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Der Mann im Nebel, Gustav Falke, 10 - 2. Buch, Kapitel 9 - 13

10 - 2. Buch, Kapitel 9 - 13

9.

Es war der dritte Regentag. Aber es regnete nicht mehr so anhaltend. Nur hin und wieder fielen kurze Regenschauer. Aber es war kühl und windig, und zerrissene Wolkenfetzen jagten am Himmel hin, wie Flüchtlinge eines zersprengten Heeres.

"Was ist das Leben? All dieses Leben nach aussen hin, welche Befriedigung gewährt es zuletzt?" sagte Randers. "Ist nicht alles so verzweifelt farblos, öde, wenn wir nicht etwas Farbe hinzutun—aus unsern innern Farbtöpfen, etwas Goldschaum dran wenden, einen bunten Schleier darüber decken?" Fides sass am Flügel, die Hände in dem Schoss, mit dem Rücken gegen das Instrument.

"Die Philosophie eines Träumers, die nur Traumfrüchte pflücken wird. Wie wollen Sie sich ein Leben zimmern, ein Haus bauen? In Luftschlössern kann man doch nicht wohnen." "Oho, gewiss kann man das! Leben wir nicht alle in Luftschlössern? Unser eigenstes, höchstes und feinstes Leben—" "Ich bin praktischer," unterbrach sie ihn lachend, "ich halte es mit der Wirklichkeit. Ich lobe mir die Realitäten. Wünsche und Träume haben wir ja alle. Aber wir suchen und wollen doch ihre Verwirklichung." "Wenn sie sich aber nicht verwirklichen lassen?" "Dann resigniert man eben." "Oder begnügt sich mit dem Traum der Erfüllung." "Das versteh ich nicht." "Was Sie nicht in der Wirklichkeit besitzen können Sie doch im Traum besitzen, in der Einbildung." "Um nachher doppelt enttäuscht zu werden?" Er zuckte die Achseln.

"Man muss Philosoph oder Dichter sein, um leben zu können," sagte er. "Oder Eroberer." Er sah sie gross an.

"Wenn einem aber hierzu die Kraft fehlt?" "Dann muss man nicht auf Eroberungen ausgehen und sich an der Philosophie genügen lassen." "Also." Eine Pause, die sie mit ein paar Läufen ausfüllte.

"Im Besitz liegt das Glück doch nicht," stiess er hervor. "Aber man will doch schliesslich besitzen." "Glück ist Sehnsucht, Erfüllung ist Tod." "Ist das von Ihnen?" "Wie so?" "Das klingt wie aus einem Gedicht." "Wie ist es zum Beispiel mit der Liebe?" rief er, warm geworden und auf ihre Bemerkung nicht eingehend.

"Sie meinen, die hört mit dem Besitz auf?" fragte sie.

"Ja." "Sprechen Sie aus Erfahrung?" Sie lachte ein wenig spöttisch und überlegen, als wüsste sie das besser. Und er lachte auch. Was sollte er darauf antworten?

"Ausnahmen gebe ich ja zu," sagte er. "Also doch." "Die Liebe kennt überhaupt keine Regeln, sie kennt nur Ausnahmen." "Also Streit um des Kaisers Bart." "Sie haben recht. Spielen Sie mir lieber noch etwas Chopin. Oder den Totentanz." "Ihr ewiger Totentanz." Sie präludierte ein paar kurze Takte und spielte Webers "Aufforderung zum Tanz". Er schüttelte missbilligend den Kopf.

Er liebte diese Musik nicht. Er erhob sich leise und trat in die offene Verandatür und sah in den windbewegten Park hinaus.

Ob sie es gemerkt hatte?

Sie hielt mitten im Stück auf.

"Es ist nichts," sagte sie. "Ich mag heute nicht spielen." 10.

Der nächste Tag war ein Sonntag.

Ob er mit in die Kirche wolle?

Ja.

Er sah, dass seine Bereitwilligkeit sie etwas in Erstaunen setzte, obgleich sie kein Wort darüber verlor.

Sie musste ihn natürlich für einen Freigeist halten, für einen Religionsverächter. Darüber musste er sie doch gelegentlich aufklären. Da machte sie sich ein ganz falsches Bild von ihm. Glaubte sie, er wäre aus so grobem Stoff, wie diese "aufgeklärten" Leute, die an dem Einmaleins und der Entdeckung der Bazillen genug haben, und glauben, sie hätten jetzt den lieben Gott aus der Welt hinausgerechnet und hinausexperimentiert? Den Weg zum Christentum freilich fände er wohl nicht wieder zurück. Aber das Göttliche vermochte er doch nicht zu leugnen. Was ihm, dem Doktor Philosophiae Henning Randers, ausreichte, genügte deshalb noch lange nicht für Claus Piepenbrink. Claus musste etwas Greifbares in die Hand bekommen, ein Seil, woran er sich längs tasten konnte. Und dieses Seil war die christliche Religion, dieses Seil drehte ihm die Kirche. Und nun gar ein Weib ohne Religion! Natürlich liebte er nicht die Betschwestern. Aber er hasste diese "aufgeklärten," wissenschaftlichen, bebrillten Blaustrümpfe. Und das war seine innerste Ansicht von der Sache und seine festgegründete Überzeugung, nicht etwa eine augenblickliche, sentimentale Wallung, veranlasst durch die Tatsache, dass Fides die Kirche besuchte.

Er war durchaus unabhängig von Fides, wenn er auch die Wahrheit seiner Ansichten nie so empfunden hatte, wie jetzt, wo sie neben ihm im Kirchenstuhl sass, mit gleichmässiger, stiller Aufmerksamkeit der Predigt folgte und unbekümmert um seine Anwesenheit laut und innig die Choräle mitsang.

Sie schob ihm dabei ihr Gesangbuch etwas zu, und er mischte schüchtern seine harte, modulationslose Stimme in ihre tiefen Glocken. Und es war ihm, als trüge sie ihn, wie ihre Stimme seine Stimme trug. Als hätte sie ihn an der Hand gefasst, als fühlte er eine treue, sichere Hand, die ihn einen ruhigen, sonntäglich schönen Weg führte, dorthin, wo Friede war und Glück und Wunschlosigkeit und Dankbarkeit, das kindliche Gefühl der Geborgenheit. Und er sang zuletzt ganz laut und tapfer die schlichten, innigen Verse des alten Paul Fleming mit.

Lass dich nur ja nichts dauern Mit Trauern! Sei stille! Wie Gott es fügt, So sei vergnügt, Mein Wille.

Was willst du heute sorgen Auf morgen? Der Eine Steht allem für; Der gibt auch dir Das deine.

Sei nur in allem Handeln Ohn Wandeln, Steh feste! Was Gott beschleusst, Das ist und heisst Das Beste.

Und als sie aufsahen und ihre Blicke sich trafen, wunderte er sich, dass diese junge Dame neben ihm die Komtesse Fides Bruckner war. Ihm war, als hätte er sie schon jahrelang gekannt, so nah waren sie sich durch diesen gemeinsamen Gesang gekommen. Es war ein ruhiges Gefühl der Zugehörigkeit, wie zwischen Bruder und Schwester.

Dies war der schönste Tag, der ihm seit Jahren geschenkt worden war. Er trug nachher ihr Gesangbuch und behielt es auch während der ganzen Rückfahrt, und er hielt es zärtlich wie einen geliebten Gegenstand.

Das war der schönste Tag!

11.

Randers wollte abreisen und blieb, wollte wieder abreisen und blieb, bis es ihm eines Tages schwer aufs Herz fiel: Wie wirst du dich von all diesem trennen können?

Das ist es, was du dir unter einer Ehe denkst, dies harmonische Nebeneinander, Miteinander, ohne Verpflichtungen. Aber auf die Dauer geht so etwas nicht ohne Standesamt. Und das ist eine Unmöglichkeit!

Es kamen Briefe aus Hamburg, die ihn neckten und welche, die ihn beneideten. Und er antwortete mit ernsthaften und langen Auseinandersetzungen über die Ehe, eine Ehe, auf die sich nur ein ganz vorurteilsloses, aristokratisches Weib einlassen würde. Er glaube dieses Weib in Fides gefunden zu haben, aber er dächte zu aristokratisch, um ihr eine Mesalliance zuzumuten. Und so wie sich eine wirkliche Gefahr zeige, würde er abreisen.

Und Gerdsen schrieb:

"Die Ehe, die Sie wollen, ist keine Ehe, liebster Doktor. Ich würde noch mehr Worte darüber verlieren, wenn mir irgendwie über den Ausgang Ihrer jetzigen kleinen 'Episode' bange wäre. Übrigens wissen Sie, dass ich Ihre Aristokratismen nicht teile. Ein bisschen bürgerliche Auffrischung kann dem Adel nur gut sein. Aber ob Sie der sind, von dem eine Auffrischung zu erwarten ist, daran darf ich wohl in aller Freundschaft zweifeln.

"Ich wünsche Ihnen ein gesundes Verhältnis mit einem Bauernmädel. Ich würde Sie gerne auf lange Zeit in irgend eine ländliche, urbäuerliche Einsamkeit verbannen, oder meinetwegen zwischen Ihre geliebten norwegischen Schären, damit die Natur Sie einmal derb beim Wickel nähme und Ihre ganze platonische Phantasieerotik mit kräftigem Besen auskehrte.

"Nichts für ungut. Aber ich musste es mal sagen, obgleich es nichts nützt. Sie müssen nun so verbraucht werden." "Sie haben recht," schrieb Randers zurück, "Es ist alles Unsinn! Ich werde überhaupt nicht heiraten." 12.

"Was haben Sie denn da?" fragte Fides, als Randers mit einigen beschriebenen Blättern in der Hand eintrat, froh, Fides allein zu finden.

"Sie haben mich neulich mit meinem Blockhaus ausgelacht," sagte er. "Hier ist es." "Das da?" "Ja, ich habe es heute Nacht aufgezimmert, und ich bin neugierig, wie es Ihnen gefallen wird." "Da bin ich doch auch neugierig." "Ich finde es übrigens gar nicht hübsch von Ihnen," setzte sie scherzend hinzu, "dass Sie immer noch an Ihrem Blockhaus festhalten. Es gefällt Ihnen hier bei uns also nicht so gut, dass Sie es vergessen könnten." "Oh," sagte er betroffen. "Doch! ich bitte! Es ist so schön bei Ihnen. Und dann ist es ja nur eine Idee, eine fixe Idee. Es wird ja nie etwas daraus werden." "Ich gönnte es Ihnen schon, damit Sie gründlich von Ihrer Romantik geheilt würden." Er lachte.

Und dann bat er sie, in sein Blockhaus einzutreten, und sie legte sich mit einem gespannten Ausdruck, halb neugierig, halb belustigt, in ihren Stuhl zurück und hörte ihm zu.

"Ein Blockhaus, halb vergraben unter den Sandwehen des Novembersturmes, in dem wilden Lister Dünengebirge." Der Grossstadt entronnen, fallen mit mir drei phantastisch wilde Gesellen in die hellerleuchtete Hütte ein, und wir richten uns bei überfliessendem Nord-Nordgrog in der Winterwildnis ein.

Und ich bin der Herr im Hause!

Und schliesslich werfe ich sie alle hinaus. Denn ich erwarte andern Besuch. Eine Künstlerin, nicht dem Beruf nach, sondern in ihrer eigensten, inneren Natur.

Der äusseren Konvenienz fragt sie nicht nach; aber die trennende Schranke schafft sie sich durch die eigenstolze Natur.

Der Bechsteinsche Flügel steht schon bereit; unsere drei Zimmer sind mit dichten Damastdecken ausgelegt; kein Schritt ist auf den dunklen Teppichen hörbar. Mattes Ampellicht. Ich habe einen Samowar besorgt; die Behaglichkeit des dampfenden Kessels soll uns nicht fehlen.

Was werden wir lesen? Ich habe Turgenjeff verschrieben: sie erinnert in ihrer stolzen Selbstherrlichkeit an russische Frauengestalten! Und dann spielen und singen wir! Keine Miniaturlieder. Sentimentalitäten sind verbannt! Franz Schubert, einiges wenige von Schumann, die Norweger, Grieg vor allem, und dann Löwes unvergleichliche Balladen "Herr Olaf" und "Edward". Wie das wohl über die Heide klingen wird:

Dein Schwert wie ist's von Blut so rot, Dein Schwert wie ist's von Blut so rot, Edward! Edward!

Und dazu die messerscharfen, schneidenden Akkorde der Verzweiflung, die jagende Sechzehntelfigur der Begleitung, die sich schliesslich immer mehr verdichtet, bis sie wie zu einem höllischen Furientanze zusammenwächst.

Das sind Lieder, wie sie der novembersturmgepeitschten Nordseewelle gemäss sind.

Wir lesen, wir spielen, wir wandern, wir schweigen auch viel, schweigen, und ich greife hin und wieder einen halbverlorenen phantastischen Akkord.

Der Sturmwind heult und rüttelt an den verschlossenen Läden.

Jeweilig ist das Schweigen so sonderbar zwischen uns, so beredt, zu beredt fast, so dass wir zu reden beginnen.

Wie denken Sie über Rebekka West? So hat sie ihr langes Zusammenleben mit Rosmer doch zur Liebe geführt!

Ihre Lippen zucken verächtlich.

Dass Rebekka liebt, dass sie zu lieben vermeint, ist nichts weiter, wie das Gefühl der Schuld, das Rosmer gegenüber auf ihr lastet! Von dem Gefühl der früheren Gewissenlosigkeit gepeinigt, täuscht sie sich über sich selbst. Ein Glück, dass sie in den Mühlgraben gehen kann. Sonst würde sie bald erkennen, dass sie ihre eigenste, bessere Natur verloren! Und dann ginge sie auch in den Mühlgraben.

Ihre Lippen haben wieder den strengen, sibyllinischen Zug! Ich schweige lange!

Und ihr Lieblingsschriftsteller Jens Peter Jakobsen!

Was sagen Sie zu Edele Lyhne?

Ich habe sie einmal mit Edele verglichen. Sie liebt die Anspielung nicht.

Sie wissen, dass ich mir Anzüglichkeiten verbitte. Dass der Dichter schliesslich von Edele nichts besseres weiss, als eine Backfischliebe, die sie schweigend mit sich herumgetragen, dafür kann nicht Edele, dafür kann nur der Dichter, nur die Männer, jämmerliche, sentimentale Schwächlinge, die ihr seid! Und nun Sie! Was reden Sie hier von Liebe!

Und ihre Lippen begannen herbe und spöttisch zu lächeln.

Und Sie wollen der Schönheit des Meeres als einem Fluch anheim gefallen sein! Hat Sie das Meer noch nicht gelehrt, schwachmütige Sentimentalitäten als das zu betrachten, was sie sind? Sie Ärmster Sie!

Und sie reicht mir halb bedauernd die Hand, und ich Tor schlage ein.

Und lassen Sie Ihre albernen Gedanken und kommen Sie rasch zur Düne herauf.

Wir klimmen mit Mühe gegen den Sturmwind, um uns stieben schneesturmgleich die Sandwehen. Finster leuchtet das Schwarz der ungefügen Wolkengebilde, ein mattfahler Schwefelstreifen leckt an ihnen empor; geisterhaft verschäumt die tobende Brandung. Ein verlorner Möwenschrei!

Der Sturmwind presst uns nahe aneinander; ich fühle ihre Schulter an meiner Brust. Ihre Züge sind schöner als je, aber unbeweglich, und geisterhaft weiss wie Marmorstein!

Und ihre Zähne pressen leise die Unterlippe.

Weltverschollen, in engster Nähe, und doch klüfteweit getrennt!

Und dann schreiten wir stumm hernieder.

Und das Licht brennt noch lange bei mir, während das Dunkel schon stundenlang in ihrem Zimmer wob!

Heute ist ihr Geburtstag! ich habe Rosen bestellt! Dunkelblutrot und schneeweiss. Zwei Körbe duften vor mir. Wahllos streue ich aus dem einen Korb hierhin und dorthin. Sie liebt diese verschwenderische Fülle. Den andern Korb schicke ich ihr hinauf.

Eine halbe Stunde später ist sie unten.

Sie Böser, wie gut Sie sind.

Und ihre wunderbaren Augen sprechen, und sie reicht mir beide Hände.

Wie gut Sie sind!

Und wir sitzen am Kaffeetisch. Sie sorgt mit hausmütterlichem Eifer. Sie spricht dieses und jenes und fast, als ob sie ein Gefühl der Schuld bedrücke.

Und schliesslich stützt sie ihren Kopf in die Hand und sieht mich an! und nickt mir leise zu, und dann liegt ihre Hand einen Augenblick weich auf der meinen.

Und nun, Lieber, wollen wir hinaus!

Ich habe übrigens noch eine Neuigkeit für Sie. Mein Freund kommt zu Besuch. Sie wissen, dessen Gedichte ich Ihnen neulich vorlas. Sie wollten ihn gerne kennen lernen, Jolanthe.

Sie schweigt!

Nun, was sagen Sie?

Warum ein dritter in unserm Beisammensein?

Und ihre Augen leuchten weich.

Nun, wie Sie wollen!

Und ihre Stimme klingt plötzlich hart.

Und sie wendet sich und geht, um sich zum Spaziergang fertig zu machen.

Ich weiss nicht, was sie will!

Aber nächstes Jahr überlasse ich ihr mein Haus. Mag sie mit einem andern Freunde hausen; sie hat recht, das Meer soll mich nicht lieben lehren! Ich gehe nach Fanö! Mag sie sehen! Und ich stampfe entschlossen mit dem Fusse und greife nach der Rose, die ihrer Hand entfallen." "Die arme Jolanthe," sagte Fides mit einem Ton spöttischen Bedauerns, als Randers schloss. Er lachte und zuckte die Achseln.

"Hoffentlich nimmt sie Ihr Blockhaus für das nächste Jahr nicht an," sagte Fides. "Sie wird an dieser Erfahrung genug haben." "Ja, aber er will ja eben nicht heiraten, sich nicht sentimental binden." "Er ist eben ein Phantast," erwiderte sie mit besonderer Betonung, "der sich unmögliche Verhältnisse erträumt." "Sagen Sie das nicht." "Aber ich bitte Sie! Übrigens wissen Sie das wunderschön auszumalen." "Ist es nicht schön?" "Sie sind ein Dichter." "Nicht doch!" "Sie können einem ordentlich den Mund wässern machen." "Sehen Sie!" 13.

Randers hatte Rosen auf seinem Zimmer gefunden.

Er lief durch die Felder und dachte an diese Rosen. Wie kommt sie dazu, dir Rosen zu schicken? Hat sie dich denn nicht verstanden? Glaubt sie, du meinst es nicht ernst? Du würdest nicht nach Fanö gehen und Jolanthe einem andern überlassen?

Ganz gewiss, meine Gnädigste, ich will Jolanthe nicht heiraten, und Sie nicht, und keine andere! Oder wollten Sie mir mit den Rosen Ihre Anerkennung für meine Standhaftigkeit bezeigen?

Eine Tugendrose?

Er pflückte einen grossen Feldstrauss, allerlei Gräser und letzte Sommerblumen, reifende Haselnüsse und einen Zweig fast schon schwarzer Brombeeren und brachte ihn Fides.

"Für die Rosen," sagte er. "Wie schön! Ich danke Ihnen."


10 - 2. Buch, Kapitel 9 - 13 10 - Book 2, Chapters 9 - 13

9.

Es war der dritte Regentag. Aber es regnete nicht mehr so anhaltend. Nur hin und wieder fielen kurze Regenschauer. Aber es war kühl und windig, und zerrissene Wolkenfetzen jagten am Himmel hin, wie Flüchtlinge eines zersprengten Heeres.

"Was ist das Leben? All dieses Leben nach aussen hin, welche Befriedigung gewährt es zuletzt?" sagte Randers. "Ist nicht alles so verzweifelt farblos, öde, wenn wir nicht etwas Farbe hinzutun—aus unsern innern Farbtöpfen, etwas Goldschaum dran wenden, einen bunten Schleier darüber decken?" Fides sass am Flügel, die Hände in dem Schoss, mit dem Rücken gegen das Instrument.

"Die Philosophie eines Träumers, die nur Traumfrüchte pflücken wird. Wie wollen Sie sich ein Leben zimmern, ein Haus bauen? In Luftschlössern kann man doch nicht wohnen." "Oho, gewiss kann man das! Leben wir nicht alle in Luftschlössern? Unser eigenstes, höchstes und feinstes Leben—" "Ich bin praktischer," unterbrach sie ihn lachend, "ich halte es mit der Wirklichkeit. Ich lobe mir die Realitäten. Wünsche und Träume haben wir ja alle. Aber wir suchen und wollen doch ihre Verwirklichung." "Wenn sie sich aber nicht verwirklichen lassen?" "Dann resigniert man eben." "Oder begnügt sich mit dem Traum der Erfüllung." "Das versteh ich nicht." "Was Sie nicht in der Wirklichkeit besitzen können Sie doch im Traum besitzen, in der Einbildung." "Um nachher doppelt enttäuscht zu werden?" Er zuckte die Achseln.

"Man muss Philosoph oder Dichter sein, um leben zu können," sagte er. "Oder Eroberer." Er sah sie gross an.

"Wenn einem aber hierzu die Kraft fehlt?" "Dann muss man nicht auf Eroberungen ausgehen und sich an der Philosophie genügen lassen." "Also." Eine Pause, die sie mit ein paar Läufen ausfüllte.

"Im Besitz liegt das Glück doch nicht," stiess er hervor. "Aber man will doch schliesslich besitzen." "Glück ist Sehnsucht, Erfüllung ist Tod." "Ist das von Ihnen?" "Wie so?" "Das klingt wie aus einem Gedicht." "Wie ist es zum Beispiel mit der Liebe?" rief er, warm geworden und auf ihre Bemerkung nicht eingehend.

"Sie meinen, die hört mit dem Besitz auf?" fragte sie.

"Ja." "Sprechen Sie aus Erfahrung?" Sie lachte ein wenig spöttisch und überlegen, als wüsste sie das besser. Und er lachte auch. Was sollte er darauf antworten?

"Ausnahmen gebe ich ja zu," sagte er. "Also doch." "Die Liebe kennt überhaupt keine Regeln, sie kennt nur Ausnahmen." "Also Streit um des Kaisers Bart." "Sie haben recht. Spielen Sie mir lieber noch etwas Chopin. Oder den Totentanz." "Ihr ewiger Totentanz." Sie präludierte ein paar kurze Takte und spielte Webers "Aufforderung zum Tanz". Er schüttelte missbilligend den Kopf.

Er liebte diese Musik nicht. Er erhob sich leise und trat in die offene Verandatür und sah in den windbewegten Park hinaus.

Ob sie es gemerkt hatte?

Sie hielt mitten im Stück auf.

"Es ist nichts," sagte sie. "Ich mag heute nicht spielen." 10.

Der nächste Tag war ein Sonntag.

Ob er mit in die Kirche wolle?

Ja.

Er sah, dass seine Bereitwilligkeit sie etwas in Erstaunen setzte, obgleich sie kein Wort darüber verlor.

Sie musste ihn natürlich für einen Freigeist halten, für einen Religionsverächter. Darüber musste er sie doch gelegentlich aufklären. Da machte sie sich ein ganz falsches Bild von ihm. Glaubte sie, er wäre aus so grobem Stoff, wie diese "aufgeklärten" Leute, die an dem Einmaleins und der Entdeckung der Bazillen genug haben, und glauben, sie hätten jetzt den lieben Gott aus der Welt hinausgerechnet und hinausexperimentiert? Den Weg zum Christentum freilich fände er wohl nicht wieder zurück. Aber das Göttliche vermochte er doch nicht zu leugnen. Was ihm, dem Doktor Philosophiae Henning Randers, ausreichte, genügte deshalb noch lange nicht für Claus Piepenbrink. Claus musste etwas Greifbares in die Hand bekommen, ein Seil, woran er sich längs tasten konnte. Und dieses Seil war die christliche Religion, dieses Seil drehte ihm die Kirche. Und nun gar ein Weib ohne Religion! Natürlich liebte er nicht die Betschwestern. Aber er hasste diese "aufgeklärten," wissenschaftlichen, bebrillten Blaustrümpfe. Und das war seine innerste Ansicht von der Sache und seine festgegründete Überzeugung, nicht etwa eine augenblickliche, sentimentale Wallung, veranlasst durch die Tatsache, dass Fides die Kirche besuchte.

Er war durchaus unabhängig von Fides, wenn er auch die Wahrheit seiner Ansichten nie so empfunden hatte, wie jetzt, wo sie neben ihm im Kirchenstuhl sass, mit gleichmässiger, stiller Aufmerksamkeit der Predigt folgte und unbekümmert um seine Anwesenheit laut und innig die Choräle mitsang.

Sie schob ihm dabei ihr Gesangbuch etwas zu, und er mischte schüchtern seine harte, modulationslose Stimme in ihre tiefen Glocken. Und es war ihm, als trüge sie ihn, wie ihre Stimme seine Stimme trug. Als hätte sie ihn an der Hand gefasst, als fühlte er eine treue, sichere Hand, die ihn einen ruhigen, sonntäglich schönen Weg führte, dorthin, wo Friede war und Glück und Wunschlosigkeit und Dankbarkeit, das kindliche Gefühl der Geborgenheit. Und er sang zuletzt ganz laut und tapfer die schlichten, innigen Verse des alten Paul Fleming mit.

Lass dich nur ja nichts dauern     Mit Trauern! Sei stille! Wie Gott es fügt,   So sei vergnügt,     Mein Wille.

Was willst du heute sorgen     Auf morgen? Der Eine   Steht allem für;   Der gibt auch dir     Das deine.

Sei nur in allem Handeln     Ohn Wandeln,     Steh feste! Was Gott beschleusst,   Das ist und heisst     Das Beste.

Und als sie aufsahen und ihre Blicke sich trafen, wunderte er sich, dass diese junge Dame neben ihm die Komtesse Fides Bruckner war. Ihm war, als hätte er sie schon jahrelang gekannt, so nah waren sie sich durch diesen gemeinsamen Gesang gekommen. Es war ein ruhiges Gefühl der Zugehörigkeit, wie zwischen Bruder und Schwester.

Dies war der schönste Tag, der ihm seit Jahren geschenkt worden war. Er trug nachher ihr Gesangbuch und behielt es auch während der ganzen Rückfahrt, und er hielt es zärtlich wie einen geliebten Gegenstand.

Das war der schönste Tag!

11.

Randers wollte abreisen und blieb, wollte wieder abreisen und blieb, bis es ihm eines Tages schwer aufs Herz fiel: Wie wirst du dich von all diesem trennen können?

Das ist es, was du dir unter einer Ehe denkst, dies harmonische Nebeneinander, Miteinander, ohne Verpflichtungen. Aber auf die Dauer geht so etwas nicht ohne Standesamt. Und das ist eine Unmöglichkeit!

Es kamen Briefe aus Hamburg, die ihn neckten und welche, die ihn beneideten. Und er antwortete mit ernsthaften und langen Auseinandersetzungen über die Ehe, eine Ehe, auf die sich nur ein ganz vorurteilsloses, aristokratisches Weib einlassen würde. Er glaube dieses Weib in Fides gefunden zu haben, aber er dächte zu aristokratisch, um ihr eine Mesalliance zuzumuten. Und so wie sich eine wirkliche Gefahr zeige, würde er abreisen.

Und Gerdsen schrieb:

"Die Ehe, die Sie wollen, ist keine Ehe, liebster Doktor. Ich würde noch mehr Worte darüber verlieren, wenn mir irgendwie über den Ausgang Ihrer jetzigen kleinen 'Episode' bange wäre. Übrigens wissen Sie, dass ich Ihre Aristokratismen nicht teile. Ein bisschen bürgerliche Auffrischung kann dem Adel nur gut sein. Aber ob Sie der sind, von dem eine Auffrischung zu erwarten ist, daran darf ich wohl in aller Freundschaft zweifeln.

"Ich wünsche Ihnen ein gesundes Verhältnis mit einem Bauernmädel. Ich würde Sie gerne auf lange Zeit in irgend eine ländliche, urbäuerliche Einsamkeit verbannen, oder meinetwegen zwischen Ihre geliebten norwegischen Schären, damit die Natur Sie einmal derb beim Wickel nähme und Ihre ganze platonische Phantasieerotik mit kräftigem Besen auskehrte.

"Nichts für ungut. Aber ich musste es mal sagen, obgleich es nichts nützt. Sie müssen nun so verbraucht werden." "Sie haben recht," schrieb Randers zurück, "Es ist alles Unsinn! Ich werde überhaupt nicht heiraten." 12.

"Was haben Sie denn da?" fragte Fides, als Randers mit einigen beschriebenen Blättern in der Hand eintrat, froh, Fides allein zu finden.

"Sie haben mich neulich mit meinem Blockhaus ausgelacht," sagte er. "Hier ist es." "Das da?" "Ja, ich habe es heute Nacht aufgezimmert, und ich bin neugierig, wie es Ihnen gefallen wird." "Da bin ich doch auch neugierig." "Ich finde es übrigens gar nicht hübsch von Ihnen," setzte sie scherzend hinzu, "dass Sie immer noch an Ihrem Blockhaus festhalten. Es gefällt Ihnen hier bei uns also nicht so gut, dass Sie es vergessen könnten." "Oh," sagte er betroffen. "Doch! ich bitte! Es ist so schön bei Ihnen. Und dann ist es ja nur eine Idee, eine fixe Idee. Es wird ja nie etwas daraus werden." "Ich gönnte es Ihnen schon, damit Sie gründlich von Ihrer Romantik geheilt würden." Er lachte.

Und dann bat er sie, in sein Blockhaus einzutreten, und sie legte sich mit einem gespannten Ausdruck, halb neugierig, halb belustigt, in ihren Stuhl zurück und hörte ihm zu.

"Ein Blockhaus, halb vergraben unter den Sandwehen des Novembersturmes, in dem wilden Lister Dünengebirge." Der Grossstadt entronnen, fallen mit mir drei phantastisch wilde Gesellen in die hellerleuchtete Hütte ein, und wir richten uns bei überfliessendem Nord-Nordgrog in der Winterwildnis ein.

Und ich bin der Herr im Hause!

Und schliesslich werfe ich sie alle hinaus. Denn ich erwarte andern Besuch. Eine Künstlerin, nicht dem Beruf nach, sondern in ihrer eigensten, inneren Natur.

Der äusseren Konvenienz fragt sie nicht nach; aber die trennende Schranke schafft sie sich durch die eigenstolze Natur.

Der Bechsteinsche Flügel steht schon bereit; unsere drei Zimmer sind mit dichten Damastdecken ausgelegt; kein Schritt ist auf den dunklen Teppichen hörbar. Mattes Ampellicht. Ich habe einen Samowar besorgt; die Behaglichkeit des dampfenden Kessels soll uns nicht fehlen.

Was werden wir lesen? Ich habe Turgenjeff verschrieben: sie erinnert in ihrer stolzen Selbstherrlichkeit an russische Frauengestalten! Und dann spielen und singen wir! Keine Miniaturlieder. Sentimentalitäten sind verbannt! Franz Schubert, einiges wenige von Schumann, die Norweger, Grieg vor allem, und dann Löwes unvergleichliche Balladen "Herr Olaf" und "Edward". Wie das wohl über die Heide klingen wird:

Dein Schwert wie ist's von Blut so rot,   Dein Schwert wie ist's von Blut so rot,           Edward! Edward!

Und dazu die messerscharfen, schneidenden Akkorde der Verzweiflung, die jagende Sechzehntelfigur der Begleitung, die sich schliesslich immer mehr verdichtet, bis sie wie zu einem höllischen Furientanze zusammenwächst.

Das sind Lieder, wie sie der novembersturmgepeitschten Nordseewelle gemäss sind.

Wir lesen, wir spielen, wir wandern, wir schweigen auch viel, schweigen, und ich greife hin und wieder einen halbverlorenen phantastischen Akkord.

Der Sturmwind heult und rüttelt an den verschlossenen Läden.

Jeweilig ist das Schweigen so sonderbar zwischen uns, so beredt, zu beredt fast, so dass wir zu reden beginnen.

Wie denken Sie über Rebekka West? So hat sie ihr langes Zusammenleben mit Rosmer doch zur Liebe geführt!

Ihre Lippen zucken verächtlich.

Dass Rebekka liebt, dass sie zu lieben vermeint, ist nichts weiter, wie das Gefühl der Schuld, das Rosmer gegenüber auf ihr lastet! Von dem Gefühl der früheren Gewissenlosigkeit gepeinigt, täuscht sie sich über sich selbst. Ein Glück, dass sie in den Mühlgraben gehen kann. Sonst würde sie bald erkennen, dass sie ihre eigenste, bessere Natur verloren! Und dann ginge sie auch in den Mühlgraben.

Ihre Lippen haben wieder den strengen, sibyllinischen Zug! Ich schweige lange!

Und ihr Lieblingsschriftsteller Jens Peter Jakobsen!

Was sagen Sie zu Edele Lyhne?

Ich habe sie einmal mit Edele verglichen. Sie liebt die Anspielung nicht.

Sie wissen, dass ich mir Anzüglichkeiten verbitte. Dass der Dichter schliesslich von Edele nichts besseres weiss, als eine Backfischliebe, die sie schweigend mit sich herumgetragen, dafür kann nicht Edele, dafür kann nur der Dichter, nur die Männer, jämmerliche, sentimentale Schwächlinge, die ihr seid! Und nun Sie! Was reden Sie hier von Liebe!

Und ihre Lippen begannen herbe und spöttisch zu lächeln.

Und Sie wollen der Schönheit des Meeres als einem Fluch anheim gefallen sein! Hat Sie das Meer noch nicht gelehrt, schwachmütige Sentimentalitäten als das zu betrachten, was sie sind? Sie Ärmster Sie!

Und sie reicht mir halb bedauernd die Hand, und ich Tor schlage ein.

Und lassen Sie Ihre albernen Gedanken und kommen Sie rasch zur Düne herauf.

Wir klimmen mit Mühe gegen den Sturmwind, um uns stieben schneesturmgleich die Sandwehen. Finster leuchtet das Schwarz der ungefügen Wolkengebilde, ein mattfahler Schwefelstreifen leckt an ihnen empor; geisterhaft verschäumt die tobende Brandung. Ein verlorner Möwenschrei!

Der Sturmwind presst uns nahe aneinander; ich fühle ihre Schulter an meiner Brust. Ihre Züge sind schöner als je, aber unbeweglich, und geisterhaft weiss wie Marmorstein!

Und ihre Zähne pressen leise die Unterlippe.

Weltverschollen, in engster Nähe, und doch klüfteweit getrennt!

Und dann schreiten wir stumm hernieder.

Und das Licht brennt noch lange bei mir, während das Dunkel schon stundenlang in ihrem Zimmer wob!

Heute ist ihr Geburtstag! ich habe Rosen bestellt! Dunkelblutrot und schneeweiss. Zwei Körbe duften vor mir. Wahllos streue ich aus dem einen Korb hierhin und dorthin. Sie liebt diese verschwenderische Fülle. Den andern Korb schicke ich ihr hinauf.

Eine halbe Stunde später ist sie unten.

Sie Böser, wie gut Sie sind.

Und ihre wunderbaren Augen sprechen, und sie reicht mir beide Hände.

Wie gut Sie sind!

Und wir sitzen am Kaffeetisch. Sie sorgt mit hausmütterlichem Eifer. Sie spricht dieses und jenes und fast, als ob sie ein Gefühl der Schuld bedrücke.

Und schliesslich stützt sie ihren Kopf in die Hand und sieht mich an! und nickt mir leise zu, und dann liegt ihre Hand einen Augenblick weich auf der meinen.

Und nun, Lieber, wollen wir hinaus!

Ich habe übrigens noch eine Neuigkeit für Sie. Mein Freund kommt zu Besuch. Sie wissen, dessen Gedichte ich Ihnen neulich vorlas. Sie wollten ihn gerne kennen lernen, Jolanthe.

Sie schweigt!

Nun, was sagen Sie?

Warum ein dritter in unserm Beisammensein?

Und ihre Augen leuchten weich.

Nun, wie Sie wollen!

Und ihre Stimme klingt plötzlich hart.

Und sie wendet sich und geht, um sich zum Spaziergang fertig zu machen.

Ich weiss nicht, was sie will!

Aber nächstes Jahr überlasse ich ihr mein Haus. Mag sie mit einem andern Freunde hausen; sie hat recht, das Meer soll mich nicht lieben lehren! Ich gehe nach Fanö! Mag sie sehen! Und ich stampfe entschlossen mit dem Fusse und greife nach der Rose, die ihrer Hand entfallen." "Die arme Jolanthe," sagte Fides mit einem Ton spöttischen Bedauerns, als Randers schloss. Er lachte und zuckte die Achseln.

"Hoffentlich nimmt sie Ihr Blockhaus für das nächste Jahr nicht an," sagte Fides. "Sie wird an dieser Erfahrung genug haben." "Ja, aber er will ja eben nicht heiraten, sich nicht sentimental binden." "Er ist eben ein Phantast," erwiderte sie mit besonderer Betonung, "der sich unmögliche Verhältnisse erträumt." "Sagen Sie das nicht." "Aber ich bitte Sie! Übrigens wissen Sie das wunderschön auszumalen." "Ist es nicht schön?" "Sie sind ein Dichter." "Nicht doch!" "Sie können einem ordentlich den Mund wässern machen." "Sehen Sie!" 13.

Randers hatte Rosen auf seinem Zimmer gefunden.

Er lief durch die Felder und dachte an diese Rosen. Wie kommt sie dazu, dir Rosen zu schicken? Hat sie dich denn nicht verstanden? Glaubt sie, du meinst es nicht ernst? Du würdest nicht nach Fanö gehen und Jolanthe einem andern überlassen?

Ganz gewiss, meine Gnädigste, ich will Jolanthe nicht heiraten, und Sie nicht, und keine andere! Oder wollten Sie mir mit den Rosen Ihre Anerkennung für meine Standhaftigkeit bezeigen?

Eine Tugendrose?

Er pflückte einen grossen Feldstrauss, allerlei Gräser und letzte Sommerblumen, reifende Haselnüsse und einen Zweig fast schon schwarzer Brombeeren und brachte ihn Fides.

"Für die Rosen," sagte er. "Wie schön! Ich danke Ihnen."