Regisseur Fatih Akin: "Der Xatar-Film war total wichtig für (2)
Weißt du? Und jetzt, wo sie den Film sehen, schnallen die das alle?
Begreifen das.
Aber das war halt so vor, wenn du sagst Xatar, deutsch Gangsta-Rap, da kommt dir schon so eine Ablehnung und auch Feindschaft, offene Feindschaft gegenüber.
Und ich glaube auch Rassismus auf jeden Fall.
Voll. Also wenn ich jetzt Film Dagobert machen würde, der so rum geklaut hat und Kaufhäuser in die Luft gesprengt hat und so was, da würde keiner sagen, was sind das denn für Vorbilder und so?
Aber weil er Kanak ist und weil die Leute rassistisch sind, kommen sie mit solchen Texten.
Also wenn es überhaupt so, wo Leute auch verweigern das zu sehen ist, wer kommt in dieses Land?
Und es müssen nicht Kurden oder Iraner oder sonst was sein.
Können auch Leute aus der Ukraine sein.
Weißt du, so also irgendwo ist ein Krieg auf der Welt und die Leute kommen nach Deutschland.
Auch das ist austauschbar.
Da wir in Deutschland leben und da die Sendung Germania heißt machen wir Deutschland.
So wir kommen hierher und das ist doch voll faszinierend.
Das habe ich ja bei meinen eigenen Mutter auch gesehen, dass du warst halt so eine andere soziale Schicht.
Du warst eine andere Kaste.
Du kamst aus einem ganz anderen System und kommst hier her und musst dich voll neu orientieren.
Was immer du warst, was immer du für eine große Nummer warst, von da, wo du herkommst.
Jetzt bist du hier und du bist so zero.
Was du hast ein Musikinstrumente gelernt.
Geh mal eine Toilette putzen, damit du Geld verdienst.
Deutschland kann voll hart sein.
Also frag mal die ganzen Türken, die jetzt so abhauen, so new wave und so.
So irgendwelche Künstler, Filmemacher, Wissenschaftler, Lehrer, Ärzte.
Komm hierher.
Weißte? Und wenn du Geld mitgebracht hast, ist safe. Aber wenn du nicht genug hast, dann kann Deutschland so hart sein.
Dann spürst du echt so den Beton, aber so nah unter den Füßen, wo sie sich gleich hinlegen kannst.
So ein Land ist.
Also von wegen jetzt so Chancengleichheitund das System fängt das schon auf oder so was.
Bullshit. Weißt du, es kommt auf dich selbst an und dann entsteht so eine Wandlung.
Was für einen Film immer interessant ist, wenn Figuren sich wandeln, so Schmetterlinge wandeln sich in Raupen, werden zu Schmetterlingen und umgekehrt.
So, das ist dann visuell und dann ist es interessant für mich.
Aber das passiert.
Und darum geht es auch.
Wer kommt hier her und was bedeutet das, das die hergekommen sind
und was müssen sie machen?
Der Junge sieht seine Mutter putzen, damit sie ihm das Klavier finanzieren kann, Klavierunterricht bezahlen kann.
Das schmeckt ihm nicht.
Also will er zu Geld kommen.
Also, was macht er?
Er verkauft Drogen, weißt du?
Für mich ist er dann doch so der Held, der mich durch die Geschichte führt.
So, Vorbild, lange im Gefängnis.
Was Vorbild?
Das System bestraft ihn.
Der saß lange.
Sitzt mal im Gefängnis.
Mach das mal so sechs, sieben, acht Jahre.
Hat er gemacht.
Also, er hat seinen Preis auch bezahlt.
Ich glaube, wenn es ums Kennenlernen geht, dann ist dieses Ding der Reflex mit Rassismus ist nah.
Habe ich auch bei dem Film auch erst richtig begriffen.
Deswegen ist das gut, dass ich den auch gemacht habe, weil, wenn du berühmt bist und wenn weiß ich nicht rote Teppiche und bla bla bla bla bla und alle dich so feiern, dann siehst du irgendwann den Rassismus nicht mehr so gut, weil alle finden dich ja so toll.
Aber wenn du mit solchen Leuten abhängst über die du einen Film machst, wenn du so deep gehst, wenn du so Method Directing machst, in deren Weltbild eintaucht.
Auf einmal siehst du die Welt auch durch deren Brille und du siehst den Rassismus.
Und dafür bin ich dankbar.
Aber so der Rassismus von so Leuten, die mich so anlächeln oder die über mich schreiben, den sehe ich so nicht.
Und der Film hilft mir, das so ein bisschen besser zu sehen.
Deswegen war das cool für mich, den Film gemacht zu haben.
Der Film ist ja auch so eine, so ein Portrait, Charakterstudie.
Und so, wenn ich jetzt Xatar so erzähle, also der Typ, der nicht redet und so er ist noch härter und er hat die noch dickeren Eier.
Nein, nein, nein, nein, nein, er hat das von seiner Mutter und wir zeigen das im Film.
Sie ist gefoltert worden und hat nicht verraten, wo die Peschberger Dings sind.
Ist das Stärke?
Es gibt Leute, die reden, und es gibt Leute, die nicht reden.
Es gibt Leute, die machen sich gerade und es gibt Leute, die machen es nicht gerade.
Und die, die sich gerade machen, da fängt es dann an mystisch zu werden.
Und da fängt dann an, so das dann in die Populärkultur zu gehen.
Aber diese Leute hat es immer gegeben, es hat Mandela gegeben.
Wie lange war der im Knast und ist stabil geblieben, weißt du?
Also, so was hat es immer gegeben in der Geschichte.
Es soll ja am Ende die Realität widerspiegeln, das war für mich wichtig.
Also so, wenn du jetzt in so einem Bus sitzt und die Hälfte von dem Bus oder mehr als die Hälfte von dem Bus sind,
sind jetzt so Migranten oder People of Colour oder Kanaken, wie man man sie nennen will.
Dann finde ich, muss das ja nicht nur repräsentiert werden jetzt so mit Figuren auf der Bühne, also mit Schauspielern.
Man muss noch viel tiefer greifen.
Also wenn Kuratoren nicht wegsehen, wenn Kuratoren, wenn alman Kuratoren uns was von Diversität erzählen wollen, das wird so nicht funktionieren.
Also Kuratoren, Redakteure, Filmlehrer, Lehrerinnen, das muss dahin greifen, weil sonst sehen wir nur die Reaktion, so dass das Ergebnis, die chemische das, was da am Ende bei rauskommt.
Wir müssen Teil der chemischen Substanz werden, der Formel werden.
Wir haben es im Sack. Wir haben es im Sack.
Meine Heimat ist hier und hier und hier.
Und hier im Holz.
Das sind dann so Sachen, die kann ich dann nur so spirituell wirklich beantworten, weil es gibt das kleine Ich und das große Ich.
Und ich würde ganz gern das kleine Ich in das große Ich geht.
Und daran arbeite ich gerade.
Es ist so geil.
Es ist so geil.
Danke. Es ist so geil.
Yo, hier ist Fatih Akin.
Geht auf Facebook, was Facebook?
Geht auf YouTube und guckt GERMANIA.
Und wenn Euch das gefallen hat, das Programm, geht am 27.10 oder ab 27.10 ins Kino und guckt Rheingold.
Yo, Facebook.
Was Facebook?
Bruders, Schwestern, gibt mir bitte gute Kommentare.