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Der Mann im Nebel, Gustav Falke, 15 - 3. Buch, Kapitel 9 - 13

15 - 3. Buch, Kapitel 9 - 13

9.

Im Rantumer Krug waren Gäste eingekehrt. Moiken hatte alle Hände voll zu tun, als auch Randers nach einer langen Dünenwanderung etwas ermüdet eintrat. Im Gastzimmer sassen ein paar Männer von Rantum beim Kaffeepunsch; im Hinterzimmer, der guten Stube mit den weichen Polstermöbeln, sass eine Dame vor einem Teller mit Spiegeleiern.

Randersens erster Gedanke war: Spiegeleier? Sieh, darauf hättest du auch Appetit.

Aber dann nahm ihn natürlich die Dame ganz in Anspruch. Eine Fremde? Um diese Zeit?

Er stand ein paar Sekunden unschlüssig in der Tür, zwischen den beiden Zimmern. Er sah sich nach den Kaffeepunschtrinkern um.

Das war ja Jens Petersen Dirks.

"Tag, Herr Dirks!" Er sagte das so laut, dass die Dame, die nach einem flüchtigen Blick auf ihn ihre ganze Aufmerksamkeit wieder den Eiern zugewandt hatte, ihn verwundert ansah.

Moiken kam aus der Küche mit einem Teller voll Butterbrot für die Rantumer.

"Sagen Sie mal, kann man Spiegeleier bekommen?" fragte er, lauter als notwendig war.

Er ging händereibend auf sie zu und trat auf, als ob er kalte Füsse hätte.

Er setzte sich an einen freien Tisch, stand aber gleich wieder auf.

"Wollen Sie mir's da hineinbringen, Moiken?" Er ging ins andere Zimmer.

"Gnädiges Fräulein erlauben?" Er schnarrte wie ein Leutnant, machte zwei kurze schnelle Verbeugungen und liess sich an einem Nebentisch nieder.

Die Dame sagte nichts, warf nur einen kurzen, forschenden Blick zu ihm hinüber.

"Warm heute draussen, gnädiges Fräulein." Es klang beinah hastig.

Sie hatte gerad ein Stückchen Brot in den Mund geschoben und konnte nicht gleich antworten, als Moiken hereintrat und ihm etwas ins Ohr sagte.

Randers sprang sofort auf.

"Ach, ich bitte um Entschuldigung. Das wusste ich nicht," schnarrte er. "Bitte sehr, ich habe kein Recht, Sie hier zu vertreiben," sagte die Fremde. Aber Randers zog sich mit einer Verbeugung ins andere Zimmer zurück.

"Wer ist denn das?" fragte er Moiken.

Moiken setzte sich einen Augenblick ihm gegenüber.

Sie zuckte mit den Achseln.

"Von Wenningstedt. Sie sagte, ob wir nicht ein Zimmer hätten, wo sie allein essen könnte." "Schon lange hier?" "Halbe Stunde vielleicht." "Will sie noch weiter?" Moiken wusste das nicht.

Randers ass seine Eier und horchte auf jedes Geräusch im Nebenzimmer. Jetzt legte sie die Gabel hin. Jetzt klirrte etwas an ihr Glas. Sie schenkte sich ein.—

Ich habe nicht das Recht, Sie zu vertreiben. Eine Stimme hatte das Frauenzimmer. Er war ein Narr, dass er nicht geblieben war.

Wenn er sich den Ton ihrer Worte zurückrief, so schien ihm etwas von einer versteckten Aufforderung zum Bleiben darin zu liegen.

Er winkte Moiken heran.

"Wo wohnt sie in Wenningstedt?" Moiken wusste von nichts.

"Können Sie nicht mal fragen?" Moiken antwortete nicht darauf.

Randers begann eine laute Unterhaltung mit den Rantumern. Sie schrieen sich an, als sässen sie weit getrennt.

Nach fünf Minuten wurde vom andern Zimmer aus die Tür zugemacht. Die Rantumer achteten nicht darauf, aber Randers lief rot an. Es war ihm die ganze Zeit schon selbst aufgefallen, wie laut er sich benahm, aber ein gewisser Trotz, oder war es Nervosität, hatte ihn dabei beharren lassen.

Jetzt ärgerte er sich. Was wird sie von dir denken?

Aber dann lächelte er.

Was liegt dir daran? Wer ist sie? Hatte sie ein graues Kleid an oder ein braunes? Hatte sie eigentlich einen Hut auf? Du weisst gar nichts von ihr, nicht einmal ob sie hübsche Augen hat. Nur die Tatsache, dass sie Dame ist, eine Fremde, etwas in einem Sinne also Geheimnisvolles, genügt, dich so aufzuregen.

"Moiken, soll ich eine Zigarre haben," schrie er von seinem Sitze aus in die Küche hinein, deren Tür Moiken immer offen liess. "Ja, gleich, nehmen Sie man," klang es zurück. Er ging an das Büffet, nahm eine Zigarre aus dem Kistchen, von den leichten; er brauchte drei Streichhölzchen, bis sie endlich brannte.

Die Rantumer erhoben sich geräuschvoll und gingen.

Gott sei Dank! Nun war er allein. Ob sie auch bald gehen würde? Das wollte er abwarten, auf jeden Fall, und wenn er eine Stunde warten sollte.

Auf einmal hatte er einen Einfall. Er ging mit der brennenden Zigarre ins Nebenzimmer.

"Gnädiges Fräulein gestatten?" Sie war ein klein wenig verwirrt in die Höhe gefahren. Vielleicht hatte sie geruht; in der Sofaecke? Gelesen? Geschlummert?

Sie hatte grosse dunkle Augen und war blond.

Das sah Randers flüchtig, als er an die grosse Wandkarte vom alten Sylt, die hier aufgehängt war, herantrat. Er tat, als suche er etwas auf der Karte, während hinter ihm mit dem Zeitungsblatt geknittert wurde; ungeduldig, nervös, wie es ihm schien.

Er hatte Zeit. Aber er konnte doch nicht eine Viertelstunde vor der Karte stehen bleiben.

"Die Unterhaltung wurde Ihnen wohl zu lärmend, gnädiges Fräulein," sagte er, sich umwendend. "Die Leute sind es hier nicht anders gewohnt. Man spricht sehr laut hier." "Ja, das merkte ich schon." "Gnädiges Fräulein sind schon lange auf der Insel?" "Seit ein paar Tagen." "Gnädiges Fräulein gestatten?" Er zog einen Stuhl heran.

Sie sagte nicht ja und nicht nein, und er setzte sich.

"Sie wohnen in Westerland?" "Westerland? Nein." Sie war verdammt einsilbig, und ihre Blicke gingen wiederholt nach der Tür. Jetzt schlug sie gar mit der Gabel laut ans Glas.

"Sie befehlen?" Er sprang auf. Aber Moiken trat schon ein.

"Was bin ich schuldig?" fragte die Fremde.

Randers war taktvoll genug, sich wieder an die Wandkarte zurückzuziehen.

Er war blutrot und ärgerte sich.

Er war gehörig abgeblitzt.

Was jetzt?

Er musste bleiben, bis sie ging. Er konnte doch nicht jetzt aus dem Zimmer gehen. Er setzte sich an den Nebentisch und sah in die Zeitung.

Die Fremde hatte sich erhoben und liess sich von Moiken den Regenmantel umlegen.

"Famose Figur," dachte Randers, über die Zeitung hinwegsehend. "Donnerwetter! Und diese stolze Anmut, diese Sicherheit." Moiken, die ihm gerade bis an die Schulter reichte, reichte der Fremden eben bis an die Nasenspitze.

Randers stand auf.

Mit diesem königlichen Wuchs musste er sich messen.

Er ging hart hinter ihr vorbei ans Fenster. Sie war fast so gross wie er. Ein ganz leichter Blumenduft ging von ihr aus. War es Veilchen oder Maiblume?

Ihr Haar, im Nacken leicht gekräuselt, war ganz goldig, da gerade die Sonne drauf fiel.

Draussen auf dem Holzhaufen im Hof spielten ein paar junge Kätzchen. Immer lag das weisse nach kurzem Kampfe auf dem Rücken. Das gefleckte kugelte es mit einem Schlag seines kleinen Pfötchens in den Sand. Dem konnte Randers sonst lange zusehen. Auch jetzt amüsierten ihn die Kätzchen, trotzdem er mit seinen Gedanken nur bei der schönen Fremden war, deren Regenmantel hinter seinem Rücken rauschte.

Als die Fremde ging, mit einer stummen, kaum merklichen Neigung des Kopfes, folgte er ihr nicht gleich vor die Tür. Er sah ihr einen Augenblick aus dem Fenster des Gastzimmers nach, wie sie langsam den Wiesenweg an die Watten herunterging und rechts um das Haus hin verschwand.

Dann erst trat er vor die Haustüre, ging denselben Weg, blieb stehen, sah ihr nach, kehrte langsam wieder um und schlug den Weg in die Dünen ein.

10.

Randers ging am Aussenstrand.

Ob sie nach der Bake will? Dann triffst du sie.

Oder auch nicht.

Eigentlich hätte er ihr nachgehen sollen. Sie hatte doch nicht allein das Recht, an der Wattenseite zu gehen.

Warum war er ihr nicht nachgegangen? Er war doch sonst nicht änglichst in solchen Sachen. Warum gerade jetzt?

Er kletterte zweimal auf die Dünen hinauf und hielt Rundschau. Aber keine Spur von einer Dame. Ein paar Dünenschafe jagte er auf, das war alles.

Du bist ein Narr!

Vielleicht ist sie längst wieder auf dem Rückweg.

Aber er lief doch bis Hörnum Odde, ganz bis an die äusserste Spitze. Er war tatsächlich schon im Laufen. Der glatte Strandsand bot während der Ebbe dem Fussgänger keine Schwierigkeit. Aber Randers wurde doch warm. Er nahm seine Mütze ab und sah dabei, dass sie schon recht schmutzig war; sie war so schön weiss gewesen, leuchtend.

"Das geht doch nicht," sagte er laut. Er setzte die Mütze wieder auf, schob sie ganz in den Nacken und stapfte weiter.

Der Sand ward tiefer, und Randers musste "storchen", dabei schlenkerte er mit seinen langen Armen, als wäre er besonders unternehmungslustig. Er dachte aber nur, ob er sich nicht heute Nachmittag schon in Westerland eine neue Mütze kaufen solle. Ja, das wollte er!

Der Entschluss schien ihn zu beruhigen. Er schlenkerte nicht mehr so heftig mit den Armen. Und dann begann er zu singen.

"Winterstürme wichen dem Wonnemond." Als er nach Rantum zurückkehrte, hörte er, die Dame sei nach einer halben Stunde wieder vorbei gekommen, in die Dünen hineingegangen und wäre wahrscheinlich am Strand nach Wenningstedt zurückgegangen.

Randers lächelte kaum merklich. Dumm, dachte er. Aber er war doch nicht so sehr ärgerlich. Nur etwas müde war er geworden und beschloss infolgedessen, die Mütze erst morgen zu kaufen.

Er betrachtete die alte noch einmal, zeigte sie Moiken und meinte:

"Was sagen Sie zu der Mütze?" Moiken wusste nicht, was er wollte.

"Ist sie nicht schon recht schmutzig?" fragte er.

"Die ist noch lange gut," meinte Moiken. Randers setzte die Mütze auf, zog das Sturmband unters Kinn und trat vor den kleinen Wandspiegel. Er drehte den Kopf wie ein eitles Frauenzimmer.

"Ach nee," sagte er, "das geht nicht!" Er warf die Mütze auf den Tisch und setzte sich vor die Suppe, die Moiken ihm aufgetragen hatte. Er ass in der Regel im Krug zu Mittag.

Moiken setzte sich zu ihm. Sie roch nach Kaffeepunsch, den ihr ein Gast gespendet hatte.

Randers war heute empfindlich, mochte diesen Kaffeepunschatem nicht. Ihr breites, gutes Gesicht mit den vollen, sinnlichen Lippen kam ihm gewöhnlicher als sonst vor:

"Willst du dich nicht 'n bisschen schlafen legen?" fragte er.

Er duzte sie oft.

"Schlafen?" fragte sie verwundert.

"Du hast ja Punsch getrunken." Sie lachte laut auf.

"Ach, das tut mir nichts." "Du trinkst wohl oft mal so einen heimlichen?" "Sie glauben auch wohl." "Na, na!" "Aber was ich sage!" Sie war wirklich entrüstet.

Er lachte gutmütig.

"Lass gut sein. Ich scherz ja nur." Nach dem Essen konnte er sich nicht enthalten, ihr rundes Gesicht, das wirklich ein wenig glühte, zwischen beide Hände zu nehmen.

Sie wehrte sich, aber es half ihr nichts, ihr Kopf sass wie zwischen dem Schraubstock.

"Wie 'n Backofen," sagte er und bog ihr den widerstrebenden Kopf nach hinten. "Jetzt bekommst du einen Kuss, Moiken," sagte er. Aber es wurden zwei.

11.

Ausleben, nicht absterben!

Randers kaufte beim Gärtner in Westerland ein paar rote Astern und stellte sie wieder oben hinauf, ins Fremdenzimmer. Er lächelte dabei, ein wenig spöttisch:

"Ob sie wohl kommen wird?" Aber es ward aus dem Lächeln doch zuletzt ein befriedigtes Schmunzeln.

Es war ja auch auf seinem Programm. Das Bauer war fertig, den Vogel musste er noch fangen. Aber einen Wildvogel. Ein verstecktes Dünennest, und der Sturm darüber hin. Und ab und zu ein Ausflug zu zweien.

Auf seinen einsamen Wanderungen durch die Dünenwildnis ging sie neben ihm, das Weib seiner Sehnsucht. Im Sand des umschäumten Strandes lag sie an seiner Seite, und ihre Gedanken waren seine Gedanken. Und wenn er sich abends müde in das Dunkel seines Blockhauses hineintappte, und dann die Lampe aufflammte, ward er wieder munter in der Stille dieser vier einsamen Wände, die ihm mit der Eindringlichkeit stummen Fragens immer auf das eine zurückwiesen: Wo bleibt sie?

War es denn wirklich nur Freiheitsdrang, Einsamkeitsliebe, was ihn in die Wildnis getrieben hatte? War es nicht vielleicht eine besondere Art Verrücktheit von Erotomanie, die ihn dieses ganze Phantasiegebäude von Dünen- und Blockhausromantik um das "Weib" hatte aufbauen lassen, das Weib, wie er es träumte, und wie es nicht da war auf dieser Welt? 12.

Der Himmel war wolkenlos, nur am Horizont war eine leichte, milchige Trübung. Das Meer war stahlblau und nur schwach bewegt. Es war völlige Windstille. Ruhig, in breiten, schaumlosen Wellen hob sich die Flut. Erst dicht vor dem Strand setzten die Wellen ihre weissen Mützen auf, ohne die sie ihm nie einen Besuch machten.

Es war gegen Mittag, Randers lag auf der Terrasse des roten Kliffs und war ärgerlich, trotz der schönen neuen weissen Mütze. Etwas auch gerade infolge dieser Mütze. Er log sich nie auf die Dauer etwas vor, gestand sich mit der Zeit alle seine Schwächen ein. Er wusste auch jetzt ganz gut, dass er ohne jene spiegeleieressende Fremde noch heute mit der alten schmutzigen Mütze herumliefe.

Und nun hatte er wieder dieser Fremden wegen einen weiten Weg vergeblich gemacht.

Nein, das konnte er nicht sagen. Ganz vergeblich nicht. Er hatte in Wenningstedt erfahren, wo sie wohnte, wie sie hiess, woher sie war, und wohin sie heute morgen gegangen war.

Und vor allem—sie hatte auf unbestimmte Zeit Wohnung genommen und durchblicken lassen, dass sich ihr Aufenthalt möglicherweise bis Mai oder gar Juni verlängern könne. Sie wolle nach ihrem Gefallen leben und frei sein. Daher war sie vor der Saison gekommen. Auf vier Wochen hatte sie erst einmal fest gemietet.

So viel Grund hatte Randers, zufrieden zu sein, aber der eine Umstand, dass er ihr nach Kämpen, bis zum Leuchtturm, nachgelaufen war und sie wieder verfehlt hatte, stimmte ihn augenblicklich ärgerlich. Die Insel war doch verdammt gross, wenn es galt, jemand "zufällig" zu treffen. Es könnte ganz gut ein Vierteljahr vergehen, während dessen sie immer zwischen den Dünen hinter einander herliefen, um einander herum, nur durch einen Sandhügel getrennt, ohne sich zu treffen. Beide störten vielleicht dieselbe Schafherde aus ihrer Verdauungsruhe. Der Hase, den er aufscheuchte, jagte ihr vielleicht hinter der nächsten Düne einen Schrecken ein. Ja, das war alles möglich.

Der Gedanke machte ihn ganz nervös. Er würde sie nie treffen, wenn er nicht heute in Wenningstedt bliebe, in ihrem Hotel übernachtete und sich ihr morgen beim Frühstückskaffee vorstellte.

Fräulein Lorenzen aus Tönning. Randers war in Tönning bekannt. Da war der reiche Weinhändler Lorenzen. Aber der hatte nur verheiratete Töchter. Vielleicht eine Nichte von ihm. Der Weinhändler hatte einen Bruder in Hamburg, einen Reeder.

Randers war geneigt, die Dame für Fräulein Lorenzen aus Hamburg zu halten. Jedenfalls reiche Reederstochter, Senatorstochter. Patrizierblut. Alter Hanseatenadel.

Randers lag in der Sonne und ärgerte sich. Er lag auf dem Rücken, die Mütze übers Gesicht gezogen, so dass er nur eben unter dem Schirm auf den rötlich flammenden Sand blinzeln konnte. Alle Augenblicke nahm er eine Handvoll Sand und warf sie über den Rand der Terrasse in die Luft. Dann wälzte er sich auf die Seite, liess den feinen blitzenden Sand durch die hohle Rechte auf den Rücken der linken Hand rieseln, mit unendlicher Ausdauer und finsteren Mienen. Plötzlich nahm er ganze Hände voll Sand und warf sie über die Terrasse in die Tiefe, immer mehr, immer schneller, der grosse Junge, der er war.

13.

Randers hatte im Hotel zu Mittag gegessen und schlürfte seinen Kaffee auf der Veranda, als er hinter sich im Speisesaal ihre Stimme hörte. Sie beklagte sich beim Wirt halb ärgerlich, halb belustigt, dass sie sich umkleiden müsse. Irgend jemand hätte sie vom rotem Kliff herab mit Sand förmlich überschüttet.

Randers war betrübt, entsetzt. Er unterdrückte einen Fluch.

Er horchte, aber er verstand nichts weiter. Gut. Sie ging wenigstens.

Er wollte den Wirt rufen und zahlen. Aber der würde ihm natürlich die grosse Neuigkeit erzählen. Fräulein Lorenzen mit Sand bombardiert! Was sollte er dazu sagen, für ein Gesicht machen? Er würde sich verraten, sie erführe es, und es wäre aus, alles aus! Adieu!

Er schwang sich über die niedere Brüstung der Veranda und lief in die Heide hinaus.


15 - 3. Buch, Kapitel 9 - 13

9.

Im Rantumer Krug waren Gäste eingekehrt. Moiken hatte alle Hände voll zu tun, als auch Randers nach einer langen Dünenwanderung etwas ermüdet eintrat. Im Gastzimmer sassen ein paar Männer von Rantum beim Kaffeepunsch; im Hinterzimmer, der guten Stube mit den weichen Polstermöbeln, sass eine Dame vor einem Teller mit Spiegeleiern.

Randersens erster Gedanke war: Spiegeleier? Sieh, darauf hättest du auch Appetit.

Aber dann nahm ihn natürlich die Dame ganz in Anspruch. Eine Fremde? Um diese Zeit?

Er stand ein paar Sekunden unschlüssig in der Tür, zwischen den beiden Zimmern. Er sah sich nach den Kaffeepunschtrinkern um.

Das war ja Jens Petersen Dirks.

"Tag, Herr Dirks!" Er sagte das so laut, dass die Dame, die nach einem flüchtigen Blick auf ihn ihre ganze Aufmerksamkeit wieder den Eiern zugewandt hatte, ihn verwundert ansah.

Moiken kam aus der Küche mit einem Teller voll Butterbrot für die Rantumer.

"Sagen Sie mal, kann man Spiegeleier bekommen?" fragte er, lauter als notwendig war.

Er ging händereibend auf sie zu und trat auf, als ob er kalte Füsse hätte.

Er setzte sich an einen freien Tisch, stand aber gleich wieder auf.

"Wollen Sie mir's da hineinbringen, Moiken?" Er ging ins andere Zimmer.

"Gnädiges Fräulein erlauben?" Er schnarrte wie ein Leutnant, machte zwei kurze schnelle Verbeugungen und liess sich an einem Nebentisch nieder.

Die Dame sagte nichts, warf nur einen kurzen, forschenden Blick zu ihm hinüber.

"Warm heute draussen, gnädiges Fräulein." Es klang beinah hastig.

Sie hatte gerad ein Stückchen Brot in den Mund geschoben und konnte nicht gleich antworten, als Moiken hereintrat und ihm etwas ins Ohr sagte.

Randers sprang sofort auf.

"Ach, ich bitte um Entschuldigung. Das wusste ich nicht," schnarrte er. "Bitte sehr, ich habe kein Recht, Sie hier zu vertreiben," sagte die Fremde. Aber Randers zog sich mit einer Verbeugung ins andere Zimmer zurück.

"Wer ist denn das?" fragte er Moiken.

Moiken setzte sich einen Augenblick ihm gegenüber.

Sie zuckte mit den Achseln.

"Von Wenningstedt. Sie sagte, ob wir nicht ein Zimmer hätten, wo sie allein essen könnte." "Schon lange hier?" "Halbe Stunde vielleicht." "Will sie noch weiter?" Moiken wusste das nicht.

Randers ass seine Eier und horchte auf jedes Geräusch im Nebenzimmer. Jetzt legte sie die Gabel hin. Jetzt klirrte etwas an ihr Glas. Sie schenkte sich ein.—

Ich habe nicht das Recht, Sie zu vertreiben. Eine Stimme hatte das Frauenzimmer. Er war ein Narr, dass er nicht geblieben war.

Wenn er sich den Ton ihrer Worte zurückrief, so schien ihm etwas von einer versteckten Aufforderung zum Bleiben darin zu liegen.

Er winkte Moiken heran.

"Wo wohnt sie in Wenningstedt?" Moiken wusste von nichts.

"Können Sie nicht mal fragen?" Moiken antwortete nicht darauf.

Randers begann eine laute Unterhaltung mit den Rantumern. Sie schrieen sich an, als sässen sie weit getrennt.

Nach fünf Minuten wurde vom andern Zimmer aus die Tür zugemacht. Die Rantumer achteten nicht darauf, aber Randers lief rot an. Es war ihm die ganze Zeit schon selbst aufgefallen, wie laut er sich benahm, aber ein gewisser Trotz, oder war es Nervosität, hatte ihn dabei beharren lassen.

Jetzt ärgerte er sich. Was wird sie von dir denken?

Aber dann lächelte er.

Was liegt dir daran? Wer ist sie? Hatte sie ein graues Kleid an oder ein braunes? Hatte sie eigentlich einen Hut auf? Du weisst gar nichts von ihr, nicht einmal ob sie hübsche Augen hat. Nur die Tatsache, dass sie Dame ist, eine Fremde, etwas in einem Sinne also Geheimnisvolles, genügt, dich so aufzuregen.

"Moiken, soll ich eine Zigarre haben," schrie er von seinem Sitze aus in die Küche hinein, deren Tür Moiken immer offen liess. "Ja, gleich, nehmen Sie man," klang es zurück. Er ging an das Büffet, nahm eine Zigarre aus dem Kistchen, von den leichten; er brauchte drei Streichhölzchen, bis sie endlich brannte.

Die Rantumer erhoben sich geräuschvoll und gingen.

Gott sei Dank! Nun war er allein. Ob sie auch bald gehen würde? Das wollte er abwarten, auf jeden Fall, und wenn er eine Stunde warten sollte.

Auf einmal hatte er einen Einfall. Er ging mit der brennenden Zigarre ins Nebenzimmer.

"Gnädiges Fräulein gestatten?" Sie war ein klein wenig verwirrt in die Höhe gefahren. Vielleicht hatte sie geruht; in der Sofaecke? Gelesen? Geschlummert?

Sie hatte grosse dunkle Augen und war blond.

Das sah Randers flüchtig, als er an die grosse Wandkarte vom alten Sylt, die hier aufgehängt war, herantrat. Er tat, als suche er etwas auf der Karte, während hinter ihm mit dem Zeitungsblatt geknittert wurde; ungeduldig, nervös, wie es ihm schien.

Er hatte Zeit. Aber er konnte doch nicht eine Viertelstunde vor der Karte stehen bleiben.

"Die Unterhaltung wurde Ihnen wohl zu lärmend, gnädiges Fräulein," sagte er, sich umwendend. "Die Leute sind es hier nicht anders gewohnt. Man spricht sehr laut hier." "Ja, das merkte ich schon." "Gnädiges Fräulein sind schon lange auf der Insel?" "Seit ein paar Tagen." "Gnädiges Fräulein gestatten?" Er zog einen Stuhl heran.

Sie sagte nicht ja und nicht nein, und er setzte sich.

"Sie wohnen in Westerland?" "Westerland? Nein." Sie war verdammt einsilbig, und ihre Blicke gingen wiederholt nach der Tür. Jetzt schlug sie gar mit der Gabel laut ans Glas.

"Sie befehlen?" Er sprang auf. Aber Moiken trat schon ein.

"Was bin ich schuldig?" fragte die Fremde.

Randers war taktvoll genug, sich wieder an die Wandkarte zurückzuziehen.

Er war blutrot und ärgerte sich.

Er war gehörig abgeblitzt.

Was jetzt?

Er musste bleiben, bis sie ging. Er konnte doch nicht jetzt aus dem Zimmer gehen. Er setzte sich an den Nebentisch und sah in die Zeitung.

Die Fremde hatte sich erhoben und liess sich von Moiken den Regenmantel umlegen.

"Famose Figur," dachte Randers, über die Zeitung hinwegsehend. "Donnerwetter! Und diese stolze Anmut, diese Sicherheit." Moiken, die ihm gerade bis an die Schulter reichte, reichte der Fremden eben bis an die Nasenspitze.

Randers stand auf.

Mit diesem königlichen Wuchs musste er sich messen.

Er ging hart hinter ihr vorbei ans Fenster. Sie war fast so gross wie er. Ein ganz leichter Blumenduft ging von ihr aus. War es Veilchen oder Maiblume?

Ihr Haar, im Nacken leicht gekräuselt, war ganz goldig, da gerade die Sonne drauf fiel.

Draussen auf dem Holzhaufen im Hof spielten ein paar junge Kätzchen. Immer lag das weisse nach kurzem Kampfe auf dem Rücken. Das gefleckte kugelte es mit einem Schlag seines kleinen Pfötchens in den Sand. Dem konnte Randers sonst lange zusehen. Auch jetzt amüsierten ihn die Kätzchen, trotzdem er mit seinen Gedanken nur bei der schönen Fremden war, deren Regenmantel hinter seinem Rücken rauschte.

Als die Fremde ging, mit einer stummen, kaum merklichen Neigung des Kopfes, folgte er ihr nicht gleich vor die Tür. Er sah ihr einen Augenblick aus dem Fenster des Gastzimmers nach, wie sie langsam den Wiesenweg an die Watten herunterging und rechts um das Haus hin verschwand.

Dann erst trat er vor die Haustüre, ging denselben Weg, blieb stehen, sah ihr nach, kehrte langsam wieder um und schlug den Weg in die Dünen ein.

10.

Randers ging am Aussenstrand.

Ob sie nach der Bake will? Dann triffst du sie.

Oder auch nicht.

Eigentlich hätte er ihr nachgehen sollen. Sie hatte doch nicht allein das Recht, an der Wattenseite zu gehen.

Warum war er ihr nicht nachgegangen? Er war doch sonst nicht änglichst in solchen Sachen. Warum gerade jetzt?

Er kletterte zweimal auf die Dünen hinauf und hielt Rundschau. Aber keine Spur von einer Dame. Ein paar Dünenschafe jagte er auf, das war alles.

Du bist ein Narr!

Vielleicht ist sie längst wieder auf dem Rückweg.

Aber er lief doch bis Hörnum Odde, ganz bis an die äusserste Spitze. Er war tatsächlich schon im Laufen. Der glatte Strandsand bot während der Ebbe dem Fussgänger keine Schwierigkeit. Aber Randers wurde doch warm. Er nahm seine Mütze ab und sah dabei, dass sie schon recht schmutzig war; sie war so schön weiss gewesen, leuchtend.

"Das geht doch nicht," sagte er laut. Er setzte die Mütze wieder auf, schob sie ganz in den Nacken und stapfte weiter.

Der Sand ward tiefer, und Randers musste "storchen", dabei schlenkerte er mit seinen langen Armen, als wäre er besonders unternehmungslustig. Er dachte aber nur, ob er sich nicht heute Nachmittag schon in Westerland eine neue Mütze kaufen solle. Ja, das wollte er!

Der Entschluss schien ihn zu beruhigen. Er schlenkerte nicht mehr so heftig mit den Armen. Und dann begann er zu singen.

"Winterstürme wichen dem Wonnemond." Als er nach Rantum zurückkehrte, hörte er, die Dame sei nach einer halben Stunde wieder vorbei gekommen, in die Dünen hineingegangen und wäre wahrscheinlich am Strand nach Wenningstedt zurückgegangen.

Randers lächelte kaum merklich. Dumm, dachte er. Aber er war doch nicht so sehr ärgerlich. Nur etwas müde war er geworden und beschloss infolgedessen, die Mütze erst morgen zu kaufen.

Er betrachtete die alte noch einmal, zeigte sie Moiken und meinte:

"Was sagen Sie zu der Mütze?" Moiken wusste nicht, was er wollte.

"Ist sie nicht schon recht schmutzig?" fragte er.

"Die ist noch lange gut," meinte Moiken. Randers setzte die Mütze auf, zog das Sturmband unters Kinn und trat vor den kleinen Wandspiegel. Er drehte den Kopf wie ein eitles Frauenzimmer.

"Ach nee," sagte er, "das geht nicht!" Er warf die Mütze auf den Tisch und setzte sich vor die Suppe, die Moiken ihm aufgetragen hatte. Er ass in der Regel im Krug zu Mittag.

Moiken setzte sich zu ihm. Sie roch nach Kaffeepunsch, den ihr ein Gast gespendet hatte.

Randers war heute empfindlich, mochte diesen Kaffeepunschatem nicht. Ihr breites, gutes Gesicht mit den vollen, sinnlichen Lippen kam ihm gewöhnlicher als sonst vor:

"Willst du dich nicht 'n bisschen schlafen legen?" fragte er.

Er duzte sie oft.

"Schlafen?" fragte sie verwundert.

"Du hast ja Punsch getrunken." Sie lachte laut auf.

"Ach, das tut mir nichts." "Du trinkst wohl oft mal so einen heimlichen?" "Sie glauben auch wohl." "Na, na!" "Aber was ich sage!" Sie war wirklich entrüstet.

Er lachte gutmütig.

"Lass gut sein. Ich scherz ja nur." Nach dem Essen konnte er sich nicht enthalten, ihr rundes Gesicht, das wirklich ein wenig glühte, zwischen beide Hände zu nehmen.

Sie wehrte sich, aber es half ihr nichts, ihr Kopf sass wie zwischen dem Schraubstock.

"Wie 'n Backofen," sagte er und bog ihr den widerstrebenden Kopf nach hinten. "Jetzt bekommst du einen Kuss, Moiken," sagte er. Aber es wurden zwei.

11.

Ausleben, nicht absterben!

Randers kaufte beim Gärtner in Westerland ein paar rote Astern und stellte sie wieder oben hinauf, ins Fremdenzimmer. Er lächelte dabei, ein wenig spöttisch:

"Ob sie wohl kommen wird?" Aber es ward aus dem Lächeln doch zuletzt ein befriedigtes Schmunzeln.

Es war ja auch auf seinem Programm. Das Bauer war fertig, den Vogel musste er noch fangen. Aber einen Wildvogel. Ein verstecktes Dünennest, und der Sturm darüber hin. Und ab und zu ein Ausflug zu zweien.

Auf seinen einsamen Wanderungen durch die Dünenwildnis ging sie neben ihm, das Weib seiner Sehnsucht. Im Sand des umschäumten Strandes lag sie an seiner Seite, und ihre Gedanken waren seine Gedanken. Und wenn er sich abends müde in das Dunkel seines Blockhauses hineintappte, und dann die Lampe aufflammte, ward er wieder munter in der Stille dieser vier einsamen Wände, die ihm mit der Eindringlichkeit stummen Fragens immer auf das eine zurückwiesen: Wo bleibt sie?

War es denn wirklich nur Freiheitsdrang, Einsamkeitsliebe, was ihn in die Wildnis getrieben hatte? War es nicht vielleicht eine besondere Art Verrücktheit von Erotomanie, die ihn dieses ganze Phantasiegebäude von Dünen- und Blockhausromantik um das "Weib" hatte aufbauen lassen, das Weib, wie er es träumte, und wie es nicht da war auf dieser Welt? 12.

Der Himmel war wolkenlos, nur am Horizont war eine leichte, milchige Trübung. Das Meer war stahlblau und nur schwach bewegt. Es war völlige Windstille. Ruhig, in breiten, schaumlosen Wellen hob sich die Flut. Erst dicht vor dem Strand setzten die Wellen ihre weissen Mützen auf, ohne die sie ihm nie einen Besuch machten.

Es war gegen Mittag, Randers lag auf der Terrasse des roten Kliffs und war ärgerlich, trotz der schönen neuen weissen Mütze. Etwas auch gerade infolge dieser Mütze. Er log sich nie auf die Dauer etwas vor, gestand sich mit der Zeit alle seine Schwächen ein. Er wusste auch jetzt ganz gut, dass er ohne jene spiegeleieressende Fremde noch heute mit der alten schmutzigen Mütze herumliefe.

Und nun hatte er wieder dieser Fremden wegen einen weiten Weg vergeblich gemacht.

Nein, das konnte er nicht sagen. Ganz vergeblich nicht. Er hatte in Wenningstedt erfahren, wo sie wohnte, wie sie hiess, woher sie war, und wohin sie heute morgen gegangen war.

Und vor allem—sie hatte auf unbestimmte Zeit Wohnung genommen und durchblicken lassen, dass sich ihr Aufenthalt möglicherweise bis Mai oder gar Juni verlängern könne. Sie wolle nach ihrem Gefallen leben und frei sein. Daher war sie vor der Saison gekommen. Auf vier Wochen hatte sie erst einmal fest gemietet.

So viel Grund hatte Randers, zufrieden zu sein, aber der eine Umstand, dass er ihr nach Kämpen, bis zum Leuchtturm, nachgelaufen war und sie wieder verfehlt hatte, stimmte ihn augenblicklich ärgerlich. Die Insel war doch verdammt gross, wenn es galt, jemand "zufällig" zu treffen. Es könnte ganz gut ein Vierteljahr vergehen, während dessen sie immer zwischen den Dünen hinter einander herliefen, um einander herum, nur durch einen Sandhügel getrennt, ohne sich zu treffen. Beide störten vielleicht dieselbe Schafherde aus ihrer Verdauungsruhe. Der Hase, den er aufscheuchte, jagte ihr vielleicht hinter der nächsten Düne einen Schrecken ein. Ja, das war alles möglich.

Der Gedanke machte ihn ganz nervös. Er würde sie nie treffen, wenn er nicht heute in Wenningstedt bliebe, in ihrem Hotel übernachtete und sich ihr morgen beim Frühstückskaffee vorstellte.

Fräulein Lorenzen aus Tönning. Randers war in Tönning bekannt. Da war der reiche Weinhändler Lorenzen. Aber der hatte nur verheiratete Töchter. Vielleicht eine Nichte von ihm. Der Weinhändler hatte einen Bruder in Hamburg, einen Reeder.

Randers war geneigt, die Dame für Fräulein Lorenzen aus Hamburg zu halten. Jedenfalls reiche Reederstochter, Senatorstochter. Patrizierblut. Alter Hanseatenadel.

Randers lag in der Sonne und ärgerte sich. Er lag auf dem Rücken, die Mütze übers Gesicht gezogen, so dass er nur eben unter dem Schirm auf den rötlich flammenden Sand blinzeln konnte. Alle Augenblicke nahm er eine Handvoll Sand und warf sie über den Rand der Terrasse in die Luft. Dann wälzte er sich auf die Seite, liess den feinen blitzenden Sand durch die hohle Rechte auf den Rücken der linken Hand rieseln, mit unendlicher Ausdauer und finsteren Mienen. Plötzlich nahm er ganze Hände voll Sand und warf sie über die Terrasse in die Tiefe, immer mehr, immer schneller, der grosse Junge, der er war.

13.

Randers hatte im Hotel zu Mittag gegessen und schlürfte seinen Kaffee auf der Veranda, als er hinter sich im Speisesaal ihre Stimme hörte. Sie beklagte sich beim Wirt halb ärgerlich, halb belustigt, dass sie sich umkleiden müsse. Irgend jemand hätte sie vom rotem Kliff herab mit Sand förmlich überschüttet.

Randers war betrübt, entsetzt. Er unterdrückte einen Fluch.

Er horchte, aber er verstand nichts weiter. Gut. Sie ging wenigstens.

Er wollte den Wirt rufen und zahlen. Aber der würde ihm natürlich die grosse Neuigkeit erzählen. Fräulein Lorenzen mit Sand bombardiert! Was sollte er dazu sagen, für ein Gesicht machen? Er würde sich verraten, sie erführe es, und es wäre aus, alles aus! Adieu!

Er schwang sich über die niedere Brüstung der Veranda und lief in die Heide hinaus.