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DIE BEIDEN WANDERER, DIE BEIDEN WANDERER (1)

DIE BEIDEN WANDERER (1)

Berg und Tal begegnen sich nicht, wohl aber die Menschenkinder, zumal gute und böse. So kam auch einmal ein Schuster und ein Schneider auf der Wanderschaft zusammen. Der Schneider war ein kleiner hübscher Kerl und war immer lustig und guter Dinge. Er sah den Schuster von der andern Seite herankommen, und da er an seinem Felleisen merkte, was er für ein Handwerk trieb, rief er ihm ein Spottliedchen zu

'nähe mir die Naht, ziehe mir den Draht, streich ihn rechts und links mit Pech, schlag' schlag mir fest den Zweck.' Der Schuster aber konnte keinen Spaß vertragen, er verzog ein Gesicht, als wenn er Essig getrunken hätte, und machte Miene, das Schneiderlein am Kragen zu packen. Der kleine Kerl fing aber an zu lachen, reichte ihm seine Flasche und sprach 'es ist nicht bös gemeint, trink einmal und schluck die Galle hinunter.' Der Schuster tat einen gewaltigen Schluck, und das Gewitter auf seinem Gesicht fing an sich zu verziehen. Er gab dem Schneider die Flasche zurück und sprach 'ich habe ihr ordentlich zugesprochen, man sagt wohl vom vielen Trinken, aber nicht vom großen Durst. Wollen wir zusammen wandern?' 'Mir ists recht,' antwortete der Schneider, 'wenn du nur Lust hast, in eine große Stadt zu gehen, wo es nicht an Arbeit fehlt.' 'Gerade dahin wollte ich auch,' antwortete der Schuster, 'in einem kleinen Nest ist nichts zu verdienen, und auf dem Lande gehen die Leute lieber barfuß' Sie wanderten also zusammen weiter und setzten immer einen Fuß vor den andern wie die Wiesel im Schnee. Zeit genug hatten sie beide, aber wenig zu beißen und zu brechen. Wenn sie in eine Stadt kamen, so gingen sie umher und grüßten das Handwerk, und weil das Schneiderlein so frisch und munter aussah und so hübsche rote Backen hatte, so gab ihm jeder gerne, und wenn das Glück gut war, so gab ihm die Meistertochter unter der Haustüre auch noch einen Kuß auf den Weg. Wenn er mit dem Schuster wieder zusammentraf, so hatte er immer mehr in seinem Bündel. Der griesgrämige Schuster schnitt ein schiefes Gesicht und meinte 'je größer der Schelm, je größer das Glück.' Aber der Schneider fing an zu lachen und zu singen und teilte alles, was er bekam, mit seinem Kameraden. Klingelten nun ein paar Groschen in seiner Tasche, so ließ er auftragen, schlug vor Freude auf den Tisch, daß die Gläser tanzten, und es hieß bei ihm 'leicht verdient und leicht vertan.' Als sie eine Zeitlang gewandert waren, kamen sie an einen großen Wald, durch welchen der Weg nach der Königsstadt ging. Es führten aber zwei Fußsteige hindurch, davon war der eine sieben Tage lang' der andere nur zwei Tage, aber niemand von ihnen wußte, welcher der kürzere Weg war. Die zwei Wanderer setzten sich unter einen Eichenbaum und ratschlagten, wie sie sich vorsehen und für wie viel Tage sie Brot mitnehmen wollten Der Schuster sagte 'man muß weiter denken, als man geht, ich will für sieben Tage Brot mitnehmen.' 'Was,' sagte der Schneider, 'für sieben Tage Brot auf dem Rücken schleppen wie ein Lasttier und sich nicht umschauen? ich halte mich an Gott und kehre mich an nichts. Das Geld, das ich in der Tasche habe, das ist im Sommer so gut als im Winter, aber das Brot wird in der heißen Zeit trocken und obendrein schimmelig. Mein Rock geht auch nicht länger als auf die Knöchel. Warum sollen wir den richtigen Weg nicht finden? Für zwei Tage Brot und damit gut.' Es kaufte sich also ein jeder sein Brot, dann gingen sie auf gut Glück in den Wald hinein.

In dem Wald war es so still wie in einer Kirche. Kein Wind wehte, kein Bach rauschte, kein Vogel sang, und durch die dichtbelaubten Äste drang kein Sonnenstrahl. Der Schuster sprach kein Wort, ihn drückte das schwere Brot auf dem Rücken, daß ihm der Schweiß über sein verdrießliches und finsteres Gesicht herabfloß. Der Schneider aber war ganz munter, sprang daher, pfiff auf einem Blatt oder sang ein Liedchen und dachte 'Gott im Himmel muß sich freuen, daß ich so lustig bin' Zwei Tage ging das so fort, aber als am dritten Tag der Wald kein Ende nehmen wollte und der Schneider sein Brot aufgegessen hatte, so fiel ihm das Herz doch eine Elle tiefer herab: indessen verlor er nicht den Mut, sondern verließ sich auf Gott und auf sein Glück. Den dritten Tag legte er sich abends hungrig unter einen Baum und stieg den andern Morgen hungrig wieder auf. So ging es auch den vierten Tag, und wenn der Schuster sich auf einen umgestürzten Baum setzte und seine Mahlzeit verzehrte, so blieb dem Schneider nichts als das Zusehen. Bat er um ein Stückchen Brot, so lachte der andere höhnisch und sagte 'du bist immer so lustig gewesen, da kannst du auch einmal versuchen, wies tut, wenn man unlustig ist: die Vögel, die morgens zu früh singen, die stößt abends der Habicht,' kurz, er war ohne Barmherzigkeit. Aber am fünften Morgen konnte der arme Schneider nicht mehr aufstehen und vor Mattigkeit kaum ein Wort herausbringen; die Backen waren ihm weiß und die Augen rot. Da sagte der Schuster zu ihm 'ich will dir heute ein Stück Brot geben, aber dafür will ich dir dein rechtes Auge ausstechen.' Der unglückliche Schneider, der doch gerne sein Leben erhalten wollte, konnte sich nicht anders helfen: er weinte noch einmal mit beiden Augen und hielt sie dann hin, und der Schuster, der ein Herz von Stein hatte, stach ihm mit einem scharfen Messer das rechte Auge aus. Dem Schneider kam in den Sinn, was ihm sonst seine Mu tter gesagt hatte, wenn er in der Speisekammer genascht hatte 'essen, soviel man mag, und leiden, was man muß.' Als er sein teuer bezahltes Brot verzehrt hatte, machte er sich wieder auf die Beine, vergaß sein Unglück und tröstete sich damit, daß er mit einem Auge noch immer genug sehen könnte. Aber am sechsten Tag meldete sich der Hunger aufs neue und zehrte ihm fast das Herz auf Er fiel abends bei einem Baum nieder, und am siebenten Morgen konnte er sich vor Mattigkeit nicht erheben, und der Tod saß ihm im Nacken. Da sagte der Schuster 'ich will Barmherzigkeit ausüben und dir nochmals Brot geben; umsonst bekommst du es nicht, ich steche dir dafür das andere Auge noch aus.' Da erkannte der Schneider sein leichtsinniges Leben, bat den lieben Gott um Verzeihung und sprach 'tue, was du mußt, ich will leiden, was ich muß; aber bedenke, daß unser Herrgott nicht jeden Augenblick richtet, und daß eine andere Stunde kommt, wo die böse Tat vergolten wird, die du an mir verübst und die ich nicht an dir verdient habe. Ich habe in guten Tagen mit dir geteilt, was ich hatte. Mein Handwerk ist der Art, daß Stich muß Stich vertreiben. Wenn ich keine Augen mehr habe, und nicht mehr nähen kann, so muß ich betteln gehen. Laß mich nur, wenn ich blind bin, hier nicht allein liegen, sonst muß ich verschmachten.' Der Schuster aber, der Gott aus seinem Herzen vertrieben hatte, nahm das Messer und stach ihm noch das linke Auge aus. Dann gab er ihm ein Stück Brot zu essen, reichte ihm einen Stock und führte ihn hinter sich her.

Als die Sonne unterging, kamen sie aus dem Wald, und vor dem Wald auf dem Feld stand ein Galgen Dahin leitete der Schuster den blinden Schneider, ließ ihn dann liegen und ging seiner Wege. Vor Müdigkeit, Schmerz und Hunger schlief der Unglückliche ein und schlief die ganze Nacht. Als der Tag dämmerte, erwachte er, wußte aber nicht, wo er lag. An dem Galgen hingen zwei arme Sünder, und auf dem Kopfe eines jeden saß eine Krähe. Da fing der eine an zu sprechen 'Bruder, wachst du?' 'Ja, ich wache,' antwortete der zweite. 'So will ich dir etwas sagen,' fing der erste wieder an, 'der Tau, der heute Nacht über uns vom Galgen herabgefallen ist, der gibt jedem, der sich damit wäscht, die Augen wieder. Wenn das die Blinden wüßten, wie mancher könnte sein Gesicht wiederhaben der nicht glaubt, daß das möglich sei.' Als der Schneider das hörte, nahm er sein Taschentuch, drückte es auf das Gras, und als es mit dem Tau befeuchtet war, wusch er seine Augenhöhlen damit. Alsbald ging in Erfüllung, was der Gehenkte gesagt hatte, und ein Paar frische und gesunde Augen füllten die Höhlen. Es dauerte nicht lange, so sah der Schneider die Sonne hinter den Bergen aufsteigen: vor ihm in der Ebene lag die große Königsstadt mit ihren prächtigen Toren und hundert Türmen, und die goldenen Knöpfe und Kreuze, die auf den Spitzen standen, fingen an zu glühen Er unterschied jedes Blatt an den Bäumen, erblickte die Vögel, die vorbeiflogen, und die Mücken, die in der Luft tanzten. Er holte eine Nähnadel aus der Tasche, und als er den Zwirn einfädeln konnte, so gut, als er es je gekonnt hatte, so sprang sein Herz vor Freude. Er warf sich auf seine Knie, dankte Gott für die erwiesene Gnade und sprach seinen Morgensegen: er vergaß auch nicht, für die armen Sünder zu bitten, die da hingen wie der Schwengel in der Glocke, und die der Wind aneinander schlug. Dann nah m er seinen Bündel auf den Rücken, vergaß bald das ausgestandene Herzeleid und ging unter Singen und Pfeifen weiter.

Das erste, was ihm begegnete, war ein braunes Füllen, das frei im Felde herumsprang. Er packte es an der Mähne, wollte sich aufschwingen und in die Stadt reiten. Das Füllen aber bat um seine Freiheit; 'ich bin noch zu jung,' sprach es, 'auch ein leichter Schneider wie du bricht mir den Rücken entzwei, laß mich laufen, bis ich stark geworden bin. Es kommt vielleicht eine Zeit, wo ich dirs lohnen kann.' 'Lauf hin,' sagte der Schneider, 'ich sehe, du bist auch so ein Springinsfeld.' Er gab ihm noch einen Hieb mit der Gerte über den Rücken, daß es vor Freude mit den Hinterbeinen ausschlug, über Hecken und Gräben setzte und in das Feld hineinjagte

Aber das Schneiderlein hatte seit gestern nichts gegessen. 'Die Sonne,' sprach er, 'füllt mir zwar die Augen, aber das Brot nicht den Mund. Das erste, was mir begegnet und halbwegs genießbar ist, das muß herhalten.' Indem schritt ein Storch ganz ernsthaft über die Wiese daher. 'Halt, halt,' rief der Schneider und packte ihn am Bein, 'ich weiß nicht, ob du zu genießen bist, aber mein Hunger erlaubt mir keine lange Wahl, ich muß dir den Kopf abschneiden und dich braten.' 'Tue das nicht,' antwortete der Storch, 'ich bin ein heiliger Vogel, dem niemand ein Leid zufügt, und der den Menschen großen Nutzen bringt. Läßt du mir mein Leben, so kann ich dirs ein andermal vergelten.' 'So zieh ab, Vetter Langbein,' sagte der Schneider. Der Storch erhob sich, ließ die langen Beine hängen und flog gemächlich fort.

'Was soll daraus werden?' sagte der Schneider zu sich selbst, 'mein Hunger wird immer größer und mein Magen immer leerer Was mir jetzt in den Weg kommt, das ist verloren.' Indem sah er auf einem Teich ein paar junge Enten daherschwimmen. 'Ihr kommt ja wie gerufen,' sagte er, packte eine davon, und wollte ihr den Hals umdrehen. Da fing eine alte Ente, die in dem Schilf steckte, laut an zu kreischen, schwamm mit aufgesperrtem Schnabel herbei und bat ihn flehentlich, sich ihrer lieben Kinder zu erbarmen. 'Denkst du nicht,' sagte sie, 'wie deine Mutter jammern würde, wenn dich einer wegholen und dir den Garaus machen wollte?' 'Sei nur still,' sagte der gutmütige Schneider, 'du sollst deine Kinder behalten,' und setzte die Gefangene wieder ins Wasser. Als er sich umkehrte, stand er vor einem alten Baum, der halb hohl war, und sah die wilden Bienen aus- und einfliegen. 'Da finde ich gleich den Lohn für meine gute Tat,' sagte der Schneider, 'der Honig wird mich laben.' Aber der Weisel kam heraus, drohte und sprach 'wenn du mein Volk anrührst und mein Nest zerstörst, so sollen dir unsere Stacheln wie zehntausend glühende Nadeln in die Haut fahren. Läßt du uns aber in Ruhe und gehst deiner Wege, so wollen wir dir ein andermal dafür einen Dienst leisten.' Das Schneiderlein sah, daß auch hier nichts anzufangen war


DIE BEIDEN WANDERER (1)

Berg und Tal begegnen sich nicht, wohl aber die Menschenkinder, zumal gute und böse. Mountain and valley do not meet, but children do, especially good and bad. So kam auch einmal ein Schuster und ein Schneider auf der Wanderschaft zusammen. So a cobbler and a tailor came together on the way. Der Schneider war ein kleiner hübscher Kerl und war immer lustig und guter Dinge. The tailor was a little handsome guy and was always funny and good things. Er sah den Schuster von der andern Seite herankommen, und da er an seinem Felleisen merkte, was er für ein Handwerk trieb, rief er ihm ein Spottliedchen zu He saw the shoemaker approach from the other side, and seeing from his fur iron what kind of craft he was doing, he called him a mock song

'nähe mir die Naht, ziehe mir den Draht, streich ihn rechts und links mit Pech, schlag' schlag mir fest den Zweck.' 'sew the seam to me, pull the wire, paint it on the right and left with bad luck, hit' beat me the purpose. ' Der Schuster aber konnte keinen Spaß vertragen, er verzog ein Gesicht, als wenn er Essig getrunken hätte, und machte Miene, das Schneiderlein am Kragen zu packen. The shoemaker, however, couldn't take any fun, grimacing as if he had been drinking vinegar, and made a face to grab the little tailor by the collar. Der kleine Kerl fing aber an zu lachen, reichte ihm seine Flasche und sprach 'es ist nicht bös gemeint, trink einmal und schluck die Galle hinunter.' The little guy started laughing, handed him his bottle and said 'it doesn't mean bad, have a drink and swallow the bile.' Der Schuster tat einen gewaltigen Schluck, und das Gewitter auf seinem Gesicht fing an sich zu verziehen. The shoemaker swallowed hard and the thunderstorm on his face began to wane. Er gab dem Schneider die Flasche zurück und sprach 'ich habe ihr ordentlich zugesprochen, man sagt wohl vom vielen Trinken, aber nicht vom großen Durst. He handed the bottle back to the tailor and said, 'I gave her a good deal, one speaks of drinking a lot, but not of being very thirsty. Wollen wir zusammen wandern?' 'Mir ists recht,' antwortete der Schneider, 'wenn du nur Lust hast, in eine große Stadt zu gehen, wo es nicht an Arbeit fehlt.' "I'm fine," replied the tailor, "if you just feel like going to a big city where there is no shortage of work." 'Gerade dahin wollte ich auch,' antwortete der Schuster, 'in einem kleinen Nest ist nichts zu verdienen, und auf dem Lande gehen die Leute lieber barfuß' Sie wanderten also zusammen weiter und setzten immer einen Fuß vor den andern wie die Wiesel im Schnee. Zeit genug hatten sie beide, aber wenig zu beißen und zu brechen. They both had enough time, but little to bite and break. Wenn sie in eine Stadt kamen, so gingen sie umher und grüßten das Handwerk, und weil das Schneiderlein so frisch und munter aussah und so hübsche rote Backen hatte, so gab ihm jeder gerne, und wenn das Glück gut war, so gab ihm die Meistertochter unter der Haustüre auch noch einen Kuß auf den Weg. When they came to a city they went around and greeted the craft, and because the little tailor looked so fresh and cheerful and had pretty red cheeks, everyone gladly gave him, and if luck was good, the master daughter gave him a kiss on the way under the door. Wenn er mit dem Schuster wieder zusammentraf, so hatte er immer mehr in seinem Bündel. When he met the cobbler again, he always had more in his bundle. Der griesgrämige Schuster schnitt ein schiefes Gesicht und meinte 'je größer der Schelm, je größer das Glück.' The grumpy cobbler cut a crooked face and said "the bigger the prankster, the bigger the luck." Aber der Schneider fing an zu lachen und zu singen und teilte alles, was er bekam, mit seinem Kameraden. Klingelten nun ein paar Groschen in seiner Tasche, so ließ er auftragen, schlug vor Freude auf den Tisch, daß die Gläser tanzten, und es hieß bei ihm 'leicht verdient und leicht vertan.' If a few pennies rang in his pocket, he had it applied, knocked on the table with joy that the glasses were dancing, and it meant "easily earned and easily missed." Als sie eine Zeitlang gewandert waren, kamen sie an einen großen Wald, durch welchen der Weg nach der Königsstadt ging. When they had wandered for a while, they came to a large forest through which the path to the royal city went. Es führten aber zwei Fußsteige hindurch, davon war der eine sieben Tage lang' der andere nur zwei Tage, aber niemand von ihnen wußte, welcher der kürzere Weg war. Die zwei Wanderer setzten sich unter einen Eichenbaum und ratschlagten, wie sie sich vorsehen und für wie viel Tage sie Brot mitnehmen wollten Der Schuster sagte 'man muß weiter denken, als man geht, ich will für sieben Tage Brot mitnehmen.' The two hikers sat under an oak tree and advised how to plan and for how many days they wanted to take bread with them. The shoemaker said 'You have to think further than you go, I want to take bread for seven days.' 'Was,' sagte der Schneider, 'für sieben Tage Brot auf dem Rücken schleppen wie ein Lasttier und sich nicht umschauen? "What," said the tailor, "dragging bread on your back like a pack animal for seven days and not looking around? ich halte mich an Gott und kehre mich an nichts. I adhere to God and do not turn anything. Das Geld, das ich in der Tasche habe, das ist im Sommer so gut als im Winter, aber das Brot wird in der heißen Zeit trocken und obendrein schimmelig. The money I have in my pocket is as good in summer as in winter, but the bread gets dry in the hot season and moldy on top of it. Mein Rock geht auch nicht länger als auf die Knöchel. My skirt doesn't go any longer than my ankles. Warum sollen wir den richtigen Weg nicht finden? Why shouldn't we find the right way? Für zwei Tage Brot und damit gut.' For two days of bread and therefore good. ' Es kaufte sich also ein jeder sein Brot, dann gingen sie auf gut Glück in den Wald hinein. So everyone bought their bread, and with a bit of luck they went into the forest.

In dem Wald war es so still wie in einer Kirche. Kein Wind wehte, kein Bach rauschte, kein Vogel sang, und durch die dichtbelaubten Äste drang kein Sonnenstrahl. Der Schuster sprach kein Wort, ihn drückte das schwere Brot auf dem Rücken, daß ihm der Schweiß über sein verdrießliches und finsteres Gesicht herabfloß. The shoemaker didn't say a word, the heavy bread pressed against his back so that sweat flowed down his annoying and dark face. Der Schneider aber war ganz munter, sprang daher, pfiff auf einem Blatt oder sang ein Liedchen und dachte 'Gott im Himmel muß sich freuen, daß ich so lustig bin' Zwei Tage ging das so fort, aber als am dritten Tag der Wald kein Ende nehmen wollte und der Schneider sein Brot aufgegessen hatte, so fiel ihm das Herz doch eine Elle tiefer herab: indessen verlor er nicht den Mut, sondern verließ sich auf Gott und auf sein Glück. But the tailor was very lively, so he jumped, whistled on a sheet of paper or sang a song and thought 'God in heaven must be happy that I am so funny'. It went on like this for two days, but on the third day the forest never ended and when the tailor had eaten his bread, his heart fell one cubit lower: in the meantime he did not lose heart, but relied on God and his luck. Den dritten Tag legte er sich abends hungrig unter einen Baum und stieg den andern Morgen hungrig wieder auf. So ging es auch den vierten Tag, und wenn der Schuster sich auf einen umgestürzten Baum setzte und seine Mahlzeit verzehrte, so blieb dem Schneider nichts als das Zusehen. It was the same on the fourth day, and when the shoemaker sat on a fallen tree and ate his meal, the tailor had no choice but to watch. Bat er um ein Stückchen Brot, so lachte der andere höhnisch und sagte 'du bist immer so lustig gewesen, da kannst du auch einmal versuchen, wies tut, wenn man unlustig ist: die Vögel, die morgens zu früh singen, die stößt abends der Habicht,' kurz, er war ohne Barmherzigkeit. If he asked for a piece of bread, the other laughed derisively and said 'you have always been so funny, you can also try doing something if you are not funny: the birds that sing too early in the morning, they bump in the evening Hawk, 'in short, he was without mercy. Aber am fünften Morgen konnte der arme Schneider nicht mehr aufstehen und vor Mattigkeit kaum ein Wort herausbringen; die Backen waren ihm weiß und die Augen rot. Da sagte der Schuster zu ihm 'ich will dir heute ein Stück Brot geben, aber dafür will ich dir dein rechtes Auge ausstechen.' Then the shoemaker said to him, "I want to give you a piece of bread today, but I want to prick your right eye for that." Der unglückliche Schneider, der doch gerne sein Leben erhalten wollte, konnte sich nicht anders helfen: er weinte noch einmal mit beiden Augen und hielt sie dann hin, und der Schuster, der ein Herz von Stein hatte, stach ihm mit einem scharfen Messer das rechte Auge aus. The unfortunate tailor, who wanted to save his life, couldn't help it: he wept again with both eyes and then held them out, and the cobbler, who had a heart of stone, stabbed him with a sharp knife Eye out. Dem Schneider kam in den Sinn, was ihm sonst seine Mu tter gesagt hatte, wenn er in der Speisekammer genascht hatte 'essen, soviel man mag, und leiden, was man muß.' Als er sein teuer bezahltes Brot verzehrt hatte, machte er sich wieder auf die Beine, vergaß sein Unglück und tröstete sich damit, daß er mit einem Auge noch immer genug sehen könnte. When he had eaten his expensive bread, he got back on his feet, forgot his misfortune, and consoled himself that he could still see enough with one eye. Aber am sechsten Tag meldete sich der Hunger aufs neue und zehrte ihm fast das Herz auf Er fiel abends bei einem Baum nieder, und am siebenten Morgen konnte er sich vor Mattigkeit nicht erheben, und der Tod saß ihm im Nacken. But on the sixth day the hunger came up again and almost wrenched his heart. He fell down by a tree in the evening, and on the seventh morning he could not rise from weariness and death was on his neck. Da sagte der Schuster 'ich will Barmherzigkeit ausüben und dir nochmals Brot geben; umsonst bekommst du es nicht, ich steche dir dafür das andere Auge noch aus.' Then the shoemaker said, "I will show mercy and give you bread again; you won't get it for free, I'll stick your other eye out for it. ' Da erkannte der Schneider sein leichtsinniges Leben, bat den lieben Gott um Verzeihung und sprach 'tue, was du mußt, ich will leiden, was ich muß; aber bedenke, daß unser Herrgott nicht jeden Augenblick richtet, und daß eine andere Stunde kommt, wo die böse Tat vergolten wird, die du an mir verübst und die ich nicht an dir verdient habe. Then the tailor recognized his reckless life, asked God for forgiveness and said 'do what you have to, I will suffer what I have to; but consider that our Lord does not judge every moment, and that another hour will come when the evil deed will be rewarded, which you commit against me and which I have not earned on you. Ich habe in guten Tagen mit dir geteilt, was ich hatte. Mein Handwerk ist der Art, daß Stich muß Stich vertreiben. My craft is that stitch must drive away stitch. Wenn ich keine Augen mehr habe, und nicht mehr nähen kann, so muß ich betteln gehen. Laß mich nur, wenn ich blind bin, hier nicht allein liegen, sonst muß ich verschmachten.' Der Schuster aber, der Gott aus seinem Herzen vertrieben hatte, nahm das Messer und stach ihm noch das linke Auge aus. Dann gab er ihm ein Stück Brot zu essen, reichte ihm einen Stock und führte ihn hinter sich her.

Als die Sonne unterging, kamen sie aus dem Wald, und vor dem Wald auf dem Feld stand ein Galgen Dahin leitete der Schuster den blinden Schneider, ließ ihn dann liegen und ging seiner Wege. When the sun went down they came out of the forest, and a gallows stood in front of the forest in the field. The shoemaker led the blind tailor there, then left him and went his way. Vor Müdigkeit, Schmerz und Hunger schlief der Unglückliche ein und schlief die ganze Nacht. Als der Tag dämmerte, erwachte er, wußte aber nicht, wo er lag. An dem Galgen hingen zwei arme Sünder, und auf dem Kopfe eines jeden saß eine Krähe. Da fing der eine an zu sprechen 'Bruder, wachst du?' 'Ja, ich wache,' antwortete der zweite. 'So will ich dir etwas sagen,' fing der erste wieder an, 'der Tau, der heute Nacht über uns vom Galgen herabgefallen ist, der gibt jedem, der sich damit wäscht, die Augen wieder. 'So I want to tell you something,' began the first one again, 'the dew that has fallen from the gallows above us tonight gives the eyes of everyone who washes them. Wenn das die Blinden wüßten, wie mancher könnte sein Gesicht wiederhaben der nicht glaubt, daß das möglich sei.' If only the blind knew, how many people could have their faces back without believing that it was possible. ' Als der Schneider das hörte, nahm er sein Taschentuch, drückte es auf das Gras, und als es mit dem Tau befeuchtet war, wusch er seine Augenhöhlen damit. Alsbald ging in Erfüllung, was der Gehenkte gesagt hatte, und ein Paar frische und gesunde Augen füllten die Höhlen. Es dauerte nicht lange, so sah der Schneider die Sonne hinter den Bergen aufsteigen: vor ihm in der Ebene lag die große Königsstadt mit ihren prächtigen Toren und hundert Türmen, und die goldenen Knöpfe und Kreuze, die auf den Spitzen standen, fingen an zu glühen Er unterschied jedes Blatt an den Bäumen, erblickte die Vögel, die vorbeiflogen, und die Mücken, die in der Luft tanzten. Er holte eine Nähnadel aus der Tasche, und als er den Zwirn einfädeln konnte, so gut, als er es je gekonnt hatte, so sprang sein Herz vor Freude. He took a sewing needle out of his pocket, and when he could thread the thread, as well as he ever could, his heart leapt with joy. Er warf sich auf seine Knie, dankte Gott für die erwiesene Gnade und sprach seinen Morgensegen: er vergaß auch nicht, für die armen Sünder zu bitten, die da hingen wie der Schwengel in der Glocke, und die der Wind aneinander schlug. He threw himself on his knees, thanked God for the grace he had shown, and said his morning blessing: he also did not forget to ask for the poor sinners who hung there like the bell in the bell, and whom the wind struck together. Dann nah m er seinen Bündel auf den Rücken, vergaß bald das ausgestandene Herzeleid und ging unter Singen und Pfeifen weiter.

Das erste, was ihm begegnete, war ein braunes Füllen, das frei im Felde herumsprang. The first thing he encountered was a brown fill that jumped freely around the field. Er packte es an der Mähne, wollte sich aufschwingen und in die Stadt reiten. He grabbed it by the mane, wanted to swing up and ride into town. Das Füllen aber bat um seine Freiheit; 'ich bin noch zu jung,' sprach es, 'auch ein leichter Schneider wie du bricht mir den Rücken entzwei, laß mich laufen, bis ich stark geworden bin. The filling asked for its freedom; 'I am still too young,' said it, 'even a light tailor like you breaks my back in two, let me go until I am strong. Es kommt vielleicht eine Zeit, wo ich dirs lohnen kann.' Maybe there will come a time when I can reward you. ' 'Lauf hin,' sagte der Schneider, 'ich sehe, du bist auch so ein Springinsfeld.' "Run there," said the tailor, "I see you're such a Springinsfeld too." Er gab ihm noch einen Hieb mit der Gerte über den Rücken, daß es vor Freude mit den Hinterbeinen ausschlug, über Hecken und Gräben setzte und in das Feld hineinjagte He gave him another blow with the whip on the back, so that his legs kicked for joy, set over hedges and ditches, and hurtled into the field

Aber das Schneiderlein hatte seit gestern nichts gegessen. 'Die Sonne,' sprach er, 'füllt mir zwar die Augen, aber das Brot nicht den Mund. Das erste, was mir begegnet und halbwegs genießbar ist, das muß herhalten.' The first thing I come across and is reasonably edible must serve. ' Indem schritt ein Storch ganz ernsthaft über die Wiese daher. 'Halt, halt,' rief der Schneider und packte ihn am Bein, 'ich weiß nicht, ob du zu genießen bist, aber mein Hunger erlaubt mir keine lange Wahl, ich muß dir den Kopf abschneiden und dich braten.' 'Tue das nicht,' antwortete der Storch, 'ich bin ein heiliger Vogel, dem niemand ein Leid zufügt, und der den Menschen großen Nutzen bringt. 'Don't do that,' replied the stork, 'I am a sacred bird to whom no one causes harm and which is of great benefit to people. Läßt du mir mein Leben, so kann ich dirs ein andermal vergelten.' If you give me my life, I can reward you another time. ' 'So zieh ab, Vetter Langbein,' sagte der Schneider. 'So go, cousin Langbein,' said the tailor. Der Storch erhob sich, ließ die langen Beine hängen und flog gemächlich fort.

'Was soll daraus werden?' 'What should become of it?' sagte der Schneider zu sich selbst, 'mein Hunger wird immer größer und mein Magen immer leerer Was mir jetzt in den Weg kommt, das ist verloren.' the tailor said to himself, 'my hunger is getting bigger and my stomach is getting emptier. What gets in my way now is lost.' Indem sah er auf einem Teich ein paar junge Enten daherschwimmen. 'Ihr kommt ja wie gerufen,' sagte er, packte eine davon, und wollte ihr den Hals umdrehen. "You come as you are called," he said, grabbed one of them, and wanted to turn her neck. Da fing eine alte Ente, die in dem Schilf steckte, laut an zu kreischen, schwamm mit aufgesperrtem Schnabel herbei und bat ihn flehentlich, sich ihrer lieben Kinder zu erbarmen. 'Denkst du nicht,' sagte sie, 'wie deine Mutter jammern würde, wenn dich einer wegholen und dir den Garaus machen wollte?' "Don't you think," she said, "how your mother would whine if someone wanted to take you away and kill you?" 'Sei nur still,' sagte der gutmütige Schneider, 'du sollst deine Kinder behalten,' und setzte die Gefangene wieder ins Wasser. Als er sich umkehrte, stand er vor einem alten Baum, der halb hohl war, und sah die wilden Bienen aus- und einfliegen. When he turned, he was standing in front of an old tree that was half hollow and saw the wild bees flying in and out. 'Da finde ich gleich den Lohn für meine gute Tat,' sagte der Schneider, 'der Honig wird mich laben.' "I will find the reward for my good deed right away," said the tailor, "honey will please me." Aber der Weisel kam heraus, drohte und sprach 'wenn du mein Volk anrührst und mein Nest zerstörst, so sollen dir unsere Stacheln wie zehntausend glühende Nadeln in die Haut fahren. But the wise man came out, threatened and said, 'If you touch my people and destroy my nest, our spines shall go into your skin like ten thousand glowing needles. Läßt du uns aber in Ruhe und gehst deiner Wege, so wollen wir dir ein andermal dafür einen Dienst leisten.' Das Schneiderlein sah, daß auch hier nichts anzufangen war