerstoffkurve sieht man jetzt, dass Sie so langsam an Ihrem Ende angekommen sind.
Ehrlich gesagt, sie müssten es schon erreicht haben.
Das Blaue ist die Sauerstoffaufnahme, das Rote ist die Kohlendioxidabgabe.
Und wenn die Kurven sich kreuzen, dann heißt das zu Deutsch, man produziert mehr Säure, als man Sauerstoff aufnimmt.
Man wird sauer.
Das sieht bei Ihnen so aus, aber treten Sie ruhig weiter.
Die Ermüdung dürfte jetzt kommen, haben Sie gut gemacht.
Es ist alles in Ordnung.
B: Das lief doch jetzt besser als gedacht.
Also ich hätte eigentlich gedacht, dass man das meiner Lunge, meinem Blutdruck und so irgendwie mehr anmerkt, dass ich rauche.
Aber es ist grundsätzlich auch irgendwie einigermaßen beruhigend, zu wissen: Offenbar hab‘ ich mir mit dem Rauchen noch nicht so sehr geschadet, dass es sich halt auch nicht mehr lohnt, aufzuhören.
Mike: Ich laufe.
B: Du läufst?
Das heißt, jetzt wird's ernst, ja?
Ja, also, wir haben uns jetzt hier mal ein hübsches Örtchen gesucht, um die letzte Zigarette zu rauchen.
Eigentlich soll man das glaub‘ ich nicht so zelebrieren, aber, ich mein‘, ich hab‘ 17 Jahre geraucht, ne.
Irgendwie muss man dem Ganzen ja auch so ‘nen vernünftigen Schlusspunkt geben.
Und jetzt ist‘s soweit.
Das Geile ist gar nicht das Rauchen an sich, sondern das Schlimme ist, wenn man dann nicht raucht.
So, keine Ahnung… Manche Zigaretten sind auch echt gut.
Die nach dem Essen werde ich mega vermissen.
Oder die halt irgendwie zum Bierchen oder sowas.
Aber ich hab‘ halt einfach keinen Bock, irgendwie an Lungenkrebs zu krepieren.
So!
Und deshalb ist nach dem Ding hier Schluss.
*Musik*
Ich genieße jetzt noch die letzten Züge.
Finito.
Not funny.
Es ist jetzt 6 Stunden, nachdem ich die letzte Zigarette geraucht habe.
Ich muss sagen, ich bin ein bisschen edgy drauf.
Es ist nicht so, dass ich jetzt denke, ich sterbe, wenn ich keine Zigarette rauche.
Aber ich bin einigermaßen leicht reizbar, kann man sagen.
So, jetzt gehen wir mal was trinken.
Ich bin gespannt, gleich mit 'nem Bier zusammen, wird das bestimmt nicht besser.
M: Und wie is‘?
B: Beschissen.
Nee, ist nicht schön.
Ich bin ein bisschen, ein bisschen...
Nee, ich bin sehr on edge.
Ich will rauchen.
Ich will einfach rauchen.
Es ist auch so absurd, weil ich hab‘ so das Gefühl: Warum mache ich mich gerade so unfrei?
Warum rauch‘ ich nicht einfach?
Eigentlich ist die Unfreiheit auch, von den Dingern abhängig zu sein.
Noah: Das stimmt.
Es ist halt teuer auch.
Ist halt richtig teuer.
B: Ich hab – hab‘ es ausgerechnet.
Ich habe über 30.000 Euro ausgegeben.
N: Oh okay. Wow!
Okay das ist krass.
B: Mike!
Mike: Ja?
B: Gib mir 'ne Zigarette jetzt.
M: Nein.
B: Doch.
M: Nein.
B: Doch.
M: Nein
B: Dann sind wir nicht mehr befreundet.
Dann nehm‘ ich zurück, was ich auf deiner Hochzeit gesagt habe.
Alle: Boaaah! Okay, Woow!
M: Hey, hey, hey, Ben!
N: Was haten jetzt alle so gegen's Rauchen eigentlich?
M: Marspet! Los!
Marspet: Alter, er ist zu stark, ich kann nichts tun.
Tobias: Was wirst du da morgen darüber denken?
B: Ich wird‘ mich morgen dafür hassen.
Richtig dämlich.
Aber gut.
Das war jetzt ein Rückschlag.
Gestern Abend geraucht, aber heute... hab‘ ich trotzdem nicht vor, zu rauchen.
Also, ich will das weiter durchziehen.
Heute Abend bin ich auf 'nem Polterabend von 'nem Bekannten eingeladen.
Da rauchen aber, glaub‘ ich, nicht so viele Leute.
So, der Polterabend ist rum, beziehungsweise, ich gehe jetzt nach Hause.
Ich habe nicht geraucht.
Ich habe mir mit Fischerfreunden geholfen, bisschen Kaugummis gekaut und mehr gegessen, glaub‘ ich, als ich sonst gegessen hätte.
Aber so alles in allem: Dadurch dass da nicht so viele Leute geraucht haben, war das jetzt auch gar nicht so schwierig, das irgendwie durchzuhalten.
Also: Tag 1 ist geschafft.
Tag 3.
Höhepunkt des körperlichen Entzugs, würd‘ ich sagen.
Ab heute Nacht quasi, also wenn die drei Tage voll sind, ist das komplette Nikotin aus meinem Körper abgebaut.
So und ab dann wird es natürlich... sozusagen… wird der körperliche Entzug immer nur noch besser, weil es länger her ist, dass Nikotin drin war.
Aber jetzt gerade ist es echt ekelhaft.
Also, es ist so...
Es fühlt sich so an, als hatte man Durst.
Für jemanden, der das noch nie empfunden hat.
So ein bisschen wie Durst oder, wenn wie man die Luft anhält und so dieses Gefühl kriegt, also nicht das Gefühl zu ersticken, aber das Gefühl: „Mir fehlt der Sauerstoff im Körper.“
Also, ne...
Wie so ein Prickeln im ganzen Körper.
So ist es ungefähr mit dem Nikotin auch.
Das macht einen völlig wahnsinnig.
Und man wird so ganz verkrampft.
Und die Gedanken kreisen eigentlich nur ums Rauchen.
Ich glaub, ich geh jetzt mal ein bisschen Sport machen.
So, ich war jetzt gerade beim Sport.
Und tatsächlich ist es nach dem Sport viel, viel besser.
Also, sich so auspowern, hat total geholfen.
Ich hab‘ gar nicht mehr das Gefühl, dringend eine rauchen zu wollen.
Es ist immer noch so, dass ich irgendwie immer wieder denke, also so vergesse, dass ich nicht mehr rauche.
Dann so denke: Ach so, auf dem Weg kannst du ja jetzt eine rauchen.
Und dann denke ich: Nein, nein, wart‘ mal, du rauchst ja gar nicht mehr.
Also, es ist noch so total in der Gewohnheit drin.
Aber den Schmacht hab ich jetzt gut im Griff.
Da hat der Sport total geholfen.
Ja, also nicht mehr viel von Tag 3, was ich noch schaffen muss.
Und ich glaub, dann wird's nur noch besser.
Drückt mir die Daumen!
Ich bin jetzt tatsächlich eine Woche lang rauchfrei.
Und das klappt auch mittlerweile ganz gut.
Also ich hab auf jeden Fall keine körperlichen Beschwerden mehr.
So, ne?
Nicht mehr so diesen Schmacht, den ich beschrieben hab.
Das Rauchen aufhören ist geschafft.
Jetzt kommt das viel Schwierigere: das Nicht-Wieder-Anfangen.
Tag 23.
Ich könnt‘ jetzt eigentlich sagen: drei Wochen rauchfrei.
Aber das stimmt nicht.
Ich bin gestern Abend tatsächlich rückfällig geworden.
Ich war auf ‘nem Geburtstag von ‘ner Freundin.
Und dann haben da alle geraucht, und irgendwie hatte ich total Bock.
Und ja irgendwann hab ich's dann einfach gemacht.
Und im ersten Moment war's auch total geil – um ehrlich zu sein.
Also, das Nikotin hat mich total weggeflasht.
Und irgendwie, ja, also ich mein', wenn man seine Sucht erfüllt, fühlt sich das halt gut an.
Aber es hat nicht mal bis zum Ende der Zigarette gedauert und dann hat's sich irgendwie ekelig angefühlt.
Ich hab's da im Prinzip schon bereut.
Und ich bereue es jetzt natürlich noch mehr.
Ja, keine Ahnung.
Ich hoffe, dass das jetzt nicht alles zunichte gemacht hat.
Ich bin mal gespannt, wie ich mich so die nächsten Tage fühle.
*Musik*
Jetzt ist Tag 27.
Ich hab‘ tatsächlich jetzt nicht mehr geraucht seit meinem Rückfall am Sonntag.
Hab‘ aber tatsächlich gemerkt: Die drei Tage danach hatte ich wieder Entzugserscheinungen.
Und das hat mir irgendwie auch gezeigt: Es gibt keine Ausnahmen, ne?
Also, ich muss das komplett durchziehen.
Und sobald ich eine rauche, bin ich da irgendwie wieder voll drin.
Na ja, die vier Wochen sind rum auf jeden Fall.
Und wir sind jetzt wieder bei Herrn Dr. Franzen.
Und ich werde mich noch mal testen lassen.
*Musik*
Dr.: Man merkt, dass insgesamt die Dinge runtergefahren werden.
Vor dem… unter dem Rauchen hatten Sie eher eine hohe Herzfrequenz, über 80.
Jetzt sind Sie bei 77.
Da wird noch mehr kommen.
Und dadurch haben Sie viel mehr Reserven.
Also das ist definitiv positiv zu werten.
Sie können sehr zufrieden sein.
B: Vier Wochen fast nicht geraucht.
Und ja...
Ich muss sagen: In den ersten Tagen war das ganz schön hart.
Also man muss wirklich irgendwie die ersten drei, vier Tage überstehen.
Das ist richtig, richtig bitter.
Und sich da irgendwie ablenken.
Aber dann wird das immer besser.
Und dann merkt man auch: Das lohnt sich.
Selbst, wenn es vorher Zigaretten gab, ja, die man, irgendwie, genießt, die man jetzt auch vermisst.
Aber es lohnt sich, auf diese Zigaretten zu verzichten, wenn man dafür diese ganzen Scheiß-Zigaretten, die man zwischendurch raucht, nicht rauchen muss.
Und insofern: Ich bleibe dabei.
Ich bleib' Nichtraucher.
Und für mich hat sich das Ganze gelohnt.
Habt ihr Erfahrung mit dem Rauchen?
Was haltet ihr vom Rauchen?
Schreibt mir das in die Kommentare.
Und, wenn ihr noch mehr über das Thema Rauchen erfahren wollt, dann schaut mal die Reportage vom Y-Kollektiv an, die ist sehr gut.
Und mich würde es freuen, wenn ihr uns ein Abo dalassen würdet.
Dann sehen wir uns beim nächsten Mal!